[0001] Abschatteinrichtungen, also insbesondere Rolläden, Jalousien, Markisoletten, Faltläden,
Rollos usw. können sowohl im Rauminneren als auch im Freien eingebaut werden.
[0002] Die Aufnahmevorrichtungen der Abschatteinrichtungen bestehen meist aus einem Aufnahmekasten,
Aufwickelteilen oder - walzen, Halte-Aufnahme-platten/-profilen, seitlichen Führungen,
eventuell einem Unterteil wie eines Endstabes/Endleiste etc.
[0003] Die überwiegende Anzahl der Einzelteile dieser Konstruktionen, sowohl was die länglichen
eventuell extrudierten Teile als auch Formteile aus z.B. Guß, Spritzguß usw. betrifft,
werden derzeit aus verschiedenen Werkstoffen, wie z.B. aus Metall, Kunststoff, eventuell
aus Holzwerkstoffen, wie mitteldichten Faserplatten (MDF-Platten) und auch aus Massivholz
ausgeführt. Auch Mischkonstruktionen bzw. Werkstoff-Compounds dieser Werkstoffe werden
verwendet.
[0004] Die bisher verwendeten Werkstoffe weisen jedoch jeweils ihre arttypischen Nachteile
auf. So kann sich Massivholz beispielsweise verziehen und führt zu Funktionsstörungen.
Holzwerkstoffe sind in der Regel nicht außentauglich, also bewitterungsfest, und sind
verschleißextensiv. Metall hat beispielsweise massive Wärmeisolationsnachteile. Kunststoff
kann optisch als nicht angenehm empfunden werden und ist meist nur als PVC außentauglich.
Ingesamt sind viele der verwendeten Materialien zudem ökologisch bedenklich, auch
im Hinblick auf den Gesamtenergiehaushalt.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es daher, eine Masse bereitzustellen, aus der Abschatteinrichtungen
oder Teile oder Teile von Teilen davon hergestellt werden können, die den meisten
Anforderungen gerecht werden.
[0006] Dies wird erfindungsgemäß durch Formen der im Anspruch 1 genannten Masse erreicht.
In den Unteransprüchen sind vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung wiedergegeben.
[0007] Erfindungsgemäß besteht die Abschatteinrichtung oder Einzelteile derselben aus einer
Masse aus 1 bis 60, vorzugsweise mindestens 5, insbesondere mindestens 10 Gewichtsprozent
Bindemittel und 40 bis 95 Gewichtsprozent Füllstoff aus zerkleinerten pflanzlichen
Teilen. Dazu zählen sowohl aufbereitete natürliche pflanzliche Fasern als auch Fasern,
deren überwiegende Ausgangsbasis pflanzliche Fasern sind und welche durch Weiterbehandlung
aufbereitet worden sind, beispielsweise Zellstoff.
[0008] Das Bindemittel besteht zumindest teilweise aus Stärke. Vorzugsweise beträgt der
Anteil der Stärke 1 Gew.-%, vorzugsweise mindestens 5 Gew.-%, insbesondere mindestens
10 Gew.-% der Masse. Der Anteil des Füllstoffs beträgt höchstens 95, insbesondere
höchstens 85 Gew.-%.
[0009] Diese Masse wird vorzugsweise extrudiert, um daraus z.B. die ganze Aufnahmevorrichtung
der Abschatteinrichtung oder Teile davon herzustellen. Statt durch Extrusion kann
die Abschatteinrichtung oder ein Teil davon auch durch ein anderes Formverfahren hergestellt
werden, beispielsweise durch Spritzguss, Spritzziehen, Unterdruck- oder Überdruck-Formen,
Pressen oder dergleichen. Die Teile können z.B. längliche Teile, wie Profile, Platten,
Stangen oder dgl. als auch Formteile sein. Die Teile können auch Einzelteile sein,
beispielsweise Befestigungsmittel, Versteifungsmittel, Einlegeteile und dergleichen.
[0010] Zu den Bindemitteln werden auch solche Additive gerechnet, die die Wirkung des Bindemittels
verstärken. So stellt z.B. Zuckermelasse ein Additiv dar, das die Bindemittelwirkung
von Stärke, insbesondere Maisstärke verstärkt.
[0011] Zudem kann die erfindungsgemäße Masse weitere Additive enthalten, beispielsweise
Prozesshilfsmittel, Antioxidantien, Biozide, Flammschutzmittel oder dergleichen.
