TECHNISCHES GEBIET
[0001] Bei der Erfindung handelt es sich um eine Labyrinthdichung für Rotor- und Statorlabyrinthe
gemäss dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
STAND DER TECHNIK
[0002] Labyrinthdichtungen als Abdichtung zwischen rotierenden und statischen Teilen axialer
Strömungsmaschinen sind allgemein aus dem Stand der Technik bekannt. Die Offenlegungsschriften
DE-A1-35 23 469, EP-A1-982 475, EP-A1-799 973 oder EP-A1-943 784 beschreiben derartige
Turbomaschinen mit Dichtstreifen und sich dazwischen befindenden Labyrinthen in verschiedenen
Ausführungsformen. Diese Dichtstreifen sind üblicherweise in eine umlaufende Nut des
Rotors oder Stators eingestemmt, wie dies beispielsweise auch in der Figur 1 der EP-A1-982
475 sichtbar ist. Je nach der Druckdifferenz, welche über die Dichtungsstreifen herrscht,
gibt es verschiedene Möglichkeiten der Ausgestaltung der Labyrinthdichtung. So existieren
einfache und doppelte Dichtungen. Gerade bei grossen Druckdifferenzen können als Dichtungen
auch mehrere über die Länge des Labyrinths verteilte Dichtstreifen eingesetzt werden.
[0003] Aufgrund von verschiedenen Faktoren ist die geometrische Anordnung der Dichtstreifen
auf dem Rotor oder Stator beschränkt. Bei instationären Vorgängen, also beispielsweise
beim An- oder Abfahren oder bei Lastwechseln, ist die thermische Belastung an den
Dichtstreifen aufgrund der wechselnden Temperaturfelder und aus den daraus resultierenden
Temperaturgradienten sehr hoch. Dies führt vor allem an der Oberfläche zu thermischen
Spannungen und damit zu einer zyklischen Ermüdung. Hierbei wirken die umlaufenden
Nuten als Kerben, die die axiale Spannungskomponente erhöhen. Zur Verringerung der
Kerbwirkung einer Nut kann das gesamte Labyrinth beispielsweise durch eine Erhöhung
der Labyrinthpartie und entsprechend ausgestaltete Übergangsradien vom übrigen Bauteil
abgesetzt werden, was vor allem die erste und die letzte Nut entlastet. Bei den übrigen
Nuten wird ein gewisser Entlastungseffekt durch die jeweils benachbarten Nuten erzielt,
d.h. der Kerbfaktor einer Nut innerhalb einer solchen Anordnung mehrerer Nuten ist
geringer als der einer einzelnen freistehenden Nut gleicher Geometrie.
[0004] Aus verschiedenen Untersuchungen ist bekannt, dass der im Hinblick auf die gegenseitige
Entlastung optimale Abstand zweier Nuten in einer Anordnung mehrerer aufeinanderfolgenden
Nuten im allgemeinen geringer ist als der Abstand, welcher aus funktionalen Gründen
bei einer Labyrinthdichtung zwischen zwei Dichtstreifen zu wählen ist. Damit erhält
man bei hohen transienten thermisch-mechanischen Belastungen vor allem zur Mitte eines
Labyrinthabschnitts hin infolge der Kerbwirkung der Befestigungsnuten sowohl zyklische
Lebensdauerprobleme als auch starke Deformationen der einzelnen Befestigungsnuten.
Da der Kerbeffekt auf die axiale Spannungskomponente wirkt, erfolgt bei jedem Betriebszyklus
eine starke axiale Verformung der Nut. Die Verformung kann soweit gehen, dass auch
inelastische Anteile auftreten, was zum einen ein kontinuierliches Herausarbeiten
der eingestemmten Dichtstreifen und zum anderen ein Nachlassen der beim Einstemmen
erzielten Vorspannkraft bewirkt. Letzten Endes führt diese Verformung zum Verlust
des entsprechenden Dichtstreifens. Infolge der zyklischen Ermüdung ist zu dem mit
Anrissen im Nutgrund der Dichtstreifennut zu rechnen.
