[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Steuerung der Rohrwanddicke in einer vielgerüstigen
kontinuierlichen Streckreduzierwalzstraße mit Einrichtungen zur Messung der Rohrwanddicke
hinter der Streckreduzierwalzstraße, einer Rechnereinheit zur Meßwertverarbeitung
und einer Einrichtung zur Drehzahlsteuerung der Antriebsmotoren (siehe z.B. JP-A-62
192 210).
[0002] Bei der Herstellung nahtloser und geschweißter Stahlrohre wird häufig das sogenannte
Streckreduzieren eingesetzt, um in sehr flexibler Weise aus wenigen Vorproduktabmessungen
eine Vielzahl in Durchmesser und Wanddicke unterschiedlicher Fertigrohrabmessungen
zu erzeugen. Der Vorteil dieses Verfahrens, das ohne Innenwerkzeug auskommt, liegt
in der schnellen und kostengünstigen Variation von Wanddicke und Durchmesser.
[0003] Die Umformung des Rohres erfolgt beim Streckreduzieren in einer Vielzahl hintereinander
angeordneter Gerüste, wobei durch Drehzahlvariation in den einzelnen Gerüsten eine
Wechselwirkung zwischen den Gerüsten erzeugt und damit die Wanddicke des Fertigrohres
gezielt eingestellt wird. Die Umformung in der Streckreduzierwalzstraße (SRW) erfolgt
heute in der Regel in Dreiwalzengerüsten. Damit das Walzgut bei der Reduktion des
Rohrdurchmessers nicht in den Spalt zwischen den Walzen eintritt und infolgedessen
Oberflächenmarkierungen auftreten, wird das Kaliber der Walzen nicht kreisrund sondern
- im Dreiwalzengerüst dreiseitig - oval ausgeführt. Diese dreiseitige Form des Kalibers
ist grundsätzlich unvermeidbar. Nur das letzte Gerüst einer eingesetzten Gerüstreihe
wird im allgemeinen kreisrund ausgeführt. Dies ist möglich, da die Durchmesseränderung
in diesem Gerüst klein ist. Es ist erforderlich, da das fertig gewalzte Rohr weitestgehend
kreisrund sein soll.
[0004] Die "Ovalität" des Kalibers muß in Abhängigkeit von der Durchmesserreduktion, der
Wanddicke des Rohres etc. optimal eingestellt werden. Wird die Ovalität zu klein gewählt,
erhält man Markierungen und Beschädigungen der Außenoberfläche. Wird die Ovalität
zu groß gewählt, kommt es zu ausgeprägten Wanddickenungleichmäßigkeiten im Querschnitt
des streckreduzierten Rohres. Diese Wanddickenungleichmäßigkeiten haben eine sechseckige
Form (beim Dreiwalzengerüst) und werden als Innenpolygon bezeichnet. Wie alle Wanddickenabweichungen
so bedeutet auch die Innenpolygonbildung eine Qualitätseinbuße. Da die Innenpolygonbildung
u.a. von der Wanddicke oder besser gesagt vom Verhältnis Wanddicke zu Rohrdurchmesser
abhängig ist, benötigt man zur Erzeugung eines großen Wanddickenbereiches in der Regel
unterschiedliche Kalibrierungen der Walzen, d.h. unterschiedliche Ovalitäten der Walzenkalibrierung.
Da das Vorhalten von Walzgerüsten einen erheblichen Aufwand bedeutet, setzt man im
allgemeinen nur zwei unterschiedliche Kalibrierungen ein, eine runde mit geringer
Ovalität der Kaliberöffnung für dickwandige Rohre sowie eine ovale mit großer Ovalität
der Kaliberöffnung für dünnwandige Rohre. Im übrigen wird versucht die Innensechskantbildung
klein zu halten, indem die mittlere Zugspannung oder der ,Zug' im Walzgut bei der
Umformung optimal eingestellt wird.
