[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betrieb einer Durchlauf-Wärmebehandlungsanlage
für Bänder, speziell Bänder aus metallischen Werkstoffen, mit überwiegend konvektiver
Wärmeübertragung.
[0002] In Durchlaufwärmebehandlungsanlagen für Bänder mit überwiegend konvektiver Wärmeübertragung
durch Strömungsbeaufschlagung der kontinuierlich zu- und abgeführten Warenbahn mit
einem umgewälzten beheizten Gasstrom wird üblicherweise zur Kontrolle der Heizleistung
eine Temperaturregelung für die Beheizungseinrichtung für den Gasstrom eingesetzt.
Diese Temperaturregelung erfolgt mit Hilfe von Temperatur-Referenzmessstellen, welche
die Ist-Temperatur z.B. des Gasstroms anzeigen. Diese Ist-Temperatur wird vom Regler
nach dem Stand der Technik mit der Sollwert-Temperatur verglichen und aus dieser Regelabweichung
die Stellgröße ermittelt, mit der die Heizleistung der Abweichung zwischen Temperatur-Sollwert
und Temperatur-Istwert entsprechend nachgeregelt wird.
[0003] Bei Durchlaufanlagen, die aus mehreren hintereinander angeordneten, in Bezug auf
die Temperaturen einzeln einstellbaren Zonen bestehen, die nacheinander von dem Band
durchlaufen werden, erfolgt diese Regelung zonenweise.
[0004] Solange der Betrieb der Anlage stationär erfolgt, also sich, vom festen Ort aus betrachtet,
weder an den Betriebsbedingungen noch an dem Durchsatz irgendetwas ändert, ist diese
Regelung voll ausreichend, da sich bei einem einmal eingefahrenen Zustand keine Regelschwankungen
mehr ergeben.
[0005] Wird dagegen eine Anlage angefahren oder aus anderen Gründen die Durchlaufgeschwindigkeit
des Bandes oder der Banddurchsatz, z. B. durch Veränderung des Bandquerschnittes,
verändert - dabei kann die Banddurchlaufgeschwindigkeit konstant bleiben -, so weist
diese Art der Heizleistungsverstellung mit Hilfe einer Temperaturregelung erhebliche
Nachteile auf.
[0006] So wird z. B. eine Durchlaufglühanlage für Metallbänder vor dem Einschalten des Bandlaufes
zunächst auf die in den einzelnen Heizzonen erforderliche Betriebstemperatur gebracht.
Dabei befindet sich im Ofen ein sogenanntes Vorläuferband, das sich in der Regel in
Bezug auf Abmessungen und thermische Eigenschaften erheblich von dem Produktionsband
unterscheidet und meist einen wesentlich kleineren Querschnitt hat. Sobald die Verbindungsstelle
zwischen Vorläuferband und Produktionsband in die Ofenanlage eintritt, steigt plötzlich
der Leistungsbedarf, der zur Erwärmung des Produktionsbandes entsprechend der vorgegebenen
Glühkurve in der jeweiligen Zone erforderlich ist. Da die entsprechende Heizleistungserhöhung
nicht plötzlich bereitgestellt werden kann und insbesondere erst die Temperatur an
dem aus physikalischen Gründen trägen Referenz-Temperaturmessgerät absinken muss,
damit der Regler den Bedarf an nachzuführender Heizleistung erkennt, ergeben sich
Temperaturschwankungen, die für viele Materialien nicht zulässig sind und insbesondere
bei modernen Hochleistungsanlagen, bei denen zur Erzielung eines möglichst hohen Gutdurchsatzes
hohe Gutgeschwindigkeiten realisiert werden, außerhalb der zulässigen Toleranzen liegen.
[0007] Die gleiche Situation ergibt sich für die Verbindungsstelle zwischen Produktionsbändern,
deren Querschnitt und/oder Breite unterschiedlich ist und/oder die wegen unterschiedlichem
Bandmaterial unterschiedliche Glühbedingungen erfordern.
[0008] Die Folgen sind, dass beim Beispiel einer Durchlauf-Erwärmungsanlage für Metallbänder
oft beträchtliche Bandstücke am Anfang eines Bandes wegen zu großer Temperaturabweichungen
bei der Wärmebehandlung nicht verwendet werden können und verschrottet werden müssen.
