[0001] Die Erfindung betrifft eine kriechfeste korrosionsbeständige Nickelbasislegierung
für Anwendungen in der Hochtemperaturtechnik.
[0002] An metallische Werkstoffe, insbesondere für Warmarbeitswerkzeuge, für Komponenten
von Gasturbinen und Motoren, für Elemente im Ofenbau sowie in der chemischen Industrie,
werden in zunehmendem Maße erhöhte mechanische und korrosionschemische Anforderungen
bei Einsatztemperaturen von über 900°C gestellt. Der Korrosionsbeanspruchungen wegen,
aber auch im Hinblick auf die Festigkeit und die Zeitstandseigenschaften des Werkstoffes
eignen sich chromhältige Nickelbasislegierungen gut für einen Einsatz bei höchsten
Temperaturen.
[0003] Eine Nickelbasislegierung mit der Kurzbezeichnung NiCr 7030 entsprechend DIN-Werkstoffnummer
2.4658 gilt als hitzebeständig und wird für Heizleiter, Ofenbauteile und dergleichen
eingesetzt. Obwohl ein derartiger Werkstoff je nach Silizium- und Aluminiumgehalt
gute Oxidationsbeständigkeit besitzt, weist dieser jedoch geringe Festigkeit und niedrige
Dauerstandseigenschaften sowie hohe Kriechwerte bei Einsatztemperaturen um 1000°C
auf.
[0004] Aus der DE-C- 4411228 ist eine hochwarmfeste Nickelbasislegierung bekannt geworden.
Diese hochwarmfeste, oxidationsbeständige, massiv aufgestickte, warm- und kaltverformbare
Nickelbasislegierung besteht im wesentlichen aus ( in Masse-%) 0,001 bis 0,15 Kohlenstoff,
0,10 bis 3,0 Stickstoff, 25,0 bis 30,0 Chrom, mehr als 0,3 bis 1,2 Stickstoff, 0,001
bis 0,01 Bor, 0,01 bis 0,5 Yttrium, Cer, Lanthan, Hafnium und Tantal, einzeln oder
in Kombination, Rest Nickel mit einem Anteil von mindestens 64,0 %. Durch den Kohlenstoffgehalt
kann zwar eine Mischkristallverfestigung erreicht werden, die hauptsächlich wirksamen
Elemente obiger Legierung im Hinblick auf die Hochtemperatureigenschaften sind jedoch
Chrom und Stickstoff. Chrom und Stickstoff bilden Chromnitride, welche die Zeitstandsfestigkeit
verbessern, wobei Stickstoff zusätzlich eine Mischkristallverfestigung erbringt. Mit
der Legierung gemäß DE-C-4411228 erscheinen deutlich verbesserte Zeitstandsfestigkeits-
und Warmfestigkeitswerte erreichbar.
[0005] Bei den bekannten Nickelbasiswerkstoffen, die in zunehmendem Maße höheren Beanspruchungen
ausgesetzt werden, treten im Temperaturbereich zwischen 900°C und 1200°C ein sogenanntes
Kriechen des Werkstoffes unter Belastung und eine Verschlechterung der Korrosionsbeständigkeit,
insbesondere bei zyklischer Beanspruchung auf. Aufgabe der vorliegenden Erfindung
ist es, diesen Mangel zu beseitigen und eine verbesserte Nickelbasislegierung für
Hochtemperaturanwendungen zu schaffen.
[0006] Diese Aufgabe löst eine kriechfeste korrosionsbeständige Nickelbasislegierung bestehend
aus in Gew.-%
- 0,0015
- bis 0,60 Kohlenstoff (C)
- 0,20
- bis 0,90 Stickstoff (N)
- 22,0
- bis 32,0 Chrom (Cr)
- 5,0
- bis 20,0 Elemente der Gruppe 4,5 und 6 des Periodensystems ausgenommen Cr
- 0,03
- bis 3,0 Aluminium (Al)
- 0,4
- bis 3,0 Silizium (Si)
bis 0,15 Elemente der Gruppe 3 des Periodensystems ausgenommen Actinoide
bis 0,60 Mangan (Mn)
bis 14,8 Eisen (Fe)
bis 0,01 Bor (B)
max 0,014 Phosphor (P)
max 0,004 Schwefel (S)
min 51 Nickel (Ni) und/oder Cobalt (Co)
und erschmelzungsbedingte Verunreinigungen.
