[0001] Die Erfindung betrifft eine Gasfeder.
[0002] Gasfedern mit gedämpfter Hubbewegung eines internen Dämpfungskolbens sind durch offenkundige
Vorbenutzung bekannt, insbesondere zur Dämpfung einer Schließbewegung einer Front-
beziehungsweise Heckklappe eines Kraftfahrzeugs. Ein Durchschlagen eines Schließelements,
dessen Schließbewegung mit dem Dämpfer gedämpft werden soll, kann bei den bekannten
Gasfedern nicht immer mit Sicherheit verhindert werden. Um Beschädigungen zu vermeiden,
die ein solches Durchschlagen mit sich führen kann, müssen daher aufwendige Zusatzmaßnahmen
getroffen werden. Hierzu gehören zum Beispiel elastische Anschlagpuffer oder auch
das Vorhalten eines ausreichenden Spiels zwischen aneinander angrenzenden Bauteilen.
Aus Kosten- beziehungsweise Designgründen sind diese Maßnahmen nicht wünschenswert.
[0003] Es ist daher eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Gasfeder derart weiterzubilden,
dass ein gut kontrollierbares Hubverhalten erreicht wird.
[0004] Diese Aufgabe ist erfindungsgemäß gelöst durch eine Gasfeder mit den im Anspruch
1 angegebenen Merkmalen.
[0005] Kern der Erfindung ist zunächst die Integration einer geschwindigkeitsabhängigen
Dämpfungseinrichtung in die Gasfeder. Ein Dämpfer mit einer geschwindigkeitsabhängigen
Dämpfung ist bekannt aus der DE 198 46 373 A1. Bei hohen Schließgeschwindigkeiten
erfolgt bei einem solchen Dämpfer eine stark erhöhte Dämpfung, die bis zu einer vollständigen
Blockierung gehen kann. Hierdurch kann, wenn ein derartiger Dämpfer im Zusammenhang
mit einer Schließeinrichtung eingesetzt wird, der Schließkomfort beeinträchtigt werden.
Um dies zu vermeiden, werden geschwindigkeitsabhängige Dämpfungseinrichtungen in der
Regel so ausgelegt, dass sie erst ab einer relativ hohen Geschwindigkeit der Hubbewegung
aktiv werden. Hierdurch kann ein Durchschlagen eines Schließelements, dessen Schließbewegung
mit dem Dämpfer gedämpft werden soll, nicht immer mit Sicherheit verhindert werden.
Die Dämpfungseinrichtung nach der DE 198 46 373 A1 wurde daher erfindungsgemäß durch
Integration einer wegabhängigen Dämpfungseinrichtung weiterentwickelt. Erfindungsgemäß
wurde erkannt, dass eine Gasfeder, bei der zusätzlich zur geschwindigkeitsabhängigen
Dämpfung auch eine wegabhängige Dämpfung bereitgestellt wird, hinsichtlich der Kontrollierbarkeit
der Hubbewegung ihres Dämpfungskolbens optimal an die jeweiligen Einbau-Anforderungen
angepasst werden kann. Wird die erfindungsgemäße Gasfeder bei einer Front- oder Heckklappe
eingesetzt, so kann ein Klappen-Endanschlag erreicht werden, dessen Dämpfungscharakteristik
gleichzeitig von der Schließgeschwindigkeit und vom Schließweg abhängt. Vor dem Erreichen
des Schlosses kann auf diese Weise zum Beispiel aufgrund der zusätzlichen wegabhängigen
Dämpfung in sicherer Weise eine Vergrößerung der Dämpfung erreicht werden, sodass
die Reduktion der Schließgeschwindigkeit auf einen Schließwert erreicht werden kann,
der weit unter der Auslöseschwelle für die geschwindigkeitsabhängige Dämpfung liegt.
Es resultiert eine Gasfeder mit einem gut kontrollierbaren und sicheren Betriebsverhalten.
