[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Bearbeiten einer Durchgangsöffnung, insbesondere
eines Ventilkanals, gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1, bei dem ein Abtragungsfluid
auf einer Seite der Durchgangsöffnung mit einem Schleifdruck und auf der anderen Seite
der Durchgangsöffnung mit einem Gegendruck beaufschlagt wird und das Abtragungsfluid
unter Materialabtragung in der Durchgangsöffnung in Strömung versetzt wird.
[0002] Die Erfindung betrifft ferner eine Vorrichtung zum Bearbeiten einer Durchgangsöffnung
mit einem Abtragungsfluid unter Strömung gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 9, mit
einer Schleifdruckerzeugungseinrichtung zum Erzeugen eines Schleifdrucks im Abtragungsfluid
auf einer Seite der Durchgangsöffnung, einer Gegendruckerzeugungseinrichtung zum Erzeugen
eines Gegendrucks im Abtragungsfluid auf der anderen Seite der Durchgangsöffnung und
einer Steuerung, die zum Steuern des Schleifdrucks mit der Schleifdruckerzeugungseinrichtung
in Verbindung steht.
[0003] Aus der DE 199 41 472 A1 sind ein Verfahren und eine Vorrichtung zum hydroerosiven
Bearbeiten eines Ventilkanals bekannt. Um eine Kavitation des hydroerosiven Abtragungsfluids
beim Bearbeiten zu verhindern, lehrt diese Druckschrift, auf der Abströmseite des
Ventilkanals einen Gegendruck aufzubauen. Dies ermöglicht einen weitgehend kavitationsfreien
Schleifbetrieb im Betriebsdruckbereich des Ventilkanals.
[0004] Gemäß der Lehre der DE 199 41 472 A1 wird der Gegendruck entweder mittels einer an
der Abströmseite angeordneten Blende oder mittels eines dort angeordneten Blasen-
oder Membranspeichers erzeugt. Nachteilig bei diesem bekannten Gegendruckschleifverfahren
können vergleichsweise unkontrollierte Druckverhältnisse, insbesondere Gegendruckverhältnisse,
zu Beginn des Schleifprozesses sein, die zu entsprechend unkontrollierten Durchflussraten
und somit Abtragungsraten in der Anfangsphase des Schleifprozesses führen können.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Bearbeiten einer Durchgangsöffnung
anzugeben, mit denen die Durchgangsöffnung mit besonders hoher Genauigkeit eingestellt
werden kann.
[0006] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs
1 und eine Vorrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs 9 gelöst. Bevorzugte Ausführungsbeispiele
sind in den jeweils abhängigen Ansprüchen angegeben.
[0007] Gemäß einem ersten Aspekt der Erfindung ist das erfindungsgemäße Verfahren dadurch
gekennzeichnet, dass zunächst der Gegendruck in etwa gleich dem Schleifdruck eingestellt
wird und dass anschließend zum Erzeugen der Strömung eine Druckdifferenz zwischen
dem Schleifdruck und dem Gegendruck eingestellt wird.
[0008] Ein Grundgedanke der Erfindung liegt darin, dass zu Beginn der Bearbeitung der Druck
beiderseits der Durchgangsöffnung, die auch als Kanal bezeichnet werden kann, zumindest
annähernd identisch eingestellt wird. Somit besteht zu Beginn der Bearbeitung kein
oder allenfalls ein geringer Druckunterschied entlang der Durchgangsöffnung, und folglich
ist die Strömungsgeschwindigkeit des Abtragungsfluids in der Durchgangsöffnung und
daher auch die Abtragungsrate an der Durchgangsöffnung zu Beginn der Bearbeitung gleich
Null oder allenfalls sehr gering. Erfindungsgemäß wird dann im Anschluss an das Einstellen
des Gegendrucks und des Schleifdrucks auf zumindest in etwa gleiche Werte eine von
Null verschiedene Druckdifferenz zwischen dem Schleifdruck, der auch als Bearbeitungsdruck
oder Vordruck bezeichnet werden kann, und dem Gegendruck eingestellt. Aufgrund dieser
Druckdifferenz zwischen den beiden Seiten der Durchgangsöffnung wird das Abtragungsfluid
nun in Strömung versetzt und es erfolgt eine Materialabtragung an der Durchgangsöffnung,
die sowohl im Inneren der Durchgangsöffnung als auch an ihrem Randbereich, d.h. an
ihrer schleifdruck- und/oder gegendruckseitigen Kante, stattfinden kann. Erfindungsgemäß
sind somit die Druckverhältnisse an der Durchgangsöffnung bereits zu Beginn der Bearbeitung
genau definiert, weshalb eine besonders exakte Bearbeitung ermöglicht wird. Die Einstellung
von Schleif- und Gegendruck kann durch eine bevorzugt aktiv ausgebildete Steuerung
erfolgen.
