[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Rohren aus metallischem
Werkstoff in einem Planetenschrägwalzwerk, bei dem eine Rohrluppe dem Planetenschrägwalzwerk
zugeführt und zwischen einer Anzahl Walzen und einem dornförmigen Innenwerkzeug zum
Rohr gewalzt wird. Des weiteren betrifft die Erfindung ein Planetenschrägwalzwerk
zur Herstellung von Rohren aus metallischem Werkstoff.
[0002] Zur Herstellung von nahtlosen Rohren ist deren Fertigung in einem Planetenschrägwalzwerk
bekannt. Ein solches Verfahren und ein Planetenschrägwalzwerk ist beispielsweise in
der DE 101 07 567 A1 beschrieben. Dabei wird dem Planetenschrägwalzwerk eine Rohrluppe
zugeführt, die in einem Spalt zum Rohr gewalzt wird, der sich zwischen einer Anzahl
Planetenschrägwalzen und einem dornförmigen Innenwerkzeug bildet.
[0003] Durch die von den Walzen in das zu walzende Material eingebrachte Energie erwärmt
sich die Rohrluppe bzw. das Rohr sehr stark, so dass es einer Kühlung unterzogen werden
muss. Aus der DE 101 07 567 A1 ist es daher bekannt, die Rohrluppe zur Ausbildung
einer Kühlzone in der einlaufenden Umformzone des Walzwerks durch allseitig konzentrisch
gerichtetes Besprühen mit Kühlmedium zu beaufschlagen, wobei das Kühlmedium unter
hohem Druck zugeführt wird. Dabei wird eine solche Wärmemenge abgeführt, dass ein
Temperaturanstieg des gewalzten Rohres zumindest derart unterdrückt wird, dass es
zu keiner unzulässig hohen Erwärmung kommt.
[0004] Bei einer solchen Herstellungsweise entstehen dadurch Probleme, dass das zum Einsatz
kommende Kühlmedium in die offenen Rohrenden eindringen kann, was die nachfolgende
Weiterverarbeitung, z. B. durch Stopfenziehen, erschwert. Aus diesem Grunde ist es
üblich, die offenen Rohrenden nicht mit Kühlmedium zu beaufschlagen, was allerdings
in nachteiliger Weise zur Folge hat, dass die Ausbringung des Planetenschrägwalzwerks
sinkt und der Schrottanteil ansteigt. Weiterhin ist es nachteilig, dass durch das
Aussetzen der Kühlung im Endbereich des Rohrs bzw. der Rohrluppe das Rohr heiß aus
dem Walzwerk läuft und deshalb leicht oxidiert. Die oxidierten Bereiche des Rohrs
müssen in der Folge abgetrennt werden, um hinreichende Qualität des gefertigten Rohres
zu garantieren.
[0005] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs genannten
Art sowie ein Planetenschrägwalzwerk zu schaffen, das die genannten Nachteile überwindet.
Damit soll eine Steigerung der Ausbringungsleistung sowie der Zuverlässigkeit des
Planetenschrägwalzens gewährleistet werden.
[0006] Die Lösung dieser Aufgabe durch die Erfindung ist verfahrensgemäß dadurch gekennzeichnet,
dass das Innenwerkzeug zu dem Zeitpunkt, zu dem der Anfang einer Rohrluppe und/oder
das Ende einer Rohrluppe in den Bereich der Walzen eintritt, gegen die Förderrichtung
der Rohrluppe aus seiner Arbeitsposition um einen vorbestimmten Verschiebeweg zurückgezogen
wird und nachdem der Anfang der Rohrluppe und/oder das Ende der Rohrluppe den Bereich
der Walzen passiert hat wieder in seine Arbeitsposition vorgeschoben wird.
[0007] Bevorzugt wird dabei der Anfang der Rohrluppe und/oder das Ende der Rohrluppe bei
zurückgezogenem Innenwerkzeug flüssigkeitsdicht von den Walzen zusammengewalzt. Ferner
erhöht es die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens, wenn mindestens zwei Rohrluppen aneinanderstoßend
dem Planetenschrägwalzwerk zugeführt werden. Weiterhin kann hierzu vorgesehen werden,
dass das Planetenschrägwalzwerk kontinuierlich mit Rohrluppen beschickt wird.
[0008] Durch das Zurückziehen des Innenwerkzeugs wird es möglich, dass das Ende bzw. der
Anfang des Rohres bzw. der Rohrluppe durch den Walzvorgang verschlossen wird, was
zur Folge hat, dass kein Kühlmedium ins Innere des Rohres eintreten kann.
