[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von optischen Bauelementen aus
Calciumfluorid mit parallel (100) oder (110) orientierter optischer Achse (Hauptrichtung)
durch Temperung bei erhöhter Temperatur und entsprechend angepaßter Abkühlung, sowie
deren Verwendung.
[0002] CaF
2 wird als Material für optische Bauelemente für VUV-Anwendungen in der Mikrolithographie
wie Waferstepper oder Excimerlaser eingesetzt. Die Kristalle bilden das Ausgangsmaterial
für die Herstellung von Linsen, Prismen und anderen Bauteilen, die wiederum in Optiken
zur Abbildung kleinster Strukturen zur Herstellung integrierter Schaltungen z.B. für
Computerchips verwendet werden. Um die notwendige Abbildungsgüte zu erreichen, werden
an das optische Material sehr hohe Anforderungen gestellt. Üblicherweise darf die
Inhomogenität der Brechzahl Δn nicht mehr als 1 x 10
-6 betragen, die Spannungsdoppelbrechung muß deutlich unter lnm/cm liegen.
[0003] Die Verknüpfung zwischen mechanischen Größen (wie z.B. Spannungen) und der durch
sie verursachten optischen Wirkung (wie z. B. die Spannungsdoppelbrechung SDB) ist
im Kristall (richtungsabhängig) über den spannungsoptischen Tensor gegeben. Das bedeutet,
Spannungen gleicher Größe können in einem einkristallinen Material in Abhängigkeit
von der kristallographischen Orientierung bzw. der Beobachtungsrichtung zu deutlich
unterschiedlicher Spannungsdoppelbrechung und Brechzahlhomogenität führen. Aus diesem
Grunde wurden bisher Bauelemente eingesetzt, bei denen die minimale Spannungsdoppelbrechung
in der Anwendungsrichtung zu beobachten ist. Das ist für Calciumfluorid in der (111)-Richtung
der Fall. Bisher wurde daher Material ausschließlich in der Orientierung (111) für
Rohlinge (bzw. (111)-nahe für Kuben) eingesetzt.
[0004] Die Untersuchungen von J.H. Burnett, Z.H. Levine, E.L. Shirley, "Intrinsic birefringence
in calcium fluoride and barium fluoride", Physical Rev. B 64 (2001) 241102 haben gezeigt,
dass das Calciumfluorid intrinsisch doppelbrechend wirkt. Dieser Effekt nimmt in der
Nähe der Bandkante des Materials stark zu und führt bei einer Anwendungswellenlänge
von 157nm zu deutlichen Abbildungsfehlern. Um diese intrinsische Doppelbrechung kompensieren
zu können, werden von den Objektivherstellern Linsen unterschiedlicher Kristallorientierung
kombiniert. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, Linsenrohlinge, Quader und Prismen
verschiedener Kristallorientierung, speziell in (100)- und (110)-Orientierung, zu
fertigen.
[0005] Die Anforderungen an die nicht-(111)-orientierten Produkte bezüglich der optischen
Qualität, speziell der Brechzahlhomogenität und Spannungsdoppelbrechung sind vergleichbar
mit den Anforderungen, die an das (111)-Material gestellt werden. Allerdings sind
diese Anforderungen an die Qualität für nicht-(111)-orientierte Produkte ungleich
schwerer erreichbar. Die Restspannungen im Material müssen für (100) bzw. (110)-orientierte
Produkte um 80 bis 90% geringer sein als für (111)-orientierte Produkte, wenn die
gleiche Spannungsdoppelbrechung erreicht werden soll.
[0006] Die Möglichkeiten zur Herstellung von Einkristallen zur Verwendung als optische Bauelemente
sind bekannt und die Prinzipien sind in Lehrbüchern wie z. B. Wilke-Bohm, Kristallzüchtung
(Verlag Harri Deutsch, ISBN 3-87144-971-7) beschrieben. Je nach Stoffsystem und Anforderungen
können Einkristalle aus der Gasphase, der Schmelze, Lösungen oder einer Festphase
über Diffusions- bzw. Rekristallisationsprozesse nach unterschiedlichsten Verfahren
hergestellt werden.
[0007] Die Herstellung geeigneter CaF
2-Halbzeuge bzw. Rohlinge erfolgt in einem mehrstufigen Prozeß. Zunächst ist die Voraussetzung,
dass als Rohstoff ein CaF
2-Pulver zur Verfügung steht, welches höchsten Anforderungen an die chemische Reinheit
genügt. Spuren kritischer Kationen und/oder Anionen dürfen nur im sub-ppm Bereich
bzw. für weniger kritische Verunreinigungen bis zu einigen ppm enthalten sein. Dieses
Pulver wird dann üblicherweise im Vakuum einer Trocknungsphase unterzogen, um vorhandene
Restfeuchte zu entfernen. Störender Restsauerstoff wird dem CaF
2 mittels einem beigemengten zweiten Material, durch ein nachfolgendes Erhitzen über
eine sogenannte Scavenger-Reaktion entzögen. Scavenger-Substanzen sind z. B. ZnF
2, PbF
2 oder andere geeignete Fluoride oder aber fluorhaltige Gase.
