[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein System zur Verkehrsbeeinflussung mit einem Verfahren
gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruches 1 und mit einer Anordnung zur Durchführung
des Verfahrens.
[0002] Ganz allgemein wird unter Verkehrsbeeinflussung die Einwirkung auf Verkehrsteilnehmer
zur Veränderung ihres Verhaltens, ihrer Wege- oder Verkehrsmittelwahl verstanden.
Ein typisches Instrument zur Verkehrsbeeinflussung auf Ausschnitten eines Straßennetzes,
z.B. des Autobahnnetzes, sind Wechselverkehrszeichen- und Lichtsignalanlagen. Durch
den Einsatz von geeigneten, den jeweiligen Verkehrs- und Witterungsbedingungen angepassten
Informationen, Geboten, Verboten, Warnungen, Hinweisen oder durch Verkehrsumlenkung
soll dabei die Verkehrssicherheit verbessert werden. Um die Betriebsbedingungen zu
verbessern, werden die einzelnen straßenseitig angeordneten Anlagen miteinander verknüpft
und ein umfassendes Gesamtsystem mit einer Verkehrsrechnerzentrale geschaffen.
[0003] Zur Steuerung, Überwachung und Koordinierung von Verkehrsbeeinflussungsanlangen,
wie z.B. Streckenbeeinflussungsanlagen zur Beeinflussung des Straßenverkehrs auf einem
Abschnitt einer Autobahn, dienen nach dem "Merkblatt für die Ausstattung von Verkehrsrechnerzentralen
und Unterzentralen", Ausgabe 1999, Bundesanstalt für Straßenwesen, im folgenden auch
kurz MARZ genannt, Unterzentralen und Verkehrsrechnerzentralen Die Anlagen bestehen
aus mehreren, hierarchisch aufgebauten Funktionsebenen, denen bestimmte Aufgaben zugewiesen
sind. Die Funktionsebenen bilden die Verkehrsrechnerzentrale als zentrale Systemkomponente,
die Unterzentrale als erfassende und steuernde Komponente und die Streckenstationen
als Datenerfassungs- bzw. Datenausgabekomponente. Auf der Funktionsebene der Verkehrsrechnerzentrale
werden alle zentralen, übergeordneten Aufgaben, wie Netzbeeinflussung, Bedienung,
Überwachung und Koordinierung, Auswertung und Archivierung, angeordnet. Die Funktionsebene
Unterzentrale dient der Datenaufbereitung von automatisch erfassten Umfelddaten, wie
Sichtweite, Helligkeit und Nässe, und Verkehrsdaten, wie Verkehrsstärke, Geschwindigkeit,
Lkw-Anteile, Standardabweichungen und Belegung, sowie der Steuerung von Streckenbeeinflussungsanlagen.
Auf der Funktionsebene der Streckenstationen werden Daten erfasst und die Anzeigegeräte
geschaltet. Nicht vorhersehbare Ereignisse, wie Unfälle, Glätte, Explosionsgefahr
oder Sondertransporte, und vorhersehbare Ereignisse, wie Baustellen, Veranstaltungen
oder Ferien, müssen über angeschlossene Bedienstationen manuell eingegeben werden.
Zur Steuerung einer Streckenbeeinflussungsanlage werden automatische Schaltempfehlungen
ermittelt, wobei über die Konfiguration des Systems einem Anzeigequerschnitt ein oder
mehrere Messquerschnitte zugeordnet sind. In jedem Erfassungsintervall, i.a. eine
Minute, wird anhand der aufbereiteten Verkehrs- und Umfelddaten dieser Messquerschnitte
zunächst nach Kriterien, wie Geschwindigkeitsharmonisierung und Stau-, Nässe- oder
Nebelwarnung, eine Schaltempfehlung für die zugeordneten Anzeigequerschnitte festgelegt.
Von den Bedienstationen muss die Auswahl von Sonderprogrammen für Baustellen oder
Warnung vor Verkehrsunfällen möglich sein.
