[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Anpassen eines Hörgerätes an eine momentane
akustische Umgebungssituation gemäss Oberbegriff des Anspruches 1 sowie ein Hörgerätesystem
gemäss Oberbegriff des Anspruches 10.
[0002] Ein Verfahren und ein Hörgerätesystem dieser Art sind aus der WO-A-01/20965 bzw.
der entsprechenden US-A-2002/0037087 bekannt. Bei dieser bekannten Lösung wird im
Hörgerät des Hörgerätesystems die momentane akustische Umgebungssituation identifiziert
und aufgrund dieser identifizierten Umgebungssituation das entsprechende Hörprogramm,
d.h. der entsprechende, im Hörgerät gespeicherte Parametersatz, automatisch eingestellt.
Um dem Hörgerätebenutzer die Möglichkeit zu geben, auf Wunsch die automatische Erkennung
der Umgebungssituation und die damit verbundene automatische Wahl des Hörprogrammes
auszuschalten, ist eine Eingabeeinheit, z.B. ein Schalter am Hörgerät oder eine Fernbedienung,
vorhanden, die vom Hörgeräteträger betätigt werden kann.
[0003] Daneben sind auch Hörgeräte bekannt, bei denen der Hörgeräteträger die Auswahl des
geeigneten Hörprogrammes aus einer Anzahl von im Hörgerät gespeicherten Hörprogrammen
manuell vorzunehmen hat, und zwar über eine Fernbedienung oder über einen Schalter
am Hörgerät. Für viele Benutzer ist das Umschalten zwischen verschiedenen Hörprogrammen
jedoch lästig oder schwierig, vor allem dann, wenn viele Hörprogramme zur Auswahl
stehen.
[0004] Der vorliegenden Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren bzw. ein
Hörgerätesystem der eingangs genannten Art zu schaffen, bei dem das zur jeweiligen
akustischen Umgebungssituation gehörende Hörprogramm manuell oder automatisch eingestellt
wird, wobei der Hörgeräteträger seinen persönlichen Hörwunsch optimal einbringen kann.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäss mit einem Verfahren mit den Merkmalen des Anspruches
1 und mit einem Hörgerätesystem mit den Merkmalen des Anspruches 10 gelöst.
[0006] Der Hörgeräteträger kann Einfluss nehmen auf das jeweils im Hörgerät des Hörgerätesystems
manuell oder automatisch eingestellte Hörprogramm, d.h. auf den zu letzterem gehörenden
Parametersatz, indem er mittels eines einfach zu bedienenden Eingabeteils die Parameter
dieses Parametersatzes nach vorbestimmten, im Hörgerät abgespeicherten Regeln verstellt.
Damit wird der Hörgeräteträger in die Lage versetzt, in jeder Umgebungssituation auf
unkomplizierte Weise das Hörprogramm, das auf diese bestimmte Umgebungssituation eingestellt
worden ist, seinem Hörwunsch entsprechend anzupassen, z.B. im Sinne von "besseres
Verstehen" oder "angenehmeres Hören".
[0007] Vorzugsweise werden die Parameter des eingestellten Parametersatzes ausgehend vom
einem eingestellten Nennwert innerhalb eines vorgegebenen Regelbereichs nach vorgegebenen
Regeln jeweils in einer von zwei entgegengesetzten Richtungen verstellt.
[0008] Bevorzugte Weiterausgestaltungen des erfindungsgemässen Verfahrens und des erfindungsgemässen
Hörgerätesystems bilden Gegenstand der abhängigen Ansprüche.
[0009] Im Folgenden wird die Erfindung anhand Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen rein
schematisch:
- Fig. 1
- ein Blockschaltbild eines erfindungsgemässen Hörgerätesystems,
- Fig. 2
- eine Ausführungsform eines zum Hörgerätesystem gemäss Fig. 1 gehörenden Eingabeteils,
und
- Fig. 3
- eine Darstellung eines Parametersatzes.
[0010] Zum in der Fig. 1 als Blockschaltbild dargestellten Hörgerätesystem gehört ein Hörgerät
1, das elektroakustische Wandler, nämlich mindestens ein Mikrofon, vorzugsweise aber
wie gezeigt zwei Mikrofone 2a, 2b, sowie einen Hörer 3 (Lautsprecher), aufweist. Die
Mikrofone 2a, 2b sind über einen Analog/Digital-Wandler 4 an den Eingang einer in
ihren Übertragungseigenschaften einstellbaren Übertragungseinheit 5 angeschlossen,
die ausgangsseitig über einen Digital/Analog-Wandler 6 mit dem Hörer 3 verbunden ist.
