[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung eines fugenlosen Wandbelages,
insbesondere ein Verfahren zur fugenlosen Beschichtung von Wänden im Innen- und Aussenbereich
mit einem mehrlagigen Zementüberzug/Zementspachtelung und einen solchen Wandbelag.
[0002] Wandkonstruktionen werden in der Regel aus Beton, Betonsteinen, Mauerziegeln, Kalksandsteinen
oder Porenbetonsteinen als tragende oder nichttragende Elemente gebaut. Meist werden
diese Baumaterialien mit Gips, Gips-Kalk, Kalk-Zement, Zementkalk oder Zementmörtel
verputzt. Nichttragende Innenwände können auch aus Vollgipsplatten oder Leichtbaukonstruktionen
mit Unterkonstruktionen aus diversen Holz- oder Metallmaterialien und Beplankungen
aus Gips, Gipskarton-, Zement-, Isolationsplatten oder anderen Baumaterialien bestehen.
Massive Innenwände können auch mit vor beschriebenen Materialien bekleidet werden.
[0003] Zum Schutz und zur ästhetischen Verschönerung werden diese Untergründe mit Deckputzen
aus diversesten gängigen Materialien versehen (Abriebe, Glattputze, Spachtelungen
usw.). Für stärker belastete Wand-, Fassaden- und Deckenbereiche beispielsweise in
Badezimmern (allgemein Nasszellen gemeint), Küchen, Treppenhäuser etc. werden Bekleidungen/Beläge
aus beispielsweise vorfabrizierten Keramik, Steinzeug, Glas, Metallplatten, etc. gewählt
- oder es werden Kunststoffbeläge, Tapeten der diversesten Materialien, Linolbeläge,
ein- oder mehrkomponentige Kunststoffmassen eingesetzt. Es kommen eine Reihe von Materialien
zur Oberflächenverschönerung und Erhöhung der mechanischen Belastbarkeit in Betracht.
[0004] Körnige Deckputze und Glattputze werden zumeist, wenn sie nicht werkseitig eingefärbt
sind, mit einem Farbanstrich versehen. Mineralisch oder kunststoffgebundene Spachtelungen
werden eingefärbt geliefert und nach der Applikation mit einer Schutzbeschichtung
versehen. Diese Deckbeschichtungen weisen eine geringe Druckfestigkeit auf und sind
stärker unterhaltsbedürftig. Beläge und Bekleidungen aus harten Produkten weisen material-
und verarbeitungsbedingt einen Fugenraster auf. Bei einzelnen Materialien ist der
Fugenbereich die Problemstelle bei der Reinigung. Wenn die Oberfläche nicht glasiert
ist, z.B. bei Naturstein, beeinträchtigen Ö1, Fett, Säuren und Kalkablagerungen die
ursprüngliche Optik. Die Gemeinsamkeit aller harten Beläge und Bekleidungen ist eine
voraus zu planende Fugeneinteilung die auf Einbauten wie beispielsweise Elektro-,
Sanitärinstallationen, Fenster, Türen etc. Rücksichtnehmen muss. Zudem grenzen Fugen
den Raumeindruck ein.
[0005] Kunststoffbeläge, Kunststoffmassen für Beschichtungen und Tapeten sind entweder ökologisch
nicht sinnvoll, weil sie vom Untergrund nicht mehr trennbar sind (Rückbau) oder einfach
nicht dem Zeitgeist entsprechen.
[0006] Ausgehend von diesem Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde,
ein Verfahren der Eingangs erwähnten Art zu schaffen, welches Wand- und Deckenflächen
derartig veredelt, dass sie atmungsaktiv oder diffusionsoffen bleiben, reinigungsfreundlich,
den Anwendungsbereichen angepasst genügend druckfest sind und insbesondere durch die
fugenlose Ausführung, Räume optisch weit wirken lassen.
[0007] Die Aufgabe wird für ein Verfahren erfindungsgemäss mit den Merkmalen des Anspruchs
1 gelöst.
