[0001] Die Erfindung betrifft einen Windregler nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Bei Orgeln sind die Pfeiffen entsprechend der Betätigung vom Manual mit Luft aus
einem Luftsystem zu beaufschlagen, das unter konstantem Druck steht. Dieses Drucksystem
wird aus einem in der Regel elektromotorisch angetriebenen Orgelgebläse gespeist und
von einem Balgsystem gepuffert und stabilisiert. Zwischen beiden ist ein Windregler
vorgesehen, der die Luftzufuhr vom Orgelgebläse in das Balgsystem drosselt, wenn sich
das Balgsystem füllt und aufweitet, und umgekehrt wieder öffnet, wenn das Balgsystem
aufgrund von Luftverbrauch im Luftsystem zusammenfällt.
[0003] Die Funktion herkömmlicher Windregler, in denen meistens ein Rollventil eingesetzt
wird, ist hinsichtlich der Druckregelung einwandfrei. Problematisch ist diese Regelung
allerdings in Bezug auf Nebengeräusche dann, wenn der Windregler bei geringem Luftverbrauch
und weitgehend gefülltem Balgsystem schließen soll. Es ergeben sich dann oft deutlich
hörbare, meist zischende Störgeräusche infolge von Turbulenzen am verbleibenden Öffnungsspalt
des Windreglers, zumal diese Situation vor allem dann auftritt, wenn die Orgel nur
sehr leise oder gar nicht gespielt wird. Diese Geräusche werden durch die Kanäle des
Luftsystems mit Resonanzen oft sogar angeregt und verstärkt. Auch dann, wenn die Orgel
pausiert, tritt ein "Windverschleich" infolge von Undichtigkeiten des Luftsystems
auf.
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, einen Windregler so auszugestalten, daß derartige Nebengeräusche
vermieden werden.
[0005] Gemäß der Erfindung wird diese Aufgabe von einem herkömmlichen Windregler nach dem
Oberbegriff des Anspruchs 1 ausgehend mit den kennzeichnenden Merkmalen des Anspruchs
1 gelöst. Ein Nebenkanal für einen am Windverschleich orientierten Luftdurchsatz kann
durch sein Formgebung, Materialwahl, Wandverkleidung und ggf. Füllung schallgedämmt
ausgelegt werden und übernimmt dann die Durchleitung eines geringen Luftstroms, also
des restlichen "Windverschleichs" oder des Luftbedarfs für leises Orgelspiel. Es ist
also dann nicht mehr erforderlich, hierfür ein Ventil im kritischen Grenzbereich zwischen
Schließen und geringfügigem Öffnen zu betreiben. Auch wenn der Durchgangskanal mit
einem Ventil dann diesen Grenzbereich bis zum Schließen kurz durchlaufen muß, wird
das Ventil durch den Schleichkanal überbrückt, so daß der Differenzdruck am Ventil
und Geräuschentwicklung hinreichend reduziert bleibt.
[0006] Zweckmäßig läßt sich das Ventil mit einem zweiten Ventil als Haupt-Ventil zusammenschalten,
so daß der Windregler erforderlichenfalls auch insgesamt schließen kann. Insbesondere
eine Verkopplung der Ventile, bei der für kleine Luftdurchsatzmengen nur noch der
Schleichkanal offen ist, der Durchgangskanal aber geschlossen ist, vermeidet auch
ein Entweichen von Störgeräuschen aus dem Windregler, wenn das Hauptventil im Grenzbereich
zum Schließen hin arbeiten muß, da der Schleichkanal strömungsreduzierend wirkt.
[0007] Schematisierte Ausführungsbeispiele zum Stand der Technik und zu zwei erfindungsgemäßen
Windreglern sind in der Zeichnung dargestellt und werden nachfolgend näher beschrieben.
In der Zeichnung zeigen:
- Fig. 1
- einen Längsschnitt durch einen herkömmlichen Windregler,
- Fig. 2
- eine Ansicht von Balgsystem, Windregler und Orgelgebläse für ein Luftsystem einer
Orgel,
- Fig. 3
- einen Längsschnitt durch eine erste Ausführungsform der Erfindung,
- Fig. 4
- einen Längsschnitt durch eine zweite Ausführungsform der Erfindung,
- Fig. 5
- Schnitt nach Linie V-V in Fig. 4 und
- Fig. 6
- Draufsicht auf die Ausführungsform gemäß Fig. 4 und'5.