Beim Einsatz in einer Front- beziehungsweise Heckklappe wird insbesondere ein Durchschlagen
der Klappe verhindert. Bauteile wie zum Beispiel Anschlagpuffer zum Durchschlagschutz
können entfallen. Zwischen benachbarten Bauteilen muss kein erhöhtes Fugenmaß mehr
vorgesehen sein. Die Dämpfungscharakteristik kann mit Hilfe der geschwindigkeitsabhängigen
Dämpfungseinrichtung einerseits und der wegabhängigen Dämpfungseinrichtung andererseits
so eingestellt werden, dass der akustische Komfort bei einer Hubbewegung der Gasfeder
erhöht ist. Zusätzliche Maßnahmen zur Reduzierung der Produktionstoleranzen können
entfallen.
[0006] Eine Gasfeder nach Anspruch 2 bietet insbesondere im Bereich der Endlage der Einschubbewegung
eine erhöhte Dämpfung, sodass dort eine Beschädigung durch ein Aneinanderstoßen von
Bauteilen aufgrund eines Erreichens der Endlage vermieden werden kann.
[0007] Eine mehrstufige Dämpfung nach Anspruch 3 lässt sich variabel an das jeweilige Einsatzfeld
der Gasfeder anpassen.
[0008] Eine wegabhängige Dämpfungseinrichtung nach Anspruch 4 oder 5 ist fertigungstechnisch
mit geringem Aufwand realisierbar.
[0009] Hierbei lässt sich bei der Ausgestaltung nach Anspruch 6 in einfacher Weise eine
mehrstufige Dämpfung erzielen.
[0010] Eine Längsnut nach Anspruch 7 ist eine besonders einfache Variante einer als Dämpfungs-Durchlass
ausgeführten wegabhängigen Dämpfungseinrichtung.
[0011] Ausgestaltungen der Gasfeder nach den Ansprüchen 8 bis 10 führen dazu, dass diese
auch bei stark unterschiedlichen Temperaturen, zum Beispiel beim Einsatz in einem
Kraftfahrzeug, sich immer reproduzierbar verhält.
[0012] Weitere Merkmale, Vorteile und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
Beschreibung eines Ausführungsbeispiels anhand der Zeichnung. Es zeigt:
- Fig. 1
- einen Längsschnitt durch eine Gasfeder;
- Fig. 2
- den Dämpfungskolben der Gasfeder in stark vergrößerter Darstellung in einer Ruheposition;
- Fig. 3
- eine Ventilscheibe in Draufsicht;
- Fig. 4
- den Dämpfungskolben bei einer geringen Einschubgeschwindigkeit;
- Fig. 5
- den Dämpfungskolben bei hoher Einschubgeschwindigkeit;
- Fig. 6
- den Dämpfungskolben bei geringer Ausfahrgeschwindigkeit;
- Fig. 7
- den Dämpfungskolben bei hoher Ausfahrgeschwindigkeit;
- Fig. 8
- eine nicht maßstabsgerechte, unterbrochene Ausschnittsvergrößerung eines Gehäuserohrs
der Gasfeder von Fig. 1;
- Fig. 9
- einen Schnitt gemäß Linie IX-IX in Fig. 8;
- Fig. 10
- eine unterbrochene Aufsicht auf eine Innenwand des Gehäuserohrs im Bereich des in
Fig. 8 dargestellten Ausschnitts; und
- Fig. 11
- ein Diagramm, welches den Hub sowie die Geschwindigkeit einer Einfahrbewegung eines
Dämpfungskolbens in das Gehäuse der Gasfeder als Funktion der Zeit wiedergibt.
