[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine minengeschützte Fahrzeugwannenbodenstruktur mit
einer gepanzerten Bodenplatte.
[0002] Landminen sind aufgrund ihrer extrem hohen Zerstörungskraft verbunden mit einem häufigen
Vorkommens in Krisen- und Kriegsgebieten eine große Gefahr für Fahrzeuge und deren
Besatzung. Da insbesondere bei friedenssichernden Einsätzen die Wahrscheinlichkeit
auf Minen aufzufahren hoch ist, werden auch bei leicht gepanzerten Fahrzeugen höchste
Anforderungen an den Schutz gegen Landminen gestellt.
[0003] Ältere Fahrzeuge mit geringem bzw. ungenügendem Minenschutz werden üblicherweise
mit Schutzblechen, welche an die Bodenunterseite geschraubt werden, nachgerüstet.
Diese Bauart hat den Nachteil, daß ein hoher Gewichtsaufwand entsteht und dadurch
sowohl die Nutzlast als auch die Mobilität wesentlich eingeschränkt wird.
[0004] Bei modernen, gewichtsmäßig optimierten Fahrzeugen hingegen kann der erforderliche
Minenschutz bereits bei der Konzeption berücksichtigt und in die Chassiskonzeption
integriert werden.
[0005] Ziel vorliegender Erfindung ist die Schaffung einer integrierten Ausführung des Bodenbereiches
eines gepanzerten Fahrzeuges, bei dem die Anforderungen auf einen hohen Minenschutzlevel
mit modularem Aufbau mit geringst möglichen Einschränkungen an Nutzlast und Nutzraum
erfüllt werden. Die Bodenplatte soll einerseits so dimensioniert werden, daß es zu
keinem Materialriss innerhalb der Bodenplatte aufgrund des Minenblastes kommt und
die dynamische Durchbeulung aufgrund des Druckstoßes so klein wie möglich gehalten
wird.
[0006] Aus der EP 1275928 A2 ist eine Anwendung bekannt, bei der die gesamte Bodenplatte
eine konkave Ausbildung mit einem großen Radius mit Kreismittelpunkt unter dem Fahrzeug
besitzt. Eine derartige Ausformung hat den Vorteil, daß bei einer Landminendetonation
dem Explosionsdruck ein hoher Verformungswiderstand entgegensteht, und keine Gefahr
eines Einknickens der Struktur vorhanden ist, wie dies bei einer konvexen Ausbildung
der Fall wäre. Nachteilig sind die hohen Herstellkosten einer derartigen Bodenplatte,
da das Einrollen eines höchstfesten Panzerstahls eine sehr aufwendige Fertigungstechnologie
darstellt.
[0007] Erfindungsgemäß sollen die Vorteile der konkaven Bodenplattenausbildung bei einer
wesentlich wirtschaftlicheren Ausbildungsform genutzt werden.
[0008] Überdies soll die dynamische Durchbeulung der Bodenplatte durch Befestigungs- oder
sonstige abplatzende Teile bzw. durch die Durchbeulung selbst zu keinen Personenschäden
im Fahrzeuginneren führen.
[0009] Die dieser Erfindung zugrundeliegenden Ziele werden dadurch erreicht, daß die Bodenplatte
in Längsrichtung mittels einer oder mehrerer Biegekanten nach innen gebogen ist und
in einem Abstand zur Bodenplatte zur Bildung eines Verformungsfreiraumes ein zweiter
Fußboden eingezogen ist, der nicht in direkter Verbindung mit der Bodenplatte steht.
[0010] Weitere vorteilhafte Merkmale der Erfindung sind in den Unteransprüchen gekennzeichnet.
