(19)
(11) EP 1 431 455 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
23.06.2004  Patentblatt  2004/26

(21) Anmeldenummer: 03027127.4

(22) Anmeldetag:  26.11.2003
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7D21G 9/00, D21G 1/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HU IE IT LI LU MC NL PT RO SE SI SK TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK

(30) Priorität: 19.12.2002 DE 10259537

(71) Anmelder: Voith Paper Patent GmbH
89522 Heidenheim (DE)

(72) Erfinder:
  • Helmus, Mathias
    47918 Tönisvorst (DE)
  • Schneid, Josef
    88267 Vogt (DE)
  • Wegner, Stefan
    46535 Dinslaken (DE)

(74) Vertreter: Knoblauch, Andreas, Dr.-Ing. 
Patentanwälte Dr. Knoblauch Schlosserstrasse 23
60322 Frankfurt/Main
60322 Frankfurt/Main (DE)

   


(54) Bahnbehandlungsvorrichtung


(57) Es wird eine Bahnbehandlungsvorrichtung (1) angegeben mit einer ersten Bahneinführ-Einrichtung, die entlang eines ersten Bahnpfades (4) verläuft und eine erste Seilanordnung (24) aufweist, die am Anfang des ersten Bahnpfades eine erste Seilschere (30) bildet, und einer zweiten Bahneinführ-Einrichtung, die entlang eines zweiten Bahnpfades (5) verläuft und eine zweite Seilanordnung (25) aufweist, die am Anfang des zweiten Bahnpfades eine zweite Seilschere (32) bildet.
Man möchte bei der Führung einer Bahn durch die Behandlungsvorrichtung eine größere Flexibilität haben.
Hierzu ist vorgesehen, daß beide Seilanordnungen (24, 25) auf der gleichen Seite der Bahnbehandlungsvorrichtung (1) angeordnet sind und jede Seilschere (30, 32) ortsveränderlich ausgebildet ist.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft eine Bahnbehandlungsvorrichtung mit einer ersten Bahneinführ-Einrichtung, die entlang eines ersten Bahnpfades verläuft und eine erste Seilanordnung aufweist, die am Anfang des ersten Bahnpfades eine erste Seilschere bildet, und einer zweiten Bahneinführ-Einrichtung, die entlang eines zweiten Bahnpfades verläuft und eine zweite Seilanordnung aufweist, die am Anfang des zweiten Bahnpfades eine zweite Seilschere bildet.

[0002] Die Erfindung wird folgenden anhand der Behandlung einer Papierbahn beschrieben. Sie ist aber in gleicher Weise auch bei anderen Materialbahnen anwendbar.

[0003] Ein Produzent von Papierbahnen möchte gelegentlich unterschiedliche Produkte herstellen können, für die man zwar einen Teil einer Produktionsstrecke gemeinsam nutzen möchte, ein Teil der Produktionsstrecke muß aber für eine Papierbahn durchlaufen werden, während sie für eine andere Art von Papierbahn nicht oder auf andere Weise durchlaufen werden müßte. So ist es beispielsweise aus WO 01/63046 A1 bekannt, eine Papierbahn entweder so zu führen, daß sie einen Kalander durchfährt, oder auf andere Weise so zu führen, daß sie den Kalander umgeht. In der Praxis wurde dies so realisiert, daß sowohl am rechten Ende (bezogen auf die Axialrichtung der Walzen) des Kalanders eine Seilanordnung angeordnet ist als auch am linken Ende. Zum Einführen einer Papierbahn in die Behandlungsstrecke geht man normalerweise so vor, daß man einen schmalen Streifen aus der Papierbahn herausschneidet, diesen in die Seilschere am Anfang des Bahnpfades einführt und den schmalen Streifen zusammen mit der Seilanordnung durch die Behandlungsvorrichtung entlang der gewünschten Strecke fährt. Wenn dann am Ende der Behandlungsvorrichtung ein Zug auf die Papierbahn aufgebracht werden kann, beispielsweise durch eine Aufwicklung, dann wird die Papierbahn allmählich verbreitert und in die Behandlungsvorrichtung eingeführt. In der Regel ist dabei noch ein gewisser seitlicher Versatz quer zur Bahnlaufrichtung erforderlich.

