[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Abtragen von Material, die Verwendung
von Gaseinschlüssen in einer Abrasiv-Flüssigkeit und ein Verfahren zum Abtragen von
Material beim Schleifen und/oder Polieren von Oberflächen von Werkstücken gemäss den
Merkmalen der unabhängigen Patentansprüchen.
[0002] Es ist bekannt, Oberflächen mit Abrasivmittel-Teilchen, die in einer Flüssigkeit
gefördert werden, zu schleifen oder zu polieren. Das hat den Vorteil, dass auf ein
Schleifwerkzeug verzichtet werden kann.
[0003] Die Abtragrate der Oberfläche hängt einerseits von der Grösse der Abrasivmittel-Teilchen
im Strahl ab. Andererseits hängt sie von der Energie und dadurch von der Geschwindigkeit
der Partikel zum Zeitpunkt ab, wenn sie auf die Oberfläche prallen. Als Abtragrate
wird das der Materialabtrag pro Zeit betrachtet.
[0004] Aus US 5 700 181 sind beispielsweise ein Verfahren zum Schleifen und eine Düse zum
Beschleunigen der Abrasiv-Flüssigkeit bekannt. Die Abrasiv-Flüssigkeit wird unter
hohem Druck in die Düse gefördert und von dort auf die Oberfläche beschleunigt. Die
Beschleunigung findet einerseits in der Düse, andererseits im Spalt zwischen der Düse
und dem zu bearbeitenden Werkstück statt.
[0005] Ein ähnliches Verfahren ist aus EP 1 409 199 bekannt. Statt einer Düse wird ein Werkzeug
mit einem breiten Auslass verwendet. Die Beschleunigung der Abrasivmittel-Teilchen
findet im Spalt zwischen dem Auslass und der Oberfläche statt.
[0006] Diese bekannten Verfahren haben Nachteil, dass beim stark abtragenden Bearbeiten,
insbesondere Schleifen, gröbere Abrasivmittel-Teilchen verwendet werden müssen als
zum Feinschleifen und Polieren. Durch die gröberen Teilchen entstehen auch gröbere
Schleifspuren, die anschliessend mit dem feineren Korn geglättet werden müssen. Der
Übergang von Schleifen zu Polieren kann auch nicht kontinuierlich erfolgen. Zwischen
Schleifen und Feinschleifen/Polieren muss das Schleifmittel gewechselt werden.
[0007] Die Verwendung von unterschiedlich groben Teilchen erfordert eine äusserst gründliche
Reinigung des Geräts und des Werkstücks, wenn feiner geschliffen oder poliert werden
soll. Falls beim Feinschleifen oder Polieren noch gröbere Teilchen vorhanden sind,
führen diese zu tiefen Kratzspuren, die das gesamte Werkstück unbrauchbar machen können.
[0008] Oft werden für das Schleifen und für das Polieren unterschiedliche Geräte verwendet.
Diese Geräte können beispielsweise mit unterschiedlichem Druck arbeiten. Dies erhöht
die Beschaffungs- bzw. Herstellungskosten. Ausserdem muss das Werkstück während dem
Bearbeitungsvorgang transportiert werden. Dies wiederum erhöht die Arbeitszeit und
die Herstellungskosten. Dabei können ausserdem Verunreinigungen entstehen oder das
Werkstück kann beschädigt werden,
[0009] Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung die Nachteile des Bekannten zu vermeiden,
also insbesondere eine verbesserte Vorrichtung und ein verbessertes Verfahren zum
Schleifen und/oder Polieren von Oberflächen zu schaffen bei dem ein Wechsel zwischen
Schleifen und Polieren auf einfache Art und Weise erfolgen kann. Insbesondere soll
die Abtragrate auf möglichst einfache Weise individuell eingestellt werden.
