[0001] Die Erfindung betrifft eine Verdichterschaufel für einen Verdichter, welche entlang
einer Hauptachse einen Schaufelfuß, einen Plattformbereich und ein sich daran anschließendes
Schaufelprofil mit einer Profilspitze aufweist, welches Schaufelprofil von einer konvexen
Saugseitenwand und einer der Saugseitenwand gegenüberliegenden konkaven Druckseitenwand
gebildet wird, welche Flächen, bezogen auf ein Strömungsmedium, sich von einer Anströmkante
zu einer Abströmkante erstrecken und zwischen denen eine Profilmittenlinie mittig
verläuft, wobei an der Profilspitze eine quer zur Hauptachse stehende Stirnseitenfläche
angeordnet ist, an der eine Dichtlippe zumindest teilweise von der Anströmkante zur
Abströmkante verläuft.
[0002] Aus der JP-A-2000130102 ist eine Verdichterlaufschaufel mit solch einem Schaufelprofil
bekannt. Das freie Ende des Schaufelprofils weist eine Stirnfläche auf, an der eine
lippenartige Rippe im Bereich der Saugseite des Schaufelprofils von einer Anströmkante
zu einer Abströmkante verläuft. Die Rippe der Verdichterlaufschaufel dient beim Betrieb
des Verdichters als Dichtelement, um die Spitzenspaltverluste im Verdichter, welche
zwischen der Schaufelspitze und der Begrenzung des Verdichterkanals auftreten, zu
verringern.
[0003] Die Herstellung einer solchen Dichtrippe an der Saugseite der Schaufel mit einer
Anstreifkante kann insbesondere bei stark randzonenkorrigierten, d.h. im Spitzenbereich
besonders stark gekrümmten, Schaufeln kostenintensiv sein, da die Herstellung bzw.
die Konturfräsung mittels eines Fünf-Achs-Fräsers durchgeführt wird. Nach dem Fräsen
der Saugseitenwand und der Dichtlippengeometrie wird die Schaufel saugseitig manuell
geschliffen, um die geforderte Oberflächengüte zu erzielen. Diese manuelle Bearbeitung
führt zu häufigen Fertigungsfehlern mit entsprechenden Nachteilen, wie z.B. Ausschuss
bzw. nicht optimalen Konturen.
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es daher, eine kostengünstige Verdichterschaufel anzugeben,
ohne die Dichtwirkung der Dichtlippe zu vermindern. Darüber hinaus ist es Aufgabe
der Erfindung, hierzu einen Verdichter anzugeben.
[0005] Die auf die Verdichterschaufel bezogene Aufgabe wird durch die Merkmale des Anspruchs
1 und die auf den Verdichter gerichtete Aufgabe wird durch die Merkmale des Anspruchs
5 gelöst.
[0006] Die Erfindung schlägt vor, dass die Dichtlippe im Abstand von Saugseitenwand und
von Druckseitenwand entlang der Profilmittenlinie verläuft.
[0007] Mittels der Erfindung wird die Position der Dichtlippe an der Profilspitze derart
verändert, dass fehleranfällige und kostenintensive Fertigungsschritte entfallen.
Durch die neu gewählte Position der Dichtlippe kann deren Herstellung mittels eines
Drei-Achs-Fräsers erfolgen. Darüber hinaus entfällt die manuelle Nachbearbeitung ersatzlos.
[0008] Somit verkürzt sich der Herstellungsprozess, da die neue Dichtlippengeometrie aufgrund
ihrer Einfachheit schneller hergestellt werden kann. Ferner führt der Wegfall der
manuellen Nachbearbeitung zu einer wesentlich höheren Prozesssicherheit.
[0009] Berechnungen zeigen, dass die neu gewählte Position der Dichtlippe an der Stirnseitenfläche
keinen negativen Einfluss auf die aerodynamische Leistungsfähigkeit des Schaufelprofils
hat.
[0010] Vorteilhafte Ausgestaltungen sind in den Unteransprüchen angegeben.
[0011] Insbesondere, wenn die Dichtlippe eine saugseitige Seitenfläche und eine druckseitige
Seitenfläche aufweist, welche parallel zur Hauptachse verlaufen, kann diese besonders
einfach und somit kostengünstig hergestellt werden. Darüber empfiehlt es sich, die
beiden Seitenflächen so zu fertigen, dass sie auch parallel zur Profilmittenlinie
verlaufen. Folglich sind die Seitenflächen der Dichtlippe nicht aerodynamisch geformt,
d.h. nicht zur Hauptachse geneigt, wie die Seitenwände des Schaufelprofils. Weiterhin
vermindert die Dichtlippe die Spitzenspaltverluste über die Profilspitze hinweg.
[0012] In einer vorteilhaften Ausgestaltung sind die Seitenflächen der Dichtlippe mittels
einer Anstreiffläche miteinander verbunden, welche Anstreiffläche senkrecht zu dem
Radius des Rotors des Verdichters steht. Somit kann zwischen Gehäuse- bzw. Nabenbauteilen
und der Verdichterschaufel ein zylindrischer Spalt gebildet werden, welcher die Spaltverluste
reduziert.