[0004] Die Steuerung von Außerortsstraßen erfolgt nach MARZ regelbasiert auf der Basis der
Anzeigezustände lokaler Querschnitte und Anzeigegeräte. Die zur Steuerung von Tunnels
eingesetzten Schaltprogramme integrieren den Endzustand, den sie bewirken, mit den
Vorgängen, die nötig werden, um diesen Endzustand zu erreichen. Die Schaltprogramme
sind somit komplexe räumlichzeitliche Ablaufsteuerungen mit hohen gegenseitigen Abhängigkeiten.
Dies hat zur Folge, dass jedes Szenarium im gesamten Systementstehungsprozess von
der Konzeption bis hin zum Test von Anfang an explizit berücksichtigt werden muss.
[0005] In "A New Approach for Integrated Traffic Control in Metropolitan Areas", 7
th World Congress on Intelligent Transport Systems, Torino, 6. bis 9. November 2000,
wird ein adaptives Steuerungsverfahren vorgeschlagen, welches in eine verteilte und
modulare Systemarchitektur eingebettet ist. Eine strategische Komponente soll einen
integrierten Ansatz für Verkehrssteuerung gemäß einer übergreifenden Verkehrsstrategie
garantieren. Das übergreifende System zur Steuerung und Überwachung des Straßenverkehrs
zerfällt in drei logische Ebenen, nämlich in eine lokale, eine operative und eine
strategische Ebene. Auf der lokalen Ebene reagiert das adaptive Steuerungsverfahren
auf kurzzeitige Veränderungen der Verkehrsnachfrage und auf zufällige Ereignisse,
wie z.B. die Prioritätsanforderung eines öffentlichen Verkehrsmittels, nach einer
vorgegebenen Zielfunktion. Die Reaktion kann innerhalb eines gegebenen Rahmens stattfinden,
der durch die operative Ebene bereitgestellt wird. Gleichzeitig werden die auf dieser
Ebene sekündlich erfassten mikroskopischen Daten aggregiert und an die operative Ebene
übermittelt. Auf der operativen Ebene verwenden die adaptiven Steuerungsverfahren
die aggregierten Verkehrsflussinformationen, um Start-Ziel-Relationen für das Netz
abzuschätzen, für das sie zuständig sind, und um kurz- bis mittelfristige Nachfragevorhersagen
zu erstellen. Auf dieser Grundlage und unter Verwendung geeigneter Beeinflussungsmodelle
werden optimale Rahmenpläne aufgrund einer gegebenen Zielfunktion bestimmt. Auf der
strategischen Ebene werden der gesteuerte und der berechnete Verkehrszustand überwacht.
Verkehrsingenieure und Bediener werden auf dieser Ebene auch durch Software-Tools
unterstützt, um die Parameter der entsprechenden Zielfunktionen für die verschiedenen
Steuerungssysteme auf die Verkehrsstrategie des Großstadtraumes abzustimmen. Auf diese
Weise kann eine Konsistenz der Ziele für verschiedene Steuerungssysteme, wie interurbaner,
urbaner, öffentlicher Verkehr, etc., erreicht werden. Die strategische Ebene kann
physikalisch ebenfalls verteilt angeordnet sein und verschiedene Steuerungszentren
aufweisen, was bestehende organisatorische Strukturen widerspiegeln kann. Gemäß ihrer
Aufteilung stellt diese Gestaltung einerseits Subsidiarität für jede einzelne Komponente
bereit. Andererseits garantiert sie aufgrund ihrer klaren hierarchischen Struktur
die konsistente Durchführung jeder Steuerungsentscheidung einer höheren Ebene. Durch
das Ausschließen zentraler Steuerungsverfahren ist das System robust und jede einzelne
Komponente kann arbeiten, selbst wenn eine Komponente einer höheren Ebene ausfällt.
Gleichzeitig ist das System völlig integriert, da von allen Aktoren eine gemeinsame
Strategie in konkordanter Weise beachtet wird. Die relevante Information über strategische
Ziele wird über die Parameter der Zielfunktionen der adaptiven Steuerungsverfahren
ausgetauscht. Eine gemeinhin akzeptierte Zielfunktion besteht aus einer Linearkombination
aller charakteristischen Kriterien, die für Mengen von Verbindungen des Straßennetzes
von Bedeutung sind.
