[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft textile Einlagevliese, die aus Fasern aufgebaut
sind und wenigstens teilweise Polyamid 6 Stapelfasern, die in einem einstufigen Verfahren
spinngestreckt und texturiert wurden, umfasst.
[0002] In der Bekleidungsindustrie werden bei der Herstellung von Bekleidung sogenannte
Fertigungshilfen verwendet. Diese Fertigungshilfen, die allgemein auch als textile
Einlagestoffe oder auch als textile Fixiereinlagen bezeichnet werden, dienen zum Formgeben,
Pikieren, Sichern und Unterschlagen bei der Fertigung von Kleidungsstücken. Diese
textilen Einlagestoffe können insbesondere verwendet werden, wenn eine Formgebung
des Kleidungsstücks bei gutem Rückformvermögen gewünscht ist. Diese textilen Einlagestoffe
werden dabei regelmässig mit einem textilen Oberstoff dauerhaft verbunden, wobei die
textilen Einlagestoffe mit dem Oberstoff vernäht, verklebt, verschweisst oder andersartig
verbunden werden. Die textilen Einlagestoffe bewirken bei den Bekleidungsstücken beispielsweise
eine hohe Formstabilität, ein glattes Aussehen und einen einwandfreien Sitz, wobei
als Einlagestoffe häufig Vliesstoffe eingesetzt werden. In diesem Zusammenhang wird
auf das Handbuch der textilen Fixiereinlagen von Peter Sroka, 3. Auflage, 1993, Hartung-Gorre
Verlag, Konstanz verwiesen.
[0003] Unter einem Vliesstoff wird ein textiles Flächengebilde aus Fasern verstanden, deren
Zusammenhang durch die den Fasern eigene Haftung gegeben ist, und/ oder die durch
mechanische Verfahren, thermische Verfahren oder auf chemischen Wege verfestigt sind.
[0004] Äusserst vorteilhaft erlauben Vliesstoffe oder Vliese aus Fasermischungen, die wenigstens
teilweise die gemäss der Erfindung verwendeten Polyamid 6 Stapelfasern enthalten,
eine adhäsive Verfestigung (Vliesbindung). Für die Verfestigung können beispielsweise
Thermofusionsöfen (Band- oder Saugtrommelprinzip) verwendet werden, oder die Vliese
werden beispielsweise auf Rollkalandern mit glatten Walzen bzw. auf Prägekalandern
(Gravurwalze gegen glatte Walze) erwärmt.
[0005] Weiterhin kann die Vliesverfestigung über das sogenannte Thermobonding erfolgen,
bei der thermisch ein punktförmiges Anschmelzen der Fasern infolge einer partiellen
Thermofixierung oder einer punktuellen Verschweissung mittels beheizter Nadelwalze
erfolgt.
[0006] Selbstverständlich können aber auch die herkömmlich bekannten Verfahren zur Vliesherstellung
verwendet werden. So ist eine mechanische Verbindung der Vliesstoffe durch Vernadeln,
eine chemische Verbindung mittels Bindemitteln, eine hydrodynamische Verbindung, eine
Verbindung durch Anlösen der Fasern mit geeigneten Lösemitteln und eine Kombination
dieser Verfahren möglich.
[0007] Der Stand der Technik zur Herstellung textiler Einlagevliese, sowohl in bezug auf
die eingesetzten Fasern als auch die Verfestigungs- und Verbindungstechniken und die
Gesamtstruktur, ist zum Beispiel in der EP-A-0 377 789 genauer beschrieben. Als Basismaterial
werden dort bevorzugt Polyesterfasern verwendet, die mit anderen Fasern wie Nylon
oder Baumwolle ergänzt sein können. Durch Thermobondieren mit einer geprägten, heißen
Kalanderwalze und unter mechanischem Druck wird dieses Grundvlies zunächst in einem
Rasterpunktmuster verfestigt, wobei dadurch aber eine unebene, konturierte Oberfläche
entsteht. Um zu verhindern, daß sich im fertigen Hemd das konturierte Muster des Futterstoffs
auf dem Oberstoff abzeichnet, wird gemäß EP-A-0 377 789 auf das verfestigte Grundvlies,
d.h. insbesondere in dessen Vertiefungen, eine zusätzliche Faservlies-Zwischenschicht,
bevorzugt aus Polyester- und Polyester/Polyolefin-Bikomponenten-Klebe-Fasern, abgelegt
und mit dem Grundvlies in einem Heißluft-Durchlaufofen mit anschließender Pressung
thermisch verbunden, bevor Haftmassen-Schmelzklebepunkte aus Polyethylen zum späteren
Verbinden des Einlagevlieses mit dem Oberstoff auf die nun wieder ebene Oberfläche
des Einlagevlieses aufgetragen werden.