[0011] Nachstehend ist die Erfindung anhand von in den Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispielen
näher beschrieben, ohne auf diese Beispiele beschränkt zu sein. Dabei zeigen
- Fig. 1 und 2
- schematische Schnitte durch ein gepanzertes Fahrzeug;
- Fig. 3 und 4
- in einem gegenüber den Fig. 1 und 2 vergrößertem Maßstab Schnitte durch den zweiten
Fußboden;
- Fig. 5 und 6
- in schaubildlicher vereinfachter Darstellung Ansichten des zweiten Fußboden;
- Fig. 7
- einen vereinfachten Schnitt durch den unteren Teil eines Panzerfahrzeuges;
- Fig. 8
- eine schaubildliche Darstellung eines Panzerfahrzeuges;
- Fig. 9 und 10
- Einzelheiten bei der Anbringung von Zusatzpanzerplatten;
- Fig. 11
- eine schaubildliche Ansicht der Unterseite eines Panzerfahrzeuges.
[0012] Gemäß den Fig. 1 und 2 wird die konkave Ausbildung der Bodenplatte 3 durch mindestens
eine Biegekante 6 mit einem möglichst großem Biegeradius in Längsrichtung des Fahrzeuges
erreicht. Eine derartige Biegekante 6 kann in wirtschaftlicher Art und Weise auf einer
Abkantpresse hergestellt werden. Ein weiterer Vorteil einer derartigen Ausführung
ist die einfache Integrierbarkeit von Radaufhängungsteilen 7 in die Bodenplattenstruktur.
In Fig. 11 ist dies dargestellt.
[0013] Damit die dynamische Durchbeulung der Bodenplatte 3 zu keinen Personenschäden im
Fahrzeuginneren 4 führen kann, ist erfindungsgemäß ein zweiter Fußboden 5 eingezogen,
wodurch zwischen der Bodenplatte 3 und dem Fußboden 5 ein Verformungsfreiraum 17 bereitgestellt
wird, der größer als die dynamische Durchbeulung sein soll. Dazu darf der Fußboden
5 keinen direkten Kontakt mit der Bodenplatte 3 aufweisen, um die dynamische Durchbeulung
nicht zu übertragen.
[0014] Dieser Fußboden 5 kann, in Abhängigkeit vom erforderlichen Schutzlevel, auch in ballistisch
schutzwirksamer Ausführung gefertigt sein. Fig. 3 zeigt dazu eine mögliche Ausbildung
des Fußbodenaufbaues, bei der der Fußboden aus einer Kombination von mehreren schutzwirksamen
Materialien besteht, z.B. aus einer Blechunterseite 18 und einer Oberseite aus einem
technologischen Material 19, z.B. einem Aramidgewebe in ein oder mehreren Lagen oder
einem anderen für Schutzzwecke geeigneten Material.
[0015] Fig. 4 zeigt eine ähnliche Ausführung, bei der die Materialkombination 18 und 19
noch zusätzlich mit einer rutschfesten Deckschicht 1 versehen ist.
[0016] Eine bevorzugte Ausführung weist einen mit der Seitenwand 13 verbundenen Zwischenrahmen
auf, auf dem der Fußboden 5 aufruht.
[0017] Aus Fig. 5 ist ersichtlich, daß der Fußboden in mehrere Einzelsegmente 15 unterteilt
sein kann, um für Wartungszwecke eine einfache Zugänglichkeit zu den darunterliegenden
Fahrzeugkomponenten zu gewährleisten.
[0018] Eine weitere bevorzugte Ausführung dazu ist auf Fig. 6 dargestellt, wo ein in größeren
Einheiten oder auch als Ganzes gestalteter Fußboden 5 eingebracht ist, der auch diverse
Servicedeckel 16 beinhalten kann. Um einen Schutz der Fahrzeugbesatzung gegen durch
den Fußboden durchschlagende Splitter oder auch gegen abplatzende Teile, z.B. Schraubenköpfe
oder Befestigungsteile 14 der Servicedeckel 16 sicherzustellen, wird über dem Fußboden
eine biegeweiche Schutzmatte aus einem ballistischen Schutzmaterial, z.B. einem Verbund
aus mehreren Lagen Aramidgewebe, gelegt, die rutschfest im Fahrzeug fixiert ist und
einfachst aus dem Fahrzeug entfernbar ist, um eine Zugänglichkeit zu den Servicedeckeln
16 sicherzustellen.
