[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren, das sich eignet, auf Chromoberflächen, insbesondere
von Sanitär- und Küchenarmaturen, eine dauerhaft haftende, stabile, Schmutz und Wasser
abweisende Beschichtung aufzubringen, sowie die solchermaßen beschichteten Bauteile.
[0002] Wasserarmaturen im Sanitärbereich sind allgemein täglich im häufigen Gebrauch und
befinden sich stets im unmittelbaren Blickfeld des Benutzers. Aus diesen beiden Gründen
müssen sie regelmäßig gereinigt werden, da Verschmutzungen der Oberfläche wie Kalkränder,
Reste von Schmutz, Creme, Seifen, Zahnpasta, etc., sowie Fingerabdrücke den optischen
Eindruck stören. Neben dem erheblichen Arbeitsaufwand geht die regelmäßige Reinigung
einher mit der Verwendung umweltbelastender Reinigungsmittel und mechanischer Belastung
der Armaturoberflächen beim Einsatz abrasiver Reiniger. Der optisch einwandfreie Eindruck
einer frisch gereinigten Armatur geht meist bei der ersten anschließenden Benutzung
wieder verloren.
[0003] Moderne dekorative Oberflächen (wie z.B. auch im Sanitärbereich) zeichnen sich dadurch
aus, dass sie neben den dekorativen Ansprüchen multifunktionelle Schichteigenschaften
aufweisen. Zu diesen funktionellen Schichteigenschaften zählt beispielsweise das antiadhäsive
Verhalten von Oberflächen. Solche Oberflächen besitzen einen großen Widerstand gegenüber
weiterer Bedeckung beispielsweise mit Schmutzpartikeln oder Lacken. Aufgrund des antiadhäsiven
Verhaltens dieser Oberflächen besitzen diese Schichten außerdem eine geringe Empfindlichkeit
gegenüber Fingerabdrücken, die während der Produktion, der Montage oder im täglichen
Gebrauch von Sanitärarmaturen auftreten können. Da antiadhäsive Oberflächen hydrophobes
Verhalten aufweisen, besitzen diese Schichten in der Regel einen höheren Korrosionswiderstand.
[0004] Antiadhäsive, schmutzabweisende Eigenschaften lassen sich beispielsweise durch die
Beschichtung einer galvanisch verchromten Oberfläche (z.B. einer Badarmatur) mit einer
antiadhäsiven Beschichtung (z. B. einer Sol-Gel-Beschichtung) erzielen. Die Güte dieser
Schichtsysteme ist neben den Schichteigenschaften im wesentlichen von der Haftung
der Schicht auf der Chromoberfläche abhängig. Da die Chromoberfläche produktionsbedingt
in sehr unterschiedlichem bzw. nicht definiertem Zustand vorliegt, ist derzeit kein
Verfahren bekannt, das geeignet ist, ein Sol-Gel-System haftfest auf eine Chromoberfläche
auftragen zu können.
[0005] Der Schichtaufbau einer galvanisch abgeschiedenen Chromschicht besteht aus einer
Kupfergrundschicht, einer Nickelzwischenschicht und einer Chromdeckschicht. Diese
Schichten werden nacheinander galvanisch aufgetragen. Ergänzt wird diese Produktionskette
durch zahlreiche Aktivierungs- und Spülbehandlungen zwischen den einzelnen Beschichtungsschritten.
Der durch die Beschichtung erhaltene Oberflächenzustand ist demnach eine Funktion,
die sich sowohl aus den physikalischen und chemischen Eigenschaften des Schichtmaterials,
als auch aus der Art der verwendeten Beschichtungschemikalien ergibt.
[0006] Wird eine frisch abgeschiedene Chromoberfläche üblichen Atmosphären ausgesetzt, so
bildet sich auf der Oberfläche der Chromschicht eine geschlossene, passivierende Chromoxidschicht
von mehreren Atomlagen aus. Diese Oxidschicht verhindert die weitere Oxidation des
darunter liegenden Chroms und ist eine der Ursachen für ein schlechteres Benetzungsverhalten
gegenüber stark polaren Flüssigkeiten, so dass sich bei weiterer Beschichtung einer
Chromoberfläche üblicherweise Probleme bezüglich Benetzung und Haftfestigkeit ergeben.
