[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Vergasen von festen, kohlenstoffhaltigen
Stoffen in einer Wirbelschicht gemäß dem Oberbegriff des Anspruches 1 sowie einen
Vergaser gemäß dem Oberbegriff des Anspruches 22.
[0002] Bei den bekannten Verfahren zur Wirbelschichtvergasung von festen kohlenstoffhaltigen
Materialien wird kein vollständiger C-Umsatz erreicht. Vielmehr weisen die aus dem
Vergaser ausgeschleusten Vergasungsrückstände, nämlich Staub und Bodenprodukt, Rest-C-Gehalte
von 20 - 60 Ma.-% auf. Ferner kann die Asche der Vergasungsrückstände in Abhängigkeit
von der Zusammensetzung der Einsatzstoffe auch Kalziumsulfid enthalten. In jedem Fall
müssen die Vergasungsrückstände nachbehandelt werden, um den C-Gehalt möglichst vollständig
zu nutzen und die Anforderungen an die Deponierbarkeit zu erfüllen. Letzteres gilt
auch bezüglich kalziumsulfidhaltiger Asche, die bei der üblicherweise in Form einer
Nachverbrennung erfolgenden Nachbehandlung ebenfalls oxidiert, d. h. sulfatiert wird.
[0003] Die Nachbehandlung, in welcher Weise sie auch immer erfolgt, ist ein zusätzlicher
Prozeßschritt, der die Kosten erhöht. Eine thermische Nachbehandlung wird entweder
in einem separaten Wirbelschicht-Dampferzeuger oder in einem sogenannten Oxidator
bzw. Sulfator durchgeführt. Die Trennung von Vergasung (Carbonizer) und Nachoxidation
der C-haltigen Vergasungsrückstände (Dampferzeugerkessel) ist auch bei den Konzepten
der sogenannten zweiten Generation vorgesehen (vgl. z. B. EP 707137, EP 544350 und
EP 698726).
[0004] Es ist auch bereits vorgeschlagen worden, den C-Gehalt der Vergasungsrückstände durch
Rückführung des mit dem Rohgas aus der Wirbelschicht ausgetragenen Staubes zu reduzieren.
So offenbart die DE 4413923 die Rückführung wenigstens einer Teilmenge des abgeschiedenen
Staubes in die Wirbelschicht. Die Rückführung des aus der Wirbelschicht ausgetragenen
Staubes wird auch in DE 3430212 und DE 1576803 behandelt. In jedem Fall sind zusätzliche
technische Einrichtungen und Betriebsmittel erforderlich. Trotzdem wird keine vollständige
Vergasung im Vergasungsreaktor erreicht, so dass weiterhin mindestens das C- und ggf.
kalziumsulfidhaltige Bodenprodukt und ggf. nicht vollständig vergaster Staub anfallen,
die nachbehandelt werden müssen.
[0005] Ferner ist bereits vorgeschlagen worden, eine Erhöhung des C-Umsatzes durch Verbesserung
der Vergasungsbedingungen herbeizuführen. So beschreibt DE 19548324 C2 die Zufuhr
von Vergasungstoff und Vergasungsmittel zur Wirbelschicht derart, daß sich ein gleichmässiges
radiales Strömungsprofil und eine konstante oder geringfügig ansteigende axiale Strömungsgeschwindigkeit
im Wirbelbett einstellen (Optimierung der Fluiddynamik und des Reaktionsumsatzes der
Vergasung). Ein anderer Vorschlag sieht vor, die aus der Wirbelschicht nach oben ausgetragenen
C-haltigen staubförmigen Feststoffe in einer in Strömungsrichtung des Gases der Wirbelschicht
nachgeordneten Nachvergasungszone weiterzuvergasen und dazu Vergasungsmittel auch
in die Nachvergasungszone einzuführen (EP 0214417). Bei Anwendung dieser beiden Vorschläge
läßt sich zwar eine Erhöhung des C-Umsatzes auf Werte zwischen 90 und maximal 95%
erreichen. Eine zusätzliche oxidative Nachbehandlung der Vergasungsrückstände ist
jedoch auch hier erforderlich.
[0006] Wenn Abfälle vergast werden, kann anstelle der Nachvergasungszone in einer zweiten
Vergasungsstufe im Anschluß an die Wirbelschicht ein Flugstromvergaser vorgesehen
sein, in dem eine vollständige Vergasung des C-haltigen Staubes bei Temperaturen oberhalb
des Schlackeschmelzpunktes stattfindet (DE 4435349). Das Ziel besteht in der Zersetzung
organischer Spurstoffe bei hohen Temperaturen und die nichteluierbare Einbindung von
Schwermetallen in die Schlacke. Der anlagetechnische Aufwand und der spezifische Vergasungsmittelverbrauch
erfahren dadurch eine starke Erhöhung. Wesentliche Vorteile der Wirbelschichtvergasung
gegenüber der Flugstromvergasung gehen verloren.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, Verfahren und Vergaser der einleitend beschriebenen
Art so zu verbessern, daß eine möglichst vollständige Vergasung der Einsatzstoffe
und im Bedarfsfall auch eine Oxidation der mineralischen Vergasungsrückstände zumindest
in dem Ausmaß erreicht wird, daß das Rückstandsprodukt ohne weiteres, insbesondere
ohne zusätzliche Behandlung, deponierbar ist.
[0008] Die Lösung dieser Aufgabe läßt sich dahingehend zusammenfassen, daß bei der Wirbelschichtvergasung
unabhängig davon, ob letztere mit stationärer oder expandierter Wirbelschicht durchgeführt
wird, mehrere Zonen vorgesehen sind, in denen folgende Teilprozesse ablaufen, die
sich derart zu einem Gesamtprozeß ergänzen, daß der angestrebte Effekt erreicht wird:
[0009] In der Wirbelschichtzone erfolgt die überwiegende Vergasung der Einsatzstoffe sowie
des Staubes mit ersten Vergasungsmitteln, wobei gleichzeitig eine Aschegranulation
erfolgt, die im Bedarfsfall in Abhängigkeit vom Schmelzpunkt der Asche der eingesetzten
Feststoffe unter Anwendung eines zusätzlichen Vergasungsmittels mit höherem O
2-Gehalt abläuft. Die sich in der Wirbelschichtzone bildenden festen Vergasungsrückstände
sind Restkoks aus den Einsatzstoffen und dem rückgeführten Staub sowie Aschegranulat
und nichtgranulierte Asche.
[0010] In der Splashzone über der Wirbelschichtzone wird das staubhaltige Rohgas mit Rohgas-Staubbeladungen
von 1 - 10 kg/m
3i.N. aus der Wirbelschichtzone abgetrennt. Da die Wirbelschicht im allgemeinen keine stationäre
obere Begrenzung aufweist, wird sich zwischen Wirbelschicht und Splashzone ein Übergangsbereich
bilden, in welchem Teile des zunächst mit dem Gas aus der Wirbelschicht mitgerissenen
Staubes wieder in die Wirbelschicht zurückfallen und ein anderer Teil des Staubes
vom Gas mitgeführt wird, so daß es zu der vorerwähnten Staubbeladung kommt, mit welcher
das Gas die anschließenden Zonen durchströmt. Der vorbeschriebene Effekt kann dadurch
gefördert werden, daß die Splashzone sich zumindest in ihrem unteren Bereich konisch
erweitert, so daß dort, also im wesentlichen in dem vorerwähnten Übergangsbereich,
eine Verringerung der Strömungsgeschwindigkeit des Gases eintritt.
[0011] In der der Splashzone nachgeordneten Kühlzone erfolgen die Abkühlung des staubhaltigen
Rohgases auf Temperaturen von 350 - 700°C, vorzugsweise auf Temperaturen von 550 -
650°C und die Wärmeabführung aus der Kühlzone.
[0012] Im Anschluß an die Kühlzone wird in der Entstaubungszone das staubhaltige gekühlte
Rohgas, ggf. in mehreren Stufen, so weit wie möglich entstaubt.