[0008] Die üblichen Verfahren zur Herstellung von Calciumfluorideinkristallen im industriellen
Maßstab sind zum Beispiel das Bridgman-Stockbarger-, das Vertical Gradient Freeze-,
das Nakken-Kyropoulos- und das Czochralski-Verfahren. Diese Verfahren sind allesamt
Zuchtverfahren aus der Schmelze, die im Vakuum bzw. unter einer Inert- oder Reaktivgasatmosphäre
verlaufen. Dabei wird jeweils das polykristalline Material in einem Tiegel aufgeschmolzen.
Anschließend läßt man die Schmelze sehr langsam gerichtet erstarren, um Einkristalle
entstehen zu lassen. Die folgende Abkühlung muß derart erfolgen, dass möglichst geringe
thermische Spannungen im Kristall auftreten, die Kristalldefekte hervorrufen.
[0009] Zur Erfüllung der hohen Anforderungen für die VUV-Anwendungen ist es notwendig, die
Kristalle oder Teile davon einer weiteren Temperaturbehandlung unterhalb des Schmelzpunktes
zu unterziehen, um die Kristalldefekte zu reduzieren und die geringe Spannungsdoppelbrechung
sowie hohe Brechzahlhomogenität zu erreichen. Während dieses als Tempern bezeichneten
Prozesses werden bei der erhöhten Temperatur im Kristall durch mechanische Deformations-
und Diffusionsprozesse die noch vorhandenen Defekte wie Versetzungen oder Kleinwinkelkorngrenzen
deutlich abgebaut. Die dann folgende Abkühlphase bestimmt ganz wesentlich das erzielte
Qualitätsniveau des Bauteils. Das Tempern kann als Prozeßschritt unmittelbar in der
Kristallzuchtanlage oder aber auch als separater Prozess in einem speziellen Ofen
ausgeführt werden.
[0010] Einige typische Vorgehensweisen beim Tempern von Calciumfluorid wurden bereits in
der EP 0 939 147 A2 oder in der US 6,332,922 B1 beschrieben. Dabei werden insbesondere
die Temperatur-Zeit-Bedingungen beschrieben, um Calciumfluoridkristalle bezüglich
ihrer Spannungsdoppelbrechung und Brechzahlhomogenität zu verbessern. Die beschriebenen
Verfahren führen jedoch nicht zu Kristallen, die die erforderliche Qualität für die
inzwischen aktuellen Anforderungen der Mikrolithographie bei Anwendungswellenlängen
von 193 nm bzw. 157 nm erreichen.
[0011] In EP 0 942 297 A2 wird beschrieben, dass aufgrund der Anisotropie des spannungsoptischen
Verhaltens für Lithographieanwendungen die (111)-Orientierung von Rohlingen bzw. Halbzeugen
zu bevorzugen ist. Dabei wurden die (111), (100), (110)-Orientierungen untersucht
und es wurde gefunden, dass bei gleichartiger Wärmebehandlung von CaF
2-Scheiben unterschiedlicher Orientierung nur die (111)-Scheibe Spannungsdoppelbrechungswerte
nahezu im geforderten Bereich erreicht. Am Beispiel von BaF
2-Scheiben wird gezeigt, dass auch die erreichte Reduzierung der SDB durch die Wärmebehandlung
für die (111)-Scheibe wesentlich größer ist, als die für nicht (111)-orientierte Scheiben.
[0012] Wie CaF
2 mit von (111) verschiedener optischer Hauptrichtung in der geforderten Qualität produziert
werden kann, ist bislang nicht bekannt.
[0013] Die Erfindung hat daher zum Ziel, durch Temperung bei erhöhter Temperatur in einem
geeigneten Ofen CaF
2-Kristalle in einer optischen Qualität herzustellen, die für den Einsatz mit einer
von der (111)-Kristallachse verschiedenen optischen Hauptrichtung, speziell entlang
der (100) bzw. (110)-Achse, in der Mikrolithographie insbesonders bei Wellenlängen
von unterhalb 250 nm, speziell bei 193 nm oder kürzer erforderlich ist.