So zeigt Wasser auf einer glatten, galvanisch abgeschiedene Chromschicht einen Benetzungs-randwinkel
von 90°, ein typischer Wert für hydrophobe Oberflächen, die keine Benetzung durch
Medien mit polaren Gruppen erlauben.
[0007] Bei der Herstellung von Oberflächen mit schmutzabweisender Wirkung werden derzeit
vor allem zwei Konzepte verfolgt:
[0008] Erstens die Aufbringung einer Oberflächen-Beschichtung, deren äußerste Oberfläche
eine möglichst geringe Oberflächenspannung und damit eine minimale Neigung zum Anhaften
von Verschmutzungen aufweist.
[0009] Zweitens die Strukturierung der Oberfläche mit Erhebungen und Vertiefungen im Nanometer-
und Mikrometerbereich, die zu leichtem Abperlen von Wasser führt, wodurch sich eventuelle
Verunreinigungen mittels Wasser entfernen lassen ("Lotuseffekt").
[0010] Das letztgenannte Konzept erlaubt aber aufgrund der Struktur keine glatten, glänzenden
Oberflächen, wie sie bei Metallarmaturen seit Jahrzehnten verbreitet sind und vom
Kunden erwartet werden. Die beschriebenen Mikrostrukturen sind außerdem mechanisch
nicht sehr stabil, wodurch mit einem allmählichen Nachlassen des schmutzabweisenden
Effektes zu rechnen ist. Aus diesen Gründen wurde bei der vorliegenden Erfindung das
erstgenannte Konzept verfolgt.
[0011] Als Beschichtungsstoffe kommen hierbei einerseits konventionelle organische Lacke
mit Oberflächenspannungs-vermindernden Additiven wie Silikonen in Frage, andererseits
fluororganisch funktionalisierte Sol-Gel-Beschichtungen und ferner perfluorierte Polymere
wie Poly(tetrafluorethylen).
[0012] Die erstgenannten Beschichtungsstoffe müssen im allgemeinen mit relativ hoher Schichtdicke
(30 bis mehrere 100 µm) aufgetragen werden, sind chemisch und mechanisch meist von
begrenzter Stabilität und weisen im allgemeinen keine extrem niedrige Oberflächenspannung
auf, so dass gegenüber Chrom keine entscheidende Verminderung der Schmutzempfindlichkeit
erzielt wird. Die erwähnten Perfluorpolymere müssen ebenso mit hoher Schichtdicke
(meist über 100 µm) aufgetragen werden. Den Vorteilen der hohen chemischen Beständigkeit
und der ausgeprägten antiadhäsiven Wirkung stehen ferner die Nachteile gegenüber,
dass die Bildung einer geschlossenen Schicht nach dem Auftrag der Polymerdispersion
erst bei sehr hohen Temperaturen (ca. 300 °C und höher) erfolgt, dass die mechanische
Härte der Schichten gering ist und dass meist keine transparenten, sondern trübe Schichten
erhalten werden.
[0013] Ein Verfahren zur Herstellung mechanisch beständiger und stark antiadhäsiver Oberflächen,
das in der Patentliteratur mehrfach beschrieben ist (z. B. in WO 9842886, US 5753313,
CN 1077144), liegt in Zweischichtsystemen, bestehend aus einer thermisch gespritzten
(oder Elektrobogen-gespritzten) Keramik- oder Metallschicht und einer anschließend
aufgebrachten Schicht aus Silikonharz oder besser Fluorpolymer, die sowohl die Oberfläche
der gespritzten Schicht bedeckt als auch deren Vertiefungen und Poren ausfüllt. Dieses
Verfahren ist aber insgesamt aufwendig, da es zwei aufwendige Beschichtungsschritte
mit völlig unterschiedlicher Technologie beinhaltet und durch die Wärme des Spritzmaterials
und die hohe Verarbeitungstemperatur der Polymerharze temperaturstabilen Substraten
vorbehalten ist. Ferner entstehen auch hier strukturierte, nichttransparente Oberflächen.
[0014] Als Unterschicht zwischen Substrat und Fluorpolymer kommen ferner im Sol-Gel-Verfahren
hergestellte Polysiloxane zum Einsatz (JP 06145946). Dadurch wird zwar die Temperaturbelastung
beim Aufbringen der Unterschicht geringer, die mechanische Empfindlichkeit des darüberliegenden
Polymerharzes wird dadurch aber nicht verbessert und die Haftung der Sol-Gel-Schicht
(und damit des gesamten Schichtverbundes) auf Substraten wie Chrom ist ungenügend.