[0010] Diese Aufgabe wird mit einer Vorrichtung, mit der Verwendung von Gaseinschlüssen
in der Abrasiv-Flüssigkeit und mit einem Verfahren zum Abtragen von Material beim
Schleifen und/oder Polieren von Oberflächen gemäss den unabhängigen Patentansprüchen
gelöst. Es hat sich überraschend gezeigt, dass mit steigendem Gasanteil bei gleicher
Grösse des Schleifkorns und gleichen Prozessparametern (z.B. Förderdruck) die Abtragrate
erhöht wird. Wenn die Vorrichtung mit einer Einrichtung zum Einstellen des Gasanteils
in der Flüssigkeit versehen ist, lässt sich daher die Abtragrate auf einfache Weise
kontrollieren oder ändern. Dank der vorliegenden Erfindung ist es möglich, mit relativ
kleinen Korngrössen grosse Abtragraten zu erzielen. Durch das Einstellen eines hohen
Gasanteils wird die Abtragrate erhöht, ohne dass grösseres Schleifkorn eingesetzt
werden muss.
[0011] Vorteilhaft lässt sich dabei auch die Abtragrate und auch der Übergang von grobem
Schleifen zum Feinschleifen und zum Polieren kontinuierlich variieren. Auch lässt
sich die Korngrösse der Schleifkörner und der Förderdruck der Abrasiv-Flüssigkeit
für grobes und feines Schleifen sowie für das Polieren gleich halten. Durch die Einstellung
des Gasanteils in der Flüssigkeit wird die Abtragrate auf einfache Art und Weise kontrolliert
und nach Bedarf geändert. Dabei kann mit gleichem Förderdruck und mit gleichem Schleifkorn
gearbeitet werden. Der Wechsel von einer Korngrösse zur anderen und die damit verbundene
Reinigung der Maschine entfällt.
[0012] Die Vorrichtung zum Abtragen von Material einer Oberfläche eines Werkstücks beim
Schleifen bzw. Polieren der Oberfläche mittels Abrasivmittel-Teilchen, die von einer
Flüssigkeit gefördert werden, enthält dazu bevorzugt eine Einrichtung zum Beimengen
von Gas zur Flüssigkeit.
[0013] Dieses Gas ist vorzugsweise Luft, weil Luft kostengünstig ist und die Umwelt nicht
belastet. Andere Gase bzw. Gasmischungen, z.B. Argon, Helium, Stickstoff, CO
2 oder Sauerstoff, können aber ebenfalls verwendet werden und sind von der Erfindung
nicht ausgenommen. Das Gas kann entweder in Form von Gasbläschen oder in gelöster
bzw. gebundener Form in der Flüssigkeit enthalten sein.
[0014] Die vorliegende Erfindung bringt den Vorteil, dass mit einer Vorrichtung je nach
Bedarf ein Werkstück sowohl geschliffen als auch poliert werden kann. Je mehr Gas
die Abrasiv-Flüssigkeit enthält, desto grösser ist die Abtragrate. Teure und verfahrenstechnisch
heikle Schritte wie das Reinigen des Werkstücks oder des Geräts oder der Transport
des Werkstücks von einem Gerät zu einem anderen entfallen somit.
[0015] Die Vorteile der vorliegenden Erfindung sind besonders vorteilhaft beim Schleifen
und Polieren von Hochpräzisions-Teilen, wie z.B. Teilen aus der Optik oder Medizinaltechnik.
Durch die breite Einsetzbarkeit der Vorrichtung und des Verfahrens können sowohl sphärische
als auch asphärische Formen exakt geschliffen und poliert werden.
[0016] Es ist vorteilhaft wenn die Einrichtung zum Beimengen des Gases zur Flüssigkeit eine
Anordnung zum Einstellen der Menge des zugefügten Gases umfasst. Dabei ist es vorteilhaft,
wenn die Menge des zugeführten Gases kontinuierlich variierbar ist. Damit lässt sich
z.B. die Abtragrate durch Erhöhen der Gasmenge erhöhen. Reduzieren der Gasmenge führt
zu kleinerem Abtrag. Vorzugsweise lassen sich durch vollständigen Gasentzug fein polierte
Oberflächen erreichen.
[0017] Die Einrichtung zum Beimengen des Gases zur Flüssigkeit kann beispielsweise in einem
Tank für die Flüssigkeit angeordnet sein. Ebenfalls denkbar ist es, die Einrichtung
in einer Pumpe zum Fördern der Flüssigkeit oder in einer Förderleitung für die Flüssigkeit
anzubringen. Kombinationen davon zum effizienteren und kontrollierteren Beifügen des
Gases sind vorteilhaft.