[0009] Das erfindungsgemäße Verfahren ist insbesondere geeignet für die Bearbeitung von
Steuer- und/oder Düsenbohrungen, insbesondere an Bauteilen von Kraftstoffeinspritzventilen.
Bevorzugterweise kann das Verfahren zur Durchflusseinstellung der Durchgangsöffnung
dienen. Dabei ist das Verfahren auch dahingehend vorteilhaft, dass zu Beginn der Bearbeitung
bei zumindest annähernd konstanten Druckverhältnissen häufig ein besonders hoher zeitlicher
Anstieg des Durchflusses des Abtragungsfluides auftritt und der Anstieg mit zunehmender
Bearbeitungsdauer immer geringer wird, da immer mehr Material an der schleifdruckseitigen
Kante der Durchgangsöffnung entfernt werden muss. Das erfindungsgemäße Verfahren gewährleistet
aber gerade zu Beginn des Schleifprozesses besonders gut definierte Strömungsverhältnisse,
so dass der Durchfluss besonders genau einstellbar ist.
[0010] Bei dem Abtragungsfluid kann es sich grundsätzlich um ein beliebiges strömungsfähiges
Kontinuum handeln, welches auf das die Durchgangsöffnung umgebende Material unter
Strömung eine abtragende Wirkung hat. Besonders bevorzugt ist es, dass das Abtragungsfluid
eine hydroerosive Schleifflüssigkeit mit einer Trägerflüssigkeit und darin enthaltenen
Schleifpartikeln ist. Unter hydroerosiven Schleifflüssigkeiten im Sinne der Erfindung
können sowohl Schleifflüssigkeiten mit einer Trägerflüssigkeit auf Wasserbasis als
auch solche mit einer Trägerflüssigkeit auf Ölbasis oder einer sonstigen Basis verstanden
werden. Insbesondere kann das hydroerosive Abtragungsfluid erfindungsgemäß auch wasserfrei
sein. Der abrasive Anteil der abrasiven Schleifpartikel in der Schleifflüssigkeit
wird geeigneterweise so eingestellt, dass ein möglichst breiter Eingangstoleranzbereich
für den Durchmesser und/oder für den Durchfluss der Durchgangsöffnung bei geeigneten
Bearbeitungszeiten für den Schleifprozess abgedeckt werden kann. Insbesondere kann
das Abtragungsfluid derart gewählt werden, dass im Laufe der Bearbeitung im Mittel
eine Durchflusssteigerung, d.h. eine Steigerung der Durchflussrate des Abtragungsfluids,
von etwa 7 % bis 15 % erzielt wird, die vorzugsweise unabhängig von der Kanalgeometrie
vorgesehen wird.
[0011] Eine besonders bevorzugte Ausführungsform der Erfindung ist dadurch gekennzeichnet,
dass vor dem Einstellen der Druckdifferenz der Gegendruck zusammen mit dem Schleifdruck
hochgefahren wird. Bei dieser bevorzugten Verfahrensvariante werden die Drücke auf
beiden Seiten der Durchgangsöffnung zu Beginn des Bearbeitungsvorganges parallel,
d.h. gleichzeitig aufgebaut, wobei der Schleifdruck und der Gegendruck bereits beim
Hochfahren zumindest annähernd gleich eingestellt sind.