In der Übertragungseinheit 5 ist eine Anzahl von unterschiedlichen Parametersätzen
gespeichert, von denen jeder einer bestimmten akustischen Umgebungssituation zugeordnet
ist und eine Übertragungscharakteristik der Übertragungseinheit 5 bestimmt. Ein solcher
Parametersatz 7 ist in der Fig. 3 schematisch dargestellt. Im Weiteren gehört zum
Hörgerät 1 ein Signalverarbeitungsteil 8, der durch eine Signalanalyseeinheit 9 und
eine mit dieser verbundene Signalidentifikationseinheit 10 gebildet wird. Die Signalanalyseeinheit
9 ist mit dem Ausgang des Analog/Digital-Wandlers 4 verbunden und wird eingangsseitig
mit dem Eingangssignal der Übertragungseinheit 5 beaufschlagt. Der Ausgang der Signalidentifikationseinheit
10 ist an die Übertragungseinheit 5 angeschlossen, mit der weiter ein Eingabeteil
11 wirkverbunden ist. Dieser Eingabeteil 11 ist beim gezeigten Ausführungsbeispiel
als eine vom Hörgerät getrennte Fernbedienungseinheit 12 ausgebildet, die drahtlos
mit dem Hörgerät 1 in Verbindung steht. Diese in Fig. 2 rein schematisch dargestellte
Fernbedienungseinheit 12 besitzt ein Gehäuse 13, in dem die erforderlichen elektronischen,
nicht näher dargestellten Bauteile untergebracht sind, sowie zwei Tasten 14 und 15,
die für den Hörgeräteträger leicht identifizierbar bezeichnet sind, bei der gezeigten
Ausführungsform mit "+" (bedeutet z.B. "besseres Verstehen") und "-" (bedeutet z.B.
"angenehmeres Hören").
[0011] Es ist aber auch möglich, den Eingabeteil 11 - statt als Fernbedienungseinheit 12
auszugestalten - in das Hörgerät 1 zu integrieren und an diesem zwei Wahltasten vorzusehen.
[0012] Der Eingabeteil 11 kann auch so ausgebildet sein, dass die Eingabe durch den Hörgeräteträger
sprachgesteuert erfolgen kann.
[0013] Die Identifizierung der momentanen akustischen Umgebungssituation und das automatische
Einstellen des zur identifizierten Umgebungssituation gehörenden Hörprogrammes bzw.
Parametersatzes erfolgt grundsätzlich auf die in der bereits erwähnten WO-A-01/20965
und US-A-2002/0037087 erläuterte Art und Weise. Daher wird für eine ausführliche Beschreibung
der automatischen Einstellung des passenden Hörprogrammes auf diese Druckschriften,
deren Inhalt hiermit in diese Beschreibung aufgenommen wird, verwiesen. Zusammengefasst
läuft die automatische Hörprogrammeinstellung wie folgt ab:
[0014] In der Signalanalyseeinheit 9 werden aus den Ausgangssignalen des Analog/Digital-Wandlers
4 charakteristische, auditorisch-basierte Merkmale und allenfalls zusätzlich noch
technisch-basierte Merkmale extrahiert. Aufgrund der in der Signalanalyseeinheit 9
extrahierten Merkmale wird in der Signalidentifikationseinheit 10 über ein Wiedererkennen
desselben oder ähnlichen Musters der extrahierten Merkmale die momentane akustische
Umgebungssituation bestimmt und ein entsprechendes Ausgangssignal erzeugt. Dieses
Ausgangssignal, das Informationen über die akustische Umgebungssituation enthält,
wird der Übertragungseinheit 5 zugeführt, in der derjenige, die momentane Übertragungscharakteristik
der Übertragungseinheit 5 bestimmende Parametersatz eingestellt wird, der der identifizierten
akustischen Umgebungssituation zugeordnet ist.