[0008] Einstufige Verfahren zur Herstellung von Fasern werden zum Beispiel in der EP 0 541
050 A2 und in der DE 297 18 805 U1 beschrieben. So beschreibt die EP 0 541 050 A2
ein einstufiges Schmelzspinnverfahren zur Herstellung von Stärkefasern. Die Faser
besteht aus einer Stärkeformmasse und einem Polymer, wobei die Stärkeformmasse Stärke,
einen Weichmacher und/oder ein Destrukturierungsmittel und ein Additiv enthält und
das Polymer aliphatische Polyamide, Copolyamide, Polyester und Copolyester umfasst.
[0009] DE 297 18 805 U1 beschreibt ein einstufiges Verfahren zur Herstellung von verstärkten
Plackeinlagen. Die Fasern bestehen aus thermoplastischen Polymeren und einer Verstärkung.
Dabei werden polymere Monofile als Verstärkung mit den Fasern von Vlieseinlagen durch
thermische Verfestigung fest verbunden.
[0010] Die Eigenschaften des textilen Einlagevlieses werden massgeblich durch die Eigenschaften
der für die Herstellung des textilen Einlagevlieses verwendeten Fasern bestimmt. Die
textilen Einlagevliese werden zunehmend unter Verwendung von Synthesefasern hergestellt.
Dabei werden Polyamid 6 Stapelfasern bevorzugt eingesetzt, da mit Polyamid 6 Fasern
sehr weiche Vliese herstellbar sind.
[0011] Herkömmlicherweise werden Polyamid 6 Stapelfasern durch Schmelzspinnen von linearem
Polyamid 6 mit hohem Molekulargewicht hergestellt. Der Rohstoff wird dazu in eine
fliessfähige Form gebracht und in diesem Zustand durch engporige Öffnungen in ein
verfestigendes Medium ausgepresst (Spinnen). Die in den erhaltenen Fäden wahllos liegenden
Molekülketten müssen anschliessend in Richtung der Faserachse ausgerichtet (Verstrecken)
und von inneren Spannungen mit Hilfe einer thermischen Nachbehandlung (Fixieren) befreit
werden. Die drei wichtigsten Stufen der Synthesefaser-Herstellung sind daher das Spinnen,
das Verstrecken und die Nachbehandlung.
[0012] Bei der Herstellung von Polyamid 6 Stapelfasern wird in einer ersten Stufe, die in
einem flüssigen Zustand gebrachte hochpolymere Verbindung unter Zuhilfenahme eines
Extruders und einer Spinnpumpe durch die Düsenlöcher einer Spinndüse gefördert. Die
die Spinndüse in erstarrter Fadenform verlassende hochpolymere Verbindung wird von
rotierenden Organen (Galetten) erfasst und von der Düse abgezogen. Die so erhaltenen
Endlosfäden oder Spinnkabel werden nachfolgend in hohen zylindrischen oder viereckigen
Gefässen (Kannen) oder aufgespulter Form zwischengelagert.
[0013] In einer zweiten Stufe werden die Spinnkabel der Kannenablage entnommen und je nach
Fasertyp heiss- oder kaltverstreckt, gekräuselt, fixiert und geschnitten. In diesem
Zusammenhang wird auf Ullmanns Enzyklopädie der technischen Chemie, 5. Auflage, 1987,
Bd. A10, S. 550 ff. verwiesen, wo die Stapelfaserherstellung ausführlich beschrieben
wird.
[0014] Die unter Verwendung von Polyamid 6 Stapelfasern, die gemäss dem vorstehenden beschriebenen
zweistufigen Verfahren hergestellt wurden, hergestellten textilen Einlagestoffe sind
im Hinblick auf die Dauerhaftigkeit der Formbeständigkeit begrenzt. Insbesondere führt
eine starke Beanspruchung, wie beispielsweise durch häufiges Reinigen oder Bügeln
des Kleidungsstücks hervorgerufen werden kann, zu einem Formverlust wegen ungenügender
Dimensionsstabilität des textilen Einlagevlieses. Dies führt beispielsweise, da das
textile Einlagevlies regelmässig dauerhaft mit dem Oberstoff verbunden ist, zu sichtbaren
Verzerrungen oder Faltenbildung beim Oberstoff.
[0015] Diese mangenlnde Dimensionsstabilität kann jedoch auch schon bei der Herstellung
des Kleidungsstückes auftreten, wenn beispielsweise Oberstoff und textiles Einlagevlies
heissverklebt werden und es in Folge der Wärmebeaufschlagung bei dem textilen Einlagevlies
zu einem Thermoschrumpf kommt.
