(19)
(11) EP 1 136 369 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
26.09.2001  Patentblatt  2001/39

(21) Anmeldenummer: 00127420.8

(22) Anmeldetag:  14.12.2000
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7B65D 5/42, B31B 1/25
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(30) Priorität: 22.03.2000 DE 20005272 U

(71) Anmelder: Verpackung + Display Stabernack Jr, Partner GmbH & Co.
36043 Fulda (DE)

(72) Erfinder:
  • Hickl, Gerhard
    63571 Gelnhausen (DE)

(74) Vertreter: KEIL & SCHAAFHAUSEN 
Patentanwälte, Cronstettenstrasse 66
60322 Frankfurt am Main
60322 Frankfurt am Main (DE)

   


(54) Verpackungszuschnitt und Vorrichtung zur Anbringung einer Rilllinie an dem Verpackungszuschnitt


(57) Es wird ein Verpackungszuschnitt aus Wellpappe oder Karton mit wenigstens einer Rilllinie (2) zur Vorbereitung einer Biegelinie im Zuschnitt und eine Vorrichtung zur Anbringung einer Rilllinie (2) an dem Verpackungszuschnitt beschrieben, wobei die Rilllinie (2) sowohl ein weitgehend druckloses als auch definiertes Umlegen des Zuschnittes ermöglicht und die Rilllinie (2) in regelmäßigen Abständen eine sich entlang ihrer Länge verändernde Breite aufweist.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft einen Verpackungszuschnitt aus Wellpappe oder Karton mit wenigstens einer Rilllinie zur Vorbereitung einer Biegelinie im Zuschnitt, sowie eine Vorrichtung zur Anbringung einer Rilllinie an dem Verpackungszuschnitt.

[0002] Verpackungszuschnitte werden in einem oder mehreren Stanzvorgängen hergestellt. Dabei wird das Material entlang von Schneidlinien mittels eines Stanzmessers ausgestanzt und damit durchtrennt. Auf dem Stanzwerkzeug sind im Allgemeinen mehrere Nutzen gleicher oder unterschiedlicher Teile aufgebaut. Durch unterschiedliche Linien in dem Stanzwerkzeug können verschiedene Ergebnisse des Stanzvorgangs erzielt werden. So können neben Schneidlinien auch Rilllinien, Ritzlinien oder Perforationen angebracht werden.

[0003] Die gleichzeitig oder in einem separaten Arbeitsschritt mit den Schneidlinien in das Material eingebrachten Rilllinien dienen zur Vorbereitung einer Biegestelle in dem Zuschnitt. Zur Herstellung einer Rilllinie wird das Material von einem Stempel eines Stanzwerkzeuges (auch Stanzform genannt) in eine auf einer Stanzplatte aufgebrachte Gegenzurichtung eingedrückt, so dass das Material an dieser Stelle verdichtet ist. Die Rilllinien erleichtert das spätere Biegen des Materials. Die Rilltiefe und -breite variieren entsprechend der jeweiligen Material- und Verarbeitungsparameter.

[0004] Bei Wellenarten mit einer größeren Wellenhöhe muss bei einem Umbiegen des Verpackungszuschnitts an der Innenseite eine große Materialmenge verdrängt werden, während an der Außenseite das Material gespannt wird. Daher werden möglichst breite Rilllinien verwendet, die ein Umbiegen mit möglichst großen Biegeradien ermöglichen.

[0005] Sowohl die Rillung quer zu den Wellenbergen als auch der entsprechende Vorgang längs zu den Wellenbergen haben als Faltvorbereitung das Ziel, den Biegewiderstand an den Faltkanten so deutlich gegenüber der Umgebung herabzusetzen, dass die Biegelinie genau eingehalten wird. Um zu verhindern, dass die Wellpappe durch die Rillenbeanspruchung einreißt, werden dabei möglichst breite Rilllinien verwendet. Bei der Verarbeitung auf Klebeautomaten oder von Hand treten jedoch häufig Falt- und Klebetoleranzen auf. Bei dem als "Fischschwanz" bezeichneten Fehler werden zwei umzulegende Seiten im Klebeautomat in einer Richtung verschoben, so dass zwei aufeinanderstoßende Zuschnittkanten an einer Seite unzulässig dicht beieinanderliegen, während auf der gegenüberliegenden Seite eine Lücke entsteht. Bei der "Schiefklebung" sind die miteinander zu verklebenden Zuschnittkanten in der Höhe zueinander versetzt. Diese beiden Fehler entstehen durch Umbiegen der Zuschnitte entlang von Biegelinien, die nicht exakt parallel zu den miteinander zu verklebenden Zuschnittkanten sind.

