[0001] Die Erfindung betrifft ein verwirbeltes ungeschlichtetes Synthesefilamentgarn für
die Herstellung von technischen Geweben mit einem Gesamttiter von 100 bis 1500 dtex.
Weiterhin ist die Erfindung auf ein technisches Gewebe gerichtet, das solche Synthesefilamentgarne
(im folgenden auch Garne) enthält, sowie auf ein Verfahren zur Herstellung dieser
Garne.
[0002] Technische Gewebe müssen eine Reihe sehr unterschiedlicher Bedingungen erfüllen.
Neben einer hohen Festigkeit, einer guten Alterungsbeständigkeit sowie guten Beschichtungseigenschaften
sollte natürlich auch das Gewebebild einen gleichmäßigen Eindruck machen. Der Fachmann
spricht in diesem Zusammenhang oft von einem "ruhigen Warenbild". Entsprechend .den
Anforderungen an die Eigenschaften der Gewebe werden auch sehr spezifische Forderungen
an die hierfür einzusetzenden Garne, die sich einmal auf deren Auswirkungen auf die
Gewebeeigenschaften, zum anderen aber auf deren Verarbeitungsverhalten bei der Gewebeherstellung
beziehen, gestellt.
[0003] Für den Einsatz bei der Gewebeherstellung geeignete Garne sind üblicherweise geschlichtet
oder gezwirnt bzw. gedreht.
[0004] Sowohl das Zwirnen bzw. Drehen als auch das Schlichten erhöhen die Herstellungskosten
der Garne und damit auch der Gewebe erheblich. Dazu kommt, dass die Schlichte nach
der Gewebeherstellung wieder entfernt werden muss, das Gewebe muss also entschlichtet
werden. Dieser Prozess ist aus ökonomischer und ökologischer Sicht problematisch,
da nicht nur Kosten für das Entschlichten aufzuwenden sind, sondern darüber hinaus
zusätzliche Kosten für die aus ökologischen Gründen zwingend notwendige Aufbereitung
der Entschlichtungsbäder anfallen.
[0005] Beim Zwirnen bzw. Drehen, das Kosten in ungefähr ähnlicher Größenordnung verursacht
wie das Schlichten, fallen zwar die Entschlichtungskosten weg, hier ergibt sich aber
ein anderer Nachteil, da gezwirnte bzw. gedrehte Garne erfahrungsgemäß "körnigere"
Gewebe als ungezwirnte bzw. ungedrehte Garne ergeben.
[0006] In der Praxis der Chemiefaserverarbeitung ist bekannt, dass ein Verwirbeln der Einzelfilamente,
wofür üblicherweise die Bezeichnung Tangelung verwendet wird, eine Alternative zum
Schlichten sein kann.
[0007] Auch für die Herstellung von Geweben wurde der Einsatz getangelter Garne schon oft
beschrieben. Ein Beispiel hierfür ist DE-A 4 327 371, wo besonders die Verarbeitung
getangelter Garne mit geringer Öffnungsneigung ihrer Verwirbelungspunkte bei angepasster
Spannung auf der Webmaschine beschrieben wird.
[0008] Getangelte ungeschlichtete Synthesefilamentgarne sind beispielsweise auch aus der
EP 0738793 A1 bekannt. Diese Publikation offenbart derartige Garne mit mittleren Öffnungslängen
von 2 bis 10 cm und einer bestimmten Stabilität der Verwirbelungspunkte. Angestrebt
wird in der EP 0738793 A1 eine hohe Stabilität der Verwirbelungspunkte, da eine geringe
Verwirbelungsstabilität zum Auslösen der im Filamentgarn beim Tangelprozess vorgebildeten
Filamentverkreuzungen bei Zug- und Spannungsbelastungen des Garnes führt, wodurch
der durch das Tangeln bezweckte Effekt des Garnschlusses und des guten Einbindens
der Einzelfilamente in den Garnverband vollständig oder partiell verloren geht.
[0009] Die Tangelung ist ein in der Chemiefaserindustrie häufig praktiziertes Verfahren.