[0006] Allerdings können hier keine beliebigen Steuerungs- bzw. Beeinflussungsebenen definiert
werden, die einheitlich durch dynamische Soll- und Istwerte verkoppelt sind, wodurch
auch der Einsatz in Steuerungssystemen der taktischen Ebene, wie Tunnel- oder Streckenbeeinflussungsanlagen,
nicht möglich ist.
[0007] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein System zur Verkehrsbeeinflussung
bereitzustellen, das die Nachteile des Standes der Technik vermeidet, so dass komplexe
verkehrstechnische Strategien für Verkehrsbeeinflussungsanlagen einfach umgesetzt
werden können.
[0008] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein System zur Verkehrsbeeinflussung
mit einem Verfahren der eingangs genannten Art, welches die im kennzeichnenden Teil
des Patentanspruches 1 genannten Merkmale aufweist, sowie mit einer Anordnung zur
Durchführung des Verfahrens gemäß Patentanspruch 11. Indem bei einem Verfahren zur
Verkehrsbeeinflussung in einem Netzausschnitt eines Straßennetzes der eingangs genannten
Art für die Beeinflussungselemente Sollzustände eines vorgebbaren Zustandsraumes angefordert
werden, die Beeinflussungselemente jeweils einen Istzustand einnehmen, ein Sollzustand
eines Beeinflussungselementes einer Hierarchieebene mittels einer Zustandsübergangslogik
an Beeinflussungselemente niedrigerer Hierarchieebenen propagiert wird, und ein Istzustand
eines Beeinflussungselementes einer Hierarchieebene mittels einer Zustandserkennungslogik
an Beeinflussungselemente höherer Hierarchieebenen propagiert wird, kann die Komplexität
einer Schaltstrategie durch eine klare Unterscheidung von Zuständen und Zustandsübergängen
entkoppelt werden.
[0009] Weitere Vorteile des erfindungsgemäßen Systems sind in den Unteransprüchen beschrieben
und einem Ausführungsbeispiel zu entnehmen, welches im folgenden anhand der Zeichnungen
näher erläutert wird, in deren
- FIG 1
- eine erste Hierarchie von Beeinflussungselementen,
- FIG 2
- die Propagierung von Soll- und Istzuständen,
- FIG 3
- eine Topologie eines Straßennetzausschnittes,
- FIG 4a-c
- Anzeigequerschnitte für die Topologie nach FIG 3,
- FIG 5
- eine zweite Hierarchie von Beeinflussungselementen für die Topologie nach FIG 3,
- FIG 6
- die topologische Zuordnung von Beeinflussungselementen für die Topologie nach FIG
3 und
- FIG 7a-c
- Zustandsräume der Beeinflussungselemente für die Topologie nach FIG 3
schematisch dargestellt ist.
[0010] Zum einfachen Umsetzen einer komplexen Schaltstrategie werden in einem erfindungsgemäßen
System zur Verkehrsbeeinflussung Beeinflussungselemente definiert, die - strategisch
gesehen - einen Netzausschnitt des Straßennetzes darstellen, auf den die Strategie
angewandt werden soll. Die Beeinflussungselemente sind nach FIG 1 in Aggregationsstufen
repräsentierenden Hierarchieebenen 1, 2, 4, 5 angeordnet und dürfen - in FIG 1 durch
nach unten weisende Pfeile angedeutet - jeweils nur Beeinflussungselemente einer niedrigeren
Hierarchieebene beeinflussen. Auf der untersten Hierarchieebene 1 befinden sich die
Beeinflussungsgeräte, also Anzeigegeräte 10A-C, 11A-C, 12A-C, wie Wechselverkehrszeichen,
Wechselwegweiser oder Lichtsignale, die zu Anzeigequerschnitten 20, 21, 22 aggregiert
werden, welche in der nächst höheren Hierarchieebene 2 der Beeinflussungsquerschnitte
zusammengefasst sind. Aus mehreren Beeinflussungsquerschnitten kann beispielsweise
ein Beeinflussungsabschnitt als Streckenabschnitt 40, 41 des Straßennetzes in der
nächst höheren Hierarchieebene 4 gebildet werden. In der höchsten Aggregationsstufe,
der Hierarchieebene 5, ist aus mehreren Beeinflussungsabschnitten wiederum ein Beeinflussungsgebiet
als Gebietsausschnitt 50 des Straßennetzes gebildet.
