Stand der Technik
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Benetzung oder Befeuchtung von Schüttgütern
in einem chargenweise oder kontinuierlich arbeitenden Mischbehälter mit einem oder
mehreren Fluiden oder Pasten.
[0002] Ein derartiges Verfahren ist durch die DE 39 13 384 A1 bekannt geworden.
[0003] Bei der Herstellung von z.B. Scheuer-, Putz-, oder Reinigungsmitteln sind häufig
Mischvorgänge notwendig, bei denen Flüssigkomponenten auf trockene Trägerstoffe aufgebracht
werden müssen. Es ist bekannt, die Flüssigkeit über Düsen oder Einfüllstutzen, zum
Teil als Dampf, zuzuführen. Um die Flüssigkeit gleichmäßig zu verteilen und eine Agglomeratbildung
zu verhindern, werden in den Mischern häufig Messerköpfe eingesetzt. Durch die Messerköpfe
kann aber auch eine Zerkleinerung der Trägerstoffe erfolgen, so dass deren Einsatz
bei fragilen Trägerstoffen ungeeignet ist.
[0004] Bei der Verdüsung von Fluiden können die Messerköpfe evtl. entfallen. Sollen jedoch
Trägerstoffe mit viskosen oder pastenartigen Stoffen überzogen werden, so bereitet
das Verdüsen solcher Pasten Schwierigkeiten, da die Düsen leicht verstopfen. Ferner
führen Pasten zur Agglomeratbildung.
[0005] Um anfallende Schüttgüter weiterverarbeiten und/oder recyceln zu können, müssen sie
i.d.R. transportiert werden. Der Transport kann bereits innerhalb des Produktionsablaufes
in den Fabriken, beispielsweise durch Fließbänder oder Förderschnecken, oder später
durch einen Transport in Containern und/oder auf LKW-Ladeflächen, notwendig werden.
[0006] Beim Verladen und beim Transport der Schüttgüter kommt es durch die Neigung zur Staubentwicklung
der Schüttgutpartikel dazu, dass die Oberflächen von Vorrichtungen, Maschinen, Gegenständen
usw., die sich in der Nähe des Verladeortes befinden, mit Schüttgutstaub bedeckt werden.
[0007] Der Neigung zur Staubentwicklung kann mit einer zusätzlichen Befeuchtung durch eine
Besprühung mit einem flüssigen Medium entgegengetreten werden, wie dies beispielsweise
durch das aus der DE 39 13 384 A1 bekannte Verfahren möglich ist.
[0008] Zur Befeuchtung der einzelnen Schüttgutpartikel ist bei einer Mischvorrichtung nach
der Lehre der DE 39 13 384 A1 eine zusätzliche Düse zum Besprühen der Schüttgutpartikel
vorgesehen. Dabei kann es zum Kleben von Staub an der Düse kommen, wodurch die Düse
verstopft, und zum Kleben von Staub an der Mischerwand kommen.
Aufgabe der Erfindung
[0009] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein verbessertes Verfahren zur gleichmäßigen
Benetzung oder Befeuchtung von Schüttgütern mit Fluiden oder Pasten zu entwickeln.
Gegenstand der Erfindung
[0010] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe dadurch gelöst, dass die Fluide oder Pasten unter
ihren Festpunkt abgekühlt werden, ehe sie in den Mischbehälter eingebracht und mit
den im Mischbehälter befindlichen Schüttgütern vermischt werden und dass die festen
Fluide oder Pasten im Mischer während des Mischprozesses oder nach einem abgeschlossenen
Mischprozess rückverflüssigt werden.
[0011] Dieses Verfahren ermöglicht es, Fluide oder Pasten mit Schüttgütern optimal zu vermischen,
so dass eine gleichmäßige Verteilung der Fluide oder der Pasten in dem Schüttgut entsteht.
Voraussetzung dafür ist, dass eine Komponente geschaffen wird, die unter mechanischer
Belastung schnell und gleichmäßig vermischbar ist. Erreicht wird das, indem der Aggregatszustand
der Fluide bzw. der Pasten geändert wird. In fester Form lassen sich Pasten und Fluide
sehr einfach mit Schüttgütern zu einer homogenen Schüttgutmischung vermischen. Somit
kann innerhalb kurzer Mischzeiten und minimaler mechanischer Beanspruchung des zu
bearbeitenden Mischguts die angestrebte Mischgüte erreicht werden.