[0005] Wählt man ein bestimmtes Maß der Innenpolygonbildung, so stellt man durch Versuche
fest, daß sich das Polygonmaß in Abhängigkeit vom Zug linear ändert. Zur Änderung
des Zuges wird die Wanddicke des Vorrohres geändert. Da die Steigung und die Lage
der Kurve von vielen Einflußgrößen (Verhältnis Wanddicke zu Durchmesser des Rohres,
Kaliberform, Walzendurchmesser, Temperatur, Werkstoff,...) abhängig ist, bedarf es
eines großen Versuchsaufwandes, um für ein komplettes Walzprogramm eine Zugoptimierung
durchzuführen. Hat man diese Optimierung mit viel Mühe durchgeführt, erzielt man trotzdem
nicht immer innenpolygonarme Rohre, da aktuelle Änderungen der Einflußgrößen unvermeidbar
sind. In dieser Situation kann wieder versucht werden, die Innenpolygonbildung zu
reduzieren, indem die Luppenwanddicke geändert wird. Dies ist aber je nach Rohrwalzverfahren
der vorgeschalteten Umformstufe nicht ohne Zeitverlust und Aufwand möglich. Letztendlich
sind viele Rohrhersteller mit diesem Problem der Qualitätseinbuße aufgrund von Innenpolygonbildung
konfrontiert, treiben einen erheblichen Aufwand um die Produktqualität zu verbessern
oder nehmen geringe Produktqualität in Kauf.
[0006] Neben den Wanddickenabweichungen, die im Querschnitt des Rohres auftreten und über
der Länge des Rohres nahezu konstant sind, gibt es Wanddickenabweichungen, die über
der Länge der Rohre auftreten. Es existieren zwar Drehzahlsteuerungsverfahren und
-einrichtungen mit denen diese Wanddickenabweichungen über der Länge des Walzgutes
ausgeglichen werden, nicht jedoch Drehzahlsteuerungsverfahren zur Reduzierung der
Innenpolygonbildung. Für die oben beschriebene Zugoptimierung ist eine gezielte Variation
der Luppenwanddicke erforderlich. Die Luppenwanddicke kann aber nicht Steuerungsglied
eines Regelkreises sein, da sie in einem anderen, unabhängig vom SRW arbeitenden Walzaggregat
erzeugt wird. Nach dem Stand der Technik muß eine Innenpolygonbildung infolge aktuell
sich ändernder Umformbedingungen in Kauf genommen werden und es muß ein erheblicher
Aufwand getrieben werden, um im Vorfeld der Produktion eine Optimierung durchzuführen.
[0007] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, unter Einsatz der Drehzahlsteuerung der
Walzen ein Verfahren zur Minimierung der Innenpolygonbildung beim Streckreduzieren
nahtloser Rohre zu schaffen.
[0008] Zur Lösung der Aufgabe wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, daß durch rechnergesteuerte
Veränderung der Drehzahlen der Antriebsmotoren während des Rohrdurchlaufes die Gesamtstreckung
konstant gehalten und dadurch die Innenpolygonbildung auf ein Minimum reduziert wird.
[0009] Das erfindungsgemäße Verfahren löst das eingangs beschriebene Problem des Standes
der Technik dadurch, daß während des Produktionsprozesses eine Reduktion der Innenpolygonbildung
mittels eines Regelkreises und Variation eines Zugparameters durchgeführt wird. Der
Zugparameter definiert eine Änderung der Drehzahlreihe und damit der Zugverteilung
im Walzwerk in der Weise, daß die Gesamtstreckung im Walzwerk unbeeinflußt bleibt.
Da zwischen dem Parameter der Zugverteilung und der Innenpolygonbildung ein eindeutiger
Zusammenhang existiert, gelingt es, die Innenpolygonbildung automatisch zu reduzieren,
ohne die Wanddicke des Vorrohres zu beeinflussen.
[0010] Der Zugparameter wird so definiert, daß bei seiner Änderung die Drehzahlverhältnisse
in einer Walzgerüstgruppe erhöht werden und zugleich in einer anderen Walzgerüstgruppe
vermindert werden, so daß die Streckung des Rohres insgesamt konstant bleibt. Hierbei
wird davon Gebrauch gemacht, daß die die Innenpolygonbildung beeinflussenden Größen
innerhalb der Gerüstreihe der Streckreduzierwalzstraße im allgemeinen sehr unterschiedlich
sind. Vergleicht man den einlaufseitigen Bereich der Streckreduzierwalzstraße mit
dem auslaufseitigen, so stellt man hier
- ein kleineres Verhältnis von Rohrwanddicke zu Rohrdurchmesser
- ein größeres Verhältnis von Rohrdurchmesser zu Walzendurchmesser
- eine höhere Temperatur
- eine größere Kaliberovalität
fest. Hinzu kommen Einflüsse von der Bauweise des SRW, wie zum Beispiel eine festgelegte
Charakteristik der einstellbaren Drehzahlkurven.