[0015] Eine vereinfachte Ausführungsform gegenüber derjenigen gemäss Fig. 1 besteht darin,
dass nicht zwingend ein Signalverarbeitungsteil 8 vorhanden ist oder zumindest darin,
dass die oben beschriebene Funktion des Signalverarbeitungsteils 8 ausser Funktion
gesetzt werden kann. Bei einer derartig vereinfachten Ausführungsform der Erfindung
kann ein Hörprogramm vom Hörgerätträger manuell am Hörgerät selbst oder über die Fernbedienungseinheit
12 gewählt werden. Dessen ungeachtet wird erfindungsgemäss der zum gewählten Hörprogramm
gehörende Parametersatz über das Eingabeteil nach vorbestimmten, im Hörgerät abgespeicherten
Regeln verstellt.
[0016] Der Hörgeräteträger hat also die Möglichkeit, auf den wie beschrieben automatisch
oder manuell ausgewählten Parametersatz, d.h. auf das eingestellte Hörprogramm, Einfluss
zu nehmen. Hiezu dient der Eingabeteil 11, der wie bereits erwähnt mit der Übertragungseinheit
5 wirkverbunden ist. Wie diese Einflussnahme erfolgt wird nachfolgend unter Bezugnahme
auf die Fig. 3 näher erläutert.
[0017] Es wird angenommen, in der Fig. 3 sei der im Hörgerät eingestellte Parametersatz
7 gezeigt und dieser Parametersatz 7 bestehe aus den Parametern P1-Pn. Der für jeden
Parameter eingestellte, in der Übertragungseinheit 5 abgespeicherte Nennwert ist mit
einem eng-schraffierten Balken dargestellt und mit N bezeichnet. Durch Betätigen der
Tasten 14, 15 können die Parameter P1-Pn ausgehend von diesem Nennwert N in zwei entgegengesetzten
Richtungen C, D zwischen zwei Endwerten, die in der Fig. 3 mit A und B bezeichnet
sind und einen Regelbereich festlegen, verändert werden. Dabei kann jedoch nicht jeder
Parameter P1-Pn einzeln verstellt werden, was für den Hörgeräteträger sehr unübersichtlich
und auch nicht handhabbar wäre. Vielmehr erfolgt bei einem Betätigen der Tasten 14,
15 der Fernbedienungseinheit 12 das Verändern der Parameter P1-Pn für alle Parameter
gleichzeitig und gemeinsam nach vorgegebenen, im Hörgerät 1 abgespeicherten Regeln,
bzw. Regelsätzen. Für unterschiedliche akustische Umgebungssituationen können dabei
unterschiedliche Regeln bzw. Regelsätze zur Anwendung kommen. Dabei können die einzelnen
Parameter des eingestellten Parametersatzes um ein unterschiedliches Mass verändert
werden, d.h. einzelne Parameter können starke Änderungen erfahren, während andere
Parameter wenig oder gar nicht verändert werden. Dies wird nun unter Bezugnahme auf
die Fig. 3 näher erläutert.
[0018] In einem Fall wird davon ausgegangen, dass der Hörgeräteträger durch Bedienen der
Taste 15 (Verstellen im Sinn von "angenehmeres Hören") die Parameter in Richtung des
Pfeils C verstellt hat. Die Parameter sind nun auf den mit X bezeichneten Wert eingestellt.
Im andern Fall hat der Hörgeräteträger durch Bedienen der Taste 14 (Verstellen im
Sinn von "besseres Verstehen") ein Verändern der Parameter in Richtung des Pfeils
D vorgenommen, so dass die Parameter nun auf den mit Y bezeichneten Wert eingestellt
sind. Dabei ist im dargestellten Beispiel der Parameter P3 nicht geändert worden.
[0019] Das Verstellen der Parameter kann in Stufen oder stufenlos sowie entweder weich,
d.h. unhörbar, oder aber hart, d.h. hörbar, erfolgen.
[0020] Dank des erfindungsgemässen Verfahrens und mit dem erfindungsgemässen Hörgerätesystem
1 ist der Hörgeräteträger in der Lage, bei automatischer aber auch bei manueller Auswahl
des zur momentanen Umgebungssituation gehörenden Hörprogrammes seinen persönlichen
Hörwunsch einzubringen bzw. weiter einzubringen. Dies soll an einem Beispiel verdeutlicht
werden.