[0013] Die in Fig. 1 dargestellte Gasfeder, bei der es sich beispielsweise um eine Heckklappen-Gasfeder
handelt, weist ein im Wesentlichen zylindrisches, also durch ein Rohr gebildetes Gehäuse
1 auf, das an einem Ende durch einen Boden 2 verschlossen ist. Das Gehäuse 1 ist mit
Druckgas gefüllt, welches einen Kraftspeicher für die Gasfeder darstellt. Am Boden
2 ist ein krallenartiges Befestigungselement 3 angebracht. Aus seinem dem Boden 2
entgegengesetzten Ende 4 ist eine koaxial zur Mittel-Längs-Achse 5 des Gehäuses 1
angeordnete Kolbenstange 6 aus dem Gehäuse 1 herausgeführt. Sie trägt an ihrem äußeren
freien Ende ein weiteres Befestigungselement 7. Am Ende 4 ist die Kolbenstange 6 mittels
einer Führungs- und DichtungsEinheit 8 in Richtung der Achse 5 verschiebbar, aber
gas- und flüssigkeitsdicht geführt.
[0014] An dem im Innenraum des Gehäuses 1 befindlichen Ende der Kolbenstange 6 ist ein Dämpfungskolben
9 angebracht, der weiter unten im einzelnen beschrieben wird. Dieser Dämpfungskolben
9 teilt den Innenraum des Gehäuses 1 in zwei Gehäuse-Teilräume 10, 11, von denen der
Teilraum 10 zwischen dem Dämpfungskolben 9 und dem Boden 2 und der Teilraum 11 zwischen
dem Dämpfungskolben 9 und der Führungs- und Dichtungseinheit 8 ausgebildet ist. Mit
Ausnahme noch zu beschreibender Dämpfungseinrichtungen sind solche Gasfedern bekannt
und marktüblich.
[0015] Wie Fig. 2 entnehmbar ist, ist der Dämpfungskolben mehrteilig ausgebildet. Er weist
ein Druck-Kolbenteil 12 auf, dessen funktionswesentliches Teil eine Ringscheibe 13
ist, an der eine Befestigungsbüchse 14 ausgebildet ist, die in eine Ringnut 15 der
Kolbenstange 6 eingerollt ist, sodass das Kolbenteil 12 in Richtung der Achse 5 fest
auf der Kolbenstange 6 angebracht ist. Durch dieses Kolbenteil 12 wird der Dämpfungskolben
9 zum Teilraum 11 hin begrenzt.
[0016] Zum Teilraum 10 hin wird der Dämpfungskolben 9 durch ein Zug-Kolbenteil 16 begrenzt,
das nach Art einer Zylinder-Ringscheibe 17 aufgebaut ist, die gleichermaßen wie die
Ringscheibe 13 radial zur Achse 5 spielfrei auf der Kolbenstange 6 angeordnet ist.
In Richtung der Achse 5 zum Teilraum 10 hin wird das Zug-Kolbenteil 16 durch eine
Mutter 18 gehalten, die auf einen entsprechenden Gewindeansatz 19 der Kolbenstange
6 geschraubt ist. Zwischen dem Druck-Kolbenteil 12 und dem Zug-Kolbenteil 16 und einer
Innenwand 20 des Gehäuses 1 ist jeweils ein Ringspalt 21 bzw. 22 ausgebildet. Zwischen
dem Kolbenteil 12 und dem Kolbenteil 16 ist ein weitgehend spielfreier, aber in Richtung
der Achse 5 leicht verschiebbarer Ringkolben 23 angeordnet, der die Ringspalte 21,
22 überdeckt. Auf der Kolbenstange 6 ist mittig zwischen den Kolbenteilen 12 und 16
und auf gleicher Höhe mit dem Ringkolben 23 eine Distanzhülse 24 angeordnet. Beiderseits
der Distanzhülse 24 liegen an dieser eine dem Druck-Kolbenteil 12 zugewandte Druck-Ventilscheibe
25 und eine dem Zug-Kolbenteil 16 zugewandte Zug-Ventilscheibe 26 an, zwischen denen
und dem benachbarten Kolbenteil 12 bzw. 16 jeweils eine ringförmige Distanzscheibe
27 bzw. 28 angeordnet ist. Diese Distanzscheiben 27, 28 haben eine geringe Dicke in
Richtung der Achse 5, von beispielsweise 0,25 mm. Mittels der Mutter 18 ist also das
Paket aus Zug-Kolbenteil 16, Distanzscheibe 28, Zug-Ventilscheibe 26, Distanzhülse
24, Druck-Ventilscheibe 25, Distanzscheibe 27 und Druck-Kolbenteil 12 in Richtung
der Achse 5 zusammengespannt. Gemeinsam mit dem Ringkolben 23 bildet dieses Paket
eine Dämpfungseinrichtung 28a zur geschwindigkeitsabhängigen Dämpfung einer Hubbewegung
des Dämpfungskolbens 9.
