[0001] Die Erfindung betrifft eine Spulenanordnung, deren Induktivität durch einen Steuerstrom
veränderbar ist.
[0002] Aus dem U.S. Patent 2,274,059 ist eine Spulenanordnung mit veränderbarer Induktivität
bekannt, welche zwei rechteckige Ringkerne aufweist, die Arbeitswicklungen und jeweils
zwei miteinander verbundene Steuerwicklungen auf getrennten Schenkeln der Kerne auftragen.
[0003] Die EP-A-0 737 989 offenbart eine Spulenanordnung mit veränderbarer Induktivität,
die zwei rechteckige Ringkerne aufweist, welche Arbeitswicklungen auf einem Schenkel
und Steuerwicklungen auf einem gegenüberliegenden Schenkel der rechteckigen Ringkerne
tragen.
[0004] Die DE-C-36 21 573 offenbart eine stromkompensierte Funk-Entstördrossel mit zwei
oder mehr Ringkernen und mit gleichmäßig über den Umfang der Ringkerne verteilten
Wicklungen.
[0005] Spulenanordnungen mit veränderbarer Induktivität werden in energietechnischen und
nachrichtentechnischen Anwendungen eingesetzt. Eine solche Anwendung von Spulen mit
veränderlicher Induktivität liegt im Bereich von Schaltnetzteilen, um die im Hochfrequenzbereich
stattfindende Energieübertragung den schwankenden Lastanforderungen anzupassen.
[0006] Die früheste Art, die Induktivität einer Spule zu variieren, bestand darin, die Position
eines Eisenkerns, oder Ferritkerns, in der Spule mechanisch zu verändern. Eine solche
Veränderung der Induktivität der Spule wurde z.B. bei einem einmaligen Abgleich eines
Schwingkreises vorgenommen. Sobald die variable Induktivität der Spule jedoch als
Element eines Regelkreises eingesetzt wird, muß es möglich sein, die Induktivität
der Spule möglichst schnell mittels eines elektrischen Signals zu verändern. Für die
Realisierung einer solchen elektrisch steuerbaren Induktivität kann der Effekt ausgenutzt
werden, daß die relative magnetische Permeabilität von ferro- und ferrimagnetischen
Werkstoffen mit der magnetischen Flußdichte im Material sinkt. Aufbauend auf diesem
Wirkungsprinzip wurden in der Vergangenheit zahlreiche Spulenanordnungen vorgeschlagen,
die mittels eines Stroms in einer Steuerspule eine Vormagnetisierung eines magnetisch
hoch permeablen Spulenkerns bewirken und so die Induktivität der Arbeitswicklung,
die ebenfalls auf dem Spulenkern aufgebracht ist, steuern.
[0007] Eine der ersten Veröffentlichungen hierzu ist das U.S. Patent 2,229,952 von Whiteley
und Ludbrook mit dem Titel "Magnetic Amplifier" aus dem Jahre 1941. Die dort beschriebene
Spule weist einen EE Kern auf, der auf seinem Mittelschenkel eine Steuerwicklung und
auf den Außenschenkeln die Arbeitswicklungen trägt. Die Steuerwicklung wird von einem
Gleichstrom durchflossen und erzeugt dadurch einen magnetischen Fluß in dem EE Kern,
der sich auf alle drei Schenkel verteilt. Das Kernmaterial wird dabei durch den durch
die Steuerwicklung fließenden Strom vormagnetisiert. Mittels der Vormagnetisierung
wird die effektive Permeabilität des Kernmaterials verändert und somit auch die Induktivität
der Arbeitswicklungen.
[0008] Mit zunehmendem Steuerstrom und in der Folge sinkender Permeabilität verschlechtern
sich die magnetischen Flußführungseigenschaften für den durch die äußeren Wicklungen
erzeugten hochfrequenten Fluß in den äußeren Schenkeln, so daß gerade in Bereichen
niedriger Induktivität starke elektromagnetische Störemissionen auftreten.
[0009] Ein Nachteil dieser aus dem Stand der Technik bekannten und ähnlicher Anordnungen
liegt darin, daß die an den Arbeitswicklungen anliegende Wechselspannung in die Steuerspule
transformiert wird, wodurch sich die elektrischen Eigenschaften der Anordnung verschlechtem.
Hinzu kommt, daß die Steuerspule in vielen Anwendungen eine deutlich größere Windungszahl
aufweist als die Arbeitsspulen, wodurch diese Problematik verschärft wird.
