(19)
(11) EP 1 006 337 B1

(12) EUROPÄISCHE PATENTSCHRIFT

(45) Hinweis auf die Patenterteilung:
24.08.2005  Patentblatt  2005/34

(21) Anmeldenummer: 99118930.9

(22) Anmeldetag:  25.09.1999
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7F42B 14/02

(54)

Drallstabilisiertes Artilleriegeschloss

Spin stabilised artillery projectile

Projectile d'artillerie stabilisé par rotation


(84) Benannte Vertragsstaaten:
DE FR GB SE

(30) Priorität: 02.12.1998 DE 19855536

(43) Veröffentlichungstag der Anmeldung:
07.06.2000  Patentblatt  2000/23

(73) Patentinhaber: Rheinmetall Waffe Munition GmbH
40880 Ratingen (DE)

(72) Erfinder:
  • Brinkmann, Fritz
    49757 Werlte (DE)

(74) Vertreter: Dietrich, Barbara et al
Thul Patentanwaltsgesellschaft mbH Rheinmetall Allee 1
40476 Düsseldorf
40476 Düsseldorf (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
DE-B- 1 152 041
DE-U- 8 433 256
GB-A- 191 422 286
DE-C- 114 190
GB-A- 191 125 850
US-A- 5 682 011
   
       
    Anmerkung: Innerhalb von neun Monaten nach der Bekanntmachung des Hinweises auf die Erteilung des europäischen Patents kann jedermann beim Europäischen Patentamt gegen das erteilte europäischen Patent Einspruch einlegen. Der Einspruch ist schriftlich einzureichen und zu begründen. Er gilt erst als eingelegt, wenn die Einspruchsgebühr entrichtet worden ist. (Art. 99(1) Europäisches Patentübereinkommen).


    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein drallstabilisiertes Artilleriegeschoß mit einem metallischen Führungsband zur Übertragung des Dralles auf das Geschoß und einem heckseitig von dem Führungsband angeordneten Dichtring.

    [0002] Ein derartiges Artilleriegeschoß ist beispielsweise aus der DE 40 00 167 C2 bekannt. Das bekannte Geschoß besitzt ein mehrere Ringnuten aufweisendes Führungsband, an dem zum Geschoßboden hin ein aus Kunststoff bestehender Dichtring, der auch als Obturatorring bezeichnet wird, angeordnet ist. Dieser Dichtring dient zur Verbesserung der Abdichtung des Geschosses gegen die unter hohem Druck stehenden Treibladungsgase und wird in der Regel kraftschlüssig durch Aufschrumpfen an dem Geschoß befestigt.

    [0003] Als nachteilig hat sich bei den bekannten Artilleriegeschossen unter anderem erwiesen, daß der jeweilige Dichtring bei mechanischen Belastungen leicht beschädigt oder komplett zerstört wird. Beschädigte oder lose sitzende Dichtringe werden beim Ansetzen der Geschosse aber leicht von dem Geschoß abgestreift, was zu sicherheitsrelevanten Störungen des gesamten Waffensystems führen kann. Außerdem hat sich gezeigt, daß die Dichtringe beim Transport der entsprechenden Munition häufig abfallen, weil ihre Vorspannung durch Alterung des Kunststoffes verloren geht.

    [0004] Für einen automatischen Munitionsfluß, wie er für großkalibrige Waffen (z.B. Panzerhaubitzen) heute gefordert wird, ist diese bekannte Munition mit heckseitig angeordnetem Dichtring daher nicht geeignet.

    [0005] Aus der DE 114 190 C, welche eine Grundlage für den Anspruch 1 bildet, ist ein aus einem Geschütz verschießbares drallstabilisiertes Geschoß mit einem Führungsband bekannt, bei dem heckseitig von dem Führungsband ein Dichtring in einer Ringnut angeordnet ist, welches sich gegenüber dem Geschoß frei drehen kann. Über das Material des Dichtringes macht dieses Patent keine Angaben.

    [0006] Außerdem ist der Dichtring derart in einer umlaufenden Nut geführt, daß er bei entsprechend hohen Zentrifugalkräften radial nach außen verschiebbar ist. Dadurch kann es bei Schußabgabe innerhalb des entsprechenden Waffenrohres zu einer Beschädigung des Dichtringes durch Einschnitte durch das Zug-Feld-Profil des Rohres kommen. Nachdem das Geschoß das Waffenrohr verlassen hat, bewirkt dann die Zentrifugalkraft, daß Teile des Dichtringes als hochenergetische Splitter zu einer Gefährdung im Umkreis des Geschützes führen. Außerdem können aufgrund des nicht reproduzierbaren Zustandes des Dichtringes nach dem Verlassen des Waffenrohres außenballistische Störungen auftreten.