[0016] Insofern besteht ein Bedarf an einem textilen Einlagevlies, das die vorstehend genannten
Nachteile nicht aufweist, d.h. beispielsweise einen geringeren Thermoschrumpf aufweist.
[0017] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein textiles Einlagevlies mit einem
geringeren Thermoschrumpf bereitzustellen.
[0018] Die Aufgabe wird gelöst durch Bereitstellung eines textilen Einlagevlieses gemäss
Patentanspruch 1, welches aus Stapelfasern aufgebaut ist und wenigstens 50 Gewichtsprozent
Polyamid 6 Stapelfasern umfasst, erhältlich durch ein einstufiges Verfahren, in dem
die Polyamid 6 Stapelfasern spinngestreckt, texturiert, thermofixiert und auf Stapellänge
zurechtgeschnitten wurden.
In den Unteransprüchen sind vorteilhafte Ausführungsformen der Erfindung enthalten.
[0019] Im Sinne der Erfindung wird unter einem textilen Einlagevlies jedes überwiegend aus
Stapelfasern hergestellte Vlies verstanden, das geeignet ist, weiteren Flächengebilden
wie zum Beispiel aus synthetischen oder natürlichen Textilstoffen beispielsweise in
der Form von Kleidungsstücken, Decken oder Kissen FormStabilität zu verleihen. Im
Sinne der Erfindung werden unter einem textilen Einlagevlies auch sogenannte Fixiereinlagen
verstanden die bei Bekleidungsstücken verwendet werden als:
- stabilisierende Einlage zum Auffangen des Schrägzugs von Oberstoffen, sowie beispielsweise
zum Verfestigen von Kopflöchern oder Knöpfen;
- versteifende Fixiereinlagen, um beispielsweise Bünden, Gürteln, Stehbündchen eine
gewisse Steifigkeit zu verleihen;
- formende Fixiereinlagen, um einem Bekleidungsstück Rückformkraft und Formhaltevermögen
zu verleihen und um Knitter schnell auszugleichen; und
- füllende Fixiereinlagen, um einem Bekleidungsteil Volumen und Fülle, beispielsweise
bei Schulter- und Armlochstützen zu verleihen.
[0020] Weiterhin kann das textile Einlagevlies gemäss der vorliegenden Erfindung zur Frontfixierung
oder Grossteilfixierung, die sich auf die grossflächigen Vorderteile für den Schulter-,
Brust-, Taillen- und Schossbereich einschliesslich der Plackverarbeitung bezieht,
verwendet werden.
[0021] Des weiteren kann das erfindungsgemässe textile Einlagevlies zur Kleinteilfixierung
wie Revers, Kragen, Halsringe, Armlochsicherungen, Reglanstützen, Schulterkappen,
Kragenspiegel, Passen, Besätzen, Laschen, Leisten, Unterärmel, Stulpen, Kanten, Bünde,
Schlitze, Säume, Blenden, Taschenklappen, Abnäher, Manschetten, Gürtel, Kopfleisten,
Knopflochleisten, Kniefutter, Steppunterlagen, etc. verwendet werden.
[0022] Das erfindungsgemässe textile Einlagevlies kann dabei vollständig auf Basis der in
einem einstufigen Verfahren hergestellten spinngestreckten und texturierten Polyamid
6 Faser oder auch in Beimischung mit weiteren Fasern und Stoffen hergestellt werden.
Der genaue Anteil der in einem einstufig Verfahren hergestellten spinngestreckten
und texturierten Polyamid 6 Stapelfasern in dem textilen Einlagevlies hängt beispielsweise
von der Art des zu stabilisierenden Bereichs in einem Bekleidungsstück ab.
[0023] Durch die Texturierung werden den Polyamidfasern beispielsweise durch Drehung, Wellung
oder Kräuselung bestimmte Eigenschaften wie Volumenzunahme, elastische Dehnung, erhöhte
Feuchtigkeitsaufnahme, verbesserte Wärmeisolierung durch Lufteinschlüsse, flauschiger
Griff, etc. verliehen. Das Spinnstrecken und Texturieren kann dabei nach den jeweils
bekannten Verfahren erfolgen, wobei diese jedoch in einem Verfahrensablauf zusammengefasst
sind. Die Polyamid 6 Faser wird einstufig spinngestreckt, texturiert, thermofixiert
und geschnitten. D.h. das Spinnen, Texturieren, Thermofixieren und Schneiden erfolgt
in einem einstufigen Verfahren ohne Unterbrechung. Beispielsweise können die hier
verwendeten Polyamid 6 Fasern nach dem Spinnen und Strecken einer Stauchkammertexturierung,
Zahnradtexturierung, Airjet- oder Steamjettexturierung, dem Falschdrahtverfahren oder
dem Kantenziehverfahren unterworfen werden.