[0006] Bei dem als Lücke oder GAP bezeichneten Fehler sind die miteinander zu verklebenden Zuschnittkanten entweder zu weit voneinander entfernt, oder sie liegen zu dicht beieinander, so dass sie sich überlappen. Dieser Fehler tritt insbesondere dann auf, wenn die Rilllinien in dem Zuschnitt besonders groß ausgebildet sind, was aus den eben geschilderten Gründen häufig gewünscht wird. In der Praxis wird daher ein Kompromiss zwischen zu breiten und zu schmalen Rilllinien gesucht.

[0007] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es nun, einen Verpackungszuschnitt der eingangs genannten Art und eine Vorrichtung zur Anbringung einer Rilllinie an dem Verpackungszuschnitt zu schaffen, bei denen die Rilllinie sowohl ein weitgehend druckloses als auch definiertes Umlegen des Zuschnittes ermöglicht.

[0008] Dieses technische Problem wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass die Rilllinie bzw. der Stempel und die Gegenzurichtung auf der Stanzplatte in regelmäßigen Abständen eine sich entlang ihrer Länge verändernde Breite aufweisen.

[0009] Damit wir mittels einer Stanzeinrichtung eine Rilllinie mit einer speziellen Form an einem Verpackungszuschnitt angebracht, deren Breite bereichsweise so groß ist, dass ausreichend Material für ein leichtes Umbiegen verdrängt werden kann, die aber in regelmäßigen Abständen so schmal wird, dass an ihrer Verbindungslinie eine definierte Zwangsbiegung erfolgt. Damit werden Winkelungenauigkeiten beim Umbiegen weitgehend ausgeschlossen.

[0010] Erfindungsgemäß wird die Vorrichtung zur Ausbildung einer Rilllinie an dem Verpackungszuschnitt, bei der es sich üblicherweise um eine Stanzeinrichtung handelt, so gestaltet, dass sowohl der Stempel der Stanzeinrichtung als auch die an dessen Form angepaßte Gegenzurichtung eine sich entlang ihrer Länge in regelmäßigen Abständen verändernde Breite aufweisen. Dadurch, dass sich die Breite der Rilllinie periodisch entlang ihrer Länge verändert, wird sichergestellt, dass in gleich großen Abständen Rilllinienbereiche mit großer Breite für eine gute Materialverdrängung beim Umknicken zur Verfügung stehen und dass in entsprechenden Abständen Rilllinienbereiche mit einer geringen Breite zur Sicherstellung einer hohen Maßgenauigkeit beim Umbiegen vorhanden sind. Die exakte Ausrichtung der Biegelinie wird dabei durch die schmalen Bereiche der Rilllinie definiert, wobei die Biegelinie in den breiten Bereichen der Rilllinie zwischen den als Stützpunkten dienenden schmalen Bereichen geradlinig verläuft. Auf diese Weise kann ohne eine Erhöhung des Fertigungsaufwands und ohne Einfluß auf die Taktzeiten eine deutliche Verbesserung in der Maßhaltegenauigkeit bei der Anbringung von Biegelinien erreicht werden.

[0011] Gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung sind der Stempel der Stanzeinrichtung und die korrespondierende Gegenzurichtung rhombenförmig ausgebildet, wodurch die Rilllinienform eine Rhombenlinie ist. Die sich in regelmäßigen Abständen in der Breite verändernde Rilllinie kann sich auch sinuswellenförmig oder rechteckförmig verändern. Die Rilllinie kann auch eine sonstige Form haben, die sich nur entlang ihrer Länge in Bezug auf ihre Breite periodisch verändern muß, wobei eine ausreichende Anzahl von Bereichen mit geringerer Breite und Bereichen mit größerer Breite entlang der Rilllinie vorhanden sein müssen, um eine definierte Zwangsbiegung zu ermöglichen.