[0013] In der Rückführzone, die unter der Entstaubungszone angeordnet sein wird, erfolgt
die möglichst vollständige Rückführung des abgeschiedenen gekühlten Staubes in die
Wirbelschichtzone, so daß bei vollständiger Entstaubung des Rohgases in der Entstaubungszone
praktisch der gesamte mit dem Rohgas aus der Wirbelschicht ausgetragene Staub wieder
in die Wirbelschicht zurückgeführt wird.
[0014] In der ersten Nachvergasungszone unter der Wirbelschichtzone findet eine Nachvergasung
des aus der Wirbelschicht nach unten ausgetragenen Restkokses statt, der die Rückstände
der Einsatzstoffe und des rückgeführten Staubes darstellt. Diese Nachvergasung erfolgt
unter Verwendung von zweiten Vergasungsmitteln, welche eine Auflockerung des in der
ersten Nachvergasungszone befindlichen Feststoffes bewirken, ohne daß sich jedoch
eine Wirbelschicht im Sinne einer vollständigen Fluidisierung einstellt, wobei gleichzeitig
die Segregation des Aschegranulates derart stattfindet, daß es nach unten absinkt
und sich in der zweiten Nachvergasungszone anreichert. Die in der ersten Nachvergasungszone
sich bildenden C-haltigen festen Vergasungsrückstände sind Restkoks aus dem Bodenprodukt
der Wirbelschicht sowie nichtgranulierte Asche.
[0015] In der zweiten Nachvergasungszone, die als Bodenabzug der ersten Nachvergasungszone
und des Vergasers insgesamt aufgefaßt werden kann, werden die möglichst vollständige
Vergasung des C-Gehaltes der Reststoffe sowie die Oxidation der Asche mit einem dritten
Vergasungsmittel sowie die Abkühlung der als Bodenprodukt aus dem Vergaser auszuschleusenden
festen Vergasungsrückstände durchgeführt. Das ausgeschleuste Bodenprodukt besteht
aus weitestgehend C-freier, oxidierter Asche und Aschegranulat. Das Aschegranulat
ist aufgrund der bei seiner Entstehung herrschenden Bedingungen im wesentlichen kalziumsulfidfrei.
[0016] Das erste Vergasungsmittel, welches ggf. auch von oben, in die Wirbelschicht eingeblasen
wird, dient der überwiegenden Vergasung der C-haltigen Einsatzstoffe in der Wirbelschichtzone.
Es besteht aus ggfl. vorgewärmter Luft, Luft/Dampf- oder O
2/Dampf-Gemischen mit den für die Wirbelschichtvergasung bekannten typischen Zusammensetzungen,
ggf. mit Zusätzen anderer Gase, beispielsweise N
2 und CO
2. Die Umsetzung des C-haltigen Einsatzgutes mit den Vergasungsmitteln erfolgt in der
Wirbelschichtzone bei Temperaturen zwischen 750 und 950°C, wobei lokal in den Bereichen,
in denen O
2-haltiges Vergasungsmittel eingeblasen wird, auch höhere Temperaturen auftreten können,
so daß in Abhängigkeit vom Schmelzpunkt der Asche des Einsatzgutes die unter Anwendung
der O
2-haltigen Vergasungsmittel zumindest lokal auftretenden Temperaturen den Ascheschmelzpunkt
überschreiten und somit ein Granulieren zumindest eines großen Teils der Aschebestandteile
bewirken. Diese Voraussetzungen können z. B. beim Vergasen von rheinischer Braunkohle
vorhanden sein, deren Asche einen Schmelzpunkt von etwa 1250°C hat. Da in der Wirbelschicht
verhältnismäßig gleichmäßige Strömungsverhältnisse vorhanden sind, wobei die die Wirbelschicht
bildenden Feststoffe im mittleren Bereich überwiegend sich nach oben und in Umfangsnähe
des die Wirbelschicht aufnehmenden Vergasers nach unten bewegen, kann davon ausgegangen
werden, daß ein großer Teil der Feststoffpartikel durch die sich insbesondere in den
Umfangsbereichen des Wirbelbettes ausbildenden Flamme, die Bereiche höherer Temperatur
darstellen, durchlaufen, wobei die C-haltigen Bestandteile dieser Partikel weitestgehend
umgesetzt werden und die verbleibenden Aschebestandteile zu einem grobkörnigen Granulat
agglomerieren, dessen einzelne Körper einen Durchmesser von mehreren Millimetern aufweisen.
Die hinsichtlich der Temperatur erforderlichen Bedingungen können bei einem derartigen
Einsatzgut beispielsweise dann vorliegen, wenn die ersten Vergasungsmittel aus einem
Gemisch von O
2 und Dampf mit einem Dampf/O
2-Verhältnis von ≤ 1 kg/m
3i.N. verwendet werden.
[0017] Bei Einsatz von C-haltigen Feststoffen mit Aschen, deren Schmelzpunkt merklich höher
liegt, kann es hingegen erforderlich sein, zusätzliche Vergasungsmittel zur Granulierung
der Asche in der Wirbelschichtzone in letztere einzublasen. Dies kann beispielsweise
beim Vergasen von Steinkohle der Fall sein, deren Asche einen Schmelzpunkt von z.
B. 1450 - 1500°C aufweist. Der Sauerstoffgehalt des zusätzlichen Vergasungsmittels
wird zwecks Einstellung der erforderlichen höheren Temperatur in Teilbereichen des
Wirbelbettes ≥ 21 Vol.-% betragen. Diese zusätzlichen Vergasungsmittel können beispielsweise
O
2/Dampf-Gemische mit einem Dampf/O
2-Verhältnis im Bereich von 0,3 - 1 kg/m
3i.N. und/oder aus auf 400 - 600°C vorgewärmter Luft und/oder aus einem entsprechend vorgewärmten
Luft/Sauerstoff-Dampf-Gemisch bestehen. Diesen zusätzlichen Vergasungsmitteln können
andere Gase, beispielsweise NH
3 oder Purge-Gase oder andere zu entsorgende Gase beigemischt werden, da die am Düsenaustritt
in der Wirbelschicht sich einstellende höhere Temperatur in jedem Fall zu einer Spaltung
von höhermolekularen Verbindungen führt, wobei Gase entstehen, die in der dem Vergaser
nachgeschalteten Gasreinigung entfernt werden können, ohne dass dabei zusätzliche
Probleme auftreten und/oder zusätzliche Aufwendungen erforderlich wären.
[0018] Jedenfalls werden Zusammensetzung und/oder Temperatur der zusätzlichen Vergasungsmittel
derart eingestellt, daß die Temperatur in der Flamme, die sich bei Eindüsung mittels
der Vergasungsmitteldüsen in der Wirbelschicht ausbildet, ausreichend hoch ist, um
beim jeweils gegebenen Ascheerweichungspunkt eine Schmelzgranulation der Asche in
dieser Flamme zu bewirken. Flüchtige Alkalien, flüchtige Metalle und andere anorganische
Spurenstoffe werden weitgehend in die sich bildenden Aschegranulate eingebunden, so
daß sie nicht eluiert werden können.
[0019] Die zweiten Vergasungsmittel, welche zwecks Nachvergasung in die erste Nachvergasungszone
eingeführt werden, sind in ihrer Zusammensetzung der der ersten Vergasungsmittel ähnlich,
wobei die Zusammensetzung durch erhöhten Zusatz weiterer, endotherm reagierender Vergasungsmittel
wie CO
2 und Wasserdampf derart angepaßt sein kann, daß die Temperatur an jeder Stelle der
ersten Nachvergasungszone auf Werte unterhalb der Ascheerweichung begrenzt wird.
