[0001] Die Erfindung betrifft die Verwendung von N,N-Dimethylformamid als Lösungsmittel
eines Klebstoffs und die Verwendung von N,N-Dimethylformamid zur Reinigung, insbesondere
zur Entfettung einer Polymethylmethacrylatoberfläche.
[0002] Unter Klebstoffen versteht man nicht-metallische Werkstoffe, die Körper durch Oberflächenhaftung
(Adhäsion) und innere Festigkeit (Kohäsion) verbinden können. Die Klebstoffe bestehen
aus Grundstoffen, meist natürlichen oder synthetischen organischen Polymeren, mit
Zusätzen von Lösungsmitteln, Weichmachern, Füllstoffen, Streckmitteln, Härtern oder
anderen, die Klebeeigenschaften oder das Abbinden beeinflussenden Stoffen. Zu den
Grundstoffen gehören beispielsweise wasserlösliche natürliche oder synthetische Polymere,
Naturkautschuk und synthetische Kautschuktypen wie Polychlorbutadien, thermoplastische
Hochpolymere wie Nitrocellulose, Polyvinylazetat, Polyacryl- und Polymethacrylsäureester,
Vinylchloridmischpolymere und nachchlorisiertes Polyvinylchlorid, Polyvinyläther und
Polyvinylazetale. Weitere Grundstoffe stellen synthetische, meist härtbare Harze (Phenol-
und Karbamin-Formaldehydharze, Epoxidharze, ungesättigte Polyesterharze, Polyurethane,
Polysulfide, Silikone), Naturharze, Wachse und bituminöse Massen und anorganische
Grundstoffe dar.
[0003] Zu unterscheiden sind sogenannte physikalisch abbindende Klebstoffe und Reaktionsklebstoffe.
[0004] Als physikalisch abbindend werden einkomponentige Klebstoffe bezeichnet, die Lösungsmittel
auf der Basis von organischen Chemikalien (Alkohole, Ester, Ketone oder Aromaten)
oder Wasser enthalten. Die den eigentlichen Klebevorgang auslösenden Grundstoffe sind
also in Lösungsmitteln gelöst, so daß die klebenden Grundstoffe als flüssige oder
pastöse Masse verarbeitungsfähig sind. Der Klebevorgang wird beispielsweise durch
Verdunstung der Lösungsmittel ausgelöst. Man unterscheidet Schmelzklebstoffe, Heißsiegelklebstoffe,
Kontaktklebstoffe, Haftklebstoffe und Alleskleber. Die Schmelzklebstoffe werden heiß
als Schmelze aufgetragen und bilden beim Erstarren die Klebverbindung. Verwendet werden
u.a. Mischungen von Äthylen-Vinylazetat-Copolymeren mit Harzen und Wachsen. Die sogenannten
Heißsiegelklebstoffe werden als Lösung oder Dispersionen aufgetragen. Die getrockneten
Schichten schmelzen bei der Siegelung in der Wärme und bilden die Klebverbindung.
Die sogenannten Kontaktkleber müssen auf beide zu verklebende Oberflächen aufgetragen
werden, und nach einer Vortrocknung erfolgt die Klebung durch kurzzeitiges, starkes
Zusammendrücken. Hierfür werden beispielsweise Lösungen von Synthesekautschuk und
Harzen verwendet. Unter Haftklebstoffen sind Dauerklebstoffe zu verstehen, die meist
auf Kautschuk basieren und unter geringem Druck haften. Alleskleber sind u.a. Lösungen
von Nitrozellulose, Polyvinylazetat in Estern und Ketonen, die durch Verdunstung des
Lösungsmittels abbinden.
[0005] Zu den Reaktionsklebstoffen gehören die Cyanacrylatklebstoffe, auch Sekundenkleber
genannt, und Zweikomponentenkleber, bestehend aus Bindern (Harze) und Härtern, die
getrennt aufbewahrt werden. Die Harze können ungesättigte Polyesterharze, Vinyl- und
Acrylverbindungen, Epoxid- und Polyurethanverbindungen und die Härter Peroxide der
Harzkomponenten Benzoylperoxid, Polyamine oder Polyisocyanate sein, chemisch sehr
aktive Verbindungen, die erst durch die Vermischung und Abbindung zu Polymeren vernetzen
und somit den Klebevorgang vollziehen. Diese bilden dann einen hochwirksamen Kleber,
der hohen Belastungen standhält.
