(19)
(11) EP 1 300 316 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
09.04.2003  Patentblatt  2003/15

(21) Anmeldenummer: 02090277.1

(22) Anmeldetag:  24.07.2002
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7B61L 25/02
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE SK TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(30) Priorität: 09.08.2001 DE 10139319

(71) Anmelder: SIEMENS AKTIENGESELLSCHAFT
80333 München (DE)

(72) Erfinder:
  • Mueller, Bernd
    38124 Braunschweig (DE)
  • Rosenkranz, Uwe
    38104 Braunschweig (DE)
  • Scheunemann, Reinhard
    38162 Cremlingen (DE)

   


(54) Fahrzeugkonfiguration


(57) Die Erfindung betrifft eine Fahrzeugkonfiguration für eine positionsdatenverarbeitende zusätzliche signaltechnisch sichere Einrichtung, insbesondere eine punktförmige Zugbeeinflussung (ZUB), wobei die Fahrzeugkonfiguration mindestens eine erste Einrichtung mit signaltechnisch sicherer Positionsdatenerfassung, insbesondere eine linienförmige Zugbeeinflussung (LZB), und eine zweite Einrichtung mit genauerer, jedoch signaltechnisch nicht sicherer Positionsdatenerfassung, insbesondere eine zentrale Weg- und Geschwindigkeitsmesseinrichtung (ZWG) für steuerungstechnische Zwecke, umfasst. Um die Installation einer eigenen Einrichtung zur Positionsdatenerfassung für die zusätzliche Einrichtung zu vermeiden, und aus anderen Quellen stammende hochgenaue aber signaltechnisch nicht sichere Positionsdaten nutzen zu können, ist vorgesehen, dass die Positionsdaten (x1 und x2) der ersten und der zweiten Einrichtung einem signaltechnisch nicht sicheren Übertragungsweg, insbesondere einem Datenbus, zugeführt sind, wobei die signaltechnisch sicheren Positionsdaten (x1) zur signaltechnisch sicheren Übertragung mit einer Kodierung (COD) versehen sind und die von der ersten und zweiten Einrichtung generierten Positionsdaten (x1 und x2) der zusätzlichen Einrichtung zugeführt sind, welche Mittel zur Dekodierung (DEC) der signaltechnisch sicheren Positionsdaten (x1) und Vergleichsmittel (V) zum Vergleich zeitgleich ermittelter signaltechnisch sicherer und signaltechnisch nicht sicherer Positionsdaten (x1 und x2) aufweist, wobei unterhalb einer Maximaldifferenz (Δmax) die signaltechnisch nicht sicheren Positionsdaten (x2) der zusätzlichen Einrichtung als die zu verarbeitenden Eingangsdaten zugeführt sind.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft eine Fahrzeugkonfiguration gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruches. Für die Steuerung und Überwachung von Schienenfahrzeugen werden, insbesondere im grenzüberschreitenden Verkehr, sehr unterschiedliche Systeme eingesetzt. Europaweit wird deshalb intensiv am Aufbau eines einheitlichen Zugsicherungs- und Steuerungssystems, dem ETCS (european train control system) gearbeitet. Das ETCS beruht auf einen Baukastensystem, bestehend aus verschiedenen Zugsicherungselementen, die über standardisierte Schnittstellen verfügen. Zu diesen Zugsicherungselementen gehören punktförmige Zugbeeinflussung, linienförmige Zugbeeinflussung und eine zentrale Weg- und Geschwindigkeitsmesseinrichtung für steuerungstechnische Zwecke. Alle diese Einrichtungen benötigen als Eingangsparameter aktuelle Positionsdaten, wobei die Positionsdatenerfassung der linienförmigen Zugbeeinflussung als nach Cenelec-Norm signaltechnisch sicher und die der zentralen Weg- und Geschwindigkeitsmesseinrichtung als signaltechnisch nicht sicher einzustufen sind. Die punktförmige Zugbeeinflussung muss signaltechnisch sicher ausgelegt sein. In einer aus der DE 37 07 497 A1 bekannten Fahrzeugkonfiguration sind für signaltechnisch sichere und nicht sicherere Fahrzeugeinrichtungen zur Ermittlung von Geschwindigkeiten und Positionsdaten jeweils eigene Einrichtungen, nämlich Linienzugbeeinflussung und Radimpulsgber, vorgesehen. Nachteilig ist dabei vor allem die Installation mehrere Fahrzeugkomponenten zur Erarbeitung gleicher Informationen. Außerdem sind diese peripheren Komponenten mit den dazugehörigen Schnittstellen und Datenleitungen nicht gerade aufwandsarm zu installieren und zu betreiben.