[0008] Damit wird ein rein mineralisches Verfahren angegeben, welches für Wände und Decken
geeignet ist. Unter Wänden werden in dieser Anmeldung auch Deckenflächen verstanden
und sämtliche Flächen, die keinen Belastungen wie übliche Böden ausgesetzt werden.
[0009] Dabei ist es vorteilhaft, vorab die Untergründe bauseitig so vorzubereiten, dass
sie rissfrei sind (Fugen und Wandschlitze mit Glasfaserarmierungsgewebe 160 gr/m2
und Maschenweite bis ca. 4 x 4 mm armiert) und eine abgeglättete Oberfläche in erhöhter
Ebenheit aufweisen. Die Untergründe (Verputz) sind bevorzugt aus zementösen Materialien.
[0010] Ferner sind vorteilhafterweise gipshaltige Untergründe vorgängig mit einer Neopren-Dispersionsgrundierung
oder Dispersionsgrundierung abzuschliessen. Zusätze aus silikatischen oder carbonatischen
Korn in einer Fraktion von 0.1-0.3 mm, erhöhen die Oberflächenrauhigkeit. Die Wartezeit
nach der aufgebrachten Grundierung beträgt mindestens 3 bis max. 24 Stunden bei 20°C.
[0011] Für beide eingesetzten Zementspachtel gilt vorteilhafterweise, dass das Anmischen
des Werktrockenmörtels unter Wasserzugabe von 10-15% und guter Durchmischung mit einem
mittel- oder hochtourigen Rührwerk während 2 bis 5 Minuten erfolgt. Nach einer Reifezeit
von beispielsweise 5-10 Minuten soll der Zementspachtel nochmals gut durchrührt werden
bis eine pastöse Masse entsteht.
[0012] Der erste Zementspachtel wird vorteilhafterweise bei einer Raumtemperatur von 8 bis
max. 30°C die Spachtelmasse in einer Schichtstärke von 0.8-1.5 mm mit einer Stahltraufel
aufgezogen und plangespachtelt.
[0013] Nach einer ersten Wartezeit, die je nach Raumtemperatur eins bis drei Stunden nach
dem Auftrag der ersten Schicht beträgt, kann die Einarbeitung der zweiten Spachtelschicht
in die noch feuchte, leicht weiche erste Spachtellage erfolgen. Wasserzugabe und Mischzeit
entsprechen der ersten Schicht. Der zweite Spachtel ergibt eine Dickezunahme der kombinierten
Spachtelschicht um beispielsweise 0.1 bis 0.5, insbesondere 0.3 Millimeter.
[0014] Beim Einglätten der zweiten Spachtelung dürfen keine Blasenbildungen auftreten. Die
Fläche ist brauenfrei abzuziehen oder es können gewollte rustikale Strukturen aufgebaut
werden. Ausser der Stahltraufel können Handspachtel, Japanspachtel, Bürste, Pinsel
oder Schwamm verwendet werden.
[0015] Es ist dann vorzugsweise und von den Umgebungsbedingungen abhängig eine Wartezeit
von beispielsweise 3 Tagen einzuhalten, so dass die Zementfestigkeit/Oberflächenhärte
bereits so hoch ist, dass die nächste Bearbeitung der Flächen erfolgen kann.
[0016] Dafür wird eine Schlämme aus feinkörnigem Sand, feinkörnigem Quarzsand, Zement, Zementfarbpigmenten
mit Wasser aufbereitet. Für Feinstoberflächen können die körnigen Bestandteile auch
weggelassen werden.
[0017] Diese Schlämme wird dann in den trockenen oder vorgenässten Untergrund (Zementspachtel)
mit einem Moos-, Ausfuggummi oder Glättwerkzeug eingearbeitet und anschliessend mit
einem Vlies oder einem Filz in die Oberfläche eingeschliffen/-gerieben. Die Dickenzunahme
der Wandbelagsschicht durch den Schlämmeauftrag ist sehr gering.