[0010] Dieser Nachteil wurde im Stand der Technik bereits erkannt, und es wurden Versuche
unternommen, ihn zu beheben. In der britischen Patentanmeldung GB 2 195 850 A1 wird
vorgeschlagen, einen Kondensator zu der Steuerwicklung parallel zu schalten. In dem
U.S. Patent 6,317,021 wird vorgeschlagen, zur Vermeidung dieses Problems, eine Parallelschaltung
der Arbeitswicklungen vorzusehen. Das erste Verfahren hat den Nachteil zusätzlicher
Verluste aufgrund eines Kurzschlußstroms in der Steuerwicklung. Bei der Lösung des
U.S. Patentes 6,317,021 werden die Arbeitswicklungen so verschaltet, daß sich die
durch diese Wicklungen erzeugten magnetischen Flüsse für die Steuerwicklung aufheben.
Die Aufhebung der Flüsse (Flußanihilation) in der Steuerwicklung tritt jedoch nur
dann auf, wenn der magnetische Leitwert in den Außenschenkeln und dem Mittelschenkel
für beide Seiten des EE Kernes gleich ist. Die herstellungsbedingt unvermeidbaren
parasitären Luftspalte an den Stoßflächen der beiden EE-Kernhälften sind jedoch häufig
Ursachen für Asymmetrien in dem magnetischen Leitwert. Gemäß dem U.S. Patent 6,317,021
wird durch geeignete Querschnittsverhältnisse der Schenkel des Kerns für Arbeitsspulen
und Steuerspulen eingestellt, ob auch der Mittelschenkel in die Sättigung geht und
damit eine Induktivitätsänderung auch der Steuerspule bewirkt wird. Um zu vermeiden,
daß bei steigendem Sättigungsstrom der mittlere Schenkel, welcher die Steuerspule
trägt, schneller in die Sättigung geht als die äußeren Schenkel, schlägt das U.S.
Patent vor, daß der mittlere Schenkel eine Querschnittsfläche aufweist, die mindestens
doppelt so groß ist wie die Querschnittsflächen der jeweils äußeren Schenkel.
[0011] Ein großer Nachteil aller Anordnungen auf der Basis von EE-Kernen besteht darin,
daß bei hohen Aussteuerungen das Magnetfeld der Arbeitsspulen zu einem erheblichen
Teil den dann niedrig permeablen Kern verläßt und EMV-relevante Störfelder entstehen.
Dies ist insbesondere bei Anwendungen mit hochfrequenten und sehr starken Strömen
in den Arbeitswicklungen der Fall, beispielsweise wenn die steuerbare Induktivität
als reaktiver Vorwiederstand zur Regelung der Leistung in Schaltnetzteilen eingesetzt
wird.
[0012] Ein weiteres grundsätzliches Problem bei der Verwendung von EE Kernen entsteht durch
die unvermeidlichen parasitären Luftspalte an den Berührungsflächen der beiden Kernhälften.
Diese verursachen unterschiedliche magnetische Leitwerte für die Feldlinienwege durch
die beiden Arbeitsspulen und somit unterschiedliche Vormagnetisierungen. Daraus resultieren
einerseits erhebliche Toleranzen für den einstellbaren Induktivitätsbereich der Spulenkonfiguration,
andererseits treten Induktivitätsunterschiede zwischen den Wicklungen der Arbeitsspulen
auf. Letzteres bedeutet, daß die Spulenkonfiguration positive und negative Halbwellen
des Signals an den Arbeitsspulen unterschiedlich leitet.
[0013] Es ist daher die Aufgabe der Erfindung, eine Spulenanordnung mit veränderbarer Induktivität
anzugeben, die einen großen Aussteuerbereich hat und geringe elektromagnetische Störfelder
erzeugt, wobei auch die Verlustwärme der Spulenanordnung niedrig gehalten werden soll.
Diese Eigenschaften sind insbesondere in Schaltnetzteilen mit hoher Leistungsdichte
relevant.
[0014] Diese Aufgabe wird durch eine Spulenanordnung mit den Merkmalen von Anspruch 1 gelöst.
[0015] Die Erfindung sieht eine Spulenanordnung mit veränderbarer Induktivität vor, die
zwei getrennte Ringkernspulen aufweist, welche Arbeitswicklungen tragen, sowie eine
Steuerwicklung, die zur Vormagnetisierung des Kernmaterials der Ringkernspulen die
beiden bewickelten Ringkernspulen umgreift. Erfindungsgemäß wird durch die Zylindersymmetrie
der Ringkerne sowie eine vorzugsweise gleichmäßige Verteilung der Arbeitswicklungen
über den Umfang der Ringkerne die Magnetfeldstärke außerhalb der Wicklungen erheblich
reduziert, und zwar unabhängig von der Permeabilität des Kernes.