    [0007] Aus der US 5 682 011 A ist ebenfalls ein drallstabilisiertes Artilleriegeschoß mit einem Führungsband und einem drehbar angeordneten Dichtring bekannt, welcher in einer Nut radial verschiebbar ist. Auch dieses Geschoß besitzt die vorstehend beschriebenen Nachteile.

    [0008] Aus der GB 22 286 A und der GB 25 850 A sind jeweils mit zwei Führungsbändern versehene Geschosse bekannt, wobei das heckseitig angeordnete Führungsband sowohl axial als auch radial verschiebbar angeordnet ist. Ein separater Dichtring wird bei diesem bekannten Geschoß nicht verwendet.

    [0009] Schließlich ist aus der DE 11 52 041 B ein Hohlladungsgeschoß mit koaxial in dem Geschoß angeordneten Stabilisierungskreisel bekannt. Die Rotation des Kreisels wird dabei über ein in einer schwalbenschwanzförmigen Nut drehbar angeordnetes Führungsband während des Rohrdurchganges des Geschosses bewirkt. Ein heckseitig von dem Führungsband angeordneter Dichtring wird bei diesem Geschoß nicht verwendet. Wie aus der einzigen Figur dieser Druckschrift entnehmbar ist, soll die schwalbenschwanzförmige Nut lediglich die Führung des Führungsbandes bei dessen Rotation innerhalb des Waffenrohres übernehmen. Die in der Figur dargestellte und in der Druckschrift nicht beschriebene Nut würde ein radiales Abwerfen beschädigter Führungsbandteile bei höheren Drehzahlen des Geschosses außerhalb des Waffenrohres nicht verhindern.

    [0010] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein drallstabilisiertes Artilleriegeschoß der eingangs erwähnten Art anzugeben, bei dem eine Beschädigung oder Zerstörung bzw. ein Abstreifen des Dichtringes beim Einführen des Geschosses in den Ladungsraum der entsprechenden Waffe sowie beim Rohrdurchgang sicher verhindert und seine abdichtende Funktion nicht negativ beeinflußt wird. Außerdem soll ein radiales Abheben des Dichtringes aus der Nut sicher vermieden werden.

    [0011] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst. Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung offenbaren die Unteransprüche.

    [0012] Im wesentlichen liegt der Erfindung der Gedanke zugrunde, als Dichtring nicht einen Kunststoffring, sondern einen vorzugsweise aus Kupfer bestehenden Metallring vorzusehen, der in einer Ringnut des Geschosses angeordnet ist und sich gegenüber dem Geschoß frei drehen kann (sog. durchrutschende Metalldichtung). Dabei wird der Dichtring durch eine schwalbenschwanzförmige Nut geführt, so daß auch bei hohen Geschoßdrehzahlen ein Abheben des Dichtringes aus der Nut sicher vermieden wird.

    [0013] Die Metalldichtung nimmt beim Rohrdurchgang des entsprechenden Geschosses keine Leistenkraft auf, und da keine seitliche Flächenpressung aufgebracht wird, kommt es zu keiner Abnutzung der Einschnittsprofile, so daß eine zuverlässige Abdichtung der Pulvergase gewährleistet ist.

    [0014] Durch die gegenüber vergleichbaren bekannten Geschossen wesentlich verbesserte Abdichtung gegen Gasschlupf wird eine signifikante Reduzierung der Rohrerosion und damit eine Verlängerung der Rohrlebensdauer erreicht.

    [0015] Als Material für das Dichtungsband kann das gleiche Material verwendet werden, wie es auch für das Führungsband des entsprechenden Geschosses benutzt wird. Dabei haben sich in der Praxis insbesondere Kupfer-Zinn-Legierungen (z.B. CuZn10) bewährt.

    [0016] Bereits vorhandene Artilleriegeschosse, die für Waffensysteme mit automatischem Munitionsfluß aufgrund der heckseitigen Anordnung von Kunststoff-Dichtungsringen nicht geeignet sind, können auf einfache Weise umgerüstet werden. Es ist in diesen Fällen lediglich erforderlich, eine entsprechende Nut heckseitig von dem Führungsband in das jeweilige Artilleriegeschoß einzubringen und den z.B. aus Kupfer bestehenden Dichtungsring in diese Nut einzupressen.

    [0017] Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus dem folgenden anhand einer Figur erläuterten Ausführungsbeispiel.