[0013] Die erfindungsgemäße Verdichterschaufel lässt sich in gleicher Weise vorteilhaft
als Laufschaufel wie auch als Leitschaufel verwenden.
[0014] Die auf den Verdichter gerichtete Aufgabe wird durch die Merkmale des Anspruchs 5
gelöst. Die Lösung schlägt vor, dass der Verdichter mit mindestens einer Verdichterschaufel
nach einem der Ansprüche 1 bis 4 bestückt ist.
[0015] Die Vorteile des Verdichters entsprechen den Vorteilen der Verdichterschaufel.
[0016] Die Erfindung wird anhand einer Zeichnung näher erläutert. Es zeigen:
- FIG 1
- einen Längsteilschnitt durch eine Gasturbine mit einem Verdichter,
- FIG 2
- eine erfindungsgemäße Verdichterschaufel in einer perspektivischen Ansicht und
- FIG 3
- eine Detailansicht einer Anstreiffläche einer Verdichterschaufel.
[0017] Verdichter und Gasturbinen sowie deren Arbeitsweisen sind allgemein bekannt. Hierzu
zeigt FIG 1 eine Gasturbine 1 mit einem um eine Rotationsachse 3 drehbar gelagerten
Rotor 5.
[0018] Entlang der Rotationsachse 3 weist die Gasturbine 1 ein Ansaughaus 7, einen Verdichter
9, eine torusartige Ringbrennkammer 11 und eine Turbineneinheit 13 auf.
[0019] Sowohl im Verdichter 9 als auch in der Turbineneinheit 13 sind Leitschaufeln 15 und
Laufschaufeln 17 jeweils in Kränzen angeordnet. Im Verdichter 9 folgt dabei einem
Laufschaufelkranz 19 ein Leitschaufelkranz 21. Die Laufschaufeln 17 sind dabei am
Rotor 5 mittels Rotorscheiben 23 befestigt, wohingegen die Leitschaufeln 15 feststehend
am Gehäuse 25 montiert sind.
[0020] Ebenso sind in der Turbineneinheit 13 Kränze 21 aus Leitschaufeln 15 angeordnet,
denen jeweils in Richtung des Strömungsmediums gesehen ein Kranz aus Laufschaufeln
17 folgt.
[0021] Die jeweiligen Schaufelprofile der Leitschaufeln 15 und der Laufschaufeln 17 erstrecken
sich dabei strahlenförmig in einem ringförmigen Strömungskanal 27.
[0022] Beim Betrieb der Gasturbine 1 wird vom Verdichter 9 Luft 29 durch das Ansaughaus
7 angesaugt und verdichtet. Am Austritt 31 des Verdichters 9 wird die verdichtete
Luft zu den Brennern 33 geführt, welche auf einem Ring liegend an der Ringbrennkammer
11 vorgesehen sind. In den Brennern wird die verdichtete Luft 29 mit einem Brennmittel
35 vermischt, welches Gemisch in der Ringbrennkammer 11 zu einem Heißgas 37 verbrannt
wird. Anschließend strömt das Heißgas 37 durch den Strömungskanal 27 der Turbineneinheit
13 an Leitschaufeln 15 und Laufschaufeln 17 vorbei. Dabei entspannt sich das Heißgas
37 an den Laufschaufeln 17 der Turbineneinheit 13 arbeitsleistend. Hierdurch wird
der Rotor 5 der Gasturbine 1 in eine Drehbewegung versetzt, welche zum Antrieb des
Verdichters 9 und zum Antrieb einer nicht dargestellten Arbeitsmaschine dient.
[0023] FIG 2 zeigt eine Verdichterschaufel 50 in einer perspektivischen Ansicht. Die Verdichterschaufel
50 weist entlang einer Hauptachse 53 einen Schaufelfuß 55, einen Plattformbereich
27 mit einer Plattform 59 und ein Schaufelprofil 61 auf. Das Schaufelprofil 61 wird
beim Betrieb des Verdichters 9 von Luft 29 umströmt, die das Schaufelprofil 61 an
einer Anströmkante 63 an- und von einer Abströmkante 65 abströmt. Das Schaufelprofil
61 wird dabei von einer Druckseitenwand 67 und von einer Saugseitenwand 69 gebildet.
[0024] Von der Anströmkante 63 zur Abströmkante 65 verläuft eine Profilmittenlinie 71, die
an jeder Stelle ihres Verlaufes eine Senkrechte aufweist, welche Senkrechte 74 sowohl
die Saugseitenwand 69 als auch die Druckseitenwand 67 schneidet. Dabei ist jeweils
ein erster Abstand A zwischen den Schnittpunkten der Senkrechten 74 mit der Profilmittenlinie
71 und der Druckseitenwand 67 mit der Senkrechten 74 identisch zu einem zweiten Abstand
B, welcher zwischen den Schnittpunkten der Profilmittenlinie 71 mit der Senkrechten
74 und der Saugseitenwand 69 mit der Senkrechten 74, vorliegt.