[0016] Im Stand der Technik treten nämlich die elektromagnetischen Störfelder steuerbarer
Induktivitäten vor allem dann auf, wenn die magnetische Permeabilität des Kernmaterials
aufgrund der Vormagnetisierung klein geworden ist, weil dann das Magnetfeld der Spule
zunehmend außerhalb des Kerns verläuft. Zusätzlich ist bei niedriger Permeabilität
die Spulenimpedanz gering und der Spulenstrom besonders groß. Durch Vorsehen von gleichmäßig
bewickelten Ringkernspulen können die Störfelder außerhalb des Kerns jedoch weitgehend
vermieden werden.
[0017] Da die erfindungsgemäße Anordnung keine parasitäten Luftspalte im Feldlinienweg aufweist,
treten die damit verbundenen Toleranzen- und Asymmetrieprobleme nicht auf. Zudem ermöglicht
der wegen der nicht vorhandenen Luftspalte vergrößerte magnetische Leitwert eine bessere
Aussteuerung des Kerns bzw. einen größeren erreichbaren Induktivitätsbereichs. Weiters
ist der Herstellungsaufwand für zwei Toroide geringer als für zwei E-Kernhälften.
Da die Arbeitswicklungen erfindungsgemäß den gesamten Kern und nicht nur den äußeren
Teil der Schenkel umgeben, ergibt sich im Vergleich zu dem Stand der Technik ein vergrößerte
Wicklungsbreite. Dadurch kann mehr Kupfer pro Lage untergebracht werden, was geringere
Energieverluste in den Arbeitswicklungen bewirkt.
[0018] Insbesondere können durch die vorliegende Erfindung Ringkerne eingesetzt werden,
deren Symmetrie und konstante Querschnittsfläche optimale magnetische Eigenschaften
ermöglichen. Die unerwünschten Streufelder werden auf ein Minimum reduziert, und durch
die Drehsymmetrie wird gewährleistet, daß jeder Bereich des Kerns in gleichem Maße
vormagnetisiert ist. Die Kerne sind entlang ihrer Drehachse stapelbar, ohne ihre elektrischen
Eigenschaften einzubüßen, und ermöglichen eine kompakte Bauform bei guten Kühlungseigenschaften.
[0019] Erfindungsgemäß wird die Spulenanordnung aus wenigstens zwei geschlossenen Ringkemspulen
aufgebaut. Die Ringkernform wird gewählt, weil die magnetische Sättigung des Kernmaterials
hier besonders vorteilhaft erreicht werden kann. Rotationssymmetrische Ringkeme sind
den im Stand der Technik üblichen EE-Kemen hinsichtlich der EMV-relevanten Störfelder
und der Ausnutzung des Wicklungsraums überlegen. Es können sämtliche handelsüblichen
runde Ringkerne verwendet werden, wobei die Ringkerne vorzugsweise einen rechteckigen
Grundquerschnitt haben.
[0020] Erfindungsgemäß umfaßt die Spulenanordnung vorzugsweise zwei Ringkernspulen, die
entweder so angeordnet sind, daß ihre Symmetrieachsen zur Deckung kommen oder die
in einer gemeinsamen Ebene nebeneinander liegend angeordnet sind.
[0021] Bei einer koaxialen Anordnung der Ringkernspulen, mit in Deckung gebrachten Symmetrieachsen,
ist es auch möglich, ganzzahlige Vielfache von jeweils zwei Ringkernspulen entlang
der gemeinsamen Symmetrieachse anzuordnen. Auch wenn die Ringkerne in einer Ebene
angeordnet sind, ist die Spulenanordnung nicht auf zwei Ringkerne beschränkt. Es ist
möglich, eine dritte Ringkernspule in derselben Ebene, benachbart zu den ersten beiden
Ringkemspulen anzuordnen, wobei die drei Spulen dann über drei Steuerwicklungen gekoppelt
wären, welche jeweils zwei der Ringkernspulen umgreifen. Da sich hierdurch die elektrischen
Eigenschaften bezüglich der Leistungsdichte und des Wirkungsgrad verschlechtern können,
ist es jedoch günstiger, eine geradzahlige Anzahl von Ringkernspulen miteinander zu
koppeln.