[0018] Das Gas kann zum Beispiel mit einem Propeller im Tank beigefügt werden. Weiter kann
ein Druckanschluss an die Leitung, den Tank oder die Pumpe vorgesehen sein. Ausserdem
ist es auch möglich, das Gas chemisch, z.B. mit Tabletten beizufügen. Beispielsweise
kann in der Art von Brausetabletten ein in Tablettenform gepresster chemischer Stoff
dem Wasser beigefügt werden, der bei Kontakt mit Wasser reagiert und gasförmige Reaktionsprodukte
abgibt. Es ist auch denkbar, dem Wasser elektrolytisch Gas beizufügen bzw. Gas elektrolytisch
im Wasser zu erzeugen. Durch Anlegen einer Spannung in der Abrasiv-Flüssigkeit können
z.B. Wassermoleküle in der Schleifflüssigkeit zu Wasserstoff und Sauerstoff getrennt
werden. Kombinationen der genannten Möglichkeiten sowie weitere, dem Fachmann bekannte
Möglichkeiten sind von der Erfindung ebenfalls umfasst.
[0019] Der Gasgehalt wird erfindungsgemäss kontrolliert und eingestellt. Typischerweise
wird die Gasmenge (in Volumenprozent) auf gewünschte Werte eingestellt. Dabei kann
das Gas entweder in der Flüssigkeit gelöst bzw. gebunden sein oder in Form von Blasen
darin vorliegen.
[0020] Es kann auch eine Regelanordnung zum Regeln des Gasgehalts eingesetzt werden. Dabei
wird der Gasanteil in der Flüssigkeit laufend gemessen und abhängig von dieser Messung
eingestellt.
[0021] Wenn das Gas gelöst bzw. gebunden ist, kann das Mischverhältnis über die Viskosität
der Abrasiv-Flüssigkeit bestimmt werden. Je grösser der Gasanteil in der Flüssigkeit
ist, desto geringer wird die Viskosität.
[0022] Wenn das Gas in Blasen vorliegt, kann die Blasengrösse z.B. optisch bestimmt werden.
Damit die Abtragrate günstig beeinflusst wird, ist es vorteilhaft, wenn die entstehenden
Gasblasen grösser sind als die Abrasivmittel-Teilchen.
[0023] In beiden Fällen findet die Messung vorzugsweise zwischen einer Pumpe für die Abrasiv-Flüssigkeit
und einer Austritts-Öffnung für die Flüssigkeit statt.
[0024] Über den Gasgehalt in der Flüssigkeit wird die Abtragrate an der Oberfläche des Werkstücks
kontrolliert. Je grösser der Gasanteil in der Abrasiv-Flüssigkeit ist, desto grösser
ist auch die Abtragrate.
[0025] Die Abtragrate hängt von der Aufprallenergie der Abrasivmittel-Teilchen ab. Der Übergang
vom Schleifen zum Polieren von Oberflächen kann über den Gasanteil in der Abrasiv-Flüssigkeit
direkt kontrolliert werden. Je kleiner der Gasanteil in der Abrasiv-Flüssigkeiten,
desto kleiner ist die Abtragrate, und desto eher wird die Oberfläche poliert. Bei
spröden Oberflächen, z.B. bei Werkstücken aus Keramik oder Glas, kann der der Übergang
vom Schleifen zum Polieren zugleich einem Übergang vom spröden zum duktilen Abtragen
von Material von der Oberfläche entsprechen. (Siehe z.B. Appl. Opt. 37, pp. 6771-6773
(1998))
[0026] Es wird angenommen, dass sich die Abtragrate durch den Gasgehalt in der Flüssigkeit
erhöht, weil die Gaseinschlüsse beim Aufprall besser kompressibel sind als die Flüssigkeit
selbst. Die Schleifmittelteilchen werden kurz vor dem Aufprall durch die Flüssigkeit
also stärker gebremst als durch das Gas. Je grösser der Gasanteil, desto grösser ist
also auch die Aufprallenergie der Abrasivmittel-Teilchen.
