[0001] Die Erfindung betrifft eine Panzerung, insbesondere für Sicherheitskraftfahrzeuge,
mit welcher die Energie auftreffender Geschosse absorbiert und deren Durchdringung
verhindert wird.
Es sind zahlreiche Lösungen zur Auskleidung von Fahrzeugen mit beschußsicheren Matten
oder der Karosserie nachgebildeten Formteilen aus faserverstärkten Kunststoffen bekannt,
die als Panzerungselemente für Sicherheitskraftfahrzeuge Anwendung finden. Um auch
hohen Beschußklassen standzuhalten muß die Dicke dieser Elemente jedoch so erhöht
werden, daß der Einstieg und der Innenraum des Fahrzeuges unkomfortabel verringert
werden. In DE G 92 15 781.5 U1 wird eine Panzerung für Fahrzeuge beschrieben, bei
welcher die dem Innenraum des Fahrzeuges zugekehrte Oberfläche mit Panzerplatten aus
Panzerstahl ausgekleidet wird. Die Stoßstellen werden mit Gewebematten großflächig
übergreifend überdeckt. Die Kontur der Karosserieteile der Fahrzeuge kann mit diesen
sehr harten Panzerplatten nicht nachgebildet werden, da diese eine ungenügende Umformbarkeit
aufweisen.
[0002] Es sind weiterhin warmgewalzte Baustähle aus austenitischen Manganhartstahl bekannt.
Der Stahl wird vorwiegend als Schmiede-, Walz- oder Gußteil in der Hartzerkleinerung
und im Berg- und Straßenbau für Reißzähne, Mäntel für Walzen- und Kegelbrecher, Schlagleisten
für Prellbecher, usw. eingesetzt. Dieser Stahl neigt bei starker Umformung, d.h. bei
starken Umformgraden, zu Rißbildung und ist für den Einsatz als Panzerung bisher nicht
bekannt.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Panzerung für Sicherheitskraftfahrzeuge
zu entwickeln, welche der Kontur der Fahrzeugkarosserie vollständig anpaßbar ist,
ohne aufwendige Veränderungen der Karosserie in das Fahrzeug eingebaut werden kann
und bei relativ geringem Gewicht eine gute Beschußsicherheit gewährleistet.
[0004] Diese Aufgabe wird mit den Merkmalen des 1. Patentanspruchs gelöst. Als Panzerung
wird wenigstens ein Element aus Stahl eingesetzt, welches die Energie auftreffender
Geschosse absorbiert und deren Durchdringung verhindert. Erfindungsgemäß besteht das
Element aus einem warmgewalzten verschleißfesten austenitischen Manganstahl, der keine
randentkohlte Schicht aufweist und bei Kaltumformung stark aufhärtend ist.
[0005] Das Verhältnis von Kohlenstoff- und Mangangehalt des Stahles liegt in etwa bei 1:10.
Diese Eigenschaften werden beispielsweise von dem Stahl X120Mn12 (Nr. 1.340) erfüllt,
bei welchem die bei der Warmumformung entstandene randentkohlte Schicht mechanisch,
vorzugsweise durch Schleifen unter Kühlung (Temperatur maximal 250°C) entfernt wurde.
Vorteilhaft auf das ballistische Verhalten der Panzerung kann sich dabei auch die
Verfestigung der Oberflächenstruktur des Grundgefüges beim Schleifen oder einer der
mechanischen Bearbeitung nachgeordneten Bearbeitungsstufe (z.B. Sandstrahlen, der
Beschuß mit Stahlkugen -Kugelstrahlen-, Diamantglätten, Kalibrieren oder Walzen mit
geringer Zustellung) auswirken.
[0006] Das Element kann entweder die Karosserie bilden oder diese verstärken und ein- bzw.
mehrlagig ausgebildet sein, wobei die einzelnen Lagen zumindest bereichsweise miteinander
verbunden (z.B.verschweißt) und gemeinsam umgeformt sind.
Es ist auch möglich, das Element mit beschußhemmendem Material, beispielsweise Verbundfasermatten,
zu hinterfüttern (backing) und/oder zumindest bereichsweise mit der Karosserie oder
Karosserieteilen zu verschweißen und gemeinsam mit diesen umzuformen (taylored blanks).