[0006] Sekundenklebstoffe sind Einkomponentenprodukte auf der Basis von Cyanacrlyaten. Man
setzt dabei Methyl-, Ethyl- und Butylester der Cyanacrylsäure unter Zugabe von Weichmachern
ein. Die Cyanacrylklebstoffe härten sofort nach dem Auftragen mit Hilfe der Luftfeuchtigkeit
aus. Der Cyanacrylatklebstoff ist heute einer der weitest verbreiteten Kleberarten
im Privathaushalt und in der Industrie. Seine hohe Klebekraft, die er in kürzester
Zeit gewährleistet, hat ihn zu einem der beliebtesten Kleber seiner Zeit gemacht.
Durch seine enorme Klebekraft besitzt er allgemein den Ruf, sehr fest und vor allem
unlöslich zu sein.
[0007] Nicht gelungene Verklebungen führen jedoch oft auch zum Verlust der zu verklebenden
Teile, da bisher kein geeignetes Lösungsmittel bekannt ist, das den Cyanacrylatkleber
vor allem von empfindlichen Werkstoffen, wie z.B. Plexiglas, schonend ablösen könnte.
Bisher wurden polymere Rückstände abgeschliffen oder mit dem der Allgemeinheit schwer
zugänglichen und für empfindliche Werkstoffe ungeeigneten Lösungsmittel Aceton (Dimethylketon)
entfernt. Aceton ist als Drogenhilfsmittel bekannt und daher der breiten Masse von
Anwendern nicht zugänglich. Auch aufgrund seines hohen Dampfdrucks und seiner Brennbarkeit
stellt das Aceton ein Gefahrengut bei Lagerung, Abfüllung und Transport dar. Weiterhin
nachteilig ist, daß der hohe Dampfdruck des Acetons zu einem sehr hohen Verbrauch
beim Lösevorgang führt. Von überaus großem Nachteil ist auch, daß nur eine beschränkte
Anzahl von Materialien gegenüber Aceton beständig ist. Zur Entfernung von Klebstoff
von Textilien oder beispielsweise Plexiglas ist Aceton ungeeignet. Plexiglas, auch
Acrylglas oder Polymethylmethacrylat genannt, ist ein äußerst beliebter Werkstoff,
der überaus häufig in den unterschiedlichsten Bereichen eingesetzt wird. Es handelt
sich hierbei jedoch, wie bereits erwähnt, um einen sehr empfindlichen Kunststoff,
der bisher meist mit Lösungen auf wässriger Basis gereinigt wird. Verunreinigungen,
die nicht durch diese Lösungen entfernt werden können, sind nur auf mechanischem Wege
zu beseitigen.
[0008] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, eine Möglichkeit bereitzustellen,
durch die Klebstoffe, insbesondere Cyanacrylatklebstoffe einfach und von einer großen
Anzahl von Materialien abgelöst werden können. Weiterhin ist es Aufgabe der vorliegenden
Erfindung, eine Möglichkeit bereitzustellen, durch die der empfindliche Kunststoff
Acrylglas insbesondere vor einem Klebevorgang von einer großen Anzahl von verunreinigenden
Substanzen wie auch von Klebstoffen wie Cyanacrylatklebststoff befreit werden kann.
[0009] Diese Aufgabe wird gelöst durch die Merkmale des Patentanspruchs 1, durch die Merkmale
des Patentanspruchs 11 und durch die Merkmale des Patentanspruchs 12.
[0010] Die Unteransprüche betreffen besonders zweckmäßige Weiterbildungen der Erfindung.
[0011] Als eine erste erfindungsgemäße Lösung der Aufgabe wird die Verwendung von N,N-Dimethylformamid
als Lösungsmittel eines Klebstoffs vorgeschlagen. Dieser Klebstoff kann insbesondere
Cyanacrylatklebstoff sein.