[0012] Grundsätzlich ist es möglich, die Druckdifferenz im Anschluss an die Gleicheinstellung
von Gegendruck und Schleifdruck dadurch zu erzeugen, dass der Gegendruck gegenüber
dem Schleifdruck erniedrigt wird, wobei der Schleifdruck insbesondere konstant bleibt.
Besonders bevorzugt ist jedoch, dass zum Erzeugen der Druckdifferenz für die Strömung
der Schleifdruck zunächst gegenüber dem Gegendruck erhöht wird. Geeigneterweise wird
dabei der Gegendruck konstant gehalten. Eine solche Verfahrensführung kann prozesstechnisch
insbesondere mittels Kolbenpumpen besonders einfach realisiert werden.
[0013] Erfindungsgemäß ist ferner besonders vorteilhaft, dass mindestens eine Kenngröße
der Durchgangsöffnung, insbesondere eine Durchflussrate, deren zeitliche Änderung,
ein Durchmesser, eine Materialabtragungsrate, ein Druck und/oder ein Wandneigungswinkel,
ermittelt wird und dass die Druckdifferenz in Abhängigkeit der mindestens einen Kenngröße
eingestellt wird. Eine derartige Verfahrensführung ermöglicht eine gezielte, insbesondere
bauteilabhängige Einstellung der Bearbeitungsgeschwindigkeit durch gezielte Einstellung
und Regelung des Schleifdrucks und des Gegendrucks anhand der ermittelten Kenngröße
der Durchgangsöffnung. Hierdurch können einerseits zu hohe Abtragungsraten, dass heißt
zu geringe Bearbeitungszeiten, die eine genaue Prozesskontrolle erschweren, weitestgehend
vermieden werden. Andererseits können auch zu geringe Abtragungsraten, die die Bearbeitungszeiten
erhöhen und somit den Bauteildurchsatz in der Produktion verringern können, weitesgehend
vermieden werden. Die bevorzugte Verfahrensführung ermöglicht es insbesondere, Durchflusstoleranzen,
die beispielsweise in herstellungsbedingten Durchmessertoleranzen der Durchgangsöffnung
begründet sein können, zu berücksichtigen.
[0014] Insbesondere bei Verwendung eines Senkerosionsverfahrens zum Einbringen von Bohrung
können derartige Durchflusstoleranzen beispielsweise etwa +/- 5 % betragen. Durch
die erfindungsgemäß kenngrößenabhängige Regelung der Druckdifferenz können aus diesem
Toleranzbereich resultierende Schwankungen der Zeiten für die hydroerosive Bearbeitung,
die auf dem relativ großen Einfluß der Durchflussraten auf die Bearbeitungszeiten
beruhen, stark vermindert werden. Zur Anpassung der Druckdifferenz an unterschiedliche
Durchmesser der Durchgangsöffnungen kann als Kenngröße insbesondere die Durchflussrate
des Abtragungsfluids durch die Durchgangsöffnung bestimmt werden. Der Durchmesser
der Durchgangsöffnung kann aber auch in sonstiger Weise direkt oder indirekt bestimmt
werden.