[0019] Üblicherweise sind Panzerungen gegen Landminenbedrohungen mehrschichtig ausgeführt.
Die tragende Struktur besteht aus einer konventionellen, kostengünstigen Stahlkonstruktion.
Zur Verstärkung der Schutzwirkung ist diese mit einer Zusatzpanzerung ausgestattet,
die entweder auch aus Stahl besteht, oder aus einem alternativen Werkstoff, der eine
höhere Masseneffektivität als Stahl zur Erreichung der gewünschten Schutzwirkung aufweist.
[0020] Die Zusatzpanzerung wird üblicherweise in Form von einzelnen Platten an der Wanne
befestigt. Diese Platten sind auf die abgekantete Bodenplatte abgestimmt. Einer bevorzugten
Ausführung, bei der die einzelnen Plattenelemente aufgrund der verbesserten Wirksamkeit
und damit der höheren Masseneffektivität möglichst großflächig ausgeführt sind, steht
die schwierige Montage mit der Notwendigkeit einer Zuhilfenahme von aufwendigen Vorrichtungen
und Hebezeugen entgegen.
[0021] Fig. 7 zeigt eine erfindungsgemäße Lösung der Aufgabe. Dazu werden zumindest an den
Seitenkanten der Bodenplatte 5 längs zum Fahrzeug Führungsschienen 8 befestigt, in
die auch größere Zusatzpanzerungselemente 9 eingelegt und verschoben werden können.
In einer bevorzugten Ausführung sind diese Führungsschienen 8, wie in Fig. 8 dargestellt,
in einer einfachen Art über das Fahrzeug 2 hinaus verlängerbar, sodaß die Platten
vor- bzw. hinter dem Fahrzeug 2 in die Führungsschienen 8 eingelegt und anschließend
in die richtige Position verschoben werden können. Dies hat den Vorteil, daß die Zusatzpanzerungselemente
9 deutlich größer ausgeführt werden können, weil aufgrund des besseren Handlings die
Einheiten von mehreren Personen getragen oder mit einfachem Hebezeug gehandhabt werden
können, als wenn die Platten unter dem Fahrzeug 2 zur Befestigung hochgestemmt werden
müßten.
[0022] Ein weiterer wesentlicher Faktor für eine möglichst hohe Wirkung der Plattenelemente
ist ihre Befestigung bzw. ihre Einspannung am Plattenrand. Erst durch eine effiziente
Randbefestigung können die Plattenzugkräfte im Falle einer Minendetonation so aufgenommen
werden, daß die Durchbeulung durch die Wirkung einer Minendetonation möglichst gering
gehalten wird. Besonders bei einem Zusatzpanzerungsplattenverbund ist es wesentlich,
die relativ kleinen Platten einzuspannen, da damit die Wirkung in Bezug auf die Durchbeulung
wesentlich verbessert wird.
[0023] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß die Zusatzpanzerungselemente
9 in ihrem Randbereich rundum mit Ausnehmungen 10 versehen sind, die sich in identer
Ausführung auch in den Führungsschienen 8 wiederfinden. Fig. 9 zeigt drei mögliche
Ausbildungen dieser Ausnehmungen 10. Durch diese Ausnehmungen 10 können dann entsprechende
Verbindungsbolzen 11 gesteckt werden, die dann an der Führungsschiene 8 fixiert werden
und damit die Zusatzpanzerungsplatten 9 in ihrem Randbereich längs der Bodenplatte
5 quasi einspannen.
[0024] Um die Platten rundum, und nicht nur in Fahrzeuglängsrichtung zu verbinden, werden
in Fahrzeugquerrichtung zwischen den einzelnen Zusatzpanzerungsplattenreihen 9 ebenfalls
geeignete Verbindungsleisten 12 eingeschoben, die in identer Ausführung wie die Führungsschienen
8 ebenfalls Ausnehmungen 10 besitzen, die zur Aufnahme der Verbindungsbolzen 11, und
damit zum Verbinden der einzelnen Zusatzpanzerungsplatten 9 geeignet sind. Fig. 10
zeigt dies beispielhaft.