Die Dicke des Elements beginnt vorzugsweise ab 0,5 mm. Bei der mechanischen Bearbeitung
wird beidseitig eine Schicht in der Größenordnung bis 0,25 mm abgetragen, so daß das
randentkohlte Gefüge bis auf das Grundgefüge entfernt wird. Bei dem Verfahren zur
Herstellung der Panzerung, insbesondere für Sicherheitskraftfahrzeuge, erfolgt zuerst
das Warmwalzen des Elements aus verschleißfesten austenitischen Manganstahl, wobei
entweder während des Warmwalzens die Entstehung einer randentkohlten Schicht durch
Einsatz von Schutzgas vermieden wird, oder nach dem Warmwalzen das Abtragen der randentkohlten
Schicht bis auf das Grundgefüge erfolgt.
[0007] Bei Beschußversuchen wurde überraschender Weise festgestellt, daß sich die ballistischen
Eigenschaften des Elements aus einem warmgewalzten verschleißfesten austenitischen
Manganstahl nach dem Abschleifen wesentlich verbessert haben. Bereits mit einer Blechdicke
von 2,5 mm wurde der Beschußklasse B4 standgehalten.
Dabei wurde ursprünglich die mechanische Bearbeitung vorgenommen, um eine gleichmäßige
Blechdicke für einen vorgesehenen Umformprozeß zu erzielen.
Als weiterer nicht vorhersehbarer positiver Effekt ist die bessere Kaltumformbarkeit
und damit eine gute dreidimensionale Formbarkeit nach dem Entfernen der Randentkohlten
Schicht zu verzeichnen. Es sind wesentlich höhere Umformgrade möglich, wobei eine
Rißbildung in der Oberfläche, insbesondere bei kleinen Biegeradien, vermieden wird.
Dadurch ist die Panzerung nahezu vollständig in der Art eines dreidimensionalen Formteiles
an die Kontur der Fahrzeugkarosserie anpaßbar, da auch geringe Radien formbar sind.
Die nicht vorhersehbaren hervorragenden ballistischen Eigenschaften ermöglichen die
Herstellung einer Panzerung mit nur geringer Blechdicke, wodurch sich aufwendige Veränderungen
der Karosserie und der Innenausstattung zum Einbau der Panzerung in das Fahrzeug auf
ein Minimum reduzieren oder auch vollständig vermeiden lassen.
[0008] Die Entfernung oder das Verhindern der Entstehung der randentkohlten Schicht wirkt
sich somit positiv auf das ballistische Verhalten als auch auf die Kaltumformbarkeit
aus. Beim Auftreffen eines Geschosses (Projektils) verformt sich die Panzerung ohne
Rißbildung an dieser Position und verfestigt sich dabei zunehmend durch die dabei
auftretende starke Aushärtung, so daß die Energie des Geschosses (Projektils) vollständig
absorbiert wird.
[0009] Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispiels näher erläutert.
Die zugehörigen Zeichnungen zeigen schematisierte Türausschnitte eines Sicherheitspersonenkraftwagens
im Querschnitt, und zwar
- Fig. 1:
- mit einer die Karosserie bildenden Panzerung,
- Fig. 2:
- mit einer die Karosserie verstärkenden Panzerung,
- Fig. 3:
- mit einer die Karosserie bildenden hinterfütterten Panzerung und
- Fig. 4:
- mit einer die Karosserie verstärkenden hinterfütterten Panzerung.
[0010] Fig. 1 zeigt in schematisierter Weise den Querschnitt des äußeren Teils einer Fahrzeugtür,
deren Innen- und Außenhaut 2 vollständig aus einem warmgewalzten verschleißfesten
austenitischen Manganstahl X120Mn12 besteht, dessen Dicke z.B. im Bereich von etwa
2,5 mm bis 3,5 mm liegt. Die chemische Zusammensetzung (Analysewerte in Prozent) ist
in der nachfolgenden Übersicht dargestellt:
C |
Si |
Mn |
P |
S |
Cr |
1,10 |
0,25 |
11,5 |
max. |
max. |
max. |
1,30 |
0,50 |
13,5 |
0,10 |
0,040 |
o,5 |
[0011] Die Härte beträgt 210 bis 240 HBW (Brinellhärte).
Der Anteil der karbidbildenden Elemente (z.B. Crom -Cr-) soll dabei in der Summe unter
5% liegen und es sollen keine zeilenförmigen Ausscheidungen vorhanden sein.
