[0001] Die Erfindung bezieht sich auf Anker, gemäss Oberbegriff des Anspruches 1. Insbesondere
werden solche Anker in Steinschlag- und Lawinenverbauungen zur Verankerung von Rückhalte-,
Abspann- und Bodenseilen eingesetzt.
[0002] Falls ein Anker nicht in Richtung des angehängten Seiles versetzt werden kann oder
wenn mehrere in verschiedene Richtungen weglaufende Seile an der Schlaufe des Ankers
angehängt werden, wird die Schlaufe im Belastungsfall in Richtung der Resultierenden
der Seilkräfte gezogen. Dabei wird der in der Regel in einer Bohrung mittels Zementmörtel
eingegossene Anker an der Stelle seines Austrittes aus dem Bohrloch lokal abrupt abgebogen.
[0003] Dies führt bei den häufig verwendeten Stabankern an der Abbiegestelle zu zusätzlichen
Biegespannungen und Querkräften, was eine Reduktion der aufnehmbaren Zugkräfte nach
sich zieht. Um diesen Nachteil zu beseitigen, sind Seilanker bekannt, die dank der
geringen Biegesteifigkeit der Seile, insbesondere wenn diese im Bereich der Abbiegestelle
noch durch ein Stahlrohr geschützt sind, auf diese zusätzlichen Beanspruchungen deutlich
weniger empfindlich reagieren.
Nachteilig erweisen sich die Seilanker dagegen insbesondere wegen ihrer Flexibilität
beim Versetzen in die Bohrlöcher. Weiter ist der Verbund der verzinkten Seile im Zementmörtel
nicht optimal und zudem ist eine Verzinkung als Korrosionsschutz für Zugglieder von
Ankern nach SN 505 267, SIA 267 Geotechnik (2003), bzw. EN 1537:1999 Verpressanker,
nicht zugelassen, da der Zink in feuchter alkalischer Umgebung korrodiert.
[0004] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, einen Anker anzugeben, der für das
Versetzen die Steifheit eines Stabankers und im Belastungsfall an der Abbiegestelle
die Flexibilität eines Seilankers aufweist. Eine andere Aufgabe der Erfindung besteht
darin, einen Anker anzugeben, der dank optimalem Verbund im Bohrloch insbesondere
gegenüber Seilankern mit einer wesentlich kürzeren Verankerungslänge eingebaut werden
kann.
[0005] Ein Anker, der die erstgenannte Aufgabe erfüllt, ist in Anspruch 1 angegeben. Die
weiteren Ansprüche geben bevorzugte Ausführungsformen und Anwendungen des erfindungsgemässen
Ankers an, wobei wenigstens in einer Ausführung auch die zweitgenannte Aufgabe gelöst
ist.
[0006] Der erfindungsgemässe Anker besteht aus einem Bündel von parallel geführten Drähten,
die in der Mitte ihrer Länge zusammen mit einem lokal übergeschobenen Stahlrohr unter
Bildung einer Schlaufe um 180° zurückgebogen werden. Das dabei entstehende Drahtbündel
mit der doppelten Anzahl Drähte, wird über seine Länge abwechslungsweise kompakt zusammengebunden
oder durch Distanzhalter gespreizt geführt. Die Drahtenden werden unter Bildung einer
Spitze miteinander verschweisst.
[0007] Die Vorteile solcher Anker liegen darin, dass sie sich beim Versetzen steif wie Stabanker
und im Beanspruchungsfall flexibel wie Seilanker verhalten. Weitere Vorteile gehen
aus der nachfolgenden Beschreibung hervor.
[0008] Die Erfindung wird weiter an bevorzugten Ausführungsbeispielen unter Bezugnahme auf
Figuren erläutert.
Es zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische Ansicht eines Drahtbündelankers;
- Fig. 2
- die Schlaufe des Drahtbündelankers;
- Fig. 3
- den Schnitt A -A durch die Schlaufe;
- Fig. 4
- den Schnitt B-B durch die Schlaufe;
- Fig. 5
- den Schnitt C - C durch das mittels Distanzhalter gespreizte Drahtbündel;
- Fig. 6
- den Schnitt D-D durch das kompakt zusammengebundene Drahtbündel; und
- Fig. 7
- einen an der Austrittsstelle aus dem Bohrloch abgebogenen Anker.
[0009] Fig. 1 zeigt einen erfindungsgemässen Drahtbündelanker 1, bestehend aus einem Drahtbündel
5, das an einem Ende eine durch ein Stahlrohr 10 verrohrte Schlaufe 9 aufweist und
am andern Ende zu einer Spitze 8 zusammengeschweisst ist.
Der Drahtbündelanker wird in der Regel in ein abgeteuftes Bohrloch 3 versetzt und
mittels Zementmörtel 4 kraftschlüssig mit dem umliegenden Baugrund 2 verbunden.
Um einen optimalen Verbund der einzelnen Drähte des Drahtbündels mit dem Zementmörtel
4 zu gewährleisten, wird das Drahtbündel 5 über seine Verankerungslänge abwechslungsweise
mittels Stahlband 7 kompakt zusammengebunden oder durch Distanzhalter 6 gespreizt
geführt und gegenüber der Bohrlochwand zentriert. Dadurch kann die Verankerungslänge
des Drahtbündels im Zementmörtel 4 gegenüber Seilankern um 30 bis 50 % reduziert werden.