[0017] Wie unter anderem aus Fig. 3 hervorgeht, weisen die ringförmig ausgebildeten Ventilscheiben
25, 26 zwei Dämpfungsdurchlässe 29, 29a auf, die fluchtend mit dem zwischen der Distanzhülse
24 und dem Ringkolben 23 ausgebildeten Ringkanal 30 liegen. Die Dicke a der Distanzhülse
24 in Richtung der Achse 5 ist größer als die entsprechende Dicke b des Ringkolbens
23.
[0018] In dem in Fig. 2 dargestellten Ruhezustand des Dämpfungskolben 9 ist zwischen der
Druck-Ventilscheibe 25 und dem Druck-Kolbenteil 12 ein der Dicke der Distanzscheibe
27 entsprechender Radialkanal 31 ausgebildet, der den Ringkanal 30 mit dem Ringspalt
21 verbindet. Zwischen der Zug-Ventilscheibe 26 und dem Zug-Kolbenteil 16 ist im Ruhezustand
ein Radialkanal 32 ausgebildet, der den Ringkanal 30 mit dem Ringspalt 22 verbindet.
Die Ventilscheiben 25, 26 bestehen aus Federstahl und sind sehr dünn, beispielsweise
0,1 mm dick. Der Außendurchmesser d der Ventilscheiben 25, 26 ist kleiner als der
Innendurchmesser D des Gehäuses 1. In den der jeweiligen Ventilscheibe 25 bzw. 26
zugewandten Stirnseiten 33, 34 der Kolbenteile 12 bzw. 16 können radial zur Achse
5 verlaufende Bypass-Kanäle 35, 35a ausgebildet sein, die dem jeweiligen Dämpfungsdurchlass
29 zugeordnet sind, sich also mit diesem radial zur Achse 5 überdecken und in den
jeweiligen Ringspalt 21, 22 münden.
[0019] Die Wirkungsweise der geschwindigkeitsabhängigen Dämpfungseinrichtung 28a der Gasfeder
wird nachfolgend anhand der Fig. 4 bis 7 näher erläutert.
[0020] In Fig. 4 ist die Position der verschiedenen Teile des Dämpfungskolbens 9 dargestellt,
wenn die Kolbenstange 6 in Einschubrichtung 36 entgegen der Rückstellkraft der Druckgas-Füllung
in das Gehäuse 1 eingeschoben wird und zwar mit einer Geschwindigkeit unterhalb einer
zur weitgehenden Blockierung der Gasfeder führenden Geschwindigkeit. Hierbei liegt
der Ringkolben 23 gegen die Druck-Ventilscheibe 25 an, ohne diese nennenswert in Richtung
der Achse 5 zu verbiegen. Da der Ringkolben 23 eine geringere axiale Erstreckung hat
als die Distanzhülse 24, strömt Dämpfungsflüssigkeit entsprechend der Strömungslinie
37 aus dem Gehäuse-Teilraum 10 durch den Ringspalt 22, den Radialkanal 32, die Dämpfungsdurchlässe
29 in der Zug-Ventilscheibe 26, den Ringkanal 30, die Dämpfungsdurchlässe 29 in der
Druck-Ventilscheibe 25, den Radialkanal 31 und den Ringspalt 21 in den Gehäuse-Teilraum
11. Außerdem fließt Dämpfungsfluid aus dem Ringspalt 22 außen um die Zug-Ventilscheibe
26 und einen Radialkanal 38 zwischen der Zug-Ventilscheibe 26 und dem Ringkolben 23
zum Ringkanal 30. Der Ringkolben 23 liegt hierbei dicht an dem außerhalb der Dämpfungsdurchlässe
29 befindlichen Bereich der Druck-Ventilscheibe 25 an.