[0015] Neben einer Berücksichtigung von Toleranzen im Durchmesser und/oder in der Durchflussrate
der Durchgangsöffnung können mittels der kenngrößenabhängigen Einstellung der Druckdifferenz
aber auch unterschiedliche Kanalgeometrien, d.h. Querschnittsformen der Durchgangsöffnung
berücksichtigt werden. Hierzu kann bevorzugt die zeitliche Änderung der Durchflussrate
des Abtragungsfluids in der Durchgangsöffnung bestimmt werden. Es kann aber auch der
Wandneigungswinkel an der schleifdruck- und/oder gegendruckseitigen Kante der Durchgangsöffnung
auf andere Weise direkt oder indirekt bestimmt werden. Bei der Bestimmung der zeitlichen
Änderung der Durchflussrate, d.h. deren zeitlichen Ableitung, kann berücksichtigt
werden, dass bei einem konisch nach außen öffnenden Kanal, d.h. bei einem Kanal, dessen
schleifdruckseitiger Durchmesser kleiner als sein gegendruckseitiger Durchmesser ist,
der Anstieg der Durchflussrate zu Beginn der Bearbeitung durch die eintretende Bohrungsdurchmessererweiterung
verglichen mit einem zylindrischen Kanal erhöht ist. Bei einem konisch nach außen
verjüngten Kanal hingegen, d.h. bei einem Kanal, dessen schleifdruckseitiger Durchmesser
größer als sein gegendruckseitiger Durchmesser ist, wird der anfängliche Durchflussanstieg
nach kurzer Bearbeitungsdauer verlangsamt, da die Drosselwirkung des Kanals maßgeblich
durch die Verjüngung des Kanals bestimmt wird.
[0016] Durch die erfindungsgemäße kenngrößenabhängige Einstellung der Druckdifferenz kann
weitestgehend verhindert werden, dass Teile am oberen Durchflusstoleranzband und/oder
solche mit konisch nach außen öffnender Kanalgeometrie durch zu kurze Bearbeitungszeiten
auf einen fehlerhaften Durchflusswert geschliffen werden und dadurch aus dem Produktionsprozess
ausgeschleust werden müssen. Andererseits kann weitestgehend verhindert werden, dass
bei Teilen mit konisch nach außen verjüngter Kanalgeometrie die Schleifzeiten zu lang
werden, wodurch gegebenenfalls die in einer Kolbenpumpe eingespeicherte Abtragungsfluidmenge
nicht zur Beendigung der Bearbeitung ausreicht und somit die Bearbeitung unterbrochen
werden muss, was zu einer wesentlichen Verlängerung der Bearbeitungsdauer sowie zu
einem erhöhten Ausschussanteil führen kann.
[0017] Eine besonders brauchbare Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens ist dadurch
gekennzeichnet, dass die Druckdifferenz zunächst auf einen vorher bestimmten, ersten
Druckdifferenzwert eingestellt und die Kenngröße ermittelt wird und dass die Druckdifferenz
anschließend kenngrößenabhängig eingestellt wird. In dieser Ausführungsform erfolgt
die Bestimmung der Kenngröße und insbesondere der Durchflusseigenschaften der Durchgangsöffnung
bereits am Prozessbeginn, bevorzugt unmittelbar nach dem Einstellen des ersten Druckdifferenzwertes.
Der Prozess ist hierdurch bereits in der Anfangsphase des Schleifprozesses steuerbar,
wodurch Durchgangsöffnungen mit einer besonders breiten Bauteiltolerenz zuverlässig
auf einen Zielwert hin bearbeitet werden können.
[0018] Erfindungsgemäß besonders bevorzugt ist es, dass der erste Druckdifferenzwert relativ
zum Schleifdruck 5 bis 15 %, insbesondere etwa 10 % beträgt. Ein solcher Druckdifferenzwert
ermöglicht eine sichere Kenngrößenbestimmung bei gleichzeitig ausreichend niedriger
anfänglicher Abtragungsrate.
[0019] Eine besondere geeignete Weiterbildung der Erfindung besteht ferner darin, dass die
Druckdifferenz invers zur Durchflussrate und/oder dem Durchmesser eingestellt wird.
Hierunter wird verstanden, dass die Druckdifferenz bei geringer Durchflussrate und/oder
geringem Durchmesser der Durchgangsöffnung vergrößert und bei großer Durchflussrate
und/oder großem Durchmesser verkleinert wird. Hierdurch wird eine besonders wirksame
Kontrolle des Bearbeitungsprozesses ermöglicht.