[0021] Der Hörgeräteträger befindet sich in einem Lokal. Im Hintergrund läuft Musik. Am
gleichen Tisch sitzen andere Personen, die ein Gespräch führen. Das Hörgerät stellt
sich auf die beschriebene Weise automatisch oder manuell auf diese gegebene momentane
akustische Umgebungssituation ein. Der Hörgeräteträger kann nun den Wunsch haben,
das Gespräch am Tisch besser verfolgen oder aber mehr der Musik zuhören zu können.
Möchte er das Gespräch besser verfolgen, betätigt er die Taste 14 und verstellt die
Parameter P1-Pn in Richtung des Pfeils D im Sinne von "besseres Verstehen, selektives
Hören bzw. mehr Sprachverständlichkeit". Will der Hörgeräteträger aber die Musik besser
hören, so betätigt er die andere Taste 15 und verstellt die Parameter P1-Pn in Richtung
des Pfeils C im Sinne von "angenehmeres Hören bzw. verbessertes Rundumhören".
[0022] Im Hörgerät kann eine grosse Anzahl von verschiedenen Hörprogrammen, d.h. die entsprechenden
Parametersätze, gespeichert werden. Insbesondere bei einer grossen Anzahl von verschiedenen
Hörprogrammen wird jeweils das für die momentane akustische Umgebungssituation beste
Hörprogramm automatisch ausgewählt. Der Hörgeräteträger kann seinen Hörwunsch, der
sich von einer akustischen Umgebungssituation zur nächsten, aber auch innerhalb einer
gegebenen Umgebungssituation, ändern kann, auf einfache Weise umsetzen, nämlich durch
Betätigen einer Taste einer Tastatur. Letztere kommt mit zwei Tasten aus, kann aber
auch mehr als zwei Tasten haben. Somit ermöglicht das erfindungsgemässe Konzept die
Schaffung eines bedienungsfreundlichen Hörgerätes, das sich automatisch, gegebenenfalls
auch manuell, auf die momentane akustische Umgebungssituation einstellt und das zudem
den jeweiligen Hörwunsch des Hörgeräteträgers zu berücksichtigen vermag.
[0023] Das beschriebene Hörgerät 1 kann so ausgestaltet werden, dass die korrigierten Parametersätze,
die wie vorstehend erläutert durch den Hörgeräteträger entsprechend seinem Hörwunsch
verändert worden sind, im Hörgerät gespeichert werden. Zeigt es sich, dass in einer
bestimmten akustischen Umgebungssituation der Hörgeräteträger den dieser Umgebungssituation
zugeordneten, ursprünglich abgespeicherten Parametersatz immer wieder auf dieselbe
Art und Weise verändert, d.h. immer in der gleichen Richtung und um dasselbe Mass,
so kann dieser ursprünglich abgespeicherte Parametersatz durch den veränderten, korrigierten
Parametersatz ersetzt werden. Der korrigierte Parametersatz wird dann als Standardeinstellung
verwendet.
[0024] Dieses Austauschen des ursprünglich abgespeicherten Parametersatzes gegen den korrigierten
Parametersatz kann automatisch durch das Hörgerät selbst erlernt werden, z.B. durch
ein neuronales Netz (neural network), oder aber durch einen Hörgeräteakustiker oder
den Hörgeräteträger selbst vorgenommen werden.
[0025] Wie bereits ausführlich erläutert worden ist, erfolgt bei einem Betätigen der Tasten
14, 15 der Fernbedienungseinheit 12 das Verändern der Parameter P1-Pn für alle Parameter
gleichzeitig und nach vorgegebenen, im Hörgerät 1 abgespeicherten Regeln bzw. Regelsätzen,
d.h. für unterschiedliche akustische Umgebungssituationen können dabei unterschiedliche
Regeln bzw. Regelsätze zur Anwendung kommen. Unter diesen Erläuterungen ist insbesondere
auch zu verstehen, dass Informationen von der Fernbedienungseinheit 12 in der Übertragungseinheit
5 aufgrund von Angaben des Signalverarbeitungsteils 8, im Besonderen Informationen
der Signalidentifikationseinheit 10 d.h. Angaben über die momentane akustische Umgebungssituation,
interpretiert werden. Vom Benutzer aus gesehen bedeutet dies, dass den Tasten 14,
15 der Fernbedienungseinheit 12 automatisch, d.h. in Abhängigkeit einer momentanen
Umgebungssituation, verschiedene Funktionen zugeordnet werden.