[0027] Weiter werden Teilchen, die sich in einer Gasblase befinden, beim Auftreffen auf
die Oberfläche weniger stark gekühlt als Teilchen, die von Flüssigkeit umgeben sind.
Es wird davon ausgegangen, dass durch die erhöhte Temperatur die Wahrscheinlichkeit
steigt, dass sich Risse bilden. Dadurch wird die Abtragrate erhöht, weil beim spröden
Abtragen von Material dem Abtrag eine Rissbildung auf der Oberfläche vorangeht.
[0028] Wenn das Gas nicht in Bläschen vorliegt sondern in der Flüssigkeit gelöst ist, sinkt
die Viskosität der Abrasiv-Flüssigkeit. Bei gleichem Förderdruck wird die Abrasiv-Flüssigkeit
dadurch stärker beschleunigt. Über diese grössere Beschleunigung steigt die Aufprall-Energie
der Abrasivmittel-Teilchen an.
[0029] Es ist ausserdem möglich, dass weitere Faktoren zur erhöhten Abtragrate beitragen.
[0030] Die erfindungsgemäss Vorrichtung ist bevorzugt zur Erzeugen eines Förderdrucks von
weniger als 100 bar, besonders bevorzugt von weniger als 50 oder sogar weniger als
20 bar ausgelegt. Wenn gemäss einem der vorstehend bevorzugten Ausführungsformen der
Erfindung der Flüssigkeit ein Gas beigemengt wird, kann die Aufprallenergie der Schleifmittelteilchen
erhöht werden. Dies erlaubt bei gleich bleibender Abtragrate eine Reduktion des Förderdrucks.
Im Vergleich zu Hochdruckanordnungen wird so beim Fördern Energie eingespart, was
sich ökonomisch als auch ökologisch günstig auswirkt. Eine weitere Reduktion des Förderdrucks
lässt sich auch durch entsprechende, geeignete Anordnungen zum Beschleunigen der Abrasiv-Flüssigkeit
erzielen. So kann beispielsweise eine Anordnung zum Beschleunigen der Abrasiv-Flüssigkeit
vorgesehen werden, in welcher die Abrasiv-Flüssigkeit vorteilhaft auf eine Geschwindigkeit
von über 20 m/s beschleunigt wird. Dadurch erhalten die Abrasivmittel-Teilchen die
notwendige Energie, damit Material abgetragen wird. Die Energie der Teilchen wächst
quadratisch mit der Geschwindigkeit des Strahls an.
[0031] Die Beschleunigungsanordnung kann beispielsweise eine oder mehrere Düsen aufweisen.
[0032] Die Anordnung zum Beschleunigen der Abrasiv-Flüssigkeit kann auch eine Anordnung
zum Einstellen des Abstands zwischen mindestens einer Austrittsöffnung der Flüssigkeit
und der Oberfläche enthalten. Die Beschleunigung ist dann zwischen der mindestens
einen Austrittsöffnung und der Oberfläche in Abhängigkeit des Querschnitts einer Flüssigkeitszufuhr-Öffnung
und dem Querschnitt des Spalts zwischen der Oberfläche und der mindestens einen Austrittsöffnung
einstellbar. Je kleiner der Spalt im Vergleich zum Querschnitt der Flüssigkeitszufuhr-Öffnung
ist, desto stärker ist die Beschleunigung der Abrasiv-Flüssigkeit. Beispielsweise
könnte die Anordnung gemäss EP 1 409 199 gestaltet sein.
[0033] Die Kombination von mechanischen Massnahmen zur Erhöhung der Austrittsgeschwindigkeit
und dem Beifügen von Gas zum Erhöhen der Auftreffgeschwindigkeit der Partikel auf
der zu bearbeitenden Oberfläche führt auf besonders effektive Weise zu einer Reduktion
des notwendigen Förderdrucks. Gleichzeitig ist aufgrund der Regulierbarkeit des Gasanteils
eine individuelle Einstellung der Abtragrate möglich. Besonders vorteilhaft ist, dass
bei gleichen Prozessparametern und gleicher Abrasiv-Flüssigkeit durch das zuführen
von Gas eine bessere Abtragrate erzielt werden kann.