[0005] Aus diesem Grund schlägt beispielsweise
K. Schröder in
Dampfkraftwerke (3. Bd., Teil B, Springer Verlag, 1968, S. 68-69) vor, zwischen zwei Dichtstreifen
Entlastungsnuten einzustechen. Dies dient dem Ziel, die durch das Einstemmen hervorgerufenen
Spannungen auszugleichen und die Wärmebeanspruchung beim Anstreifen eines Blechs zu
verringern. Eine solche Anordnung von einzelnen Entlastungsnuten, welche mehr als
die doppelte Tiefe im Vergleich mit den Dichtstreifennuten haben, hat einen begrenzten
positiven Einfluss auf die thermische Spannungsreduktion. Eine gezielte Reduktion
der thermischen Spannungen zwischen den Dichtstreifen ist mit dieser Art der Entlastungsnuten
aber nicht oder nur begrenzt möglich, insbesondere deshalb nicht, da bei einer Erhöhung
der Anzahl der Entlastungsnuten eine bestimmte Wanddicke zwischen zwei Entlastungsnuten
in jedem Fall erhalten bleiben muss. Diese Entlastungsnuten können also in keiner
Weise optimal angeordnet werden. In der Regel führen solche Ausführungen zu der Verlagerung
der Probleme und nicht zur einer Lösung. Insbesondere sollten tiefere Einschnitte
schon deshalb vermieden werden, um eine Verwirbelung des Leckagestroms in diesen Einschnitten
und die damit verbundene Erhitzung des strömenden Mediums zu vermeiden. Desweiteren
haben einzelne Entlastungsnuten, die gleich tief oder tiefer sind als die Dichtstreifennuten
im allgemeinen eine schlechtere Kerbwirkungszahl als die Dichtstreifen, so dass sich
das Ermüdungsproblem auf die Entlastungsnut verlagert. Dies ist insbesondere bei Dichtungen
auf Wellen sehr unerwünscht.
DARSTELLUNG DER ERFINDUNG
[0006] Es ist Ziel dieser Erfindung, die genannten Nachteile zu vermeiden. Die Erfindung
löst die Aufgabe, eine bekannte Labyrinthdichtung so zu optimieren, dass die thermischen
Spannungen bzw. Deformationen zwischen zwei Dichtstreifen gezielt kontrolliert werden
können, um dadurch die oben genannten Schadensmechanismen zu vermeiden, und dass eine
zusätzliche Erhitzung des Bausteils durch eine Verwirbelung der Leckageströmung vermieden
werden kann.
[0007] Erfindungsgemäss wird dies bei einer Labyrinthendichtung gemäss dem Oberbegriff des
Anspruchs 1 dadurch erreicht, dass die axiale Steifigkeit des Rotors oder Stators
zwischen den zwei Dichtstreifen weitgehend stetig ist.
[0008] In einer ersten Ausführungsform ist mindestens eine flache Entlastungsnut zwischen
zwei Dichtstreifen eingelassen, welche sich über einen grösseren Bereich zwischen
den beiden benachbarten Dichtstreifen erstreckt. Es ist auch denkbar, eine Vielzahl
von flachen Entlastungsnuten vorzusehen, deren Längenausbreitung entsprechend kleiner
ist. In einer bevorzugten Ausführungsform wird die Tiefe der Entlastungsnuten soweit
verringert, dass sich lediglich eine gewellte Oberfläche zwischen den beiden benachbarten
Dichtstreifen ergibt. Auf diese Weise kann die gestellte Aufgabe vorteilhaft gelöst
werden, wobei die erhöhte Anzahl der Entlastungsnuten eine sehr gezielte Spannungsreduktion
ermöglicht. Steifigkeitssprünge zwischen den Nuten und dem Rotor oder Stator werden
vermieden bzw. werden so klein wie möglich gehalten. Dies reduziert vorteilhaft den
Kerbfaktor.
[0009] In einer weiteren Ausführungsform können auch die bisher bekannten tiefen Entlastungsnuten
genutzt werden, sofern sie mit einem Füllmaterial, welches aus einem geeigneten elastischem
Material besteht, gefüllt sind. Diese Massnahme dient demselben, oben angegebenem
Zweck der kontrollierten Verteilung der axialen Spannung gleichmässig auf den Rotor-
oder Statorabschnitt zwischen zwei Dichtstreifen. Dabei können die Entlastungsnuten
ganz oder teilweise mit dem Füllmaterial gefüllt sein. Im einfachsten Fall kann als
Füllmaterial der gleiche Draht verwendet werden, der auch zum Einstemmen der Dichtstreifen
benutzt wird. Im allgemeinen Fall kann jedes Material - bevorzugt in Drahtform - eingesetzt
werden, das bei der Betriebstemperatur der Dichtung die erforderliche Elastizität
und Langzeitbeständigkeit ausweist.
[0010] Alle Ausführungsformen sind auch deshalb vorteilhaft, weil sie neben der verbesserten
Spannungsaufnahme bzw. -verteilung, eine schadhafte Wirbelbildung im Labyrinth bzw.
innerhalb der Entlastungsnuten vermeiden. Eine solche Wirbelbildung kann zu einer
unerwünschten Erhitzung des Strömungsmediums und damit des gesamten Rotor- bzw. Statorabschnitts
führen.
