[0001] Die Erfindung betrifft eine abschreckunempflindliche Aluminiumlegierung zur Herstellung
hochfester, eigenspannungsarmer Schmiedestücke und hochfester Strangpress- und Walzprodukte.
Ferner betrifft die Erfindung ein Verfahren zum Herstellen eines Halbzeuges aus einer
solchen Aluminiumlegierung.
[0002] Für die Luft- und Raumfahrtindustrie werden hochfeste Aluminiumlegierungen zum Herstellen
vor allem von tragenden Rumpf-, Flügel- und Fahrwerksteilen benötigt, die sowohl bei
statischer als auch bei dynamischer Beanspruchung eine hohe Festigkeit aufweisen.
Die geforderten Festigkeitseigenschaften können bei vorgenannten Halbzeugen durch
Einsatz von Legierungen der 7000-Gruppe (7xxx-Legierung) entsprechend der von der
Aluminum Association (AA) vorgenommenen Klassifizierung von Aluminiumlegierungen erreicht
werden.
[0003] Gesenkschmiedestücke für hoch beanspruchte Teile in der Luft- und Raumfahrt werden
beispielsweise aus den Legierungen AA 7075, AA 7175, AA 7475 und besonders bevorzugt
aus den Legierungen AA 7049 und AA 7050 im amerikanischen Raum und aus den Legierungen
AA 7010, AA 7049A und AA 7050A im europäischen Raum eingesetzt.
[0004] Aus WO 02/052053 A1 ist eine hochfeste Aluminiumlegierung des vorgenannten Typs mit
einem gegenüber früheren Legierungen desselben Typs erhöhten Zinkgehalt, gekoppelt
mit einem reduzierten Kupfer- und Magnesiumgehalt bekannt. Der Kupfer- und Magnesiumgehalt
bei dieser vorbekannten Legierung beträgt zusammen weniger als 3,5 %. Der Kupfergehalt
selbst wird mit 1,2 - 2,2 Gew.-%, bevorzugt mit 1,6 - 2,2 Gew.-% angegeben. Zusätzlich
zu den Elementen Zink, Magnesium und Kupfer enthält diese vorbekannte Legierung zwingend
eines oder mehrere Elemente aus der Gruppe Zirkon, Scandium und Hafnium mit maximalen
Anteilen von 0,4 Gew.-% Zirkon, 0,4 Gew.-% Scandium und 0,3 Gew.-% Hafnium.
[0005] Damit die aus einer der vorgenannten Legierungen hergestellten Halbzeuge, also beispielsweise
die Schmiedestücke, die stranggepressten Profile oder die gewalzten Platten die gewünschten
Festigkeit erhalten, werden die Halbzeuge einer besonderen Wärmebehandlung unterzogen.
Diese beinhaltet ein Abschrecken von Lösungsglühtemperatur, zumeist verbunden mit
einer nachfolgenden Kaltumformung bei mittleren Dicken von mehr als 50 mm. Die Kaltumformung
dient zur Reduzierung der beim Abschrecken induzierten Spannungen. Der Schritt des
Kaltumformens kann durch ein Kaltstauchen oder auch durch ein Recken des Halbzeuges
typischerweise um 1 - 3% erfolgen. Die hergestellten Halbzeuge sollen möglichst eigenspannungsarm
sein, um bei der weiteren Bearbeitung der Halbzeuge einen unerwünschten Verzug zu
minimieren. Zudem sollen die Halbzeuge und dementsprechend auch die daraus hergestellten
Fertigteile eigenspannungsarm sein, um dem Konstrukteur die Möglichkeit zu geben,
das gesamte Werkstoffpotential zu nutzen. Aus diesem Grunde sind beispielsweise für
die Legierungen AA 7050 sowie AA 7010 die zum Herstellen von Teilen für die Luft-
und Raumfahrttechnik einzusetzenden Verfahrensschritte und auch die maximale Dicke
der zur Herstellung der Teile verwendeten Halbzeuge genormt bzw. vorgeschrieben. Die
maximale zugelassene Dicke beträgt 200 mm und setzt voraus, dass nach dem Abschrecken
das Halbzeug zwingend einem Kaltumformschritt aus vorgenannten Gründen unterzogen
wird. Bei Strangpress- und Walzprodukten ist ein Kaltumformen aufgrund der in aller
Regel einfachen Geometrie durch Recken in Längsrichtung relativ einfach zu erreichen.