[0014] Ein wesentliches Ziel der Erfindung ist es auch, durch Verformungs- und Ausheilprozesse
im Kristall bei erhöhten Temperaturen die im Kristallmaterial vorliegenden Restspannungen
und Inhomogenitäten zu minimieren, um so einen defektarmen Kristall mit geringsten
Restspannungen zu erhalten, dessen Spannungsdoppelbrechung in keiner Richtung höher
als 1 nm/cm beträgt und dessen Brechzahlinhomogenität Δn in jeder Richtung kleiner
als 5*10
-7 beträgt.
[0015] Ein weiteres wesentliches Ziel der Erfindung besteht darin, nicht nur eine Verringerung
der Transmission für Licht der Wellenlängen von unterhalb 250 nm bzw. von 193 nm oder
kürzer im Vergleich zum ungetemperten Rohmaterial zu verhindern, sondern im Gegenteil
sogar eine Verbesserung durch die Temperaturbehandlung (Tempern) zu erreichen. Dazu
ist es notwendig, die Ausprägung von Absorptions- und Streuzentren während der Temperaturbehandlung
zu verhindern.
[0016] Ebenfalls Ziel der Erfindung ist der Abbau vorhandener und die Vermeidung der Entstehung
von neuen, sogenannten Gleitbändern. Gleitbänder sind typischerweise Kristalldefekte,
die durch inhomogene plastische Verformung entlang der materialtypischen Verformungsebenen
und -richtungen entstehen und die im Verhältnis zu ihrer Umgebung lokal eine sehr
hohe Versetzungsdichte aufweisen und zu optischen Inhomogenitäten und Spannungsdoppelbrechung
im Material führen.
[0017] Diese Ziele werden durch das in den Ansprüchen beschriebene Verfahren erreicht.
[0018] Es hat sich gezeigt, dass sich die Kristalldefekte im CaF
2 hinreichend weit reduzieren lassen, um die genannten Ziele zu erreichen, wenn der
Kristall auf Temperaturen von über 1000°C erwärmt wird und bei der eingestellten Temperatur
wenigstens 65 Stunden, vorzugsweise mindestens 75 Stunden gehalten wird, wobei mindestens
80 Stunden besonders bevorzugt sind. Erfindungsgemäß wurde gefunden, dass entgegen
bisherigen Vorstellungen diese gegenüber bisher bekannten Prozessen deutlich verlängerte
Zeit erforderlich ist, um die notwendigen Relaxationsvorgänge im Kristall ablaufen
zu lassen. Die einzustellende Haltetemperatur beträgt erfindungsgemäß mindestens 1000°C,
vorzugsweise mindestens 1050°C, wobei mindestens 1080°C bzw. 1100°C besonders bevorzugt
sind. Zweckmäßige Obergrenzen betragen erfindungsgemäß maximal 1350°C, insbesonders
1300°C, wobei eine maximale Temperatur von 1250°C bzw. 1200°C bevorzugt ist. Erfindungsgemäß
hat es sich auch als vorteilhaft erwiesen, dass während der Haltezeit möglichst keine
oder nur minimale Temperaturunterschiede im Kristall auftreten, d. h. dass die Temperatur
über das gesamte Kristallvolumen hinweg möglichst gleich bzw. homogen ist.
[0019] Die extremen Anforderungen an die Spannungsfreiheit der Kristalle werden insbesonders
dann erfüllt, wenn neben der Reduzierung der dynamischen Temperaturgradienten durch
Heiz- und Kühlprozesse auch die statischen Temperaturgradienten in der Anlage verringert
werden. Statische Temperaturgradienten werden durch die räumliche Temperaturverteilung
(Ofendesign) im Temperofen verursacht. Sie treten auch in der Haltezeit auf. Dynamische
Temperaturgradienten treten im Tempergut auf, wenn von außen (Ofen) Wärme zu- oder
abgeführt wird. Ein Wärmetransport bedingt Temperaturgradienten im Material und die
Größe dieser Gradienten wird wesentlich von den Aufheiz- und Abkühlgeschwindigkeiten
bestimmt. Diese Gradienten werden hier als dynamische Temperaturgradienten bezeichnet.
In Aufheiz- und Abkühlphasen überlagern sich beide Arten von Gradienten.
[0020] Nach dem Aufheizen, d. h. während der Haltezeit bei Haltetemperatur bilden sich im
Temperraum statische Temperaturgradienten in radialer und statische Temperaturgradienten
in axialer Richtung heraus. Durch die Ofenkonfiguration werden gemäß der vorliegenden
Erfindung diese auf maximal 0,2 K/cm begrenzt. Vorzugsweise werden jedoch statische,
radiale Temperaturgradienten von kleiner als 0,013 K/cm und statische, axiale Temperaturgradienten
von kleiner als 0,07 K/cm gewährleistet.