[0020] Die dritten Vergasungsmittel werden zur möglichst vollständigen Vergasung der restlichen
C-Bestandteile und zur Oxidation der Asche in der zweiten Nachvergasungszone im Bodenabzug
eingesetzt. Sie können in mehreren übereinanderliegenden Bereichen oder Ebenen in
die zweite Nachvergasungszone eingeblasen werden. Dabei besteht die Möglichkeit, im
Bedarfsfall in den einzelnen Ebenen Vergasungsmittel unterschiedlicher Zusammensetzung,
beispielsweise bestehend aus Wasser, O
2/Dampf-, O
2/CO
2- und O
2/Dampf/CO
2-Gemischen oder aus Wasser, Luft, Luft/Dampf-, Luft/CO
2-, Luft/Dampf/CO
2-Gemischen einzublasen. Die Verwendung unterschiedlicher Vergasungsmittel in unterschiedlichen
Höhen der zweiten Nachvergasungszone kann sich daraus ergeben, daß einerseits eine
weitestgehende Umsetzung der Kohlenstoff enthaltenden Rückstände und ggf. auch eine
Oxidation der Asche bzw. der Granulate erfolgen sollen, wobei andererseits jedoch
die Temperatur unterhalb des Ascheschmelzpunktes gehalten und ein Endprodukt aus der
zweiten Nachvergasungszone ausgetragen werden soll, welches soweit abgekühlt ist,
daß es mit den üblichen Transportmitteln, Geräten usw. gehandhabt werden kann. Mithin
werden Zusammensetzung und Menge der dritten Vergasungsmittel so eingestellt, daß
der C-Gehalt des die zweite Nachvergasungszone verlassenden Bodenproduktes auf die
für die Deponierung erforderlichen Werte reduziert ist. Ferner soll der endgültige
Rückstand, der im wesentlichen aus Asche und Aschegranulat besteht, gekühlt werden,
bevor er den Vergaser verläßt. Der Sauerstoffgehalt des dritten Vergasungsmittels
wird normalerweise ≤ 21 Vol.-% betragen.
[0021] Die Geschwindigkeit, mit welcher die am Ende der zweiten Vergasungszone verbliebenen
festen Reststoffe z. B. mittels eines Schneckenförderers aus dem Vergaser ausgetragen
werden, wird im wesentlichen bestimmt durch die Verweilzeit der Feststoffe im Vergaser,
die bei den jeweils gegebenen Verhältnissen, insbesondere den Temperaturen, erforderlich
ist, um den angestrebten Vergasungsgrad des Kohlenstoffes zu erreichen.
[0022] Die ersten Vergasungsmittel werden über eine oder mehrere Düsenebenen, bestehend
jeweils aus mehreren Vergasungsmitteldüsen, in die Wirbelschichtzone und ggf. auch
über eine zusätzliche Düsenebene schräg von oben auf die obere Begrenzung der Wirbelschichtzone
geblasen. Diese zusätzliche Düsenebene wird am Übergang zwischen der Wirbelschichtzone
und der Splashzone oder geringfügig darüber angeordnet sein, wobei, wie bereits erwähnt,
im allgemeinen keine genau definierte obere Begrenzung der Wirbelschichtzone vorhanden
ist, da deren oberer Bereich sich normalerweise um beispielsweise mehrere 100 mm auf
und abbewegen wird. Die über diese zusätzliche Düsenebene schräg nach unten auf die
obere Begrenzung der Wirbelschicht geblasenen ersten Vergasungsmittel können zu einer
gewissen Vergleichmäßigung der oberen Begrenzung oder des oberen Bereiches der Wirbelschicht
dienen und darüber hinaus auch aufgrund der nach unten, also in die Wirbelschichtzone
hinein, gerichteten Strömungskomponente dazu beitragen, daß zu viel Feststoff aus
der Wirbelschichtzone mit dem letzteren nach oben verlassenden Rohgas ausgetragen
wird, da die von oben auf die oberen Bereiche der Wirbelschicht einwirkenden Gasströme
einen Teil des aus der Wirbelschichtzone austretenden Staubes wieder nach unten, also
in die Wirbelschichtzone zurück "drücken". Dies führt zu einer längeren Verweildauer
dieser Feststoffe in der Wirbelschicht, welche Tatsache wiederum den Vergasungswirkungsgrad
des gesamten System verbessert.
[0023] Die durch die oberhalb der Wirbelschichtzone vorgesehenen Vergasungsmitteldüsen,
die ebenfalls in wenigstens einer Ebene angeordnet sein können, in den Vergaser eingeblasenen
Vergasungsmittel sollen nicht dazu dienen, in der Splashzone wesentliche zusätzliche
Umsetzungen mit dem aus der Wirbelschichtzone ausgetragenen Staub zu bewirken. Vielmehr
sollen sie sich zumindest ganz überwiegend im oberen Bereich der Wirbelschichtzone
mit dem dort vorhandenen Kohlenstoff umsetzen.
[0024] Ggf. erforderliche zusätzliche Vergasungsmittel für die Granulation der Asche werden
vorzugsweise über eine Düsenebene oder über mehrere einzelne Vergasungsmitteldüsen
in die Wirbelschichtzone eingeblasen. Zusammensetzung, Menge und Vorwärmtemperatur
dieser zusätzlichen Vergasungsmittel werden so eingestellt, daß die Aschegranulierung
im gewünschten Umfang stattfindet.
[0025] Da beim erfindungsgemäßen Vergasungsverfahren praktisch die gesamte Asche im System
verbleiben kann, erfolgt die Aschegranulierung bei wesentlich niedrigeren Ascheerweichungstemperaturen
als bei solchen Vergasungsverfahren, bei denen ständig ein Teil der aschehaltigen
Feststoffe aus dem Vergasersystem ausgetragen wird. Entsprechend der sich bildenden
Eutektika kommt es zu einer Absenkung des Erweichungspunktes der Gesamtasche um in
der Regel deutlich mehr als 100 K gegenüber den Erweichungspunkten der einzelnen Aschefraktionen.
Dies ist ein Vorteil gegenüber z. B. dem üblichen HTW-Vergaser, in welchem bei normalem
Betrieb aufgrund des Staubaustrages aus dem System es in der Wirbelschicht zu einer
Anreicherung der hochschmelzenden Fraktion der Quarz- und alumosilikathaltigen Aschebestandteile
kommt, die jedenfalls bei den praktisch in Betracht kommenden Teperaturen nur unvollständig
agglomeriert werden kann. In dem nach oben aus dem HTW-Vergaser ausgetragenen Staub,
der das Vergasungssystem über den Zyklon auf kurzem Weg verläßt, befindet sich die
eisen-kalzium-magnesium- und alkalireiche feinkörnige Fraktion der Asche konzentriert,
deren weitgehendes Fehlen in der Wirbelschicht den Ascheerweichungspunkt merklich
erhöht.
[0026] Aufgrund der beim erfindungsgemäßen Verfahren gegebenen Voraussetzungen hinsichtlich
der Zusammensetzung der Aschebestandteile bewirkt die Aschegranulierung zudem eine
Verschiebung des Körnungsspektrums des Feststoffinventars in der Wirbelschicht zu
größeren Korndurchmessern, so daß die Gasströmungsgeschwindigkeit bei Einhaltung gleicher
Feststoffausträge erhöht werden kann, wodurch die spezifische Vergaserleistung steigt.
[0027] In der Kühlzone erfolgen die Abkühlung des staubhaltigen Rohgases und die Wärmeabführung
mittels eines Wärmetauschers, der in einem Abstand von 1 - 5 m oberhalb der oberen
Begrenzung der Wirbelschichtszone angeordnet und vorzugsweise helissenförmig als Schottenheizfläche
ausgebildet ist. Der Wärmetauscher kühlt das staubhaltige Rohgas auf eine Temperatur
im Bereich von 350 - 700°C und führt Kühlwärme in Form von gesättigtem und/oder erhitztem
Dampf ab. Eine Abkühlung des Rohgases auf Temperaturen unterhalb 350°C ist im allgemeinen
unzweckmäßig, da dann die Gefahr besteht, daß Teerkohlenwasserstoffe und/oder andere
kondensierbare Bestandteile auf den Wärmetauscher-Oberflächen und dem nachgeordneten
Filter für die Staubabscheidung kondensieren.
[0028] Der mit dem Rohgas mitgeführte Staub besteht im wesentlichen aus Restkoks mit einem
C-Gehalt von ≤ 20 Ma.-%. Aus den bei der HTW-Vergasung gesammelten Erfahrungen ist
bekannt, daß ab einem Mindest-C-Gehalt ab dieser Größe und einer Staubbeladung von
≤ 1 - 10 kg/m
3i.N. sich keine Anbackungen am Eintritt z. B. in den Wärmetauscher bilden. Infolge der
hohen Staubbeladung des Gases kommt es zu einem Selbstreinigungseffekt an den Wärmetauscher-Oberflächen.