[0011] Jedes Beeinflussungselement besitzt mindestens einen Sollzustand und genau einen
Istzustand. Nach FIG 2 besitzt das Beeinflussungselement 10A einen Sollzustand 10A_soll
und den Istzustand 10A_ist, während das übergeordnete Beeinflussungselement 20 einen
Istzustand 20_ist und eine Menge von Sollzuständen 20_soll1, 20_soll2 und 20_soll3
besitzt, da es von mehreren übergeordneten Beeinflussungselementen (in FIG 2 nicht
dargestellt) beeinflusst wird. Beeinflussungselemente können zusätzlich über mehrere
interne Mengen von Sollzuständen verfügen, um aus der von extern angeforderten Menge
von Sollzuständen einen einzigen Sollzustand zu bestimmen. Beeinflussungselemente
können ihre Soll- und Istzustände abstrahieren, z.B. "Tunnelröhre gesperrt", oder
auf die Sollzustände untergeordneter Beeinflussungselemente abbilden, z.B. "Anzeigegerät
A, B ... im Zustand rotes Kreuz".
[0012] Der in FIG 2 bestimmte einzige Sollzustand, etwa 20_soll1, des Beeinflussungselements
20 und sein Istzustand 20_ist werden unter Berücksichtigung der Istzustände der untergeordneten
Beeinflussungselemente, hier 10A_ist von Beeinflussungselement 10A, von einem Regler
abgeglichen. Dieser Regler ist aus einer Menge von Zustandsübergangslogiken - in FIG
2 durch den Pfeil 201 angedeutet - aufgebaut, die jeweils zum Abgleich bestimmter
Kombinationen von Soll- und Istzuständen ausgewählt werden. Der Ausgang eines Reglers
bzw. seiner Zustandsübergangslogiken sind Anforderungen an Sollzustände untergeordneter
Beeinflussungselemente. Die Regler der Beeinflussungsgeräte, also der Beeinflussungselemente
der niedrigsten Hierarchieebene, bilden die Sollzustände auf Schaltbefehle für die
Anzeigegeräte ab. Auf diese Weise werden Sollzustände übergeordneter Hierarchieebenen
in Sollzustände untergeordneter Hierarchieebenen propagiert bis Schaltbefehle für
die Anzeigegeräte resultieren. Die Schaltbefehle führen zu einem neuen Istzustand
der untersten Hierarchieebene von Beeinflussungselementen. Diese werden von einem
Beobachter der jeweils übergeordneten Beeinflussungselemente verwendet, um den eigenen
Zustand zu erkennen. Dazu sind die Beobachter aus Zustandserkennungslogiken - in FIG
2 durch den Pfeil 102 angedeutet - für abstrakte Zustände der Beeinflussungselemente
aufgebaut, die aus einem bestimmten Muster der Istzustände untergeordneter Beeinflussungselemente
erkannt werden. Die Beobachter propagieren auf diese Weise die Istzustände untergeordneter
Hierarchieebenen in Istzustände übergeordneter Hierarchieebenen.
[0013] Neben den speziellen Beeinflussungselementen für die Anzeigegeräte eines Verkehrsbeeinflussungssystems
für einen bestimmten Netzausschnitt können auch hier nicht dargestellte spezielle
Beeinflussungselemente für externe Steuerungssysteme beispielsweise benachbarter Netzausschnitte
des Straßennetzes verwendet werden, die mit dem internen System zur Verkehrsbeeinflussung
in Wechselwirkung treten sollen. Wird z.B. der Verkehr auf einem Autobahnabschnitt
von drei Systemen beeinflusst, kann das System des mittleren Abschnittes zwei spezielle
Beeinflussungselemente besitzen, die die aggregierten Soll- und Istzustände der beiden
benachbarten Beeinflussungssysteme abbilden.