[0009] Um die beschriebenen Nachteile zumindest beim Wechsel zu einem neuen Bandbund zu
vermeiden, sind bei Bandanlagen, die auf hohe Banddurchlaufgeschwindigkeiten ausgelegt
sind, aufwendige, mit vielen Rollen versehene Bandspeicher auf der Einlauf- und der
Auslaufseite erforderlich. Diese Bandspeicher sind kostenaufwendig, sie erfordern
einen relativ großen Aufstellungsraum und tragen durch die Vielzahl der Rollen, über
die das Band geführt werden muss, zu einer Verschlechterung der Qualität der Bandoberfläche
bei. Um nach der Wärmebehandlung die Festigkeitseigenschaften der Metallbänder durch
das Hin- und Herbiegen beim Lauf durch die vielen Schlingen des Auslaufspeichers nicht
unzulässig zu ändern, müssen die Rollen einen erheblichen Durchmesser (Faustformel
D
min ≥ 400 mal Bandstärke) aufweisen. Die Größe der Speicher und die Anzahl der Rollen
ließen sich verringern, wenn die Bandgeschwindigkeit beim Wechsel eines Bandbundes
in der Anlage verringert werden könnte, was aber beim Betriebsverfahren von Durchlauf-Wärmebehandlungsanlagen
nach dem Stand der Technik aus den vorbeschriebenen Gründen nicht möglich ist.
[0010] Es wird zwar, wie in der on-line Zeitschrift "Junker News" der Otto-Junker GmbH unter
www.otto-junker.de, Ausgabe 3/November 2002 auf S. 6 ausgeführt, für eine Durchlaufglühanlage für Metallbänder
die Einstellung der Ofenparameter bereits automatisch mit Hilfe eines so genannten
Expertensystems vorgenommen, doch dient dies nur der Auswahl der Ofentemperaturen,
Ventilatordrehzahlen und der Anlage- bzw. Bandgeschwindigkeit für den stationären
Produktionsbetrieb, also sich zeitlich nicht verändernde Glühbedingungen. Dadurch
kann aber der generelle Nachteil der Betriebsverfahren von Banddurchlaufanlagen nach
dem Stand der Technik nicht behoben werden, dass bei sich rasch oder plötzlich veränderndem
Durchsatz erhebliche Veränderungen der Glühbedingungen stattfinden, die insbesondere
bei Anlagen mit hohem Durchsatz zu größeren, nicht spezifikationskonform geglühten
Längen des wertvollen Bandmaterials führen.
[0011] Es ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, diese beschriebenen Nachteile
der Anlage nach dem Stand der Technik zu vermeiden.
[0012] Dies wird durch die Merkmale des Patentanspruches 1 erreicht.
[0013] Zweckmäßige Ausgestaltungen werden durch die Unteransprüche definiert.
[0014] Erfindungsgemäß wird die im Erwärmungsteil auf das die Anlage durchlaufende Band
zu übertragende Wärme von der Prozesssteuerung der Anlage zur Vermeidung unzulässiger,
insbesondere lokaler Temperaturschwankungen im Band bei sich änderndem Banddurchsatz
automatisch den jeweiligen Durchsatzparametern wie Massendurchsatz und Oberflächendurchsatz
angepasst, wobei neben dem Leistungsstellgrad der Beheizungseinrichtung auch die konvektive
Wärmeübertragung dem jeweiligen Oberflächendurchsatz unter Berücksichtigung des jeweiligen
Bandquerschnittes bei Beachtung der thermischen Eigenschaften des Bandmaterials durch
entsprechende Wahl der Beblasungsstärke der Bandoberfläche angepasst wird.
[0015] Dies bedeutet, dass zusätzlich zur Anpassung der Heizleistung an den durch die Anlage
geführten Bandmassenstrom, also den Durchsatz an Bandmasse, auch eine Anpassung des
konvektiven Wärmeüberganges an die zum Zweck der konvektiven Wärmeübertragung vom
Gasstrom beaufschlagte Bandoberfläche vorgenommen wird.