[0029] In der vorzugsweise im Anschluß an den Rohgasabgang aus der Kühlzone angeordneten
Entstaubungszone erfolgt eine möglichst vollständige Abscheidung des im gekühlten
Rohgas befindlichen Staubes. Dabei kann ein vorzugsweise als Jalousie-Abscheider ausgebildeter
Vorabscheider vorgesehen sein, von welchem das teilentstaubte gekühlte Rohgas in ein
Absolutfilter geführt wird, welches sich anstelle des sonst üblichen Zyklons direkt
an den Vergaser anschließt. Das Absolutfilter, in dem das Rohgas praktisch vollständig
von Staub befreit wird, besteht vorzugsweise aus einem Kerzenfilter mit keramischen
oder metallischen Filterelementen.
[0030] Im Absolutfilter werden gemeinsam mit dem Staub flüchtige Alkalien und Schwermetalle
sowie flüchtige organische und organische Spur- und Schadsstoffe abgeschieden. Ein
Temperaturoptimum der Staubabscheidung im Absolutfilter liegt bei ca 500 - 700°C.
Bei diesen Temperaturen erfolgt eine praktisch vollständige Alkaliabscheidung sowie
eine ausreichend hohe Spurstoffadsorption bei gleichzeitig angemessener Wärmeauskopplung
im Wärmetauscher.
[0031] In der Rückführzone wird der in der Entstaubungszone abgeschiedene gekühlte Staub
mittels Schwerkraft über Rückführsysteme, im einfachsten Fall bestehend aus einer
von Einbauten freien Rückführleitung, vollständig in die Wirbelschichtzone und damit
vorzugsweise in deren unteren Teil zurückgeführt. Die Druckdifferenz zwischen der
Eintragstelle in der Wirbelschicht und dem Absolutfilter ist gering, so daß auf Gassperren
oder Transporthilfsmittel in der Rückführzone verzichtet werden kann.
[0032] In der ersten Nachvergasungszone erfolgen die erste Stufe der Nachvergasung des Restkokses
aus der Wirbelschichtzone und die Segregation des in der Wirbelschichtzone entstandenen
Aschegranulates. Hierzu wird das zweite Vergasungsmittel über vorzugsweise eine Düsenebene
eingeblasen. Der C-Gehalt der die erste Nachvergasungszone verlassenden Feststoffe
- das sind auf die Einsatzstoffe und den rückgeführten Staub zurückgehender Restkoks
sowie Asche und Aschegranulat - wird dadurch auf Werte ≤ 20 Ma.-% gesenkt.
[0033] In der zweiten Nachvergasungszone, an deren unterem Ende die festen Vergasungsrückstände
aus dem Vergaser abgezogen werden, erfolgt die möglichst vollständige Vergasung der
restlichen C-Bestandteile, die in der ersten Nachvergasungszone noch nicht vergast
worden waren. Dazu wird drittes Vergasungsmittel im Gegenstrom zu dem sich in der
zweiten Nachvergasungszone ausbildenden Wanderbett vorzugsweise über mehrere Düsen
oder Düsenebenen, die in vertikalen Abständen voneinander angeordnet sein können,
in die zweite Nachvergasungszone eingeblasen. Das dritte Vergasungsmittel kann auch
mittels sogenannter offener Düsenböden, also von unten, zugeführt werden.
[0034] Die Verteilung der dritten Vergasungsmittel erfolgt derart, daß in vorzugsweise zwei
oder drei in unterschiedlichen Höhen angeordneten Düsen Vergasungsmittel unterschiedlicher
Zusammensetzung zugeführt werden. Als Vergasungsmittel in der unteren Zuführung wird
Quenchwasser eingedüst, welches verdampft und als Dampf in die darüber befindlichen
Vergasungszonen strömt, in denen es als endothermes Vergasungsmittel wirkt. Gleichzeitig
wird die Abkühlung der im untersten Bereich der zweiten Nachvergasungszone befindlichen
festen Rückstände bewirkt. Den auf das Quenchwasser zurückgehenden endothermen Vergasungsmitteln
werden in einem ersten und ggf. auch einem zweiten darüber befindlichen Bereich sauerstoffhaltige
Vergasungsmittel zugemischt, so daß in der dritten Nachvergasungszone in den oberhalb
der Zuführung des Quenchwassers liegenden Bereichen der C-Gehalt der Feststoffe auf
einen zulässigen maximalen Gehalt, z. B. ≤ 5 Ma.-% abgesenkt wird. In den Bereichen
oberhalb der Quenchwasserzufuhr erfolgt durch den dort zugeführten freien Sauerstoff
auch die Oxidation von kalziumsulfidhaltiger Asche, so daß die Kalziumsulfid-Bestandteile
bei Erreichen der Quenchzone zumindest ganz überwiegend sulfatisiert sind.
[0035] Da die aus dem Vergaser auszutragenden festen Rückstände zu einem großen Teil, wenn
nicht überwiegend, in Form von granulierter Asche vorliegen, welche eine gewisse Mindestkorngröße
nicht unterschreitet, bleibt die Fließfähigkeit der festen Rückstände auch in der
Ebene, in welcher das Wasser eingedüst wird, erhalten. Das gilt auch dann, wenn die
Asche Bestandteile aufweist, die in Gegenwart von Wasser abbinden. Die ganulierte
Asche liegt überwiegend in einer Korngröße vor, die ein Abbinden verhindert, welches
zu Störungen führen könnte.
[0036] Zur Optimierung des Verfahrens gemäß der Erfindung ist es zweckmäßig, die geometrische
Innenkontur des Wirbelschichtvergasers auf die Einspeisung der Vergasungsmittel sowie
die Zuführung der festen Einsatzstoffe und des rückgeführten Staubes so abzustimmen,
daß die Gasströmungsgeschwindigkeit von der Wanderbett- bzw. zweiten Nachvergasungszone
bis zum Eintritt in die Splash-Zone von unten nach oben ansteigt und in der Splash-Zone
wieder abnimmt. Die folgenden Gaströmungsgeschwindigkeiten, die bezogen auf den Leerraum
eingestellt werden, können zumindest teilweise deutlich über denen von Wirbelschichtvergasern
gemäß dem Stand der Technik liegen:
0,3 - 0,8 m/s in der Wanderbett- bzw. zweiten Nachvergasungszone vor Eintritt in die
Segregationszone,
0,5 - 1,5 m/s in der Segegrations- bzw. ersten Nachvergasungszone vor Eintritt in
die Wirbelschichtzone,
1 - 5 m/s in der Wirbelschichtzone vor Eintritt in die Splash-Zone,
0,5 - 3 m/s in der Spalsh-Zone vor Eintritt in die Kühlzone.
[0037] Aufgrund des Agglomerationsprozesses kommt es zu der bereits erwähnten Kornvergrößerung
des Feststoffinventars im Vergaser mit der Folge, daß höhere Gasströmungsgeschwindigkeiten
ermöglicht werden. Die angegebenen Geschwindigkeitsbereiche berücksichtigen das breite
Spektrum der Stoffeigenschaften der C-haltigen Einsatzstoffe.
[0038] Das Verfahrens gemäß der Erfindung, bei welchem die Vergasungsmittel in die Wirbelschichtzone
und die beiden Nachvergasungszonen eingeführt werden, ermöglicht es, auf die Einführung
von Vergasungsmittel in die oberhalb der Wirbelschicht befindliche Zone, die bei Vergasungsverfahren
gemäß dem Stand der Technik als "Nachvergasungszone" bezeichnet wird, zu verzichten.