[0004] Die Verwendung von zwei Seilanordnungen an beiden axialen Enden der Behandlungsvorrichtung ist jedoch mit einer Reihe von Nachteilen behaftet. Der Einführstreifen muß dann in Abhängigkeit von dem gewünschten Bahnpfad durch die Behandlungsvorrichtung auf der rechten oder auf der linken Seite der Papierbahn geschnitten werden. Entsprechend aufwendiger muß die hierzu verwendete Schneideinrichtung ausgebildet sein. Der Papierstreifen auf der Triebseite ist für den Maschinenführer schwer erreichbar. Außerdem sind Einführseile an der Triebseite der Maschine eigentlich nicht erwünscht. Über die ganze Papiermaschine laufen die Seilanordnungen nämlich an der Führerseite, und ein Wechsel auf die für das Bedienungspersonal unzugängliche und uneinsichtige Seite ist problematisch.

[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, bei der Führung einer Bahn durch die Behandlungsvorrichtung eine größere Flexibilität zu haben.

[0006] Diese Aufgabe wird bei einer Behandlungsvorrichtung der eingangs genannten Art dadurch gelöst, daß beide Seilanordnungen auf der gleichen Seite der Bahnbehandlungsvorrichtung angeordnet sind und jede Seilschere ortsveränderlich ausgebildet ist.

[0007] Man kann also unabhängig vom gewählten Bahnpfad die Bahn genauso handhaben wie bisher auch, d.h. man muß lediglich einen schmalen Streifen aus der Papierbahn herausschneiden, diesen Streifen in die Seilschere einführen und ihn dann gemeinsam mit der Seilanordnung entlang des gewünschten Bahnpfades durch die Behandlungsvorrichtung hindurchführen. Die Auswahl des Bahnpfades erfolgt einfach dadurch, daß man die "richtige" Seilschere in eine vorbestimmte Position bewegt. Üblicherweise kommt die Papierbahn am Anfang der Behandlungsvorrichtung an einer bestimmten Stelle an und soll dann von der Bahneinführ-Einrichtung erfaßt und weitertransportiert werden. Man muß also lediglich dafür sorgen, daß die Seilschere der entsprechenden Bahneinführ-Einrichtung an dieser Stelle positioniert wird. Dies läßt sich bei wechselnden Seilscheren einfach dadurch erreichen, daß man die beiden Seilscheren beweglich oder, mit anderen Worten, nicht ortsfest ausbildet.

[0008] Vorzugsweise ist jede Seilschere von einer Übernahmeposition in eine Warteposition bewegbar, wobei die Übernahmepositionen für beide Seilscheren gleich sind und eine Seilschere sich in der Warteposition befindet, während sich die andere Seilschere in der Übernahmeposition befindet. Die Übernahmeposition ist die Position der Seilschere, an der sie die ankommende Papierbahn, die von einem vorangehenden Bearbeitungsabschnitt zugeführt wird, erfassen kann. Die Warteposition ist eine Position, in der die Seilschere weit genug von der ankommenden Papierbahn entfernt ist, so daß nicht die Gefahr besteht, daß die Papierbahn versehentlich in die Seilschere eingezogen wird. Die Positionen sind gegeneinander verriegelt, d.h. es kann sich immer nur eine Seilschere in der Übernahmeposition befinden. Die andere Seilschere wird dabei automatisch aus der Übernahmeposition herausbewegt. Die Behandlungsvorrichtung kann also mit großer Zuverlässigkeit so betrieben werden, daß die Bahn entweder auf dem ersten Bahnpfad oder auf dem zweiten Bahnpfad durch die Behandlungsvorrichtung hindurchgeführt wird. An dieser Stelle soll bemerkt werden, daß für die Zwecke der vorliegenden Erläuterung ein Hindurchführen durch die Behandlungsvorrichtung auch bedeuten kann, daß die Bahn an der Behandlungsvorrichtung vorbeigefahren wird, die Behandlungsvorrichtung also auf die eine oder auf die andere Art passiert.