[0015] Alternativ dazu kann eine Perfluorpolymer-Phase auch in Form eines IPN (interpenetrating
network, also gegenseitig durchdringendes Netzwerk) oder eines Nanocomposites mit
einem anderen Polymer, z.B. (wie in WO 9701599 offengelegt) einem Polysiloxan, aufgebracht
werden. Solche Materialien lassen zwar aufgrund geringer Oberflächenspannung eine
gute Bedeckung des Untergrundes erwarten, das Problem der Haftung auf einer glatten
Oberfläche, z.B. von Chrom, ist damit aber ebenfalls noch nicht gelöst.
[0016] Sol-Gel-Beschichtungen besitzen den Vorteil, schon bei deutlich geringeren Schichtdicken
(1-10 µm) stabile, transparente Schichten zu bilden. Dadurch wird wenig Beschichtungsmaterial
verbraucht und die äußere Erscheinung des beschichteten Werkstückes so wenig wie möglich
beeinträchtigt. Die Vernetzung von solchen Schichten erfolgt bereits bei Temperaturen
zwischen 100 °C und 150 °C, wodurch der Energieaufwand geringer ist und thermisch
empfindliche Substrate (z.B. galvanisch verchromte Kunststoffe) ebenfalls unbeschadet
beschichtet werden können. Aufgrund ihres hohen Vernetzungsgrades besitzen diese Schichten
eine mechanische Stabilität, die derjenigen von organischen Materialien überlegen
ist. Der hohe anorganische Anteil solcher Verbindungen führt außerdem zu einer hohen
Stabilität gegen chemischen Angriff und hohe Temperaturen. Der stabile Einbau perfluororganischer
Gruppen in die Oberfläche einer solchen Beschichtung führt zu Oberflächenspannungen,
die noch geringer sind als diejenigen gängiger perfluorierter Polymere (ca. 18 mN/m),
obwohl der Massenanteil der Perfluorchemikalien an der Gesamtmischung sehr viel geringer
ist.
[0017] Solche Systeme von fluororganisch funktionalisierten Nanopartikel-Sol-Beschichtungen
sind aus zahlreichen Patenten, wie DE 2446279, JP 06145600, WO 92/21729, DE 19917367,
DE 10004132, bekannt.
[0018] Infolge des beschriebenen Eigenschaftsprofils erscheinen solche Sol-Gel-Beschichtungen
prädestiniert zur Erzeugung von Schmutz und Wasser abweisenden Schichten auf Sanitärarmaturen,
insbesondere verchromten Sanitärarmaturen, da durch sie eine starke Antihaftwirkung
erzielt werden kann, ohne dass dabei die vorteilhaften Eigenschaften der Metalloberflächen
verloren gehen. Das bisher ungelöste Problem bei diese Aufgabe lag aber in der zu
geringen Oberflächenspannung galvanisch erzeugter Chromoberflächen, die zu schlechter
Benetzung und zu schwacher Haftung führt.
[0019] Hiervon ausgehend war es Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren zur Beschichtung
von passivierten Chromoberflächen von Bauteilen bereitzustellen, wobei die Haftfestigkeit
der Beschichtung im Vordergrund steht. Eine weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung
war die Bereitstellung derart beschichteter Bauteile.
[0020] Diese Aufgabe wird durch das erfindungsgemäße Verfahren mit den Merkmalen des Anspruches
1 sowie durch das erfindungsgemäße Bauteil mit den Merkmalen des Anspruches 6 gelöst.
Die weiteren Unteransprüche zeigen vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung auf.
In den Ansprüchen 9 und 10 wird die Verwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens beschrieben.
[0021] Erfindungsgemäß wird ein Verfahren zur Beschichtung passivierter metallischer Oberflächen
aus glattem oder strukturiertem Chrom von Bauteilen bereitgestellt, das auf den folgenden
Schritten beruht:
I) physikalische Aktivierung der passivierten Oberfläche mittels Sputter-Verfahren
sowie
II) anschließender Beschichtung der aktivierten Oberfläche mit mindestens einem Sol
und Bildung eines Gels.