[0025] Ferner weist das Schaufelprofil 61 an seiner der Plattform 59 abgewandten Profilspitze
72 eine Stirnseitenfläche 73 auf, an der eine Dichtlippe 75 angeordnet ist. Die Dichtlippe
75 ist schmaler als das Schaufelprofil 61, erstreckt sich von Anströmkante 63 zur
Abströmkante 65 und verläuft entlang der Profilmittenlinie 71, also im Abstand zwischen
der Kontur der Saugseitenwand 69 und der Druckseitenwand 67.
[0026] Die Dichtlippe 75 weist eine der Druckseitenwand 67 zugewandte erste Seitenfläche
77 und eine der Saugseitenwand 69 zugewandte zweite Seitenfläche 79 auf.
[0027] Die gekrümmten Seitenflächen 77, 79 der Dichtlippe 75 verlaufen parallel zur Hauptachse
53 und auch parallel zur Profilmittenlinie 71, wohingegen die Saugseitenwand 69 des
Schaufelprofils 61 als auch die Druckseitenwand 67 des Schaufelprofils 61 aus aerodynamischen
Gründen geneigt, d.h. schräg, zur Hauptachse 53 verlaufen. Verglichen mit einer Schaufel
aus dem Stand der Technik kann hierdurch eine vereinfachte Herstellung der Dichtlippe
75 erzielt werden.
[0028] Ferner sind die Seitenflächen 77, 79 der Dichtlippe 75 mittels einer Anstreiffläche
81, auch Anstreifkante genannt, miteinander verbunden, welche Anstreiffläche 81 senkrecht
zu dem Radius des Rotors 5 des Verdichters 9 steht.
[0029] FIG 3 zeigt eine Detailansicht einer erfindungsgemäßen Anstreifkante. Hierbei ist
klar ersichtlich, dass die Dichtlippe 75 mittig zwischen der Saugseitenwand 69 und
der Druckseitenwand 67 von der Anströmkante 63 zur Abströmkante 65 verläuft mit parallel
zur Hauptachse 53 und zur Profilmittenlinie 71 ausgerichteten Seitenflächen 77, 79.
[0030] Durch die neue Geometrie und Position der Dichtlippe 75 entfallen fehleranfällige
und kostenintensive Fertigungsschritte. Hierdurch können sowohl die Fertigungskosten
als auch die Ausschussrate der hergestellten Verdichterschaufeln 50 reduziert werden.
Eine Verschlechterung der Spitzenspaltverluste über den Radialspalt zwischen Verdichterschaufel
50 und Innengehäuse tritt dabei nicht auf, ebenso wenig wie Strömungsverluste aufgrund
der unwesentlich verringerten aerodynamisch wirksamen Profilfläche.
1. Verdichterschaufel (50) eines Verdichters (9),
welche entlang einer Hauptachse (53) einen Schaufelfuß (55), einen Plattformbereich
(59) und ein sich daran anschließendes Schaufelprofil (61) mit einer Profilspitze
(72) aufweist,
welches Schaufelprofil (61) von einer konvexen Saugseitenwand (69) und einer der Saugseitenwand
(69) gegenüberliegenden konkaven Druckseitenwand (67) gebildet wird, welche Flächen,
bezogen auf ein Strömungsmedium, sich von einer Anströmkante (65) zu einer Abströmkante
(65) erstrecken und zwischen denen eine Profilmittenlinie (71) mittig verläuft, wobei
an der Profilspitze (72) eine quer zur Hauptachse (53) stehende Stirnseitenfläche
(73) angeordnet ist,
an der eine Dichtlippe (75) zumindest teilweise von der Anströmkante (65) zur Abströmkante
(65) verläuft,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Dichtlippe (75) im Abstand von Saugseitenwand (69) und von Druckseitenwand (67)
entlang der Profilmittenlinie (71) verläuft.
2. Verdichterschaufel nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Dichtlippe (75) eine saugseitige Seitenfläche (79) und eine druckseitige Seitenfläche
(77) aufweist, welche parallel zur Hauptachse (53) verlaufen.
3. Verdichterschaufel nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die beiden Seitenflächen (79, 79) parallel zu der Profilmittenlinie (71) verlaufen.
4. Verdichterschaufel (50) nach Anspruch 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Seitenflächen (77,79) der Dichtlippe (75) mittels einer Anstreiffläche (81) miteinander
verbunden sind, welche Anstreiffläche (81) senkrecht zu dem Radius des Rotors (5)
des Verdichters (9) steht.
5. Verdichter (9),
insbesondere für eine Gasturbine (1),
dadurch gekennzeichnet,
dass der Verdichter (9) mit mindestens einer Verdichterschaufel (50) nach einem der Ansprüche
1 bis 4 bestückt ist.