[0009] Eine weitere Fortbildung sieht vor, dass durch Messung der Drehung des gewalzten
Rohres um seine Längsachse und gesteuerte oder geregelte Ansteuerung des Antriebs
bzw. der Antriebe der Walzen eine Drehung des Rohres um seine Längsachse ausgeglichen
wird. Dabei kann gesteuert oder geregelt auf den Hauptantrieb der Walzen Einfluss
genommen werden; alternativ oder additiv kann vorgesehen werden, dass gesteuert oder
geregelt auf einen Überlagerungsantrieb der Walzen eingewirkt wird.
[0010] Wie als solches im Stand der Technik bekannt, wird die Rohrluppe und/oder das Rohr
mit Vorteil einer Kühlung mit flüssigem Kühlmedium unterzogen.
[0011] Das erfindungsgemäße Planetenschrägwalzwerk zur Herstellung von Rohren aus metallischem
Werkstoff hat eine Anzahl von Walzen und ein Innenwerkzeug, so dass eine Rohrluppe
im Spalt zwischen den Walzen und dem Innenwerkzeug zum Rohr gewalzt werden kann. Das
Planetenschrägwalzwerk ist erfindungsgemäß gekennzeichnet durch Mittel zum zeitlich
gesteuerten oder geregelten Zurückziehen des Innenwerkzeugs aus seiner Arbeitsposition
um einen vorbestimmten Verschiebeweg entgegen der Förderrichtung der Rohrluppe sowie
zum zeitlich gesteuerten oder geregelten Zurückbewegen des Innenwerkzeugs in seine
Arbeitsposition.
[0012] Dabei ist mit Vorteil vorgesehen, dass die Mittel als hydraulischer oder elektrischer
Linearaktuator ausgebildet sind.
[0013] In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung dargestellt. Es zeigen:
- Fig. 1
- schematisch den Schnitt durch ein Planetenschrägwalzwerk, wobei aus einer Rohrluppe
das Rohr gewalzt wird, und
- Fig. 2
- dieselbe Darstellung wie in Fig. 1, wobei gerade die Anschlussstelle zweier Rohrluppen
gewalzt wird.
[0014] In Fig. 1 ist schematisch gezeigt, wie in einem Planetenschrägwalzwerk 2, das nicht
näher dargestellt, jedoch in bekannter Weise aufgebaut ist, eine Rohrluppe 3 zu einem
Rohr 1 gewalzt wird. Die Rohrluppe 3 tritt dabei in Förderrichtung R in das Planetenschrägwalzwerk
2 ein und wird zum Rohr 1 gewalzt. Um dies zu bewerkstelligen, ist eine Anzahl Walzen
4 in Umfangsrichtung gleichmäßig verteilt um das Rohr 1 herum angeordnet, wobei in
Fig. 1 nur eine Walze 4 skizziert ist. Weiterhin wird ein dornförmiges Innenwerkzeug
5 so zwischen den Walzen 4 positioniert, dass sich ein Walzspalt ergibt, der das Material
der Rohrluppe 3 zum Rohr 1 mit gewünschtem Durchmesser walzt.
[0015] Das insoweit vorbekannte Planetenschrägwalzverfahren wird gemäß der vorliegenden
Erfindung wie folgt betrieben:
[0016] Im Planetenschrägwalzwerk 2 können zwei Rohrluppen 3 aneinanderstoßend zugeführt
werden. In Fig. 2 ist zu erkennen, dass das Ende 7 der in Förderrichtung R vorderen
(rechten) Rohrluppe 3 an den Anfang 6 der nachfolgenden (linken) Rohrluppe 3 anstößt.
Der Luppenstoß, wobei die Rohrluppen 3 in diesem Bereich zugewalzt sind, ist durch
den auf die durchgezogene Linie weisenden Pfeil 12 veranschaulicht.
[0017] Zu dem Zeitpunkt, zu dem der Anfang 6 der hinteren (linken) Rohrluppe 3 bzw. das
Ende 7 der vorderen (rechten) Rohrluppe 3 in den Bereich der Walzen 4 eintritt, wird
das Innenwerkzeug 5 gegen die Förderrichtung R der Rohrluppen 3 aus seiner in Fig.
