[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung zum Minenräumen, bestehend aus einem
Trägerfahrzeug in Form eines Raupen- oder Kettenfahrzeugs mit angebauten Minenräumvorsatzgeräten,
wie zum Beispiel höhenverschwenkbar angeordneten Schubarmen, zur waagerechten Aufnahme
einer rotierenden Welle mit einer Anzahl über ihre Länge verteilte Massestücke als
sogenanntes Flail- oder Dreschflegelsystem oder/und zum Beispiel einer dahinter in
gleicher Weise angeordneten Druckwalze, welche fliegend gelagert mit dem Fahrzeug
mitläuft.
[0002] Minen sind weltweit für die Bevölkerung eine Bedrohung. Sie verursachen Schäden an
Leib und Leben. Das wahllose Verlegung der Minen, die auch von Vegetation zwischenzeitlich
überwuchert sind, stellt eine besondere Gefahr dar.
[0003] Die herkömmliche Minenräumung mit Metalldetektor und Minensuchnadel ist zeitaufwendig
und gefährlich.
[0004] Nach dem Stand der Technik gibt es mehrere Fahrzeugausführungen zur Minenräumung,
die mit mindestens einer Fräs- oder Bearbeitungswalze als Forst- oder Minenbekämpfungseinrichtung
den Boden durcharbeiten oder auch wegfördern.
[0005] So wird in der DE 198 13 541 C1 eine Minenräumvorrichtung vorgeschlagen, die einen
konventionellen Fahrerstand für die Fahrzeugbedienung aufweist und die als Räumvorrichtung
zu einer Fräswalze mindestens eine weitere antreibbare Walze darüber oder dahinter
im Abstand aufweist, wobei die auf beiden Walzen aufgesetzten Bearbeitungswerkzeuge
miteinander kämmen und einen Bearbeitungsspalt bilden zur Zerkleinerung des durchgeförderten
Erdreichs einschließlich enthaltener Minen.
[0006] In der WO 0116549 A1 und in der WO 9858224 A1 werden Minenräumer beschrieben, welche
den Fahr- und Bedienstand am Heck des Fahrzeugs und das Minenräumgerät vorn am Bug
aufweisen.
[0007] Ein Landminen-Räumfahrzeug wird weiterhin in der EP 0 618 423 B1 offenbart, wobei
es sich hier um eine besonders ausgestaltete Planierraupe handelt.
[0008] Aus der DE 196 33 186 C2 ist eine Minenräumvorrichtung bekannt, die auf der Basis
eines modifizierten Panzerfahrzeuges aufgebaut und an dessen Vorderseite und Rückseite
jeweils eine Fräswalze angebracht ist, wobei sich im Bereich des Panzerturms eine
Fahrerkabine befindet, die auf schockabsorbierenden Dämpfungselementen gelagert ist.
[0009] Bekannt ist auch der Minenräumpanzer Keiler der Bundeswehr, der eine mittels Panzerung
geschützte 2-Mann-Besatzung besitzt und der ein rotierendes Flailsystem vor dem Fahrzeug
an Schubarmen montiert hat, mit denen der Boden vor dem Fahrzeug durchkämmt, von Minen
befreit und eine minenfreie Gasse hergestellt wird, siehe Wehrtechnik Nr. 8/ 1996
oder Firmenschrift Rheinmetall Landsysteme GmbH, Kiel.
[0010] Eine Minenschutzvorrichtung, die einen besonderen Schichtaufbau aufweist, der da
besteht aus einer ersten Hartschaumschicht, einer ein- oder mehrschichtigen Strukturelementenplatte,
einer weiteren Hartschaumschicht und einer druckfesten, biegesteifen Platte, beschreibt
die DE 197 34 950 C2.
[0011] Weiterhin sind auch ferngelenkte Räumfahrzeuge bekannt, die eine Gefährdung für einen
auf dem Fahrzeug mitfahrenden Bediener völlig auszuschließen, wie beispielsweise in
der DE 42 42 541 C2 beschrieben.
[0012] Aus der gattungsgemäßen EP 0 945 700 A2 ist ein Minensuchsystem bekannt, bei dem
Kameras verwendet werden, die Informationen über die freigelegte Mine in Form von
Bildern liefern. Das Fahrzeug selbst wird vorzugsweise ferngesteuert und fernüberwacht.
[0013] Die vorliegenden Minenräumgeräte sind somit entweder direkt- oder ferngelenkt, was
deren Einsatz beeinträchtigt.
[0014] Die Erfindung stellt sich die Aufgabe, ein Minenräumgerät der gattungsgemäßen Art
aufzuzeigen, weiches fern- als auch bemannt lenbkbar ist.
[0015] Gelöst wird die Aufgabe durch die Merkmale des Patentanspruchs 1.
[0016] Der Erfindung liegt die Idee zugrunde, eine gepanzerte Schutzzelle als Bedienerstand
auf dem Fahrzeug an geeigneter Stelle einzubauen, so dass einem möglichen Bediener,
der im Bedarfsfall, beispielsweise bei schwierigem Gelände, benötigt wird, eine geschützte
Kabine bereitgestellt wird.
