[0001] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung und ein Verfahren zum
Greifen und Manipulieren von Schüttgutteilen mit einem angetriebenen Greifwerkzeug.
Die Erfindung bezieht sich dabei insbesondere auf das Sortieren solcher Schüttgutteile,
wenn diese in irgendeiner Weise vermischt sind.
[0002] In der gewerblichen und industriellen Praxis tritt häufig das Problem auf, einzelne
Massenwareteile mit angetriebenen Greifwerkzeugen zu greifen und zu manipulieren.
Im Folgenden wird von Schüttgutteilen gesprochen, womit gemeint ist, dass kleinere
und mittelgroße Teile in relativ großen Mengen verarbeitet werden. Die Teile müssen
dabei nicht notwendigerweise untereinander gleich sein. Vielmehr richtet sich ein
wichtiger Teilaspekt der Erfindung darauf, solche Schüttgutteile zu sortieren. Insbesondere
kann es dabei um ein Sortieren nach Gruppenzugehörigkeit gehen, wobei also in solcher
Weise vermischtes Schüttgut sortiert wird, dass diese Gruppen zunächst nicht getrennt
sind, nach dem Sortieren jedoch jeweils bestimmte Gruppen voneinander getrennt sind.
Dabei müssen auch in den sortierten Gruppen die Teile nicht notwendigerweise untereinander
gleich sein, sondern nur in irgendeiner Weise gemeinsame Kriterien erfüllen.
[0003] Mit dem Begriff Schüttgut ist ferner gemeint, dass die betrachteten Teile in einer
relativ ungeordneten, also nicht auf Position und Orientierung des einzelnen Teils
ausgerichteten Weise vorliegen bzw. antransportiert werden. Dabei sollen durchaus
auch solche Teile inbegriffen sein, die eine gewisse mechanische Empfindlichkeit zeigen
und deswegen nicht bedenkenlos "geschüttet" werden können, aber mit einer gewissen
Vorsicht durchaus in Mengen und ungeordnet gelagert und transportiert werden können.
[0004] Es ist insbesondere bekannt, solche Teile in der im Folgenden grob skizzierten Weise
zu sortieren: Die Teile werden in einem Schüttgutbehälter haufenweise, d.h. ungeordnet
auch in die Höhe gestapelt, gelagert, aus diesem Behälter in dessen unterem Bereich
entnommen und über einen Vibrationstisch gefördert. Dieser Vibrationstisch führt dabei
gerichtete Schwingungen aus, was die Schüttgutteile zu einer Bewegung längs des Tisches
veranlasst. Wenn eine bestimmte Zahl von Teilen auf dem Tisch verteilt ist, werden
die Vibrationen unterbrochen und ein angetriebenes Greifwerkzeug, konkret ein Roboterarm,
greift die einzelnen Teile heraus. Dabei geht der Roboterarm sortierend vor, manipuliert
die gegriffenen Teile also in Abhängigkeit von ihrer Gruppenzugehörigkeit oder führt
die Teile je nach Gruppenzugehörigkeit verschiedenen Transporteinrichtungen zum Weitertransport
zu.
[0005] Dabei wird der Roboterarm von einem Kamerasystem gesteuert, das die Teile auf dem
Tisch mit einer Kamera optisch erfasst und programmtechnisch deren Gruppenzugehörigkeit,
Position und Orientierung bestimmt. Damit wird also gesteuert, welche Position der
Roboterarm anfährt, wo also Teile welcher Gruppe liegen, und wie er die Teile richtig
greift. Wenn der durch den Roboterarm bediente Bereich des Transporttisches leer ist
oder dort noch Teile liegen, die entweder nicht gegriffen werden sollen oder von dem
Kamerasystem nicht richtig erkannt werden konnten, so wird der Tisch gegebenenfalls
leer geräumt und in der beschriebenen Weise mit weiteren Teilen gefüllt.
[0006] Vorteile dieses Verfahrens liegen darin, dass Teile einer bestimmten Größenklasse
nach Umprogrammierung des Kamerasystems mit derselben Vorrichtung sortiert werden
können, auch wenn sich die Teilegeometrie grundsätzlich ändert.
[0007] Es ist ferner bekannt, Schüttgutteile über geometrisch geschickt gestaltete Transportvorrichtungen
mittels Schikanen zu sortieren. Solche Schikanen sind so gestaltet, dass sie die Teile
zum einen in eine bestimmte Orientierung zum Weitertransport bringen bzw. falsch orientierte
Teile "aussortieren", d.h. in den Prozess an früherer Stelle zurück bringen. Gleiches
gilt bei denselben oder anderen Schikanen für Teile bestimmter Gruppen, d.h. es wird
gruppenabhängig weiter transportiert oder nicht. Die Transportvorrichtungen sind in
der Regel Vibrationsbahnen.