[0012] Überraschenderweise zeigte sich, daß Klebstoffe, insbesondere die bisher als nahezu
unlöslich angesehenen Cyanacrylatklebstoffe, durch N,N-Dimethylformamid (im folgenden
kurz DMF genannt) lösbar sind und daß gleichzeitig ein weit verbreiteter, aber äußerst
empfindlicher Kunststoff wie Acrylglas beständig gegen DMF ist.
[0013] DMF ist ein bereits bekannter Stoff, der bisher beispielsweise als Trägermaterial
zur Herstellung von Kunstleder oder zur Herstellung von Polyacrylnitril-Fasern verwendet
wird. Die neu entdeckten Verwendungsmöglichkeiten von DMF sind eine große Bereicherung
für die verarbeitende Industrie wie auch für den privaten Verbraucher. Dies liegt
letztendlich auch an den für diese Verwendung optimalen Eigenschaften des DMF. DMF
ist nämlich wasserlöslich und fettlösend, frostsicher bis -61°C und sowohl leicht
als auch vollständig biologisch abbaubar. Es besitzt einen niedrigen Dampfdruck, ist
halogenfrei und wirkungsstabil über Jahre hinweg. DMF ist außerdem farblos und hat
nur einen schwachen Eigengeruch. Generell sind bei der Verwendung von DMF die Sicherheitsvorschriften
entsprechend der Gefahrenstoffverordnung einzuhalten.
[0014] DMF kann in vorteilhafter Weise zur Ablösung des Klebstoffs von einer Oberfläche
eines Kunststoffs verwendbar sein, wobei der Kunststoff insbesondere Polymethylmethacrylat
oder Polyethylen oder Polypropylen oder Polyamid oder Perfluoralkoxy-Copolymer oder
Polytetrafluorethylen oder Ethylenpropylendienmonomer oder Nitrilbutadienrubber oder
Chlorsulfoniertes Monomer oder Calrez oder Viton sein kann. Durch DMF kann der Klebstoff
nach einer äußerst kurzen Einwirkzeit folglich von einer Vielzahl von Kunststoffen,
die als besonders empfindlich bekannt sind, rückstandsfrei abgelöst werden. Sogar
ein mehrmaliges Ablösen ist ohne Zerstörung der empfindlichen Kunststoffe möglich.
[0015] In einer weiteren besonders vorteilhaften Verwendungsmöglichkeit ist vorgesehen,
daß der Kunststoff als Faser, insbesondere als Nylonfaser, ausgebildet ist.
[0016] In einer weiteren besonders vorteilhaften Verwendungsmöglichkeit ist vorgesehen,
daß DMF zur Ablösung des Klebstoffs von pflanzlichen oder tierischen Fasern verwendbar
ist. Bisher nicht zu reinigende, mit Cyanacrylatklebstoff verschmutzte Textilien,
können auf diese Art und Weise gesäubert werden, ohne die Textilien zu beschädigen.
[0017] In einer weiteren besonders vorteilhaften Verwendungsmöglichkeit ist vorgesehen,
daß DMF zur Ablösung des Klebstoffs von einer Oberfläche eines Metalls verwendbar
ist.
[0018] Weiterhin kann DMF zur Ablösung des Klebstoffs von einer Glasoberfläche verwendbar
sein. Es kann außerdem zur Ablösung des Klebstoffs von einer Keramik- oder einer Steinoberfläche
verwendbar sein.
[0019] Außerdem kann DMF in besonders vorteilhafter Weise zur Reinigung, insbesondere zur
Entfettung einer Polymethylmethacrylatoberfläche verwendbar sein. Diese Reinigung
kann beispielsweise vor einer Auftragung des Klebstoffs auf die Polymethylmethacrylatoberfläche
erfolgen. Ein Verbraucher benötigt folglich bei der Verklebung von Polymethylmethacrylatoberflächen
ausschließlich DMF, den entsprechenden Klebstoff und Wasser. Die Oberflächen können
zunächst mit DMF gereinigt und entfettet werden, was eine unbedingte Voraussetzung
für eine erfolgreiche spätere Verklebung darstellt. Nach anschließender Reinigung
mit Wasser und Trocknung kann die Verklebung der Oberflächen erfolgen. Nach dem Klebevorgang
können unerwünschter Weise mit Klebstoff verunreinigte Stellen durch DMF gereinigt
werden.