[0022] Der Aktivierungsschritt, mit dem die metallische Oberfläche modifiziert wird, ist
nötig, um das Benetzungsverhalten der Oberfläche zu verbessern und eine haftfeste
Beschichtung mit Sol-Gel-Systemen zu ermöglichen. Die Modifikation der metallischen
Oberfläche führt zu einem definierten Oberflächenzustand, der sich dadurch auszeichnet,
dass die Oberfläche eine höhere Oberflächenenergie besitzt und dadurch eine bessere
Adhäsion der Sol-Gel-Systeme auf der Oberfläche ermöglicht.
[0023] Bei der physikalischen Aktivierung der Oberfläche wird die metallische Oberfläche
in einer Vakuumkammer evakuiert und einer Plasma-Behandlung unterzogen. Die Bauteile
werden dabei in einer Vakuumkammer evakuiert und auf eine substratabhängige Temperatur
erwärmt, wobei die Erwärmung der Bauteile üblicherweise in einer inerten Atmosphäre
erfolgt. Beim Erreichen einer bestimmten Temperatur wird eine Glimmentladung gezündet,
die durch das Anlegen einer Gleichspannung zwischen Bauteil und Rezipientenwand hervorgerufen
wird, so dass ionisierte Gasspezies in Richtung Bauteil beschleunigt werden und auf
die Oberfläche der Bauteile stoßen. Die Aktivierung der Oberfläche ergibt sich dann
aus den Stoßkaskaden, die die auftreffenden Gaspartikel auslösen und dabei auf der
Oberfläche haftende Oxide und Verunreinigungen abtragen (Sputtern).
[0024] Unter passivierter Oberfläche kann in diesem Zusammenhang auch eine Oberfläche verstanden
werden, die nur teilweise passiviert ist, und auch eine zumindest teilweise aktivierte
Oberfläche.
[0025] Im folgenden Schritt wird dann auf die derart aktivierte und modifizierte metallische
Oberfläche ein schmutz- und wasserabweisendes Sol-Gel-Schichtsystem aufgetragen, das
eine gute Haftfestigkeit aufweist.
[0026] Im Gegensatz zu den aus dem Stand der Technik beschriebenen metallischen Oberflächen
verhindert oder minimiert die geringe Oberflächenspannung der mit Sol-Gel-System beschichteten
metallischen Oberflächen gemäß der vorliegenden Erfindung das Anhaften der unterschiedlichsten
Verschmutzungen. Wenn sich dennoch Rückstände auf der Oberfläche halten, so können
diese im allgemeinen einfach durch Abspülen mit Wasser entfernt werden. Hieraus resultiert
eine entscheidende Verminderung des Arbeitsaufwandes bei der Reinigung, sowie Einsparung
bzw. der völlige Verzicht auf umweltbelastende Reinigungsmittel. Durch den stark verminderten
mechanischen Reinigungsaufwand wird die Armaturoberfläche geschont und der optisch
einwandfreie Zustand bleibt länger erhalten.
[0027] Ein weiterer entscheidender Vorteil liegt in der verbesserten Hygiene, da das Anhaften
von Mikroorganismen erschwert wird und sich diese unter Abwesenheit von Wasser auf
der betreffenden Oberfläche nicht entwickeln können. Von zentraler Bedeutung ist der
letztgenannte Vorteil bei Armaturen, die im medizinischen Bereich, z.B. in Kliniken,
zum Einsatz kommen.
[0028] Ein weiterer Vorteil der Erfindung liegt in der Korrosionsschutz-Wirkung der Beschichtung
bzw. des Schichtsystems infolge ihrer hohen chemischen Beständigkeit und ihres hohen
elektrischen Widerstandes. Im folgenden werden die Begriffe Beschichtung und Schichtsystem
als Synonyme verwendet. Die Bildung von Lokalelementen mit anderen Metallen wird dadurch
ebenso wirkungsvoll vermieden wie der chemische Angriff durch korrodierende Gase wie
Sauerstoff und SO
2, die gar nicht zur eigentlichen Metalloberfläche vordringen können. Im Falle einer
mechanischen Verletzung der Schicht bis auf die Unterlage kommt es höchstens zur Korrosion
an der Schadstelle, nicht aber zur Unterwanderung der umliegenden Schicht, da die
Beschichtung mit der Metalloberfläche stabil verbunden ist.
