[0001] Die Erfindung betrifft ein Hörgerätesystem mit einem seitenspezifisch ausgebildeten
linken Hörhilfegerät zum Tragen hinter dem linken Ohr und einem seitenspezifisch ausgebildeten
rechten Hörhilfegerät zum Tragen hinter dem rechten Ohr.
[0002] Die EP 0 499 699 B1 beschreibt ein hinter dem Ohr tragbares Hörhilfegerät mit mehreren
Schalleintrittsöffnungen und wenigstens zwei Mikrofonen, die wahlweise mittels eines
elektronischen Schalters jeweils einzeln oder parallel verbunden an einem Verstärker
anschließbar sind. Hierbei lässt sich die Richtcharakteristik durch eine elektrische
Schaltung verändern.
[0003] Zur Verbesserung des Richtungshörens ist bei einem aus der DE 199 08 194 C1 bekannten,
hinter dem Ohr tragbaren Hörhilfegerät mit wenigstens einem aus wenigstens zwei Mikrofonen
bestehenden Mikrofonsystem vorgesehen, dass die Schalleintrittsöffnung wenigstens
eines Mikrofons vom Kopf des Hörgeräteträgers seitlich ausgerichtet ist. Zur Verbesserung
der Ausrichtung sowie des Sitzes des hinter dem Ohr tragbaren Hörhilfegerätes ist
an der dem Kopf zugewandten Gehäusewand (Gehäuseschale) eine An- oder Ausformung vorgesehen,
durch die das gesamte Hörgerätegehäuse zur Blickrichtung des Hörgeräteträgers hin
geschwenkt wird.
[0004] Aus der DE 199 25 907 A1 ist ein hinter dem Ohr tragbares Hörhilfegerät bekannt,
das ein auf das Hörgerätegehäuse aufgesetztes und über ein Kugelgelenk mit dem Gehäuse
verbundenes Mikrofonsystem umfasst. Durch das Kugelgelenk ist das Mikrofonsystem in
horizontaler und vertikaler Richtung schwenkbar. Nachteilig bei dem bekannten Hörhilfegerät
ist das aufwendige und störanfällige Mikrofonsystem.
[0005] Aus der DE 698 06 040 T2 ist ein Hörgerät mit einer Mikrofonanordnung bekannt, bei
dem vier Mikrofone an einem linken und vier an einem rechten Brillenbügel, also in
zwei in etwa parallelen Geraden, angeordnet sind.
[0006] Aus der US 6,327,370 ist eine im Ohr tragbare Hörhilfe mit einer Mikrofonanordnung
bekannt, bei der vier Schalleintrittsöffnungen in einer geraden Reihe angeordnet sind.
[0007] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, die Richtwirkung bei einem hinter dem
Ohr tragbaren Hörhilfegerät zu verbessern.
[0008] Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Hörgerätesystem mit einem seitenspezifisch ausgebildeten
linken Hörhilfegerät zum Tragen hinter dem linken Ohr und einem seitenspezifisch ausgebildeten
rechten Hörhilfegerät zum Tragen hinter dem rechten Ohr, wobei die Hörhilfegeräte
jeweils wenigstens ein Gehäuse und ein in dem Gehäuse angeordnetes Mikrofonsystem
umfassen, wobei dem Mikrofonsystem wenigstens drei Schalleintrittsöffnungen in dem
Gehäuse zugeordnet sind, wobei die Schalleintrittsöffnungen wenigstens im Wesentlichen
entlang einer Geraden angeordnet sind und wobei die jeweilige Gerade bei dem hinter
dem linken bzw. hinter dem rechten Ohr getragenen Hörhilfegerät gegenüber einem symmetrisch
ausgebildeten Hörhilfegerät zur Geradeaus-Blickrichtung eines Hörgeräteträgers hin
geschwenkt ist.
[0009] Hinter dem Ohr tragbare Hörhilfegeräteweisen üblicherweise eine symmetrische Gehäuseform
auf. Dadurch können sie wahlweise sowohl am linken als auch am rechten Ohr getragen
werden. Weiterhin besitzen moderne, hinter dem Ohr tragbare Hörhilfegeräte Twin- bzw.