[0002] Aus der DE 195 32 104 C1 ist ein Verfahren zur Positionsdatenerfassung bekannt, bei dem drei mittels unterschiedlicher Messverfahren gewonnene Positionsdaten miteinander korreliert werden. Sicherheitstechnische Aspekte finden dabei keine Berücksichtigung.

[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Fahrzeugkonfiguration gattungsgemäßer Art anzugeben, die hinsichtlich der Positionsdatenerfassung und der Datenverarbeitung vereinfacht ist, wobei die zusätzlich zu installierende Zugsicherungskomponente, insbesondere eine punktförmige Zugbeeinflussung, signaltechnisch sichere Ausgabedaten liefern soll.

[0004] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß mit den kennzeichnenden Merkmalen des Patentanspruchs gelöst. Die Positionsdaten für die punktförmige Zugbeeinflussung werden dabei quasi durch Verifizierung der signaltechnisch nicht sicheren, aber hochgenauen Positionsdaten der zentralen Weg- und Geschwindigkeitsmesseinrichtung mittels der signaltechnisch sicheren, aber weniger genauen Positionsdaten der linienförmigen Zugbeeinflussung gewonnen. Die punktförmige Zugbeeinflussung benötigt somit keine eigene Sensorik für die Positionsdatenerfassung mehr. Stattdessen werden die Positionsdaten anderer Einrichtungen mitbenutzt. Zur Zusammenführung der Positionsdaten ist ein Datenbus, insbesondere ein multifunctional vehicle bus vorgesehen. Dieser multifunctional vehicle bus verbindet die Zugsicherungskompomenten untereinander und mit anderen Komponenten der Leittechnik, wobei eine einheitliche Schnittstellenarchitektur verwendbar ist. Durch Nutzung des multifunctional vehicle bus ist eine sehr schnelle und einfache Übertragung der Positionsdaten verschiedener Quellen zu den Datenverarbeitungskomponenten der punktförmigen Zugbeeinflussung möglich. Teure Kabelverbindungen können durch die Busstruktur entfallen. Um die signaltechnisch sichere Übertragung der signaltechnisch sicheren Positionsdaten der linienförmigen Zugbeeinflussung auf dem signaltechnisch als nicht sicher eingestuften Datenbus zu ermöglichen, werden die Positionsdaten mit einem zyklischen Code-Sicherungsanhang versehen und über den Datenbus hinreichend häufig periodisch an die punktförmige Zugbeeinflussung übertragen. Diese dekodiert die Daten nach dem gleichen Code-Sicherungsverfahren und nutzt die signaltechnisch sicheren Positionsdaten als Referenzwerte zur Beurteilung, ob die auf dem gleichen Wege, jedoch ohne Code-Sicherung übertragenen signalstechnisch nicht sicheren Positionsdaten der zentralen Weg- und Geschwindigkeitsmesseinrichtung für die Verarbeitungsprozesse der punktförmigen Zugbeeinflussung verwendet werden dürfen. Es wird davon ausgegangen, dass bei Unterschreitung einer Maximaldifferenz zwischen den beiden Positionsdaten verschiedener Quellen die genaueren Positionsdaten der zentralen Weg- und Geschwindigkeitsmesseinrichtung als sicher genug gelten können, da sie relativ nahe zu den Referenzwerten liegen. Anderenfalls werden die Referenzdaten selbst als die zu verarbeitenden Eingangsdaten der punktförmigen Zugbeeinflussung verwendet.