[0026] Im Folgenden werden hierzu einige Beispiele mit verschiedenen akustischen Umgebungssituationen
und den dazugehörenden Einstellmöglichkeiten angegeben:
[0027] In einer ruhigen Umgebung wird den Tasten 14, 15 beispielsweise die Kontrolle über
die Lautstärke übertragen.
[0028] In einer geräuschvollen Umgebung, wie sie beispielsweise in einem Restaurant anzutreffen
ist, wird den Tasten 14, 15 beispielsweise die Kontrolle über die Klangbalance (tone
balance) und/oder über Parameter eines verwendeten Mehrmikrophonsystems übertragen.
Wird die Klangbalance über die beiden Tasten 14, 15 gesteuert, so können durch Betätigen
der Taste 14 bzw. 15 hochfrequente Signalanteile angehoben und/oder tieffrequente
Signalanteile abgesenkt, bzw. umgekehrt werden. Weitere Angaben zur Klangbalance können
der Publikation von Harvey Dillon mit dem Titel "Hearing Aids" (Boomerang Press, 2001,
ISBN 1-58890-052-5), insbesondere dessen Kapitel 11.1.6 mit dem Untertitel "Tonal
quality" (Seite 308) entnommen werden. Für weitere Informationen zu Multimikrophonsystemen
wird auf Kapitel 7.1 mit dem Untertitel "Multi-Microphone and Other Directional Hearing
Aids" (Seiten 188 bis 195) der gleichen Publikation verwiesen.
[0029] Die akustische Umgebungssituation in einem Fahrzeug lässt sich durch stationäres
Rauschen bzw. durch tieffrequente stationäre Hintergrundgeräusche charakterisieren.
Entsprechend den Ausführungen in Kapitel 7.2 mit dem Untertitel "Single-Microphone
Noise Reduction" in der erwähnten Publikation (Seiten 195 bis 198) können den Tasten
14, 15 die Parameter entsprechend einem Tiefpassfilter oder entsprechend einem bei
tiefen Frequenzen arbeitenden Kompressor zugewiesen werden.
[0030] Schliesslich besteht bei einer akustischen Umgebungssituation mit Musik die Möglichkeit,
den Tasten 14, 15 einerseits die Verstärkung (Lautstärke), anderseits die Kompression
zuzuweisen, mit dem Ziel, hohe Frequenzen bei gleichzeitiger möglichst grosser Bandbreite
zu verstärken.
[0031] In Anwendung obiger Ausführungen zu den Einstellungsmöglichkeiten eines Hörgerätes
bei Umgebungsgeräuschen mit Musik können Einstellungen bei industriellen Umgebungsgeräuschen,
wie sie durch Produktionsmaschinen entstehen, oder in anderen Umgebungssituationen
generiert werden.
[0032] Ungeachtet der erkannten akustischen Umgebungssituation besteht die Möglichkeit in
einer weiteren Ausführungsform der Erfindung, dass die Einstellungen, welche durch
den Hörgerätträger durch Betätigen der Fernbedienungseinheit 12 erwirkt worden sind,
im Hörgerät aufgezeichnet werden. Insbesondere wenn solche manuellen Übersteuerungen
durch den Hörgerätträger in gleicher oder ähnlicher Weise wiederholt vorgenommen werden,
ist gemäss einer weiteren Ausführungsform der Erfindung vorgesehen, die manuellen
Einstellungen permanent zu speichern, um sie jeweils bei Auftreten der jeweiligen
akustischen Umgebungssituation automatisch, quasi als Initialeinstellung, wiederum
einzustellen.
[0033] Denkbar ist in diesem Zusammenhang eine Ausführungsform der Erfindung, bei der die
erwähnte automatische Einstellbarkeit durch den Akustiker vorgegeben wird, d.h. der
Akustiker legt zusammen mit dem Hörgerätträger fest, ob mehrmals vorgenommene manuelle
Änderungen automatisch nach einer gewissen Zeit zur Initialeinstellung hinzugefügt
werden sollen oder ob die Änderungen lediglich aufgezeichnet werden und beim nächsten
Anpassvorgang beim Akustiker durch diesen nach Diskussion mit dem Hörgerätträger eventuell
zur Initialeinstellung hinzugefügt werden sollen.