[0021] Vorzugsweise lässt man den Ausheilprozess in einer Anlage ablaufen, die in dem Bereich,
in dem sich das zu tempernde Material befindet, ein Temperaturfeld mit einem Temperaturgradienten
von maximal 0,2K/cm erzeugt.
[0022] Die Anlage sollte vorzugsweise in ihrem Inneren ausschließlich aus hochreinem Graphit
bestehen, um Kontaminationen der CaF
2-Kristalle auszuschließen, welche zu einer Minderung der Transmission führen können.
Ein bevorzugtes Graphit, welches in Kontakt mit dem CaF
2 kommt weist einen Restaschegehalt von weniger als 20 ppm auf.
[0023] Die Anforderungen an die Reinheit bestehen ebenso an die zu tempernden Produkte.
Vor Beschickung der Anlage sind daher die Teile einer sorgfältigen Reinigung zu unterziehen.
Die Teile sollen sowohl fett- und staubfrei sein, sowie möglichst keine Oberflächenfeuchte
ausweisen. Bevorzugt wird daher eine Reinigung der Teile mit fettlösenden organischen
Lösungsmitteln mit hohem Dampfdruck. Nach erfolgter Reinigung ist jede Berührung der
Teile mit bloßer Haut oder verschmutzten Gegenständen zu vermeiden.
[0024] Zur Entfernung des in der Anlage, an der Kristalloberfläche bzw. im Kristallgitter
vorhandenen Restsauerstoffs wird vorzugsweise wenigstens ein Scavenger-Material eingesetzt.
Als vorteilhaft erweisen sich Verbindungen wie ZnF
2, PbF
2, XeF
2, SnF
2, welche als Feststoffe zugesetzt werden. Es ist auch möglich, nach einer ausgeprägten
Trockenphase gasförmige Scavenger einzusetzen. Hierbei sind besonders Fluorgas, Fluorgas/Inertgasmischungen,
Fluorkohlenstoffgase bzw. Fluorkohlenwasserstoffgase vorteilhaft zu verwenden. Eine
Kombination von fest- und gasförmigen Scavengern kann auch verwendet werden.
[0025] In einer bevorzugten Ausführungsform wird die Temperung unter Einsatz von gasförmigem
Scavenger vorgenommen, beispielsweise CF
4, C
2F
6, C
3F
8 oder CHF
3, SF
6 oder NF
3 bevorzugt unter dem Einsatz von Fluorkohlenstoffgasen, welche mit Inertgas vermischt
in einer Konzentration von 1-50%, insbesondere 5-30%, speziell 5-15% in die Anlage
eingebracht wird. Durch den Einsatz eines solchen Gases gelingt es überraschenderweise
die Transmission des CaF
2 zu erhöhen. Dieser Effekt wird nicht bei Einsatz von Inertgas, Vakuum oder pulverförmigen
Scavengermaterial erreicht.
[0026] In besonderer Weise bevorzugt wird eine Ausführung wie zuvor beschrieben, bei der
während des Temperprozesses ein Gasgemisch mit der zuvor angegebenen Zusammensetzung
mit einem Durchfluss von wenigen Litern pro Minute durch die Anlage strömen läßt.
[0027] Bei besonderer Sorgfalt bezüglich der Reinheit und Sauerstofffreiheit aller in der
Anlagen befindlichen Materialien und Oberflächen kann auf ein Scavengermaterial verzichtet
werden. Dabei ist zunächst eine Trocknung im Hochvakuum auszuführen, um adsorbiertes
Oberflächenwasser und Sauerstoff vollständig zu entfernen. Die Temperung kann im Vakuum,
aber auch in einer Inertgasatmosphäre stattfinden.
[0028] Die Anforderungen an die Reinheiten der festen Scavenger-Materialien sind im wesentlichen
die gleichen wie für CaF
2. Wird beispielsweise PbF
2 als Scavenger verwendet sind bei den Elementen Na, Mg, Sr, Ba, Al und den Übergangsmetallen
Reinheitsanforderungen von <lppm je Element einzuhalten.
[0029] Zur Vermeidung von Kontaminationen, welche letztlich zur Verringerung der Transmission
führen können, hat es sich gezeigt, dass die eingesetzten Gase vorzugsweise eine Reinheit
von mindestens 99,999% , bevorzugt besser 99,9999% aufweisen sollten.
[0030] Die Temperung wird vorteilhafterweise unabhängig von zugesetzten Materialien und
dem bestehenden Druck in der Anlage - unter einer reduzierenden Atmosphäre ausgeführt.