1 dargestellten normalen Arbeitsposition 8 um einen vorbestimmten Verschiebeweg x
in eine zurückgezogene Position 11 zurückgezogen. Dies ist in Fig. 1 dadurch verdeutlicht,
dass hier mit ausgezogenen Linien die Arbeitsposition 8 des Innenwerkzeugs 5 und mit
gestrichelten Linien die zurückgezogene Position 11 des Innenwerkzeugs 5 eingezeichnet
ist.
[0018] Bei zurückgezogenem Innenwerkzeug 5 wird, wie es Fig. 2 zu entnehmen ist, das Ende
7 einer Rohrluppe 3 bzw. der Anfang 6 der nachfolgenden Rohrluppe 3 durch radiales
Zustellen der Walzen 4 so zusammengewalzt, dass der Anfang 6 bzw. das Ende 7 der Rohrluppe
3 flüssigkeitsdicht verschlossen ist. Hierdurch kann kein Kühlmedium, das während
des Walzprozesses auf die Rohrluppe 3 bzw. auf das Rohr 1 geleitet wird, in das Rohrinnere
eindringen, womit die Weiterverarbeitung des Rohres 1, z. B. durch Stopfenziehen,
nicht erschwert wird. Außerdem wird verhindert, dass das Rohr 1 beim Auslauf aus dem
Planetenschrägwalzwerk 2 zu heiß wird und Oxidationen stattfinden. Diese sind vor
allem im Falle von Kupfer bzw. Kupferlegierungen als Rohrmaterial problematisch.
[0019] Hat der Anfang 6 der (linken) Rohrluppe 3 bzw. das Ende 7 der (rechten) Rohrluppe
3 den Bereich der Walzen 4 passiert, wird das Innenwerkzeug 5 wieder in die übliche
Arbeitsposition 8 vorgeschoben. Damit erfolgt das übliche Walzen der Rohrluppe 3 zum
Rohr 1 gemäß Fig. 1.
[0020] Damit das Innenwerkzeug 5 in Förderrichtung R entlang der Längsachse 9 des Rohres
1 bewegt werden kann, sind Mittel 10 vorgesehen. Diese können hydraulisch oder elektrisch
betätigt werden.
[0021] Der Verschiebeweg x, um den das Innenwerkzeug 5 entgegen der Förderrichtung R zurückgezogen
wird, ergibt sich aus der konkreten Geometrie von Rohrluppe 3, Rohr 1 sowie Walzen
4 und wird so gewählt, dass zuverlässig ein flüssigkeitsdichtes Zusammenwalzen des
Anfangs 6 bzw. des Endes 7 der Rohrluppe 3 erreicht werden kann.
[0022] Wie Fig. 2 weiter entnommen werden kann, werden bevorzugt zumindest zwei Rohrluppen
3 aneinanderstoßend dem Planetenschrägwalzwerk 2 zugeführt. Besonders bevorzugt wird
das Planetenschrägwalzwerk 2 kontinuierlich mit Rohrluppen 3 beschickt.
[0023] Für die weitere Verarbeitung des gewalzten Rohres 1 hat es sich als vorteilhaft erwiesen,
dass am Austritt des Planetenschrägwalzwerks 2 die Drehung des Rohres 1 um die Längsachse
9 ermittelt wird und eine Ansteuerung der Antriebe der Walzen 4 in der Art und Weise
erfolgt, dass eine Drehung des Rohres 1 um seine Längsachse 9 ausgeglichen wird, d.
h. nicht stattfindet.
[0024] Durch das Ziehen des Innenwerkzeugs 5 um den Verschiebeweg x werden nämlich massiv
die Umformbedingungen geändert, was bei konstantem Antrieb des Haupt- und Überlagerungsantriebs
der Walzen 4 in einem Abriss der Rohrenden resultieren kann. Da dies in höchstem Maße
nachteilig wäre, kann durch die erläuterte Vorgehensweise eine automatische Kompensation
der Rohrdrehung erfolgen, da auch die Drehzahlverhältnisse durch die Änderungen der
Walzbedingungen durch das Ziehen des Innenwerkzeugs 5 korrigiert werden können und
so ein sichereres und reproduzierbares Schließen des Rohrendes ermöglicht wird.