[0008] Die Vorteile solcher Lösungen liegen vor allem in dem großen erzielbaren Durchsatz
und dem geringen steuerungstechnischen Aufwand.
[0009] Der vorliegenden Erfindung liegt das technische Problem zugrunde, eine vorteilhafte
Vorrichtung und ein vorteilhaftes Verfahren zum Greifen und Manipulieren vereinzelter
Schüttgutteile anzugeben, die einerseits flexibel sind und andererseits einen günstigen
Durchsatz gestatten.
[0010] Die Erfindung richtet sich auf eine Vorrichtung zum Greifen vereinzelter Schüttgutteile
mit einem angetriebenen Greifwerkzeug, welche Vorrichtung eine Fördereinrichtung zum
Fördern der Teile, ein Kamerasystem zur optischen Erkennung der auf der Fördereinrichtung
befindlichen Teile, das Greifwerkzeug zum Greifen und Manipulieren der optisch erfassten
und auf der För-dereinrichtung befindlichen Teile, welches Greifwerkzeug von dem Kamerasystem
gesteuert ist, aufweist und dadurch gekennzeichnet ist, dass die Vorrichtung dazu
ausgelegt ist, Schüttgutteile mit der Fördereinrichtung in relativer Ruhelage zusammen
geförderter Teile untereinander zu fördern, dabei zu erkennen und dabei zu greifen,
[0011] sowie auf ein entsprechendes Verfahren zum Greifen vereinzelter Schüttgutteile mit
einem angetriebenen Greifwerkzeug, welches Verfahren mit Hilfe einer Vorrichtung nach
einem der vorstehenden Ansprüche durchgeführt wird und die folgenden Schritte beinhaltet:
Fördern der Teile mit der Fördereinrichtung, optisch Erkennen der auf der Fördereinrichtung
befindlichen Teile mit dem Kamerasystem, Greifen und Manipulieren der optisch erfassten
und auf der Fördereinrichtung befindlichen Teile mit dem Greifwerkzeug, wobei das
Greifwerkzeug von dem Kamerasystem gesteuert wird, dadurch gekennzeichnet, dass Schüttgutteile
in relativer Ruhelage zueinander gefördert, dabei erkannt und dabei gegriffen werden.
[0012] Bevorzugte Ausgestaltungen sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben und werden
im Folgenden näher erläutert. Die einzelnen Merkmale beziehen sich dabei jeweils sowohl
auf die Vorrichtungskategorie als auch auf die Verfahrenskategorie der Erfindung,
ohne dass dies im Einzelnen noch unterschieden wird.
[0013] Der wesentliche Aspekt der Erfindung liegt darin, die Fördereinrichtung so auszubilden,
dass die Schüttgutteile in einer bestimmten Phase relativ zueinander in Ruhelage gefördert
werden. Dies erlaubt es dem Kamerasystem, die optische Erfassung während des Förderns
durchzuführen. Wenn die Teile jedoch auf einem Vibrationstisch oder ähnlichem relativ
zueinander bewegt würden, wäre dies nicht oder nur mit größtem Aufwand möglich. Ferner
sollen die Teile während dieser kollektiven Bewegung, in der sie sich zwar relativ
zu der Vorrichtung als solche bewegen, aber nicht relativ zueinander, mit dem Greifwerkzeug
gegriffen werden. Damit kann also eine gewisse Gleichzeitigkeit von Fördern, Erkennen
und Greifen erzielt werden.
[0014] Diese Gleichzeitigkeit soll zumindest zu wesentlichen Teilen der Verarbeitung vorliegen.
Die Erfindung schließt jedoch nicht aus, dass die Fördereinrichtung in bestimmten
Situationen angehalten wird, etwa wenn so viele in einer zum Greifen geeigneten Position
liegende und/oder (bei der Anwendung der Erfindung zum Sortieren) zu der zu greifenden
Gruppe gehörende Teile erfasst worden sind, dass das Greifwerkzeug in Anbetracht der
Zahl dieser Teile mit der bei Weiterlaufen der Förderung zur Verfügung stehenden Zeit
nicht auskommt.
[0015] Bei einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung kann zumindest das Greifwerkzeug
kontinuierlich betrieben werden, kommt es also allenfalls zu Unterbrechungen der Förderbewegung.
Dies ist im Unterschied zu dem geschilderten Stand der Technik gemeint, bei dem das
Greifwerkzeug bzw. der Roboter in den Zeitphasen pausieren muss, in denen der Vibrationstisch
geleert und/oder neu befüllt wird. In dieser Hinsicht bietet die Erfindung also Effizienzvorteile.