[0016] Diese Anpassung erfolgt auf vorteilhafte Weise durch eine entsprechende Veränderung
der Ventilatordrehzahl, wodurch sich die Aufblasgeschwindigkeit der Gasströmung auf
das Band, die die Haupteinflussgröße für die konvektive Wärmeübertragung darstellt,
entsprechend mitverändert. Um eine solche Betriebsweise durchzuführen, ist die Verwendung
eines mathematischen Modells zweckmäßig, mit dem der Erwärmungsvorgang des Bandes
bzw. des durchlaufenden Gutes in Abhängigkeit von den Durchsatzparametern und den
Wärmeübertragungsparametern hinreichend genau kontinuierlich auch für sich zeitlich
rasch verändernde Verhältnisse berechnet werden kann. Aus dieser Berechnung ergeben
sich die erforderlichen Veränderungen des Stellgrades der Beheizungseinrichtung. Dazu
ist die Übermittlung der Informationen aus einer Bandverfolgung nach dem Stand der
Technik zu dem das mathematische Modell betreibenden Rechner erforderlich. Der Rechner
erhält somit in hinreichend kurzen Intervallen die Daten wie Bandbreite, Banddicke,
Bandgeschwindigkeit und Angaben über die Glühbedingungen und kann daraus den erforderlichen
Stellgrad der Beheizungseinrichtung sowie die notwendige Veränderung der Ventilatordrehzahlen
zur Erzielung der jeweils erforderlichen konvektiven Wärmeübertragung bestimmen.
[0017] Der Vorteil dieses erfindungsgemäßen Verfahrens ist, dass stets die Wärmeübergangsbedingungen
und diejenige Heizleistung bereitgestellt werden, die für die jeweilige Guterwärmung
erforderlich sind, ohne dass auf eine Abweichung der Ist-Temperatur von der Sollwert-Temperatur
gewartet werden muss. Außerdem können in besonders vorteilhafter Weise noch die Wärmeträgheit
der Einbauteile in der Erwärmungsanlage, die am Wärmeübergang beteiligt sind, wie
z. B. Strahlheizrohre bei indirekt gasbeheizten und unter Schutzgasatmosphäre arbeitenden
Anlagen, die Massen des Innengehäuses, des Strömungsführungs- und Düsensystems sowie
die Massen der üblicherweise aus metallischen Werkstoffen gefertigten Ventilatorräder
berücksichtigt werden.
[0018] Bei Wärmebehandlungsanlagen, die aus einem Erwärmungsteil und einem nachfolgenden
Kühlteil bestehen, kann auf gleiche Weise die Abkühlung den jeweiligen Durchsatzbedingungen
angepasst werden. Dadurch ist es möglich, sowohl beim Erwärmen als auch beim Abkühlen
die Vorgaben der Wärmebehandlung bezüglich Aufheiz- und Abkühlgeschwindigkeit und
Verweilzeit des Bandes in bestimmten Temperaturbereichen, auch unter sich zeitlich
rasch verändernden Durchsatzbedingungen, innerhalb zulässiger Grenzen einzuhalten.
[0019] Beim Betrieb einer Durchlauf-Wärmebehandlungsanlage für Bänder ist es nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren folglich auch möglich, bei einem Bandbundwechsel die Banddurchlaufgeschwindigkeit
ohne nachteilige Folgen für die Wärmebehandlung beträchtlich zu senken, um dadurch
die Größe der erforderlichen Bandspeicher zu reduzieren oder einen oder sogar beide
Bandspeicher einzusparen.
[0020] In Anlagen mit schwebender Bandführung und Umwälzventilatoren zur getrennten Versorgung
der oberen und unteren Schwebedüsensysteme erfolgt die bei Änderung des Banddurchsatzes
zur Anpassung der Wärmeübertragung erforderliche Veränderung des konvektiven Wärmeüberganges
durch aufeinander abgestimmte Drehzahlverstellung der oberen und unteren Ventilatoren
derart, dass die zur Vermeidung von Bandberührung erforderliche resultierende Tragkraft
des Schwebedüsensystems erhalten bleibt. Hierzu werden von der Prozesssteuerung, in
der die Schwebekraftkurven für das Düsensystem hinterlegt sind, außer den Ventilatordrehzahlen
die Banddaten wie Dichte und Abmessungen sowie die Gastemperaturen ausgewertet.