[0022] Bei der Ausführungsform mit koaxial übereinander angeordneten Ringkernspulen werden
die Windungen der Steuerwicklung vorzugsweise gleichmäßig über den Umfang beider Ringkemspulen
verteilt. Hierdurch ergibt sich eine besonders gute, gleichmäßige Vormagnetisierung
des Kernmaterials.
[0023] Jede der Ringkernspulen ist mit ihrer Arbeitswicklung vorzugsweise einlagig bewickelt.
Dadurch können die Kupferverluste durch den Hochfrequenzstrom gering gehalten werden.
[0024] Jede Arbeitswicklung kann aus einem einzelnen isolierten Draht, einer Gruppe parallel
geschalteter unverdrillter isolierter Einzeldrähte oder aus einer Litze aus verdrillten
isolierten Einzeldrähten gebildet werden. Bei Verwendung von Einzeldrähten wird der
Drahtdurchmesser vorzugsweise auf maximal die dreifache Skineffekt-Eindringtiefe beschränkt.
Für minimale Energieverluste, d.h. Kupferverluste, sollte der effektive Kupferquerschnitt
der Wicklungen möglichst groß sein. Im Hinblick auf die Energieverluste sollte daher
ein möglichst dicker Draht gewählt werden. Bei Anwendung von Wechselstrom wird jedoch
aufgrund des Skineffekts der Bereich des Wicklungsdrahtes, der erheblich weiter als
eine Skineffekt-Eindringtiefe vom Drahtrand entfernt ist, weitgehend unwirksam. Ein
Wicklungsdraht, der dicker als die dreifache Skineffekt-Eindringtiefe ist, wäre daher
aus Gründen der Energieeffizienz und Materialausnutzung ungünstig.
[0025] Die Skineffekt-Eindringtiefe δ wird für Kupferdraht bei realistischen Arbeitstemperaturen
näherungsweise wie folgt berechnet:
[0026] Erfindungsgemäß ist jede Arbeitswicklung möglichst gleichmäßig über den Umfang der
entsprechenden Ringkernspule verteilt. Wie erwähnt ist die Wicklung vorzugsweise einlagig.
Um die Verlustwärme zu minimieren, sollte die Wickelbreite des Ringkerns, die dem
inneren Ringkernumfang entspricht, möglichst vollständig ausgenutzt werden. Sofern
die Arbeitswicklung eine Windungsanzahl aufweist, welche nicht die gesamte Wickelbreite
des Ringkems abdecken würde, ist es zweckmäßig, die Arbeitswicklung in Teilwicklungen
aufzuteilen und diese parallel zu schalten. Hierdurch kann auch sichergestellt werden,
daß der Stromfluß gleichmäßig über den Kern verteilt wird, um so externe magnetische
Störfelder zu unterdrükken.
[0027] Anstelle eines Einzeldrahtes oder paralleler Einzeldrahte kann die Arbeitswicklung
auch durch eine verdrillte Hochfrequenzlitze realisiert werden. Bei Hochfrequenzlitzen
sollte der Durchmesser der Einzeldrähte der Litze kleiner sein als die einfache Skineffekt-Eindringtiefe.
[0028] Die Arbeitswicklungen der beiden Ringkernspulen können parallel oder in Reihe geschaltet
werden. In jedem Fall sollte die Verschaltung der Arbeitswicklung so gewählt werden,
daß dann, wenn die Arbeitswicklungen stromdurchflossen sind, die von ihnen erzeugten
Magnetfeldrichtungen in der Steuerspule einander entgegengesetzt sind, so daß durch
die Arbeitswicklungen keine Ströme in der Steuerwicklung induziert werden. Eine Wechselwirkung
zwischen Arbeitswicklungen und Steuerwicklungen ist dadurch ausgeschlossen.
[0029] Eventuelle von den Arbeitswicklungen stammende in der Steuerwicklung induzierte Ströme
können Störungen in der Steuerwicklung erzeugen und bei energietechnischen Anwendungen
zudem eine unerwünscht hohe zusätzliche Erwärmung in der Steuerwicklung hervorrufen.
Gleichzeitig wird durch eine solche Wechselwirkung Energie von den Arbeitswicklungen
auf die Steuerwicklung übertragen, wodurch die Güte der Spulenanordnung verringert
wird. Bestehen keine Wechselwirkungen zwischen Steuerwicklung und Arbeitswicklung,
so treten bei Flußänderungen durch die Steuerwicklung keine Störungen in den Arbeitswicklungen
auf.