KURZE BESCHREIBUNG DER ZEICHNUNGEN
[0011] Die Erfindung wird anhand der beiliegenden Zeichnungen näher erläutert, wobei
- Fig. 1
- eine erste Ausführungsform von Labyrinthdichtung gemäss der vorliegenden Erfindung
zeigt,
- Fig. 2
- eine zweite Ausführungsform von Labyrinthdichtung gemäss der vorliegenden Erfindung
zeigt
- Fig. 3
- eine dritte Ausführungsform von Labyrinthdichtung gemäss der vorliegenden Erfindung
zeigt und
- Fig. 4
- eine vierte Ausführungsform von Labyrinthdichtung gemäss der vorliegenden Erfindung
zeigt.
[0012] Es werden nur die für die Erfindung wesentlichen Elemente dargestellt. Gleiche Elemente
werden in unterschiedlichen Zeichnungen mit gleichen Bezugszeichen versehen.
WEG ZUR AUSFÜHRUNG DER ERFINDUNG
[0013] Die Erfindung ist an Hand der Figuren 1 bis 4 näher dargestellt. Gezeigt ist in allen
Figuren 1 bis 4 eine Turbinenschaufel 8 einer thermischen Turbomaschine mit einem
Rotor oder Stator 1. Es handelt sich bei der Turbinenschaufel 8 um eine Leit- oder
Laufschaufel. In allen Figuren befinden sich am Rotor oder Stator 1 Dichtstreifen
2, welche in einer Dichtungsstreifennut 3 in den Rotor oder Stator 1 eingelassen bzw.
eingestemmt und mit einem Stemmdraht 4 befestigt sind. Die Dichtstreifen 2 sind der
Turbinenschaufel 8 gegenüberliegend angeordnet. In allen Figuren 1 bis 4 sind zwischen
den beiden dargestellten Dichtstreifen 2 Entlastungsnuten 6 angeordnet. Erfindungsgemäss
treten in der axialen Steifigkeit des Rotors oder Stators 1 trotz der vorhanden Entlastungsnuten
6 zwischen den zwei Dichtstreifen 2 keine grossen Sprünge auf und die axiale Steifigkeit
ist im wesentlichen stetig.
[0014] Erreicht wird dies in der Figur 1 durch eine einzige flache Entlastungsnut 6, welche
sich über einen grossen Bereich zwischen den beiden Dichtstreifen 2 erstreckt. Dem
gegenüber werden in der Figur 2 mehrerer solcher flachen Entlastungsnuten 6 angeordnet.
Das Verhältnis von Tiefe zu axialem Abstand der Entlastungsnuten 6 muss entsprechend
der jeweiligen Belastungssituation des Labyrinths optimiert werden. Die maximale Tiefe
Entlastungsnuten 6 liegt bei der Tiefe der Dichtstreifennut 3. Um der Forderung der
stetigen axialen Steifigkeit zu genügen, sollte optimaler Weise die Tiefe der Entlastungsnuten
6 zwischen 25% und 50% der Tiefe der Dichtstreifennut 3 liegen. Das Ziel einer solchen
Optimierung ist es, die transiente axiale Deformation der Labyrinthpartie möglichst
gleichmässig auf die eigentlichen Dichtstreifennut 3 und die Entlastungsnuten 6 aufzuteilen.
Dadurch wird die Beanspruchung der Dichtstreifennut 3 reduziert ohne im Vergleich
dazu die Entlastungsnuten 6 übermässig zu belasten.
[0015] Die Figur 3 zeigt eine weitere Ausführungsform der erfindungsgemässen Entlastungsnuten
6. In diesem Fall sind die Entlastungsnuten 6 so flach und entsprechend zahlreich,
dass sich lediglich eine gewellte Oberfläche zwischen den Dichtstreifen 2 am Rotor
oder Stator 1 ergibt.