[0031] In einer speziellen Ausführungsform wird in das Tempergefäß zusätzlich CaF
2-Pulver eingebracht. In einer weiteren erfindungsgemäßen Ausführungsform wird daher
derart vorgegangen, dass ein Kristall gegenüber seinem finalen Endmaß in einem größeren
Volumen bzw. mit einem größeren Aufmaß getempert wird und nach dem Tempern dieses
Aufmaß entfernt wird. Das Tempern selbst erfolgt üblicherweise in einem hierfür geeigneten
Ofen bzw. einer Anlage. Dabei wird vorzugsweise so viel Randvolumen abgetragen, dass
der Kristall bereits in einem endnahen Maß vorliegt. Vorzugsweise wird das Material
vom Kristallmittelpunkt aus bezüglich seiner Höhe und/oder seines Durchmessers entlang
des Umfangs bzw. äußeren Randes zirkumferential entfernt. In einer bevorzugten Ausführungsform
beträgt das Aufmaß mindestens 5%, vorzugsweise mindestens 10% des Endmaßes bzw. der
endmaßnahen Dimension, wobei ein Aufmaß bzw. Übermaß von +15%, insbesondere +20%,
bevorzugt ist. Als besonders bevorzugt haben sich Aufmaße von +25 bzw. +30% erwiesen.
Dabei beziehen sich die Aufmaße vorzugsweise auf den Durchmesser bzw. die Höhe des
Kristalls. Soll beispielsweise das Endmaß bzw. die endmaßnahe Dimension des Kristalls
20 cm aufweisen, so wird der Kristall bei einem 20%-igen Aufmaß mit einem Durchmesser
von mindestens 24 cm getempert. Ein späteres Tempern nach Entfernung des Randes, der
die innere elastische Restspannung im Kristall verursacht, sollte nicht mehr stattfinden.
[0032] Es hat sich überraschenderweise gezeigt, dass sich mittels diesem Verfahren orientierte
Blanks erhalten lassen, die bezüglich des RMS-Wertes der Brechzahlhomogenität besser
als 0,025 x 10
-6, insbesonders besser als 0,015 x 10
-6 sind. Bezüglich der Spannungsdoppelbrechung lassen sich Werte erhalten, wie sie in
folgende Tabelle eingetragen sind:
Tabelle 1
|
<111>-Orientierung |
<100> bzw. <110>-Orientierung |
|
vorzugsweise |
besonders bevorzugt |
vorzugsweise |
besonders bevorzugt |
SDB - PV-Wert in nm/cm |
0,5 |
0,2 |
2,5 |
1 |
SDB - RMS-Wert in nm/cm |
0,15 |
0,08 |
1 |
0,35 |
[0033] Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich zur Herstellung von Kristallen aller Formen
und aller Orientierungen. So ist es beispielsweise ohne weiteres möglich, auch Kristalle
anstatt in (111)-Richtung in (100)-, oder (110)-Orientierung annähernd spannungsfrei
zu erhalten, was mit den bisherigen Verfahren des Standes der Technik nicht möglich
war.
[0034] In einer erfindungsgemäß bevorzugten Ausführungsform wird beim Tempern ein geringer
Temperaturgradient erzeugt, der in einem Winkel von mindestens 5° von der Gleitebene
abweicht.
[0035] Die Richtung des maximalen Temperaturgradienten ist gleichzeitig die Richtung der
höchsten Spannungen. Da der Kristall sich nur entlang bestimmter Gleitrichtungen auf
bestimmten Gleitebenen plastisch verformt, ist für die Verformung nur die in diesem
Gleitsystem wirksame Spannung für die Verformung relevant.
[0036] Im Falle des CaF
2 ist die Hauptgleitebene die (100)-Ebene. Treten die maximalen Temperaturgradienten
parallel bzw. senkrecht zur Oberfläche einer 100-Scheibe auf, sind die Spannungen
im Gleitsystem voll wirksam. Erfindungsgemäß wurde gefunden, dass, durch Verkippen
der Scheibenorientierung die wirksamen Spannungen reduziert werden. Im Falle der 111-Orientierung
(Der Winkel zwischen 111-Oberfläche und 100-Gleitebene beträgt 54,73°) ist diese wirksame
Spannungskomponente deutlich reduziert. Der beste denkbare Fall wäre in diesem Sinne
eine (110)-Orientierung. In diesem Falle aber würde das zweite (Neben-) gleitsystem
mit 110 als Gleitebene extrem günstig orientiert sein und aktiviert werden.
[0037] Es ist erfindungsgemäß bevorzugt, dass zwischen Gleitrichtung und Richtung des maximalen
Temperaturgradienten ein Winkel von 10° eingeschlossen wird. Besonders bevorzugt sind
für den CaF2-Kristall sowie für Kristalle gleicher Struktur Winkel von 25° bis 36°.