Falls für die Übertragung der Ankerkräfte nicht der Übergang von der Mantelfläche
der Zementmörtelsäule 4 in den Baugrund 2 massgebend ist, wie z.B. bei Ankern im Fels
oder in festgelagerten Lockergesteinsböden, kann die Ankerlänge entsprechend der Verankerungslänge
Drahtbündel - Zementmörtel, um 30 bis 50 % reduziert werden, was erhebliche Einsparungen
an Bohrzeit und Ankerkosten ermöglicht.
[0010] Fig. 2 zeigt die Schlaufe 9 des Drahtbündelankers 1, die aus einem dickwandigen Stahlrohr
10 gebildet wird, das im Bereich der eigentlichen Schlaufe einen runden Querschnitt
11 und im Bereich des Bohrloches aus Platzgründen einen leicht ovalen Querschnitt
12 aufweist.
Um die Verminderung der Zugfestigkeit der Drähte im Bereich der Schlaufe durch Biegung
und Querdruck zu minimieren, ist es wichtig, dass sich der Durchmesser der Schlaufe
und damit einhergehend der Abbiegeradius der Drähte durch das Strecken der Schlaufe
im Belastungsfall nicht verkleinert. Zur Erhaltung der Schlaufenform und damit des
Durchmessers der Schlaufe, kann diese im zusammenlaufenden Teil durch ein eingeschweisstes
Blech 17 gestützt werden.
Der an der Schlaufe lokale wirkende Querdruck der eingehängten Schäkel und / oder
Seile wird durch die Dickwandigkeit des Stahlrohres 10 gleichmässig auf die Drähte
verteilt.
[0011] Fig. 3 zeigt den Schnitt A - A durch den Anfang der Schlaufe des Drahtbündelankers
mit rundem Querschnitt 11 des Stahlrohres 10 um das Drahtbündel 5 herum. Um nach dem
Einführen des Drahtbündelankers ins Bohrloch die Zementinjektion aufsteigend vom Bohrlochtiefsten
her ausführen zu können, ist eine Injektionsleitung 13 in den Drahtbündelanker integriert.
[0012] Fig. 4 zeigt den Schnitt B-B durch den leicht ovalen Querschnitt 12 des Stahlrohres
10 der Schlaufe 9 im Anfangsbereich des Bohrloches 3.
[0013] Fig. 5 zeigt den Schnitt C - C an der Stelle des durch einen Distanzhalter 6 gespreizten
Drahtbündels 5. Die Injektionsleitung 13 ist ebenfalls durch den Distanzhalter 6 geführt.
[0014] Fig. 6 zeigt den Schnitt D - D an einer mittels eines Stahlbandes 7 kompakt zusammengebundenen
Stelle des Drahtbündels 5. Die Injektionsleitung 13 ist ebenfalls festgebunden.
[0015] Fig. 7 zeigt einen Anker, der durch die Resultierende der Seilkräfte 14, die um den
Ablenkwinkel 16 von der Ankerachse abweicht, an der Austrittsstelle 15 abgebogen wurde.
[0016] In einer besonders bevorzugten Ausführungsform werden für das Drahtbündel neun gerippte
Drähte ∅ 6 mm aus Betonstahl B500B gemäss SN 505 262, SIA 262 Betonbau (2003) mit
einer Fliessgrenze von 500 N/mm
2 zusammen mit einem dickwandigen Stahlrohr 32 x 4 mm aus korrosionsbeständigem Stahl
Werkstoff Nr. 1.4541 mit einem Innendurchmesser der Schlaufe von 85 mm (Drahtdurchmesser
: mittlerem Schlaufendurchmesser (Innendurchmesser Schlaufe + Durchmesser Stahlrohr)
≈ 1 : 20) zu einem Drahtbündelanker mit einer Bruchlast von 295 kN verarbeitet.
[0017] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform werden für das Drahtbündel dreizehn
Spannstahldrähte ∅ 6 mm der Festigkeit 1750 N/mm
2 zusammen mit einem dickwandigen Stahlrohr 42 x 5 mm zu einem Drahtbündelanker mit
einer Mindestbruchlast von 1000 kN verarbeitet.
[0018] Auf der Basis der vorangehenden Beispiele sind durch Variation der Drahtdurchmesser
im Bereich von 2 bis 10 mm und der Festigkeit von 400 bis 2000 N/mm
2 Drahtbündelanker im Bruchlastbereich von 100 bis 2000 kN realisierbar.
[0019] Das Drahtbündel kann weiterhin auch aus 3- oder 7-drähtigen Spannstahllitzen mit
einer Festigkeit von 1000 bis 2000 N/mm
2 zusammengesetzt sein.
[0020] Drahtbündelanker dieser Ausführungsformen können an der Austrittsstelle 15 ohne Zugfestigkeitseinbusse
um einen Ablenkwinkel 16 von bis 60° abgebogen werden.