[0020] Erfindungsgemäß kann es besonders nützlich sein, dass die Richtung der Strömung in
der Durchgangsöffnung insbesondere kenngrößenabhängig umgekehrt wird. Dies kann vor
allem bei Vorliegen einer konisch nach außen verjüngten Kanalgeometrie der Durchgangsöffnung
durchgeführt werden, d.h. bei einem Kanal, dessen schleifdruckseitiger Durchmesser
größer als sein gegendruckseitiger Durchmesser ist. Durch die umgekehrte Strömung
des Abtragungsfluids von der Gegendruckseite auf die Schleifdruckseite des Bauteils
wird gezielt die gegendruckseitige Seite, d.h. die auslassseitige Seite der Durchgangsöffnung
bearbeitet, was zu einer besonders wirksamen Vergrößerung der Durchgangsöffnung führt.
Die zum Nachweis einer nach außen verjüngten Kanalgeometrie und zur Umkehr der Strömung
herangezogene Kenngröße kann insbesondere die zeitliche Änderung der Durchflussrate
und/oder der Wandneigungswinkel an der gegendruckseitigen Kante der Durchgangsöffnung
sein.
[0021] Die erfindungsgemäße Vorrichtung kann insbesondere zur Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens dienen, wodurch die in diesem Zusammenhang beschriebenen Vorteile erreicht
werden. Die erfindungsgemäße Vorrichtung ist dadurch gekennzeichnet, dass die Steuerung
mit der Gegendruckerzeugungseinrichtung zum Steuern des Gegendrucks in Verbindung
steht. Hierdurch kann ein unabhängiges Steuern des Schleifdrucks und des Gegendrucks
realisiert werden. Bevorzugt können diese Drücke auch zu Beginn der Bearbeitung, zunächst
durchflussratenunabhängig eingestellt werden. Hierdurch wird eine besonders präzise
Bearbeitung der Durchgangsöffnung ermöglichst. Unter dem Steuern der Drücke kann erfindungsgemäß
auch ein Regeln verstanden werden.
[0022] Eine besonders bevorzugte Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung ist dadurch
gekennzeichnet, dass eine Kenngrößenerfassungseinrichtung zum Ermitteln mindestens
einer Kenngröße der Durchgangsöffnung vorgesehen ist, und dass die Kenngrößenerfassungseinrichtung
zum kenngrößenabhängigen Steuern einer Druckdifferenz zwischen dem Schleifdruck und
dem Gegendruck mit der Steuerung in Verbindung steht. Bei der mindestens einen Kenngröße
kann es sich insbesondere um eine der im Zusammenhang mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
beschriebenen Kenngrößen handeln, wodurch mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung eine
Steuerung der Druckdifferenz und folglich der Durchflussrate des Abtragungsfluides
in Abhängigkeit von den Abmessungen und der Geometrie der Durchgangsöffnung erfolgen
kann.
[0023] Die Erfindung wird nachfolgend unter Bezugnahme auf die Zeichnung anhand von bevorzugten
Ausführungsbeispielen näher erläutert. Die einzige Figur zeigt schematisch:
- Fig. 1
- eine erfindungsgemäße Vorrichtung zum Bearbeiten einer Durchgangsöffnung.
[0024] Eine erfindungsgemäße Vorrichtung ist in der Fig. 1 dargestellt. Die Vorrichtung
weist einen Vorratsbehälter 22 zur Aufnahme von Abtragungsfluid auf. Der Vorratsbehälter
22 steht über ein erstes Absperrorgan 23 mit einer Schleifdruckkolbenpumpe 30 einer
Schleifdruckerzeugungseinrichtung in Fluidverbindung, die einen zeitlich konstanten
Volumenstrom und/oder einen zeitlich konstanten Druck des Abtragungsfluids erzeugen
kann. Zur Steuerung des Pumpvolumens weist die Schleifdruckkolbenpumpe 30 eine Spindel
32 auf, die von einem als Schrittmotor ausgebildeten Motor 33 angetrieben wird und
die zusammen mit einem Hydraulikzylinder 34 einen Kolben 31 der Schleifdruckkolbenpumpe
30 antreibt.