[0017] Weiterhin ist es vorteilhaft, die Schutzzelle separat und zusätzlich neben einer
Kamerakabine für den unbemannten Betrieb einzubauen. Damit sind beide Betriebsarten
auch kurzzeitig abwechselnd ausführbar und der Bediener kann auch die Kamerasichtmittel
mitbenutzen.
[0018] In Weiterführung der Erfindung ist es möglich, die Schutzzelle kombiniert mit einer
Fernlenkeinrichtung oder im Austausch gegen die Fernlenkeinrichtung vorzusehen.
[0019] Es wird vorgeschlagen, die Schutzzelle sehr weit vorn am Fahrzeug unterzubringen,
damit die direkte oder optische Sicht nach vorn für den Bediener mittels zum Beispiel
Winkelspiegeln ausreichend gut ist für die Beobachtung des vor dem Fahrzeug liegenden
Terrains und der Räumeinrichtung vorn am Fahrzeug. Die Schutzzelle soll vorzugsweise
zusätzlich in eine schon vorhandene gepanzerte Kamerakabine für die unbemannte Funktion,
mittels der laufend Bilder der Szene an einen entfernt liegenden Bedienerstand übertragen
werden, montiert werden. Die Schutzzelle ist eine homogene Einheit und in das vorhandene
Fahrgestellgehäuse mittels Shockmounts eingehängt und hat keine Verbindung nach unten
zu dem Fahrgestell. Sie ist aus Panzerstahl hergestellt, um den Schutzanforderungen
bei Splitterbefall zu widerstehen, und sie ist von oben mittels einer Luke begehbar.
Seitlich befindet sich eine Notausstiegstür.
[0020] Durch diese Maßnahmen wird ein sicheres Räumen von verminten Flächen auch bedienergestützt
ermöglicht. Das schnelle Wechseln von bemanntem zu ferngesteuertem Betrieb und umgekehrt
wird erreicht. Damit sind bei praktischen Einsätze in verminten Gebieten, in denen
Probleme verschiedener Art mit einer funkgesteuerten Fernbedienung auftreten können,
alternativ eine schnell einsetzbare und sichere Möglichkeit einer bemannten Variante
geschaffen, um Flächenräumaufträge wie geplant erfüllen zu können.
[0021] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung schematisch dargestellt
und wird im folgenden näher beschrieben.
[0022] Es zeigen:
- Figur 1:
- Ansicht eines Minenräumfahrzeugs mit Schutzzelle,
- Figur 2:
- eine vergrößerte Detailansicht der Schutzzelle aus Fig. 1.
[0023] Figur 1 zeigt ein Räumfahrzeug 1 mit einer frontseitig angebauten Räumeinrichtung
6, auf welchem im vorderen Fahrzeugbereich eine Schutzzelle 3 in eine gepanzerte Kamerakabine
2 montiert ist. Die Schutzzelle 3 ist mittels Dachluke 4 und Notzugangstür 5 begehbar.
[0024] Die Räumeinrichtung 6 besteht hier aus vorzugsweise zwei parallel zueinander angeordneten
Schubarmen 6.1, die an einem Ende um eine quer zur Längsachse des Trägerfahrzeugs
1 verlaufende Querachse am Trägerfahrzeug 1 verschwenkbar angeordnet sind und die
eine drehbare Räumwalze 6.2 tragen, welche zwischen den freien Enden der Schubarme
6.1 vor dem Trägerfahrzeug 1 angebracht ist, und die weiterhin eine antreibbare Welle
6.3 quer zur Fahrtrichtung mit einem Flailsystem 6.4 zur Minenräumung besitzen können,
welches bei Vorwärtsfahrt des Räumfahrzeugs durch das zu räumende Bodenmaterial dringt
als sogenanntes Flail- oder Dreschflegelsystem.
[0025] Figur 2 zeigt in Vergrößerung einen Bediener 7 auf einem Bedienersitz 9 in der mittels
Shockmounts 10 eingehängten Schutzzelle 3. Nach vorn ist die Sicht mittels eines Winkelspiegels
8 nutzbar. Die Dachluke 4 erlaubt auch die freie Sicht aus der Zelle 3 heraus bei
Bedarf, zum Beispiel bei einer Fahrzeugbewegung außerhalb eines Minenfeldes. Die seitliche
Zugangstür 5 erlaubt den redundanten Zugang zur Schutzzelle.
[0026] Die Schutzzelle 3 kann auch als homogene Einheit nur mittels Schockmounts 10 mit
dem Fahrzeuggehäuse oder Fahrgestell kraftschlüssig befestigt sein. Des Weiteren ist
die Schutzzelle 3 vorzugsweise aus splittersicherem Panzerstahl oder Verbundmaterial
hergestellt und ergonomisch ausgeformt, wobei sie neben der Bedienersitzeinrichtung
9 mit einer Klimatisierung ausgestattet ist. Die elektronischen Sichtgeräte der Kamerakabine
2 können auch in der Schutzzelle 3 vom Bediener 7 genutzt werden, so dass die Fernsehkamerasicht
der Kamerakabine 2 zusätzlich für den Benutzer 7 nutzbar ist.