[0016] Wie bei dem geschilderten Stand der Technik ist es auch im Rahmen dieser Erfindung
bevorzugt, als angetriebenes Greifwerkzeug einen Roboter zu verwenden. Besonders günstig
können Gelenkarmroboter mit einer gewissen Zahl rotatorischer Roboterachsen sein.
Eine weitere sehr günstige Möglichkeit sind Vielarmroboter, insbesondere Hexapoden.
Bei diesen sind die Arme mit einem Greiferteil verbunden und können dieses durch Expansion
und Kontraktion der Arme sehr schnell und dreidimensional bewegen. Im allgemeinen
Sinn meint hier der Begriff "Greifwerkzeug" aber jede Form eines angetriebenen oder
motorischen Greifwerkzeugs einschließlich hydraulischer und pneumatischer Zylinderantrieb.
[0017] Ferner ist es bevorzugt, wie in dem geschilderten Stand der Technik die Teile von
einem Schüttgutbehälter ausgehend zu fördern, d.h. einem Behälter, in dem die Teile
ungeordnet auch in der Höhe übereinander liegend, also sozusagen haufenartig gelagert
sind.
[0018] Ferner kann die Fördereinrichtung so ausgestaltet sein, dass sie von dem Greifwerkzeug
nicht gegriffene Teile "wieder zurück fördert", also in einen anderen Bereich der
Fördereinrichtung zurück bringt, aus dem sie erneut in den Bereich gefördert werden,
in dem das Greifwerkzeug greift. Dies kann dazu dienen, zunächst zum Greifen oder
zum Erkennen ungünstig liegende Teile ein weiteres Mal in neuer Position anzufördern.
Es kann auch dazu dienen, die bereits geschilderten Unterbrechungen der Förderung
wegen momentan zu großer Zahl zu greifender Teile zu vermeiden oder zu reduzieren.
Schließlich kann dies auch Teil eines Sortiervorgangs sein, können also systematisch
Teile bestimmter Gruppen liegen gelassen und zurück gefördert werden.
[0019] Eine bevorzugte Ausgestaltung der Fördereinrichtung ist ein Bandförderer oder weist
einen Bandförderer auf. Ein solcher Bandförderer hat den Vorteil einer großen Flexibilität
im Hinblick auf Größe, Gestalt und Gewicht der zu fördernden Teile. Das Förderband
kann auch strukturiert sein, beispielsweise Oberflächenstrukturen wie Noppen oder
Rillen aufweisen, um die Lage der Teile etwas zu stabilisieren und damit für die Erkennung
nachteilige Bewegungen zu unterdrücken. Z.B. könnten seitlich auf einem runden Kopf
liegende Schrauben auf einem glatten Förderband leicht ins Rollen geraten, auf Noppen
oder Rillen jedoch eine stabile Position finden. Es kann aber auch andere oder ergänzende
Strukturen geben, vor allem wenn das Förderband nicht horizontal läuft, etwa Rippen,
Anschlagleisten, bürstenartige Abschnitte oder eine durchgehend bürstenartige Struktur
und ähnliches. Damit kann eine Bewegung in Folge der Neigung des Bandes verhindert
werden und auch die Übernahme der Teile von einer anderen Fördereinrichtung oder aus
einem Behälter unterstützt werden. Die Haftung lässt sich auch mit einer Siliconbeschichtung
erhöhen.
[0020] Bei einer Ausgestaltung kann ein solcher Bandförderer die erwähnten nicht gegriffenen
und zurück zu fördernden Teile einfach abwerfen, etwa auf einen anderen Bandförderer
(oder eine andere Fördereinrichtung) oder in den ursprünglichen Schüttgutbehälter.
Dies ist besonders einfach, weil lediglich dafür gesorgt werden muss, dass unter dem
entsprechenden Ende des Bandförderers die andere Fördereinrichtung oder der Behälter
angeordnet ist. Übrigens kann statt des Endes des Bandförderers zum Abwerfen auch
eine Stelle verwendet werden, an der der Bandförderer um eine parallel zu seiner Transportrichtung
liegende Achse gedreht wird und die Teile seitlich abwirft. Dies kann vor allem aus
Platzgründen von Vorteil sein.