[0008] Ein in Fig. 1 und 2 insgesamt mit 1 bezeichneter Windregler ist beispielsweise aus
Holz mit inneren Dämmlagen kastenförmig aufgebaut, wobei zwei einander gegenüberliegende
Wände des kastenförmigen Gehäuses miteinander etwa fluchtende Öffnungen, nämlich eine
Einlaßöffnung 2 und eine Auslaßöffnung 3 aufweisen. Zwischen diesen Öffnungen ist
vor einem Ventilgitter 5 ein Rollventil 4 angeordnet, das nach Art eines Rollvorhangs
einerseits eine Rolle 6 und anderersseits einen Vorhangbereich 7 bildet, mit dem je
nach dem Abrollen der Bereich des Ventilgitters 5 mehr oder weniger abzudecken und
zu schließen ist. Das Rollventil wird nun im Auf- oder Abrollsinne über ein gleichfalls
unten auf der Rolle mitgewickeltes Seil 8 bzw. zwei oder noch mehr parallel laufende
Seile (zur Parallelführung) verstellt, die über ein Verbindungsseil 9 im Regelungssinne
betätigt werden. Gemäß Fig. 2 ist nun in einer schematisierten Ansicht der Windregler
1 zwischen einem Orgelgebläse 10 und einem Balgsystem 11 kompakt eingefügt, wobei
das Balgsystem 11 mit einer sich je nach Füllungsgrad in Richtung eines Doppelpfeiles
12 auf und nieder bewegenden, meistens gewichtsbeschwerten Oberseite 13 des Balgsystems
mit dem Seil 9 verbunden ist, welches über Umlenkrollen 14 in den Windregler hineinführt.
Hebt sich die Oberseite 13 des Balgsystems, dann gibt das Seil 9 nach und senkt dadurch
das Rollventil 4 im Schließsinne ab.
[0009] Diese einfachere und wirksame Regelung des Luftdurchsatzes zwischen Orgelgebläse
und Balgsystem 11 führt allerdings dann zu problematischen Störgeräuschen, wenn das
Rollventil 4 im Grenzbereich nahe der Schließstellung arbeiten soll, wenn also der
Rollvorhang 7 näherungsweise eine untere Schließkante 15 des Rollvorhangs 5 erreicht.
[0010] Die in Fig. 3 skizzierte erfindungsgemäße Lösung sieht einen Windregler 16 vor, der
zwar auch wieder mit einem kastenförmigen Gehäuse 17 und einem Rollventil 18 ausgestattet
ist, dessen innerer Luftweg aber in einen Schleichkanal 19 und einen Durchgangskanal
20 unterteilt wurde. Getrennte Gehäuseöffnungen als Lufteinlässe 21 (für den Schleichkanal)
bzw. 22 (für den Durchgangskanal) führen also in getrennte Durchgangswege.
[0011] Der hier nur als Block dargestellte Schleichkanal umfaßt ein im wesentlichen geschlossenes
Gehäuse zwischen der Einlaßöffnung 21 und mehreren kleineren Auslaßöffnungen 23. Sein
Inneres ist auf einen geringen Luftdurchsatz und auf Schalldämmung ausgelegt, was
die Luftführung, die Schallerzeugung, die Resonanzeigenschaften und dgl. anbetrifft.
Dazu gehört in aller Regel ein hinreichend massives Schleichkanalgehäuse und eine
Einrichtung, die die Luftführung verlangsamt und verteilt und insbesondere schallerzeugende
Turbulenzen vermeidet und unterdrückt.
[0012] Der Luftdurchgang durch den Schleichkanal 19 wird mit seiner verringerten und verlangsamten
Luftführung für den Fall geringen Luftbedarfs vorgesehen, bei dem der Durchgangskanal
20 geschlossen ist. Die Einlaßöffnung 22 ist mit einer Klappe 24 ausgestattet, die
weich und schallgedämpft aber dicht zu schließen ist, wenn er Luftdurchsatz ein vorgegebenes
Maß unterschreiten soll. Dazu wird die Klappe 24 über Hebel 25 von dem Rollventil
18 aus betätigt, wobei der Hebel 25 einerseits an der einem Scharnier 26 gegenüberliegenden
Endkante und andererseits an einer Mittelachse des Rollventils 18 angelengt ist.
[0013] Wie in Fig. 3 in strichpunktierten Linien angedeutet ist, gibt das Klappenventil
24 im Windregler 16 eine Passage frei, die etwa der Einlaßöffnung 22 entspricht, wenn
das Rollventil 18 so weit hochgezogen worden ist, daß es eine Auslaßöffnung 27 ganz
freigibt. Die Hebelmechanik des Hebels 25 sorgt aber auch schon dafür, daß das Klappenventil
24 vollständig schließt, wenn sich das Rollventil 18 seiner (unteren) Schließstellung
nähert. Die Schließstellung des Rollventils 18 wird allerdings normalerweise nicht
benötigt, da der Windverschleich einen Restdurchsatz an Luft verlangt. Allerdings
wird auch dann die Endstellung des Rollventils dadurch entschärft, daß der Schleichkanal
19 den Luftdruck sehr stark abfängt und den Luftdurchsatz verlangsamt.
[0014] Eine abgewandelte Ausführungsform eines Windreglers 30 ist in den Fig. 4 bis 6 dargestellt.