[0034] In Bezug auf die Aufzeichnungsmöglichkeiten von Parametern und anderen Informationen
im Hörgerät wird der Vollständigkeit halber auf die europäische Patentanmeldung mit
der Veröffentlichungsnummer EP-1 320 282 verwiesen, deren Offenbarungsinhalt hiermit
Bestandteil dieser Anmeldung wird.
[0035] Das vorstehend beschriebene Hörgerätesystem dient im Sinne einer Hörhilfe zur Korrektur
eines geschädigten Hörvermögens einer Person. Das erfindungsgemäss Verfahren und das
erfindungsgemässe Hörgerätekonzept können aber sinngemäss auch bei anderen akustischen
Kommunikationssystemen, wie z.B. bei Funkgeräten, angewendet bzw. eingesetzt werden.
Des Weiteren ist die Erfindung insbesondere auch bei binauralen Hörgeräten anwendbar,
wobei es denkbar ist, dass Informationen in einem der beiden Hörgeräte oder in beiden
Hörgeräten aufgezeichnet werden. Werden lediglich in einem der zwei Hörgeräte Informationen
aufgezeichnet, so besteht eine erste Ausführungsform darin, Informationen von beiden
Hörgeräten aufzuzeichnen. Eine zweite, und damit vereinfachte Ausführungsform besteht
im Aufzeichnen von Informationen von einem Hörgerät allein.
Bezugszeichenliste
[0036]
- 1
- Hörgerät
- 2a, 2b
- Mikrofon
- 3
- Hörer (Lautsprecher)
- 4
- Analog/Digital-Wandler
- 5
- Uebertragungseinheit
- 6
- Digital/Analog-Wandler
- 7
- Parametersatz
- 8
- Signalverarbeitungsteil
- 9
- Signalanalyseeinheit
- 10
- Signalidentifikationseinheit
- 11
- Eingabeteil
- 12
- Fernbedienungseinheit
- 13
- Gehäuse
- 14, 15
- Taste
1. Verfahren zum Anpassen eines Hörgerätes (1) an eine momentane akustische Umgebungssituation,
wobei im Hörgerät (1) ein zur Umgebungssituation gehörender, im Hörgerät (1) gespeicherter
Parametersatz (7) eingestellt wird, dadurch gekennzeichnet, dass Parameter (P1-Pn) des eingestellten Parametersatzes (7) mittels eines durch den Hörgeräteträger
betätigbaren Eingabeteils (11) gemäss dem Hörwunsch des Hörgeräteträgers verstellt
werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die momentane akustische Umgebungssituation, vorzugsweise im Hörgerät, automatisch
identifiziert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Parameter (P1-Pn) des eingestellten Parametersatzes (7) ausgehend von einem eingestellten
Nennwert (N) innerhalb eines vorgegebenen Regelbereichs (A-B) jeweils in einer von
zwei entgegengesetzten Richtungen (C, D) verstellt werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Parameter (P1-Pn) des Parametersatzes (7) gleichzeitig und gemeinsam nach vorgegebenen
Regeln, bzw. Regelsätzen verstellt werden.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Verstellen der Parameter (P1-Pn) des Parametersatzes (7) im Sinne von "besseres
Verstehen" einerseits und im Sinne von "angenehmeres Hören" andererseits vorgenommen
wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die gemäss dem Hörwunsch des Hörgeräteträgers verstellten Parametersätze abgespeichert
werden.
7. Verfahren nach Anspruche 6, dadurch gekennzeichnet, dass ein ursprünglich abgespeicherter, einer bestimmten akustischen Umgebungssituation
zugeordneter Parametersatz (7) durch den entsprechenden korrigierten, durch den Hörgeräteträger
verstellten Parametersatz ersetzt wird, falls für diese bestimmte akustische Umgebungssituation
der ursprünglich abgespeicherte Parametersatz (7) durch den Hörgeräteträger mehrmals
auf dieselbe Weise geändert worden ist.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass im Hörgerät (1) zuerst aus Signalen, die aus der momentanen akustischen Umgebungssituation
aufgenommen werden, charakteristische Merkmale extrahiert werden und dann aufgrund
der extrahierten Merkmale die momentane akustische Umgebungssituation ermittelt wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass eine Auswahl der zu verstellenden Parameter (P1-Pn) und/oder die Veränderung von
Parameterwerten in Abhängigkeit der momentanen akustischen Umgebungssituation erfolgt.