[0029] Im Falle der Beschichtung feinstrukturierter Metalloberflächen (z.B. mikrostrukturiertes
Chrom), wie sie im Sanitärbereich seit Jahren verbreitet sind, zeigt die Erfindung
einen weiteren positiven Effekt. Verunreinigungen wie Handschweiß setzen sich bevorzugt
in die Vertiefung solcher Oberflächen und bleiben durch das an dieser Stelle veränderte
Reflektionsverhalten deutlich sichtbar ("Fingerprint"-Effekt). Solche Fingerabdrücke
lassen sich fast nicht mechanisch, sondern nur durch den Einsatz von Reinigungsmittel
entfernen. Durch die vorliegende Erfindung wird das Anhaften von Handschweiß in den
Vertiefungen der Oberfläche deutlich erschwert und dadurch der störende Fingerprint-Effekt
entscheidend vermindert oder ganz unterdrückt.
[0030] Ein besonderer Vorteil der vorliegenden Erfindung besteht darin, dass sich geschlossene
antiadhäsive Schichten mit sehr geringer Schichtdicke (1 µm und darunter) aufbringen
lassen, so dass die Struktur solcher fein strukturierter Oberflächen - und damit deren
Optik und Haptik - nicht wesentlich verändert wird.
[0031] Liegt die Größenordnung einer Strukturierung, die zu dekorativen Zwecken auf die
Metalloberfläche aufgebracht wird (wie z. B. bei mikrostrukturiertem Chrom), im Größenordnungsbereich
von Mikrostrukturen, so erfolgt dies ausschließlich aus dekorativen Zwecken und nicht
zur Erzielung eines Selbstreinigungseffektes. In der vorliegenden Erfindung wird die
schmutzabweisende Wirkung durch chemische Funktionalisierung erzeugt, die Nutzung
des Lotus-Effektes zur Erzielung eines Selbstreinigungseffektes ist ausdrücklich nicht
Gegenstand dieser Erfindung.
[0032] Bevorzugt wird das erfindungsgemäße Verfahren derart durchgeführt, dass durch die
Aktivierung die Oberflächenenergie der metallischen Oberfläche auf Werte > 40 mN/m
und besonders bevorzugt > 50 mN/m gesteigert wird. Auf diese Weise wird die fehlstellenfreie
und dauerhaft haftende Beschichtung der metallischen Oberfläche ermöglicht.
[0033] Die physikalische Aktivierung, d.h. das Sputter-Verfahren wird bevorzugt in einer
Wasserstoff-Stickstoff-Argon-Atmosphäre durchgeführt.
[0034] Die sich an die Aktivierung anschließende Beschichtung der Oberfläche erfolgt bevorzugt
ausgehend von hydrolysierbaren Silanen, die in einem Lösungsmittel vorgelegt und mit
Wasser und einem Katalysator hydrolysiert werden. Die entstehenden Silanol-Gruppen
kondensieren anschließend untereinander unter Ausbildung von Siloxan-Bindungen, wodurch
sich dispers gelöste Polysiloxan-Partikel bilden. Durch Einsatz verschiedener funktioneller
Silane lassen sich die entstehenden Polysiloxan-Partikel praktisch beliebig funktionalisieren.
Alkyl- und arylgruppenfunktionalisierte Silane eignen sich zur Herstellung hydrophober
Partikel und damit hydrophober Schichten, während mit reaktiven Gruppen funktionaliserte
Silane einerseits eine optimale Haftung der Schicht auf dem Substrat und andererseits
eine Verneztung der Partikel untereinander mittels der reaktiven Gruppen ermöglichen.
Der Einsatz von kondensierbaren Verbindungen anderer Elemente als Silizium, die ebenfalls
Oxidnetzwerke ausbilden (wie z.B. B, Al, Ti, Zr, P, Ge, Sn, usw.), ermöglicht weitere
Möglichkeiten zur Modifikation der Sol-Partikel und der daraus resultierenden Schichten.
Der Einbau nanoskaliger Oxidpartikel (z.B. SiO
2, Al
2O
3, usw.) in Sol-Gel-Systeme führt zu sogenannten Nanokompositen, die eine noch höhere
mechanische Beständigkeit als reine Polysiloxan-Schichten besitzen.