[0021] Wenn die Einschubgeschwindigkeit der Kolbenstange 6 in Einschubrichtung 36 über ein
vorgegebenes Maß hinaus gesteigert wird, dann wird der Druck des Dämpfungsfluids auf
den Ringkolben 23 einerseits und die Druck-Ventilscheibe 25 andererseits so groß,
dass gemäß Fig. 5 die Druck-Ventilscheibe 25 zum Druck-Kolbenteil 12 ausgelenkt wird
und sich dichtend gegen dessen Stirnseite 33 anlegt, wie in Fig. 5 dargestellt ist.
Da damit der Radialkanal 31 bis auf die Bypass-Kanäle 35 geschlossen ist, nimmt die
Dämpfungskraft sprungartig zu. Bei einer Variante der Gasfeder kann die Dämpfungskraft
bis in den Bereich einer Blockierung der Gasfeder gehen, wenn beispielsweise keine
Bypass-Kanäle 35 vorhanden sind und wenn die Undichtigkeiten im Gesamtbereich des
Dämpfungskolbens 9 gering sind.
[0022] Wenn dagegen die Kolbenstange 6 mit geringer Geschwindigkeit entsprechend der Ausschubrichtung
39 aus dem Gehäuse 1 herausgezogen bzw. geschoben wird, legt sich der Ringkolben 23
entsprechend Fig. 6 gegen die Zug-Ventilscheibe 26, ohne diese in Richtung der Achse
5 zu verformen. Das Dämpfungsfluid fließt dann entsprechend der Strömungslinie 40
aus dem Gehäuse-Teilraum 11 durch den Ringspalt 21, den Radialkanal 31, die Dämpfungsdurchlässe
29 in der Druck-Ventilscheibe 25, den Ringkanal 30, die Dämpfungsdurchlässe 29a in
der Zug-Ventilscheibe 26, den Radialkanal 32 und den Ringspalt 22 in den Gehäuse-Teilraum
10. Außerdem fließt Dämpfungsfluid aus dem Ringspalt 21 außen um die Druck-Ventilscheibe
25 und den zwischen dieser und dem Ringkolben 23 gebildeten Radialkanal 41 zum Ringkanal
30.
[0023] Wenn die Ausschubgeschwindigkeit ein vorgegebenes Maß überschreitet, dann wird der
auf den Ringkolben 23 und die Zug-Ventilscheibe 26 wirkende Staudruck so groß, dass
die Zug-Ventilscheibe 26 entsprechend der Darstellung in Fig. 7 zur Anlage an die
Stirnseite 34 des Zug-Kolbenteils 16 kommt, sodass das Dämpfungsfluid nur noch durch
die Bypass-Kanäle 35a in der Stirnseite 34 des Zug-Kolbenteils 16 in Richtung zum
Gehäuse-Teilraum 10 strömen kann. Die Dämpfung steigt also stark an. Aus dem Vorstehenden
wird deutlich, dass beim dargestellten Ausführungsbeispiel eine geschwindigkeitsabhängige
Dämpfung sowohl beim Einschieben als auch beim Ausschieben der Kolbenstange 6 in das
beziehungsweise aus dem Gehäuse 1 erreicht werden kann. Für viele Anwendungsfälle,
bei denen nur beim Einschieben eine geschwindigkeitsabhängige Dämpfung erreicht werden
soll, ist eine Ausführung der geschwindigkeitsabhängigen Dämpfungseinrichtung 28a
ohne Zug-Kolbenteil 16 und ohne Zug-Ventilscheibe 26 möglich, sodass das Ausfahren
der Kolbenstange bei dieser Ausführungsform nicht geschwindigkeitsabhängig gedämpft
wird. Die hier gegebene Detailbeschreibung lässt sich ohne Weiteres auf eine Gasfeder
übertragen, bei der nur die Einschubbewegung, nicht aber die Ausschubbewegung geschwindigkeitsabhängig
gedämpft wird.