[0024] Bei dem Einstufen-Verfahren handelt es sich um einen Prozeß, bei dem das Spinnen,
Strecken, Texturieren, Fixieren und Schneiden der Fasern in einem einzigen Prozeßschritt
kontinuierlich, d.h. ohne Unterbrechung durchgeführt wird.
[0025] Die Faserherstellung erfolgt ähnlich dem BCF-Spinnen von Teppichgarnen, mit dem Unterschied,
daß das endlose Filamentkabel nicht aufgespult wird, sondern statt dessen unmittelbar
nach der Texturierung thermofixiert und zu Stapelfasern geschnitten wird.
[0026] Figur 1 zeigt schematisch den Ablauf des Einstufenverfahrens, das dem Fachmann wohl
bekannt ist.
[0027] In diesem Zusammenhang wird auf Ullmanns Enzyklopädie der technischen Chemie, 4.
Auflage, 1976, Bd. 11, S. 249 ff. verwiesen. Die Thermofixierung der Polyamid 6 Fasern
kann auf Bandtrocknern oder mittels beheizter Kalanderwalzen bei entsprechenden Temperaturen
durchgeführt werden, wie in Ullmanns Enzyklopädie der technischen Chemie, 5. Auflage,
1987, Bd. A10, S. 558 ff. näher beschrieben wird.
[0028] Die Polyamid 6 Fasern können durch jedes herkömmliche Verfahren auf eine bestimmte
Stapellänge zurecht geschnitten werden. Beispielsweise werden hier als Schneidemaschinen
die Beria-Schneidemaschine, die Neumag-GRU-GRU-Stapelschneidemaschine oder die Krupp-Stapelschneide
genannt. Es können aber auch andere Vorrichtungen zum Schneiden der Fasern verwendet
werden.
[0029] Im Sinne der Erfindung können die Fasern in dem Vliesstoff bevorzugt ausgerichtet
werden, d.h. die Einzelfasern weisen eine Vorzugsrichtung auf. In längsorientierten
Vliesstoffen dominieren die in Längsrichtung liegenden Fasern, und in längsgerichteten
Vliesstoffen liegen alle Fasern in Längsrichtung. Derart orientierte Vliesstoffe haben
eine geringe Längsdehnung und eine hohe Querdehnung (bis 100 %).
[0030] Bei querorientierten Vliesstoffen liegen die Faserrichtungen annähernd in rechten
Winkel zueinander, vergleichbar mit Kette und Schuss bei Geweben, aber im Winkel von
45
• zur Laufrichtung. Die Faserorientierung kann stark querorientiert bis längsorientiert
variieren. Derartige Vliesstoffe haben eine gute Festigkeit in Diagonalrichtung und
gleichzeitig eine gewisse Dehnbarkeit in Längs- und Querrichtung. Im Sinne der Erfindung
können durch Einstellung von Vorzugsrichtungen der Polyamid 6 Stapelfasern somit bestimmte
Eigenschaften des Vliesstoffes eingestellt werden. Insbesondere können durch Kombination
mehrerer Orientierungen von Polyamid 6 Stapelfasern in einem Vliesstoff vorteilhafte
Eigenschaften wie zum Beispiel Dimensionsstabilität erhalten werden. Es ist selbstverständlich
auch möglich mehrere Faservliese, die jeweils eine verschiedene Orientierung der Polyamid
6 Stapelfasern aufweisen, zu einem Laminat miteinander zu Verbinden, um eine verbesserte
Dimensionsstabilität des Laminats zu bewirken.
[0031] Die Vliesstoffe können des weiteren im Hinblick auf die Dimensionsstabilität auch
durch eingearbeitete Längs- und/oder Querfäden weiter stabilisiert sein. Das verwendete
Flächengewicht der Vliesstoffe hängt von den jeweils vorliegenden Erfordernissen ab.
Das Flächengewicht des Vliesstoffes kann insofern wenige Gramm pro m
2, aber auch mehrere 100 g/m
2 betragen, d.h. von 10 g/m
2 bis 500 g/m
2, bevorzugt von 15 g/m
2 bis 200 g/m
2.
[0032] Im Sinne der Erfindung liegt der Fasertiter der verwendeten Flachfasern üblicherweise
in einem Bereich von 1,0 dtex bis 11,0 dtex, bevorzugt von 1,7 dtex bis 6,7 dtex.