[0021] Schließlich ist ein großer Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens z. B im Vergleich
zu der in den OTTO JUNKER News 3, 2002, beschriebenen Software, dass wegen der präzisen
Erfassung der Banderwärmung auch für transiente Vorgänge Materialzustände in dem für
Durchlauferwärmungsanlagen hauptsächlich wichtigen Bereich der primären Rekristallisation
und im anschließenden Übergang zur sekundären Rekristallisation genau und reproduzierbar
angefahren werden können. Hierzu dient erfindungsgemäß ein mathematisches Modell,
das mittels bekannter Rekristallisationsdaten, die bei isothermen Untersuchungen gewonnen
wurden, durch numerische Integration auch für den nichtisothermen Erwärmungsvorgang
in einer Bandduchlaufanlage eine Vorberechnung der Materialeigenschaften wie Korngröße,
Härte, Zugfestigkeit und Dehngrenze ermöglicht und eine entsprechende Anlagenführung
zur Erzielung und Konstanthaltung dieser Eigenschaften auch bei transienten Zuständen
gestattet.
[0022] Die Anwendung des Verfahrens nach der Erfindung wird im Folgenden anhand eines typischen
Anwendungsfalles erläutert. Die Figuren 1 und 2 dienen der Veranschaulichung. Es zeigen
Figur 1 schematisch eine stark vereinfachte Metall-Band-Glühanlage und Figur 2 ein
schematisches Diagramm zur Erläuterung des erfindungsgemäßen Werkstoffmodells.
[0023] Ein Band 1 läuft von einem der beiden Abwickler 2a oder 2b der vorzugsweise als Doppelgruppe
ausgeführten Abwickelstation zunächst durch eine Heftmaschine 2c, wo eine Verbindung
zwischen dem Anfang des neuen Bandbundes mit dem Ende des vorherigen hergestellt wird.
[0024] Danach tritt das Band in eine Bandreinigung 3 ein. Mit zwei S-förmig vom Band umschlungenen
Rollen 4 wird der für einen Bandspeicher 5 notwendige Bandzug aufgebaut. Hinter dem
Bandspeicher 5 ist ein zur Abgrenzung des niedrigen Ofenzuges dienender erster 3-Rollen-Block
6 angeordnet. Von dort läuft das Band durch eine der Bandverfolgung dienende Heftstellenerfassung
6a und gelangt über eine sich horizontal hin und her bewegende Tänzerrolle 7, die
der Konstanthaltung des Bandzuges in Wärmebehandlungsteilen 8 und 9 dient, in eine
erste Ofenzone 8a.
[0025] An den Ofenteil 8 mit den Zonen 8a, 8b und 8c schließt sich ein Kühlteil 9 mit zwei
Zonen 9a und 9b an, wobei die Anzahl der Ofen- und Kühlzonen nach den jeweiligen Anforderungen
gewählt wird. Danach läuft das Band über eine zugleich der Bandmittensteuerung dienende
Umlenkrolle 10, die in einem schutzgasdichten Gehäuse untergebracht ist, in eine zugleich
als Schutzgasabdichtung dienende Wassertasse mit einer Tauchrolle 10a. Über einen
Bandtrockner 11 und einen zweiten 3-Rollen-Block 12 gelangt das Band in eine abschließende
Oberflächenbehandlung 13 und schließlich über weitere S-Rollen 14 zu einem von zwei
Aufwicklem 15a oder 15b.
[0026] Durch die Anwendung des beschriebenen erfindungsgemäßen Verfahrens, gegebenenfalls
in Verbindung mit dem beschriebenen erfindungsgemäßem Werkstoffmodell, ist es möglich,
auf einen Bandspeicher hinter der Wärmebehandlung zu verzichten, weil beim Wechsel
von einem Bandbund zum nächsten die Bandgeschwindigkeit erheblich, z. B. bei Produktionsgeschwindigkeiten
von 100 m/min und mehr auf etwa die Hälfte, verringert werden kann, ohne dass sich
Glühbedingungen für das Bandmaterial und folglich auch die erzielten Materialeigenschaften
ändern. Dann steht genügend Zeit für das Einfädeln des Bandes in den freien Aufwickler
15a bzw. 15b zur Verfügung. Zum Abschneiden der Heftstelle kann eine mitfahrende Schere
25 nach dem Stand der Technik verwendet werden.