[0009] Vorzugsweise sind die Seilscheren auf einem gemeinsamen Träger fixiert sind, wobei der Träger verlagerbar ist.

[0010] Dies ist eine besonders einfache Ausgestaltung, um sicherzustellen, daß sich immer nur eine der Seilscheren in der Übernahmeposition befindet.

[0011] Vorzugsweise weist der Träger einen Positionierantrieb auf. Der Positionierantrieb stellt sicher, daß die Übernahmeposition mit einer vorgegebenen Genauigkeit erreicht werden kann. Er erleichtert darüber hinaus den automatischen Betrieb der Behandlungsvorrichtung.

[0012] Bevorzugterweise weisen die beiden Bahnpfade mindestens einen gemeinsamen Abschnitt auf, und die Seilanordnungen sind in diesem Abschnitt quer zur Bahnlaufrichtung nebeneinander angeordnet. Die Seilanordnungen sind also in diesem Abschnitt einander benachbart. Damit trägt man der Tatsache Rechnung, daß bei einem gemeinsam durchfahrenen Abschnitt auch ein gemeinsamer Bahnpfad eingerichtet werden muß.

[0013] Hierbei ist bevorzugt, daß die quer zur Bahnlaufrichtung weiter innen liegende Seilanordnung zumindest in einem Teil des Abschnitts aus einem Bereich heraus verlagerbar ist, der quer zur Bahnlaufrichtung neben dem Abschnitt angeordnet ist. Die weiter innen liegende Seilanordnung kann unter Umständen die seitliche Verschiebung der Bahn stören, wenn nach einem erfolgten Aufführen mit der außenliegenden Seilanordnung die Bahn auf Breite geschnitten und seitlich versetzt wird, um in die Behandlungsvorrichtung eingeführt zu werden. Dieser Problematik geht man einfach dadurch aus dem Wege, daß man die Seilanordnung dort, wo sie stört, aus dem Bewegungspfad der Bahn herausnimmt.

[0014] Dies läßt sich in einer besonders einfachen Weise dadurch realisieren, daß die Seilanordnungen in dem Teil des Abschnitts oberhalb von mindestens einer Walze verlaufen und die innere Seilanordnung anhebbar ist. Der Streifen der Papierbahn, der mit der Seilanordnung erfaßt wird, wird durch die Seilanordnung nur auf eine relativ kleinen Breite gehalten. Im übrigen hängt er unter der Wirkung der Schwerkraft nach unten. Es können sich also besonders dann Probleme ergeben, wenn die nach unten hängenden Abschnitte des Streifens mit der weiter innen liegenden Seilanordnung kollidieren. Wenn man die innere Seilanordnung in einem Bereich anhebt, in dem diese Kollisionsgefahr besteht, dann ergibt sich das Problem nicht. Die Kollisionsgefahr besteht vor allem dann, wenn die Seilanordnungen in Schwerkraftrichtung oberhalb einer Walze geführt werden. Wenn die Seilanordnungen unterhalb einer Walze geführt werden, ergibt sich die Problematik in der Regel nicht, weil dann der nach unten hängende Teil des Streifens unter der weiter innen liegenden Seilanordnung hindurchlaufen kann, ohne mit der Seilanordnung zu kollidieren.

[0015] Bevorzugterweise untergreift eine Tragelementanordnung die anhebbare Seilanordnung und ist um mindestens die Höhe der Tragelementanordnung anhebbar. Damit besteht auch keine Gefahr, daß die Bahn mit der Tragelementanordnung kollidiert. Sie wird weit genug angehoben, um aus dem Bewegungsbereich der Bahn beziehungsweise des Streifens der Bahn herauszukommen.

[0016] Hierbei ist bevorzugt, daß die Tragelementanordnung zylinderförmige Tragelemente aufweist. Durch die runde Oberfläche der Tragelemente wird die entsprechende Seilanordnung geschont, d.h. es besteht keine Gefahr, daß durch die Tragelemente eine Kerbwirkung auf die Seilanordnung ausgebt wird, was mittelfristig zu einer Beschädigung führen könnte.