[0038] In anderen Kristallsystemen können auch größere Winkel erreicht werden. Gemäß der
Lehre der Erfindung, wird jedoch in Kristallsystem der maximal mögliche Winkel zwischen
Gleitrichtung und Richtung des Temperaturgradienten einzustellen.
[0039] Besonders bevorzugt wird der Kristall in seiner (111)-Richtung getempert und zwar
so, dass diese (111)-Achse parallel zur Achse des verwendeten Temperofens verläuft.
Dabei ist es bevorzugt, dass der im Temperofen erzeugte Temperaturgradient parallel
zur Erdoberfläche verläuft, bzw. senkrecht zur Erdanziehung.
[0040] Die räumliche Temperaturverteilung im gesamten Kristallvolumen ergibt sich aus der
Überlagerung statischer Temperaturgradienten (anlagenbedingte Temperaturverteilung)
mit den dynamischen Temperaturgradienten, welche infolge von Aufheiz- bzw. Abkühlvorgängen
im Kristall entstehen. Erstere dominieren die Haltezeit, letztere kommen vor allem
in der Aufheiz- und Abkühlphase zum tragen.
[0041] Für das erfindungsgemäße Tempern ist es unvermeidbar, dass die von außen auf den
Kristall zugeführte Wärme beim Aufwärmen des Kristalls einen geringen, jedoch keinen
zu großen Temperaturgradienten erzeugt. Dieser Gradient sollte derart ausgestaltet
sein, dass während des Erwärmens, sowie während des Abkühlens an keiner Stelle des
Kristalles ein Temperaturunterschied von mehr als 5°C herrscht. Vorzugsweise beträgt
die Obergrenze der Temperaturunterschiede maximal 2°C, wobei maximal 1°C besonders
bevorzugt ist. Es ist auch bevorzugt, dass diese maximalen Temperaturunterschiede
nicht in einem inneren Volumenbereich des Kristalls auftreten; d. h. in einem Bereich,
der mindestens 10% des Kristalldurchmessers vom Kristallrand entfernt ist. Obwohl
es nicht bevorzugt ist, können im Randbereich geringfügige höhere Temperaturunterschiede
herrschen, als die zuvor angegebenen.
[0042] Die extremen Anforderungen an die Spannungsfreiheit der Kristalle werden insbesonders
dann erfüllt, wenn die dynamischen Temperaturgradienten während der Aufheizphase und
was noch wesentlich bedeutungsvoller ist, während der Abkühlphase so reduziert werden,
dass sie gleich oder nur unwesentlich größer als die statischen Temperaturgradienten
während der Haltezeit bei Maximaltemperatur sind.
Vorzugsweise lässt man den Ausheilprozess in einer Anlage ablaufen, die in dem Bereich,
in dem sich das zu tempernde Material befindet, einen statischen radialen Temperaturgradienten
von kleiner als 0,013 K/cm und einen axialen Temperaturgradienten von kleiner als
0,07K/cm gewährleistet.
[0043] Erfindungsgemäß ist es bevorzugt, den Kristall beim Tempern mittels einer Graphitauflage
abzudecken. Bevorzugt sind Graphitmatten oder Graphitplatten. Graphitplatten tragen
zur Verringerung des Temperaturgradienten im Tempergut bei, indem eine gleichmäßige
Wärmezu- und -abfuhr in bzw. aus dem Kristall befördert wird. Die Graphitabdeckungen
haben eine gute Wärmeleitfähigkeit. Obwohl es erfindungsgemäß bevorzugt ist, das Tempern
mittels einer im Ofen seitlich angeordneten Heizung durchzuführen und dabei die Wärmezufuhr
und den somit entstehenden Gradienten seitlich, d. h. parallel zur Erdoberfläche auf
den Kristall einwirken zu lassen, so ist es auch möglich dies mittels einer Deckel-
und Bodenheizung durchzuführen; dabei hat es sich als zweckmäßig erwiesen, besonders
gut wärmeleitende Graphitplatten auf den Kristall zu legen.
[0044] Ein weiterer Aspekt der vorliegenden Erfindung ist es, den besonderen Materialeigenschaften,
die sich bei Anwendungsrichtungen, die von der [111] abweichen ergeben, in der Prozeßführung
bei der Temperung Rechnung zu tragen. Es hat sich gezeigt, dass es zum Erreichen geringer
Spannungsdoppelbrechung in diesen Richtungen notwendig ist, nicht nur in der Haltezeit
sondern auch während der Aufheiz- und Abkühlphase des Temperprozesses die Temperaturgradienten
wesentlich kleiner zu gestalten, als in bisher für Calciumfluorid bekannten Temperprozessen.
vorzugsweise sind erfindungsgemäß beim Aufheizen Raten von weniger als 18K/h einzustellen,
vorzugsweise weniger als 12K/h, wobei Aufheizraten von weniger als 10K/h besonders
bevorzugt sind. Erfindungsgemäß wurde auch gefunden, dass geringe Aufheizraten wesentlich
sind, um ein gutes Temperendergebnis zu erreichen. Es hat sich nämlich gezeigt, dass
auch während des Aufheizens generierte Defekte im Falle von nicht (111)-orientierten
Blanks sich einerseits wesentlich störender auf das Endergebnis auswirken und andererseits
wesentlich schwerer (während der Haltezeit) relaxieren.