Die mit der Erfindung erreichten Vorteile sind im wesentlichen darin begründet, daß
im Werkstoff bei Temperaturen bis 1200°C ein Korngrenzengleiten durch stabile Ausscheidungen
in den Korngrenzenbereichen weitgehend verhindert und eine gesteigerte Mischkristallverfestigung
erreicht werden. Weiters ist die Haftfestigkeit der Chrom-Spinelle oder dergleichen
Schichten an der Oberfläche erhöht, wodurch eine verbesserte Hochtemperaturkorrosionsbeständigkeit
der Teile gegeben ist.
[0007] Nachfolgend sollen die Wirkung und Wechselwirkung der Elemente der erfindungsgemäßen
Nickelbasislegierung näherbeschrieben werden.
[0008] Die Elemente der Gruppe 4,5 und 6 ( ausgenommen Chrom), das sind im wesentlichen
Titan (Ti), Zirkonium (Zr), Hafnium (Hf), Vanadin (V), Niob (Nb), Tantal (Ta), Molybdän
(Mo) und Wolfram (W) wirken mischkristallverfestigend und besitzen unterschiedliche
Aktivitäten bezüglich der nichtmetallischen Elemente Kohlenstoff und Stickstoff. Ta
und Nb bilden beispielsweise thermisch hochstabile Nitride, hingegen ist die Stickstoffaffinität
der starken Karbidbildner Mo und W gering. Es hat sich gezeigt, daß die Elemente der
Gruppe 4,5 und 6 ( ausgenommen Cr) mit einer Konzentration im Werkstoff von mindestens
5, höchstens jedoch 20 Gew.-% teilweise festigkeitssteigernd im Atomgitter der Matrix
eingelagert sind und teilweise Nitrid- und/oder Karbonitridausscheidungen bilden,
welche die Korngrenzenfestigkeit erhöhen und somit eine Korngrenzengleiten bei Temperaturen
über 1000°C erschweren. Weiters verhindern die Ausscheidungen ein Kornwachstum bei
diesen Bedingungen wirkungsvoll.
[0009] Ein Ausmaß der Mischkristallverfestigung kann dabei durch den Kohlenstoffgehalt und
den Gehalt an starken Karbidbildnern eingestellt werden. Ist beispielsweise der Kohlenstoffanteil
der Legierung gering, werden die stark karbidbildenden Elemente verstärkt im Kristallgitter
der Mischkristalle eingebaut und verspannen dieses.
[0010] Ein weiterer entscheidender Vorteil der erfindungsgemäßen Legierung besteht darin,
daß die oben angeführten Elemente, insbesondere die Elemente Mo und W, die peritektische
Umwandlung der II-Phase durch Substitution von Cr-Atomen zu höheren Temperaturen verschieben
und dadurch eine Stabilisierung der II-Ausscheidungen unter Anwendungsbedingungen
bewirkt wird. Eine mit steigender Temperatur bei etwa 1000°C stattfindende Umwandlung
γ + π → γ + ε entsprechend γ + Cr
13Ni
7N
4 → γ + Cr
2N
in Ni-Cr-N- Legierungen,welche mit einer Volumsänderung von etwa 1 x 10
-3 % verbunden ist, wird beispielsweise, wie aus Tabelle 1 ersehen werden kann, durch
eine Mo-Konzentration von 4 Gew.-% auf eine Temperatur von über 1210°C angehoben.
Bei zyklischer Temperaturbeaufschlagung und Materialbeanspruchung sind durch den Zusatz
von zum Beispiel Mo Volumsänderungen auch bei hohen Einsatztemperaturen nicht gegeben,
was eine Verbesserung der Hochtemperaturkorrosions- Beständigkeit bewirkt, weil keine
Initiation zum Abplatzen von Teilen der Chrom-Spinell-Oberflächenschicht vorliegt.
[0011] Kohlenstoff mit einem Gehalt von größer als 0,0015 Gew.-% fördert die Nitrid- und
Karbonitridbildung, entzieht jedoch bei einem Gehalt von größer als 0,6 Gew.-% der
Legierung zu große Mengen an karbidbildenden Elementen, was einer Matrixverfestigung
entgegenwirkt. Bevorzugt werden Kohlenstoffgehalte von 0,16 bis 0,5 Gew.-%.