[0017] Bevorzugterweise sind die Tragelemente drehbar gelagert. Die drehbare Lagerung maß allerdings nicht so stabil sein, daß sie die Seilanordnung im Betrieb, d.h. bei voller Auffüllgeschwindigkeit, unterstützen kann. Die Seilanordnung, die angehoben wird, ruht in der Regel, weil nur die andere Seilanordnung in Betrieb ist. Durch die drehbare Lagerung der Tragelemente ist es aber möglich, kleine Längenänderungen aufzunehmen, die beim Anheben der Seilanordnung möglicherweise entstehen können.

[0018] Die Erfindung wird im folgenden anhand eines bevorzugten Ausführungsbeispiels in Verbindung mit der Zeichnung beschrieben. Hierin zeigen:
Fig. 1
einen Kalander mit einer Papierbahnführung entlang eines ersten Bahnpfades,
Fig. 2
einen vergrößerten Ausschnitt aus Fig. 1,
Fig. 3
den Kalander mit der Führung der Bahn entlang eines zweiten Bahnpfades,
Fig. 4
einen vergrößerten Ausschnitt aus Fig. 3,
Fig. 5
eine nähere Darstellung der Führung von Seilanordnungen beim ersten Bahnpfad und
Fig. 6
die Ansicht nach Fig. 5 beim zweiten Bahnpfad.


[0019] Eine als Kalander 1 ausgebildete Behandlungsvorrichtung für eine Papierbahn 2, die von einer vorangehenden Bearbeitungsstufe, beispielsweise einer Trockeneinrichtung 3, zugeführt wird, weist einen ersten Bahnpfad 4 und einen zweiten Bahnpfad 5 auf. Im ersten Bahnpfad 4 wird die Papierbahn 2 durch Nips 6, 7 geleitet, die zwischen Walzen 8, 9, 10 ausgebildet sind. Die Walzen 8-10 sind in einem Ständer 11 des Kalanders 1 gelagert. Zur Führung der Papierbahn 2 entlang des ersten Bahnpfades 4 sind mehrere Leitwalzen 12-18 vorgesehen. Am Ende des Bahnpfades 4 befindet sich eine weitere Behandlungsvorrichtung 19, beispielsweise eine Aufrollung.

[0020] Wenn die Papierbahn 2 entlang des zweiten Bahnpfades 5 geführt wird, dann wird sie an den Nips 6, 7 vorbeigeführt. Technisch gesehen umgeht sie dabei den Kalander 1. Natürlich muß sie den Kalander 1 ebenfalls passieren. Der zweite Bahnpfad 5 weist Leitwalzen 20, 21, 15-18 auf, d.h. zwischen der Leitwalze 15 und der Behandlungsvorrichtung 19 befindet sich ein Abschnitt 22, der beiden Bahnpfaden gemeinsam ist. Ein Teil 23 des Abschnitts 22 verläuft oberhalb von Leitwalzen 16, 17. Darauf wird später noch zurückzukommen sein.

[0021] Wie dies an sich bekannt ist, weist jeder Bahnpfad 4, 5 eine Seilanordnung 24, 25 auf, wobei jede Seilanordnung 24, 25 durch ein Paar von Seilen 26, 27 für die erste Seilanordnung bzw. 28, 29 für die zweite Seilanordnung 25 gebildet ist. Das Seilpaar 26, 27 der ersten Seilanordnung 24 wird entlang des ersten Bahnpfades 4 geführt. Das zweite Seilpaar 28, 29 der zweiten Seilanordnung 25 wird entlang des zweiten Bahnpfades 5 geführt.

[0022] Das Seilpaar 26, 27 bildet am Anfang des ersten Bahnpfades 4 eine erste Seilschere 30, in der die beiden Seile 26, 27 aufeinander zulaufen und die zulaufende Papierbahn 2, die zu diesem Zweck zu einem schmalen Streifen (bekannt, aber nicht näher dargestellt) geschnitten ist, erfassen. Um die Zufuhr des Streifens zu der Seilschere 30 zu erleichtern, ist eine Transporteinrichtung 31 vorgesehen, die im einfachsten Fall als Gleitfläche ausgebildet ist, aber auch Luftdüsen oder sogar ein Transportband aufweisen kann.