[0045] Gemäß der vorliegenden Erfindung sind beim Abkühlen sehr geringe Abkühlraten einzuhalten,
die in einem oberen Temperaturbereich besonders klein und in einem unteren Temperaturbereich
etwas größer sein können, was Zeit und Kosten spart. Die Übergangstemperatur, bei
der von der sehr geringen Abkühlrate auf eine geringe Abkühlrate übergegangen wird,
liegt in dem Temperaturbereich zwischen 900°C und 600°C. Die Übergangstemperatur liegt
dabei um so tiefer, je höher die Qualitätsanforderungen an das Produkt sind.
[0046] Gemäß der vorliegenden Erfindung sind beim Abkühlen im oberen Temperaturbereich Abkühlraten
einzuhalten, die weniger als 0,5 K/h, vorzugsweise weniger als 0,4 K/h, und insbesondere
weniger als 0,3 K/h betragen.
[0047] Im unteren Temperaturbereich sind Abkühlraten einzuhalten, die nicht über 3 K/h,
bevorzugt nicht über 2 K/h, insbesondere nicht über 1,7 K/h betragen.
[0048] Unterhalb dieses Temperaturbereiches von 900°C - 600°C können die Abkühlraten zur
Minimierung der Prozeßzeit und der damit verbundenen Kosten erhöht werden. Die Erhöhung
der Abkühlrate kann in einem Schritt, bevorzugt aber in mehreren Schritten erfolgen.
Die Temperaturraten im unteren Temperaturbereich dürfen gemäß dieser Erfindung nicht
über 3 K/h, bevorzugt nicht über 2 K/h, insbesondere nicht über 1,7 K/h erhöht werden.
[0049] Der Übergang zwischen dem oberen und unteren Temperaturbereich der Abkühlphase, in
welchem die Abkühlrate schrittweise erhöht werden kann, liegt in dem Temperaturbereich
zwischen 900°C und 600°C. Die Übergangstemperatur liegt dabei umso tiefer, je höher
die Qualitätsanforderungen an das Produkt sind.
[0050] Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich zur Herstellung von Kristallen aller Formen
und aller Orientierungen. So ist es beispielsweise ohne weiteres möglich, auch Kristalle
anstatt in (111)-Richtung in (100)-, oder (110)-Orientierung annähernd spannungsfrei
zu erhalten, was mit den bisherigen Verfahren des Standes der Technik nicht möglich
war.
[0051] Die Erfindung betrifft auch die Verwendung der so erhaltenen Kristalle für optische
Zwecke, insbesonders als Rohling bzw. Halbzeuge für optische Elemente. Eine bevorzugte
Anwendung der so erhaltenen Kristalle betrifft die Mikrolithographie, üblicherweise
die Mikrolithographie < 250 nm, insbesonders bei 248 nm bzw. bei 193 nm und vorzugsweise
bei 157 nm. Die erfindungsgemäß erhältlichen optischen Elemente sind insbesonders
Prismen und Linsen, die in optischen Anordnungen, insbesonders Objektiven verwendet
werden. Werden diese in der Mikrolitho- und Photographie eingesetzt, dann sind damit
Stepper, Excimer-Laser, Wafer, Computerchips herstellbar, sowie integrierte Schaltungen
und elektronische Geräte, die solche Schaltungen und Chips enthalten.
[0052] Die Erfindung soll durch das folgende Beispiel näher erläutert werden.
Beispiel:
[0053] Ein mittels dem Bridgman-Stockbarger-Verfahren hergestellter Einkristall mit einem
Durchmesser von 250mm und einer Höhe von 60mm wird in ein Graphitgefäß eingesetzt.
Als Scavenger-Material wird PbF2-Pulver zugegeben. Durch eine zwölfstündige Trockenphase
wird die Restfeuchte aus dem Prozessraum entfernt. Anschließend wird der Anlage ein
Ar/CF
4-Gemisch zugeführt bis zu einem Druck von 1050mbar. Der Druck wird bei einem Durchfluss
von 10l/h über den gesamten Prozess konstant geregelt. Der Kristall wird mit 20K/h
auf eine Temperatur von 1130°C aufgeheizt. Diese Temperatur wird für 80h beibehalten.