[0025] Über einen Durchflusssensor 25 einer nicht dargestellten Kenngrößenerfassungseinrichtung
sowie ein zweites Absperrorgan 24 steht die Schleifdruckkolbenpume 30 seitens einer
Einlaufseite 3 einer Durchgangsöffnung 10 in einem Bauteil 1 mit dieser Durchgangsöffnung
10 in Fluidverbindung. Zwischen der Schleifdruckkolbenpumpe 30 und dem zweiten Absperrorgan
24 ist ein Schleifdrucksensor 26 zum Bestimmen des Schleifdrucks oberstromig und einlaufseitig
des Bauteils 1 vorgesehen. Die im Bauteil 1 befindliche und als Bohrung ausgebildete
Durchgangsöffnung 10 wird beim erfindungsgemäßen Verfahren durch fließendes Abtragungsfluid
insbesondere einlaufseitig an einer einlaufseitigen Einlasskante verrundet.
[0026] Seitens ihrer Auslaufseite 5 steht die Durchgangsöffnung 10 über ein drittes Absperrorgen
44 mit einer Gegendruckkolbenpumpe 40 einer Gegendruckerzeugungseinrichtung in Verbin-dung,
die zum Erzeugen eines auslaufseitigen Gegendrucks dient. Die Gegendruckkolbenpumpe
40 ist hydraulisch betätigbar ausgebildet. Zwischen dem dritten Absperrsorgan 44 und
der Gegendruckkolbenpumpe 40 ist ein Gegendrucksensor 46 zum Bestimmen des Gegendrucks
angeordnet. Über ein viertes Absperrorgan 45 steht die Gegendruckkolbenpumpe 40 zum
Entleeren mit einer Ablaufleitung 50 in Verbindung.
[0027] Die dargestellte Vorrichtung kann insbesondere zur Konstantdruckbearbeitung und/oder
zur Konstantvolumenstrombearbeitung der Durchgangsöffnung 10 dienen. Bei der ersten
Verfahrensvariante, der Konstantdruckbearbeitung, werden zu Beginn der Bearbeitung
mittels der Schleifdruckkolbenpumpe 30 und der Gegendruckkolbenpumpe 40 die Drücke
an der Einlaufseite 3 und an der Auslaufseite 5 des Bauteils 1 parallel aufgebaut,
wodurch in der Durchgangsöffnung 10 noch keine Strömung des Abtragungsfluids erzeugt
wird und somit keine effektive Bearbeitung der Durchgangsöffnung 10 erfolgt. Mit Erreichen
eines auslaufseitigen Solldrucks, der mittels des Gegendrucksensors 46 bestimmt werden
kann, wird der Gegendruckaufbau gestoppt und lediglich der einlaufseitige, d.h. der
eingangsseitige Druck weiter gesteigert, bis ein Druck erreicht wird, der unter Ausbildung
einer Druckdifferenz an der Durchgangsöffnung 10 geringfügig höher ist als der Solldruck
und einen vergleichsweise geringen und langsamen Materialabtrag in der Durchgangsöffnung
10 gewährleistet. Bei dieser Druckdifferenz wird mittels des Durchflusssensors 25
eine Bestimmung des Durchflusses sowie der zeitlichen Durchflussänderung durchgeführt.
[0028] Weist das Ergebnis auf ein Bauteil 1 im oberen Durchflusstoleranzfeld hin, werden
der Schleifdruck und der Gegendruck unverändert gelassen und die Bearbeitung wird
fortgeführt.
[0029] Weist das Ergebnis auf ein Bauteil 1 im mittlerem Durchflusstoleranzfeld hin, wird
der Gegendruck abgesenkt, wodurch der Materialabtrag an der eingangsseitige Kante
der Durchgangsöffnung 10 und somit die Bearbeitungsgeschwindigkeit gesteigert wird.
[0030] Weist das Ergebnis auf ein Bauteil 1 im unteren Durchflusstoleranzfeld hin, wird
der Gegendruck abgesenkt und gleichzeitig der Schleifdruck angehoben, wodurch der
Materialabtrag an der eingangsseitigen Kante der Durchgangsöffnung 10 und somit die
Bearbeitungsgeschwindigkeit weiter gesteigert wird.