[0034] Die Abrasivmittel-Teilchen haben vorzugsweise einen durchschnittlichen Korndurchmesser
unter 50 µm, vorzugsweise 1 bis 10 µm.. Die Korngrösse variiert aber je nach Anwendung.
Je feiner die Oberfläche poliert werden soll, desto feinere Abrasivmittel-Teilchen
werden verwendet.
[0035] Falls Gasblasen erzeugt werden, sollte ihre Durchmesser grösser sein als der Durchmesser
der Abrasivmittel-Teilchen
[0036] Die Förderflüssigkeit ist bevorzugt vorwiegend Wasser. Andere bekannte Flüssigkeiten
liegen aber ebenfalls im Rahmen der Erfindung. Andere Flüssigkeiten, z.B. auf Öl-
oder Alkoholbasis können ebenfalls geeignet sein.
[0037] Die Verwendung von Gaseinschlüssen einer Förderflüssigkeit für Abrasivmittel-Teilchen
zum Beeinflussen der Abtragrate beim Abtragen von Material einer Oberfläche eines
Werkstücks beim Schleifen bzw. Polieren der Oberfläche liegt ebenfalls im Rahmen der
Erfindung. Das Gas ist vorzugsweise Luft.
[0038] Beim Verfahren zum Abtragen von Material einer Oberfläche eines Werkstücks zum Schleifen
bzw. Polieren der Oberfläche mit Schleifmittelteilchen, die von einer Flüssigkeit
gefördert werden, wird die Abtragrate durch die Einstellung des Gasanteils in der
Förderflüssigkeit beeinflusst, insbesondere durch das Beimengen eines Gases zur Abrasiv-Flüssigkeit.
Vorzugsweise ist das Gas Luft, andere Gase sind von der Erfindung aber nicht ausgenommen.
[0039] Vorzugsweise wird der Abrasiv-Flüssigkeit Gas von 0 bis 70% des Gesamtvolumens beigemengt.
Je grösser die Menge des beigemengten Gases, desto grösser ist die Abtragrate. Zum
Polieren der Oberfläche wird kein oder nur wenig Gas beigemengt, da beim Polieren
eine geringe Abtragrate erwünscht ist.
[0040] Es ist durchaus denkbar, während des Abtragverfahrens die Menge und/oder Art der
erzeugten Gasblasen bzw. das Mischverhältnis des gelösten oder gebundenen Gases zur
Flüssigkeit zu variieren. So ist es insbesondere denkbar, in einem ersten Schritt
durch Zufuhr einer grossen Gasmenge hohe Abtragraten zu erzielen und in einem zweiten
Schritt während des gleichen Bearbeitungsverfahrens die Menge der Gaszufuhr zu reduzieren
und so die Abtragrate zu reduzieren. In diesem Fall erfolgt in einem zweiten Schritt
bei Zugabe von weniger Gas oder ohne Gaszugabe ein Polieren.
[0041] In einem bevorzugten Ausführungsbeispiel verläuft die Reduktion der Gaszufuhr kontinuierlich.
Der Übergang vom Schleifen zum Polieren ist dadurch nicht diskret.
[0042] Vorteilhaft wird der Förderdruck der Abrasiv-Flüssigkeit zum Schleifen sowie zum
Polieren bei unter 100 bar, vorteilhaft unter 50 bar, besonders vorteilhaft unter
20 bar, konstant gehalten. Dadurch vereinfacht sich das Verfahren, weil der Förderdruck
der Flüssigkeit nicht verändert werden muss, wenn die Abtragrate variiert werden soll.
[0043] Im Folgenden wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen und Zeichnungen
erläutert. Es zeigen:
- Figur 1
- ein Ausführungsbeispiel der erfindungsgemässen Vorrichtung in einer schematischen
Darstellung,
- Figur 2
- eine alternative Ausführungsform der erfindungsgemässen Vorrichtung in einer schematischen
Darstellung und,
- Figur 3
- eine weitere alternative Ausführungsform der erfindungsgemässen Vorrichtung in einer
schematischen Darstellung.