[0011] Eine Änderung des Zuges hat hinsichtlich der Innenpolygonbildung unterschiedliche
Effekte, abhängig davon, ob sie im einlaufseitigen oder im auslaufseitigen Bereich
des SRW stattfindet. Mithin ergibt sich eine Abhängigkeit der Innenpolygonbildung
vom Zugparameter. Damit ist die Voraussetzung für einen Steuerungsvorgang zur Reduzierung
der Innenpolygonbildung gegeben.
[0012] Ein möglicher Regelkreis sieht wie folgt aus. Das Polygonmaß an dem aus dem SRW auslaufenden
Rohr wird während des Rohrdurchlaufes meßtechnisch erfaßt (z.B. mittels US-Wanddickenmessung),
die Abhängigkeit des Polygonmaßes bei Variation des Zugparameters wird ermittelt und
der Parameter so eingestellt, daß die Innenpolygonbildung minimal ist.
[0013] Die Konstanz der Streckung wird z.B. dadurch sicher gestellt, daß die Drehzahlvariation
schon bei der Prozeßplanung für jede Abmessung des Walzprogrammes so definiert wird,
daß der mittlere Zug im SRW gleich bleibt. Auch kann während des Produktionsbetriebes
ein adaptives Berechnungsverfahren hierfür eingesetzt werden.
[0014] Die Erfindung wird anhand der Abbildungen 1 bis 4 erläutert:
[0015] Abbildung 1 beschreibt die Ausbildung eines Innenpolygons und die Berechnung des
Polygonmaßes P. Die Wanddicke des Rohres im Bereich des Kalibergrundes der Walze wird
hier mit s
a gekennzeichnet, die Wanddicke im Bereich der Mitte der Kaliberflanke mit s
b. Aufgrund der sechseckig symmetrischen Ausbildung der Rohrinnenkontur findet man
Rohrquerschnittsbereiche s
a und s
b nahezu gleicher Deformation jeweils an sechs Stellen. Die an diesen Stellen gemessenen
Wanddickenwerte werden wie in der Abbildung 1 angegeben gemittelt. Das Polygonmaß
P hat einen positiven Wert, wenn die Stelle der kleineren Wanddicke im Kalibergrund
liegt, es hat einen negativen Wert, wenn die Stelle der kleineren Wanddicke in der
Mitte der Kaliberflanke liegt.
[0016] Abbildung 2 veranschaulicht die Abhängigkeit des Polygonmaßes vom Zug. Das Polygonmaß
nimmt mit größer werdendem Zug linear zu. Bei kleinen Zugwerten ist es negativ, bei
großen Zugwerten positiv. Der Zugwert, bei dem das Polygonmaß gleich Null ist wird
als ,optimaler Zug' bezeichnet.
[0017] Abbildung 3 stellt eine mögliche Variation der Zugverteilung dar, bei der die Gesamtstreckung
in der Streckreduzierwalzstraße konstant bleibt. Beim Zugverlauf ZP
1 wird im einlaufseitigen Bereich der Streckreduzierwalzstraße der Zug und damit die
Streckung des Walzgutes höher als im auslaufseitigen Bereich. Bei der Zugverteilung
ZP
2 sind Zug und Streckung über den Gerüstplätzen etwa gleich verteilt. Bei ZP
3 sind Zug und Streckung in den einlaufseitigen Gerüsten kleiner als in den auslaufseitigen.
[0018] In Abbildung 4 ist die Abhängigkeit des Polygonmaßes vom Zugparameter ZP dargestellt.
In diesem Beispiel nimmt das Polygonmaß mit Erhöhung des Zugparameters linear zu.
ZP
1, ZP
2 und ZP
3 sind konkrete Zustände der Zugvariation, die stufenlos einstellbar ist. Aus der während
des Walzbetriebes ermittelten Abhängigkeit des Polygonmaßes vom Zugparameter wird
der Wert des Zugparameters bestimmt, für den das Polygonmaß gleich Null ist.
1. Verfahren zur Steuerung der Rohrwanddicke in einer vielgerüstigen kontinuierlichen
Streckreduzierwalzstraße mit Einrichtungen zur Messung der Rohrwanddicke hinter der
Streckreduzierwalzstraße, einer Rechnereinheit zur Meßwertverarbeitung und einer Einrichtung
zur Drehzahlsteuerung der Antriebsmotoren,
dadurch gekennzeichnet,
dass durch rechnergesteuerte Veränderung der Drehzahlen der Antriebsmotoren während des
Rohrdurchlaufes die Gesamtstreckung konstant gehalten und dadurch die Innenpolygonbildung auf ein Minimum reduziert wird, wobei die Veränderung der
Drehzahlen derAntriebsmotoren in der Weise erfolgt, dass die Drehzahlverhältnisse
in einer Walzgerüstgruppe erhöht werden und zugleich in einer anderen Walzgerüstgruppe
vermindert werden.