Hierfür ist auch die Bezeichnung Intermingeln üblich. Die Öffnungslänge und auch die
Stabilität der Verwirbelungspunkte werden durch ein genaues Aufeinanderabstimmen der
Geometrie der Tangeldüse, der Spannung und der Geschwindigkeit beim Einlaufen in die
Tangeldüse und der eingebrachten Luftmenge gesteuert. Diese Prozessbedingungen für
das Tangeln sind vom Garntiter und von der auf das Garn aufgebrachten Präparation
abhängig und müssen somit auf diese Parameter abgestimmt werden.
[0010] Die Öffnungslänge, d.h. die mittlere Länge zwischen zwei Verwirbelungspunkten bzw.
Tangelknoten erfolgt beispielsweise mit Hilfe eines sogenannten Rothschild Automatic
Yarn Entanglement Tester, Type R-2070.
[0011] Bei der Messung mit diesem Gerät wird das zu prüfende Garn über zwei Hysteresisbremsen
derart vorgespannt, dass die Fadenspannung am Eingang der eigentlichen Messstrecke
10 cN beträgt. Nach einer Vorlauflänge wird das Garn von zwei Fadenführern erfasst
und gespreizt, wonach eine Messnadel den Faden durchsticht. Nach Erreichen einer einstellbaren
Spitzenspannung, dem sogenannten Trip Level, wird ein Messsignal ausgelöst, die inzwischen
durchlaufene Garnlänge durch ein elektronisches Zählrelais ermittelt und in einem
Speicherwerk registriert. Danach wird das Garn automatisch weitergezogen und der Messzyklus
beginnt von neuem. Im Interesse der Ermittlung gut reproduzierbarer Werte ist es angebracht,
zur Bestimmung der Öffnungslänge 20 - 50 Einzelmessungen durchzuführen und aus diesen
den Mittelwert zu bilden.
[0012] Auch andere Messverfahren sind bekannt, wie beispielsweise mit dem sogenannten Itemat
oder der Reutling Interlacing Counter (RIC), bei dem die Variationen der Fadendicke
über die Fadenlänge bei verschiedenen Fadenspannungen gemessen wird. Bei diesen Messverfahren
werden die Stellen des Garnes, die durch das Gerät nicht zu einem Bändchen gedrückt
werden können, als Knotenpunkte interpretiert.
[0013] Derartige Messverfahren für die Öffnungslänge und der Stabilität der Verwirbelungspunkte
bzw. Tangelknoten sind dem Fachmann hinlänglich bekannt.
[0014] Gemäß EP 0738793 A1 ist die Einhaltung einer bestimmten mittleren Öffnungslänge von
3 - 8 cm, bevorzugt 4 - 6 cm entscheidend, da höhere mittlere Öffnungslängen keine
befriedigenden Verarbeitungseigenschaften auf der Webmaschine ergeben, indem diese
keinen ausreichenden Garnschluss ermöglichen und somit keine befriedigende Einbindung
der bruchanfälligen feinen Einzelfilamente in den Garnverband möglich ist.
[0015] Auf der anderen Seite führt - wie bereits erwähnt - eine hohe Tangelknotendichte,
also eine geringe mittlere Öffnungslänge und/oder eine hohe Stabilität der Tangelknoten
oder Verwirbelungspunkte oft zu einem "unruhigeren" Warenbild, was sich z.B. durch
eine höhere Körnigkeit des so erhaltenen Gewebes bemerkbar macht. Die Verwendung von
Schlichtemitteln anstelle einer hohen Tangelung oder gar Drehung ist ebenfalls aus
den bereits angeführten Gründen nicht wünschenswert.
[0016] Es besteht also nach wie vor ein Bedürfnis in der Fachwelt, Garne zur Verfügung zur
haben, die ein gutes Verhalten beim Weben aufweisen, zugleich kostengünstig herstellbar
sind und darüber hinaus ein ruhiges Warenbild im Gewebe ergeben.
[0017] Die Lösung dieses Problems gelingt durch die vorliegende Erfindung durch ein Synthesefilamentgarn
wie im Oberbegriff des Anspruchs 1 beschrieben, dass sich dadurch auszeichnet dass
das Garn praktisch keine Tangelknoten aufweist und zusätzlich 0,1 bis 0,5 Gew.-% einer
weiteren Komponente enthaltend ein Polyesterwachs enthält.