Multi-Mikrofon-Systeme (Mikrofonsysteme mit zwei oder mehr Mikrofonen), mit deren
Hilfe Richtmikrofone mit - bezogen auf die Hörgerätegehäuse - nach vorne gerichteten
Dipolen (Sensibilitätskeulen) gebildet werden. Bei einer symmetrischen Gehäuseform
werden die nach vorne gerichteten Dipole bei getragenen Hörhilfegeräten durch die
Anatomie des Kopfes in natürlicher Weise vom Kopf derart gedreht, dass sich die sensitivste
Stelle dieser Dipole in einem Winkel von ca. 25° bis 45° bezüglich der Geradeaus-Blickrichtung
des Hörgeräteträgers befindet.
[0010] Durch die seitenspezifische Ausprägung der Hörhilfegerätegehäuse, also die Ausbildung
als "linkes" und "rechtes" Hörhilfegerät, werden bei bestimmungsgemäß getragenen Hörhilfegeräten
gemäß der Erfindung die Dipole wieder in Richtung der Geradeaus-Blickrichtung des
Hörgeräteträgers geschwenkt. Die durch das Tragen am Kopf hervorgerufene Drehung der
Dipole kann durch den asymmetrischen, physiognomisch an den Kopf und die Ohren des
Hörgeräteträgers angepassten Aufbau der Hörhilfegeräte bezüglich der Anordnung der
Schalleintrittsöffnungen der Mikrofone teilweise bzw. vollständig kompensiert werden.
Dadurch wird in einfacher Weise die Schallaufnahme von vorne verbessert, wie dies
auch ohne Versorgung durch ein Hörhilfegerät durch die natürliche Form der Ohrmuschel
erreicht wird.
[0011] Die aus der Erfindung resultierende Richtkeule ist gegenüber einem symmetrischen
Hörhilfegerät bei getragenem Hörhilfegerät stärker in Blickrichtung des Hörgeräteträgers
ausgerichtet und ermöglicht somit ein verbessertes Verstehen von Sprache bzw. Nutzschall.
Dabei können durch die spezielle Anordnung der Schalleintrittsöffnungen und je nach
zugrundliegender Ordnung des Richtungsdipols beispielsweise bei einem Mikrofonsystem
zweiter Ordnung zwischen 0,5 dB und 1 dB an Richtwirkung (Bündelungsmaß) gegenüber
einem symmetrischen Hörhilfegerät gewonnen werden. Bei Mikrofonsystemen höherer Ordnung
ist sogar ein noch größerer Gewinn möglich.
[0012] Die Schalleintrittsöffnungen der Mikrofone eines hinter dem Ohr tragbaren Hörhilfegerätes
gemäß der Erfindung sind - zumindest näherungsweise - entlang einer Geraden angeordnet.
Vorteilhaft ist diese Gerade bei getragenem Hörhilfegerät in Geradeaus-Blickrichtung
des Hörgeräteträgers ausgerichtet.
[0013] Dadurch wird erreicht, dass durch das Mikrofonsystem die Schallanteile am Besten
erfasst werden, die aus der Blickrichtung des Hörgeräteträgers in das Mikrofonsystem
einfallen. Es bewirkt aber auch bereits das Schwenken der Geraden um wenige Grad in
Blickrichtung bei einem Hörhilfegerät gemäß der Erfindung gegenüber einem herkömmlichen,
symmetrisch ausgebildeten Hörhilfegerät eine deutliche Verbesserung der Richtwirkung,
auch wenn die Ausrichtung der Geraden noch nicht mit der Blickrichtung übereinstimmt.
[0014] Weiterhin vorteilhaft liegen bei einem Hörhilfegerät gemäß der Erfindung bei getragenem
Hörhilfegerät und Geradeaus-Blickrichtung die Schalleintrittsöffnungen, bzw. eine
durch die Schalleintrittsöffnungen verlaufende Gerade, in einer horizontalen Ebene.
Dadurch stimmt die Sensitivitätskeule bei getragenem Hörhilfegerät auch in horizontaler
Richtung besser mit der Geradeaus-Blickrichtung des Hörgeräteträgers überein.