[0021] Eine weitere Ausgestaltung geht von zwei Bandförderern der Fördereinrichtung aus,
wobei der erste Bandförderer die Teile von dem Schüttgutbehälter aus fördert, dann
auf den zweiten Bandförderer übergibt, auf welchem die Teile erkannt und gegriffen
werden. Vorzugsweise ist dabei zumindest der Abschnitt des ersten Bandförderers, der
die Teile an dem Schüttgutbehälter aufnimmt (vorzugsweise schräg) aufwärts laufend
angeordnet und läuft dabei durch das Schüttgut in dem Behälter hindurch. Die Teile
können dann beispielsweise durch Anschlagleisten oder andere der erwähnten Strukturen
aufgenommen werden.
[0022] Auch die Übergabe von dem ersten auf den zweiten Bandförderer kann durch einfaches
Abwerfen erfolgen. Das Abwerfen hat hier, und übrigens auch bei dem Abwerfen der nicht
gegriffenen Teile etwa am Ende des zweiten Bandförderers, neben der Einfachheit auch
den Vorteil, dass ein Abwerfen der Teile mit höherer Wahrscheinlichkeit dazu führt,
dass diese sich in eine Position begeben, in der der Schwerpunkt tief liegt. Zum einen
sind solche Positionen bevorzugt, weil die Teile dann stabiler liegen. Zum zweiten
liegt damit eine kleinere Zahl von möglichen Positionen vor. Zum Beispiel könnten
das Kamerasystem und das Greifwerkzeug auch so ausgelegt sein, dass sie nur Teile
in solchen Positionen erkennen und/oder greifen können. Es können aber auch Anschlagleisten
oder ähnliches verwendet werden, um solche Positionen hervorzurufen, beispielsweise
längere aufrecht stehende Teile umzukippen. Letztlich wird daran deutlich, dass die
Verwendung von Schikanen bei der Erfindung durchaus nicht ausgeschlossen ist. Schikanen
haben aber bei spezifischerer Ausgestaltung den grundsätzlichen Nachteil, die Flexibilität
der Vorrichtung zu reduzieren. Es ist dann also möglicherweise nicht mehr ohne weiteres
möglich, bei im Prinzip ähnlicher Teilegröße mit derselben Vorrichtung eine ganz andere
Teilegeometrie zu verarbeiten und dabei lediglich die Programmierung des Kamerasystems
und der Greifwerkzeugsteuerung anzupassen.
[0023] Schließlich hat das Abwerfen häufig auch den Sinn, Teile stärker zu vereinzeln oder
zu trennen, die beispielsweise beim Abfördern aus dem Behälter in noch miteinander
verhakter oder zumindest aufeinander liegender Weise gefördert werden.
[0024] Aus ähnlichen Gründen kann vor oder an dem zweiten Bandförderer oder grundsätzlich
vor oder unter einem Bandförderer eine Vibrationsplatte vorgesehen sein. Diese wird
auf der den Teilen abgewandten, also unteren Seite des Bandes angeordnet und bringt
das Band zum Vibrieren. Die Vibrationen sollen dabei nicht oder nicht nur zum Fördern
dienen wie im Stand der Technik sondern zur Vereinzelung und zur Herstellung relativ
stabiler Lagen der Teile. Die Vibrationsplatte kann beispielsweise eine Saugeinrichtung
beinhalten, mit der das Band auf ihr angesaugt wird, um eine effiziente Schwingungsübertragung
zu gewährleisten. Die Saugeinrichtung kann aber auch in der Umgebung der Vibrationsplatte
vorgesehen sein.
[0025] Eine erfindungsgemäße Vorrichtung kann grundsätzlich auch eine Mehrzahl Fördereinrichtungen,
Kamerasysteme und/oder Greifwerkzeuge aufweisen. Im Einzelnen ist zu beurteilen, welcher
Bestandteil der Vorrichtung zeitlich begrenzend wirkt. Beispielsweise kann es von
Vorteil sein, mit zwei oder mehr Kameras zu arbeiten, um den Vorgang der Erfassung
effizienter zu gestalten. Dabei kann zwischen den Kamerasystemen auch eine Aufgabenteilung
vorliegen, etwa indem jedes auf eine bestimmte Gruppe oder eine bestimmte Zahl von
Gruppen ausgerichtet ist. Wenn das Greifwerkzeug, insbesondere der Roboter, besonders
schnell arbeitet oder Teile greifen, insbesondere sortieren soll, die sinnvollerweise,
etwa wegen einer Vorsortierung, mit verschiedenen Fördereinrichtungen angefördert
werden, so können sich eine Mehrzahl Fördereinrichtungen "ein Greifwerkzeug teilen".
Dabei ist besonders eine radiale Anordnung um ein Greifwerkzeug, insbesondere einen
Gelenkroboter oder Hexapoden, herum bevorzugt, die man sich ähnlich wie einen Lokschuppen
mit Drehweiche vorstellen kann, die also vor allem nicht sternförmig geschlossen sein
muss.