[0014] Eine Strategie ist demnach primär definiert durch den Sollzustand eines Beeinflussungselement,
wie z.B. "Einfahrtshilfe für Zufahrt". Dieser neue Sollzustand bedingt einen Zustandsübergang
vom augenblicklichen Istzustand des Beeinflussungsgebiets und/oder untergeordneter
Beeinflussungselemente in den neuen Sollzustand. Der Zustandsübergang wird durch Anforderung
von Sollzuständen an untergeordneten Beeinflussungselementen implementiert. Der Zustandsübergang
stellt die sekundäre Ausprägung einer Strategie dar. Zwei verschiedene Strategien
können denselben Sollzustand eines Beeinflussungselements bewirken, aber dabei unterschiedliche
Zustandsübergänge verwenden.
[0015] In einem konkreten Anwendungsbeispiel wird die Erfindung anhand der in FIG 3 dargestellten
Topologie eines Ausschnittes des Autobahnnetzes erläutert. Zu steuern ist der Verkehr
auf einer Autobahn mit einer dreistreifigen Hauptfahrbahn 43, 44, in die eine zweistreifige
Rampe 42 einmündet. Diese Topologie existiert in Realität z.B. am Autobahnkreuz München
Nord, an dem in die dreistreifige A9 Fahrtrichtung Nürnberg eine zweistreifige Rampe
der A99 aus Richtung Salzburg einmündet. In diesem Gebiet sind beispielsweise zwei
Anzeigequerschnitte 25, 26 auf der Hauptfahrbahn 43 oberhalb der Rampe 42, ein Anzeigequerschnitt
267 auf Mündungshöhe der Rampe 42 und auf der Hauptfahrbahn 44 unterhalb der Rampe
42 drei Anzeigequerschnitte 27, 28 und 29 sowie zwei Anzeigequerschnitte 23, 24 auf
der Rampe 42 angeordnet.
[0016] Die Anzeigequerschnitte entsprechen der üblichen Ausführung entsprechend der "Richtlinien
für Wechselverkehrszeichenanlagen an Bundesfernstraßen", Ausgabe 1997, Bundesministerium
für Verkehr, Abteilung Straßenbau. Gemäß FIG 4a - c können die Anzeigegeräte A die
zulässige Höchstgeschwindigkeit und Dauerlichtzeichen für die Fahrstreifenzuteilung,
die Anzeigegeräte B können Gefahrenzeichen wie Stau, Glätte, Baustelle oder Lkw-Überholverbot
und die Anzeigegeräte C Zusatzinformationen wie Unfall oder Nebel anzeigen. Die Anzeigequerschnitte
25, 26, 27, 28, 29 über den dreistreifigen Abschnitten 43, 44 der Hauptfahrbahn sind
gemäß FIG 4a, der Anzeigequerschnitt 267 über dem vierstreifigen Abschnitt der Hauptfahrbahn
43, 44 auf Mündungshöhe der Rampe 42 ist gemäß FIG 4b und die Anzeigequerschnitte
23 und 24 über der zweistreifigen Rampe 42 sind gemäß FIG 4c jeweils entsprechend
der Anzahl der den Querschnitt passierenden Fahrstreifen ausgebildet.
[0017] FIG 5 zeigt die gewählte Hierarchie der Beeinflussungselemente. Die Anzeigegeräte
13A - C, ... , 19A - C bilden die unterste Hierarchieebene 1 der Beeinflussungsgeräte.
