[0001] Die Erfindung betrifft einerseits ein Verfahren zur Erzeugung einer anorganischen
farbigen Deckschicht auf der Oberfläche eines einen Grundwerkstoff aus Kupfer oder
einer Kupferlegierung aufweisenden Produkts gemäß den Merkmalen im Oberbegriff des
Anspruchs 1.
[0002] Andererseits richtet sich die Erfindung auf ein tafel- oder bandförmiges Produkt
mit einem Grundwerkstoff auf Kupfer oder einer Kupferlegierung entsprechend Anspruch
6.
[0003] Es zählt zum Stand der Technik, Dächer, Wände oder Fassaden mit Tafeln oder Blechen
zu bekleiden, die einen Grundwerkstoff aus Kupfer oder einer Kupferlegierung aufweisen.
Hierbei ist man bestrebt, die der Umgebung zugewandten Oberflächen der Tafeln oder
Bleche sowohl in der Farbe als auch in der Struktur dem Objekt weitgehend anzupassen,
an dem die Tafeln oder Bleche in optisch ansprechender Weise zur Geltung kommen sollen.
[0004] Die meisten der für diese Anwendungsfälle auf dem Markt befindlichen Produkte werden
diesen Anforderungen aber nur teilweise gerecht, da sie einerseits Farben und andererseits
Strukturen aufweisen, die aus verfahrenstechnischen Gründen kaum oder gar nicht von
ihrer Optik her variiert werden können. Hierzu zählen insbesondere grün patinierte
oder braun oxidierte Oberflächen von Tafeln und Blechen mit Kupfer oder Kupferlegierungen
aufweisenden Grundwerkstoffen.
[0005] Bei den in diesem Zusammenhang bekannten Verfahren zur Herstellung von grünen Deckschichten
auf Produkten aus Kupfer oder Kupferlegierungen - künstlich erzeugte Patinaschichten
- werden durch chemische oder elektrochemische Verfahren sowie durch Kombinationen
dieser beiden Verfahren auf den Oberflächen der in den Anwendungsbereichen Dach, Wand
und Fassade eingesetzten Tafeln und Blechen Schichten aus Metallsalzen erzeugt. Die
hierbei entstehenden Patinaoberflächen sind farblich mehr oder weniger uniform.
[0006] Grundsätzlich lassen sich diese künstlich erzeugten Patinaoberflächen in zwei Gruppen
unterteilen. Im Umfang der einen Gruppe werden Schichten aus Metallsalzen mittels
verschiedener Auftragsverfahren auf die Oberflächen aufgebracht. Die Zusammensetzung
dieser Patinaschichten ändert sich nicht mehr, weil sie nicht mit dem Grundwerkstoff
reagieren, auf den sie aufgetragen werden. Solche Schichten lassen sich zwar durch
Variation von Zusammensetzung und Art des Auftragsverfahrens optisch verändern, aber
sie verfügen über eine nur mangelnde Haftung zum Grundwerkstoff. Grund hierfür ist,
dass keine chemische Reaktion und damit keine chemische Verbindung zum Grundwerkstoff
erfolgt.
[0007] Zur zweiten Gruppe gehören die Patinaschichten, welche durch Aufbringen einer Chemikalie
auf die Oberfläche oder mittels einer Reaktion der Oberfläche des Grundwerkstoffs
mit einer entsprechenden Flüssigkeit aus dem Grundwerkstoff heraus entstehen. Hier
ist die künstlich erzeugte Patinaschicht das Reaktionsprodukt zwischen dem Grundwerkstoff
und einer entsprechenden Chemikalie. Der Vorteil der auf diese Art und Weise künstlich
erzeugten Patinaschichten besteht in ihrer guten Verbindung zum Grundwerkstoff mit
sehr guter Haftung. Nachteilig hieran ist jedoch, dass die Farbe und Struktur der
Patinaschichten durch die optischen Eigenschaften des jeweiligen Reaktionsprodukts
festgelegt sind. Das Erscheinungsbild einer derartigen Patinaschicht kann nur variiert
werden, wenn die an der Reaktion beteiligte Chemikalie in der Zusammensetzung verändert
wird.
[0008] Hinsichtlich der braunen Deckschichten auf Oberflächen von Produkten aus Kupfer oder
Kupferlegierungen für Dächer, Wände und Fassaden (großtechnisch künstlich erzeugte
Metalloxide) besitzen die Produkte auf ihren Oberflächen dünne Schichten aus Metalloxiden.
Diese werden mittels thermischer, chemischer oder elektrochemischer Verfahren sowie
aus Kombinationen dieser Verfahren erzeugt. Auch diese dünnen Schichten weisen mehr
oder weniger farblich uniforme Erscheinungsbilder auf.
[0009] Abweichend von den vorgeschilderten Verfahren gibt es noch verschiedene Arten von
organischen Schutz- und Dekorschichten, die mittels verschiedener Verfahren auf Metälloberflächen
aufgebracht werden. Diese Schichten weisen aber aufgrund ihrer organischen Struktur
keine mit Metalloxiden vergleichbare Lebensdauer bzw. Witterungsbeständigkeit auf.
[0010] Der Erfindung liegt - ausgehend vom Stand der Technik - die Aufgabe zugrunde, eine
optisch ansprechende und in ihrem Farbton leicht modifizierbare witterungsbeständige
anorganische Schutz- und Deckschicht auf Produkte aus Kupfer oder Kupferlegierungen
zu erzeugen. Ferner stellt sich die Aufgabe ein tafel- oder bandförmiges Produkt mit
einem Grundwerkstoff aus Kupfer oder einer Kupferlegierung mit einer solchen Schutz-
und Deckschicht zu schaffen.