[0020] Als eine zweite erfindungsgemäße Lösung der Aufgabe ist eine Verwendung von N,N-Dimethylformamid
zur Reinigung, insbesondere zur Entfettung, einer Polymethylmethacrylatoberfläche
vorgesehen. Besonders die überraschend festgestellte Beständigkeit von Acrylglas gegen
DMF eröffnet eine Vielzahl von neuen, wirtschaftlich äußerst interessanten Anwendungsmöglichkeiten.
[0021] Als eine dritte erfindungsgemäße Lösung der Aufgabe ist ein Klebeset vorgesehen,
das einen ersten verschließbaren Behälter aufweist, der einen Klebstoff enthält, und
das einen zweiten verschließbaren Behälter aufweist, der N,N-Dimethylformamid enthält.
Ein solches Klebeset ist besonders zweckmäßig, da mit dem Klebstoff gleichzeitig ein
exzellentes Reinigungsmittel für die zu verklebenden Oberflächen und ein Mittel zur
Entfernung überschüssigen Klebstoffs zur Verfügung gestellt wird.
[0022] Eine vorteilhafte Weiterbildung der Erfindung sieht vor, daß der Klebstoff in dem
ersten verschließbaren Behälter ein Cyanacrylatklebstoff ist. Aufgrund seiner äußerst
schnellen und starken Klebekraft führt besonders dieser Klebstoff bei zahlreichen
Anwendern zu ungewollten Verklebungen, so daß der Vertrieb eines Klebesets, das gerade
diesen Klebstoff enthält, besonders sinnvoll erscheint.
[0023] Besonders vorteilhaft ist weiterhin, daß der erste und der zweite verschließbare
Behälter einstückig ausgebildet sein können. Auf diese Weise ist bei der Durchführung
eines Klebevorgangs stets auch DMF zur Reinigung und Lösung des Klebstoffs greifbar.
[0024] Weitere Vorteile gehen aus den im folgenden aufgeführten Untersuchungsergebnissen
und den beschriebenen Ausführungsformen der Erfindung hervor.
[0025] In einer ersten Untersuchung wurde die Beständigkeit von Materialien gegenüber DMF
geprüft. Dabei zeigten Glas, sämtliche im Handel erhältlichen Metalle sowie Keramik,
Steingut, Mineralsteine, Kunststeine und pflanzliche und tierische Fasern eine uneingeschränkte
Beständigkeit gegenüber DMF. Die gilt auch für synthetische Fasern wie beispielsweise
Nylonfasern. Leider ist es nicht möglich, alle bekannten Materialien auf ihre Beständigkeit
gegen DMF zu überprüfen. Die aufgeführten Materialien stellen daher nur einen Teil
der gegen DMF beständigen Materialien dar. Leder, lackierte Holzoberflächen, Farben
und Papier wiesen jedoch eine Unbeständigkeit gegenüber DMF auf. In der nachfolgenden
Tabelle 1 ist die Beständigkeit der im Handel gängigsten Kunststoffe gegenüber DMF
aufgelistet. Die Kontaminationszeit der Oberflächenbenetzung betrug bei allen geprüften
Kunststoffen 10 Minuten. Dies ist etwa das zehnfache von der Zeit, die zum Ablösen
von polymeren Cyanacrylaten benötigt wird. Gleichzeitig sind in der Tabelle 1 die
Temperaturwerte aufgeführt, bis zu denen die Beständigkeit gegenüber DMF gewährleistet
werden kann. Nitrilbutadienrubber, Chlorsulfoniertes Monomer und Viton sind nur für
die Ablösezeit von etwa einer Minute gegen DMF beständig. Polyvinylchlorid, Polycarbonat
und Polyvinylidenfluorid sind hingegen gegen DMF unbeständig. Ein besonders vorteilhaftes
Ergebnis zeigte sich speziell bei dem empfindlichen klaren Plexiglas, das keinerlei
Trübung oder Verfärbung nach dem Ablösevorgang zeigte.