[0012] Diese Panzerung hält nicht nur flächenhafte Stoßbelastungen aufgrund eines Fahrzeug-Crashs,
sondern auch punktförmige Stoßbelastungen aufgrund von Beschuß der Beschußklassen
FB3 und FB4 nach DIN EN 1522 zuverlässig ab, und zwar sowohl in ebenen als auch in
gekrümmten Türbereichen. Diese Art von Panzerung läßt sich sehr einfach realisieren,
woraus auch eine hohe Zuverlässigkeit der Beschußabwehr resultiert. Nicht dargestellt
sind mehrere Lagen dieser Stähle, die bereichsweise miteinander verschweißt und gemeinsam
umgeformt sind. Ihre Gesamtdicke kann wiederum beispielsweise bei etwa 2,5 bis 3,5
mm liegen. Selbstverständlich sind auch größere Blechdicken von Eizelblechen oder
Mehrlagenblechen möglich.
In Fig. 2 ist eine weitere Variante dargestellt, bei der das Karosserieblech 4 von
etwa 1 mm Dicke durch eine innenliegende Panzerung 2 verstärkt ist. Obwohl ausschnittsweise
vollflächig dargestellt, kann diese Verstärkung selbstverständlich auf besonders gefährdete
Bereiche beschränkt bleiben, die auch stark geformt sein können.
Eine andere Art der Verstärkung ist Fig. 3 zu entnehmen. Hier ist die aus einem warmgewalzten
verschleißfesten austenitischen Manganstahl bestehende Außenhaut 2 durch ein Fasermaterial
6, beispielsweise ein Faserverbundmaterial, vollflächig oder bereichsweise hinterfüttert.
[0013] Eine Kombination, bei der das Karosserieblech 4 durch eine mit Faserverbundmaterial
hinterfütterte Panzerung 2 aus Mehrphasenstahl verstärkt ist, zeigt Fig. 4.
Insgesamt wurde mit der Erfindung eine Panzerung realisiert, die eine sichere Beschußabwehr
bietet und auf einfache Weise gewünschten Fahrzeugkonturen nachformbar ist.
1. Panzerung, insbesondere für Sicherheitskraftfahrzeuge, die unter Verwendung wenigstens
eines Elementes (2) aus Stahl die Energie auftreffender Geschosse absorbiert und deren
Durchdringung verhindert, dadurch gekennzeichnet, daß das Element (2) aus warmgewalzten verschleißfesten austenitischen Manganstahl besteht,
der keine randentkohlte Schicht aufweist und sich bei Kaltumformung extrem stark verfestigt.
2. Panzerung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, das Verhältnis von Kohlenstoff- und Mangangehalt des Stahles in etwa 1:10 beträgt,
der Anteil karbidbildender Elemente in der Summe unter 0,5% liegt und keine zeilenförmigen
Ausscheidungen vorhanden sind.
3. Panzerung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Element (2) aus einem Stahl X120Mn12 besteht.
4. Panzerung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die bei der Warmumformung des Elements (2) entstandene randentkohlte Schicht mechanisch
entfernt ist.
5. Panzerung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die randentkohlte Schicht durch spanende Bearbeitung entfernt ist.
6. Panzerung nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß das mechanische Entfernung der randentkohlten Schicht unter starker Kühlung erfolgt
ist.
7. Panzerung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die mechanisch bearbeitete Oberfläche des Elements gezielt verfestigt ist.
8. Panzerung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß das Element (2) durch ein dreidimensionales Umformverfahren erzeugt ist.
9. Panzerung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß das Element (2) die Karosserie bildet.
10. Panzerung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß das Element (2) die Karosserie (4) verstärkt.
11. Panzerung nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß das Element (2) mehrlagig ausgebildet ist.
12. Panzerung nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Lagen zumindest bereichsweise miteinander verbunden und gemeinsam umgeformt sind.
13. Panzerung nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß die Lagen zumindest bereichsweise miteinander verschweißt sind.
14. Panzerung nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß das Element (2) mit beschußhemmendem Material (6) hinterfüttert ist.
15. Panzerung nach einem der Ansprüche 1 bis 14, dadurch gekennzeichnet, daß das Element (2) zumindest bereichsweise mit einem oder mehreren Karosserieteilen
(4) verbunden und gemeinsam mit diesen umgeformt ist.