[0027] Sobald die Heftstelle und damit der Anfang eines neuen Bandes erfasst wird, stellt
die Prozesssteuerung, in die die relevanten Eigenschaften des Bandes inkl. seiner
Wärmebehandlung und dem angestrebten Temperaturprofil eingegeben worden sind und die
ggf. auch das erfindungsgemäße Werkstoffmodell auswertet, die Beheizungseinrichtungen
der einzelnen Ofenzonen 8a, 8b, 8c, im Beispiel der Figur 1 gasbeheizte Strahlheizrohre
21, zonenweise und nacheinander auf den zum neuen Band und seiner Durchlaufgeschwindigkeit
passenden Heizleistungsbedarf ein. Gleichzeitig wird - ebenfalls zonenweise - der
konvektive Wärmeübergang im Ofenteil 8 mit den Ventilatorantrieben 20o und 20u entsprechend
eingestellt.
[0028] Das Werkstoffmodell erlaubt während der Veränderung der Banddurchlaufgeschwindigkeit
die hinreichende Konstanthaltung der Werksstoffeigenschaften. Dies erläutert beispielhaft
das Diagramm Figur 2. Die Werkstoffeigenschaft K, beispielweise die Härte oder die
Korngröße, soll nach Abschluss der Wärmebehandlung ca. 53 betragen. Das Werkstoffmodell
wählt dazu eine Materialtemperatur aus, für die am Ende der primären Rekristallisation
dieser Wert der Eigenschaft K erreicht wird. Die Eigenschaft verändert sich über der
Zeit entsprechend den Kurven K. Erfindungsgemäß kommt es also darauf an, für beide
Glühkurven sicher den Übergang von primärer zu sekundärer Rekristallisation innerhalb
der jeweiligen Glühdauer zu erreichen. Dabei ist die Temperatur des Bandes so zu wählen,
dass abhängig vom Abwalzgrad des vor der Wärmebehandlung erfolgten Kaltwalzens und
der dadurch erhaltenen Versetzungsdichte die jeweiligen Zeitintervalle, die für die
primäre Rekristallisation erforderlich sind, hinreichend kürzer im Vergleich mit der
jeweiligen Glühdauer sind. Dabei können die maximale erreichten Materialtemperaturen,
wie in der beispielhaften Darstellung in Figur 2 für die hohe und die niedrige Bandgeschwindigkeit
gezeigt, unterschiedlich sein, wobei die durchgezogene, untere Kurve für 100 % Banddurchlaufgeschwindigkeit,
die obere gestrichelte für 50 % Banddurchlaufgeschwindigkeit gilt. Die Kurven wurden
jeweils mit dem mathematischen Werkstoffmodell für die ebenfalls im Diagram eingetragenen
Glühkurventemperatur ϑ als Funktion der Zeit (durchgezogen 100 % Geschwindigkeit,
gestrichelt 50 % Geschwindigkeit) aus Rekristallisationsdaten für isotherme Verhältnisse
berechnet. Ab dem Knick der Kurven bei (A) bzw. (B) verändert sich K nicht mehr merklich,
weil dort die sekundäre Rekristallisation beginnt, die um etwa zwei Zehnerpotenzen
verlangsamt abläuft.
[0029] Wird die Bandgeschwindigkeit verringert, z. B. zum Einfädeln in den Aufwickler oder
beim Wechsel zu einem anderen Abwickler, so erfolgen Heizleistungsverstellung und
Veränderung des konvektiven Wärmeüberganges parallel und abgestimmt mit der Bandgeschwindigkeitsänderung.
Dadurch, dass diese Anpassung zonenweise erfolgt, kann auch die Verweilzeit des Materials
bei einer bestimmten Materialtemperatur oder in einem bestimmten Materialtemperaturbereich
bei Durchsatzänderung in engen Grenzen beibehalten werden.
[0030] Dabei dienen als bestimmende Größen der Bandmassenstrom, also der Durchsatz an Bandmasse,
in Verbindung mit dem jeweiligen Gutquerschnitt und dem Oberflächendurchsatz.