[0033] Die Stapellänge der gemäss der vorliegenden Erfindung verwendeten Stapelfasern liegt
üblicherweise in einem Bereich von 26 mm bis 80 mm, bevorzugt von 28 mm bis 60 mm.
Es können aber auch Mischungen unterschiedlicher Stapellängen verwendet werden (Variostapel).
[0034] Die Erfinder haben festgestellt, dass textile Einlagevliese, die aus vorstehend beschriebenen
Polyamid 6 Stapelfasern gefertigt sind, eine besonders gute FormStabilität und einen
geringen Thermoschrumpf aufweisen. insbesondere weisen textile Einlagevliese aus den
beschriebenen Polyamid 6 Stapelfasern eine erheblich verbesserte Egalität, verglichen
mit Einlagevliese, die aus gemäss dem herkömmlichen zweistufigen Verfahren hergestellten
Polyamid 6 Stapelfasern gefertigt sind, auf. Überraschenderweise war der auftretende
Vliesschrumpf in Verarbeitungsrichtung (MD) sowie die entsprechende Längung in Richtung
senkrecht zur Verarbeitungsrichtung (CD) bei den erfindungungsgemässen Vliesen deutlich
geringer, obwohl der Thermoschrumpf der nach dem einstufigen und nach dem zweistufigen
Verfahren hergestellten Fasern nahezu identisch war.
[0035] Vorteilhaft ist es, wenn die Polyamid 6 Stapelfasern mit einem silikonhaltigen Aviverungsmittel
behandelt sind.
[0036] Durch die Avivierung der Polyamid 6 Stapelfaser wird insbesondere die Verarbeitbarkeit
der Fasern erleichtert. Weiterhin verbessert man durch die Avivage die antistatische
Eigenschaften der Polyamid 6 Stapelfasern. Insbesondere zeigen die aus mit silikonhaltigen
Aviviermittel behandelten Polyamid 6 Stapelfasern hergestellten textilen Einlagevliese
einen noch weicheren Griff, der insbesondere bei Bekleidungsstücken für den Träger
des Bekleidungsstückes sehr angenehm ist.
[0037] Als silikonhaltiges Aviviermittel werden insbesondere Polysiloxan-haltige Aviviermittel
bevorzugt. Es können selbstverständlich auch andere Aviviermittel verwendet werden.
[0038] Weiterhin ist bevorzugt, dass das textile Einlagevlies auf wenigstens einer Fläche
mit wenigstens einer Beschichtung versehen ist. Der Begriff Beschichtung ist im Sinne
der Erfindung so zu verstehen, dass das textile Einlagevlies auf wenigstens einer
Seite mit einem Mittel zur Anbringung wenigstens eines Flächengebildes beschichtet
ist. Diese Beschichtung ist bevorzugt eine punktförmige Beschichtung (viele einzelne
regelmässig oder unregelmässig aufgebrachte Punkte).
[0039] Die auf wenigstens einer Fläche des textilen Einlagevlieses vorgesehenen Mittel zur
Anbringung von wenigstens einem Flächengebilde erlauben äusserst vorteilhaft eine
einfache und rasche Einarbeitung des textilen Einlagevlieses beispielsweise in Kleidungsstücke.
[0040] Die textilen Einlagevliese können dabei mit dem Oberstoff mechanisch verbunden werden,
d.h. zum Beispiel vernadelt, vernäht, verpresst oder verhakt werden. Die erfindungsgemässen
textilen Einlagevliese sind aber bevorzugt mit einer Beschichtung versehen, die beispielsweise
ein thermisches. Verschweissen bzw. ein Heissverkleben oder ein Heiss-Siegeln mit
einem textilen Oberstoff ermöglicht.
[0041] Es ist selbstverständlich möglich, dass diese textile Einlagevliese miteinander oder
mit anderen textilen Einlagestoffen oder Fadengelegen verbunden werden, um ein aus
mehreren, identisch und/oder voneinander verschiedenen Schichten aufgebautes Laminat
zu ergeben. Unter einem Laminat wird erfindungsgemäss ein Verbund aus mehreren Schichten
verstanden, die wenigstens teilweise aus miteinander verbundenen Schichten aus textilen
Einlagestoffen bestehen. Dieses aus mehreren Lagen bestehende Laminat kann wiederum
mit einem textilen Oberstoff verbunden werden. Auch können natürlich auf beiden Flächen
des textilen Einlagestoffs oder eines Laminats jegliche Beschichtungen aufgebracht
werden. Auf diese Beschichtungen bzw. direkt auf die beiden Flächen des textilen Einlagevlieses
können dann textile Oberstoffe aufgebracht werden. Dies ist zum Beispiel zweckmässig
bei der Herstellung von Kragen, Manschetten, Hüten, Mützen, Schuhen, insbesondere
von Zwischenfutter, Fersenfutter, Verstärkungsmaterialien, Zungen, etc.