[0026] Schließlich kann es auch bevorzugt sein, eine Mehrzahl Greifwerkzeuge einzusetzen,
um den Gesamtdurchsatz zu erhöhen oder eine bessere Anpassung an bestimmte Gruppen
in programmtechnischer oder geometrischer Hinsicht vorzunehmen.
[0027] Wie bereits zuvor angeklungen, kann es bei der Erfindung von Vorteil sein, eine Vorsortierung
vorzunehmen. Die Erfindung kann also mit einfachen Schikanevorrichtungen verbunden
sein, so dass die erfindungsgemäße Sortierung nur noch unter solchen Gruppen erfolgt,
die sich mit Schikanen schlecht unterscheiden lassen. Vor allem aber ist es im Stand
der Technik verbreitet gewesen, Teile verschiedener Gruppen in ein und denselben Schüttgutbehälter
zusammen zu schütten und damit eine hinsichtlich der Anlieferung ursprünglich bestehende
Vorsortierung wieder aufzuheben, also die Teile zu vermischen. Hier schlägt die Erfindung
vor, stattdessen von einer entsprechenden Zahl Schüttgutbehälter auszugehen bzw. eine
entsprechende Zahl Fördereinrichtungen zu verwenden, um die Vorsortierung beizubehalten.
Dabei würden die Fördereinrichtungen also mit Schüttgutteilen versorgt, die zwar noch
insoweit vermischt sind, als eine Mehrzahl zu sortierender Gruppen vorliegt. Die Gruppenmischungen
verschiedener Fördereinrichtungen sollen dabei jedoch nicht übereinstimmen. Es sollen
also entweder keine gemeinsamen Gruppen vorkommen oder zumindest nicht alle Gruppen
gemeinsam sein, damit die jeweiligen Vorrichtungen entsprechend spezialisiert ausgestaltet
sein können.
[0028] Im Folgenden wird die Erfindung anhand zweier Ausführungsbeispiele näher erläutert,
die in den Figuren in Seitenansicht und stark schematisch dargestellt sind. Die dabei
offenbarten Einzelmerkmale sind zum einen sowohl im Hinblick auf die Vorrichtungskategorie
als auch die Verfahrenskategorie der Erfindung wesentlich und können zum anderen auch
in anderen Kombinationen erfindungswesentlich sein.
[0029] Figur 1 und Figur 2 zeigen je ein Ausführungsbeispiel in schematischer Seitenansicht.
[0030] Figur 3 zeigt ein drittes Ausführungsbeispiel als Ausschnitt und unter Bezugnahme
auf Figur 2.
[0031] Figur 4 zeigt ein viertes Ausführungsbeispiel in stark schematischer Draufsicht.
[0032] Figur 5 zeigt eine Variante der Figur 1 als fünftes Ausführungsbeispiel.
[0033] Figur 1 zeigt eine seitliche Ansicht eines ersten Ausführungsbeispiels einer erfindungsgemäßen
Vorrichtung. Mit 1 ist ein als einfacher Kasten dargestellter Schüttgutbehälter eingezeichnet,
der an seiner Oberseite offen ist und mit hier nicht eingezeichnetem Schüttgut durch
Einschütten befüllt wird. Im unteren rechten Bereich wird der Schüttgutbehälter 1
durchlaufen von einem ersten Bandförderer 2 mit einem Band 3, das auf seiner Außenseite
schräg angestellte Anlagekanten 4 aufweist. Die Anlagekanten 4 greifen die Schüttgutteile
aus dem Schüttgutbehälter 1 auf und fördern sie schräg nach oben. Dort wird das Förderband
3 des ersten Bandförderers 2 mit einer Rolle 5 in die Horizontale umgelenkt. Weiter
rechts wird das Förderband 3 ein weiteres Mal von einer weiteren Rolle 6, die in der
auf Figur 1 senkrechten Richtung vor und hinter den Anlagekanten 4 anliegt, in die
Vertikale umgelenkt, dann noch einmal bei der wie Rolle 6 ausgestalteten Rolle 7 weiter
zurück umgelenkt und schließlich über weitere drei Umlenkrollen 8, 9 und 10 zurück
geführt.