[0024] Wie sich aus dem Vorstehenden ergibt, wurden der Begriff "Druck-Kolbenteil 12" und
"Druck-Ventilscheibe 25" gewählt, weil sie bei Druck auf die Gasfeder, also beim Einschieben
der Kolbenstange 6 in das Gehäuse 1 in Funktion treten, während das "Zug-Kolbenteil
16" und die "Zug-Ventilscheibe 26" bei Zug auf die Gasfeder, also beim Ausfahren der
Kolbenstange 6 aus dem Gehäuse 1, in Funktion treten.
[0025] Wie sich aus dem Vorstehenden weiterhin ergibt, kann die Einschub- bzw. Ausschubgeschwindigkeit
der Kolbenstange 6, bei der der Sprung von einfacher Dämpfung auf eine angenäherte
Blockierung eintritt, durch Veränderung der Dicke der Ventilscheiben 25 bzw. 26 verändert
werden. Je dicker die Ventilscheiben 25, 26 sind, um so steifer sind sie, d.h. die
Geschwindigkeit, bei der ein Übergang von der einfachen Dämpfung auf eine verstärkte
Dämpfung eintritt, nimmt zu. Je dünner die Ventilscheibe 25 bzw. 26 ist, um so geringer
wird diese Geschwindigkeit.
[0026] In gleicher Weise kann durch Veränderung der Dicke der Distanzscheiben 27, 28 in
Richtung der Achse 5 der Weg in Richtung der Achse 5 verändert werden, den die jeweilige
Ventilscheibe 25 bzw., 26 aus ihrer Ruhelage zurücklegen muss, bevor der jeweilige
Radialkanal 31 bzw. 32 verschlossen wird. Da die zum Verformen der Ventilscheibe 25,
26 in Richtung der Achse 5 erforderliche, durch den geschilderten Staudruck gebildete
Kraft mit dem Verformungsweg zunimmt, wird also der entsprechende Radialkanal 31 bzw.
32 bei geringerer Dicke der Distanzscheibe 27 bzw. 28 kleiner und umgekehrt.
[0027] In der Innenwand 20 des Gehäuses 1 ist eine profilierte Längsnut 45 ausgebildet,
die in den Fig. 8 bis 10 nicht maßstäblich und in übertriebener Vergrößerung, was
ihre Breite und Tiefe angeht, dargestellt ist. Die Längsnut 45 stellt eine Dämpfungseinrichtung
zur wegabhängigen Dämpfung einer Hubbewegung des Dämpfungskolbens 9 dar. Solange der
Dämpfungskolben 9 in einer Stellung auf Höhe der Längsnut 45 vorliegt, stellt Letztere
einen Dämpfungsfluid-Durchlass zwischen den beiden Gehäuse-Teilräumen 10, 11 dar.
Sowohl der Querschnitt als auch die Tiefe der Längsnut 45 variieren längs der Längsnut