[0042] Sehr bevorzugt ist es, wenn die Mittel zur Anbringung eine Klebemasse umfassen.
[0043] Im Sinne der Erfindung kann die Klebmasse dabei jeder geeignete Klebstoff bzw. jedes
geeignete Klebstoffgemisch sein. Die Eignung des Klebstoffes richtet sich nach den
zu verbindenden Materialien. In jedem Fall muss vermieden werden, dass der Klebstoff
die zu verbindenden Materialien angreift, d.h. beispielsweise auflöst Der Klebstoff
kann in einer einheitlichen Beschichtung, in einer gemischten Beschichtung oder auch
in einer mehrfach übereinander aufgetragenen Beschichtung von zwei oder mehreren Klebstoffen
aufgetragen werden. Die Klebstoffverteilung kann regelmässig oder unregelmässig punktförmig,
musterartig, lamellenartig, runenförmig, rautenförmig, flächig, inselartig, angewalzt
(kalandert, geglättet, abgeflacht), angeschäumt, etc. erfolgen.
[0044] Insbesondere werden folgende Klebstoffe bevorzugt, die aus der Gruppe ausgewählt
werden, die besteht aus Haftkleber, Heiss-Schmelzkleber, Heiss-Siegelkleber, Kleber,
Klebepulver, Schmelzhaftkleber, Schmelzkleber, Siegelmaterial, Textilschmelzkleber,
Thermoplastkleber.
[0045] Bevorzugt ist die Klebemasse bei Zimmertemperatur fest und nichtklebend, wird jedoch
bei erhöhter Temperatur zunehmend fliessend und klebrig. Die Klebemasse kann in die
Oberfläche der zu verbindenden textilen Flächegebilde eindringen und sich dort nach
ihrem Abkühlen und Erstarren hinreichend fest verankern, so dass die beiden textilen
Flächengebilde miteinander verbunden (fixiert, heissgesiegelt, verklebt) sind.
[0046] Im Sinne der Erfindung werden bevorzugt folgende Klebstoffe bevorzugt:
- Copolyamide mit Schmelzpunkten zwischen 60 °C und 175 °C, die aus mindestens zwei
der nachfolgend aufgeführten Monomere aufgebaut sind: Caprolactam, Aminoundecansäure,
Hexamethylendiamin, Piperazin, Adipinsäure, Azelainsäure, Sebazinsäure, Dodekandisäure.
Selbstverständlich können auch andere Diamine und Disäuren verwendet werden.
- Polyolefine, wie beispielsweise HDPE und LDPE (hochdichtes und niederdichtes Polyäthylen)
- Polyester und Copolyester mit Schmelzpunkten zwischen 60 °C und 175 °C, die mindestens
aus einer Dicarbonsäure und mindestens einem Diol aufgebaut sind. Ausserdem kann der
Polyester ganz oder teilweise aus Lactonen wie Caprolacton oder Butyrolacton etc.
aufgebaut sein. Als mögliche Dicarbonsäuren kommen Terephthalsäure, Isophthalsäure,
Adipinsäure, Azelainsäure, Sebazinsäure, Dodecandisäure in Frage. Als mögliche Diole
kommen Ethylenglykol, 1,4-Butandiol, 1,3-Propandiol, 1,6-Hexandiol und 1,4-Cyclohexyldimethanol
in Betracht. Selbstverständlich können auch andere Diole und Dicarbonsäuren verwendet
werden.
[0047] Sehr bevorzugt ist das textile Einlagevlies als eine textile Fixiereinlage. Unter
textilen Fixiereinlagen versteht man in der Regel einen verklebbaren textilen Einlagestoff.
Die erfindungsgemässe textile Fixiereinlage umfasst somit beispielsweise eine aufgebrachte
thermoplastische Klebemasse, die, durch Einwirkung von Temperatur und gegebenenfalls
Druck für eine bestimmte Zeit, eine haftende und dauerhafte Verbindung mit dem entsprechenden
Gebrauchsechtheiten erzeugt.
[0048] Es ist selbstverständlich, dass die in den folgenden Beispielen dargestellten Ausführungsbeispiele
lediglich beispielhaft sind und den Schutzumfang der beigefügten Ansprüche nicht beschränken.