[0018] Im Rahmen der vorliegenden Erfindung soll unter dem Merkmal "praktisch keine Tangelknoten"
der Umstand verstanden werden, dass bei einer Messung der Öffnungslängen des verwirbelten
Garnes, beispielsweise mit dem oben beschriebenen Rothschild Tester keine Öffnungslängen
in befriedigender Weise mehr messbar sind. Das heißt, es werden "scheinbare" mittlere
Öffnungslängen von relativ große Länge, 50 cm und mehr, gemessen, wobei diese Ergebnisse
eigentlich durch ein Aufschieben von verwirbelten Filamenten durch die Messnadel des
Testers zustande kommen und nicht durch das Vorhandensein eines Tangelknotens. Erkennbar
ist die praktische Abwesenheit von Tangelknoten weiterhin durch die sehr geringe Reproduzierbarkeit
der scheinbaren Öffnungslängen des erfindungsgemäßen Synthesefilamentgarns, was sich
insbesondere durch die sehr hohe Standardabweichung der Messergebnisse bemerkbar macht,
die oftmals in der gleichen Größenordnung liegt wie die Messergebnisse selbst. Eine
ähnliche Variation zeigt sich beim Messen mittels des Itemats.
[0019] Einen besseren Eindruck von der Beschaffenheit eines praktisch Tangelknoten freien
Garnes erhält der Fachmann durch eine visuelle Beurteilung, wobei sich Wasserbadbilder
als eine Hilfe erwiesen haben. Solche Bilder zeigen, dass die Verwirbelungspunkte
nicht als mehr oder weniger dichte Tangelknoten vorliegen, wie im Stand der Technik
verlangt, sondern als längere Segmente von etwas stärkerer Verwirbelung. Solche Segmente
leisten aber der Messnadel keinen ausreichenden Widerstand.
[0020] Leider sind Untersuchungen im Wasserbad immer etwas subjektiv und daher sollten solche
visuellen Vergleiche vorzugsweise immer von der gleichen Person vorgenommen werden.
[0021] Obwohl prinzipiell nicht auf eine Synthesefilamenttype beschränkt, wird es für die
vorliegende Erfindung bevorzugt, wenn es sich bei den verwirbelten Garnen um Garne
aus Polyamid- oder Polyesterfilamenten handelt. Ganz besonders bevorzugt sind Garne
aus überwiegend Polyethylenterephthalat.
[0022] Die weitere Komponente, enthaltend ein Polyesterwachs, weist bevorzugt eine kinematische
Viskosität bei 70 °C von 2500 bis 3000 cSt aufweist. Im Gegensatz zu etwa Schlichten,
die in einer Konzentration von mindestens 1 Gew.-% aufgetragen werden, handelt es
sich bei der weiteren Komponente, enthaltend ein Polyesterwachs, um einen Zusatz,
der trotz sehr geringer Auftragsmenge von 0,1 bis 0,5 Gew.-% ein ganz ausgezeichnetes
Verhalten des so behandelten Garnes hervorruft, was dazu führt, dass man auf die im
Stande der Technik beschriebenen sehr stabilen Verwirbelungspunkte bzw. auf aufwendige
Schlichteapplikationen verzichten kann. Dieses Phänomen war aus dem Stand der Technik
in keiner Weise ableitbar.
[0023] Neben dem Polyesterwachs kann die zusätzliche oder weitere Komponente noch andere
Bestandteile enthalten, wobei z.B. sogenannte EO-PO-Addukte, aber auch Polybutandiole
zu nennen sind.
[0024] Unter Wachsen sollen hierbei in Wasser unlösliche Verbindungen zu verstehen sein,
die bei Raumtemperatur fest sind. Bevorzugte Wachse sind solche auf Basis von Isophthalsäure
verestert mit Ethylenglycol, Diethylenglycol und/oder Triethylenglycol oder Mischungen
davon.
[0025] Als ganz besonders wirksam hat sich als weitere Komponente eine Präparation erwiesen,
die unter dem Handelsnamen DELION F-6120 von der TAKEMOTO FAT & OIL COMPANY vertrieben
wird.