2. Verfahren zur Steuerung der Rohrwanddicke nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Polygonmaß an dem aus dem SRW auslaufenden Rohr, z.B. mittels US-Wanddickenmessung,
während des Rohrdurchlaufes messtechnisch erfasst wird, die Abhängigkeit des Polygonmaßes
bei Variation des Zugparameters ermittelt wird und der Parameter so eingestellt wird,
daß die Innenpolygonbildung minimal ist.
3. Verfahren zur Steuerung der Rohrwanddicke nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass zur Sicherstellung der Konstanz der Streckung bei der Prozessplanung die Drehzahlvariation
für jede Abmessung des Walzprogrammes so definiert wird, dass der mittlere Zug im
SRW gleich bleibt.
4. Verfahren zur Steuerung der Rohrwanddicke nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass während des Produktionsbetriebes ein adaptives Berechnungsverfahren für die Drehzahlvariation
eingesetzt wird.
1. A method of controlling the tube wall thickness in a multi-stand, continuous stretch-reducing
mill with devices for measuring the tube wall thickness downstream of the stretch-reducing
mill, a computer unit for processing the measured values and a device for controlling
the speed of the drive motors, characterised in that, by varying the speeds of the drive motors by computer control during the passage
of the tube, the overall extension is kept constant and the formation of inner polygons
is thereby reduced to a minimum, wherein the speeds of the drive motors are varied
in such a way that the speed ratios are increased in one group of rolling stands and
simultaneously reduced in another group of rolling stands.
2. A method of controlling the tube wall thickness according to claim 1, characterised in that the polygon size on the tube issuing from the SRM is determined during the passage
of the tube by means of a measuring technique, e.g. by means of ultrasonic wall thickness
measurement, the dependence of the polygon size on variation of the drawing parameter
is determined and the parameter is set so that the formation of inner polygons is
minimal.
3. A method of controlling the tube wall thickness according to claim 2, characterised in that, in order to ensure constancy of elongation, the speed variation for each dimension
of the rolling schedule is defmed, during process planning, so that the average tension
in the SRM remains the same.
4. A method of controlling the tube wall thickness according to claim 3, characterised in that an adaptive calculation method is used for speed variation during the production
operation.
1. Procédé de commande de l'épaisseur de paroi de tubes dans un train de laminoir étireur-réducteur
continu à plusieurs cages comportant des dispositifs pour mesurer l'épaisseur de paroi
de tubes en aval du train de laminoir étireur-réducteur, un ordinateur pour le traitement
des valeurs mesurées et un dispositif pour commander la vitesse des moteurs d'entraînement,
caractérisé en ce que l'ensemble de l'étirage est maintenu constant par la variation commandée par ordinateur
des vitesses des moteurs d'entraînement pendant le passage du tube et en ce que la formation de polygones intérieurs est ainsi réduite à un minimum, la variation
des vitesses des moteurs d'entraînement s'effectuant de telle manière que les rapports
de vitesse augmentent dans un groupe de cages de laminoir et en même temps diminuent
un autre groupe de cages de laminoir.
2. Procédé de commande de l'épaisseur de paroi de tubes selon la revendication 1,
caractérisé en ce que la dimension des polygones est déterminée par des appareils de mesure sur le tube
sortant du train de laminoir étireur-réducteur pendant le passage du tube, par mesure
d'épaisseur de paroi par ultrasons, par exemple, la relation de la dimension des polygones
étant déterminée lors de la variation du paramètre de traction et le paramètre étant
réglé de façon à ce que la formation de polygones intérieurs soit minimale.
3. Procédé de commande de l'épaisseur de paroi de tubes selon la revendication 2,
caractérisé en ce que, pour garantir la constance de l'étirage, la variation de vitesse est définie lors
de l'étude du processus pour chaque dimension du programme de laminage de façon à
ce que la traction centrale dans le train de laminoir étireur-réducteur reste constante.
4. Procédé de commande de l'épaisseur de paroi de tubes selon la revendication 3,
caractérisé en ce qu'un procédé de calcul adaptatif pour la variation de vitesse est utilisé pendant le
fonctionnement de la production.