[0035] In einer bevorzugten Variante wird das Schichtsystem aus mindestens einem vernetzbare
fluororganisch funktionalisierte Verbindungen enthaltenden Sol gebildet. Diese führen
zu einem stark antiadhäsiven Oberflächeneffekt der resultierenden Schichten, der aus
der minimalen Oberflächenenergie von Perfluororganyl-Gruppen und aus deren Anreicherung
an der Schichtoberfläche während des Beschichtungsvorgangs resultiert.
[0036] In einer bevorzugten Ausführungsform des Verfahrens wird das mindestens eine Sol
bei Temperaturen zwischen 50 und 250°C und besonders bevorzugt zwischen 100 und 200°C
vernetzt.
[0037] Erfindungsgemäß wird auch ein Bauteil mit einer Schmutz und/oder Wasser abweisenden
Sol-Gel-Beschichtung auf der metallischen Oberfläche bereit gestellt, die nach dem
Verfahren nach Anspruch 1 hergestellt wurde. Dabei weist die Beschichtung auf der
betreffenden Oberfläche eine Gitterschnitthaftung von Gt0 auf.
[0038] Es ist bevorzugt, dass die Beschichtung des Bauteiles transparent und rissfrei ist.
Nur anhand der erfindungsgemäßen Vorbehandlung der Oberfläche ist es möglich, dass
die Haftfestigkeit der Beschichtung gesichert werden kann.
[0039] In einer bevorzugten Ausführungsform weist die Oberfläche des Bauteils einen Benetzungsrandwinkel
von Wasser von > 100° und besonders bevorzugt >105° auf.
[0040] Verwendung findet das Verfahren zur Beschichtung vor allem im Bereich der Sanitär-
und Küchenarmaturen. Armaturen in diesen Bereichen weisen meist Metalloberflächen
auf, die in hohem Maße Verunreinigungen durch schwer entfernbaren Medien, wie z.B.
Öldampf, Fettspritzer, Salzwasser, Eigelb, ausgesetzt sind.
[0041] Ebenso findet das Verfahren Verwendung für weitere Haushaltsgeräte mit metallischen
Oberflächen. Hier ist vor allem an gewerbliche Bereiche zu denken, wie z.B. Gaststätten,
Hotels, Kliniken, öffentliche Toiletten. Hier ist es bislang nötig, dass eine tägliche
oder noch häufigere Reinigung der Armaturen durchgeführt wird. Mit der erfindungsgemäßen
Lösung kann nun der Zeitaufwand bei der Reinigung deutlich verringert werden, wodurch
im Laufe mehrjähriger Nutzung eine erhebliche Kostensenkung resultiert, die mit den
Kosten für die Beschichtung nicht aufzuwiegen ist.
[0042] Anhand der folgenden Beispiele soll das erfindungsgemäße Verfahren näher beschrieben
werden, ohne dieses auf die einzelnen Beispiele einzuschränken.
Beispiel 1:
[0043] In einem Erlenmeyer-Kolben werden 150 ml 2-Propanol, 50 ml 1-Methoxy-2-propanol,
25 ml Tetraethoxysilan (TEOS), 25 ml Phenyltriethoxysilan und 25 ml Trifluoressigsäure
0,1 N unter Rühren gemischt. Nach 2 Tagen werden 5,5 ml einer 1 Gew.-%igen Lösung
von bis(Triethoxysilyl)-funktioalisiertem Perfluorpolyether (Handelsbezeichnung "Fluorolink
S10") in 2-Propanol eingerührt. Nach einem weiteren Tag ist das fluorfunktionalisierte
Polysiloxan-Sol gebrauchsfertig.
Beispiel 2:
[0044] Sol aus Beispiel 1 wird per Flutung auf eine galvanisch verchromte Armaturblende
aufgetragen. Nach Abdampfen des Lösungsmittels wird das Schichtsystem thermisch (150
°C, 1 h) ausgehärtet. Bereits beim Beschichtungsvorgang treten Benetzungsstörungen
auf, d.h. der zunächst geschlossene Film auf der Metalloberfläche reißt an mehreren
Stellen auf. Nach dem Aushärten erhält man eine transparente Beschichtung mit zahlreichen
Fehlstellen, die zwar ausgeprägte antiadhäsive Wirkung zeigt, sich von einem aufgeklebten
Klebestreifen aber restlos abreißen läßt.