[0015] Zur Ausrichtung der Schalleintrittsöffnungen der Mikrofone bei einem hinter dem Ohr
tragbaren Hörhilfegerät bietet die Erfindung mehrere Möglichkeiten. So sind bei einer
Ausführungsform der Erfindung das Gehäuse des linken Hörhilfegerätes sowie das Gehäuse
des rechten Hörhilfegerätes - zumindest in dem Bereich der Schalleintrittsöffnungen
- seitenspezifisch ausgebildet. So wird vorteilhaft bereits durch die Gehäuseform
die Anordnung der Schalleintrittsöffnungen festgelegt. Nachteilig ist allerdings das
Erfordernis, zwei verschiede Gehäuse für linkes und rechtes Hörhilfegerät herstellen
zu müssen.
[0016] Bei einer anderen Ausführungsform der Erfindung ist das Gehäuse eines hinter dem
Ohr tragbaren Hörhilfegerätes gemäß der Erfindung in modularer Weise aufgebaut. Dabei
setzt sich das Gehäuse aus einem Basismodul und einem Mikrofonmodul zusammen, wobei
das Basismodul symmetrisch und das Mikrofonmodul seitenspezifisch ausgeprägt ist.
Dies hat den Vorteil, dass das linke und das rechte Hörhilfegerät im Wesentlichen
übereinstimmen, da für diese die gleichen Basismodule verwendet werden können. Lediglich
im Bereich der Mikrofone wird dann zwischen dem linken und dem rechten Hörhilfegerät
unterschieden. Neben dieser Unterscheidung kann durch unterschiedlich ausgebildete
Mikrofonmodule für ein und dieselbe Seite des Kopfes auch eine Anpassung an unterschiedliche
anatomische Gegebenheiten erfolgen. Weiterhin können durch unterschiedliche Mikrofonmodule
in einfacher Weise Hörhilfegeräte mit unterschiedlichen funktionellen Leistungsmerkmalen
hergestellt werden. Zum Beispiel können so Hörhilfegerät mit drei oder vier Mikrofonen
angeboten werden, die sich lediglich bei den Mirkofonmodulen unterscheiden.
[0017] Eine weitere Ausführungsform der Erfindung sieht vor, dass bei einem Hörgerätesystem
mit einem linken und einem rechten Hörhilfegerät gemäß der Erfindung bei symmetrischen
Hörgerätegehäusen lediglich die Schalleintrittsöffnungen seitenspezifisch in dem jeweiligen
Gehäuse angeordnet sind. Dies lässt sich beispielsweise durch Gehäuse mit einem zumindest
im Bereich der Schalleintrittsöffnungen der Mikrofone im Wesentlichen keilförmigen
Querschnitt erreichen. Ein derartiges Hörhilfegerät ist also an der bei getragenem
Hörhilfegerät vorne, in Blickrichtung, liegenden Gehäuseseite wesentlich schmäler
als an der hinteren Gehäuseseite. Dann entsteht bereits durch die Anordnung der Schalleintrittsöffnungen
auf der linken bzw. auf der rechten Seite eines Gehäuses eine seitenspezifische Ausprägung
der Hörhilfegeräte. Dies hat den Vorteil, dass im Wesentlichen identische Gehäuse
hergestellt werden können, die sich lediglich in der Anordnung ihrer Schalleintrittsöffnungen
für die Mikrofone unterscheiden. Diese lassen sich dann vorteilhaft auch nachträglich,
z.B. durch Bohren, in die vorgefertigten Gehäuse einbringen.
[0018] Eine weitere Ausführungsform der Erfindung sieht vor, dass die Mikrofone eines Hörhilfegerätes
gemäß der Erfindung auf einem Mikrofonträger angeordnet sind. Dies ist insbesondere
in Verbindung mit Hörhilfegeräten mit symmetrischem Gehäuse für das linke und das
rechte Hörhilfegerät und lediglich seitenspezifischer Anordnung der Schalleintrittsöffnungen
vorteilhaft, da so die seitenspezifische Ausprägung der Hörhilfegeräte allein durch
eine seitenspezifische Anordnung der Mikrofone auf dem jeweiligen Mikrofonträger bewirkt
werden kann. Zur Herstellung unterschiedlicher linker und rechter Hörhilfegeräte ist
somit nur noch die Herstellung unterschiedlicher Mikrofoneinheiten mit jeweils einem
Mikrofonträger und mehreren Mikrofonen erforderlich. Dabei sieht eine Weiterbildung
dieser Ausführungsform vor, dass insbesondere die Mikrofonträger seitenspezifisch
ausgebildet sind. Dadurch lassen sich in einfacher Weise unterschiedliche Mikrofoneinheiten
mit mehreren Mikrofonen und einem Mikrofonträger für linke bzw. rechte Hörhilfegeräte
herstellen.