[0012] Als Füllstoff kann beispielsweise Holzmehl verwendet werden. Vorzugsweise werden
jedoch Fasern eingesetzt, die die Zugfestigkeit deutlich erhöhen. Auch Gemische von
Holzmehl und pflanzlichen Fasern sind einsetzbar.
[0013] Die Füllstoff- bzw. Faserteilchen weisen eine Länge von max. 15 mm und bei Holzmehl
von max. 3 mm auf. Die Füllstoffteilchen können länglich, quaderförmig, prismenförmig
oder in anderer Weise hergerichtet sein. Als Fasern werden bevorzugt Holzfasern, Baumwolle,
Flachs, Hanf, Stroh, Sisal, Kokos, Bagasse und/oder Palmfasern verwendet.
[0014] Durch die zerkleinerten Pflanzenteile in Verbindung mit der Stärke kann die Aufnahmevorrichtung
bzw. deren Teil biologisch abbaubar ausgebildet werden.
[0015] Die Stärke kann native Stärke sein. Es kann auch nur ein Bestandteil der Stärke verwendet
werden, beispielsweise nur der Amylose-Anteil. Unter Stärke ist dabei jedes Polysaccharid
aus α-glykosidisch verknüpften Glucoseeinheiten zu verstehen.
[0016] Das Bindemittel kann vollständig aus Stärke bestehen oder ein Gemisch aus Stärke
und einem thermoplastischen Kunststoff sein. Den Anteil der Stärke sollte jedoch mindestens
1 Gew.- %, bezogen auf das Gewicht der Masse, oder mindestens 10 Gew.-%, bezogen auf
das Gewicht des Bindemittels, betragen. Wenn ein Gemisch aus Stärke und Kunststoff
als Bindemittel verwendet wird, wird das Verhältnis der Stärke zu dem Kunststoff so
eingestellt, dass eine extrusionsfähige Masse entsteht. Der Kunststoff kann ein Thermoplast,
aber auch ein Duroplast sein.
[0017] Die Stärke kann z.B. Getreidestärke z.B. aus Weizen, Mais oder Reis sein oder Stärke
aus Soja, Bagasse oder Kartoffeln. Als thermoplastische Kunststoffe können beispielsweise
Polyethylen oder Polypropylen verwendet werden. Auch können biologisch abbaubare thermoplastische
Kunststoffe eingesetzt werden, beispielsweise Polylactide oder Polyester-Amide, z.
B. aus Hexamethylendiamin, Butandiol und Adipinsäure. Darüber hinaus sind Gemische
aus z. B. Stärke und halbsynthetischen Bindemitteln oder auch anorganischen Bindemitteln
einsetzbar. Z. B. kann Melamin als Bindemittel eingesetzt werden.
[0018] Bei einem Bindemittel aus einem Gemisch aus Stärke und Kunststoff kann die Stärke
zu einer deutlichen Erhöhung der Bindekraft gegenüber dem reinen Kunststoff-Bindemittel
führen. Auch kann die Stärke zur Verbesserung der biologischen Abbaubarkeit der Abschatteinrichtung
bzw. der Teile derselben, die aus dieser Masse hergestellt sind führen.
[0019] Vor allem aber führt die Stärke in der Masse zu einer wesentlichen Kostenreduzierung.
Die zerkleinerten pflanzlichen Teilchen können nämlich eine erhebliche Feuchte aufnehmen,
sie liegt bei Holzteilchen z.B. um 10 Gew.-%.
[0020] Die Holzteilchen müssen deshalb vor dem Formen der Masse aufwändig getrocknet werden
oder bei der Formgebung der aufgrund der Feuchte bzw. Restfeuchte gebildete Wasserdampf
durch entsprechend aufwändig ausgebildete Extruder entgast werden. Wie sich gezeigt
hat, ist Stärke auch in der Lage, z.B. die Feuchtigkeit während der Extrusion zu binden.
[0021] Die erfindungsgemäß hergestellten Teile sind überraschend feuchtefest. Auch kann
die Bewitterungsfestigkeit durch Lackieren, Lasieren, Folieren, Bedampfen oder dergleichen
Oberflächenbehandlungsverfahren erhöht werden. Aber auch durch Koextrusion, Aufpressen,
Aufspritzen und jegliche Art von Behandeln der Masse ist eine Erhöhung der Bewitterungsbeständigkeit
möglich. Diese Schutzverbesserungen können sofort im laufenden Produktionsverfahren
als auch erst zu einem späterem Zeitpunkt erfolgen.