[0023] Auch die zweite Seilanordnung 25 weist eine Seilschere 32 auf, in der die Seile 28, 29 aufeinander zulaufen, und, wie aus den Fig. 3 und 4 zu erkennen ist, die zulaufende Papierbahn 2 erfassen können.

[0024] Um die Seilscheren 30, 32 für den Eintritt der Papierbahn 2 freizuhalten, werden die Seile 26, 29 der Seilanordnung 24, 25 vor den Seilscheren so geführt, daß sie quer zur Bahnlaufrichtung 42 außerhalb des Bereichs verlaufen, der von der Papierbahn 2 beansprucht wird.

[0025] Beide Seilscheren 30, 32 sind auf einem gemeinsamen Träger 33 angeordnet, der in Richtung eines Doppelpfeils 34 am Ständer 11 verlagerbar ist. Mit der Verlagerung des Trägers 33 erfolgt auch eine Verlagerung der beiden Seilscheren 30, 32. Die Seilscheren sind also relativ zu der zulaufenden Papierbahn 2 ortsveränderlich ausgebildet.

[0026] Dadurch, daß beide Seilscheren 30, 32 auf dem gemeinsamen Träger 33 angeordnet sind, können sie auch nur gemeinsam bewegt werden. Es ist also stets sichergestellt, daß sich immer nur eine Seilschere 30 oder 32 in einer Position befindet, in der sie die zulaufende Papierbahn 2 erfassen kann. Dies ist die sogenannte "Übernahmeposition". In Fig. 1 und 2 ist dargestellt, daß sich die Seilschere 30 in der Übernahmeposition befindet. In den Fig. 3 und 4 ist zu erkennen, daß sich die Seilschere 32 in der Übernahmeposition befindet. In Fig. 1 und 2 befindet sich die Seilschere 32 in einer Warteposition, in der sie von der Papierbahn 2 normalerweise nicht erreichbar ist. In den Fig. 3 und 4 befindet sich die Seilschere in der Warteposition, d.h. sie kann von der Papierbahn 2 nicht erreicht werden.

[0027] Zur Verlagerung des Trägers 33 ist ein Positionierantrieb 35 vorgesehen, mit dem man die Position des Trägers 33 und damit auch die Positionen der Seilscheren 30, 32 am Ständer 11 sehr genau einstellen kann.

[0028] Wenn, wie dies in Fig. 1 dargestellt ist, die Papierbahn 2 durch die Nips 6, 7 hindurchgeführt werden soll, dann wird der Träger 33 so abgesenkt, daß sich die erste Seilschere 30 in der Übernahmeposition befindet. Die zulaufende Papierbahn 2 wird, unterstützt von der Transporteinrichtung 31, der Seilschere 30 zugeführt und gelangt damit automatisch in den ersten Bahnpfad 4.

[0029] Wenn die Papierbahn 2 hingegen durch den zweiten Bahnpfad 5 geführt werden soll, dann wird der Träger 33 angehoben, so daß sich die Seilschere 32 in der Übernahmeposition befindet. Die zulaufende Papierbahn 2 wird über die Transporteinrichtung 31 in die Seilschere 32 geführt. In diesem Fall wird die Papierbahn durch die Seile 28, 29 in den Bahnpfad 5 eingeführt.

[0030] Die Seile 26-29 werden in nicht näher dargestellter Weise von den Enden der beiden Bahnpfade 4, 5, die nicht unbedingt übereinstimmen müssen, wieder zurück zu den jeweiligen Anfängen geführt. Um eine Kollision zu vermeiden, sind die Seile 26, 27 einerseits und 28, 29 andererseits in Bahnlaufrichtung zueinander versetzt, wie dies aus den Fig. 1 bis 4 hervorgeht.