[0034] Die Teile werden somit bis zu dem Trum zwischen den Umlenkrollen 7 und 8 gefördert
und dort in Folge des Winkels des Förderbandes 3 und der Anlagekanten 4 auf einen
zweiten Bandförderer 11 abgeworfen. Der zweite Bandförderer 11 erstreckt sich horizontal
und etwas oberhalb des horizontalen Trums des ersten Bandförderers 3 zwischen den
Umlenkrollen 5 und 6. Er ist zwischen zwei Rollen 12 und 13 aufgespannt und trägt
auf seiner Oberseite in Figur 1 schematisch angedeutete Schüttgutteile in Figur 1
von rechts nach links. In dem rechten Bereich des oberen Trums ist unter dem Band
eine Vibrationsplatte 14 angebracht, die abgeworfene Teile durch Vibrationen vereinzelt
und zufällig aufrecht stehende Teile umkippen lässt. Die Vibrationsplatte 14 weist
dazu eine nicht eingezeichnete Ansaugeinrichtung auf, um die Vibrationen besser auf
das Band übertragen zu können. In Figur 1 links von der Vibrationsplatte 14 ist eine
weitere feststehende Platte 15 angeordnet. Auch die Platte 15 enthält eine Ansaugeinrichtung
und sorgt dafür, dass sich die Vibrationen nicht auf das übrige Trum erstrecken, so
dass die einzelnen Teile im weiteren Verlauf ruhig transportiert werden.
[0035] Das Trum ist auch im übrigen Bereich, wie mit der gestrichelten Linie 21 angedeutet,
unterbaut und gestützt.
[0036] Über dem sich links an die feststehende Platte 15 mit der Ansaugeinrichtung anschließenden
Teil des oberen Trums des zweiten Bandförderers 11 sind zwei Kameras 16 und 17 angeordnet,
die die Teile auf diesem Trum von oben optisch erfassen. Die Kameras 16 und 17 bilden
jeweils mit einer computerisierten Auswerteeinrichtung ein Kamerasystem, das einen
weiter links symbolisch eingezeichneten Gelenkarmroboter 18 mit einem daran bewegten
Greifwerkzeug 19 steuert. Das Greifwerkzeug 19 kann entlang einer Achse 20 auf und
ab bewegt und gedreht werden und in einer nicht im Einzelnen dargestellten Weise die
einzelnen Schüttgutteile greifen. Dazu wird es entsprechend angehoben und abgesenkt
und gedreht. Im Übrigen wird es mit mindestens zwei weiteren Gelenkarmachsen, die
hier nicht eingezeichnet sind, zweidimensional horizontal bewegt.
[0037] Die Kamerasysteme der Kameras 16 und 17 teilen sich die Aufgabe der optischen Erfassung
der Schüttgutteile im vorliegenden Fall in solcher Weise, dass jedes Kamerasystem
für einen auftretenden Typus, also eine Gruppe, zuständig ist. Nach einer hinsichtlich
der Größe vorgenommenen groben Vorsortierung bestimmt jedes Kamerasystem lediglich
Position und Orientierung der jeweiligen Gruppe und steuert den Gelenkarmroboter 18
so, dass das Greifwerkzeug 19 in der richtigen Orientierung an der richtigen Stelle
zugreift.
[0038] Nicht gegriffene Teile werden weiter nach links transportiert und fallen links von
der Umlenkrolle 12 auf das horizontale Trum des ersten Bandförderers 2 herab, so dass
sie in der bereits beschriebenen Weise wieder auf den zweiten Bandförderer 11 geworfen
werden.
[0039] Figur 2 zeigt ein zweites Ausführungsbeispiel. Dort ist rechts ein Schüttgutbehälter
30 eingezeichnet, der ebenfalls von einer offenen Oberseite her befüllt werden kann.
Aus diesem Schüttgutbehälter 30 läuft etwa unter 45° schräg nach oben ein erster Bandförderer
31 heraus, der zwischen zwei Rollen 32 und 33 aufgespannt ist. Das Band des Bandförderers
31 trägt Querrippen 34, die das Schüttgut halten. Das Schüttgut wird im Bereich der
Rolle 32 abgeworfen, und zwar auf einen zweiten Bandförderer, der dem zweiten Bandförderer
11 aus Figur 1 entspricht und daher genauso bezeichnet ist. Er ist zwischen den Rollen
12 und 13 aufgespannt und weist in gleicher Weise die bereits erläuterten Platten
14 und 15 und die Stützstruktur 21 auf. Die Ausführungen zum ersten Ausführungsbeispiel
gelten auch für die Kameras 16 und 17 der entsprechenden Kamerasysteme und den Gelenkarmroboter
18.
[0040] Die nicht gegriffenen Teile werden wiederum im Bereich der Rolle 12 abgeworfen, und
zwar in diesem Fall auf einen dritten Bandförderer 35 zwischen zwei Rollen 36 und
37. Dieser dient ausschließlich zum Rücktransport dieser Teile in den Schüttgutbehälter
30, was durch Abwurf im Bereich der rechten Rolle 37 geschieht.