[0030] Auch Kombinationen von Reihen- und Parallelschaltungen können vorgesehen werden.
[0031] Vorteilhafterweise werden die Kerne aus gleichem Material gefertigt, so daß alle
Kerne auf einen entsprechenden Vormagnetisierungsgrad mit der gleichen effektiven
Permeabilität reagieren.
[0032] Die Erfindung ist im folgenden anhand bevorzugter Ausführungsformen mit bezug auf
die Zeichnungen näher erläutert. In den Figuren zeigen:
- Fig. 1
- eine schematischen Darstellung des Aufbaus einer Spulenanordnung mit veränderbarer
Induktivität gemäß dem Stand der Technik;
- Fig. 2A, 2B, 2C
- eine Draufsicht, eine Seitenansicht und eine schematische perspektivische Darstellung
einer Spulenanordnung mit veränderbarer Induktivität gemäß einer ersten Ausführungsform
der Erfindung;
- Fig. 3
- eine Draufsicht auf eine Spulenanordnung mit veränderbarer Induktivität gemäß einer
zweiten Ausführungsform der Erfindung;
- Figur 4 und 5
- eine schematische Darstellung der Verschaltung der Wicklungen der erfindungsgemäßen
Spulenanordnung in Parallelschaltung bzw. in Reihenschaltung; und
- Fig. 6
- eine schematische Darstellung der Verschaltung einer Arbeitswicklung einer Ringkernspule,
die in mehrere Teilwicklungen aufgeteilt ist.
[0033] Figur 1 zeigt eine Spulenanordnung mit veränderlicher Induktivität gemäß dem Stand
der Technik bestehend aus einem EE-Kern 10 mit einem mittleren 12 und zwei äußeren
Schenkeln 14, 16. Die beiden äußeren Schenkel tragen jeweils eine Arbeitswicklung
20, 22, die parallel zueinander geschaltet sind. Der mittlere Schenkel 12 weist einen
größeren Querschnitt als die äußeren Schenkel 14, 16 auf und trägt eine Steuerwicklung
24. Durch die Steuerwicklung 24 fließt einen Steuerstrom 30, der im wesentlichen keinen
Wechselstromanteil hat. Dieser erzeugt einen Steuerfluß 32, der sich entsprechend
der magnetischen Kopplung gleichmäßig auf die beiden äußeren Schenkel 14, 16 verteilt
32a, b und dort die von dem Steuerstrom 30 abhängige Vormagnetisierung erzeugt. Die
beiden in den äußeren Schenkel erzeugten Flüsse 34a,b ergeben durch den antisymmetrischen
Wicklungssinn der äußeren Arbeitswicklungen 20, 22 in dem mittleren Schenkel 12 entgegengesetzte
Flüsse 34a,b, deren Beträge gleich sind, so daß sie sich dort aufheben. Dadurch gibt
es keine Wechselwirkung zwischen den äußeren Arbeitswicklungen 20, 22 und der Steuerwicklung
24. Durch die von der Steuerwicklung 24 erzeugte Vormagnetisierung in den äußeren
Arbeitswicklungen 20, 22 haben diese eine von dem Steuerstrom 30, abhängige veränderliche
Induktivität I
var.
[0034] Fig. 2A und 2B zeigen eine Draufsicht bzw. eine Seitenansicht einer Spulenanordnung
mit veränderbarer Induktivität gemäß einer ersten Ausführungsform der Erfindung. Die
Spulenanordnung umfaßt zwei Ringkerne 40, 42 mit gleichen Abmessungen, die koaxial
nebeneinander angeordnet sind, so daß ihre Symmetrieachsen, die in Fig. 2A schematisch
durch ein Kreuz 44 angedeutet sind, zur Deckung kommen. Die Ringkerne 40, 42 haben
vorzugsweise einen rechteckigen Basisquerschnitt, wie besser in Fig. 2C erkennbar
ist. Die Ringkerne bestehen aus einem ferro- oder ferrimagnetischen Material. Jeder
Ringkern 40, 42 trägt eine Arbeitswicklung 46 bzw. 48, von denen in Fig. 2A nur eine,
46, sichtbar ist. Eine Steuerwicklung 50 ist um die beiden bewickelten Ringkernspulen
40, 46 und 42, 48 gewickelt. Vorzugsweise sind die Arbeitswicklungen 46, 48 einlagig
auf ihre zugehörigen Ringkerne 40, 42 gewickelt, wobei die Wickelbreite so weit wie
möglich ausgenutzt werden soll. Ebenso ist die Steuerwicklung 50 gleichmäßig um den
Umfang beider Ringkerne 40, 42 verteilt, um eine optimale Führung des Vormagnetisierungsfeldes
und eine homogene Aussteuerung der Kerne zu erreichen. Dadurch ergibt sich ein maximaler
steuerbarer Induktivitätsbereich. Zusätzlich werden Störfelder, welche von schnellen
Änderungen der Steuersignale der Steuerspule 50 erzeugt werden können, nach außen
hin unterdrückt.