[0019] Zur Versorgung eines Hörgeräteträgers mit einem Hörgerätesystem gemäß der Erfindung
kann ein Akustiker vorteilhaft auch mehrere unterschiedliche Ausführungsformen von
Hörgerätesystemen gemäß der Erfindung vorhalten. So können beispielsweise Hörhilfegeräte,
die eine Drehung des Dipols um 15°, 20° oder 25° gegenüber symmetrisch ausgebildeten
Hörhilfegeräten bewirken, vorgehalten werden. Je nach den individuellen anatomischenGegebenheiten
des Hörgeräteträgers kann dann das für den Hörgeräteträger optimale Hörgerätesystem
ausgewählt werden.
[0020] Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
Beschreibung von Ausführungsbeispielen. Es zeigen:
Figur 1 ein Hörgerätesystem mit seitenspezifischen, hinter dem linken Ohr bzw. hinter
dem rechten Ohr getragenen Hörhilfegeräten,
Figur 2 ein hinter dem linken Ohr tragbares Hörhilfegerät mit einem Mikrofonmodul
und
Figur 3 eine Mikrofoneinheit mit drei Mikrofonen und einem seitenspezifisch ausgebildeten
Mikrofonträger.
[0021] Figur 1 zeigt in schematischer, stark vereinfachter Darstellung ein Hörgerätesystem
1, 2 mit einem bestimmungsgemäß hinter dem linken Ohr getragenen Hörhilfegerät 1 und
einem hinter dem rechten Ohr getragenen Hörhilfegerät 2. Bei einem herkömmlichen,
hinter dem Ohr tragbaren Hörhilfegerät mit einem Richtmikrofonsystem ist der bezüglich
des Hörgerätegehäuses nach vorne gerichtete Dipol des Richtmikrofonsystems, dessen
Ausrichtung insbesondere durch eine durch die Schalleintrittsöffnungen der Mikrofone
verlaufende Gerade bestimmt wird, üblicherweise in einem Winkel zwischen 25 und 45°
bezüglich der Geradeaus-Blickrichtung 3 eines Hörgeräteträgers 4 seitlich nach außen
geschwenkt. Anders hingegen bei dem Hörgerätesystem 1, 2 gemäß der Erfindung. Bei
diesem sind die Dipole 5A, 5B, ausgehend von einem herkömmlichen Hörgerätesystem,
zur Geradeaus-Blickrichtung 3 des Hörgeräteträgers 4 hin geschwenkt. Dabei bewirkt
bereits eine Verschiebung der Dipole um wenige Grad hin zur Blickrichtung eine deutliche
Verbesserung der Richtwirkung. Die seitenspezifische Ausprägung der Hörhilfegeräte
1 und 2 des Hörgerätesystems 1, 2 gemäß Figur 1 erfolgt in dem Ausführungsbeispiel
durch einen im Wesentlichen keilförmig ausgebildeten Gehäusequerschnitt der Hörhilfegeräte
1 und 2 sowie die seitliche, vom Kopf wegweisende Ausrichtung der Schalleintrittsöffnungen
6A, 6B, 6C bzw. 7A, 7B, 7C der Mikrofone 8A, 8B, 8C bzw. 9A, 9B, 9C.
[0022] Durch eine spezielle seitenspezifische Ausprägung der Hörhilfegeräte 1, 2 kann die
Ausrichtung der Dipole 5A, 5B vorteilhaft - zumindest näherungsweise - auch mit der
Geradeaus-Blickrichtung 3 in Übereinstimmung gebracht werden. Es ist sogar möglich,
die durch die Schalleintrittsöffnungen 6A, 6B, 6C bzw. 7A, 7B, 7C der Mikrofone 8A,
8B, 8C bzw. 9A, 9B, 9C verlaufenden Geraden, wie in Figur 1 dargestellt, so auszurichten,
dass sich diese vor dem Hörgeräteträger 4 schneiden. Insgesamt ermöglicht es die Erfindung
somit, die durch das Tragen hinter dem linken bzw. dem rechten Ohr verursachte Drehung
der Dipole der Richtmikrofonsysteme teilweise oder vollständig zu kompensieren.