[0041] Im Übrigen können die Bänder des zweiten Bandförderers 11 in den Figuren 1 und 2
beispielsweise genoppt sein, um eine stabile Lage kleinerer Teile zu ermöglichen.
Im vorliegenden Fall sind eher flache Teile eingezeichnet, wo dies nicht nötig ist.
Bei ohnehin stabil liegenden Teilen können solche strukturierten Bänder auch den Nachteil
haben, dass sich eine Anzahl verkippter Positionsmöglichkeiten ergibt, die auf flachen
Bändern nicht auftreten würden und das Greifen und die genaue Positionierung durch
den Roboter erschweren. Die Förderbänder können, v. a. auch bei geneigtem Verlauf,
wie bei den ersten Bandförderern 2 und 31 beschichtet sein, etwa mit Silicon.
[0042] Unterhalb Figur 2 ist in Figur 3 schematisch eine Alternative bezüglich der Vibrationsplatte
14 als drittes Ausführungsbeispiel gezeichnet. Die Pfeile geben, wie auch in den Figuren
1 und 2, die Förderrichtung an. Bei diesem Ausführungsbeispiel wirft der erste Bandförderer
31 im Bereich der Rolle 32 die Schüttgutteile auf einen Vibrationstisch 38, auf dem
die Teile erstens vereinzelt und zum Umkippen gebracht werden. Zum zweiten sind die
Vibrationen des Vibrationstisches 38 gerichtet, so dass die Teile nach links transportiert
werden, um im Bereich der Rolle 13 auf den zweiten Bandförderer 11 herab zu fallen.
Der Einfachheit halber ist die Vorrichtung dieses dritten Ausführungsbeispiels im
Übrigen nicht gezeichnet und entspricht insoweit Figur 2. Eine entsprechende Variation
des ersten Ausführungsbeispiels aus Figur 1 ist natürlich auch ohne weiteres denkbar.
[0043] Links oben zeigt Figur 4 in schematischer Draufsicht den Gelenkarmroboter aus Figur
2 mit seinem Gelenkarm und der am distalen Ende des Gelenkarmes angebrachten Achse
20 mit dem nicht eingezeichneten Greifwerkzeug 19. Dieser Gelenkarmroboter sitzt als
viertes Ausführungsbeispiel zentrisch in einer radialen Anordnung von vier Vorrichtungen
des Typs aus Figur 2, die sich lediglich einen gemeinsamen Roboter teilen. Die Vorrichtungen
sind lediglich schematisch dargestellt, wobei am radial äußeren Ende jeweils die Schüttgutbehälter
30 beziffert sind.
[0044] Figur 5 zeigt ein fünftes Ausführungsbeispiel, das mit Ausnahme des Roboters vollständig
dem ersten Ausführungsbeispiel entspricht. Insoweit wird auf die Beschreibung dazu
verwiesen.
[0045] Der Gelenkarmroboter 18 mit dem Greifwerkzeug 19 und der Achse 20 ist hier ersetzt
durch einen Hexapoden 40, 41, bei dem eine Zahl von sechs (nur drei eingezeichnet)
Schubarmen 40 mit einem gemeinsamen Greiferteil 41 verbunden sind. Das Greiferteil
41 kann in an sich bekannter Weise ähnlich dem Greifwerkzeug 19 aus Figur 1 Teile
manipulieren. Im Übrigen wird auf den Stand der Technik zu Hexapoden verwiesen. Es
handelt sich hier um eine besonders schnelle, steuerungstechnisch aber anspruchsvolle
Roboterklasse.
[0046] Eine Kombination eines Hexapoden 40, 41 mit den in den Figuren 2 bis 4 dargestellten
Ausführungsbeispielen ist natürlich auch möglich.
1. Vorrichtung zum Greifen vereinzelter Schüttgutteile mit einem angetriebenen Greifwerkzeug
(18-20), welche Vorrichtung aufweist:
- eine Fördereinrichtung (2, 11, 35) zum Fördern der Teile,
- ein Kamerasystem (16, 17) zur optischen Erkennung der auf der Fördereinrichtung
(2, 11, 35) befindlichen Teile,
- das Greifwerkzeug (18-20) zum Greifen und Manipulieren der optisch erfassten und
auf der Fördereinrichtung (2, 11, 35) befindlichen Teile, welches Greifwerkzeug (18-20)
von dem Kamerasystem (16, 17) gesteuert ist,
dadurch gekennzeichnet, dass die Vorrichtung dazu ausgelegt ist, Schüttgutteile mit der Fördereinrichtung (2,
11, 35) in relativer Ruhelage zusammen geförderter Teile untereinander zu fördern,
dabei zu erkennen
und dabei zu greifen.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, bei der das angetriebene Greifwerkzeug ein Roboter, insbesondere
ein Gelenkarmroboter (18-20) oder ein Hexapod ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2 mit einem Schüttgutbehälter (1, 30), in dem die
Schüttgutteile haufenartig gelagert sind, wobei die Fördereinrichtung (2, 11, 35)
dazu ausgelegt ist, die Teile von dem Schüttgutbehälter aus zu fördern.
4. Vorrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche, bei der die Fördereinrichtung (2,
11, 35) dazu ausgelegt ist, von dem Greifwerkzeug (18-20) während des Greifens von
Teilen nicht gegriffene Teile in einen Bereich (2, 35) der Fördereinrichtung (2, 11,
35) weiter zu fördern, von dem aus sie durch die Fördereinrichtung (2, 11, 35) erneut
zum Greifen durch das Greifwerkzeug (18-20) gefördert werden können.
5. Vorrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche, bei der die Fördereinrichtung einen
Bandförderer (2, 11, 35) aufweist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 4 und 5, die dazu ausgelegt ist, die nicht gegriffenen Teile
durch den Bandförderer (11) abzuwerfen.
7. Vorrichtung nach Anspruch 3 in Verbindung mit Anspruch 5 oder 6 mit einem ersten Bandförderer
(2, 31) zum Fördern der Teile von dem Schüttgutbehälter (1, 30) aus und einem zweiten
Bandförderer (11), auf den die Teile von dem ersten Bandförderer (2, 31) übergeben
und auf dem die Teile erkannt und gegriffen werden können.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7, bei der der erste Bandförderer (2, 31) so angeordnet
ist, dass er Schüttgutteile in dem Schüttgutbehälter (1, 30) mit Hilfe von Anlagekanten
oder bürstenartigen Strukturen auf dem Bandförderer aus dem Schüttgutbehälter heraus
fördern kann, während die Anlagekanten (4, 34) oder bürstenartigen Strukturen entlang
den Teilen in dem Schüttgutbehälter (1, 30) aufwärts bewegt werden.
9. Vorrichtung nach Anspruch 7 oder 8, bei der der erste Bandförderer (2, 31) dazu ausgelegt
ist, die Teile auf den zweiten Bandförderer (2, 31) abzuwerfen.
10. Vorrichtung nach Anspruch 7, 8 oder 9, bei der der zweite Bandförderer (2, 31) eine
auf der den Teilen abgewandten Seite des Bandes angeordnete oder dem Bandförderer
(11) vorgeordnete Vibrationsplatte (14) aufweist.
11. Vorrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche mit einer Mehrzahl Fördereinrichtungen
(2, 11, 35), die radial um zumindest ein zentrales Greifwerkzeug (18-20) herum angeordnet
sind.
12. Verfahren zum Greifen vereinzelter Schüttgutteile mit einem angetriebenen Greifwerkzeug
(18-20), welches Verfahren mit Hilfe einer Vorrichtung nach einem der vorstehenden
Ansprüche durchgeführt wird und die Schritte beinhaltet:
- Fördern der Teile mit der Fördereinrichtung (2, 11, 35),
- optisch Erkennen der auf der Fördereinrichtung (2, 11, 35) befindlichen Teile mit
dem Kamerasystem (16, 17),
- Greifen und Manipulieren der optisch erfassten und auf der Fördereinrichtung (2,
11, 35) befindlichen Teile mit dem Greifwerkzeug, wobei das Greifwerkzeug (18-20)
von dem Kamerasystem (16, 17) gesteuert wird,
dadurch gekennzeichnet, dass Schüttgutteile in relativer Ruhelage zueinander gefördert,
dabei erkannt
und dabei gegriffen werden.
13. Verfahren nach Anspruch 12, bei dem die Schüttgutteile gruppenweise gleichartig sind
und durch das Greifen sortiert werden.
14. Verfahren nach Anspruch 13 unter Verwendung einer Mehrzahl von Vorrichtungen nach
Anspruch 1, bei dem die Schüttgutteile in solcher Weise vorsortiert der Fördereinrichtung
(2, 11, 35) zugeführt werden, dass jede Fördereinrichtung (2, 11, 35) eine Mehrzahl
Gruppen jeweils gleichartiger Teile erhält, die Gruppen verschiedener Fördereinrichtungen
(2, 11, 35) jedoch nicht identisch miteinander sind.
15. Verfahren nach Anspruch 12, 13 oder 14, das in Bezug auf das Greifwerkzeug (18-20)
kontinuierlich abläuft.