[0012] Die Erfindung wird nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen und unter Bezugnahme auf die Zeichnung näher erläutert.

[0013] Es zeigen:
Fig. 1
eine stark vergrößerte Ansicht von oben auf eine kaschierte Wellpappe mit einer Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Rilllinie,
Fig. 2
in einer Prinzipdarstellung eine Seitenansicht einer Stanzeinrichtung zur Verwendung mit der vorliegenden Erfindung und
Fig. 3
eine perspektivische Ansicht einer erfindungsgemäßen Vorrichtung zur Anbringung einer Rilllinie an einem Verpackungszuschnitt.


[0014] Zur Minimierung der Falt- und Klebetoleranzen bei der Verarbeitung einer in Fig. 1 dargestellten Wellpappe 1 zu einer Verpackung weist die Rilllinie 2 in regelmäßigen Abschnitten eine sich entlang ihrer Länge verändernde Breite auf. Die Ränder der in Fig. 1 gezeigten Rilllinie 2 sind in Form zweier gegenläufiger Sinuswellen 3 und 4 ausgebildet. Damit weist die Rilllinie 2 Bereiche größerer Breite 5 und für eine definierte Zwangsbiegung in regelmäßigen Abschnitten schmale Bereiche 6 auf. Die Rilllinie 2 verläuft dabei entweder quer oder parallel zur Welle 7 der Wellpappe 1.

[0015] In Fig. 2 ist eine Stanzeinrichtung 8 in Form einer Flachbrettstanze gezeigt, die ein Stanzwerkzeug 9 (auch Stanzform genannt) und eine Stanzplatte 10 (auch Stanzblech genannt) aufweist. Das Stanzwerkzeug 9 besteht aus einer mehrlagigen stabilen Holzplatte 11, in der mehrere Nutzen vorgesehen sind. Für die Anbringung von Schneidlinien in der Wellpappe 1 sind in Schlitzen 12 in dem Stanzwerkzeug 9 Stanzmesser 13 angeordnet. Die Schlitze 12 für die Linien im Material werden mittels Dekopiersäge gesägt oder durch Laserschneiden erzeugt. Entlang der Schneidlinien werden Moosgummistreifen 14 geklebt, um das Material nach dem Stanzvorgang aus der Form herauszudrücken.

[0016] Die Rillung erfolgt mittels eines in dem Stanzwerkzeug 9 angebrachten Stempels 15 gegen eine auf der Stanzplatte 10 aufgebrachte, insbesondere aufgeklebte Gegenzurichtung 16. Diese besteht aus einem Phenoplast-Schichtstoff mit Papier als Harzträger. In der Gegenzurichtung 16 ist ein Kanal 17 zur Aufnahme des Stempels 15 ausgebildet. Die Gegenzurichtung 16 dient dazu, die Qualität und die Genauigkeit der Rillung zu verbessern. Wird nun eine Wellpappe 1 zwischen den Stempel 15 und die Gegenzurichtung 16 gebracht, so bildet sich entlang des Kanals 17 in der Wellpappe 1 eine Rilllinie 2 aus, wenn der Stempel 15 in die Gegenzurichtung 16 gepresst wird.

[0017] Die in der Fig 3 dargestellte Vorrichtung zur Anbringung einer Rilllinie 2 an einem Verpackungszuschnitt besteht aus dem Stempel 15 und der Gegenzurichtung 16. Der Stempel 15 weist an seiner der Gegenzurichtung 16 zugewandten Seite mehrere Bereiche größerer Breite 5 und dazwischen schmale Bereiche 6 auf. Entsprechend verbreitert und verschmälert sich auch der Kanal 17 der Gegenzurichtung 16. Der Stempel 15 und die Gegenzurichtung 16 sind dabei relativ zueinander so angeordnet, dass die Bereiche großer Breite 5 des Stempels 15 den Bereichen großer Breite 18 des Kanals 17 in der Gegenzurichtung 16 gegenüberliegen. Gleiches gilt auch für die schmalen Bereiche 6 des Stempels 15 und die schmalen Bereiche 19 der Gegenzurichtung 16.