[0022] Besonders geeignet ist die Erfindung jedoch für die Teile einer Abschatteinrichtung,
die nicht besonders intensiv bewittert werden. Dazu gehört z.B. der Aufnahmekasten,
insbesondere die obere Wand und die Innenwand des Aufnahmekastens, Revisionsdeckel,
der Aufwickelkern, die Führungsschienen, und gegebenenfalls der Rolladenpanzer, bei
einer Jalousie neben Kasten und Kastenteilen wie dem Revisionsdeckel z.B. das Aufzugteil,
die Führung sowie Halterungen und dergleichen.
[0023] Außer dem Bindemittel und dem Füllstoff kann die Masse Additive in beliebiger Konzentration
und Menge aufweisen. So können künstliche oder natürliche Harze z. B. zur Festigkeitserhöhung
zugesetzt werden, beispielsweise aus Holz gewonnenes Harz. Ferner können künstliche
Harze, wie Epoxidharze zugesetzt werden, um die aus der Masse hergestellten Teile
der Aufnahmevorrichtung wasserabweisend auszubilden. Aus dem gleichen Grund können
Öl, Fett oder Wachs der Masse zugesetzt werden. Weitere Additive können beispielsweise
flammhemmende Stoffe, Press- oder Extrusionshilfsmittel oder UV-Stabilisatoren sein.
[0024] Zudem ist auch eine Koextrusion möglich. So kann beispielsweise durch Koextrusion
die Oberfläche des betreffenden Teils der Abschatteinrichtung mit einer wasserabweichenden
und/oder UV-beständigen Beschichtung versehen werden, insbesondere, wenn das Teil
oder ein Abschnitt desselben bewittert wird. Auch kann durch Koextrusion bestimmten
Abschnitten der Teile eine höhere Festigkeit verliehen werden.
[0025] Das Raumgewicht der Masse kann beispielsweise 0,3 bis 3,0 g/cm
3 betragen. Ein geringeres Raumgewicht kann insbesondere durch Schäumen der Masse erzielt
werden. Auch können nur bestimmte Bereiche des betreffenden Teils geschäumt und die
übrigen Bereiche weniger oder ungeschäumt sein. Die aus der Masse hergestellten Teile
der Abschatteinrichtung können zudem mit jeglicher Art von Oberflächenbehandlung versehen
sein, wie z. B. lackiert, lasiert, foliert, furniert, pulverbeschichtet oder beispielsweise
mit einer Metallschicht wie Aluminium bedampft sein.
[0026] Die Abschatteinrichtung kann ganz aus der Masse bestehen, also beispielsweise bei
einem Rolladen sowohl der Rollladenpanzer, wie der gesamte Rolladenkasten, der Aufwickelkern
und die Führungsschienen für den Rolladenpanzer, oder es können Teile des Rollladens
aus dieser Masse hergestellt sein, also beispielsweise nur der Kasten oder nur Teile
des Kastens, beispielsweise die Kastenschale und/oder die Endkappen oder der Revisionsdeckel
oder der Aufwickelkern oder die Führungsschienen für den Rolladenpanzer. Die anderen
Teile können auch aus einem anderen Werkstoff bestehen, beispielsweise können Metallteile
zur Aussteifung vorgesehen sein.
[0027] Dabei können auch Compounds aus herkömmlichen Werkstoffen und der erfindungsgemäß
verwendeten Masse eingesetzt werden. So können beispielsweise Teile in oder an die
Masse extrudiert werden, beispielsweise um die Teile aus der Masse mit einer Versteifung
zu versehen, z.B. mit Metallkanten. Ebenso können z.B. Befestigungsplatten oder dgl.
Befestigungselemente beispielsweise aus Metall in die Masse integriert werden.
[0028] Nachstehend sind beispielhaft zwei mögliche Ausführungsformen von Abschatteinrichtungen
unter Verwendung der erfindungsgemäßen Masse in diesen Konstruktionen anhand der Zeichnung
näher erläutert.
[0029] Darin zeigen Fig. 1 und 2 jeweils schematisch einen Querschnitt durch eine Abschatteinrichtung
im Bereich des Rolladenkastens bzw. Jalousiekastens.
[0030] Gem. Fig. 1 ist in einem Rolladenkasten 1 auf einem Aufwickelkern 2 ein Rolladenpanzer
3 gewickelt.