[0031] Wie aus den Fig. 5 und 6 hervorgeht, liegen die beiden Seilanordnungen 24, 25 neben der Papierbahn 2. Die Leitwalzen 15-18 haben an ihren Stirnseiten jeweils zwei Führungsrollen 36a, 36b - 39a, 39b. Jede Führungsrolle ist auf der gleichen Achse wie die zugehörige Leitwalze angeordnet, kann sich aber gegenüber der Leitwalze 15-18 und gegenüber der jeweils anderen Führungsrolle eines Paares frei drehen. Jede Führungsrolle 36a, 36b - 39a, 39b weist eine umlaufende Nut 40 zur Aufnahme der jeweiligen Seilanordnungen 24, 25 auf, wie dies an sich bekannt ist.

[0032] Eine Führungsrolle 41 an der Leitwalze 14, die nur eine Seilanordnung 24 aufnehmen muß, weist hingegen auch nur eine Nut auf.

[0033] Wie oben erwähnt, sind die beiden Seilanordnungen 24, 25 quer zur Laufrichtung 42 der Papierbahn 2 nebeneinander angeordnet. Die Seilanordnung 24 des ersten Laufpfades 4 befindet sich dabei axial (bezogen auf die Richtung der Leitwalzen 15-18) weiter innen als die Seilanordnung 25 des zweiten Bahnpfades. Wenn also der Streifen der Papierbahn 2, der durch den Kalander 1 geführt werden soll, mit Hilfe der Seilanordnung 24 entlang des ersten Bahnpfades 4 geführt wird, dann ist die Vorgehensweise normal, d.h. der Streifen wird in der Seilschere 30 erfaßt, mit Hilfe der Seilanordnung 24 durch den Kalander 1 geführt und, wenn er am anderen Ende angekommen ist und ein Zug auf ihn ausgeübt werden kann, wird der Streifen quer zur Laufrichtung 42 nach innen in die eigentliche Bearbeitungszone gezogen. In bezug auf Fig. 5 wird er nach links gezogen.

[0034] Wenn hingegen der Streifen entlang des zweiten Bahnpfades 5 gezogen wird, also mit Hilfe der Seilanordnung 25, tritt folgender Effekt auf: Man muß davon ausgehen, daß der Streifen dort, wo er nicht von der Seilanordnung 25 gefaßt wird, unter der Wirkung der Schwerkraft etwas nach unten hängt. Im Bereich der Leitwalze 15 hat dies keine Probleme zur Folge. Die nach unten hängende innere Kante des Streifens kann unter der Seilanordnung 25 des ersten Bahnpfades problemlos hindurchgeführt werden. Dies gilt auch dann, wenn die Seilanordnung 24 steht, sich also nicht mit Bahngeschwindigkeit bewegt.

[0035] Im Bereich der Leitwalzen 16, 17 kann die Seilanordnung 24 hingegen zu Problemen führen, wenn sich die Kante des Streifens 2 an der Seilanordnung 24 verhakt.

[0036] Um diesem Problem abzuhelfen, sind für die innere Seilanordnung 24 Tragelemente 43, 44 (Fig. 3 und 6) vorgesehen, mit denen die innere Seilanordnung 24 von den Führungsrollen 37a, 38a abgehoben werden kann, und zwar um eine Höhe, die größer ist als die Höhe der Tragelemente 43, 44. Auf diese Weise wird ein Raum geschaffen, durch den der Streifen der Papierbahn 2 hindurchtreten kann, wenn der Streifen mit Hilfe der zweiten Seilanordnung 25 über den zweiten Bahnpfad 5 geführt wird.

[0037] Die Tragelemente 43, 44 sind zylinderförmig aufgeführt, zumindest an ihrer die Seilanordnung 24 unterstützenden Oberfläche. Damit wird vermieden, daß die Seilanordnung 24 durch die Tragelemente 43, 44 geknickt wird. Die Tragelemente 43, 44 können auch drehbar ausgebildet sein. Hierbei werden an die Lagerung allerdings geringere Anforderungen gestellt, weil die Seilanordnung 24 im angehobenen Zustand normalerweise nicht bewegt wird. Die drehbare Lagerung der Tragelemente 43, 44 dient dazu, kleine Längenänderungen, die sich durch das Anheben der ersten Seilanordnung 24 ergeben, ausgleichen zu können.