[0044] In Figur 1 ist ein erstes Ausführungsbeispiel der Erfindung schematisch dargestellt.
Ein Werkstück 2 befindet sich auf einer Halterung 10 in einem abgeschlossenen Behälter
11. Die Oberfläche S, welche geschliffen und poliert werden soll, befindet sich auf
der Oberseite des Werkstücks 2.
[0045] Die Halterung 10 ist entlang einer Längsachse verschiebbar und um eine vertikale
Achse drehbar. Die Bewegung der Halterung 10 ist mit den Pfeilen B angedeutet.
[0046] In einem Flüssigkeitstank 12 befindet sich eine Flüssigkeit 3, in diesem Beispiel
Wasser. Dem Wasser 3 sind Abrasivmittel-Teilchen 5 in einer Konzentration von 10 %
des Gewichts zugegeben. Es werden Abrasivmittel-Teilchen 5 aus Silizium-Karbit mit
einer Korngrösse von 7 µm Durchmesser verwendet. Die Abrasiv-Flüssigkeit 3 wird mit
einer Pumpe 7 in Richtung der Pfeile 6 durch die Förderleitung 14 gefördert. Der Förderdruck
beträgt 12 bar.
[0047] Das Abtragen von Material findet bei Zimmertemperatur, d.h. bei ca. 21°C statt. Durch
die mechanische Belastung kann sich die Abrasiv-Flüssigkeit auf ca. 25°C erwärmen,
was die Abtragrate jedoch nicht negativ beeinflusst.
[0048] Die Förderleitung 14 führt in den Innenraum des Behälters 11. Dort wird das Wasser
3 mit einer Düse 9 auf ca. 40 m/s beschleunigt. Die Düse 9 ist auf die Oberfläche
S gerichtet, die mit der Haltevorrichtung 10 darunter bewegt wird.
[0049] In einem Drucktank 13 befindet sich Luft 4, die über eine Anschlussleitung 16 in
das Wasser 3 eingebracht werden kann. Die Luftzufuhr wird über ein Ventil 8 variiert.
Je grösser die erwünschte Abtragrate ist, desto mehr wird Luft 4 wird dem Wasser 3
beigefügt. Der maximale Luftgehalt im Wasser 3 beträgt 70% des Gesamtvolumens. Der
Druck im Tank 13 beträgt 250 bar. Zugeführt wird die Luft 4 mit einem Druck von 14
bis 50 bar. Wesentlich ist hierbei, dass der Zufuhrdruck der Luft grösser ist als
der Förderdruck des Wassers. Zum Polieren wird die Luftzufuhr unterbunden oder zumindest
reduziert.
[0050] Das verwendete Wasser 3 wird über einen Abfluss 15 wieder in den Tank 12 geführt.
Die Abrasivmittel-Teilchen 5 befinden sich also in einem geschlossenen Kreislauf,
welcher mit den Pfeilen 6 angedeutet ist. Dadurch wird der Materialverbrauch möglichst
gering gehalten.
[0051] Die Luftzufuhr wird an einem Referenz-Werkstück (nicht dargestellt) geeicht. Die
Abtragrate kann dann aufgrund dieser Eichung beim Werkstück 2 nach Bedarf eingestellt
werden.
[0052] Eine alternative Ausführungsform der erfindungsgemässen Vorrichtung 1 ist in Figur
2 dargestellt. Wie im Ausführungsbeispiel nach Figur 1 befindet sich die Abrasiv-Flüssigkeit
3 auch bei dieser Ausführungsform in einem geschlossenen Kreislauf, der durch die
Pfeile 6 angedeutet ist. Die verwendete Flüssigkeit 3 ist wiederum Wasser.