10. Hörgerätesystem mit einem Hörgerät (1), das eine Übertragungseinheit (5), die eingangsseitig
mit mindestens einem Mikrofon (2a, 2b) und ausgangsseitig mit einem Hörer (6) wirkverbunden
ist und die in ihren Übertragungseigenschaften auf verschiedene, durch gespeicherte
Parametersätze (7) bestimmte Übertragungscharakteristika einstellbar ist, und mit
einem durch den Hörgeräteträger betätigbaren, mit der Übertragungseinheit (5) wirkverbundenen
Eingabeteil (11), dadurch gekennzeichnet, dass mittels des Eingabeteils (11) die Parameter (P1-Pn) des eingestellten, die momentane
Übertragungscharakteristik der Übertragungseinheit (5) bestimmenden Parametersatzes
(7) gemäss dem Hörwunsch des Hörgeräteträgers verstellbar sind.
11. Hörgerätsystem nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass das Hörgerät (1) einen mit dem Eingangssignal der Übertragungseinheit (5) beaufschlagbaren
Signalverarbeitungsteil (8) aufweist, in dem die jeweilige momentane akustische Umgebungssituation
identifizierbar und ein Einstellen des zur identifizierten Umgebungssituation gehörenden
Parametersatzes (7) in der Übertragungseinheit (5) bewirkbar ist.
12. Hörgerätsystem nach Anspruch 10 oder 11, dadurch gekennzeichnet, dass mittels des Eingabeteils (11) die Parameter (P1-Pn) des eingestellten Parametersatzes
(7) ausgehend vom einem eingestellten Nennwert (N) innerhalb eines vorgegebenen Regelbereichs
(A-B) jeweils in einer von zwei entgegengesetzten Richtungen (C, D) verstellbar sind,
wobei vorzugsweise das Verstellen der Parameter (P1-Pn) des Parametersatzes (7) gleichzeitig
und gemeinsam nach vorgegebenen, im Hörgerät (1) abgespeicherten Regeln, bzw. Regelsätzen
erfolgt.
13. Hörgerätesystem nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass mittels des Eingabeteils (11) das Verstellen der Parameter (P1-Pn) des eingestellten
Parametersatzes (7) im Sinne von "besseres Verstehen" einerseits und im Sinne von
"angenehmeres Hören" andererseits erfolgt.
14. Hörgerätesystem nach einem der Ansprüche 10 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass der Signalverarbeitungsteil (8) eine mit dem mindestens einen Mikrofon (2a, 2b) wirkverbundene
Signalanalyseeinheit (9), die aus, mit dem mindestens einen Mikrofon (2a, 2b) aus
der momentanen akustischen Umgebungssituation aufgenommenen Signalen charakteristische
Merkmale extrahiert, sowie eine an den Ausgang der Signalanalyseeinheit (9) angeschlossene
Signalidentifikationseinheit (10) aufweist, in der aufgrund der extrahierten Merkmale
die momentane akustische Umgebungssituation ermittelt wird und die ausgangseitig mit
der Übertragungseinheit (5) verbunden ist.
15. Hörgerätesystem nach einem der Ansprüche 10 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass der Eingabeteil (11) für eine manuelle Eingabe mittels einer Tastatur (14, 15) ausgelegt
ist.
16. Hörgerätesystem nach einem der Ansprüche 10 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass der Eingabeteil (11) für eine sprachgesteuerte Eingabe ausgelegt ist.
17. Hörgerätesystem nach einem der Ansprüche 10 bis 16, dadurch gekennzeichnet, dass der Eingabeteil (11) als eine vom Hörgerät getrennte Fernbedienungseinheit (12) ausgebildet
ist und mit der Übertragungseinheit (5) drahtlos verbunden ist.
18. Hörgerätesystem nach einem der Ansprüche 10 bis 17, dadurch gekennzeichnet, dass der Eingabeteil (11) in das Hörgerät (1) integriert ist.
19. Hörgerätesystem nach Anspruch 15 und einem der Ansprüche 12 oder 13, dadurch gekennzeichnet, dass die Tastatur des Eingabeteils (11) zwei Tasten (14, 15) aufweist, von denen jede
zum Verstellen der Parameter (P1-Pn) eines Parametersatzes (7) in einer der beiden
entgegengesetzten Richtungen (C, D) dient.