[0035] Je nach Anwendung können die Arbeitswicklungen 46, 48 elektrisch parallel oder in
Reihe geschaltet werden. Der Wicklungssinn der Arbeitswicklungen 40, 42 sollte jedoch
so gewählt werden, daß sich für die Magnetfelder Bx und By, welche von den stromdurchflossenen
Wicklungen 46, 48 erzeugt werden, gegensinnige Magnetfeldrichtungen in der für beide
Ringkerne gemeinsamen Steuerspule 50 ergeben. Die Magnetfeldrichtungen sind in Fig.
2B für die Arbeitswicklung 46 mit Bx, für die Arbeitswicklung 48 mit By und für die
Steuerwicklung 50 mit Bc bezeichnet. Durch eine geeignete Verschaltung der Arbeitswicklungen
46, 48 kann so eine Rückwirkung der durch die Arbeitswicklungen erzeugten Magnetfelder
auf die Steuerwicklung 50 minimiert oder sogar vermieden werden. Durch die gemeinsame
Steuerwicklung 50 wird ein Steuer-Gleichstrom geschickt, der die magnetische Permeabilität
der Ringkerne 40, 42 und dadurch die Induktivität der Arbeitswicklungen 46, 48 verändern
und insbesondere reduzieren kann. Die Arbeitswicklungen 46, 48 werden in der Praxis
mit einem hochfrequenten Wechselstrom betrieben werden.
[0036] In der Darstellung der Fig. 2B sind die beiden Ringkernspulen 40, 46 und 42, 48 mit
gemeinsamen Rotationsachsen, jedoch beabstandet zueinander angeordnet, um die Bewicklung
der Spulen besser darstellen zu können. In der Praxis können die beiden Spulen jedoch
auch nahe benachbart nebeneinander angeordnet werden. Während die Arbeitswicklungen
46, 48 möglichst einlagig, gleichmäßig und dicht auf die Kerne 40 bzw. 42 gewickelt
sein sollen, sind die Anforderungen an die Wicklung der Steuerspule 50 weniger streng.
Diese sollte zwar auch verteilt um den Umfang beider Spulenkerne 40, 42 gewickelt
werden, die Verteilung muß jedoch nicht gleichmäßig sein. Auch ist es nicht entscheidend,
ob die Wicklung ein- oder mehrlagig erfolgt.
[0037] Die gleichmäßig bewickelte Spulengeometrie ist inhärent selbstschirmend und verhindert,
daß magnetische Streufelder aus den Kernen 40, 42 austreten. Dadurch werden EMV-relevante
Streufelder verhindert. Auch wird im Vergleich zu den Anordnungen des Standes der
Technik eine gleichmäßigere Magnetisierung erreicht.
[0038] Fig. 2C dient lediglich der Erläuterung der Ausführungsformen der Fig. 2A und 2B,
wobei die Arbeitswicklungen 46, 48 und die Steuerwicklung 50 nur schematisch dargestellt
sind, um zu veranschaulichen, wie die Ringkerne 40, 42 und die Wicklungen 46, 48,
50 relativ zueinander angeordnet sind. In der Praxis werden die Arbeitswicklungen
46 und 48 sowie die Steuerwicklung 50, wie oben erläutert, vorzugsweise um den Umfang
der Ringkerne 40, 42 verteilt angeordnet.
[0039] Fig. 3 zeigt schematisch eine weitere Ausführungsform der Spulenanordnung gemäß der
Erfindung in Draufsicht. In der Ausführungsform der Fig. 3 umfaßt die Spulenanordnung
einen ersten Ringkern 52 sowie einen zweiten Ringkern 54, die jeweils eine Arbeitswicklung
56 bzw. 58 tragen. Die Arbeitswicklungen 56, 58 sollten über den Umfang der Ringkerne
52 bzw. 54 gleichmäßig verteilt gewickelt sein. Vorzugsweise sind sie jedoch einlagig,
gleichmäßig um den gesamten Umfang der Ringkerne 52, 54 gewickelt, wie in den Fig.