Diese Nachvergasungszone bekannter Vergaser hat den Nachteil eines geringen spezifischen
Reaktionsumsatzes der endothermen Vergasungsreaktionen und demzufolge eines entsprechend
großen spezifischen Reaktorvolumens sowie exergetischer Verluste infolge des unverzichtbaren
Wasserquenches am Ausgang der Nachvergasungszone oberhalb der Wirbelschicht. Die Bildung
von Asche- und Schlackeansätzen aufgrund nicht vollständig vermeidbarer, lokaler und
temporärer Übertemperaturen im Rohgas stellt dabei einen weiteren Nachteil dar. Der
Verzicht auf eine Nachvergasungszone oberhalb der Wirbelschicht, in die zusätzlich
Vergasungsmittel eingeblasen wird, und die Nutzung des freien Reaktorraumes oberhalb
der Splashzone als Kühlzone zur Abkühlung des staubbeladenen Rohgases mittels Wärmetauscher
ermöglicht eine deutliche Reduzierung des für die Vergasung und Abhitzenutzung erforderlichen
spezifischen Reaktorvolumens. Zwar ist bei der Staubvergasung gemäß EP 618282 oberhalb
des Flugstrom-Vergasungsreaktor ebenfalls ein Abhitzekesselsystem mit Strahlungskühler
und nachgeschalteten Konvektionskühler vorgesehen, wobei vor dem Strahlungskühler
noch ein Kaltgasquench vorgesehen ist. Der Strahlungskühler hat hier die Aufgabe,
den mit erstarrenden Schlacketröpfchen beladenen Gasstrom im Anschluß an den Quench
so abzukühlen, daß die Wärmetauscheroberflächen frei von Schlackeanbackungen bleiben.
Die Ausgestaltung des Abhitzekessels ist hierauf und auf um Größenordnungen niedrigere
Rohgasstaubbeladungen von ≤ 0,1 kg/m
3i.N. speziell abgestimmt.
[0039] Bei einem anderen bekannten Verfahren erfolgt im Unterschied zur Lösung gemäß der
Erfindung die Aschegranulierung im Wirbelschicht-Vergasungsreaktor in einem zentral
angeordneten vertikalen Verbrennungs-Jet, über den die gesamte Vergasungsluft- oder
Vergasungssauerstoff-Menge ohne Unterteilung zugeführt wird. Es erfolgt keine vollständige
Vergasung bzw. Oxidation des C-haltigen Bodenproduktes. Eine thermische Nachbehandlung
ist in jedem Fall erforderlich.
[0040] Demgegenüber werden durch die Anwendung der Erfindung wesentliche verfahrens- und
anlagetechnische Vereinfachungen erreicht, beispielsweise der Wegfall der thermischen
Nachbehandlung der Vergasungsrückstände und merkliche Vereinfachungen bei der Rohgaskühlung
und -reinigung. Durch die Abkühlung und möglichst vollständige Rückführung des Staubes
in die Wirbelschichtzone kommt es zu einer Abscheidung, Rückführung, Zersetzung und/oder
Einbindung einer Vielzahl flüchtiger organischer und anorganischer Verbindungen und
Schadstoffe. Die sich daraus ergebenden positiven Auswirkungen auf den sich anschließenden
Gasreinigungsprozeß können je nach dem eingesetzten C-haltigen Stoffen und der Prozessführung
unterschiedlich sein. Insbesondere wird die Schwefeleinbindung in der Eigenasche und/oder
an basischen Zusätzen, die zur Insitu-Entschwefelung zugegeben werden, verbessert.
Von besonderer Bedeutung ist auch die Tatsache, daß der C-Gehalt der Einsatzstoffe
praktisch vollständig thermisch und stofflich genutzt werden kann, was zu einer merklichen
Erhöhung des thermischen Wirkungsgrades des Vergasungs- wie auch des Gesamtprozesses
führt.
[0041] Im folgenden wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels unter Bezugnahme
auf die Zeichnung näher erläutert. Letztere zeigt in stark vereinfachter und schematischer
Darstellung einen Vergaser zur Erzeugung von Brenngas für den Einsatz in einer Gasturbine
unter Anwendung des Verfahrens gemäß der Erfindung. Die bei der Beschreibung des Ausführungsbeispiels
im folgenden angegebenen Vergasungsparameter gelten für das Vergasen von getrockneter
Braunkohle mit einem Aschegehalt von 11 Ma.-%, einem Wassergehalt von 12 Ma.-% und
einem Heizwert H
u von 19,5 MJ/kg bei einem Druck von 27 bar mit Luft unter Zusatz von Wasserdampf.
[0042] Die Einsatzkohle 2 wird über einen oder mehrere Eintragsseinrichtungen 3, die beispielsweise
eine Förderschnecke verwenden, in die Wirbelschichtzone 4 des Wirbelschichtvergasers
1 eingetragen. In die Wirbelschichtzone 4 wird das erste Vergasungsmittel 5 mittels
vier übereinander angeordneter Düsenebenen 6 bis 9 eingeblasen. Das Vergasungsmittel
5 besteht aus verdichteter, 350°C heißer Luft mit Zusatz von 0,18 kg Wasserdampf pro
m
3i.N. Luft. Jede der Düsenebenen 6 bis 9 weist mehrere Vergasungsmitteldüsen 10 auf, die
gleichmäßig über den Umfang des Wirbelschichtvergasers 1 jeweils einer Ebene verteilt
sind. Die Anordnung der Vergasungsmitteldüsen jeweils in einer Ebene ist nicht zuletzt
wegen der Gleichmäßigkeit des Vergasungsmitteleintrages in die Wirbelschicht und die
daraus resultierende einfachere Berechenbarkeit der Strömungsverhältnisse in der Wirbelschicht
vorteilhaft. Es ist jedoch auch eine Anordnung denkbar, bei welcher nicht mehrere
Düsen in jeweils einer Ebene angeordnet sind.
[0043] Weiterhin wird in die Wirbelschichtzone 4 ein zusätzliches Vergasungsmittel 11 über
die Düsen 10 der Düsenebene 12 eingeblasen. Letztere befindet sich zwischen den beiden
Düsenebenen 7 und 8 für das erste Vergasungsmittel 5. Das zusätzliche Vergasungsmittel
11 besteht aus mit Sauerstoff angereicherter Luft mit einem Sauerstoff-Gehalt von
30 Vol.-%. Es hat eine Temperatur von 350°C. Der Sauerstoffgehalt ist ausreichend
hoch, um bei der eingesetzten Braunkohle eine Schmelzgranulation der Asche oberhalb
der Ascheerweichungstemperatur von z. B. 1200° C und die Bildung von Aschegranulat
zu bewirken. In das Aschegranulat werden die flüchtigen Alkalien und Schwermetalle
nicht eluierbar eingebunden. Die mit dem zusätzlichen Vergasungsmittel 11 zugeführte
Menge an Sauerstoff beträgt etwa 45% der mit dem ersten Vergasungsmittel 5 zugeführten
Sauerstoffmenge. An der oberen Begrenzung der Wirbelschichtzone 4 stellt sich eine
Temperatur in der Größenordnung von 900°C ein.
[0044] In der oberhalb der Wirbelschichtzone 4 vorgesehenen Splashzone 13 wird die Staubbeladung
des aus der Wirbelschicht nach oben austretenden Rohgases 14 bis zum Eintritt in die
in Strömungsrichtung des Rohgases hinter der Splashzone 13 angeordneten Kühlzone 15
auf einen Wert von ca. 1 kg/m
3i.N. abgesenkt. Der C-Gehalt des Staubes beträgt etwa 40 Ma.-%.
[0045] Während die Vergasungsmitteldüsen 10 der Düsenebenen 6 bis 8 so angeordnet sind,
daß die aus ihnen austretenden ersten Vergasungsmittel direkt in die Wirbelschichtzone
4 strömen, sind die Vergasungsmitteldüsen 10 der zuoberst befindlichen Ebene 9 am
Übergang zwischen der Wirbelschichtzone 4 und der Splashzone 13 derart angeordnet,
daß sie in Strömungsrichtung der die jeweiligen Düse passierenden Vergasungsmittel
schräg nach unten verlaufen mit der Folge, daß über die Ebene 9 zugeführten ersten
Vergasungsmittel eine nach unten gerichtete Strömungskomponente aufweisen, welche
der Strömungsrichtung des aus der Wirbelschichtzone 4 nach oben austretenden Rohgases
14 entgegengerichtet ist. Dadurch werden an der Oberfläche der Wirbelschicht Strömungsbedingungen
geschaffen, welche dazu führen, daß ein großer Teil des staubförmigen Feststoffes,
der sonst mit dem Rohgas 14 nach oben in die Splashzone 13 und weiter in die anschließende
Kühlzone 15 ausgetragen worden wäre, in der Wirbelschicht verbleibt bzw. wieder in
diese absinkt. Auf diese Weise kann der Staubaustrag aus der Wirbelschichtzone 4 verringert
werden. Zudem wird durch die in den oberen Bereich der Wirbelschichtzone einströmenden
Vergasungsmittel dort die Umsetzung der C-haltigen Bestandteile nochmals intensiviert.