[0023] Figur 2 zeigt ein hinter dem Ohr tragbares Hörhilfegerät 10 in Modulbauweise. Das
Hörhilfegerät 10 umfasst ein Basismodul 11 mit einer Batteriekammer 12 zur Anordnung
einer Batterie 13 zur Spannungsversorgung des Hörhilfegerätes 10, einer Signalverarbeitungselektronik
14 und einen MTO-Schalter 15 zum Ausschalten des Hörhilfegerätes (Schaltstellung O)
sowie zum Ein- und Umschalten des Empfangs zwischen Mikrofon (Schaltstellung M) und
Telefonspule (Schaltstellung T). Weiterhin umfasst das Hörhilfegerät 10 ein Mikrofonmodul
16 mit drei Schalleintrittsöffnungen 17A, 17B, 17C. Das Mikrofonmodul 16 ist insbesondere
durch die Schalleintrittsöffnungen 17A, 17B, 17C seitenspezifisch ausgebildet. So
zeigt Figur 2 ein Mikrofonmodul 16 für ein bestimmungsgemäß hinter dem linken Ohr
getragenes Hörhilfegerät, da sich bei dem gezeigten Mikrofonmodul 16 nur auf der linken,
aus der Zeichnung ersichtlichen Seite des Gehäuses Schalleintrittsöffnungen der Mikrofone
befinden. Jeweils einer Schalleintrittsöffnung ist ein Mikrofon 18A, 18B bzw. 18C
zugeordnet, in denen ein akustisches Eingangssignal in elektrische Eingangssignale
umgewandelt wird. Ferner umfasst das Mikrofonmodul 16 einen Hörer 19 zur Rückverwandlung
eines elektrischen Ausgangssignals in ein akustisches Ausgangssignal.
[0024] Gemäß der Erfindung sind die Schalleintrittsöffnungen 17A, 17B und 17C entlang einer
Geraden 20 angeordnet. Weiterhin ist das Gehäuse des Mikrofonmoduls 16 so gestaltet,
dass es im Bereich der hinteren Schalleintrittsöffnung 17C verhältnismäßig breit und
im Bereich der vordern Schalleintrittsöffnung 17A verhältnismäßig schmal ist. Dadurch
wird die durch die drei Schalleintrittsöffnungen 17A, 17B und 17C verlaufende Gerade
20 bei getragenem Hörhilfegerät 10 zur Blickrichtung des Hörgeräteträgers hin geschwenkt.
[0025] Ein Mikrofonmodul für ein bestimmungsgemäß hinter dem rechten Ohr getragenes Hörhilfegerät
ist entsprechend dem Mikrofonmodul 16 spiegelbildlich ausgebildet und bewirkt ebenfalls
eine Drehung der bei einem herkömmlichen Hörhilfegerät vom Kopf seitlich wegweisenden
Geraden durch die Schalleitrittsöffnungen der Mikrofone hin zur Blickrichtung.
[0026] Anders als bei dem gezeigten Ausführungsbeispiel gemäß Figur 2, bei dem jede Schalleintrittsöffnung
17A, 17B und 17C einem omnidirektionalen Mikrofon 18A, 18B und 18C zugeordnet ist,
können bei einem Hörhilfegerät gemäß der Erfindung auch ein oder mehrere Gradientenmikrofone
verwendet werden, die von sich aus, also ohne die Verschaltung mehrerer Mikrofone,
eine Richtwirkung bewirken und bei denen einem Mikrofon wenigstens zwei Schalleintrittsöffnungen
zugeordnet sind.