Beispiel 3:
[0045] Sol aus Beispiel 1 wird analog zu Beispiel 2 auf ein galvanisch verchromtes Probeblech
(Format 60 x 100 mm) beschichtet. Auf die Beschichtungsoberfläche wird ein Gitterschnitt
angebracht und das Blech anschließend bei 40°C einem Feuchtklima (100% Luftfeuchtigkeit,
DIN 50017) ausgesetzt. Nach vier Tagen beobachtet man großflächiges Abblättern der
Schicht.
Beispiel 4:
[0046] Ein galvanisch verchromtes Probeblech wird in einer Wasserstoff-Stickstoff-Argon
Atmosphäre gereinigt, indem zwischen Blech und Reaktorwand eine Glimmentladung, durch
das Anlegen einer Gleichspannung, gezündet wird. Eine Bestimmung des Benetzungs-Randwinkels
von Wasser nach der Behandlung ergibt einen Wert von 43°.
Beispiel 5:
[0047] In einem Erlenmeyer-Kolben werden 100 ml Ethanol, 25 ml Glycidoxypropyltrimethoxysilan
("GLYMO") und 25 ml 0,1 N Salzsäure unter Rühren gemischt. In einem weiteren Erlenmeyerkolben
werden 100 ml Ethanol, 25 ml Aminopropyltriethoxysilan und 25 ml Wasser unter Rühren
gemischt. Nach drei Tagen werden 50 ml des ersten Soles in 100 ml des zweiten Soles
eingerührt. Die Mischung ist nach 30 min Rühren gebrauchsfertig und ca. 2 Tage verarbeitbar.
Beispiel 6:
[0048] Nach Beispiel 8 behandeltes Probeblech wird analog zu Beispiel 10 mit Haftschicht
und antiadhäsiver Deckschicht beschichtet. Die Benetzungs-Randwinkel von Wasser und
Hexadecan betragen 108° bzw. 60°, das Zweischicht-System besitzt die Gitterschnitt-Haftung
GtO, nach 28 Tagen im Feuchtklima (40 °C, 100% Luftfeuchtigkeit) beobachtet man kein
Abblättern der Schichten, der Haftungswert beträgt weiterhin GtO.
1. Verfahren zur Beschichtung passivierter metallischer Oberflächen aus glattem oder
strukturiertem Chrom von Bauteilen mit folgenden Schritten:
I) physikalische Aktivierung der passivierten Oberfläche mittels Sputterverfahren
sowie
II) Beschichtung der aktivierten Oberfläche mit mindestens einem siloxanhaltigen Sol
und Bildung eines Gels.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass durch die Aktivierung die Oberflächenenergie auf Werte größer 40 mN/m gesteigert
wird.
3. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass bei der physikalischen Aktivierung das Sputterverfahren in einer Wasserstoff-Stickstoff-Argon-Atmosphäre
durchgeführt wird.
4. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass das Schichtsystem ganz oder teilweise aus mindestens einem vernetzbaren fluororganisch
funktionalisierte Verbindungen enthaltenden Sol gebildet wird.
5. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass das mindestens eine Sol bei Temperaturen zwischen 50 und 250°C, bevorzugt zwischen
100 und 200°C vernetzt wird.
6. Bauteil mit einer Schmutz und Wasser abweisenden Sol-Gel-Beschichtung auf der metallischen
Oberfläche aus glattem oder strukturiertem Chrom, die mit dem Verfahren nach Anspruch
1 hergestellt wurde, wobei die Beschichtung eine Gitterschnitthaftung von Gt0 aufweist.
7. Bauteil nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, dass die Beschichtung transparent und rissfrei ist.
8. Bauteil nach mindestens einem der Ansprüche 6 oder 7,
dadurch gekennzeichnet, dass der Benetzungsrandwinkel von Wasser auf der beschichteten Oberfläche größer 100°,
bevorzugt größer 105° ist.
9. Verwendung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 5 zur Beschichtung von Sanitär-
und Küchenarmaturen.
10. Verwendung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 5 zur Beschichtung metallischer
Oberflächen von Haushaltsgeräten.