[0018] Aufgrund der Ausgestaltung des Stempels 15 und des Kanals 17 in der Gegenzurichtung 16 weist auch die Rilllinie 2 eine sich entlang ihrer Länge in regelmäßigen Abständen verändernde Breite auf. Diese kann, wie in Fig. 2 dargestellt, rhombenförmig sein oder eine beliebige andere, bspw. sinusförmige (Fig. 1) oder eckige Form aufweisen.

[0019] Da, wie in Verbindung mit Fig. 2 ausgeführt, die Stanzeinrichtung 8 zusätzlich zu Stempeln 15 und Gegenzurichtungen 16 auch Stanzmesser 13 enthalten kann, mit denen die Wellpappe durchtrennt werden kann, kann der Verpackungszuschnitt 1 in einem einzigen Arbeitsschritt sowohl zugeschnitten als auch mit Rilllinien versehen werden.

[0020] Ein mit den oben beschriebenen Rilllinien versehener Verpackungszuschnitt lässt sich mit hoher Maßhaltigkeit sowohl auf Klebeautomaten als auch von Hand falten, da die schmalen Bereiche 6 und 19 der Rilllinie 2 eine definierte Umbiegung der Biegelinien der Verpackung in einem engen Bereich ermöglichen. Gleichzeitig wird das Umlegen von Abschnitten des Verpackungszuschnitts entlang der Rilllinie 2 durch die breiten Bereiche 5 und 18 erleichtert, da diese eine gute Materialverdrängung beim Umknicken ermöglichen.

Bezugszeichenliste



[0021] 
1
Wellpappe
2
Rilllinie
3
Sinuswelle
4
Sinuswelle
5
breiter Bereich (an dem Stempel)
6
schmaler Bereich (an dem Stempel)
7
Welle
8
Stanzeinrichtung
9
Stanzwerkzeug
10
Stanzplatte
11
Holzplatte
12
Schlitz
13
Stanzmesser
14
Moosgummistreifen
15
Stempel
16
Gegenzurichtung
17
Kanal
18
breiter Bereich in der Gegenzurichtung
19
schmaler Bereich in der Gegenzurichtung



Ansprüche

1. Verpackungszuschnitt aus Wellpappe oder Karton mit wenigstens einer Rilllinie zur Vorbereitung einer Biegelinie im Zuschnitt, dadurch gekennzeichnet, dass die Rilllinie (2) in regelmäßigen Abständen eine sich entlang ihrer Länge verändernde Breite aufweist.
 
2. Verpackungszuschnitt nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Rilllinie (2) in Form einer Rhombenlinie ausgebildet ist.
 
3. Verpackungszuschnitt nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Ränder der Rilllinie (2) in Form zweier gegenläufiger Sinuswellen (2,3) ausgebildet ist.
 
4. Verpackungszuschnitt nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Ränder der Rilllinie (2) rechteckförmig ausgebildet sind.
 
5. Vorrichtung zur Anbringung einer Rilllinie an einem Verpackungszuschnitt nach einem der vorangegangenen Ansprüche mit einem im Wesentlichen linienförmigen Stempel und einer als Gegenzurichtung dienenden Matrize, dadurch gekennzeichnet, dass der Stempel (15) eine sich entlang seiner Länge in regelmäßigen Abständen verändernde Breite aufweist und dass die Form eines Kanals (17) in der Gegenzurichtung (16) auf die Nutlinienform des Stempels (15) abgestimmt ist.
 
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, insbesondere Stanzeinrichtung, dadurch gekennzeichnet, dass die auf die Nutlinienform des Stempels (15) des Stanzwerkzeuges (9) abgestimmte Form des Kanals (17) in der Gegenzurichtung (16) zur Ausbildung einer Rilllinie (2) in dem Wellpapenzuschnitt (1) eine Rhombenlinie ist, wobei die Übergangsbereiche zwischen den einzelnen Rhomben der Rhombenlinie die die Zwangsbiegung der Biegelinie definierenden schmalen Bereiche (6, 19) bilden.
 




Zeichnung










Recherchenbericht