[0031] Entsprechend kann auch bei der Steuerung/Einstellung des Kühlteils 9 verfahren werden,
wobei die Einstellung des konvektiven Wärmeübergangs über die Intensität der Beaufschlagung
mit Kühlgas und/oder Kühlflüssigkeit erfolgt.
[0032] Die gleiche Steuerung läßt sich auch bei Anlagen zur Wärmebehandlung von schwebend
geführten Bändern verwenden, wobei die vom Beblasungssystem erzeugte Schwebekraft
sich nur in einem solchen Bereich ändert, der Berührungen des Bandes an Ober- und
Unterseite mit Anlagenteilen ausschließt.
[0033] Dabei wird die Schwebekraft zweckmäßigerweise auch durch den für die Wärmebehandlung,
also Erwärmung oder Abkühlung, erforderlichen umgewälzten Gasstrom erzeugt.
1. Verfahren zum Betrieb einer Durchlauf-Wärmebehandlungsanlage für Bänder (1) aus Stahl
oder Metall mit im Laufe des Anlagenbetriebes wechselnden Massendurchsätzen, Querschnitten
und/oder Oberflächen mit überwiegend konvektiver Wärmeübertragung auf das Band (1)
durch mindestens einen in einem Erwärmungsteil (8) umgewälzten beheizten Gasstrom
a) mit Einrichtungen zur Regelung und/oder Steuerung der Beheizungseinrichtung für
den Gasstrom und den Antrieb eines jeden Umwälzventilators,
gekennzeichnet durch die folgenden Merkmale:
b) die im Erwärmungsteil (8) auf das Band (1) übertragene Wärme wird von der Prozesssteuerung
der Anlage bei durch Änderung der Bandabmessungen und/oder der thermischen Eigenschaften des Bandes sich
transient änderndem Leistungsbedarf bereits vor und/oder während dieses Veränderungsvorganges
unter Berücksichtigung des Einflusses der Wärmeträgheit der in der Anlage enthaltenen
Massen in Beziehung zu den Banddurchsatzparametern
b1) durch Veränderung des Leistungsstellgrades der Beheizungseinrichtung und/oder
b2) durch Veränderung der konvektiven Wärmeübertragung
dem jeweiligen Oberflächendurchsatz des Gutes unter Berücksichtigung des jeweiligen
Gutquerschnittes bei Beachtung der thermischen Eigenschaften des Gutmaterials angepasst.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass zur Erreichung der angestrebten Materialeigenschaften, gekennzeichnet durch Korngröße oder Härte oder Zugfestigkeit oder Dehngrenze, in der Prozessteuerung ein
mathematisches Werkstoffmodell ausgewertet wird, das mittels bekannter Rekristallisationsdaten
durch numerische Integration einen Vorberechnung der Materialeigenschaften ermöglicht und
eine Anlagenführung zur Erzielung und Konstanthaltung dieser Eigenschaften auch bei
transienten Zuständen gestattet.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und/oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass bei vorhandenem Abkühlteil (9) die Bandabkühlung im Durchlauf durch Kühlgasumwälzung
und/oder durch Beaufschlagung des Bandes (1) mit einer Kühlflüssigkeit erfolgt, wobei
zur Anpassung der Wärmeübertragung für die Kühlung die Intensität der Beaufschlagung
des Bandes mit dem Kühlmittel auch bei transienten Vorgängen dem Bandmassen- und Oberflächendurchsatz
entsprechend verändert wird.
4. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei der Durchlauf-Wärmebehandlungsanlage um eine Durchlauf-Wärmebehandlungsanlage
für berührungsfrei durch die Anlage geführte Bänder aus Stahl oder Metallen handelt.
5. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 4 dadurch gekennzeichnet, dass die automatische Anpassung des Leistungsstellgrades der Beheizungseinrichtung und/oder
der konvektiven Wärmeübertragung bei Veränderungen der Abmessungen und/oder der Geschwindigkeiten
und/oder aufeinanderfolgenden unterschiedlichen Bändern (1) erfolgt.
6. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass vor dem Einlaufen der Verbindungsstelle unterschiedlicher Bänder in die Vorrichtung
die Bandgeschwindigkeit reduziert und nach dem Durchlaufen des Heizteils wieder erhöht
wird.