(19)
(11) EP 1 623 842 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
08.02.2006  Patentblatt  2006/06

(21) Anmeldenummer: 05016186.8

(22) Anmeldetag:  26.07.2005
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
B42D 5/02(2006.01)
B42D 15/02(2006.01)
B31D 1/02(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HU IE IS IT LI LT LU LV MC NL PL PT RO SE SI SK TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL BA HR MK YU

(30) Priorität: 05.08.2004 DE 102004037988

(71) Anmelder: Schüle, Gerhard
79219 Staufen (DE)

(72) Erfinder:
  • Schüle, Gerhard
    79219 Staufen (DE)

   


(54) Kartenbogen


(57) Ein Kartenbogen (100) dient zum Haltern von kleinformatigen Karten (Nutzen101), die nach einem Bedrucken von einer Trägermaterialschicht (109) getrennt werden können. Der Kartenbogen (100) weist eine Obermaterialschicht (107) mit Stanzlinien (103) auf, deren Vorderseite bedruckbar ist. Auf der Rückseite (112) der Obermaterialschicht (107) ist eine Polymerschicht (109) als Trägerschicht mittels einer Adhäsionsschicht (108) aufgebracht. Die Polymerschicht (109) ist zusammen mit der Adhäsionsschicht (108) von der Obermaterialschicht (107) lösbar.
Die Polymerschicht (109) hat eine reine Trägerfunktion bis sie von der Obermaterialschicht (107) komplett abgelöst wird. Jeder einzelne Nutzen (101) besteht somit nach dem Vereinzelungsvorgang nur noch aus einem Obermaterialabschnitt gegebenenfalls mit einer Bedruckschicht (111).
Das Obermaterial kann auch nach einem Druckvorgang von der Polymerschicht rückstandsfrei abgezogen werden.




Beschreibung


[0001] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf einen Kartenbogen mit einer Obermaterialschicht, die Stanzlinien aufweist und deren Vorderseite bedruckbar ist.

[0002] Kleinformatige Visitenkarten oder andere Karten wie zum Beispiel Karteikarten, Photokarten, Postkarten oder dergleichen Nutzen lassen sich aufgrund ihres zu kleinen Formates mit herkömmlichen Inkjet-Druckern oder vergleichbaren Druckern nicht einzeln bedrucken. Deshalb verwendet man üblicherweise Kartenbögen von denen die einzelnen Nutzen nach dem Druck abgetrennt werden können.

[0003] Der Anwendungsnutzen liegt insbesondere in der individuellen Gestaltung und Bedruckbarkeit des Obermaterials mit handelsüblichen Inkjet- und Laser-Druckern.

[0004] Als Stand der Technik sind bereits verschiedenen Ausführungsformen von Kartenbögen bekannt.

[0005] Bei der Mikroperforationstechnik weist das Kartenmaterial Perforationslinien auf und kann entlang dieser Linien abgetrennt werden. Beim Trennvorgang entsteht an den Materialbrücken jedoch immer ein Faserausriß der sehr unschön aussieht und bei hochwertigen Produkten wie Visitenkarten nicht erwünscht ist.

[0006] Bei der Tape Technologie wird das Obermaterial des Bogens im Visitenkartenformat ausgestanzt. Auf der Rückseite des Kartenbogens laufen parallel jeweils untereinander angeordnete selbstklebende Streifen entlang den Stanzlinien von denen die Karten abgezogen werden können. Die vertikalen Stanzlinien liegen frei und werden nicht von Klebestreifen zusammengehalten. Der Klebstoff verbleibt auf den selbstklebenden Streifen nach dem Abziehen der Karten. Nachteilig ist, dass der mit den Selbstklebestreifen verbundene Kartenbogen eine relativ instabile Verbindung ist, wodurch das Einzugs- und Transportverhalten des Druckers beeinträchtigt werden kann. Weiterhin besteht die Gefahr des Faserausrisses de Obermaterials beim Abziehen von den selbstklebenden Streifen.