Dem Fachmann ist klar, dass es weitere Ausführungsformen gibt, die in den Schutzumfang
der Erfindung fallen.
Beispiel 1
[0049] Aus in einem einstufigen Verfahren hergestellten spinngestreckten und texturierten
1,7 dtex Polyamid 6 Stapelfasern wurde ein Vliesstoff mit einem Flächengewicht von
25 g/m
2 hergestellt und bei einer Temperatur von 183 °C und 9 % Bondierfläche mit einem Kalander
thermobondiert. Die Stapellänge der Fasern betrug 43 mm.
Zur Faserherstellung wird Polyamid 6, mit einer relativen Lösungsviskosität von 2,9
(gemessen in konzentrierter Schwefelsäure; 1 g/100 ml), welches 0,3 Gew% Titandioxid
enthält, bei einer Temperatur von 270 °C schmelzgesponnen. Dabei werden Düsen mit
einem Lochdurchmesser von 0,25 mm verwendet. Die Spinngeschwindigkeit beträgt 900
m/min. Nach der Abzugsgalette wird das endlose Faserkabel bei Galettentemperaturen
zwischen 80 °C und 170 °C über mehrere Galetten (Duo 1: 80 °C; Duo 2: 170 °C; Duo
3: 150 °C; Duo 4: 140 °C) hinweg verstreckt und daran direkt anschliessend mittels
einem Airjet bei 180 °C texturiert. Die Thermofixierung erfolgt in einem Bandtrockner
bei einer Temperatur von 180 °C. Das abschliessende Schneiden der Fasern wird mit
einer handelsüblichen Stapelschneidemaschine durchgeführt.
Beispiel 2
[0050] Aus in einem einstufigen Verfahren hergestellten spinngestreckten und texturierten
1,7 dtex Polyamid 6 Stapelfasern (mit 0,3 Gew% Titandioxid), bei denen die Thermofixierung
bei 120 °C in einer Sattdampfatmosphäre bei einem Druck von 2 bar durchgeführt wurde,
wurde ein Vliesstoff mit einem Flächengewicht von 25 g/m
2 hergestellt und bei einer Temperatur von 183 °C und 9 % Bondierfläche mit einem Kalander
thermobondiert. Die Stapellänge der Fasern betrug 43 mm. Das Verfahren zur Herstellung
entspricht, mit Ausnahme der Thermofixierung, dem Verfahren aus Beispiel 1.
Beispiel 3
[0051] Aus in einem einstufigen Verfahren hergestellten spinngestreckten und texturierten
1,7 dtex Polyamid 6 Stapelfasern, die zuvor mit einer silikonhaltigen Avivage präpariert
wurden, wurde ein Vliesstoff mit einem Flächengewicht von 25 g/m
2 hergestellt und bei einer Temperatur von 183 °C und 9 % Bondierfläche mit einem Kalander
thermobondiert. Die Stapellänge der Fasern betrug 43 mm. Bei der silikonhaltigen Avivage
handelte es sich um die wässrige Emulsion eines handelsüblichen Polysiloxans (Delion
431, Takemoto Oil & Fat Co. Ltd.). Die Avivage wurde vor der Thermofixierung auf das
Polyamid 6 Faserkabel aufgesprüht. Die Auflage betrug 0,3 % bezogen auf das Fasergewicht.
Die gemäss diesem Beispiel verwendeten Polyamid 6 Stapelfasern entsprechen ansonsten
den Polyamid 6 Stapelfasern aus Beispiel 1.
Vergleichsbeispiel 1
[0052] Aus 1,7 dtex PA 6 Stapelfasern, vom Typ M 25 halbmatt, was einer handelsüblichen
Polyamid 6 Stapelfaser (EMS Chemie AG) entspricht, die nach dem unten beschriebenen
konventionellen Zweistufenprozess hergestellt wurden, wurde ein Vliesstoff mit einem
Flächengewicht von 25 g/m
2 hergestellt und bei einer Temperatur von 183 °C und 9 % Bondierfläche mit einem Kalander
thermobondiert. Die Stapellänge der Fasern betrug 43 mm. Der Zweistufenprozess, gemäss
dem die Polyamid 6 Stapelfasern hergestellt wurden, gliedert sich in folgende Verfahrensschritte:
[0053] Polyamid 6, mit einer relativen Lösungsviskosität von 2,9 (gemessen in konzentrierter
Schwefelsäure; 1 g/100 ml) wird bei einer Temperatur von 270 °C schmelzgesponnen.
Das unverstreckte Spinngut wird vor der weiteren Verarbeitung in Kannen zwischengelagert.