Die zu Anzeigequerschnitten 23 - 29 zusammengefassten Anzeigegeräte bilden die übergeordnete
Hierarchieebene 2 der Beeinflussungsquerschnitte. Mehrere Anzeigequerschnitte werden
zu drei Beeinflussungsabschnitten einer nächsten übergeordneten Hierarchieebene 4
zusammengefasst, und zwar die des Hauptfahrbahnabschnittes 43 oberhalb der Rampe,
44 unterhalb der Rampe und die der Rampe 42 selbst. Auf der höchsten Hierarchieebene
5 des Beeinflussungsgebiets werden die strategischen Bereiche "Fahrstreifenmanagement"
51 und "Verflechtungsoptimierung" 52 gebildet. Daneben gibt es einen weiteren strategischen
Bereich 30, der die Steuerungsverfahren nach MARZ kapselt und auf die Anzeigequerschnitte
zurückgreift. Die Beeinflussungsabschnitte und -querschnitte erhalten also immer Sollzustände
von zwei strategischen Bereichen, die zu einem Sollzustand aggregiert werden müssen.
[0018] Für die Steuerung des Autobahngebiets sind also drei Strategien implementiert: Die
MARZ-Steuerung 30 - also Verkehrsunruhe, Stau, Nässe und Nebel; ein Fahrstreifenmanagement
51 - also Sperrung des linken oder rechten Fahrstreifens auf der Hauptfahrbahn 43,
44 zur Berücksichtigung von Unfällen oder Baustellen; eine Verflechtungsoptimierung
für die Sperrung des linken Fahrstreifens auf der Rampe 42 oder des rechten Fahrstreifens
auf der Hauptfahrbahn 43, um den Verkehr auf der Rampe 42 zu bevorzugen. Im Falle
des Autobahnkreuzes München Nord könnte eine solche Strategie verwendet werden, um
das während der morgendlichen Spitzenstunde relativ hohe Verkehrsaufkommen aus Richtung
Salzburg gegenüber dem relativ geringen Verkehrsaufkommen aus München zu priorisieren.
Die Verflechtungsoptimierung 52 kann anstatt durch Dauerlichtzeichen auch durch dynamische
Fahrstreifenzuteilungen implementiert werden.
[0019] Die diskreten Zustände der Beeinflussungsabschnitte 42, 43, 44 werden auf zwei Zustandsmoden
aufgeteilt, den Geschwindigkeitszustand V und den Fahrstreifenzustand L. Gemäß FIG
7a sind fünf Geschwindigkeitszustände V1 - V5 vorgesehen, die über zulässige Höchstgeschwindigkeiten
auf den Verkehrsfluss Eingriff nehmen. Als Fahrstreifenzustände sind die drei Zustände
L1, L2, L3 nach FIG°7b vorgesehen, über die durch die Sperrung des linken, des rechten
oder keines Fahrstreifens Eingriff auf den Verkehrsfluss genommen wird. Der Fahrstreifenzustand
L wird in diesem Ausführungsbeispiel direkt an die Anzeigequerschnitte übermittelt,
um räumlich-zeitliche Fahrstreifensperrungen implementieren zu können. Der Geschwindigkeitszustand
V wird an den MARZ Bereich 30 delegiert, um dort entsprechend der vorgegebenen Regeln
abgeglichen zu werden.
[0020] Die diskreten Zustände der Anzeigegeräte 13A - C, ..., 19A - C entsprechen ihren
Anzeigemöglichkeiten. Die Anzeigequerschnitte 23 - 29 werden neben dem Geschwindigkeits-
und Fahrstreifenzustand noch in die Zustandsmoden Gefahren- und Zusatzinformationsanzeige
aufgespaltet.
[0021] Der MARZ-Bereich 30 besitzt einen generischen Zustandsraum, der sich implizit aus
den Steuerungsregeln ergibt. Dieser wird aus den Sollzuständen für die Anzeigequerschnitte
- aufgeteilt nach den Zustandsmoden - gebildet und kann somit direkt auf die Anzeigequerschnitte
abgebildet werden.
[0022] Die Zustände des Fahrstreifenmanagements 51 können entsprechend dem Zustandsmodus
"Fahrstreifenzustand" L der Beeinflussungsabschnitte 42, 43, 44 unterschieden werden.