    [0018] Die Fig. zeigt den Querschnitt eines erfindungsgemäßen drallstabilisierten Artilleriegeschosses 1 im Bereich seines beispielsweise aus Kupfer bestehenden Führungsbandes 2, wobei sich das Führungsband 2, in Richtung der Längsachse 3 des Geschosses 1 gesehen, aus drei stegförmigen Führungsbandteilen zusammensetzt.

    [0019] Heckseitig von dem Führungsband 2 ist erfindungsgemäß ein durchrutschender Dichtring 4 aus Kupfer in einer Ringnut 5 angeordnet, die als schwalbenschwanzförmige Führung ausgebildet ist. Eine derartige Anordnung des Dichtringes 4 verhindert einerseits ein Abheben des Dichtringes auch bei hohen Geschoßdrehzahlen und stellt andererseits eine gute Abdichtung gegen Gasschlupf dar.

    [0020] Die Erfindung ist selbstverständlich nicht auf das vorstehend beschriebene Ausführungsbeispiel beschränkt. So können beispielsweise Führungsband 2 und Dichtring 4 statt aus Kupfer auch aus einem anderen geeigneten Metall bestehen.

    Bezugszeichenliste



    [0021] 
    1
    Artilleriegeschoß
    2
    Führungsband
    3
    Längsachse
    4
    Dichtring
    5
    Ringnut, Führung



    Ansprüche

    1. Drallstabilisiertes Artilleriegeschoß mit einem metallischen Führungsband (2) zur Übertragung des Dralles auf das Geschoß (1) und einem heckseitig von dem Führungsband (2) angeordneten Dichtring (4) mit den Merkmalen:

    a) der Dichtring (4) besteht aus einem Metall und

    b) ist derart in einer schwalbenschwanzförmig ausgebildeten Ringnut (5) des Geschosses (1) angeordnet, daß er sich gegenüber dem Geschoß frei drehen kann und ein Abheben des Dichtringes (4) bei Drehung des Geschosses (1) sicher vermieden wird.


     
    2. Drallstabilisiertes Artilleriegeschoß nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Dichtring (4) aus dem gleichen Metall besteht wie das Führungsband (2).
     
    3. Drallstabilisiertes Artilleriegeschoß nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Dichtring (4) aus Kupfer oder einer Kupferlegierung besteht.
     
    4. Drallstabilisiertes Artilleriegeschoß nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Dichtring (4) aus CuZn10 besteht.
     


    Claims

    1. Spin-stabilized artillery projectile having a metallic drive band (2) for transmission of the spin to the projectile (1), and having a sealing ring (4) which is arranged on the rear side of the drive band (2), having the following features:

    a) the sealing ring (4) is composed of a metal, and

    b) is arranged in an annular groove (5), which is in the form of a dovetail, in the projectile (1), in such a way that it can rotate freely with respect to the projectile, and the sealing ring (4) is reliably prevented from lifting off during rotation of the projectile (1).


     
    2. Spin-stabilized artillery projectile according to Claim 1, characterized in that the sealing ring (4) is composed of the same metal as the drive band (2).
     
    3. Spin-stabilized artillery projectile according to Claim 1 or 2, characterized in that the sealing ring (4) is composed of copper or a copper alloy.
     
    4. Spin-stabilized artillery projectile according to Claim 3, characterized in that the sealing ring (4) is composed of CuZn10.
     


    Revendications

    1. Projectile d'artillerie stabilisé par rotation comportant une bande de guidage (2) métallique pour transmettre la rotation sur le projectile (1) et une bague d'étanchéité (4) disposée sur le côté arrière de la bande de guidage (2), présentant les caractéristiques :

    a) la bague d'étanchéité (4) est constituée d'un métal et

    b) est disposée dans une rainure annulaire (5) du projectile (1) conformée en queue d'aronde de façon à ce qu'elle puisse tourner librement par rapport au projectile (1) et qu'un enlèvement de la bague d'étanchéité (4) puisse sûrement être évité lors de la rotation du projectile (1).


     
    2. Projectile d'artillerie stabilisé par rotation selon la revendication 1, caractérisé en ce que la bague d'étanchéité (4) est constituée du même métal que la bande de guidage (2).
     
    3. Projectile d'artillerie stabilisé par rotation selon la revendication 1 ou la revendication 2, caractérisé en ce que la bague d'étanchéité (4) est constituée de cuivre ou d'un alliage de cuivre.
     
    4. Projectile d'artillerie stabilisé par rotation selon la revendication 3, caractérisé en ce que la bague d'étanchéité (4) est constituée de CuZn10.
     




    Zeichnung