45. Eine Einschubrichtung ist in Fig. 8 mit einem Pfeil 45a angedeutet.
[0028] Zwischen einem Nutbeginn 46, welcher einer maximalen Einfahrstellung des Dämpfungskolbens
9 zugeordnet ist, und einem Nutende 47, welches einer maximalen Ausfahrstellung des
Dämpfungskolbens 9 zugeordnet ist, weist die Längsnut 45 insgesamt sechs Nutbereiche
auf. Nachfolgende Dimensionierungsangaben sind nur beispielhaft zu verstehen und sind
von der jeweiligen Ausgestaltung der Gasfeder und zudem von den Anforderungen der
jeweiligen Anwendung abhängig. In einem ersten Nutbereich 48, welcher sich an den
Nutbeginn 46 anschließt, verbreitert und vertieft sich die Längsnut 45 nochmals bis
hin zu einer Tiefe von etwa 0,1 mm. In einem sich hieran anschließenden zweiten Nutbereich
49 hat die Längsnut 45 konstanten Querschnitt und Tiefe. In einem sich hieran anschließenden
dritten Nutbereich 50 erweitert und vertieft sich die Längsnut 45 bis hin zu einer
Maximaltiefe von 0,35 mm. In einem sich hieran anschließenden vierten Nutbereich 51
bleiben Querschnitt und Tiefe der Längsnut wieder konstant. In einem sich hieran anschließenden
fünften Nutbereich 52 verschmälert sich die Längsnut 45 und flacht bis hin zu einer
Tiefe von etwa 0,1 mm ab. Die Länge des fünften Nutbereichs 52 ist vergleichbar zu
derjenigen des dritten Nutbereichs 50. In einem sechsten Nutbereich 53 zwischen dem
fünften Nutbereich 52 und dem Nutende 47 mündet die Längsnut 45 wieder in die Innenwand
20 des Gehäuses 1 aus. Für die wegabhängige Dämpfung im Bereich der Einschub-Endlage
des Dämpfungskolbens 9 sind die Nutbereiche 48 bis 50 relevant.
[0029] Einen typischen Querschnitt der Längsnut 45 zeigt Fig. 9 im Bereich des vierten Nutbereichs
51. Der Boden der Längsnut 45 hat im Querschnitt einen Krümmungsradius von etwa 0,4
mm. Die beiden im Querschnitt in die Innenwand 20 ausmündenden Nut-Seitenwände haben
einen Winkel α zueinander im Bereich von 120°.
[0030] Die Funktion der wegabhängigen Dämpfung mittels der Längsnut 45 wird nachfolgend
anhand des Diagramms nach Fig. 11 erläutert. Dieses zeigt am Beispiel eines Schließvorgangs
einer Kraftfahrzeug-Heckklappe mit einer ersten Kurve 54 den zeitabhängigen Hub des
Dämpfungskolbens 9 bei der Einfahrbewegung in Einfahrrichtung 45a in das Gehäuse 1,
wobei auf der Querachse der Hub in mm und auf der Hochachse die Zeit in s aufgetragen
ist. Schon aus der Hub-Kurve 54 wird deutlich, dass die Einfahr-Bewegung beim Schließen
der Heckklappe zunächst im Bereich des vierten Nutbereichs 51 mit konstantem Nutquerschnitt
aufgrund der potentiellen Energie der Heckklappe beschleunigt, um sich im Bereich
des Nutendes 46, also der einfahrseitigen Endlage des Dämpfungskolbens 9 wieder zu
verlangsamen. Im Bereich insbesondere des Nutendes 46 des Hubweges des Dämpfungskolbens
9 liegt also eine stärkere Dämpfung der Hubbewegung vor, als im Bereich des sonstigen
Hubweges. Genauen Aufschluss über die Einfahrgeschwindigkeit gibt eine Hubgeschwindigkeits-Kurve
55, die ebenfalls in Fig. 11 eingetragen ist, wobei auf der Querachse die Geschwindigkeit
in mm/s aufgetragen ist. Ausgehend vom Beginn der Einfahrbewegung mit Geschwindigkeit
0 beim Loslassen der Klappe steigt die Hubgeschwindigkeit im vierten Nutbereich 51
zunächst an, bis im Bereich des dritten Nutbereichs 50 eine maximale Hubgeschwindigkeit
in Höhe von etwa 225 mm/s erreicht ist. Beim Durchlaufen des zweiten Nutbereichs 49
wird die Heckklappe kurzzeitig auf eine in etwa konstante Hubgeschwindigkeit im Bereich
von etwa 30 mm/s abgebremst. Anschließend, ab dem Durchlaufen des zweiten Nutbereichs
49, sinkt die Hubgeschwindigkeit wieder ab, bis sie im Bereich des Nutendes 46 wieder
den Wert 0 erreicht. Die wegabhängige Dämpfung durch die Längsnut 45 sorgt also für
eine mehrstufige Änderung der Dämpfung der Hubbewegung des Dämpfungskolbens 9.