Die diskreten Zustände der Verflechtungsoptimierung 52 sind "Rampe nicht priorisiert"
und "Rampe priorisiert". Diese Zustände werden auf die Zustände der Beeinflussungsabschnitte
42, 43 abgebildet. Eine topologische Zuordnung der dieser Beeinflussungselemente zeigt
FIG 6.
[0023] Die Zustandsübergänge können generisch regelbasiert erfolgen. Beispiele hierfür sind
die Umsetzung der Sollzustände aus dem MARZ-Bereich 30 an die Anzeigequerschnitte,
der Zustände der Anzeigequerschnitte an die Anzeigegeräte und der Autobahnabschnitte
an die Anzeigequerschnitte inklusive der dynamischen Zustandsübergänge.
[0024] Daneben ist es auch möglich, Zustandsübergänge in spezialisierten Ablaufsteuerungen
zu implementieren, wie dies beispielhaft anhand von FIG 7c erläutert wird. Im Bereich
der Verflechtungsoptimierung 52 soll der Zustand 1, in dem auf der Hauptfahrbahn 43
oberhalb der Rampe kein Fahrstreifen gesperrt und die zulässige Höchstgeschwindigkeit
unbegrenzt ist, während auf der Rampe 42 der linke Fahrstreifen gesperrt und die Geschwindigkeit
auf 120 km/h begrenzt ist, überführt werden in den Zustand 2, in welchem bei auf 100
km/h begrenzter Höchstgeschwindigkeit auf der Hauptfahrbahn 43 der rechte Fahrstreifen
oberhalb der Rampe, während auf der Rampe 42 kein Fahrstreifen gesperrt ist. Hierzu
wird zunächst der Zwischenzustand 1.1 gewählt, der die Geschwindigkeit auf der Hauptfahrbahn
43 und der Rampe 42 auf 100 km/h reduziert. Nach einer Wartezeit t1 wird der Zwischenzustand
1.2 angefordert, bei welchem der rechte Fahrstreifen der Hauptfahrbahn 43 oberhalb
der Rampe gesperrt wird. Nach der Sperrung wird im Zwischenzustand 1.3 ein Operatordialog
angefordert, mit dem die Wirksamkeit der Fahrstreifensperrung bestätigt werden muss,
was durch Überwachung mittels einer Videokamera bewerkstelligt werden kann. Erst dann
wird der linke Fahrstreifen der Rampe 42 freigegeben. Die Zwischenzustände 1.1 bis
1.3 sind interne Zustände, die von außen durch Operatoreingriff oder durch Beeinflussungselemente
höherer Hierarchieebenen nicht angefordert werden können.
[0025] Das Steuerungssystem mittels Beeinflussungselementen mit dynamischen Sollzuständen
ist überschaubar und erlaubt eine einfache subsidiäre Umsetzung komplexer Schaltstrategien.
Die Komplexität einer Schaltstrategie wird entkoppelt durch eine klare Unterscheidung
von Zuständen und Zustandsübergängen, durch eine Aufteilung der Strategie in Unterstrategien
sowie durch die Wiederverwendung von Teilstrategien. Es verbessert die Modularisierung,
die Erweiterbarkeit und die Testbarkeit des Steuerungssystems. Die Verwendung von
Zustandsmoden reduziert durch Vermeidung der expliziten Berücksichtigung von Zustandskombinationen
den Zustandsraum.
[0026] Das Steuerungsverfahren kann sowohl in übergeordneten strategischen Steuerungssystemen
als auch in taktisch-operativen Steuerungssystemen verwendet werden. Die dynamischen
Sollzustände ermöglichen einen einheitlichen Austausch zwischen Beeinflussungselementen
beliebiger strategischer Ebenen. Es ist damit generell geeignet zur subsidiären Steuerung
von Telematikanlagen.