[0046] Allerdings ist die Verwendung einer am Übergang zwischen Wirbelschichtzone 4 und
Splashzone 13 befindlicher Düsenebene nicht immer erforderlich. Vielmehr hängt die
Zweckmäßigkeit ihrer Anwendung von den jeweiligen Gegebenheiten, also beispielsweise
auch davon ab, ob es zweckmäßig ist, im oberen Bereich der Wirbelschichtzone 4 noch
eine Zufuhr von Vergasungsmitteln durchzuführen. Letzteres kann abhängen z. B. von
der Reaktionsfreudigkeit des eingesetzten C-haltigen Materials.
[0047] Die Düsen 10 der übrigen Vergasungsmittelebenen 6 - 8 und 12 sind in Strömungsrichtung
der sie passierenden Vergasungsmittel schräg nach oben gerichtet, um so das Fluidisieren
der in der Wirbelschichtzone befindlichen Feststoffe zu fördern.
[0048] Beim Passieren der Kühlzone 15 wird das staubhaltige Rohgas 14 auf 600°C abgekühlt.
Der Wärmetauscher, bestehend aus einem Verdampfer 16 mit nachgeschaltetem Überhitzer
17, ist helissenförmig als Schottenheizfläche ausgeführt. Das staubhaltige, gekühlte
Rohgas 18 verläßt die Kühlzone 15 über den Rohgasabzug 19 und gelangt in die Entstaubungszone
20. Es durchströmt zunächst einen als Jalousie-Abscheider ausgebildeten Vorabscheider
21, der den Großteil des Staubes abscheidet, der in den Staubsammelraum 22 des Kerzenfilters
23 gelangt. Das staubhaltige, gekühlte Rohgas 18 wird anschließend vollständig im
Kerzenfilter 23 entstaubt. Es verläßt dieses als staubfreies, gekühltes Rohgas 24.
Der insgesamt abgeschiedene Staub 25 wird mittels Schwerkraft über die Rückführzone
26, bestehend aus einer von Einbauten freien Rückführleitung 38, in den unteren Teil
der Wirbelschichtzone 4 zurückgeführt. Das staubfreie Rohgas 24 erfüllt die Anforderungen
der Gasturbine bezüglich des geringen Staubgehaltes und des zulässigen Gehaltes an
flüchtigen Alkalien.
[0049] In der ersten Nachvergasungszone 27 unterhalb der Wirbelschichtzone 4 wird ein zweites
Vergasungsmittel 28 über die in der Ebene 29 angeordneten Düsen 10 eingeblasen. Das
zweite Vergasungsmittel 28 besteht aus verdichteter, 350°C heißer Luft mit Zusatz
von 0,33 kg Wasserdampf/m
3i.N.. Die mit dem Vergasungsmittel 28 zugeführte Sauerstoffmenge beträgt ca. 15% der mit
dem ersten Vergasungsmittel 5 zugeführten Sauerstoffmenge. In der ersten Nachvergasungszone
27 stellt sich eine Temperatur von 800 - 850 °C ein. Der Abstand zur Ascheerweichungstemperatur
ist ausreichend hoch, um Anbackungen zu vermeiden. Der C-Gehalt der aus der ersten
Nachvergasungszone in die darunter befindliche zweite Nachvergasungszone übertretenden
Feststoffe wird durch die Nachvergasung in der Nachvergasungszone 27 auf etwa 10 Ma.-%
gesenkt.
[0050] Durch das durch die Düsen der Ebene 29 eingeblasene Vergasungsmittel erfährt der
in der ersten Nachvergasungszone 27 befindliche Feststoff eine Auflockerung, die zu
einer gewissen Fluidisierung in dieser Zone führen kann, ohne daß sich jedoch die
für eine stationäre Wirbelschicht typischen Strömungsbedingungen einstellen, bei denen
der im mittleren Bereich des Vergaserquerschnittes befindliche Feststoff sich überwiegend
von unten nach oben bewegt und der in den Randbereichen des Vergaserquerschnittes
befindliche Feststoff überwiegend sich von oben nach unten bewegt. Vielmehr reicht
in der ersten Nachvergasungszone eine Auflockerung aus, die dazu führt, daß die schwereren
Ascheagglomerate, die sich in der Wirbelschichtzone 4 in der bereits beschriebenen
Weise gebildet haben, schneller nach unten absinken als die kleineren Restkokspartikel,
die noch C-Anteile enthalten und somit länger in der ersten Nachvergasungszone 27
verweilen, um so auch in dieser ersten Nachvergasungszone noch einen merklichen C-Umsatz
zu ermöglichen, der zu einem entsprechend niedrigeren C-Gehalt des Restkokses führt,
welcher die erste Nachvergasungszone 27 unten verläßt und in die zweite Nachvergasungszone
30 gelangt, die im Ergebnis den Austragsbereich 31 des Vergasers 1 darstellt, aus
welchem die festen Rückstände des Vergasungsprozesses aus dem Vergaser ausgetragen
werden.
[0051] Die Feststoffe in der zweiten Nachvergasungszone 30 bilden ein sich von oben nach
unten bewegendes Wanderbett, in welches dritte Vergasungsmittel 32 eingeführt werden,
ohne daß eine wesentliche Auflockerung des Wanderbettes einträte. Bei dem hier beschriebenen
Ausführungsbeispiel werden in den beiden Ebenen 35 und 36 unterschiedliche Vergasungsmittel
eingeführt. In der unteren Ebene 35 wird Quenchwasser 33 eingeführt, durch welches
das die zweite Nachvergasungszone 30 unten verlassende Bodenprodukt 37 unter Verdampfungskühlung
auf 450°C abgekühlt wird. Um die möglichst vollständige Vergasung der restlichen C-Bestandteile
und die Oxidation des in der Asche ggf. befindlichen Kalziumsulfids zu erreichen,
wird in der über der Ebene 35 befindlichen Ebene 36 verdichtete, 350°C heiße Luft
34 mit einem Zusatz von 0,17 kg Dampf/m
3i.N. Luft eingeblasen. Die mit diesem zweiten Nachvergasungsmittel zugeführte Sauerstoffmenge
beträgt ca. 2,5% der Sauerstoffmenge, die mit dem ersten Vergasungsmittel in die Wirbelschichtzone
eingeblasen wird.
[0052] In der zweiten Nachvergasungszone stellt sich eine Temperatur von maximal 850°C ein.
Der Abstand zur Ascheerweichungstemperatur ist ausreichend groß, um Anbackungen zu
vermeiden. In Höhe der oberen Düsenebene 36 haben die Feststoffe ausreichenden Kontakt
mit der freien sauerstoffenthaltenden Gasatmosphäre, so daß die Oxidation von kalziumsulfidhaltiger
Asche erfolgt. Die Düsen 10 der Düsenebenen 29 und 36 in erster bzw. zweiter Nachvergasungszone
sind analog den Düsen 10 der Düsenebenen 6 - 8 und 12 ebenfalls in Strömungsrichtung
schräg nach oben verlaufend angeordnet. Hingegen sind die Düsen 10 in der Ebene 35,
in welcher das Quenchwasser zugeführt wird, etwa analog der Düsenebene 9 nach unten
gerichtet, um so den Austrag der Vergasungsrückstände aus dem Vergaser zu unterstützen.