[0031] Der Rolladenkasten 1 besteht aus der Rolladenschale mit den Seitenwänden 4, 5 und
der oberen Wand 6. An den Stirnwänden ist er durch Endkappen verschlossen, wobei in
der Zeichnung nur die eine Endkappe 7 zu sehen ist. An den Endkappen sind die Lagerungen
8 für den Aufwickelkern 2 befestigt.
[0032] Nach unten wird der Kasten 1 durch den Revisionsdeckel 9 verschlossen, der sich am
Fensterrahmen 14 abstützt. Der Rolladenpanzer 3 wird in den Führungsschienen 11 geführt.
[0033] Die Rolladenschale mit den Seitenwänden 4, 5 und der oberen Wand 6, die Endkappen
7, der Revisionsdeckel 9, der Aufwickelkern 2 und die Führungsschienen 11 können aus
einer Masse bestehen, die aus 5 bis 60 Gewichtsprozent eines stärkehaltigen Bindemittels
und 40 bis 95 Gewichtsprozent Füllstoff aus zerkleinerten pflanzlichen Teilen besteht.
[0034] Die Schale mit den Seitenwänden 4, 5 und der oberen Wand 6 und der Revisionsdeckel
9 können auch aus geschäumter Masse bestehen. Demgegenüber wird für den Aufwickelkern
2 und die Führungsschienen 11 eine ungeschäumte Masse bevorzugt.
[0035] Zur Verstärkung des Rolladenkastens können Schienen 12, 13 z. B. aus Metall vorgesehen
sein. Die Schienen 12, 13 können jedoch auch aus der Masse bestehen.
[0036] Der Jalousiekasten 21 nach Fig. 2 weist, abgesehen von den Teilen, die dem Rolladenkasten
nach Fig. 1 entsprechen und daher mit den gleichen Bezugsziffern versehen sind, ein
mit Schrauben 24 befestigtes Aufzugsteil 22, Jalousielamellen 23, eine Abschlussplatte
28 und eine senkrechte Führung 31 auf, ferner eine Zwischenwand 25 und eine untere
Wand 26, die mit der oberen Wand 6 und der Seitenwand 5 einen Raum umschließen, der
z. B. mit einem Wärmeisolationsmaterial 27 versehen sein kann.
[0037] Dabei können, abgesehen vom Fensterrahmen 14 alle dargestellten Teile einschließlich
der Schrauben 24 aus dieser Masse bestehen, die aus 5 bis 60 Gewichtsprozent eines
stärkehaltigen Bindemittels und 40 bis 95 Gewichtsprozent Füllstoff aus zerkleinerten
pflanzlichen Teilen besteht.
1. Abschatteinrichtung mit wenigstens einem aus einer Masse durch Formen hergestellten
Teil, dadurch gekennzeichnet, dass die Masse 40 bis 95 Gew.-% Füllstoff aus zerkleinerten pflanzlichen Teilen und 1
bis 60 Gew.-% Bindemittel enthält, wobei das Bindemittel zumindest teilweise aus Stärke
besteht.
2. Abschatteinrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Gehalt der Stärke wenigstens 1 Gew.-%, bezogen auf das Gewicht der Masse, beträgt.
3. Abschatteinrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Bindemittel aus Stärke und Kunststoff besteht.
4. Abschatteinrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das wenigstens eine Teil ein Teil der Aufnahmevorrichtung der Abschatteinrichtung
ist.
5. Abschatteinrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass sie durch einen Rolladen gebildet wird, dessen Aufwickelkern (2) und/oder Führungsschienen
(11) für den Rolladenpanzer (3) zumindest teilweise aus der Masse bestehen.
6. Abschatteinrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass sie durch eine Jalouisie gebildet wird, deren Aufzugsteil (22), Jalouisielamellen
(23), Abschlussplatte (28) und/oder Führung (31) zumindest teilweise aus der Masse
bestehen.
7. Abschatteinrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die pflanzlichen Faserteilchen eine Länge bis zu 15 mm aufweisen.
8. Abschatteinrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Fasern z.B. aus Holz, Baumwolle, Flachs, Hanf, Stroh, Sisal, Kokos, Bagasse und/oder
Palmfasern bestehen.
9. Abschatteinrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Masse ein Raumgewicht von 0,3 bis 3,0 g/cm3 aufweist.
10. Abschatteinrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Masse, aus der das wenigstens eine Teil hergestellt ist, ganz oder teilweise
geschäumt ist.