2A und 2B für die erste Ausführungsform dargestellt. Die beiden Ringspulen 52, 56
und 54, 58 sind in einer Ebene nebeneinander liegend angeordnet, wobei eine Steuerwicklung
60 nur über einem schmalen Teil des Umfangs der beiden Ringkerne 52, 54, wo diese
einander berühren, gewikkelt ist. Der Vorteil der Anordnung der Fig. 3 besteht im
wesentlichen in der besonders flachen Bauform und der großen Oberfläche, die vorteilhaft
für die Kühlung der Spulenanordnung ist.
[0040] In den Fig. 2B und 2C, in Fig. 3 sowie in den Fig. 4 und 5 sind die Arbeitswicklungen
auch mit X und Y bezeichnet, und die Steuerwicklung ist mit C bezeichnet. Die Enden
der Arbeitswicklungen X und Y können parallel geschaltet werden, wie in Fig. 4 gezeigt,
oder in Reihe geschaltet werden, wie in Fig. 5 gezeigt. Die Fig. 4 und 5 zeigen auch
die Wechselwirkung zwischen den Arbeitsspulen X, Y und der Steuerspule C. Durch geeignete
Verschaltung der Arbeitsspulen X und Y sowie Wahl ihres Wicklungssinns wird sichergestellt,
daß die durch die Arbeitsspulen erzeugten Magnetfelder Bx und By so gerichtet sind,
daß sie sich in der gemeinsamen Steuerspule C aufheben, um keine Rückwirkung des durch
die Arbeitswicklungen erzeugten Magnetfeldes auf die Steuerwicklung zu erzeugen.
[0041] Wie oben erläutert, sollten die Arbeitswicklungen 46, 48; 56, 58 auf den Ringkernen
40, 42 bzw. 52, 54 um deren Umfang verteilt einlagig ausgeführt werden, um die Kupferverluste
durch den Hochfrequenzstrom, der durch die Arbeitswicklung geht, möglichst gering
zu halten. Der Drahtdurchmesser wird auf maximal die dreifache Skineffekt-Eindringtiefe
beschränkt.
[0042] Um Verlustwärme zu minimieren, sollte ferner die Wickelbreite möglichst vollständig
ausgenutzt werden. Mit anderen Worten soll der Wickelraum, d.h. der Innenumfang der
Ringkemspulen möglichst vollständig mit Kupfer gefüllt sein, um einen maximalen Wirkungsgrad
zu erhalten. Sofern die Arbeitswicklungen 46, 48; 56, 58 nicht eine ausreichend hohe
Windungszahl haben, ist es zweckmäßig, diese in Teilwicklungen aufzuteilen, welche
parallel geschaltet werden. Fig. 6 zeigt die Aufteilung einer Arbeitswicklung 62 in
vier Teilwicklungen 63, 64, 65, 66, welche parallel geschaltet sind.
[0043] Für eine vorgegebene Windungszahl N (z.B. N = 4) wird die Anzahl der erforderlichen,
parallel geschalteten Teilwicklungen dadurch ermittelt, daß zunächst eine reelle Zahl
m aus dem inneren Toroidumfang U
i und der Skineffekt-Eindringtiefe δ ermittelt wird, wobei m dann zur nächsten ganzen
Zahl M aufgerundet wird. Da der Drahtdurchmesser auf die dreifache Skineffekt-Eindringtiefe
begrenzt werden sollte, wie oben erörtert, wird ein Faktor 3 eingeführt, um diese
dreifache Skineffekt-Eindringtiefe zu berücksichtigen. Ferner wird ein Faktor 0,9
eingeführt, welcher der Tatsache Rechnung trägt, daß bei einer praktischen Realisierung
einer bewickelten Ringkernspule nicht die Gesamtwickelbreite zu 100% zur Verfügung
steht. Somit ergibt sich für die reele Zahl m folgende Formel:
[0044] Abhängig von der Windungszahl N der jeweiligen Arbeitswicklung werden somit vorzugsweise
M Teilwicklungen auf jedem Ringkern vorgesehen und wie in Fig. 6 gezeigt parallel
geschaltet.