[0053] In das Wanderbett im Bereich der zweiten Nachvergasungszone 30 wird von unten eine
geringe Menge Stickstoff als Sperrgas 39 zur Verhinderung von Wasserdampfdurchtritt
in die darunter befindlichen Einrichtungen zur Ausschleusung des Bodenproduktes (nicht
dargestellt) eingegeben.
[0054] Die geometrische Innenkontur des Wirbelschichtvergasers 1 ist auf die Einspeisung
der ersten, zweiten und dritten Vergasungsmittel 5, 28, 32 und ggf. des zusätzlichen
Vergasungsmittels 11 sowie die Zuführung der Einsatzkohle 2 und des zurückgeführten
abgeschiedenen Staubes 25 so abgestimmt, daß die Gasströmungsgeschwindigkeit von der
zweiten Nachvergasungszone 30 bis zum Eintritt in die Splashzone 13 von unten nach
oben hin ansteigt und in der Splashzone 13 wieder abfällt. Es werden folgende Gasströmungsgeschwindigkeiten,
bezogen auf den Leerraum, eingestellt:
0,6 m/s in der zweiten Nachvergasungszone 30 am Eintritt in die erste Nachvergasungszone
27,
1,2 m/s in der ersten Nachvergasungszone 27 am Eintritt in die Wirbelschichtzone 4,
3 m/s in der Wirbelschichtzone 4 am Eintritt in die Splashzone 13 und
2,5 m/s in der Splashzone 13 am Eintritt in die Kühlzone 15.
[0055] Ein Wirbelschichtvergaser 1 für eine thermische Leistung von 1100 MW
th, entsprechend einem stündlichen Kohleeinsatz von 202 t, weist in der zweiten Nachvergasungszone
30 einen lichten Durchmesser von 1,1 m auf. Der lichte Durchmesser der Kühlzone beträgt
3,7 m. In der Kühlzone 15 wird eine Kühlwärme von 156 MW
th in Form von überhitztem Dampf abgeführt. Es werden 600.0000 m
3i.N./h Rohgas (Rohgasheizwert H
u 5,02 MJ/m
3i.N.), entsprechend einem Rohgas-Heizwertstrom von 837 MW
th, erzeugt.
1. Verfahren zum Vergasen von festen, kohlenstoffhaltigen Stoffen in einer Wirbelschicht
(4) unter Verwendung von freien Sauerstoff enthaltenden Vergasungsmitteln, wobei ein
mit C-haltigem Staub beladenes Rohgas (14) die Wirbelschicht oberseitig verlässt und
ein C-haltiges überwiegend grobkörnigeres Produkt (Restkoks) die Wirbelschicht als
Bodenprodukt (37) unterseitig verläßt und wenigstens ein Teil des C-haltigen Staubes
(25) in die Wirbelschicht zurückgeführt wird,
dadurch gekennzeichnet, daß
in der Wirbelschicht (4) die überwiegende Vergasung der C-haltigen Bestandteile der
Einsatzstoffe (2) und des rückgeführten Staubes (25) unter Verwendung erster Vergasungsmittel
(5) bei Temperaturen von 750° bis 950°C sowie die Granulierung von Asche unter Bildung
von Aschegranulaten bei Temperaturen oberhalb des Ascheerweichungspunktes erfolgen
und
in einer über der Wirbelschicht (4) befindlichen Splashzone (13) die Abtrennung des
staubhaltigen Rohgases aus der Wirbelschicht erfolgt, wobei die Staubbeladung des
Rohgases 1 - 10 kg/M3i.N. und der C-Gehalt des mit dem Rohgas aus der Wirbelschicht ausgetragenen Staubes ≥
20 Ma.-% betragen und
in einer Kühlzone (15) über der Splashzone (13) die Abkühlung des staubhaltigen Rohgases
auf Temperaturen von 350 - 700°C, vorzugsweise auf Temperaturen von 550 - 650°C und
die Wärmeabführung erfolgen und
in einer in Strömungsrichtung des Rohgases hinter der Kühlzone (15) angeordneten Entstaubungszone
(20) eine möglichst vollständige Entstaubung des gekühlten Rohgases durchgeführt und
zumindest der überwiegende Teil des abgeschiedenen, gekühlten Staubes in die Wirbelschicht
(4) zurückgeführt wird,
unterhalb welcher in einer ersten Nachvergasungszone (27) eine erste Nachvergasung
des die Wirbelschicht (4) nach unten verlassenden C-haltigen Bodenprodukts mit zweiten
Vergasungsmitteln (28) sowie die wenigstens teilweise Segregation der Aschegranulate
erfolgen und
in einer zweiten Nachvergasungszone (30) unterhalb der ersten Nachvergasungszone mit
dritten Vergasungsmitteln (32) im Gegenstrom zum Bodenprodukt die möglichst vollständige
Vergasung der verbliebenen kohlenstoffhaltigen Bestandteile des Bodenprodukts
durchgeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Granulierung von Asche in der Wirbelschicht (4) unter Verwendung von zusätzlichen
Vergasungsmitteln (11) erfolgt, die sich durch ihre Zusammensetzung und/oder ihre
Temperatur vom ersten Vergasungsmittel (5) unterscheiden.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Vergasungsmittel ausschließlich in die Wirbelschicht, die erste Nachvergasungszone
und die zweite Nachvergasungszone eingeführt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß erste Vergasungsmittel (5) auch über vorzugsweise in einer Ebene (9) senkrecht zur
Längsachse des Vergasers angeordneten Düsen (10) in den Vergaser (1) eingeblasen werden,
die im Bereich des Überganges zwischen Wirbelschichtzone (4) und Splashzone (13) angeordnet
sind, wobei die Strömungsrichtung der Vergasungsmittel eine nach unten in die Wirbelschichtzone
(4) gerichtete Komponente aufweist.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die ersten Vergasungsmittel (5) aus Luft oder einem Gemisch bestehen, welches wenigstens
zwei der Komponenten Luft, O2, Dampf, CO2 aufweist.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die zweiten Vergasungsmittel (28) in ihrer Zusammensetzung weitgehend der der ersten
Vergasungsmittel (5) angepaßt sind und ggf. einen erhöhten Zusatz endotherm reagierender
Vergasungsmittel aufweisen, um die Temperatur an jeder Stelle der ersten Nachvergasungszone
(27) auf Werte unterhalb des Ascheerweichungspunktes zu halten.
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die dritten Vergasungsmittel (32) einen mittleren Sauerstoffgehalt von ≤ 21 Vol.-%
aufweisen und bezüglich Zusammensetzung und Menge, so eingestellt werden, daß der
C-Gehalt des aus dem Vergaser unten ausgetragenen Bodenproduktes auf ≤ 8 Ma.-%, vorzugsweise
≤ 5 Ma.-% abgesenkt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das zusätzliche Vergasungsmittel (11) einen Sauerstoffgehalt von ≥ 21 Vol.-% und/oder
eine ausreichend hohe Vorwärmung auf z.B. ≥ 400° C aufweist derart, daß sich in der
Wirbelschicht (4) lokal Temperaturen oberhalb des Ascheerweichungspunktes einstellen
und die Asche granuliert.
9. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß dem zusätzlichen Vergasungsmittel (11) weitere Gase, z. B. NH3 und/oder zu entsorgende Purge-Gase zugemischt werden.
10. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß dritte Vergasungsmittel (32) in wenigstens zwei einen vertikalen Abstand voneinander
aufweisenden Bereichen oder Ebenen (35, 36) in die dritte Vergasungsstufe eingeführt
werden.
11. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der mittlere C-Gehalt des aus der Wirbelschichtzone (4) in die erste Nachvergasungszone
(27) gelangenden Bodenproduktes ≤ 45 Ma.-% beträgt.
12. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der mittlere C-Gehalt des aus der ersten Nachvergasungszone (27) in die zweite Nachvergasungszone
(30) gelangenden Bodenprodukts ≤ 20 Ma.-% beträgt.
13. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das in der zweiten Nachvergasungszone (30) befindliche Produkt vor Verlassen der
zweiten Nachvergasungszone gekühlt wird.
14. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß im unteren Bereich der zweiten Nachvergasungszone (30) Quenchwasser (33) eingedüst
wird, welches das den Vergaser verlassende Bodenprodukt auf Temperaturen von 300 -
500°C abkühlt.