[0026] Die Eigenschaften der erfindungsgemäßen Garne als Schussgarn können mit
[0027] Hilfe des sogenannten Luftindextesters (Air Index Tester) der Fa. Picanol n.v. leper
(Belgien) untersucht werden. Beim Luftindextester handelt es sich um eine eigenständige
Prüfvorrichtung, mit der u.a. die Geschwindigkeit eines Schussgarnes beim Verweben
mittels Luftdüsen gemessen wird. Die Prüfvorrichtung simuliert den Schuss-Eintrag
und misst dabei die Geschwindigkeit (Mittelwert und Abweichung) des Garns beim Eintrag
auf der Luftdüsenwebmaschine. Das Prüfergebnis wird als Luftindex bezeichnet. Der
Test läuft vollautomatisch ab, wobei über den Steuerrechner der Prüfvorrichtung ein
Testbericht erstellt wird. Darüber hinaus können die für das Garn ermittelten Prüfergebnisse
mit den Testdaten ähnlicher Garne verglichen werden. Neben Garnstärke, Garnstruktur
usw. kann der Luftindextester eine weitere Kenngröße bei der Beurteilung von Schussgarnen
liefern, insbesondere, welchen Widerstand ein Garn der auf ihn einwirkenden Luft entgegensetzt.
Je höher der Fadenschluss, desto geringer ist der Widerstand gegenüber der Luft und
desto geringer ist die gemessene Geschwindigkeit und damit der Luftindex.
[0028] Die Figur verdeutlicht schematisch, wie eine Simulation des Schusseintrags auf Luftdüsenwebmaschinen
mit Hilfe des Luftindextester nachgestellt werden kann.
[0029] Das Garn wird über eine Kreuzspule (1) von einem Vorspulgerät (2) aufgewickelt und
zum Schusseintrag vorbereitet. Um einen gleichmäßigen Garnabzug zu ermöglichen, ist
eine definierte Anzahl an Windungen über einen konstanten Durchmesser notwendig. Durch
das Vorspulgerät wird unabhängig von Spulenart und -größe eine der Garnfeinheit angepasste
Anzahl Windungen für einen sicheren Schusseintrag vorbereitet. Die Kraft zur Übertragung
des Fadens wird durch eine Hauptdüse (3) mittels Luftdruck erreicht. Der Luftindextester
besteht aus einem kalibrierten Vorspuler, einer kalibrierten Hauptdüse mit Regulierungssystem
für die Druckversorgung und einem Rechner mit entsprechendem Softwarepaket. Die Software
aktiviert die notwendigen Kontrollsysteme, steuert das Messprogramm und liefert die
Kennwerte Luftindex LI und dessen Variation CV LI. Der Kennwert Luftindex LI [m/s]
ermöglicht einerseits Aussagen über die maximal möglichen Schusseintragsgeschwindigkeiten
und damit über die Maschinenproduktivität und andererseits über den erforderlichen
Luftdruck an der Hauptdüse und damit über den Energiebedarf der Webmaschine. Je höher
der Luftindex ist, desto höher ist die mögliche Schusseintragsgeschwindigkeit in der
Praxis. Der zweite Kennwert ist die Variation des Luftindexes CV LI [%]. Sie gibt
die prozentuale Geschwindigkeitsabweichung innerhalb der Garnprobe an.
[0030] Der Luftindextester und das Messprinzip, auf dem er beruht, ist dem Fachmann bekannt
bzw. Gegenstand einer Reihe von Veröffentlichungen.
[0031] Die Erfindung ist weiterhin gerichtet auf ein technisches Gewebe, bestehend aus einem
verwirbelten Synthesefilamentgarn mit einem Gesamttiter von 100 bis 1500 dtex, wobei
dieses Garn vor dem Verweben praktisch keine Tangelknoten aufweist und zusätzlich
0,1 bis 0,5 Gew.-% einer Komponente auf Basis eines Polyesterharzes enthält.
[0032] Derartige Gewebe zeichnen sich durch ein hervorragendes Warenbild und ein gleichermaßen
gutes Beschichtungsvermögen aus.
[0033] Die Erfindung ist ebenfalls auf ein Verfahren zum Herstellen von verwirbelten ungeschlichteten
Synthesefilamentgarnen mit einem Gesamttiter von 100 bis 1500 dtex gerichtet, dass
sich dadurch auszeichnet, dass in einem ersten Schritt die Filamente so miteinander
verwirbelt werden, dass sich im Garne praktisch keine Tangelknoten ausbilden, und
das so verwirbelte Garn in einem weiteren Schritt mit 0,1 bis 0,5 Gew.-% einer weiteren
Komponente enthaltend ein Polyesterwachs beaufschlagt wird.