[0012] Wenn in günstiger Weise der Verhältniswert Stickstoff - zu Kohlenstoffgehalt in der
Legierung im Bereich von 0,5 bis 5,5, vorzugsweise 1,0 bis 4,0, gegebenenfalls 1,0
bis 3,0, liegt, werden besonders wirkungsvolle und stabile Karbonitridausscheidungen
gebildet und eine effiziente Mischkristallverfestigung erreicht.
[0013] Um eine möglichst stabile π- Phase bei hohen Verwendungstemperaturen des Werkstoffes
, aber auch gleichzeitig eine wirksame Mischkristallhärtung zu erreichen, ist es von
Vorteil, wenn die Nickelbasislegierung eine Summenkonzentration von Molybdän und Wolfram
in Gew.-% gemäß dem Zusammenhang
Mo +

= 3,0 bis 10, vorzugsweise 4,0 bis 8,0 aufweist.
[0014] Bevorzugt werden Chromgehalte in Gew.-% von 25 bis 30. Zur Minimierung der Hochtemperaturkorrosion
ist es wichtig, daß der Werkstoff mindestens 0,03 Gew.-% Al und mindestens 0,4 Gew.-%
Si enthält. Höhere Gehalte als 3,0 Gew.-% Al führen zu einem nachteiligen Ausscheidungsverhalten,
zu Spannungsrissen und zu einer Grobkornbildung und höhere Gehalte als 3,0 % Si verschlechtern
die Warmverformbarkeit der Legierung.
[0015] Die Korrosionsbeständigkeit bei hohen Temperaturen kann gesteigert werden, wenn der
Werkstoff mit Elementen der Gruppe 3 des Periodensystems, das sind Scandium (Sc),
Yttrium ( Y) Lanthan ( La) und Lantanide bis zu einer Konzentration von 0,15 Gew.-%
legiert ist. Dabei sind Gehalte zwischen 0,01 und 0,12 Gew.-% bevorzugt.
[0016] Im folgenden soll die Erfindung weiter erläutert werden:
[0017] Nickelbasislegierungen mit einer erfindungsgemäßen Zusammensetzung können mit Hilfe
der Druckmetallurgie, bei welcher die flüssige Schmelze bis zur Erstarrung derselben
unter hohem Druck gehalten wird, (z. B. DESU- Verfahren) oder pulvermetallurgisch
hergestellt werden. Bei Anwendung einer PM- Technologie wird erst ein Metallpulver
mit den gewünschten Gehalten an metallischen Elementen hergestellt, anschließend dieses
Pulver über die Gasphase bei erhöhter Temperatur aufgestickt und heißisostatisch gepreßt.
[0018] Eine Verformung des Guß- oder Sinterblockes erfolgt meist nach einer Homogenisierung
des Materials bei 1250 °C bei einem Umformen bei 1200°C. Dabei werden Korngrößen von
35 bis 80µm und Nitridausscheidungen mit einem Durchmesser von 1 bis 5 µm im Werkstoff
erstellt.
[0019] Wie früher erwähnt, wird die Umwandlungstemperatur der II-Phase durch eine Anwesenheit
von Elementen der Gruppe 4,5 und 6 ( außer Cr) erhöht. In Tab. 1 sind die ermittelten
Auflösungs- und Bildungstemperaturen, die Zusammensetzung der II-Phase und jene des
- Mischkristalles für eine Mo-freie Ni-Cr-N- Legierung und für solche mit einem Mo-
Gehalt von 4 und 8 Gew,-% sowie eine mit 4 Gew.-% W angegeben. Bei Konzentrationen
von 8 Gew.-% Mo und 0,7 Gew.-% N liegen beispielsweise beide Temperaturwerte für eine
π ↔ ε - Umwandlung über 1300°C.
[0020] Die II- Phase weist dabei einen erniedrigten Chromgehalt von 45 Gew.-% bei einer
Molybdänkonzentration von 11 Gew.-% auf. Der γ- Mischkristall besitzt bei einer verminderten
Nickelkonzentration erhöhte Chromwerte von 29 Gew.-% und einen Molybdängehalt von
6,5 Gew.-% .