[0038] Falls dies erforderlich ist, kann man die Führungsrollen 36b, 39b an den Leitwalzen 15, 18 auch noch absenkbar gestalten, so daß der Streifen der Papierbahn 2, der mit Hilfe der zweiten Seilanordnung 25 eingeführt wird, immer mit einem Abstand zur ersten Seilanordnung 24 des axial inneren Bahnpfades 4 geführt werden kann. Dies ist jedoch in der Regel nicht erforderlich.

[0039] In nicht näher dargestellter Weise weisen beide Seilanordnungen 24, 25 Mittel auf, um die durch die Verschiebung der Seilschere 30, 32 bedingten Längenänderungen aufzunehmen. Diese Mittel werden zweckmäßigerweise dort angeordnet, wo sie das Aufführen der Papierbahn 2 nicht stören, beispielsweise im Rücklaufpfad der Seilanordnungen 24, 25.

[0040] Dargestellt ist eine Ausführungsform mit zwei Bahnpfaden 4, 5. Es liegt aber auf der Hand, daß man auch mehr als zwei Bahnpfade verwenden kann, um die Papierbahn 2 (oder eine andere Materialbahn) den Kalander 1 passieren zu lassen. In diesem Fall kann man auf dem Träger 33 auch mehr als zwei Seilscheren 30, 32 positionieren.

[0041] Dargestellt ist die Bahnführung in einem Kalander. Eine entsprechende Bahnführung ist aber auch bei anderen Behandlungsvorrichtungen für Bahnen anwendbar, beispielsweise bei Streichmaschinen, Trocknern oder Feuchtern oder ähnlichem.


Ansprüche

1. Bahnbehandlungsvorrichtung mit einer ersten Bahneinführ-Einrichtung, die entlang eines ersten Bahnpfades verläuft und eine erste Seilanordnung aufweist, die am Anfang des ersten Bahnpfades eine erste Seilschere bildet, und einer zweiten Bahneinführ-Einrichtung, die entlang eines zweiten Bahnpfades verläuft und eine zweite Seilanordnung aufweist, die am Anfang des zweiten Bahnpfades eine zweite Seilschere bildet, dadurch gekennzeichnet, daß beide Seilanordnungen (24, 25) auf der gleichen Seite der Bahnbehandlungsvorrichtung (1) angeordnet sind und jede Seilschere (32, 30) ortsveränderlich ausgebildet ist.
 
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß jede Seilschere (32, 30) von einer Übernahmeposition in eine Warteposition bewegbar ist, wobei die Übernahmepositionen für beide Seilscheren (32, 30) gleich sind und eine Seilschere (32, 30) sich in der Warteposition befindet, während sich die andere Seilschere (32, 30) in der Übernahmeposition befindet.
 
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Seilscheren (32, 30) auf einem gemeinsamen Träger fixiert sind, wobei der Träger (33) verlagerbar ist.
 
4. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Träger (33) einen Positionierantrieb (35) aufweist.
 
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die beiden Bahnpfade (4, 5) mindestens einen gemeinsamen Abschnitt (22) aufweisen und die Seilanordnungen (24, 25) in diesem Abschnitt (22) quer zur Bahnlaufrichtung (42) nebeneinander angeordnet sind.
 
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die quer zur Bahnlaufrichtung (42) weiter innen liegende Seilanordnung (24) zumindest in einem Teil (23) des Abschnitts (22) aus einem Bereich heraus verlagerbar ist, der quer zur Bahnlaufrichtung (42) neben dem Abschnitt (22) angeordnet ist.
 
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Seilanordnungen (24, 25) in dem Teil (23) des Abschnitts (22) oberhalb von mindestens einer Walze (16, 17) verlaufen und die innere Seilanordnung (24) anhebbar ist.
 
8. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß eine Tragelementanordnung (43, 44) die anhebbare Seilanordnung (24) untergreift und mindestens um die Höhe der Tragelementanordnung (43, 44) anhebbar ist.
 
9. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Tragelementanordnung (43, 44) zylinderförmige Tragelemente aufweist.
 
10. Vorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Tragelemente drehbar gelagert sind.
 




Zeichnung



















Recherchenbericht