[0034] Neben dem Polyesterwachs kann die zusätzliche oder weitere Komponente noch andere
Bestandteile enthalten, wobei z.B. sogenannte EO-PO-Addukte, aber auch Polybutandiole
zu nennen sind.
[0035] Unter Wachsen sollen hierbei in Wasser unlösliche Verbindungen zu verstehen sein,
die bei Raumtemperatur fest sind. Bevorzugte Wachse sind solche auf Basis von Isophthalsäure
verestert mit Ethylenglycol, Diethylenglycol und/oder Triethylenglycol oder Mischungen
davon.
[0036] Es ist bevorzugt, wenn die weitere Komponente enthaltend ein Polyesterwachs eine
kinematische Viskosität bei 70 °C von 2500 bis 3000 cSt aufweist. Ganz besonders wirksam
hat sich als weitere Komponente eine Präparation erwiesen, die unter dem Handelsnamen
DELION F-6120 von der TAKEMOTO FAT & OIL COMPANY vertrieben wird.
[0037] Die Verwirbelung wird bevorzugt mit an sich bekannten Verwirbelungsdüsen durchgeführt.
Derartige Düsen sind beispielsweise bekannt als sogenannte Interlacing Jets der Fa.
Heberlein Fiber Technology Inc.
[0038] Noch mehr bevorzugt wird es jedoch, wenn die Verwirbelung mit Hilfe eines Tangelriets
durchgeführt wird, bei dem gleichzeitig mehrere Garne nebeneinander verwirbelt werden.
Solche Tangelriets sind ebenfalls bekannt. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass die
zu verwirbelnden Garne nebeneinander durch entsprechende Rillen geführt werden und
dabei aus Düsen mit Pressluft angeblasen werden. Die Luft kann dabei in Laufrichtung
der zu verwirbelnden Garne (fördernd) oder aber gegen die Laufrichtung der zu verwirbelnden
Garen (bremsend) geblasen werden.
[0039] Als Anblasdruck der Luft hat sich ein Bereich von etwa 0,5 bis etwa 2,0 bar als geeignet
erwiesen.
[0040] Gegebenenfalls können noch Umlenkrollen vor und/oder hinter dem Tangelriet angebracht
werden, was den Verwirbelungsprozess weiter erleichtert.
[0041] Der Auftrag der weiteren Komponente enthaltend ein Polyesterwachs erfolgt bevorzugt
im Anschluss an den Verwirbelungsschritt, beispielsweise durch das Führen der verwirbelten
Garne über Benetzungsrollen. Die Auftragung der weiteren Komponenten enthaltend ein
Polyesterwachs erfolgt in Form einer Suspension dieser Komponente in Wasser. Als geeignete
Konzentration hierfür hat sich ein Bereich von etwa 15 bis etwa 35 Gew.-% der Komponente
in Wasser, bevorzugt etwa 25 Gew.-%, und ein Temperaturbereich der Auftragung von
etwa 25 °C bis etwa 40 °C erwiesen. Oberhalb von 45 °C kommt es bei einer Emulsion
der besonders bevorzugten weiteren Komponente, dem DELION F-6120 von der TAKEMOTO
FAT & OIL COMPANY, in Wasser zu einem überraschenden Viskositätsanstieg bis etwa 55
°C. Möglicherweise ist diese Anomalie der Viskosität der wässrigen Emulsionen des
besonders bevorzugten DELION F-6120 ein Grund für dessen Wirksamkeit in bezug auf
die guten Garn- und
[0042] Gewebeeigenschaften.
[0043] In reiner Form, d.h. nicht suspendiert in einem Suspensionsmittel, weist die weitere
Komponente enthaltend ein Polyesterwachs bei 70 °C eine kinematische Viskosität von
2500 bis 3000 cSt auf.
[0044] Obwohl das erfindungsgemäße Verfahren auch mit anderen synthetischen Garnen möglich
ist, ist es bevorzugt, wenn die zu behandelnden Garne aus Polyamid- oder Polyesterfilamenten
bestehen. Ganz besonders bevorzugt ist Polyethylenterephthalat als Hauptbestandteil,
d.h. die Garne sind zu über 90% aus diesem Polymer erhalten.