1. Verfahren zur Verkehrsbeeinflussung in einem Netzausschnitt eines Straßennetzes, bei
dem Elemente zum Beeinflussen des Verkehrs in Aggregationsstufen repräsentierenden
Hierarchieebenen angeordnet werden, wobei auf Verkehrsteilnehmer im Netzausschnitt
über Beeinflussungselemente der niedrigsten Hierarchieebene eingewirkt wird,
dadurch gekennzeichnet, dass für die Beeinflussungselemente Sollzustände eines vorgebbaren Zustandsraumes angefordert
werden, dass die Beeinflussungselemente jeweils einen Istzustand einnehmen, dass ein
Sollzustand eines Beeinflussungselementes einer Hierarchieebene mittels einer Zustandsübergangslogik
an Beeinflussungselemente niedrigeren Hierarchieebene propagiert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass ein Istzustand eines Beeinflussungselementes einer Hierarchieebene mittels einer
Zustandserkennungslogik an Beeinflussungselemente der nächst höheren Hierarchieebene
propagiert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass die Zustandsübergangslogik der Beeinflussungselemente einer Hierarchieebene den propagierten
Sollzustand für ein Beeinflussungselement dieser Hierarchieebene mit seinem Istzustand
unter Berücksichtigung der Istzustände untergeordneter Beeinflussungselemente abgleicht
und neue Sollzustände für diese untergeordneten Beeinflussungselemente anfordert.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass die Zustandserkennungslogik der Beeinflussungselemente einer Hierarchieebene die
Istzustände der untergeordneten Beeinflussungselemente verwendet, um die eigenen Istzustände
zu bestimmen.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass eine Strategie zur Verkehrsbeeinflussung ausgehend von den Istzuständen der Beeinflussungselemente
durch die Vorgabe von Sollzuständen und Zustandsübergangslogiken implementiert wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, dass als Beeinflussungselemente der niedrigsten Hierarchieebene Anzeigegeräte verwendet
werden, dass Anzeigegeräte zu in einer höheren Hierarchieebene angeordneten Anzeigequerschnitten
aggregiert werden, dass Anzeigequerschnitte zu in einer höheren Hierarchieebene angeordneten
Streckenabschnitten aggregiert werden, und dass Streckenabschnitte zu in einer höheren
Hierarchieebene angeordneten Gebieten des Netzausschnittes aggregiert werden.
7. Verfahren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, dass die Zustandsübergangslogiken der Anzeigegeräte die für sie angeforderten Sollzustände
in Schaltbefehle für die Anzeigegeräte umwandeln.
8. Verfahren nach Anspruch 6 oder 7,
dadurch gekennzeichnet, dass spezielle Beeinflussungselemente vorgesehen sind, die Soll- und Istzustände zwischen
Beeinflussungselementen von benachbarten Gebieten des Netzausschnittes propagieren.
9. Verfahren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, dass die Zustände der Beeinflussungselemente in mehrere Zustandsmoden aufgeteilt werden.
10. Verfahren nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet, dass Zustandsmoden für die Geschwindigkeitsbeeinflussung, für die Fahrstreifenbeeinflussung,
für die Gefahrenanzeige und für Zusatzinformationen vorgesehen sind.
11. Anordnung zur Durchführung eines Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 10, mit
in Hierarchieebenen angeordneten Elementen zum Beeinflussen des Verkehrs, wobei über
die Beeinflussungselemente der niedrigsten Hierarchieebene unmittelbar auf die Verkehrsteilnehmer
eingewirkt wird,
dadurch gekennzeichnet, dass für die Beeinflussungselemente vorgebbare Sollzustände anforderbar sind, dass die
Beeinflussungselemente Istzustände einnehmen, dass einem Beeinflussungselement ein
Regler zugeordnet ist, der eine Menge von Zustandsübergangslogiken aufweist, mittels
derer ein Sollzustand eines Beeinflussungselementes einer Hierarchieebene an Beeinflussungselemente
der nächst niedrigeren Hierarchieebene propagierbar ist, dass einem Beeinflussungselement
ein Beobachter zugeordnet ist, der eine Menge von Zustandserkennungslogiken aufweist,
mittels derer ein Istzustand eines Beeinflussungselementes einer Hierarchieebene an
Beeinflussungselemente der nächst höheren Hierarchieebene propagierbar ist.