Tabelle 1:
Beständigkeit häufig verwendeter Kunststoffe gegen DMF. Das Zeichen * bedeutet, daß
der Kunststoff bereits bei Raumtemperatur (RT) nur für die Ablösezeit von etwa einer
Minute beständig ist. |
Beständigkeit gegenüber DMF |
Kunststoffbezeichnung |
- |
Polyvinylchlorid (PVC/Hart) |
Bis 40°C |
Polyethylen (PE/Hart) |
Bis 60°C |
Polypropylen-Hochdruck (PP-H) |
Bis 40°C |
Polyamid (PA) |
- |
Polycarbonat (PC) |
Bis 30°C |
Polymethylmethacrylat (PMMA/Klar) |
Bis 30°C |
Polymethylmethacrylat (PMMA/Milchig) |
- |
Polyvinylidenfluorid (PVDF) |
Bis 150°C |
Perlflouralkoxy-Copolymer (PFA) |
Bis 150°C |
Polytetrafluorethylen (PTFE) |
Bis 40°C |
Ethylenpropylendienmonomer (EPDM) |
*Bis RT |
Nitrilbutadienrubber (NBR) |
*Bis RT |
Chlorsulfoniertes Monomer (CSM) |
80°C |
Calrez (FFKM) |
*Bis RT |
Viton (FKM) |
[0026] Aufgrund der nahezu unüberschaubaren Anzahl von Kunststoffen ist es nicht möglich,
alle Kunststoffe auf die Beständigkeit gegen DMF hin zu untersuchen. Die in Tabelle
1 aufgelisteten Kunststoffe mit positiven Testergebnissen stellen daher nur einen
kleinen Teil der gegen DMF beständigen Kunststoffe dar.
[0027] In einer zweiten Untersuchung wurde die Ablösezeit von Cyanacrylatpolymeren von unterschiedlichsten
Materialien getestet. Es wurde jeweils ein großer Tropfen Cyanacrylatklebstoff auf
ein Objekt aus einem der in der nachfolgenden Tabelle 2 aufgeführten Materialien aufgetropft
und 24 Stunden bei Raumtemperatur vollständig auspolymerisiert.
Tabelle 2:
Ablösezeit von Cyanacrylatpolymeren von unterschiedlichen Materialien. |
Prüfmaterial |
Ablösezeit (sek) |
Mineralglas |
25 |
Milchglas |
32 |
Stahlplatte |
21 |
Eisenplatte, rauh |
34 |
Aluminiumplatte |
24 |
Kiefernholz, natur, gehobelt |
95 |
Kiefernholz, natur, fein geschliffen |
62 |
Eichenholz, natur, fein geschliffen |
45 |
Sandstein |
128 |
Granit, poliert |
22 |
Granit, gebrochen |
60 |
Marmor, poliert |
25 |
Marmor, gebrochen |
72 |
Porzellan, gebrannt, lasiert |
29 |
Steingut, gebrannt, lasiert |
31 |
Email |
23 |
Ton, gebrannt, lasiert |
29 |
[0028] Anschließend wurde der Tropfen mit einem mit DMF getränkten Baumwolltuch bei leicht
kreisenden Bewegungen ohne große Druckausübung bearbeitet. Die benötigten Ablösezeiten
bis zum vollständigen Ablösen sind in der Tabelle 2 aufgeführt. Außer den in der Tabelle
2 aufgeführten Materialien, wurden die in der Tabelle 1 aufgelisteten Kunststoffe
getestet. Wie bereits oben erwähnt, betrug hier die Ablösezeit jeweils höchstens eine
Minute. Dabei kann die Zeit je nach Schichtstärke des aufgetragenen Cyanacrylatklebstoffes
variieren.