1. Minengeschützte Fahrzeugwannenbodenstruktur mit einer gepanzerten Bodenplatte (3),
dadurch gekennzeichnet, daß die Bodenplatte (3) in Längsrichtung mittels einer oder mehrerer Biegekanten (6)
nach innen gebogen ist und in einem Abstand zur Bodenplatte (3) als Verformungsfreiraum
ein zweiter Fußboden (5) eingezogen ist, der nicht in direkter Verbindung mit der
ersten Bodenplatte (3) steht.
2. Minengeschützte Fahrzeugwannenbodenstruktur nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der zweite Fußboden (5) aus einem als Splitterschutz geeigneten Material (19) oder
Materialkombination besteht.
3. Minengeschützte Fahrzeugwannenbodenstruktur nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß auf dem zweiten Fußboden (5) ein Minenschutzteppich, bestehend aus einem flexiblen
hochfesten Material, z.B. mehrere Aramidgewebeschichten (19), als Schutz vor Splittern
aufgebracht ist.
4. Minengeschützte Fahrzeugwannenbodenstruktur nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Splitterschutzteppich nur im Randbereich am Fußboden befestigt ist.
5. Minengeschützte Fahrzeugwannenbodenstruktur nach einem der Ansprüche 2-4, dadurch gekennzeichnet, daß die Deckschicht des zweiten Fußbodens (5) oder des Splitterschutzteppichs aus einem
rutsch- und trittfesten Material, z.B. einem Gumminoppenbelag (1) besteht.
6. Minengeschützte Fahrzeugwannenbodenstruktur nach einem der Ansprüche 1-5, dadurch gekennzeichnet, daß der zweite Fußboden (5) leicht demontierbar, z.B. an die Seitenwand (13) geschraubt
ausgeführt ist.
7. Minengeschützte Fahrzeugwannenbodenstruktur nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß modulare Zusatzpanzerungsplatten (9) aufgebracht werden können.
8. Minengeschützte Fahrzeugwannenbodenstruktur nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß Führungsschienen (8) zur Montage der Zusatzpanzerungsplatten (9) vorgesehen sind.
9. Minengeschützte Fahrzeugwannenbodenstruktur nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die einzelnen Zusatzpanzerungsplattenreihen (9) mit einer Verbindungsschiene (12)
miteinander verbunden sind.
10. Minengeschützte Fahrzeugwannenbodenstruktur nach einem der Ansprüche 7-9, dadurch gekennzeichnet, daß die Zusatzpanzerungselemente (9), die Führungsschienen (8) und die Verbindungsleisten
(12) deckungsgleiche Ausnehmungen im Randbereich aufweisen, die zur Aufnahme von Verbindungsbolzen
(11) geeignet sind.
11. Minengeschützte Fahrzeugwannenbodenstruktur nach einem der Ansprüche 7-10, dadurch gekennzeichnet, daß die Verbindung zwischen den Zusatzpanzerungselementen (9) und den Führungs- und Verbindungsleisten
(12) mittels Verbindungsbolzen (11) durchgeführt wird.
12. Minengeschützte Fahrzeugwannenbodenstruktur nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß der Verbindungsbolzen eine Schraube ist, die in die entfernt gelegene Seite der Führungs-
und Verbindungsschienen eingeschraubt wird.
13. Minengeschützte Fahrzeugwannenbodenstruktur nach Anspruch 11-12, dadurch gekennzeichnet, daß der Verbindungsbolzen aus hochfestem Material besteht
14. Minengeschützte Fahrzeugwannenbodenstruktur nach Anspruch 11-13, dadurch gekennzeichnet, daß der Verbindungsbolzen mit einer z.B. schraubbaren Vorrichtung in den Ausnehmungen
fixiert wird.