[0016] Die Figur 4 zeigt eine weitere Ausführungsform der erfindungsgemässen Entlastungsnuten
6, mit welcher auch tiefere Nuten 6 genutzt werden können. Die Entlastungsnuten 6
sind ganz oder teilweise mit einem Füllmaterial 7 gefüllt, wobei beide Möglichkeiten
in den Entlastungsnuten 6 der Figur 4 sichtbar sind. Entsprechend dem Stemmdraht 4
der Dichtstreifennuten 3 kann dieses Material in die Entlastungsnuten 6 eingestemmt
werden. Durch geeignete Auswahl des Füllmaterials hinsichtlich der elastischen Eigenschaften
und des thermischem Ausdehnungskoeffizienten kann das Verformungsverhalten der gefüllten
Entlastungsnut 6 und damit die axiale Steifigkeit des Labyrinthbereichs in gewissen
Grenzen kontrolliert werden. Im einfachsten Fall kann als Füllmaterial der gleiche
Draht verwendet werden, der auch zum Einstemmen der Dichtstreifen benutzt wird. Im
allgemeinen Fall kann jedes Material - bevorzugt in Form eines Drahtes - eingesetzt
werden, das bei der Betriebstemperatur der Dichtung die erforderliche Elastizität
und Langzeitbeständigkeit ausweist. Durch das Füllmaterial ist es auch möglich, die
aus dem Stand der Technik bekannten tieferen Entlastungsnuten zu verwenden, ohne dass
eine Verschärfung des zyklischen Lebensdauersproblem auftritt. Im einfachsten Fall
kann als Füllmaterial der gleiche Draht verwendet werden, der auch zum Einstemmen
der Dichtstreifen benutzt wird. Im allgemeinen Fall kann jedes Material - bevorzugt
in Drahtform - eingesetzt werden, da bei der Betriebstemperatur der Dichtung die erforderliche
Elastizität und Langzeitbeständigkeit ausweist.
[0017] Bei allen Ausführungsbeispielen bleibt zu beachten, dass verbleibenden Wandstärken
nicht so geschwächt sind, dass die Verspannung der Dichtstreifen 2 in den Dichtstreifennuten
3 zu stark reduziert wird. Davon hängt auch die zulässige Tiefe der Entlastungsnuten
6 ab. Alle Ausführungsformen sind auch deshalb vorteilhaft, weil sie neben der verbesserten
Spannungsaufnahme bzw. -verteilung, eine schadhafte Wirbelbildung im Labyrinth bzw.
innerhalb der Entlastungsnuten vermeiden. Eine solche Wirbelbildung kann zu einer
unerwünschten Erhitzung des Strömungsmediums und damit des gesamten Rotor- bzw. Statorabschnitts
führen.
BEZUGSZEICHENLISTE
[0018]
- 1
- Rotor bzw. Stator
- 2
- Dichtstreifen
- 3
- Dichtstreifennut
- 4
- Stemmdraht
- 5
- Labyrinth
- 6
- Entlastungsnuten
- 7
- Füllmaterial
- 8
- Turbinenschaufel
1. Labyrinthdichtung zwischen rotierenden und statischen Teilen (1, 8) einer axialen
Strömungsmaschine mit einem Rotor und einem Stator (1), welche Labyrinthdichtung aus
zwischen den rotierenden und statischen Teilen (1, 8) angeordneten Dichtstreifen (2)
besteht, wobei die Dichtstreifen (2) in einer Dichtstreifennut (3) am Rotor oder Stator
(1) angebracht sind, und wobei sich zwischen zwei Dichtstreifen (2) mindestens eine
Entlastungsnut (6) am Rotor oder Stator (1) befindet,
dadurch gekennzeichnet, dass
die axiale Steifigkeit des Rotors oder Stators (1) zwischen den zwei Dichtstreifen
(2) weitgehend stetig ist.
2. Labyrinthdichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
sich zwischen zwei Dichtstreifen (2) mindestens eine Entlastungsnut (6), welche maximal
die Tiefe der Dichtstreifennut (3) hat, befindet.
3. Labyrinthdichtung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
sich zwischen den zwei Dichtstreifen (2) eine Vielzahl von Entlastungsnuten (6) welche
maximal die Tiefe der Dichtstreifennut (3) haben, befinden.
4. Labyrinthdichtung nach einem der Ansprüche 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Entlastungsnut(en) (6) maximal die Tiefe von 25% bis 50% der Tiefe der Dichtstreifennut
(3) hat/haben.
5. Labyrinthdichtung nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Entlastungsnuten (6) aus einer gewellten Rotor- oder Statoroberfläche zwischen
den zwei Dichtstreifen (2) bestehen.
6. Labyrinthdichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die mindestens eine Entlastungsnut (6) ganz oder teilweise mit einem elastischen Füllmaterial
(7) gefüllt ist.
7. Labyrinthdichtung nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Füllmaterial (7) ein Draht ist.
8. Labyrinthdichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
es sich um eine Dichtung zwischen einer Turbinenschaufel (8), also einer Leit- oder
Laufschaufel, und dem Rotor oder Stator (1) handelt.