Auch diese Ausführungsform weist ein quarderförmiges, an vier Seiten geschlossenes
und an zwei einander gegenüberliegenden Seiten im Durchgangssinne mit Öffnungen versehenes
Gehäuse auf, in dem nebeneinander einerseits ein Schleichkanal 31 und andererseits
ein Durchgangskanal 32 mit einem Klappenventil 33 zu sehen ist. Das Klappenventil
umfaßt wiederum eine mit schalldämpfendem Material versehene Klappe 34, über Hebel
35 betätigt von einer Rolle 36 eines Rollventils 37. Die Klappe 34 arbeitet gegenüber
einem Ventilsitz auf einer schräggestellten Platte 38 mit strömungstechnisch und schalltechnisch
abgerundeten Kanten 39, wobei sich infolge der Schrägstellung eine besser in die Druchströmungsrichtung
weisende Ventilöffnung ergibt und wobei der Hebel 35 auf seiten der Klappe 34 so hoch
angesetzt ist, daß die Klappe 34 in jedem Fall schließt, ehe das Rollventil 37 in
die kritische (untere) Schließstellung gelangt.
[0015] Der Schleichkanal 31 ist, wie in der Draufsicht gemäß Fig. 6 angedeutet wird, durch
gegensinnig einspringende Wände 40,41,42 zu einem verlängerten und verschmälerten
Durchgangsweg im Sinne einer Verlangsamung des Luftdurchsatzes gestaltet. Im gleichen
verlangsamenden Sinne sind Öffnungen 43 an einer Stirnseite 44 des Schleichkanalgehäuses
vorgesehen.
[0016] Auch hier wieder hat das Rollventil 37 die Funktion eines Hauptventils im gemeinsamen
Luftweg von Schleichkanal 31 und Durchgangskanal 32, das aber aufgrund seiner Reihenschaltung
mit dem Klappenventil 34 bei der normalen Regelung nur noch unterstützend wirkt, nicht
aber in die in Fig. 4 dargestellte Schließstellung oder auch nur in eine davorliegende
Grenzstellung gesteuert wird. Das Klappenventil 34 wird demgegenüber bei normalem
Orgelbetrieb regelmäßig in die Schließstellung bewegt, wobei die Klappe einen kritischen
Grenzbereich zum Schließen hin aufgrund der Hebelmechanik rasch durchläuft und wobei
in diesem Bereich von der Überbrückung durch den Schleichkanal 31 her störende Geräuschbildungen
am Schließspalt weitestgehend vermieden werden. Die Kopplung des Klappenventils an
das Rollventil hat auch den Vorteil, daß die herkömmlichen Bauweisen und Anschlüsse
des Windreglers übernommen werden können ― das Klappenventil ist einfach "angehängt".
Zudem bietet das Rollventil eine Reservefunktion bei Ausfall des Klappenventils.
[0017] Der vorstehend betrachtete Windregler wird vorzugsweise herkömmlich ausgangsseitig
an das Gebläse angeschlossen, kann aber grundsätzlich auch über einen längeren Luftweg
vom Gebläse abgesetzt sein und z.B. direkt mit dem Balg verbunden werden. Ein entsprechender
Windregler läßt sich sogar eingangsseitig am Gebläse vorsehen, wo der Schleichkanal
ebenso zur Absenkung der Windgeräusche dient. Ein solcher Windregler ist auch ganz
in ein Gebläse integrierbar, so daß er Teil des Gebläses ist.
1. Windregler (1,16,30) für Orgeln, der zwischen einem Orgelgebläse (10) und dem im Gebläsekanal
nachfolgenden Balgsystem (11) angeordnet ist und durch das Balgsystem (11) zum Öffnen
oder Schließen eines Ventils (4,24,33) verstellt wird, dadurch gekennzeichnet, daß der Windregler einen schallgedämmten Schleichkanal (19,31) für einen auf den Windverschleich
der Orgel ausgelegten Winddurchsatz aufweist, der im Luftweg des Windreglers parallel
zu einem Durchgangskanal (20,32) angeordnet ist.
2. Windregler nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Durchgangskanal (20,32) mit einem vollständig schließbaren Ventil (24,33) ausgestattet
ist.
3. Windregler nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Ventil ein Klappenventil (24,33) ist.
4. Windregler nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß er mit einem Haupt-Ventil (18,37) im gemeinsamen Luftweg von Schleichkanal und Durchgangskanal
ausgestattet ist.
5. Windregler nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß beide Ventile (24,33;18,37) miteinander gekoppelt sind.
6. Windregler nach Anspruch 5 in Verbindung mit Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Hauptventil (18,37) und das Klappenventil (24,33) über Hebel (25,35) miteinander
verbunden sind.
7. Windregler nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Schleichkanal (19,31) mit schalldämmenden Materialen ausgestattet ist.
8. Windregler nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Schleichkanal (31) als Labyrinth ausgebildet ist.