[0021] Falls der Ablenkwinkel 16 infolge einer vorgegebenen Bohrlochrichtung und der Richtung
der Resultierenden der Seilkräfte vorhersehbar ist, kann der Drahtbündelanker schon
vorgängig des Einbaues in das Bohrloch um den erforderlichen Ablenkwinkel 16 vorgebogen
werden.
[0022] Um unterschiedlichen Anforderungen an den Korrosionsschutz nachzukommen, kann das
die Schlaufe 9 bildende Stahlrohr 10 verzinkt und /oder beschichtet werden oder es
kann korrosionsbeständiger Stahl (z.B. WerkstoffNr. 1.4301 oder 1.4541) verwendet
werden. Die Drähte sind aus Gründen des Verbundes und der Verträglichkeit mit dem
Zementmörtel blank d.h. nicht verzinkt.
Im Falle von erhöhten Anforderungen an den Korrosionsschutz kann das Drahtbündel vorinjiziert
werden, gemäss SN 505 267, SIA 267 Geotechnik (2003), bzw. EN 1537:1999 Verpressanker,
d.h. das Drahtbündel wird von einem gerippten oder gewellten Hüllrohr aus Kunststoff
umschlossen und mit Zementmörtel verfüllt. Das Kunststoffhüllrohr besteht vorzugsweise
aus HDPE oder PVC.
[0023] Für besondere Anforderungen an den Korrosionsschutz könnten als Drahtmaterial auch
Drähte aus korrosionsbeständigem Stahl verwendet werden.
Für weitere besondere Anforderungen an den Korrosionsschutz könnten als Drahtmaterial
auch Drähte aus Glas- oder Karbonfasern verwendet werden.
1. Drahtbündelanker (1), der für das Versetzen in das Bohrloch die Steifheit eines Stabankers
und im Beanspruchungsfall an der Austrittsstelle (15) aus dem Bohrloch die Flexibilität
eines Seilankers aufweist, zum Aufnehmen der Resultierenden der Seilkräfte (14) deren
Richtung gegenüber der Ankerachse einen Ablenkwinkel (16) aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass parallel geführte Drähte in der Mitte ihrer Länge zusammen mit einem übergeschobenen
Rohr (10) unter Bildung einer Schlaufe (9) um 180° gebogen werden und so ein Drahtbündel
(5) bilden, das in Längsrichtung als gesamtes Bündel eine stabähnliche Steifigkeit
und bei Biegebeanspruchung als Summe von einzeln wirkenden Drähten eine seilähnliche
Flexibilität aufweist.
2. Drahtbündelanker (1) gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das im Bereich der Schlaufe (9) verrohrte Drahtbündel einen Ablenkwinkel (16) von
bis 60° ohne eine Reduktion der Zugfestigkeit des Drahtbündels erträgt.
3. Drahtbündelanker (1) gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Drähte des Drahtbündels abwechslungsweise gespreizt oder kompakt aneinanderliegend
geführt werden und derart für die Krafteinleitung in den sie umgebenden Zementmörtel
eine gegenüber Seilankern 30 bis 50 % kürzere Verankerungslänge benötigen.
4. Drahtbündelanker (1) gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Drähte (5) aus Stahl bestehen, einen Durchmesser von 2 bis 10 mm aufweisen, vorzugsweise
gerippt sind und eine Festigkeit von 400 bis 2000 N/mm2 aufweisen.
5. Drahtbündelanker (1) gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass als parallel geführte Drähte (5) 3- oder 7-drähtige Spannstahllitzen Durchmesser
5 bis 15 mm mit einer Festigkeit von 1000 bis 2000 N/mm2 verwendet werden.
6. Drahtbündelanker (1) gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Drähte (5) aus Glas- oder Karbonfasern bestehen, einen Durchmesser von 2 bis
10 mm aufweisen und eine Festigkeit von 1000 bis 2500 N/mm2 aufweisen.
7. Drahtbündelanker (1) gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Schlaufe (9) aus einem verzinkten und / oder beschichteten oder bevorzugt aus
einem korrosionsbeständigen dickwandigen Stahlrohr (10) besteht.
8. Drahtbündelanker (1) gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Schlaufe (9) zur Erhaltung ihrer Form im Belastungsfall durch ein eingeschweisstes
Blech (17) gestützt wird.
9. Drahtbündelanker (1) gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass er an einer vorhersehbaren Abbiegestelle (15) vorgängig des Einbaues in das Bohrloch
(3) um den Ablenkwinkel (16) vorgebogen wird.
10. Drahtbündelanker (1) gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Enden des Drahtbündels (5) miteinander verschweisst sind und eine Spitze (8)
bilden.
11. Drahtbündelanker (1) gemäss Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Drahtbündel (5) im Falle von erhöhten Anforderungen an den Korrosionsschutz von
einem gerippten oder gewellten Hüllrohr aus Kunststoff umschlossen und mit Zementmörtel
verfüllt wird.
12. Verwendung des Drahtbündelankers (1) gemäss einem der Ansprüche 1 - 11 zur Verankerung
von Rückhalte-, Abspann- und Bodenseilen in Steinschlag- und Lawinenverbauungen.