[0012] Das Verfahren eignet sich besonders für eine gleichmäßige Verteilung von Fluiden
oder Pasten hoher Viskosität und Oberflächenspannung wie z.B. Öle, Lecithine, Harze,
Gummen, Gele, Fette, Wachse, Latices, Polymerlösungen und Kleber in hochdispersen
oder fragilen sowie flächigen Schüttgütern, da eine Agglomeratbildung durch das Vermischen
von Schüttgütern mit gefrorenen Pasten oder Fluiden verhindert wird. Die Schüttgüter
können u.a. hydrophobe, lipophobe oder hygroskope Eigenschaften aufweisen.
[0013] Ein weiterer Vorteil der gleichmäßigen und schnellen Verteilung der verfestigten
Pasten oder Fluide in einem hochfragilen oder feinstdispersen Feststoffsystem (Schüttgut)
besteht darin, dass bei einer Rückverflüssigung der Fluide oder Pasten eine gleichmäßige
Benetzung oder Befeuchtung des Schüttgutes erfolgt. Der Zeitpunkt der Rückverflüssigung
kann dadurch hinausgezögert werden, dass die Fluide oder Pasten weit unter ihren Festpunkt
gekühlt werden. Dieses Verfahren wird auch Kryo-Benetzung genannt.
[0014] Dadurch, dass für das Vermischen der verfestigten Fluide oder Pasten mit den Schüttgütern
nur kurze Mischzeiten benötigt werden, wird eine Zerstörung der Schüttgüter vermieden.
[0015] Die Zugabe der unter ihren Festpunkt abgekühlten Pasten oder Fluide in den Mischbehälter
kann gleichzeitig mit den zu behandelnden Schüttgütern erfolgen, oder nachdem das
Schüttgut eingefüllt wurde, das mit der abgekühlten Paste oder dem verfestigten Fluid
behandelt werden soll. Die zeitliche Sequenz des Einfüllens der Schüttgüter und verfestigten
Pasten oder Fluide spielt für die vorliegende Erfindung keine Rolle.
[0016] Eine bevorzugte Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens zeichnet sich dadurch aus,
dass die Fluide oder Pasten langsam unter ihren Festpunkt abgekühlt werden. Dabei
entstehen kristalline Feststoffe mit großen Kristallen.
[0017] In einer weiteren Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens werden die Fluide oder
Pasten schockgefroren. Durch das schnelle Verfestigen der Fluide oder Pasten entstehen
sehr kleine Kristalle bzw. wird die Kristallbildung weitgehend verhindert, so dass
statt kristalliner Festkörper amorphe Festkörper entstehen.
[0018] In einer besonders bevorzugten Weiterbildung des erfindungsgemäßen Verfahrens werden
die Fluide oder Pasten durch Feinstsprühen in eine Gefrierkammer unter ihren Festpunkt
abgekühlt wird. Bei dieser Vorgehensweise entstehen sehr kleine feste Partikel, die
sich besonders einfach und schnell mit den Schüttgütern vermischen lassen. Weiterhin
lassen sich die Partikel aufgrund des kleinen Volumens mit nur geringem Energieaufwand
rückverflüssigen. In der Regel wird sogar die Mischtemperatur bzw. der Wärmeinhalt
der zu benetzenden Schüttgüter für die Rückverflüssigung ausreichend sein.
[0019] Eine weitere bevorzugte Verfahrensvariante zeichnet sich dadurch aus, dass die erstarrten
Fluide oder die Pasten mikronisiert werden. Das bedeutet, dass die erstarrten Fluide
und Pasten mit an sich bekannten Verfahren und Vorrichtungen zerkleinert werden. Eine
Zerkleinerung ist notwendig, um eine gleichmäßige Befeuchtung oder Benetzung zu erreichen.