[0053] Zur Beschleunigung des Wassers 3 auf die Oberfläche S des Werkstücks 2 wird in diesem
Beispiel im Gegensatz zum Beispiel gemäss Figur 1 keine Düse verwendet. Statt dessen
tritt die Abrasiv-Flüssigkeit 3 durch einen Förderkopf 17 aus. Die Beschleunigung
des Wassers 3 findet im Spalt 18 statt, der zwischen dem Kopf 17 und der Oberfläche
S gebildet wird. Zur Regulierung der Breite des Spalts 18 ist die Haltevorrichtung
8 wie mit den Pfeilen B angedeutet auch in eine vertikale Richtung verschiebbar. Die
Beschleunigung ist umso grösser, je kleiner die Fläche des Spalts im Vergleich zur
Querschnittsfläche der Förderleitung 14 ist. Das Verhältnis der Querschnittsfläche
der Förderleitung zur Fläche des Spalts beträgt in diesem Beispiel 10 : 1.
[0054] Die Abtragrate wird durch die Zufuhr von Luft 4 in das Wasser 3 im Tank selbst kontrolliert.
Luft 4 befindet sich im Tank 12 oberhalb des Wassers 3 und wird mit einem Propeller
19 unter das Wasser 3 gerührt. Angetrieben wird der Propeller 19 durch einen Elektromotor
M. Die Drehzahl des Motors M bestimmt die Menge der zugeführten Luft 4. Da das Wasser
3 in einem geschlossenen Kreislauf verwendet wird, ist der Stand des Wassers 3 relativ
konstant. Der Propeller 19 ist im Vergleich zum Wassertank 12 gross genug, dass sich
Schwankungen des Wasserstands nicht negativ auf die zugeführte Luftmenge auswirken.
[0055] Figur 3 zeigt eine Vorrichtung analog Figur 1. Zusätzlich ist aber eine Vorrichtung
zum Reduzieren des Luftgehalt im Wasser 3 im Tank 12 vorgesehen. Der Gasanteil von
Wasser kann aufgrund von Umgebungsparametern variieren. In gewissen Fällen kann es
gewünscht oder notwendig sein, den Gasgehalt zu reduzieren, um die gewünschte Abtragrate
zu erzielen. Dies kann z.B. dann der Fall sein, wenn die Oberfläche besonders fein
poliert werden soll.
[0056] Gemäss Figur 3 sind zur Reduktion des Luftgehalts im Wasser 3 Ultraschall-Sender
20 im Tank 12 angebracht. Diese senden Ultraschall-Wellen 21 aus, welche die Lufteinschlüsse
im Wasser 3 verdrängen.
Selbstverständlich sind andere Ausführungsformen der Erfindung realisierbar. Die hier
erwähnten Beispiele dienen nur zur Erläuterung und haben keine einschränkende Wirkung.
1. Vorrichtung (1) zum Abtragen von Material einer Oberfläche (S) eines Werkstücks (2)
beim Schleifen und/oder Polieren der Oberfläche (S) mittels Abrasivmittel-Teilchen
(5), die von einer Flüssigkeit (3) gefördert werden, enthaltend eine Einrichtung (8,13,16;
19,M) zum Einstellen des Gasanteils in der Flüssigkeit, insbesondere zum Beimengen
von Gas (4), insbesondere Luft, zur Flüssigkeit (3).
2. Vorrichtung (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Einrichtung (8,13,16; 19,M) zum Beimengen von Gas (4) eine Einstellanordnung
(8; M) zum Einstellen der Menge des beigefügten Gases (4) umfasst.
3. Vorrichtung (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Einrichtung (8,13,16; 19,M) zum Beimengen von Gas (4) zur Flüssigkeit (3) in
oder an einem Tank (12) für die Flüssigkeit (3), in oder an einer Pumpe (7) zum Fördern
der Flüssigkeit (3) und/oder in einer Förderleitung (14) für die Flüssigkeit (3) angeordnet
ist.
4. Vorrichtung (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Einrichtung (8, 13, 16; 19,M) zum Beimengen von Gas mit einem Druck ausgebildet
ist, der grösser ist als der Förderdruck der Flüssigkeit (3).
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Einrichtung (8, 13, 16; 19,M) zum Beimengen von Gas zur Flüssigkeit (3) mit einem
Volumenanteil von bis zu 70% gemessen am Gesamtvolumen ausgebildet ist.
6. Vorrichtung (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorrichtung zum Erzeugen eines Förderdrucks von weniger als 100 bar, insbesondere
weniger als 50 bar, ausgelegt ist.