[0007] Bei der Dry-Peel Technologie wird ein Kleber mit sehr geringer Adhäsion vollflächig zwischen Obermaterial und Träger geführt. Auch hier ist das Obermaterial ausgestanzt. Durch die geringe Adhäsion lässt sich das Obermaterial vom Träger abziehen. Die Adhäsionsschicht verbleibt jedoch auf der Rückseite des Obermaterials was zu fühl- und sichtbaren Unterschieden und einer schlechten Beschreibbarkeit der Kartenrückseite führt.

[0008] Bei der silikonisierten Ausführung wird ähnlich der Dry-Peel Technologie die Rückseite des Karten-Obermaterials mit einer Silikonschicht beschichtet. Die Oberfläche des Trägermaterials ist mit einem Klebstoff ausgerüstet. Aufgrund der Silikonschicht wird vermieden, dass beim Abziehen des Obermaterials vom Trägermaterial Klebstoff auf der Rückseite des Obermaterials zurückbleibt. Auch hier sind fühl- und sichtbare Unterschiede und eine schlechte Beschreibbarkeit der mit Silikon beschichteten Kartenrückseite gegeben.

[0009] Bei der sogenannten Quick & Clean Technologie wird eine Polymerschicht fest und nicht wieder ablösbar auf die Rückseite eines Obermaterials extrudiert. Das Obermaterial wird bis auf die Polymerschicht ausgestanzt. Der definierte Bruch- und Dehnungswert der Polymerschicht erlaubt dieser unter Spannung an den Stanzlinien zu brechen. Die aufgebaute Spannung für die Bruchdehnung wird dadurch erzeugt, dass der Kartenbogen entlang der Stanzlinien in Richtung des Obermaterials gebogen wird und die rückseitige Polymerschicht bricht. Voraussetzung hierfür ist allerdings eine gewisse Materialstärke und Steifigkeit des Obermaterials ab ca. 160g./m2 und mehr. Ansonsten entsteht nur eine Reckung des Polymermaterials, welches nach einem Reckvorgang nicht mehr brechen kann. Auch hier sind fühl- und sichtbare Unterschiede und eine schlechte Beschreibbarkeit der polymerbeschichteten Kartenrückseiten gegeben. Die Formgebung der einzelnen Nutzen ist nur auf gerade Formen beschränkt, da ein Bruch des Trägermaterials nur auf gerader Strecke erfolgen kann und dies bei runden oder angerundeten Formen nicht möglich ist.

[0010] Die Tape Technologie, die Dry-Peel Technologie sowie die silikonisierten Ausführung ähnlich der Dry-Peel Technologie haben darüber hinaus den Nachteil, dass sie kein stärkeres Obermaterial über 200 Micron einsetzen können, da auch die unterschiedlichen Trägerschichten schon relativ dick sind und somit der Druckerdurchlauf mit dem Gesamtverbund bei noch höheren Grammaturen nicht mehr störungsfrei gewährleistet ist.

[0011] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Kartenbogen der eingangs erwähnten Art bereitzustellen, bei dem in einem weiten Bereich variable Materialstärken des Obermaterials einsetzbar sind, wobei auch die Rückseite des Obermaterials uneingeschränkt beschreibbar ist und wobei die einzelnen Nutzen problemlos vereinzelbar sind.