Würden nur große Stücke von erstarrten Fluiden oder Pasten in das Schüttgut eingebracht,
so würde bei der Rückverflüssigung punktuell eine zu starke Befeuchtung erfolgen,
während an anderen Stellen die Befeuchtung nicht ausreichend wäre. Eine punktuelle
starke Befeuchtung könnte zur Agglomeratbildung führen.
[0020] Eine Mikronisierung der erstarrten Fluide oder Pasten hat weiterhin den Vorteil,
dass eine exakte Dosierung der zugegebenen erstarrten Fluide oder Pasten erfolgen
kann, insbesondere können dem Schüttgut sehr kleine Mengen der mikronisierten Fluide
oder Pasten zugeführt werden.
[0021] Vorteilhaft ist es, wenn die erstarrten Fluide oder Pasten vermahlen werden. Hierbei
kann die Größe der mit den Schüttgütern zu vermischenden Partikel oder das Kornspektrum
vorgegeben werden. Je kleiner die Partikel, desto schneller erfolgt die Rückverflüssigung.
Durch geeignete Wahl der Partikelgröße kann der Zeitpunkt der Rückverflüssigung gewählt
und deren Dauer vorbestimmt werden. Die Rückverflüssigung soll in der Regel erst erfolgen,
wenn eine ausreichende Durchmischung der erstarrten Pasten oder Fluide mit den Schüttgütern
erfolgt ist. Bei bestimmten Schüttgütern kann es allerdings auch wünschenswert sein,
dass die Adsorption der rückverflüssigten Fluide oder Pasten dadurch erfolgt, dass
die Schüttgutpartikel während des Durchmischens das rückverflüssigte Fluid oder die
Paste von der Oberfläche der Partikel aufnehmen, wo die Rückverflüssigung zuerst erfolgt.
Für diesen Fall wären größere Partikel vorteilhaft, da dadurch die Rückverflüssigung
hinausgezögert wird.
[0022] Eine besonders vorteilhafte Weiterbildung des Verfahrens ist dadurch gekennzeichnet,
dass die Rückverflüssigung der erstarrten Fluide oder Pasten durch externe Energiezufuhr
erfolgt oder beschleunigt wird. Die externe Energiezufuhr kann z.B. durch Kontakt-,
Konvektions-, Strahlungs,- oder Mikrowellenbeheizung erfolgen.
[0023] Weiterhin ist es denkbar, dass eine Erwärmung des Schüttguts durch die Mischwerkzeuge
erfolgt.
[0024] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Benetzung oder Befeuchtung von Schüttgütern.
Dabei werden die Fluide oder Pasten unter ihren Festpunkt abgekühlt, ehe sie mit den
zu benetzenden Schüttgütern vermischt werden. Während des Mischens oder nach dem Vermischen
mit den Schüttgütern erfolgt die Befeuchtung oder Benetzung durch Rückverflüssigung
der erstarrten Fluide oder Pasten. Durch dieses Verfahren wird eine gleichmäßige und
agglomeratfreie Benetzung oder Befeuchtung von Schüttgütern ermöglicht.
1. Verfahren zur Benetzung oder Befeuchtung von Schüttgütern in einem chargenweise oder
kontinuierlich arbeitenden Mischbehälter mit einem oder mehreren Fluiden oder Pasten,
dadurch gekennzeichnet, dass die Fluide oder Pasten unter ihren Festpunkt abgekühlt werden, ehe sie in den Mischbehälter
eingebracht und mit den im Mischbehälter befindlichen Schüttgütern vermischt werden
und dass die festen Fluide oder Pasten im Mischer während des Mischprozesses oder
nach einem abgeschlossenen Mischprozess rückverflüssigt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Fluide oder Pasten langsam unter ihren Festpunkt abgekühlt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Fluide oder Pasten schockgefroren werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Fluide oder Pasten durch Feinstsprühen in eine Gefrierkammer unter ihren Festpunkt
abgekühlt werden.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die erstarrten Fluide oder die Pasten mikronisiert werden.
6. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die erstarrten Fluide oder Pasten vermahlen werden.
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Rückverflüssigung der erstarrten Fluide oder Pasten durch externe Energiezufuhr
erfolgt oder beschleunigt wird.