[0031] Tritt während der Bearbeitung eine Stagnation des zeitlichen Anstieges des Durchflusses
ein, so kann dies auf eine konisch nach außen, d.h. zur Auslaufseite 5 hin verjüngte
Geometrie der Durchgangsöffnung 10 hinweisen. In diesem Fall kann der Gegendruck so
weit angehoben, dass sich ein inverser Fluss, d.h. eine inverse Strömung des Abtragungsfluids
durch die Durchgangsöffnung 10 einstellt und somit gezielt die Auslaufseite 5 bearbeitet
wird, wodurch der Durchmesser der Durchgangsöffnung 10 besonders effizient vergrößert
wird. Vor Erreichen eines gewünschten Sollwertes für den Durchfluss wird der Gegendruck
wieder auf den vorherigen Wert abgesenkt und die Bearbeitung mit normaler Strömungsrichtung
zu Ende geführt.
[0032] Die für die unterschiedlichen Bearbeitungsdrücke unterschiedlichen Solldurchflüsse
werden von einer Steuerung für jedes Druckverhältnis individuell berechnet. Als Abschaltkriterium
kann ein vom Durchflusssensor 25 gelieferter Wert verwendet werden.
[0033] Bei der zweiten Verfahrensvariante, der Konstantvolumenstrombearbeitung, werden zur
Beginn der Bearbeitung ebenfalls mittels der Schleifdruckkolbenpumpe 30 und der Gegendruckkolbenpumpe
40 der Schleifdruck an der Einlaufseite 3 und der Gegendruck an der Auslaufseite 5
parallel aufgebaut, wodurch keine effektive Bearbeitung erfolgt. Mit Erreichen eines
auslaufseitigen Solldrucks wird der Gegendruckaufbau gestoppt und der einlaufseitige
Schleifdruck wird weiter gesteigert, bis unter Ausbildung einer Druckdifferenz ein
Schleifdruck erreicht wird, der nur geringfügig höher ist als der Gegendruck, wodurch
ein vergleichsweise geringer Materialabtrag gewährleistet wird. Bei diesem Druckverhältnis
wird mittels des Durchflusssensors 25 eine Bestimmung des Durchflusses, d.h. der Durchflussrate
durchgeführt.
[0034] Weist das Ergebnis auf ein Bauteil 1 im oberen Durchflusstoleranzfeld hin, wird mittels
der Schleifdruckkolbenpumpe 30 der für dieses Druckverhältnis mittels einer Steuerung
errechnete Solldurchfluss erzeugt, wobei der Gegendruck mittels der Gegendruckkolbenpumpe
40 unverändert gelassen und die Bearbeitung fortgeführt wird.
[0035] Weist das Ergebnis auf ein Bauteil 1 im mittleren Durchflusstoleranzfeld hin, wird
mittels der Schleifdruckkolbenpumpe 30 der für dieses Druckverhältnis errechnete Solldurchfluss
erzeugt, wobei der Gegendruck unverändert gelassen oder abgesenkt wird und die Bearbeitung
fortgeführt wird.
[0036] Weist das Ergebnis auf ein Bauteil 1 im unteren Durchflusstoleranzfeld hin, wird
der Schleifdruck angehoben, der Gegendruck abgesenkt und mittels der Schleifdruckkolbenpumpe
30 der für dieses Druckverhältnis errechnete Solldurchfluss erzeugt und die Bearbeitung
fortgeführt.
[0037] Tritt während der Bearbeitung eine Stagnation der zeitlichen Änderung des Schleifdrucks
oder der Durchflussrate ein, so kann dies auf eine konisch nach außen, d.h. zur Auslaufseite
5 hin verjüngte Geometrie der Durchgangsöffnung 10 hinweisen. In diesem Fall kann
der Gegendruck so weit angehoben werden, dass sich eine inverse Strömung durch die
Durchgangsöffnung 10 einstellt und somit diese Durchgangsöffnung 10 an der Auslaufseite
5 bearbeitet wird wodurch der Durchmesser der Durchgangsöffnung 10 besonders effizient
vergrößert wird. Vor Erreichen eines gewünschten Sollwertes für den Durchfluss wird
der Gegendruck wieder auf den vorherigen Wert abgesenkt und die Bearbeitung mit normaler
Strömungsrichtung zu Ende geführt.