[0027] Zum Tragen des Hörhilfegerätes 10 hinter dem Ohr ist das Hörhilfegerät in bekannter
Weise mit einem Traghaken 21 versehen. Der modulare Aufbau des Hörhilfegerätes 10
mit einem Basismodul 11, das gleichsam bei einem linken und einem rechten Hörhilfegerät
verwendet werden kann, sowie einem Mikrofonmodul 16, das die seitenspezifische Ausprägung
des Hörhilfegerätes 10 bewirkt, lassen sich die Herstellungskosten des Hörgerätesystems
minimieren. Ferner ist es möglich, bei Hörhilfegeräten für dieselbe Kopfseite unterschiedliche
Mikrofonmodule anzubieten, die unterschiedlichen anatomischen Gegebenheiten Rechnung
tragen. So können beispielsweise Mikrofonmodule vorgehalten werden, die eine Drehung
des Dipols des Mikrofonsystems um 15, 20 oder 25° bewirken. Weiterhin können Hörhilfegeräte
mit drei, vier oder mehr Mikrofonen angeboten werden. So lässt sich lediglich durch
Wahl unterschiedlicher Mikrofonmodule eine Vielzahl unterschiedlicher Hörhilfegeräte
anbieten.
[0028] Figur 3 zeigt ein Ausführungsbeispiel einer Mikrofoneinheit 30, die in ein hinter
dem Ohr tragbares Hörhilfegerät gemäß der Erfindung eingesetzt werden kann. Die Mikrofoneinheit
30 umfasst drei omnidirektionale Mikrofone 31, 32 und 33, die auf einem Mikrofonträger
34 angeordnet sind. Bei den Mikrofonen 31-33 handelt es sich um omnidirektionale Mikrofone,
die durch eine geeignete elektrische Verschaltung (nicht dargestellt) zu einem Mikrofonsystem
maximal zweiter Ordnung verschaltbar sind. Der Mikrofonträger 34 ist ferner mit Kontakten
31A, 31B, 31C; 32A, 32,B, 32C sowie 33A, 33B, 33C versehen, mittels derer eine Kontaktierung
der Mikrofone 31-33 erfolgt. Weiterhin ist der Mikrofonträger 34 zur Signalweiterleitung
mit Leiterbahnen 35-39 versehen. Zur Vereinfachung der Montage kann die Mikrofoneinheit
30 somit als eigenständige Baueinheit vorgefertigt werden. Ferner ist es auch möglich,
dass die elektronische Schaltung zur Bildung eines Richtmikrofonsystems aus den drei
omnidirektionalen Mikrofonen 31, 32 und 33 ebenfalls direkt auf dem Mikrofonträger
34 angeordnet ist (nicht dargestellt).
[0029] Bei der Mikrofoneinheit 30 im Ausführungsbeispiel gemäß Figur 3 ist ersichtlich,
dass die Mikrofone 31-33 nicht entlang einer geraden Linie 40 angeordnet sind. Vielmehr
sind die Mikrofone 31-33 um einen Winkel α versetzt entlang einer Geraden 41 angeordnet.
Die Mikrofoneinheit 30 ist dadurch besonders geeignet zum Einbau in ein Hörhilfegerät
mit keilförmigem Querschnitt gemäß der Erfindung. Dabei kann das Gehäuse des Hörhilfegerätes
an sich durchaus symmetrisch aufgebaut sein. Durch die Verbindung mit dem Mikrofonsystem
30 wird aus einem Hörhilfegerät mit symmetrischem Gehäuse ein seitenspezifisches Hörhilfegerät.
Um ein Hörgerätesystem mit einem bestimmungsgemäß hinter dem linken Ohr und einem
hinter dem rechten Ohr getragenen Hörhilfegerät zu erzeugen, müssen dann lediglich
entsprechend unterschiedliche Mikrofoneinheiten 30 in entsprechende Hörgerätegehäuse
eingesetzt und gegebenenfalls die Schalleintrittsöffnungen der bei getragenen Hörhilfegeräten
jeweils proximalen Gehäuseseite verschlossen werden.