[0018] Schliesslich kann nach einer Entspannungszeit von beispielsweise 5 oder mehr Tagen,
insbesondere von 10 Tagen die Oberfläche mit einer Schutzschicht (Imprägnierung, Grundierung,
Versiegelung oder Lackierung) endbehandelt werden.
[0019] Durch das Einschleifen und Einreiben der Schlämmen mit einem Vlies, Filz oder Jutegewebe
werden die Poren der Zementspachteloberfläche geschlossen. Bei Verwendung der kornhaltigen
Schlämme werden dazu noch geringste Brauen abgeschliffen. Unter Zugabe von lichtechten
Zementpigmenten (Mineralfarben) wird so eine ansprechende Oberfläche von ganz minim
bis zu stark wolkiger einfarbiger oder mehrfarbiger fugenloser Optik geschaffen, die
dazu ausreichend hart ist. Mit der Wahl einer die Oberfläche bedeckenden, farblosen
Schutzschicht wird eine pflegeleichte, reinigungsfreundliche Wand- und Deckenfläche
erzielt.
[0020] Die Zementspachtelung besteht vorzugsweise aus silikatischen oder carbonatischen
Gesteinen wie Basalt, Juragestein, Marmor, Siena, etc. und soll möglichst in einem
Anteil von zwischen 10 und 35 Gewichtsprozent in beispielsweise den Fraktionen 0.1-0.3
mm, 0.4 - 0.7 mm, 0.8 - 1.0 mm, evtl. bis 1.5 mm enthalten. Plattige oder splittrige
Körner sind eher zu vermeiden. Unter der Fraktion 0.1 mm kann der Farbe entsprechendes
Steinmehl mit einem Anteil von bis zu 30% verwendet werden. Das Bindemittel besteht
aus Weiss- oder Grauzement je nach Anforderung an die Endfestigkeit aus den Klassen
CEM I. oder II. 32.5, 42.5 oder 52.5 in einem Anteil zwischen 25 und 40%. Zur Verbesserung
der Geschmeidigkeit wird Weisskalk bis zu einem maximalen Anteil bis zu 10% beigemischt.
In sehr geringen Anteilen können künstliche Puzzulane und das Produkt positiv beeinflussende,
gesundheitsunschädliche Kunststoffe zugesetzt werden. Glasfasern in einer Länge von
3 - 9 mm beeinflussen das Anfangsschwindverhalten positiv.
[0021] Die Schlämme besteht aus Steinmehl (ca. 30%), evtl. Stein- oder Quarzsand (ca. 30%),
Grau- oder Weisszement (ca. 30-40%) und wird mit einem gewichtsbezogenen Anteil von
18-25% Wasser zu einer dünnflüssigen Schlämme angemischt, wird der körnige Anteil
weggelassen, ist er durch Zement zu ersetzen.
[0022] Das Einreiben oder Einschleifen der Schlämme in die trockene oder vorgenässte, glatte
oder rustikal vorbereitete Zementspachtelung - das ist von wesentlicher Bedeutung,
erfolgt nach dem Auftragen mit einem Moos-, Ausfuggummi, Glättwerkzeug oder auch mit
anderen auf dem Bau üblichen Werkzeugen wie Bürste, Besen oder Schwamm, nicht mit
einem Glaspapier oder dgl., sondern mit einer niedertourigen Tellerschleifmaschine
mit Vlies- oder Filzauflage. Die Ausführung als mehrfarbige Oberfläche erfolgt nach
demselben Prinzip. Nach dem Auftragen der jeweils andersfarbigen Schlämmen, soll abhängig
von der Raumtemperatur, zwischen 5 und 15 Minuten gewartet werden bis die Schlämmen
leicht anziehen, aber nicht vollständig antrocknen, um dann mit der erwähnten Schleifweise
die Schlämmen ansatzlos ineinander zu verarbeiten.
[0023] Die strukturierten Wand- und Deckenflächen werden abhängig von Temperatur und Luftfeuchtigkeit
nach 3 - 10 Tagen mit den bereits erwähnten Schutzschichten endbehandelt. So gestaltete,
glatte oder strukturierte Oberflächen weisen die notwendige Härte und Verschleissfestigkeit
auf. Durch die fugenlose, farbige Optik sind der Individualität in der zeitgenössischen
Architektur mit einer pflegeleichten Oberfläche keine Grenzen gesetzt.