[0038] Die für die unterschiedlichen Bearbeitungsdrücke unterschiedlichen Solldurchflüsse
können von einer Steuerung für jedes Druckverhältnis individuell errechnet werden.
Als Abschaltkriterium kann ein vom Schleifdrucksensor 26, vom Gegendrucksensor 46
und/oder vom Durchflussmesssensor 25 gelieferte Wert verwendet werden.
1. Verfahren zum Bearbeiten einer Durchgangsöffnung (10), insbesondere eines Ventilkanals,
bei dem
- ein Abtragungsfluid auf einer Seite der Durchgangsöffnung (10) mit einem Schleifdruck
und auf der anderen Seite der Durchgangsöffnung (10) mit einem Gegendruck beaufschlagt
wird und
- das Abtragungsfluid unter Materialabtragung in der Durchgangsöffnung (10) in Strömung
versetzt wird,
dadurch gekennzeichnet,
- dass zunächst der Gegendruck in etwa gleich dem Schleifdruck eingestellt wird und
- dass anschließend zum Erzeugen der Strömung eine Druckdifferenz zwischen dem Schleifdruck
und dem Gegendruck eingestellt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass vor dem Einstellen der Druckdifferenz der Gegendruck zusammen mit dem Schleifdruck
hochgefahren wird.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass zum Erzeugen der Druckdifferenz für die Strömung der Schleifdruck zunächst gegenüber
dem Gegendruck erhöht wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass mindestens eine Kenngröße der Durchgangsöffnung (10), insbesondere eine Durchflussrate,
deren zeitliche Änderung, ein Durchmesser, eine Materialabtragungsrate, ein Druck
und/oder ein Wandneigungswinkel, ermittelt wird und
dass die Druckdifferenz in Abhängigkeit der mindestens einen Kenngröße eingestellt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Druckdifferenz zunächst auf einen vorher bestimmten, ersten Druckdifferenzwert
eingestellt und die Kenngröße ermittelt wird, und
dass die Druckdifferenz anschließend kenngrößenabhängig eingestellt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass der erste Druckdifferenzwert relativ zum Schleifdruck 5% bis 15%, insbesondere etwa
10% beträgt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Druckdifferenz invers zur Durchflussrate und/oder dem Durchmesser eingestellt
wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet ,
dass die Richtung der Strömung in der Durchgangsöffnung insbesondere kenngrößenabhängig
umgekehrt wird.
9. Vorrichtung zum Bearbeiten einer Durchgangsöffnung (10) mit einem Abtragungsfluid
unter Strömung, insbesondere zum Durchführen des Verfahrens nach einem der Ansprüche
1 bis 8, mit
- einer Schleifdruckerzeugungseinrichtung zum Erzeugen eines Schleifdrucks im Abtragungsfluid
auf einer Seite der Durchgangsöffnung (10),
- einer Gegendruckerzeugungseinrichtung zum Erzeugen eines Gegendrucks im Abtragungsfluid
auf der anderen Seite der Durchgangsöffnung (10) und
- einer Steuerung, die zum Steuern des Schleifdrucks mit der Schleifdruckerzeugungseinrichtung
in Verbindung steht,
dadurch gekennzeichnet,
- dass die Steuerung zudem mit der Gegendruckerzeugungseinrichtung zum Steuern des Gegendrucks
in Verbindung steht.
10. Vorrichtung nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Kenngrößenerfassungseinrichtung zum Ermitteln mindestens einer Kenngröße der
Durchgangsöffnung (10) vorgesehen ist, und
dass die Kenngrößenerfassungseinrichtung zum kenngrößenabhängigen Steuern einer Druckdifferenz
zwischen dem Schleifdruck und dem Gegendruck mit der Steuerung in Verbindung steht.