[0030] Neben dem gezeigten Ausführungsbeispiel mit unterschiedlichen Mikrofoneinheiten zur
Herstellung eines linken sowie eines rechten Hörhilfegerätes können bei einem Hörhilfegerät
nach der Erfindung natürlich auch gleiche Mikrofoneinheiten für ein linkes und ein
rechtes Hörhilfegerät vorgesehen sein. Darüber hinaus müssen die Mikrofone auch nicht
notwendig versetzt auf einem Mikrofonträger angeordnet sein. Der Einbau in die unterschiedlichen
Hörhilfegeräte braucht hierzu nur spiegelbildlich zu erfolgen. Dennoch erhält man
dadurch gemäß der Erfindung seitenspezifische Hörhilfegeräte, da dann ja bei dem einen
Hörhilfegerät die Schalleintrittsöffnungen auf der linken Gehäuseseite und bei dem
anderen Hörhilfegerät auf der rechten Gehäuseseite liegen.
1. Hörgerätesystem mit einem seitenspezifisch ausgebildeten linken Hörhilfegerät (1,
10) zum Tragen hinter dem linken Ohr und einem seitenspezifisch ausgebildeten rechten
Hörhilfegerät (2) zum Tragen hinter dem rechten Ohr, wobei die Hörhilfegeräte (1,
2; 10) jeweils wenigstens ein Gehäuse und ein in dem Gehäuse angeordnetes Mikrofonsystem
umfassen, wobei dem Mikrofonsystem wenigstens drei Schalleintrittsöffnungen (6A, 6B,
6C; 7A, 7B, 7C; 17A, 17B, 17C) in dem Gehäuse zugeordnet sind, wobei die Schalleintrittsöffnungen
(6A, 6B, 6C; 7A, 7B, 7C; 17A, 17B, 17C) wenigstens im Wesentlichen entlang einer Geraden
(5A, 5B, 20) angeordnet sind und wobei die jeweilige Gerade (5A 5B; 20) bei dem hinter
dem linken bzw. hinter dem rechten Ohr getragenen Hörhilfegerät (1, 2; 10) gegenüber
einem symmetrisch ausgebildeten Hörhilfegerät zur Geradeaus-Blickrichtung (3) eines
Hörgeräteträgers (4) hin geschwenkt ist.
2. Hörgerätesystem nach Anspruch 1, wobei das Gehäuse des linken Hörhilfegerätes sowie
das Gehäuse des rechten Hörhilfegerätes seitenspezifisch ausgebildet sind.
3. Hörgerätesystem nach Anspruch 2, wobei die Gehäuse der Hörhilfegeräte (10) modular
aufgebaut sind und jeweils ein Basismodul (11) und ein Mikrofonmodul (16) umfassen
und wobei die Basismodule (11) symmetrisch und die Mikrofonmodule (16) seitenspezifisch
ausgebildet sind.
4. Hörgerätesystem nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei die den Mikrofonen (8A, 8B,
8C; 9A, 9B, 9C; 18A, 18B, 18C) zugeordneten Schalleintrittsöffnungen (6A, 6B, 6C;
7A, 7B, 7C; 17A, 17B, 17C) seitenspezifisch angeordnet sind.
5. Hörgerätesystem nach einem der Ansprüche 1 bis 4, wobei die Mikrofone (31, 32, 33)
auf einem Mikrofonträger (34) angeordnet sind.
6. Hörgerätesystem nach Anspruch 5, wobei die Mikrofone (31, 32, 33) und der Mikrofonträger
(34) eine Mikrofoneinheit bilden und wobei die Mikrofoneinheit seitenspezifisch zum
Einbau in ein hinter dem linken Ohr tragbares oder ein hinter dem rechten Ohr tragbares
Hörhilfegerät ausgebildet ist.
7. Hörgerätesystem nach einem der Ansprüche 1 bis 6, wobei die Gerade (5A, 5B, 20) bei
getragenem Hörhilfegerät (1, 2; 10) zumindest näherungsweise in einer horizontalen
Ebene verläuft.
8. Hörgerätesystem nach einem der Ansprüche 1 bis 7, wobei die Gehäuse der Hörhilfegeräte
(1, 2; 10) wenigstens im Bereich der Schalleintrittsöffnungen (6A, 6B, 6C; 7A, 7B,
7C; 17A, 17B, 17C) der Mikrofone (8A, 8B, 8C; 9A, 9B, 9C; 18A, 18B, 18C) einen zumindest
näherungsweise keilförmigen Querschnitt aufweisen, der sich in Richtung zum Tragehaken
(21) hin stark verjüngt und in entgegengesetzter Richtung stark verbreitert.