[0031] Das Ausfahrende des Dämpfungskolbens 9 wird durch die beschriebene Dämpfung ebenfalls
kontrolliert und ohne harten Endanschlag erreicht.
[0032] Gleichzeitig zur Wirkung der wegabhängigen Dämpfung kommt bei Überschreitung eines
Grenzwerts der Hubgeschwindigkeit noch die oben beschriebene geschwindigkeitsabhängige
Dämpfungseinrichtung 28a zum Tragen, sodass das Überschreiten einer maximalen Hubgeschwindigkeit
verhindert wird.
[0033] Als Dämpfungsfluid kann bei der Gasfeder nach den Fig. 1 bis 11 auch ein temperaturstabiles
Öl auf synthetischer oder Silikon-Basis eingesetzt sein.
1. Gasfeder
- mit einem zylindrischen Gehäuse (1), das eine Innenwand (20), eine Mittel-Längs-Achse
(5), einen Boden (2) und ein dem Boden (2) entgegengesetztes Ende (4) aufweist,
- mit einer konzentrisch zur Mittel-Längs-Achse (5) angeordneten Kolbenstange (6),
die aus dem Ende (4) durch eine Führungs- und Dichtungseinheit (8) aus dem Gehäuse
(1) herausgeführt ist,
- mit einem Dämpfungskolben (9), der an dem im Gehäuse (1) befindlichen Ende der Kolbenstange
(6) angeordnet ist und den Innenraum des Gehäuses (1) in zwei Gehäuse-Teilräume (10,
11) unterteilt,
- mit einer Druckgas-Füllung im Innenraum des Gehäuses (1),
- mit einer Dämpfungseinrichtung (28a) zur geschwindigkeitsabhängigen Dämpfung einer
Hubbewegung des Dämpfungskolbens (9), und
- mit einer weiteren Dämpfungseinrichtung (45) zur wegabhängigen Dämpfung einer Hubbewegung
des Dämpfungskolbens (9).
2. Gasfeder nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die wegabhängige Dämpfungseinrichtung (45) so ausgeführt ist, dass im Bereich einer
der beiden Endlagen (46) des Hubweges des Dämpfungskolbens (9) eine stärkere Dämpfung
der Hubbewegung vorliegt als im Bereich (51) des sonstigen Hubweges.
3. Gasfeder nach Anspruch 1 oder 2, gekennzeichnet durch eine Ausführung der wegabhängigen Dämpfungseinrichtung (45) derart, dass eine mehrstufige
Änderung der Dämpfung der Hubbewegung resultiert.
4. Gasfeder nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die wegabhängige Dämpfungseinrichtung (45) als Dämpfungsfluid-Durchlass zwischen
den beiden Gehäuse-Teilräumen (10, 11) ausgeführt ist, dessen Querschnitt wegabhängig
variiert.
5. Gasfeder nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Querschnitt des Dämpfungsfluid-Durchlasses im Bereich (48, 53) einer der beiden
Endlagen (46) des Hubweges kleiner ist als im Bereich (51) des sonstigen Hubweges.
6. Gasfeder nach einem der Ansprüche 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Veränderung des Querschnitts der Dämpfungseinrichtung (45) über mehrere Stufen
(48, 50) erfolgt.
7. Gasfeder nach einem der Ansprüche 4 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Dämpfungs-Durchlass als Längsnut (45) in einer Innenwand (20) des Gehäuses (1)
ausgeführt ist, wobei zur Querschnittsvariation die Breite und/oder die Tiefe der
Längsnut (45) variiert.
8. Gasfeder nach einem der Ansprüche 4 bis 6, gekennzeichnet durch ein temperaturstabiles Öl als Dämpfungsfluid.
9. Gasfeder nach Anspruch 8, gekennzeichnet durch ein Dämpfungsfluid auf synthetischer Basis.
10. Gasfeder nach Anspruch 8, gekennzeichnet durch ein Dämpfungsfluid auf Silikon-Basis.