[0045] Der korrespondierende Drahtdurchmesser d, der vorzugsweise zu verwenden ist, ergibt
sich hieraus wie folgt:
[0046] Anstelle eines Einzeldrahtes oder mehrerer paralleler Einzeldrähte können für die
Arbeitswicklungen auch verdrillte Hochfrequenzlitzen verwendet werden, wobei dann
der Durchmesser der Einzeldrähte entsprechend angepaßt werden muß und vorzugsweise
kleiner als die einfache Skineffekt-Eindringtiefe ist.
[0047] Die in der vorstehenden Beschreiben, den Figuren und den Ansprüchen offenbarten Merkmale
können sowohl einzeln als auch in beliebiger Kombination für die Verwirklichung der
Erfindung in ihren verschiedenen Ausgestaltungen von Bedeutung sein.
Bezugszeichenliste
[0048]
- 10
- Kern
- 12
- mittlerer Schenkel
- 14, 16
- äußere Schenkel
- 20, 22
- Spulenwicklungen
- 24
- Steuerwicklung
- 30
- Steuerstrom
- 32
- Steuerfluß
- 34a,b
- Flüsse
- 40, 42, 46, 48
- Arbeitswicklungen
- 50
- Steuerwicklung
- 52, 54
- Ringkern
- 56, 58
- Arbeitswicklungen
- 60
- Steuerwicklung
- 62
- Arbeitswicklung
- 63, 64, 65, 66
- Teilwicklungen
1. Spulenanordnung mit veränderbarer Induktivität, mit zwei getrennten runden Ringkernen
(40, 42; 52, 54), die jeweils Arbeitswicklungen (46, 48; 56, 58) tragen, und einer
Steuerwicklung (50), die zur Vormagnetisierung des Kernmaterials der Ringkerne (40,
42; 52, 54) die beiden bewickelten Ringkerne umgreift.
2. Spulenanordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Ringkerne (40, 42) derart nebeneinander angeordnet sind, daß ihre Symmetrieachsen
(44) zur Deckung kommen.
3. Spulenanordnung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Windungen der Steuerwicklung (50) gleichmäßig über den Umfang beider Ringkerne
(40, 42) verteilt sind.
4. Spulenanordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die beiden Ringkerne (52, 54) in einer gemeinsamen Ebene nebeneinander liegend angeordnet
sind.
5. Spulenanordnung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß jeder Ringkern (40, 42; 52, 54) mit der Arbeitswicklung (46, 48; 56, 58) einlagig
bewickelt ist.
6. Spulenanordnung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß jede Arbeitswicklung (46, 48; 56, 58; 62) von einem einzelnen isolierten Draht, einer
Gruppe parallel geschalteter unverdrillter isolierter Einzeldrähte oder von einer
Litze aus verdrillten isolierten Einzeldrähten gebildet wird.
7. Spulenanordnung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß jede Arbeitswicklung (46, 48; 56, 58; 62) gleichmäßig über den Umfang der entsprechenden
Ringkerne verteilt ist.
8. Spulenanordnung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die beiden Ringkerne (40, 42; 52, 54) identische Abmessungen und die beiden Arbeitsspulen
(46, 48; 56, 58) im wesentlichen identische Windungszahlen und identische Drahtstärken
aufweisen.
9. Spulenanordnung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Arbeitswicklungen (46, 48; 56, 58; 62) aus einem Einzeldraht oder parallel geschalteten
unverdrillten Einzeldrähten besteht, wobei der Einzeldrahtdurchmesser nicht größer
als die dreifache Skineffekt-Eindringtiefe der Arbeitsfrequenz ist.
10. Spulenanordnung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Arbeitswicklungen (46, 48; 56, 58; 62) aus einer verdrillten Litze bestehen,
deren Einzeldrahtdurchmesser nicht größer als die einfache Skineffekt-Eindringtiefe
der Arbeitsfrequenz ist.
11. Spulenanordnung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Arbeitswicklungen (46, 48; 56, 58) parallel geschaltet sind und der Windungssinn
der Arbeitswicklungen (46, 48; 56, 58; 62) jeweils so gewählt ist, daß bei Stromfluss
in den Arbeitswicklungen deren Magnetfeldrichtungen in der Steuerspule (50) einander
entgegengesetzt sind.
12. Spulenanordnung nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Arbeitswicklungen (46, 48; 56, 58) in Reihe geschaltet sind und der Windungssinn
der Arbeitswicklungen (46, 48; 56, 58; 62) jeweils so gewählt ist, daß bei Stromfluss
in den Arbeitswicklungen deren Magnetfeldrichtungen in der Steuerspule (50) einander
entgegengesetzt sind.