[0012] Zur Lösung dieser Aufgabe wird vorgeschlagen, dass auf der Rückseite der Obermaterialschicht eine Polymerschicht als Trägermaterial mittels einer adhäsiven Adhäsionsschicht aufgebracht ist und dass die Polymerschicht zusammen mit der Adhäsionsschicht von der Obermaterialschicht lösbar ist. Die Polymerschicht erfüllt hierbei eine reine Trägerfunktion bis sie von der Obermaterialschicht komplett abgelöst wird. Jeder einzelne Nutzen besteht somit nach dem Vereinzelungsvorgang nur noch aus einem Obermaterialabschnitt gegebenenfalls mit einer Bedruckschicht. Das Obermaterial kann auch nach einem Druckvorgang von der Polymerschicht rückstandsfrei abgezogen werden. Die zwischen Polymerschicht und Obermaterial liegende adhäsive Schicht ist so eingestellt, dass sie keinen Faserausriß des Obermaterials beim Entfernen vom Trägermaterial provoziert. Bevorzugt ist dazu die Polymerschicht durch Extrudieren lösbar mit dem Obermaterial verbunden. Es sind variable Materialstärken des Obermaterials von zum Beispiel 50 bis über 300 µm verarbeitbar, da die Trägerfolie den Gesamtverbund um nur ca. 30 µm zusätzlich verdickt. Weiterhin ist eine uneingeschränkte Beschreibbarkeit des rückseitigen Obermaterials vorhanden, da praktisch identische Oberflächen der Vorder- und Rückseite des Obermaterials nach dem Abtrennen von dem Trägermaterial vorhanden sind. Die Karten beziehungsweise die Einzelnutzen weisen glatte Kanten auf. Außerdem ist eine leichte und unproblematische Falt- und Entfaltbarkeit in/aus Richtung der Polymerschicht möglich, um zum Beispiel halbformatige Produkte, die wieder zum Vollformat entfaltet werden können, zu realisieren.

[0013] Als Obermaterial können bevorzugt Kartenmaterialien eingesetzt werden die mit einem Inkjet- oder Laser-Drucker bedruckbar sind. Diese Materialien können beispielsweise matt oder glänzend, marmoriert oder matt transparent, beschichtet oder unbeschichtet sein oder eine andere Struktur bzw. Prägung aufweisen, zum Beispiel eine Leinenstruktur. Das Obermaterial kann eine Grammatur von etwa 50 bis 290 g/m2 aufweisen. Für Visitenkarten wird bevorzugt ein Kartenmaterial mit einer Grammatur von 140 bis 250g/m2 eingesetzt.

[0014] Um aus dem Kartenbogen einzelne Karten ablösen zu können, weist das Obermaterial Stanzlinien auf. Die Polymerschicht weist bevorzugt jedoch keine Anstanzungen auf.
Die Stanzlinien können auch einen von der geraden Form abweichenden Verlauf aufweisen, so dass eine uneingeschränkte Formgebung der Einzelnutzen auf dem Kartenbogen möglich ist. So sind neben geraden Formen auch wellenlinien und kreisförmige Formen anwendbar.

[0015] Als besonders geeignet für die Polymerschicht hat sich in Versuchen Polymethylpenten erwiesen. Dies wird durch Extrusion auf die Rückseite des Kartenbogens bzw. Obermaterials aufgebracht und weist vorzugsweise eine Stärke von 15 bis 50µm beziehungsweise eine Grammatur von 15 bis 100g/m2 auf.
Die Bruchspannung der Polymerschicht liegt im Bereich von 10 bis 30 MPa, die Bruchdehnung liegt im Bereich von 10 bis 120%. Diese Werte beziehen sich auf EN-ISO527-3/2/500.

[0016] Nachstehend ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand der Zeichnungen naher erläutert. Es zeigt unmaßstäblich und zum Teil stärker schematisiert:
Fig.1
einen Teilquerschnitt eines erfindungsgemäßen Kartenbogens,
Fig.2 bis 4
unterschiedliche Phasen beim Abtrennen von Nutzen von einem zum Teil dargestellten Kartenbogen,
Fig.5 bis.5c
einen Kartenbogen in Aufsicht sowie Detaildarstellungen des Kartenbogens in einem Eckbereich mit unterschiedlichen Randverläufen eines Nutzens und
Fig.6
eine perspektivische Ansicht eines Druckers beim Bedrucken von erfindungsgemäßen Kartenbögen.