[0025] Der Vorteil des beschriebenen Verfahrens liegt darin, dass auch während des Walzens
des Luppenstoßes 12 (vgl. Fig. 2) weiterhin die Walzen 4 mit der erforderlichen Walzemulsion
beaufschlagt und das auslaufende Rohr 1 gekühlt werden können, ohne dass Walzemulsion
bzw. Kühlwasser in das Innere des Rohres 1 gelangt. Durch den Schutz der Rohrinnenseite
wird eine problemlose Weiterverarbeitung des Rohres 1 ermöglicht. Gleichzeitig werden
die Walzen 4 gut geschmiert und das auslaufende Rohr 1 gekühlt. Durch die konstante
Kühlung bis zum Rohrende findet bei Kupfer und Kupferlegierungen keine Oxidation durch
eine zu hohe Walzguttemperatur beim Auslauf aus dem Planetenschrägwalzwerk 2 statt,
woraus ein verringerter Schrottanteil resultiert.
Bezugszeichenliste:
[0026]
- 1
- Rohr
- 2
- Planetenschrägwalzwerk
- 3
- Rohrluppe
- 4
- Walze
- 5
- Innenwerkzeug
- 6
- Anfang der Rohrluppe
- 7
- Ende der Rohrluppe
- 8
- Arbeitsposition des Innenwerkzeugs
- 9
- Längsachse des Rohres
- 10
- Mittel zum Bewegen des Innenwerkzeugs
- 11
- zurückgezogene Position des Innenwerkzeugs
- 12
- Luppenstoß
- R
- Förderrichtung
- x
- Verschiebeweg
1. Verfahren zur Herstellung von Rohren (1) aus metallischem Werkstoff in einem Planetenschrägwalzwerk
(2), bei dem eine Rohrluppe (3) dem Planetenschrägwalzwerk (2) zugeführt und zwischen
einer Anzahl Walzen (4) und einem dornförmigen Innenwerkzeug (5) zum Rohr (1) gewalzt
wird,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Innenwerkzeug (5) zu dem Zeitpunkt, zu dem der Anfang (6) einer Rohrluppe (3)
und/oder das Ende (7) einer Rohrluppe (3) in den Bereich der Walzen (4) eintritt,
gegen die Förderrichtung (R) der Rohrluppe (3) aus seiner Arbeitsposition (8) um einen
vorbestimmten Verschiebeweg (x) zurückgezogen wird und nachdem der Anfang (6) der
Rohrluppe (3) und/oder das Ende (7) der Rohrluppe (3) den Bereich der Walzen (4) passiert
hat wieder in seine Arbeitsposition (8) vorgeschoben wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Anfang (6) der Rohrluppe (3) und/oder das Ende (7) der Rohrluppe (3) bei zurückgezogenem
Innenwerkzeug (5) flüssigkeitsdicht von den Walzen (4) zusammengewalzt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass mindestens zwei Rohrluppen (3) aneinanderstoßend dem Planetenschrägwalzwerk (2) zugeführt
werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Planetenschrägwalzwerk (2) kontinuierlich mit Rohrluppen (3) beschickt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass durch Messung der Drehung des gewalzten Rohres (1) um seine Längsachse (9) und gesteuerte
oder geregelte Ansteuerung des Antriebs bzw. der Antriebe der Walzen (4) eine Drehung
des Rohres (1) um seine Längsachse (9) ausgeglichen wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass der gesteuerte oder geregelte Antrieb als Hauptantrieb der Walzen (4) betrieben wird.
7. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass der gesteuerte oder geregelte Antrieb als Überlagerungsantrieb der Walzen (4) betrieben
wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Rohrluppe (3) und/oder das Rohr (1) einer Kühlung mit flüssigem Kühlmedium unterzogen
wird.
9. Planetenschrägwalzwerk (2) zur Herstellung von Rohren (1) aus metallischem Werkstoff,
das eine Anzahl Walzen (4) und ein Innenwerkzeug (5) aufweist, so dass eine Rohrluppe
(3) im Spalt zwischen den Walzen (4) und dem Innenwerkzeug (5) zum Rohr (1) gewalzt
werden kann, insbesondere zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche
1 bis 8,
gekennzeichnet durch
Mittel (10) zum zeitlich gesteuerten oder geregelten Zurückziehen des Innenwerkzeugs
(5) aus seiner Arbeitsposition (8) um einen vorbestimmten Verschiebeweg (x) entgegen
der Förderrichtung (R) der Rohrluppe (3) sowie zum zeitlich gesteuerten oder geregelten
Zurückbewegen des Innenwerkzeugs (5) in seine Arbeitsposition (8).
10. Planetenschrägwalzwerk nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Mittel (10 ) als hydraulischer oder elektrischer Linearaktuator ausgebildet sind.