Tab. 1.:
Einfluß des Molybdän-und Wolframgehaltes auf das Intervall der γ + Cr2N Umwandlungstemperatur ΔT (Dilatometer - Untersuchungen) |
Chemische Zusammensetzung [Gew. %] |
|
Ni 30Cr 0,9N |
Ni 30Cr
4W 0,7N |
Ni 30Cr
4Mo 0,7N |
Ni 30Cr
8Mo 0,7N |
ΔT (Erwärmen) |
|
1120-1185°C |
1160-1180°C |
1210-1280°C |
>1300°C |
ΔT (Abkühlen) |
|
1180-1195°C |
1180-1240°C |
1260-1280°C |
>1300°C |
π-Phase |
|
42Ni |
41Ni |
41Ni |
43Ni |
Zusammensetzung |
|
58Cr |
53Cr |
51Cr |
45Cr |
[Gew. %] |
|
|
4,5W |
8Mo |
11Mo |
γ-Matrix |
|
77Ni |
68Ni |
69Ni |
65Ni |
Zusammensetzung |
|
23Cr |
26Cr |
28Cr |
29Cr |
[Gew. %] |
|
|
5W |
3,5Mo |
6,5Mo |
[0021] Die Tabelle 2 zeigt die chemische Zusammensetzung von erfindungsgemäßen Legierungen
( Leg. 1 bis 5) und Vergleichslegierungen ( Leg. 6 bis 9).
[0022] In Tabelle 3 sind die mechanischen Eigenschaften der Legierungen bei 800°C. bei 1000°
C und bei 1100°C angeführt.
[0023] Im Vergleich ist festzustellen, daß durch die erfindungsgemäßen legierungstechnischen
Maßnahmen die 0,2% Dehngrenzen ( Rp0,2) des Werkstoffes wesentlich erhöht sind und
die Bruchdehnung (A) jeweils geringere Werte aufweist. Gegenüber dem Stand der Technik
ist insbesondere die Kriechfestigkeit bei 1% Dehnung der Nickelbasislegierungen nach
der Erfindung wesentlich verbessert.
[0024] Die Beständigkeit gegen Hochtemperaturkorrosion war bei den erfindungsgemäßen Legierungen
um etwa 16% (Legierung 3 um mehr als 22%) gegenüber jenen des Standes der Technik
verbessert.

1. Kriechfeste korrosionsbeständige Nickelbasislegierung für eine Anwendung in der Hochtemperaturtechnik
bestehend aus in Gew.-%
0,0015 bis 0,60 Kohlenstoff (C)
0,20 bis 0,90 Stickstoff (N)
22,0 bis 32,0 Chrom (Cr)
5,0 bis 20,0 Elemente der Gruppe 4,5 und 6 des Periodensystems, ausgenommen Cr
0,03 bis 3,0 Aluminium (Al)
0,4 bis 3,0 Silizium (Si)
bis 0,15 Elemente der Gruppe 3 des Periodensystems, ausgenommen Actinoide
bis 0,60 Mangan (Mn)
bis 14,8 Eisen (Fe)
bis 0,01 Bor (B)
max 0,014 Phosphor (P)
max 0,004 Schwefel (S)
min 51 Nickel (Ni) und/oder Cobalt (Co)
und erschmelzungsbedingte Verunreinigungen.
2. Nickelbasislegierung nach Anspruch 1, enthaltend in Gew.-% 0,16 bis 0,5 C
3. Nickelbasislegierung nach Anspruch 1 oder 2 mit der Maßgabe, daß der Verhältniswert
Stickstoff zu Kohlenstoff 0,5 bis 5,5, vorzugsweise 1 bis 4, gegebenenfalls 1 bis
3, beträgt

= 0,5 bis 5,5, vorzugsweise 1,0 bis 4,0, gegebenenfalls 1 bis 3
4. Nickelbasislegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, enthaltend eine Summenkonzentration
von Molybdän und Wolfram in Gew.-% gemäß dem Zusammenhang:
Mo +

= 3,0 bis 10,0, vorzugsweise 4,0 bis 8,0
5. Nickelbasislegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, enthaltend in Gew.-% 25,0 bis
30,0 Cr
6. Nickelbasislegierung nach Anspruch 1 bis 5, enthaltend in Gew.-% 0,5 bis 1,0 Si
7. Nickelbasislegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 6 enthaltend in Gew.-% 0,01 bis
0,12 Elemente der Gruppe 3 des Periodensystens, ausgenommen Actinoide.