[0005] Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines figürlich dargestellten Ausführungsbeispiels näher erläutert. Die einzige Figur veranschaulicht schematisch die Nutzung von Positionsdaten x1 und x2 verschiedener Quellen für eine zusätzliche Einrichtung. Die Quelle für die Positionsdaten x1 ist Bestandteil einer Linienzugbeeinflussung LZB, während die Positionsdaten x2 von der zentralen Weg- und Geschwindigkeitsmesseinrichtung ZWG, die an sich für steuerungstechnische Zwecke bestimmt ist, stammen. Die signaltechnisch sicher ermittelten Positionsdaten x1 werden codiert COD und auf einen multifunctional vehicle bus MVB übertragen. Die signaltechnisch nicht sicheren, aber genaueren Positionsdaten x2 werden direkt in den multifunctional vehicle bus MVB eingespeist. Nach dem Auslesen der LZB-Positionsdaten x1 werden diese decodiert DEC. Auf diese Weise lassen sich die signaltechnisch sicheren LZB-Positionsdaten x1 über den signaltechnisch nicht sicheren multifunctional vehicle bus MVB übertragen. Die LZB-Positionsdaten x1 und die ZWG-Positionsdaten x2 werden einem Vergleicher V zugeführt, der die von Vorzeichen unabhängige Absolutdifferenz |x1 - x2 mit einer zulässigen Maximaldifferenz Δmax vergleicht. Falls die Maximaldifferenz Δmax unterschritten ist, wird der sehr genaue, aber signaltechnisch nicht sichere Positionswert x2 als Eingangsgröße für die punktförmige Zugbeeinflussung ZUB verwendet. Anderenfalls wird aus Sicherheitsgründen der signaltechnisch sichere Positionswert x1 verwendet. Auf diese Weise ist die punktförmige Zugbeeinflussung ZUB in jedem Fall als signaltechnisch sicher zu bewerten. Der an sich signaltechnisch nicht sichere Positionswert x2 kann als sicher genug eingestuft werden, wenn x2 sehr nahe bei x1 liegt. Die zulässige Maximaldifferenz Δmax zwischen beiden Werten x1 und x2 wird entsprechend festgelegt.


Ansprüche

1. Fahrzeugkonfiguration für eine positionsdatenverarbeitende zusätzliche Einrichtung (ZUB), wobei die Fahrzeugkonfiguration eine erste Einrichtung (LZB) mit signaltechnisch sicherer Postionsdatenerfassung und eine zweite Einrichtung (ZWG) mit genauerer, jedoch signaltechnisch nicht sicherer Positionsdatenerfassung für steuerungstechnische Zwecke, umfasst,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Positionsdaten (x1 und x2) der ersten und der zweiten Einrichtung (LZB, ZWG) einem signaltechnisch nicht sicheren Übertragungsweg (MVB) zugeführt sind, wobei die signaltechnisch sicheren Positionsdaten (x1) zur signaltechnisch sicheren Übertragung mit einer Kodierung (COD) versehen sind, dass die von der ersten und der zweiten Einrichtung (LZB, ZWG) generierten Positionsdaten (x1 und x2) der zusätzlichen Einrichtung (ZUB) zugeführt sind, dass Mittel zur Dekodierung (DEC) der signaltechnisch sicheren Positionsdaten (x1) und Vergleichsmittel (V) zum Vergleich einer aus zeitgleich ermittelten dekodierten signaltechnisch sicheren und signaltechnisch nicht sicherer Positionsdaten (x1 und x2) gebildeten Absolutdifferenz (|x1 - x2|) mit einer Maximaldifferenz ((Δmax) vorgesehen sind, wobei unterhalb der Maximaldifferenz (Δmax) die signaltechnisch nicht sicheren Positionsdaten (x2) der zusätzlichen Einrichtung (ZUB) als die zu verarbeitenden Eingangsdaten zugeführt sind, sonst die dekordierten, signaltechnisch sicheren Positionsdaten (x1).
 




Zeichnung







Recherchenbericht