[0029] Das Herauslösen der Cyanacrylatpolymere aus pflanzlichen, tierischen und synthetischen
Fasern wurde untersucht, indem je ein großer Tropfen Cyanacrylatkleber auf Gewebeproben
aus weißer Baumwolle, Leinen und Schafwolle und Nylon aufgetragen wurde und 4 Stunden
bei Zimmertemperatur aushärten konnte. Die mit Kleber benetzten Stoffe wurden jeweils
mit DMF getränkt und ca. 15 Stunden bei Zimmertemperatur unter Verdampfungsausschluß
liegen gelassen. Nach dieser Zeit wurden die Stoffteile zusammen mit jeweils einem
unbehandelten, jedoch mit Klebstoff benetzten Stoffteil aus dem gleichen Material
einer normalen Maschinenwäsche bei je nach Material 30°C-60°C unterzogen und getrocknet.
Bei allen mit DMF behandelten Gewebearten, waren anschließend keine Klebstoffreste
mehr festzustellen. Außerdem zeigten die Gewebearten keinerlei Beschädigungen oder
Veränderungen gegenüber den unbehandeltem Gewebeproben. Bei frisch mit Cyanacrylatklebstoff
kontaminiertem Gewebe konnte der Klebstoff durch sofortige Behandlung mit DMF innerhalb
von bis zu 60 Minuten herausgelöst werden.
[0030] In einer dritten Untersuchung wurde der Lösevorgang in Abhängigkeit der Temperatur
untersucht. Die Ergebnisse dazu finden sich in Tabelle 3. Zwei ringförmige Metallkörper
mit einer planaren und glatten Oberfläche von 150 mm
2 wurden mit Cyanacrylatklebstoff fest miteinander verklebt. Nach dem Verkleben wurden
die Körper.2 Stunden bei 80°C in einem Wärmeschrank inkubiert, um eine vollständige
Polymerisation des Cyanacrylatklebstoffs zu gewährleisten. Die Metallkörper wurden
anschließend vollständig in ein thermostatisiertes und gerührtes DMF-Bad eingetaucht.
Die Metallkörper blieben bei unterschiedlicher Temperatur solange in dem DMF-Bad,
bis sie sich ohne größere Kraftanstrengung voneinander lösen ließen. Dabei ergaben
sich die in der Tabelle 3 aufgeführten Abhängigkeiten der Badtemperatur und der Lösezeit
in Minuten.
Tabelle 3:
Lösevorgang von vollständig polymerisiertem Cyanacrylatklebstoff durch DMF in Abhängigkeit
von der Temperatur. |
Badtemperatur (°C) |
Lösezeit (min) |
20 |
480 |
40 |
190 |
60 |
60 |
80 |
25 |
100 |
7 |
120 |
3 |
[0031] In einer vierten Untersuchung wurde die Löslichkeitsmenge von Cyanacrylatpolymeren
in DMF getestet. Jeweils 25 Gew% Cyanacrylatpolymere konnten bei Zimmertemperatur
in DMF gelöst werden. Bei dem Lösevorgang erhöhte sich die Viskosität der Lösung.
[0032] In einer fünften Untersuchung wurde die Verwendung von DMF als Reinigungs- und Entfettungsmittel
getestet. DMF erwies sich als hervorragendes Lösungsmittel für eine Vielzahl von Farben
und Lacken. Auch tierische und pflanzliche Öle und Fette ließen sich durch DMF exzellent
entfernen. Bei synthetischen Ölen, wie alkylierten (M, N) Kohlenwasserstoffen bzw.
aralkylierten (M, L, S) Kohlenwasserstoffen, getestet am Beispiel von Marlothermöl,
ist eine gute Löslichkeit zu beobachten. Dies ist insbesondere bei der Verwendung
von DMF als Reinigungsmittel von Acrylglas von großer Bedeutung.