Danach wird die Abkühlung nach folgendem Temperaturregime ausgeführt: Abkühlung auf
900°C mit -0,3K/h, Abkühlung auf 650°C mit -0,6K/h, Abkühlung auf Raumtemperatur mit
-1,8K/h. Eine nach diesem Vorgehen hergestellte Kristallscheibe hatte in (100)-Richtung
eine Spannungsdoppelbrechung von unter 0,9nm/cm(PV-Wert) und 0,31nm/cm(RMS-Wert).
Der RMS-Wert der Brechzahlhomogenität lag bei 0,014 x 10
-6. Die Transmission bei einer Wellenlänge von 157nm verbesserte sich um 5%.
1. Verfahren zur Herstellung von hochhomogenen, spannungsarmen Einkristallen, insbesonders
aus Calciumfluorid, insbesonders für optische Anwendungen, deren optische Qualität
auch in von (111)-abweichenden Richtungen, insbesondere den (100) und (110)-Richtungen,
das einen Temperschritt umfasst, dadurch gekennzeichnet, dass man zum Tempern den Kristall mit Temperaturraten von weniger als 18 K/h auf eine
Temperatur von 1000 - 1350°C erwärmt, der Kristall mindestens 65 Stunden lang auf
dieser Temperatur gehalten wird, wobei im Kristall maximal ein Temperaturunterschied
von 0,2 K vorliegt und anschließend der Kristall derart abgekühlt wird, dass in einem
Temperaturbereich oberhalb einer Grenztemperatur zwischen 900°C und 600°C die Abkühlgeschwindigkeit
maximal 0,5 K/h, und unterhalb dieses Bereiches die Abkühlgeschwindigkeit maximal
3 K/h beträgt.
2. Verfahren nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass das Aufheizen mit einer Geschwindigkeit von weniger als 10 K/h erfolgt.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Tempern in einer Anlage erfolgt, in der eine reduzierende Atmosphäre herrscht.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche dadurch gekennzeichnet, dass das Tempern im Beisein von PbF2, ZnF2, XeF2 als Feststoff erfolgt.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der maximale Temperaturunterschied im Kristall beim Abkühlen oberhalb einer Grenztemperatur
zwischen 900°C und 600°C weniger als 0,3 K beträgt.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Temperung der Kristalle als zylindrische Körper erfolgt, unabhängig von der Geometrie
des späteren Produkts.
7. Ein Verfahren zur Herstellung hochtransparenter CaF2-Einkristalle nach Anspruch 1 bis 6 dadurch gekennzeichnet, dass zur Entfernung von Restfeuchte in der Anlage zunächst ein Vakuum von mindestens 10-4 mbar angelegt wird, das Tempern selbst unter einem Druck im Tempergefäß von 10-1050
mbar durchgeführt wird.
8. Homogener CaF2-Kristall mit verbesserter Transmission, erhältlich nach dem Verfahren nach einer
der Ansprüche 1 bis 7 dadurch gekennzeichnet, dass der Kristall in 111-Richtung, 100-Richtung und/oder 110-Richtung eine Brechzahlhomogenität
von < 0,025 x 10-6 (RMS-Wert) aufweist und/oder dass der Kristall in 111-Richtung eine Spannungsdoppelbrechung
von < 0,5 nm/cm (PV) und 0,15 nm/cm (RMS) aufweist und in 100-Richtung und/oder 110-Richtung
eine Spannungsdoppelbrechung von < 2,5 nm/cm (PV) und < 1 nm/cm (RMS) aufweist.
9. CaF2-Kristall nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass er in 111-, 110-, und/oder 100-Richtung eine Brechwerthomogenität von < 0,015 x 10-6 (RMS-Wert) und/oder in 111-Richtung eine Spannungsdoppelbrechung von < 0,2 nm/cm(PV)
und/oder < 0,08 nm/cm(RMS) und/oder in 110- und/oder 100-Richtung eine Spannungsdoppelbrechung
von < 1 nm/cm(PV) und/oder < 0, 35 nm/cm(RMS) aufweist.
10. Verwendung von nach dem Verfahren der Ansprüche 1-7 erhaltenen Einkristallen sowie
Kristall nach Anspruch 8 zur Herstellung von Linsen, Prismen, Lichtleitstäben und
optischen Komponenten für die DUV-Fotolithographie, deren optische Achse bzw. Hauptausbreitungsrichtung
des Lichtes nicht die (111)-Richtung des Kristalls ist, Steppern, Excimerlasern, Wafern,
Computerchips, sowie integrierten Schaltungen und elektronischen Geräten, die solche
Schaltungen und Chips enthalten.