1. Verfahren zur Herstellung eines fugenlosen Wandbelages auf einer Wandunterlage, dadurch gekennzeichnet, dass ein Zementspachtel in Gestalt einer pastösen Masse bei einer Raumtemperatur von 5
bis 35 Grad Celsius in einer Schichtstärke zwischen 0,5 und 3 Millimetern auf der
besagten Wandunterlage plangespachtelt wird, dass zeitlich nach dem Auftrag des ersten
Zementspachtels nach einer ersten Zeitperiode die Einarbeitung einer zweiten Zementspachtelschicht
in die noch feuchte, leicht weiche erste Zementspachtellage erfolgt, dass zeitlich
nach dem Auftrag des zweiten Zementspachtels nach einer zweiten Zeitperiode, die zur
Erhöhung der Zementfestigkeit/Oberflächenhärte dient, eine Schlämme in den dann trockenen
oder vorgenässten Untergrund des Zementspachtels eingearbeitet und weiterbearbeitet
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Einarbeitung der Schlämme mit einem Moos-, Ausfuggummi oder Glättwerkzeug durchgeführt
wird und/oder dass die Weiterbearbeitung mit einem Vlies oder einem Filz durch Einschleifen
oder Einreiben in die Oberfläche durchgeführt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der erste als auch der zweite Zementspachtel bereitet wird, indem ein Werktrockenmörtel
unter Wasserzugabe von 10-15 Gewichtsprozent gut durchmischt wird und/oder nach einer
Reifezeit ein zweites Mal zur Herstellung einer pastösen Masse durchmischt wird.
4. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die besagte Schlämme aus feinkörnigem Sand, feinkörnigem Quarzsand, Zement oder Zementfarbpigmenten
sowie Wasser aufbereitet wird.
5. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die besagte Schlämme aus feinkörnigem Sand, feinkörnigem Quarzsand, Zement oder Zementfarbpigmenten
sowie Wasser mit nur geringen oder in Abwesenheit von körnigen Bestandteilen aufbereitet
wird.
6. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die besagte erste Zeitperiode je nach Raumtemperatur gewählt wird und zeitlich zwischen
1 und 5 Stunden beträgt, mindestens bis aus der ersten Spachtelschicht keine Blasenbildung
mehr auftritt.
7. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die besagte zweite Zeitperiode je nach Raumtemperatur gewählt wird und zeitlich länger
als 1 Tag beträgt, so dass die Zementfestigkeit/Oberflächenhärte bereits so hoch ist,
dass die nächste Bearbeitung der Flächen erfolgen kann.
8. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Wandunterlage rissfrei vorbereitet wird und in der Wandkonstruktion vorhandene
Fugen und/oder Wandschlitze mit Glasfaserarmierungsgewebe abgedeckt werden, und/oder
dass die Wandunterlage mit einem Verputz, insbesondere aus zementösen Materialien,
belegt ist, um zu einer Oberfläche in erhöhter Ebenheit zu gelangen.
9. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass gipshaltige Wandunterlagen vorgängig mit einer Neopren-Dispersionsgrundierung oder
Dispersionsgrundierung abisoliert werden und/oder dass die Dispersionsgrundierung
zur Erhöhung der Oberflächenrauhigkeit Kornzusätze enthalten.
10. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass nach Auftragen der zweiten Schicht die bearbeitete Fläche brauenfrei abzuziehen ist
oder gewollte rustikale Strukturen aufzubauen sind.
11. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass nach einer Entspannungszeit von 5 bis 20 Tagen die Oberfläche mit einer Schutzschicht
endbehandelt wird, wobei die Endbehandlung insbesondere Imprägnierung, Grundierung,
Versiegelung oder Lackierung umfassen kann.
12. Wandbelag hergestellt nach einem Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11.