15. Verfahren nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch eine derartige Bemessung des freien Sauerstoffes in den dritten Vergasungsmitteln
(32), daß ggf. in der Asche bzw. im Aschegranulat vorhandenes Kalziumsulfid oxidiert
wird.
16. Verfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß die Oxidation des in der Asche befindlichen Kalziumsulfids zumindest überwiegend
in der zweiten Nachvergasungszone (30) erfolgt.
17. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die möglichst vollständige Entstaubung des Rohgases (14) in zwei Schritten, einer
Teil-Entstaubung, bei welcher die gröberen Partikel des Staubes aus dem Rohgas abgeschieden
werden, und einer Feinentstaubung durchgeführt wird.
18. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der in der Entstaubungszone (20) abgeschiedene gekühlte Staub (25) mit Hilfe der
Schwerkraft in den unteren Teil der Wirbelschichtzone (4) zurückgeführt wird.
19. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die Gasströmungsgeschwindigkeit, bezogen auf den Leerraum, ausgehend von der zweiten
Nachvergasungszone (30) bis zum Eintritt in die Splashzone (13) von unten nach oben
ansteigt und in der Splashzone wieder abfällt, wobei vorzugsweise folgende Werte eingehalten
werden:
0,3 - 0,8 m/s in der zweiten Nachvergasungszone (30) ,
0,5 - 1,5 m/s in der ersten Nachvergasungszone (27),
1 - 5 m/s in der Wirbelschichtzone (4),
0,5 - 3 m/s in der Splashzone (13).
20. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Splashzone (13) wenigstens über einen Teilbereich ihrer Erstreckung in Strömungsrichtung
sich von unten nach oben erweitert.
21. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß in der Kühlzone (15) gesättigter und/oder überhitzter Dampf erzeugt wird.
22. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass in die zweite Nachvergasungszone (30) von unten ein Inertgas als Sperrgas (39) eingeführt
wird.
23. Wirbelschichtvergaser zum Vergasen von festen, kohlenstoffhaltigen Stoffen in einer
Wirbelschicht (4) unter Verwendung von freien Sauerstoff enthaltenden Vergasungsmitteln,
wobei ein mit C-haltigem Staub beladenes Rohgas (14) die Wirbelschicht oberseitig
und ein C-haltiges überwiegend grobkörnigeres Produkt (Restkoks) die Wirbelschicht
als Bodenprodukt (37) unterseitig verläßt und eine Rückführleitung (38) vorgesehen
ist, durch welche wenigstens ein Teil des mit dem Rohgas aus der Wirbelschicht ausgetragenen
Staubes in die Wirbelschicht zurückgeführt wird,
dadurch gekennzeichnet, daß
eine Wirbelschichtzone (4) vorgesehen ist, in welcher die überwiegende Vergasung der
C-haltigen Bestandteile der Einsatzstoffe (2) und des rückgeführten Staubes (25) unter
Verwendung erster Vergasungsmittel (5) erfolgt und
unter der Wirbelschichtzone (4) eine erste Nachvergasungszone (27) vorgesehen ist,
in welcher eine erste Nachvergasung des die Wirbelschicht (4) nach unten verlassenden
C-haltigen Bodenproduktes mit zweiten Vergasungsmitteln (28) sowie die wenigstens
teilweise Segregation von in der Wirbelschichtzone (4) gebildetem Aschegranulat erfolgt,
und
unterhalb der ersten Nachvergasungszone (27) eine zweite Nachvergasungszone (30) angeordnet
ist, in welcher eine Nachvergasung des aus der ersten Nachvergasungszone (27) ausgetragenen
C-haltigen Feststoffe mit dritten Vergasungsmitteln (32) erfolgt, die vorzugsweise
im Gegenstrom zu dem in der zweiten Nachvergasungszone befindlichen Feststoffen durch
die zweite Nachvergasungszone geführt werden, und
oberhalb der Wirbelschichtzone (4) eine Kühlzone (15) mit wenigstens einem Wärmetauscher
(16, 17) vorgesehen ist, der sich oberhalb der Wirbelschichtzone (4) in einem Abstand
von wenigstens 0,5 m von derselben befindet, und
in Strömungsrichtung des Rohgases hinter der Kühlzone (15) eine Einrichtung (20) zur
Abscheidung des mit dem Rohgas aus der Wirbelschicht ausgetragenen Staubes angeordnet
ist und
die Abscheideeinrichtung über eine Rückführleitung (38) mit einem Bereich des Vergasers
(1) verbunden ist, in welchem sich ein Teil der Wirbelschichtzone (4) befindet und
mehrere in vertikalen Abständen voneinander angeordnete Düsen (10) für das Einführen
von Vergasungsmitteln in dem Vergaser (1) vorgesehen sind.
24. Wirbelschichtvergaser nach Anspruch 23, dadurch gekennzeichnet, daß die Düsen (10) für das Einführen der Vergasungsmittel (5, 11, 28, 32) jeweils in
wenigstens einer senkrecht zur Längsachse des Vergasers (1) sich erstreckenden Ebene
angeordnet sind.
25. Wirbelschichtvergaser nach Anspruch 23, dadurch gekennzeichnet, daß unmittelbar oberhalb der Wirbelschichtzone (4) Düsen (10) zum Einführen von Vergasungsmitteln
(5) angeordnet sind, die in Strömungsrichtung des Vergasungsmittels (5) nach unten
geneigt verlaufen.
26. Wirbelschichtvergaser nach Anspruch 23, dadurch gekennzeichnet, daß in der zweiten Nachvergasungszone (30) Düsen (10) vorgesehen sind, durch welche Quenchwasser
(33) in den unteren Bereich der zweiten Nachvergasungszone (30) eingeführt wird.
27. Wirbelschichtvergaser nach Anspruch 23, dadurch gekennzeichnet, daß der Vergaser (1) im Bereich der Wirbelschichtzone (4) mit wenigstens einer zusätzlichen
Düse (10) für das Einblasen eines zusätzlichen Vergasungsmittels (11) versehen ist.
28. Wirbelschichtvergaser nach Anspruch 23,
dadurch gekennzeichnet, daß der lichte Querschnitt der zweiten Nachvergasungszone (30) so bemessen ist, daß sich
eine Gasströmungsgeschwindigkeit, bezogen auf den Leerraum am Eintritt in die erste
Nachvergasungszone (27) von 0,3 - 0,8 m/s einstellt,
der lichte Querschnitt der ersten Nachvergasungszone (27) zur Wirbelschichtzone (4)
so erweitert ist, daß sich am Eintritt in die Wirbelschichtzone (4) eine Gasströmungsgeschwindigkeit,
bezogen auf den Leerraum, von von 0,5 - 1,5 m/s einstellt,
der lichte Querschnitt der Wirbelschichtzone (4) zur Splashzone (13) hin so erweitert
ist, daß sich mit zunehmender Höhe eine stetig ansteigende Gasströmungsgeschwindigkeit,
bezogen auf den Leerraum einstellt, die 1 - 5 m/s am Eintritt in die Splashzone beträgt,
der lichte Querschnitt der Splashzone zur Kühlzone hin so erweitert ist, daß sich
eine Gasströmungsgeschwindigkeit, bezogen auf den Leerraum von 1 - 3 m/s am Eintritt
in die Kühlzone (15) einstellt.
29. Wirbelschichtvergaser nach Anspruch 23, dadurch gekennzeichnet, daß der Wärmetauscher (16) helissenförmig als Schottenheizfläche ausgeführt ist.
30. Wirbelschichtvergaser nach Anspruch 23, dadurch gekennzeichnet, daß die Enstaubungseinrichtung (20) mit einem Absolutfilter als Kerzenfilter (23) mit
vorzugsweise keramischen oder metallischen Filterkerzen versehen ist.
31. Wirbelschichtvergaser nach Anspruch 23, dadurch gekennzeichnet, daß die Entstaubungseinrichtung (20) mit einem Vorabscheider (21) versehen ist, der vorzugsweise
als Jalousie-Abscheider ausgeführt ist.