[0033] In einer weiteren Untersuchung wurde geprüft, welche Klebstoffe ebenfalls ablösbar
sind. Es wurde jeweils ein Tropfen des jeweils geprüften Klebstoffs auf Mineralglas
aufgetragen. Bei dem ebenfalls untersuchten Zweikomponentenklebstoff wurden beide
Komponenten vermischt und auf Mineralglas aufgetragen. Nachdem der Klebstoff vollständig
ausgehärtet war, wurde der Ablösevorgang mit DMF eingeleitet. Dabei ergab sich, das
die üblicherweise im Handel erhältlichen Klebstoffe, wie beispielsweise Alleskleber
("UHU"), Kontaktkleber ("Pattex") , Papierkleber ("Pritt") und sogar Zweikomponentenkleber
von dem Mineralglas rückstandsfrei abgelöst werden konnten. Dabei wurde der Zweikomponentenkleber
bei 40°C bis 60°C abgelöst.
[0034] Die beschriebenen Untersuchungsergebnisse dokumentieren abermals die besonderen Qualitäten
des DMF im Hinblick auf die hier beschriebenen neuen Verwendungsmöglichkeiten.
[0035] Im folgenden sollen nun zwei mögliche Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Klebesets
beschrieben werden.
[0036] In einer ersten Ausführungsform besteht ein Klebeset aus einer Schachtel, die eine
mit Cyanacrylatklebstoff gefüllte Kunststoffflasche enthält und weiterhin ein Kunststoffgefäß,
in dem sich DMF befindet.
[0037] In einer zweiten Ausführungsform ist ein Kombibehälter aus Kunststoff einerseits
mit Cyanacrylatklebstoff und andererseits mit DMF gefüllt.
1. Verwendung von N,N-Dimethylformamid als Lösungsmittel eines Klebstoffs.
2. Verwendung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der
Klebstoff ein Cyanacrylatklebstoff ist.
3. Verwendung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß N,N-Dimethylformamid
zur Ablösung des Klebstoffs von einer Oberfläche eines Kunststoffs verwendbar ist,
wobei der Kunststoff Polymethylmethacrylat oder Polyethylen oder Polypropylen oder
Polyamid oder Perfluoralkoxy-Copolymer oder Polytetrafluorethylen oder Ethylenpropylendienmonomer
oder Nitrilbutadienrubber oder chlorsulfoniertes Monomer oder Calrez oder Vilton ist.
4. Verwendung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Kunststoff als Faser,
insbesondere als Nylonfaser, ausgebildet ist.
5. Verwendung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß N,N-Dimethylformamid
zur Ablösung des Klebstoffs von pflanzlichen oder tierischen Fasern verwendbar ist.
6. Verwendung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß N,N-Dimethylformamid
zur Ablösung des Klebstoffs von einer Oberfläche eines Metalls verwendbar ist.
7. Verwendung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß N,N-Dimethylformamid
zur Ablösung des -Klebstoffs von einer Glasoberfläche verwendbar ist.
8. Verwendung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß N,N-Dimethylformamid
zur Ablösung des Klebstoffs von einer Keramik- oder einer Steinoberfläche verwendbar
ist.
9. Verwendung nach einem der vorhergehenden Anprüche, dadurch gekennzeichnet, daß N,N-Dimethylformamid
zur Reinigung, insbesondere zur Entfettung, einer Polymethylmethacrylatoberfläche
verwendbar ist.
10. Verwendung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Reinigung vor einer Auftragung
des Klebstoffs auf die Polymethylmethacrylatoberfläche erfolgt.
11. Verwendung von N,N-Dimethylformamid zur Reinigung, insbesondere zur Entfettung, einer
Polymethylmethacrylatoberfläche.
12. Klebeset, das einen ersten verschließbaren Behälter aufweist, der einen Klebstoff
enthält, und das einen zweiten verschließbaren Behälter aufweist, der N,N-Dimethylformamid
enthält.
13. Klebeset nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß der Klebestoff in dem ersten
verschließbaren Behälter ein Cyanacrylatklebstoff ist.
14. Klebeset nach einem der Ansprüche 11 oder 12, dadurch gekennzeichnet, daß der erste
und der zweite verschließbare Behälter einstückig ausgebildet sind.