[0017] Ein in Fig.5 gezeigter, mit linienförmigen Stanzungen (103) versehener Kartenbogen (100) zum Beispiel im A4-Format, weist im Ausführungsbeispiel zehn in zwei Fünferreihen angeordnete Nutzen (101) auf.
Die Teilquerschnittsdarstellung gemäß Fig.1 lässt gut den Schichtaufbau des Kartenbogens (100) erkennen. Auf einem durch eine Polymerschicht (109) gebildeten Trägermaterial befindet sich vollflächig eine Adhäsionsschicht (108, mittels der eine Obermaterialschicht (107) adhäsiv gehalten ist. Entsprechend der gewünschten Form der einzelnen Nutzen (101) sind die Stanzungen (103) eingebracht, die die Obermaterialschicht (107) durchsetzen und an der Adhäsionsschicht (108) enden, gegebenenfalls noch etwas in die Adhäsionsschicht (108) eingreifen, um sicherzustellen, dass die Obermaterialschicht (107) vollständig durchtrennt ist. Durch die adhäsive Verbindung zwischen den aus der Obermaterialschicht (107) bestehenden Nutzen (101) und der mit der Adhäsionsschicht (108) versehenen Polymerschicht (109) können die Nutzen (101) rückstandsfrei abgezogen werden, wobei die Polymerschicht (109) zusammen mit der Adhäsionsschicht (108) von der Obermaterialschicht (107) getrennt wird. Die Rückseite (112) (Fig.4) der obermaterialschicht (107) steht dann als beschreibbare Fläche bedarfsweise zur Verfügung. Die Polymerschicht (109) ist insbesondere durch Extrudieren lösbar mit der Obermaterialschicht (107) verbunden.
Auf der Außenseite der Obermaterialschicht (107) ist eine Druckschicht (Bedruck) (111) erkennbar.

[0018] Die Figuren 2 bis 4 zeigen unterschiedliche Phasen beim Abtrennen von Nutzen (101) von einem Kartenbogen (100). Vorzugsweise wird dieser dazu entlang den Stanzlinien (103) umgelegt, so dass die angrenzenden Ränder der Nutzen (101) frei liegen und sich bereits durch das Umlegen etwas ablösen können, wie dies in Figur 3 angedeutet ist. Die Nutzen (101) können dann vollständig leicht von Hand abgezogen werden (Fig.4).

[0019] Die Stanzlinien können insgesamt und insbesondere in den Eckbereichen der Nutzen (101) einen von der geraden Form abweichenden verlauf aufweisen, wie dies in den Detailansichten in den Figuren 5a bis 5c gezeigt ist. Zum Beispiel können in einer Visitenkartenform abgerundete Ecken (110) vorgesehen sein. Die Figur 5b zeigt eine rechtwinklige Ecke (104) eines Nutzens (101), während in Fig.5c eine Mischform (105) aus eckigen und abgerundeten Formen vorgesehen ist. Außerdem sind auch alle anderen Formen, zum Beispiel Wellenlinien und kreisförmige Formen möglich.

[0020] Die Darstellung gemäß Fig.6 mit dem dort erkennbaren Drucker (106) soll verdeutlichen, dass außer einem geraden Papierdurchlauf auch Umlenkwinkel von bis zu etwa 75° zum Bedrucken des Kartenbogens (100) möglich sind, ohne dass sich die Nutzen (101) von der Trägerschicht lösen.


Ansprüche

1. Kartenbogen (100) mit einer Obermaterialschicht (107), die Stanzlinien aufweist und deren Vorderseite bedruckbar ist, dadurch gekennzeichnet, dass auf der Rückseite (112) der Obermaterialschicht (107) eine Polymerschicht (109) als Trägermaterial mittels einer adhäsiven Adhäsionsschicht (108) aufgebracht ist und dass die Polymerschicht (109) zusammen mit der Adhäsionsschicht (108) von der Obermaterialschicht (107) lösbar ist.
 
2. Kartenbogen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Polymerschicht (109) durch Extrudieren lösbar mit der Obermaterialschicht (107) verbunden ist.
 
3. Kartenbogen nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Obermaterialschicht (107) eine Grammatur von 50 bis 290g/m2 aufweist.
 
4. Kartenbogen nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Polymerschicht (109) eine Grammatur von 15 bis 100g/m2 aufweist.
 
5. Kartenbogen nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Stanzlinien (103) in der Obermaterialschicht (107) einen von der geraden Form abweichenden Verlauf aufweisen.
 
6. Kartenbogen nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Polymerschicht (109) aus Polymethylpenten besteht.
 




Zeichnung













Recherchenbericht