7. Vorrichtung (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass eine Anordnung (9; 17,18) zum Beschleunigen der Abrasiv-Flüssigkeit (3) vorgesehen
ist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Abrasiv-Flüssigkeit (3) auf eine Geschwindigkeit von über 20 m/s beschleunigbar
ist.
9. Vorrichtung (1) nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Anordnung (9; 17,18) zum Beschleunigen mindestens eine Düse (9) aufweist.
10. Vorrichtung (1) nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Anordnung (9; 17,18) zum Beschleunigen der Abrasiv-Flüssigkeit (3) eine Anordnung
(B) zum Einstellen des Abstands zwischen mindestens einer Austrittsöffnung (17) der
Flüssigkeit (3) und der Oberfläche (S) enthält und die Beschleunigung zwischen der
mindestens einen Austrittsöffnung (17) und der Oberfläche (S) in Abhängigkeit von
Querschnitt einer Flüssigkeitszufuhr-Öffnung und dem Querschnitt des Spalts (18) zwischen
der Oberfläche (S) und der mindestens einen Austrittsöffnung (17) einstellbar ist.
11. Vorrichtung (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorrichtung zur Verwendung von Abrasivmittel-Teilchen (5) mit einem durchschnittlichen
Korndurchmesser von unter 50 µm, vorzugsweise 1 bis 10 µm, ausgelegt ist.
12. Vorrichtung nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Einrichtung (8, 13, 16; 19,M) zum Beimengen von Gas zum Erzeugen von Gasblasen
in der Flüssigkeit (3) mit einem durchschnittlichen Durchmesser ausgelegt ist, welcher
grösser ist als der durchschnittliche Korndurchmesser der Abrasivmittel-Teilchen (5).
13. Verwendung von Gaseinschlüssen, insbesondere Lufteinschlüssen, in einer Förderflüssigkeit
(3) für Abrasivmittel-Teilchen (5) zum Kontrollieren der Abtragrate Abtragen von Material
einer Oberfläche (S) eines Werkstücks beim Schleifen und/oder Polieren der Oberfläche
(S).
14. Verfahren zum Abtragen von Material, insbesondere Schleifen und/oder Polieren einer
Oberfläche (S) eines Werkstücks mit Abrasivmittel-Teilchen (5), die von einer Flüssigkeit
(3) gefördert werden, dadurch gekennzeichnet, dass der Gasanteil in der Flüssigkeit eingestellt wird.
15. Verfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass der Flüssigkeit (3) Gas (4), insbesondere Luft beigefügt wird.
16. Verfahren nach Anspruch 14 oder 15, dadurch gekennzeichnet, dass der Abrasiv-Flüssigkeit (3) Gas (4) von 0 bis 70% des Volumens zugeführt wird.
17. Verfahren nach Anspruch 14 bis 16, dadurch gekennzeichnet, dass während einem ersten Schritt zum Schleifen der Oberfläche (S) der Abrasiv-Flüssigkeit
(3) Gas (4) beigemengt wird und dass in einem zweiten Schritt zum Polieren der Oberfläche
der Abrasiv-Flüssigkeit kein Gas (4) beigemengt wird.
18. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche 14 bis 17, dadurch gekennzeichnet, dass mit Abrasivmittel-Teilchen (5) mit einem durchschnittlichen Korndurchmesser von unter
50 µm, vorzugsweise von 1 bis 10 µm die Oberfläche (S) sowohl geschliffen als auch
poliert wird.
19. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Förderdruck der Abrasiv-Flüssigkeit (3) zum Schleifen sowie zum Polieren bei
unter 100 bar, insbesondere unter 50 bar, konstant gehalten wird.
20. Verfahren nach einem der Ansprüche 14 bis 19, dadurch gekennzeichnet, dass als Flüssigkeit (3) vorwiegend Wasser verwendet wird.
21. Verfahren nach einem der Ansprüche 14 bis 20, dadurch gekennzeichnet, dass in der Flüssigkeit (3) Gasblasen erzeugt werden, welche grösser sind als die Abrasivmittel-Teilchen
(5) .