[0027] Das Räumfahrzeug 1 erhält eine gepanzerte Schutzzelle 3 zur geschützten Aufnahme
eines Bedieners 7 neben der schon vorhandenen gepanzerten Kamerakabine 2. Eine leicht
auswechselbare Schutzzelle 3 kann im Bedarfsfall ohne große Vorbereitung und Aufwand
bei entsprechender Vorkehrung am Räumfahrzeug 1 in das Räumfahrzeug 1 integriert werden.
Die Schutzzelle 3, welche für den optimalen Schutz eines Bedieners 7 im alternativen
bemannten Betrieb des Fahrzeuges 1 vorgesehen ist, ist neben und separat zur Kamerakabine
2 für den unbemannten Betrieb des Räumfahrzeugs 1 bedarfsweise aufgebaut. Die Schutzzelle
3 ist mit allen für die Bedienung des Fahrzeugs 1 erforderlichen Hilfsmitteln ausgerüstet,
wobei hier nur Sichtmittel 8, wie Winkelspiegel, sowie die Fernsehkamera angedeutet
sind.
1. Minenräumfahrzeug (1), mit einer Minenräumeinrichtung (6), aufweisend eine Kamerakabine
(2) und ein mit geeignetem Werkstoff als Panzerung ausgeführtes Gehäuse als Schutzzelle
(3) für einen Bediener auf dem Minenräumfahrzeug (1), wobei die Schutzzelle (3) im
vorderen Bereich des Räumfahrzeugs (1 ) in der vor Kamerakabine (2) integriert oder
separat neben oder hinter dieser am Räumfahrzeug (1) auswechselbar einbaubar ist.
2. Minenräumfahrzeug nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß eine Fernbedieneinrichtung zur Fernsteuerung des Räumfahrzeugs (1) vorgesehen ist.
3. Minenräumfahrzeug nach einem der oben genannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Schutzzelle (3) mit Winkelspiegel (8) und anderen gepanzerten Sichtmitteln für
geschützte Bedienersicht aus dem Inneren der Schutzzelle (3) nach außen vor das Räumfahrzeug
(1) ausgestattet ist.
4. Minenräumfahrzeug nach einem der oben genannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Schutzzelle (3) für eine Besatzung von ein oder mehreren Personen eingerichtet
ist.
5. Minenräumfahrzeug nach einem der oben genannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Schutzzelle (3) mittels Schockmounts (10) befestigt ist, welche vorzugsweise
oben an der Schutzzelle (3) befestigt sind und diese damit am Fahrzeuggehäuse aufgehängt
ist.
6. Minenräumfahrzeug nach einem der oben genannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Schutzzelle (3) mittels Dachluke (4) und mittels Seitentür (5) begehbar ist.
7. Minenräumfahrzeug nach einem der oben genannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Luke (4) für die Fahrt über Luke und mit Direktsicht des Bedieners aus der Schutzzelle
(3) auch aufgeklappt offen verriegelbar ist.
8. Minenräumfahrzeug nach einem der oben genannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Schutzzelle (3) als homogene Einheit nur mittels Schockmounts (10) mit dem Fahrzeuggehäuse
oder Fahrgestell kraftschlüssig befestigt ist.
9. Minenräumfahrzeug nach einem der oben genannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Schutzzelle (3) aus splittersicherem Panzerstahl oder Verbundmaterial hergestellt
ist.
10. Minenräumfahrzeug nach einem der vorgenannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Schutzzelle (3) ergonomisch ausgeformt und mit einer Bedienersitzeinrichtung
und einer Klimatisierung ausgestattet ist.
11. Minenräumfahrzeug nach einem der vorgenannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Schutzzelle (3) mit elektronischen Sichtgeräten ausgestattet ist, so daß die
Fernsehkamerasicht der Kamerakabine (2) zusätzlich auch in der Schutzzelle vom Bediener
(7) genutzt werden kann.
12. Minenräumfahrzeug nach einem der vorgenannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Minenräumeinrichtung (6) zwei parallel zueinander angeordneten Schubarme (6.1)
aufweist, die an einem Ende um eine quer zur Längsachse des Trägerfahrzeugs (1) verlaufende
Querachse am Trägerfahrzeug (1) verschwenkbar angeordnet sind und die eine drehbare
Räumwalze (6.2) tragen, welche zwischen den freien Enden der Schubarme (6.1) vor dem
Trägerfahrzeug (1) angebracht ist, und die weiterhin eine antreibbare Welle (6.3)
quer zur Fahrtrichtung mit einem Flailsystem (6.4) zu Minenräumung besitzen können,
welches bei Vorwärtsfahrt des Räumfahrzeugs durch das zu räumende Bodenmaterial dringt
als sogenanntes Flail- oder Dreschflegelsystem.