In einem vom Spinnprozess getrennten Verfahrensschritt wird das Spinngut bei Temperaturen
zwischen 100 und 180 °C verstreckt. Die Texturierung erfolgt in einer Stauchkräusel-kammer.
Vor dem Schneiden des Faserkabels mittels einer handelsüblichen Stapelschneidemaschine
werden die Fasern bei 180 °C fixiert.
[0054] Zur Beurteilung der Qualität der gemäss den Beispielen 1 bis 3 und dem Vergleichsbeispiel
1 hergestellten Vliesstoffe wurde deren Thermoschrumpf bei 120 C, sowie der Thermoschrumpf
der Einzelfasern bei 180 °C bestimmt.
[0055] Zur Bestimmung des Faserschrumpfes werden die Fasern für 15 min einer Temperatur
von 180 °C (Vorspannung: 0,1 g) ausgesetzt. Aus der durch die Thermobehandlung verursachten
Längenänderung wird der Thermoschrumpf der Fasern bestimmt.
[0056] Zur Bestimmung des Thermoschrumpfes werden die Vliese für 12 s in einer Textilpresse
einer Temperatur von 120 °C ausgesetzt. Aus der durch die Thermobehandlung verursachten
Längenänderung der Vliese in Verarbeitungsrichtung (MD) und in Richtung senkrecht
zur Verarbeitungsrichtung (CD) wird der Schrumpf in MD-Richtung und die entsprechende
Längung in CD-Richtung bestimmt.
[0057] Weiterhin wurde die Egalität der Vliesstoffe visuell begutachtet und gemäss einer
Werteskala von 1 bis 6 beurteilt. Der Wert 6 entspricht dabei einem sehr wolkigen
und der Wert 1 einem sehr egalen Vliesbild. Dabei wird unter einem sehr wolkigen Vliesbild
im Sinne der Erfindung verstanden, dass die Fasern im Vlies inhomogen verteilt sind,
wodurch das Vlies visuell einen fleckigen und wolkigen Eindruck hinterlässt. Unter
einem sehr egalen Vliesbild wird im Sinne der Erfindung verstanden, dass die Fasern
im Vlies sehr homogen verteilt sind, so dass hell-dunkel Unterschiede, die auf inhomogener
Faserverteilung beruhen, ausgeschlossen sind.
[0058] Die Ergebnisse sind in Tabelle 1 zusammengefasst.
Tabelle 1
|
|
Bsp. 1 |
Bsp. 2 |
Bsp. 3 |
Vergl.-Bsp.1 |
Thermoschrumpf Vlies [%] |
MD |
0,6 |
0,5 |
0,8 |
0,9 |
CD |
-1,1 |
-1,1 |
-1,3 |
-1,5 |
Vliesegalität |
|
2-3 |
2-3 |
1-2 |
4 |
Thermoschrumpf Fasern [%] |
|
1,5 |
1,7 |
1,6 |
1,7 |
[0059] Tabellenerläuterung:
MD in Verarbeitungsrichtung (Vliesherstellung)
CD Richtung senkrecht zur Verarbeitungsrichtung beim Thermoschrumpf bedeuten negative
Werte eine Längung
[0060] Die Ergebnisse in Tabelle 1 zeigen, dass der Thermo-"Schrumpf" (Schrumpf im MD-Richtung
und Längung in CD-Richtung) gemäss der den Beispielen 1 bis 3 hergestellten Vliesstoffe
im Vergleich zum Vliesstoff gemäss dem Vergleichsbeispiel 1 geringer ist. Das heisst,
die aus in einem einstufigen Verfahren hergestellten spinngestreckten und texturierten
Polyamid 6 Stapelfasern gefertigten Vliesstoffe, besitzen eine bessere Dimensionsstabilität
als Vliesstoffe, die aus Polyamid 6 Stapelfasern hergestellt wurden, die nach dem
konventionellen zweistufigen Verfahren gefertigt wurden.
[0061] Die Egalität der aus in einem einstufigen Verfahren hergestellten spinngestreckten
und texturierten Polyamid 6 Stapelfasern gefertigten Vliesstoffe ist, verglichen mit
dem gemäss Vergleichsbeispiel 1 hergestellten Vliesstoff (PA 6 Stapelfasern aus zweistufigem
Prozess), ebenfalls erheblich verbessert. Die beste Vliesegalität kann dabei durch
eine zusätzliche Avivierung der nach dem einstufigen Verfahren hergestellten Polyamid
6 Stapelfasern, mit einem silikonhaltigen Aviviermittel erreicht werden, wie aus Bsp.3
in Tabelle 1 hervorgeht.