[0045] Das folgende nicht einschränkende Beispiel soll die Erfindung näher erläutern.
[0046] Es wurden drei Filamentgarne (A, B und C) aus Polyethylenterephthalat hergestellt.
Alle Garne hatten einen Gesamttiter von 1100 dtex und eine Filamentzahl von jeweils
210 Einzelfilamenten. Die Garnfestigkeit lag bei ca. 80 N, bei einer Bruchdehnung
von ungefähr 19 %.
[0047] Garn A wurde ohne Tangelung eingesetzt, Garn B war normal getangelt und wies eine
mittlere Öffnungslänge - gemessen mit dem Rothschild-Tester - von 28 cm auf. Garn
C war ein erfindungsgemäßes, lediglich verwirbeltes, Garn mit einer scheinbaren mittleren
Öffnungslänge (ebenfalls nach Rothschild) von mindestens 90 cm. Zusätzlich enthielt
Garn C noch 0,2 Gew.-% einer weiteren Komponente, in diesem Fall das DELION F-6120,
als Auftrag.
[0048] Die drei Garne wurden am Luftindextester geprüft. Während die Garne A und B einen
Luftindex (LI) von etwa 40 m/s bei einem CV LI von ca. 2 % aufwiesen, betrug der LI
des erfindungsgemäßen Garns C lediglich 36 m/s bei einem CV LI von 2,7 %.
[0049] Das heißt, es konnte gezeigt werden, dass das erfindungsgemäße Garn C - trotz deutlich
geringerem Verwirbelungsgrad im Vergleich beispielsweise zu Garn B
- einen hohen Fadenschluss aufwies.
[0050] Die mittels des erfindungsgemäßen Garns hergestellten Gewebe zeichneten sich durch
sehr gute Gleichmäßigkeit und ein hervorragendes Beschichtungsvermögen aus.
1. Verwirbeltes ungeschlichtetes Synthesefilamentgarn für die Herstellung von technischen
Geweben mit einem Gesamttiter von 100 bis 1500 dtex, dadurch gekennzeichnet, dass das Garn praktisch keine Tangelknoten aufweist und 0,1 bis 0,5 Gew.-% einer weiteren
Komponente enthaltend ein Polyesterwachs enthält.
2. Synthesefilamentgarn nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Garn aus Polyamid- oder Polyesterfilamenten besteht.
3. Synthesefilamentgarn nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die weitere Komponente enthaltend ein Polyesterwachs eine kinematische Viskosität
bei 70 °C von 2500 bis 3000 cSt aufweist.
4. Technisches Gewebe, bestehend aus einem verwirbelten Synthesefilamentgarn mit einem
Gesamttiter von 100 bis 1500 dtex, dadurch gekennzeichnet, dass das Garn vor dem Verweben praktisch keine Tangelknoten aufweist und zusätzlich 0,1
bis 0,5 Gew.-% einer Komponente auf Basis eines Polyesterharzes enthält.
5. Verfahren zum Herstellen von verwirbelten ungeschlichteten Synthesefilamentgarnen
mit einem Gesamttiter von 100 bis 1500 dtex,
dadurch gekennzeichnet, dass in einem ersten Schritt die Filamente so miteinander verwirbelt werden, dass sich
im Garne praktisch keine Tangelknoten ausbilden, und das so verwirbelte Garn in einem
weiteren Schritt mit 0,1 bis 0,5 Gew.-% einer weiteren Komponente enthaltend ein Polyesterwachs
beaufschlagt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Verwirbelung mit an sich bekannten Verwirbelungsdüsen durchgeführt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Verwirbelung mit Hilfe eines Tangelriets durchgeführt wird, bei dem gleichzeitig
mehrere Garne nebeneinander verwirbelt werden.
8. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die weitere Komponente enthaltend ein Polyesterwachs eine kinematische Viskosität
bei 70 °C von 2500 bis 3000 cSt aufweist.
9. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 5 bis 8 dadurch gekennzeichnet, dass das Garn aus Polyamid- oder Polyesterfilamenten besteht.