[0011] Was den verfahrenstechnischen Teil dieser Aufgabe anlangt, so wird dieser mit den
im kennzeichnenden Teil des Anspruchs 1 angegebenen Merkmalen gelöst.
[0012] Die Lösung des gegenständlichen Teils der Aufgabe wird in den Merkmalen des Anspruchs
6 gesehen.
[0013] Kern der Erfindung ist die Kombination verschiedener Verfahrensparameter. Zunächst
wird auf der Oberfläche eines Produkts mit einem Grundwerkstoff aus Kupfer oder einer
Kupferlegierung eine Schicht erzeugt, die aus Oxiden des Grundwerkstoffs besteht.
Hierbei verändert sich die Oberfläche des Produkts nicht nur farblich, sondern sie
wird zugleich auch weitgehend entfettet. Die Grundfarbe der Voroxidationsschicht lässt
sich je nach Wahl der Legierungszusammensetzung sowie der Oxidationsparameter in einem
weiten Bereich einstellen.
[0014] Die weitgehend entfettete Oberfläche des Produkts bildet eine Voraussetzung, um nun
erfindungsgemäß in einem weiteren Arbeitsgang eine reaktive Chemikalie aufbringen
zu können, die zu einer Ausbildung von Metallsalzen führt. Das filmartige Benetzen
mit der Chemikalie wird durch die auf die Oberfläche des Produkts vorab erzeugte Voroxidationsschicht
merklich verbessert.
[0015] Die reaktive Chemikalie kann so aufgebracht werden, dass ein optisch ansprechendes
Muster entsteht, welches je nach der Reaktion zwischen der Chemikalie und der benetzten
Oberfläche des Produkts ein marmoriertes Erscheinungsbild zwischen beigebraun-braun
bzw. goldbraun und grün entstehen lässt. Durch die Kombination der Verfahrensparameter
lassen sich dekorative und optisch ansprechende Schichten einerseits aus Metallsalzen
und andererseits aus Metalloxiden auf den Produkten aus Kupfer oder Kupferlegierungen
erzeugen, deren Erscheinungsbilder sich je nach Anforderung farblich und strukturell
weitgehend variieren lassen. Diese Metallsalz-Metalloxidschichten weisen eine ausgezeichnete
Bewitterungsbeständigkeit auf, da sie einerseits aus dem Grundwerkstoff der Produkte
selbst erzeugt werden und andererseits in ihrer Struktur und Zusammensetzung weitgehend
den natürlich entstehenden Korrosionsprodukten entsprechen.
[0016] Die Merkmale des Anspruchs 2 erlauben es in erfindungsgemäßer Weiterbildung, dass
die Voroxidationsschicht thermisch, chemisch oder elektrochemisch erzeugt wird.
[0017] Besonders vorteilhaft ist es gemäß den Merkmalen des Anspruchs 3, dass die Chemikalie
mit wenigstens einer Auftragswalze aufgebracht wird. Durch eine entsprechende Gestaltung
(Strukturierung) der Auftragswalze kann gezielt das Muster auf der Oberfläche des
Produkts erzeugt werden, das dem Objekt angepasst ist, wo das Produkt eingesetzt werden
soll.
[0018] Das erfindungsgemäße Verfahren kann nach Anspruch 4 bei einem tafel- oder bandförmigen
Produkt mit einem Grundwerkstoff aus Kupfer oder einer Kupferlegierung angewendet
werden.
[0019] Eine besonders vorteilhafte Ausbildung hinsichtlich der Haftung der Metallsalzschicht
auf der Voroxidationsschicht ist nach Anspruch 5 dann gegeben, wenn das Verfahren
auf ein tafel- oder bandförmiges Produkt mit einem Grundwerkstoff aus Kupfer oder
einer Kupferlegierung angewendet wird, das mindestens im oberflächennahen Bereich
Zink aufweist.
1. Verfahren zur Erzeugung einer anorganischen farbigen Deckschicht auf der Oberfläche
eines einen Grundwerkstoff aus Kupfer oder einer Kupferlegierung aufweisenden Produkts,
unter Verwendung einer Metallsalze ausbildenden reaktiven Chemikalie, dadurch gekennzeichnet, dass unter Entfettung der Oberfläche des Grundwerkstoffs des Produkts auf der Oberfläche
zunächst eine aus Oxiden des Grundwerkstoffs bestehende Voroxidationsschicht erzeugt
wird, und dass dann die Voroxidationsschicht mit der Metallsalze ausbildenden reaktiven
Chemikalie filmartig benetzt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Voroxidationsschicht thermisch, chemisch oder elektrochemisch erzeugt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Chemikalie mit wenigstens einer Auftragswalze aufgebracht wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, in der Anwendung auf ein tafel- oder bandförmiges
Produkt mit einem Grundwerkstoff aus Kupfer oder einer Kupferlegierung.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, in der Anwendung auf ein tafel- oder bandförmiges
Produkt mit einem Grundwerkstoff aus Kupfer oder einer Kupferlegierung, das mindestens
im oberflächennahen Bereich Zink aufweist.
6. Tafel- oder bandförmiges Produkt mit einem Grundwerkstoff aus Kupfer oder einer Kupferlegierung,
wobei auf die Oberfläche mindestens einer Flachseite des Produkts eine Voroxidationsschicht
aus Oxiden des Grundwerkstoffs aufgebracht und die Voroxidationsschicht mit einer
Metallsalze ausbildenden Deckschicht aus einer reaktiven Chemikalie benetzt ist.