Bei geometrisch komplizierten Schmiedestücken ist dagegen die Erzielung eines gleichmäßig
hohen Stauchgrades - wenn überhaupt - nur mit einem hohen Aufwand möglich. Im Zuge
der Konzeption größerer Flugzeuge werden auch immer größere und insbesondere dickere
Schmiedeteile benötigt.
[0006] Es ist daher Aufgabe der Erfindung, eine weitgehend abschreckunempfindliche, hochfeste
Aluminiumlegierung mit gleichen oder besseren Festigkeitseigenschaften wie die Legierungen
AA 7010 und AA 7050 zur Verfügung zu haben, die gleichzeitig bei großen Dicken nach
einer Kaltumformung niedrige innere Abschreckeigenspannungen aufweist und aus der
außerdem Halbzeuge mit einer mittleren Dicke mit hoher Festigkeit und Bruchzähigkeit
hergestellt werden können, ohne dass zur Reduzierung von beim Abschrecken induzierten
Eigenspannungen zwingend ein Kaltumformschritt benötigt wird.
[0007] Des Weiteren liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Herstellen
eines Halbzeuges mit den gewünschten Eigenschaften aus dieser Legierung vorzuschlagen.
[0008] Gelöst wird die legierungsbezogene Aufgabe durch eine hochfeste abschreckunempflindliche
Aluminiumlegierung mit den Merkmalen des Anspruchs 1.
[0009] Die verfahrensbezogene Aufgabe wird mit einem Verfahren gemäß Anspruch 11 oder dem
Anspruch 14 gelöst.
[0010] Die im Rahmen dieser Ausführungen benutzten Begriffe bezüglich der Dicke sind nachfolgend
definiert: Halbzeuge mittlerer Dicke weisen Vergütungsdicken von 50 - 180 mm auf.
Halbzeuge mit einer größeren Dicke weisen eine Vergütungsdicke von >180 mm auf.
[0011] Mit der erfindungsgemäßen abschreckunempfindlichen Legierung können mit den gewünschten
hohen statischen und dynamischen Festigkeitseigenschaften bei gleichzeitig guter Bruchzähigkeit
und gutem Spannungs-Riss-Korrosionsverhalten auch Halbzeuge in einer Dicke von mehr
als 200 mm, insbesondere von 250 mm und mehr hergestellt werden. Nur bei diesen größeren
Dicken wird zweckmäßigerweise ein Kaltumformschritt zum Abbau der abschreckinduzierten
Eigenspannungen durchgeführt.
[0012] Darüber hinaus können für mittlere Dicken aus der Legierung hergestellte Halbzeuge
nach der Lösungsglühung mild z. B. in einem Glykol-Wasser-Gemisch abgekühlt werden
können, ohne dass die sehr guten Werkstoffeigenschaften nach einer anschließenden
Warmauslagerung nennenswert beeinträchtigt werden. Aus diesem Grund entfällt bei mittleren
Dicken der Schritt einer Kaltumformung, da die bei dem milden Abkühlen induzierten
Eigenspannungen unkritisch niedrig liegen. Daher ist es mit dieser Legierung möglich,
Halbzeuge im mittleren Dickenbereich auf einfachere und kostengünstigere Art und Weise,
nämlich ohne einen ansonsten notwendigen Kaltumformschritt herzustellen.
[0013] Die vorbeschriebenen vorteilhaften Eigenschaften der Legierung können auch ausgenutzt
werden, um den Herstellungsprozeß eines Teiles, für dessen Herstellung ein Halbzeug
größerer Ausgangsdicke benötigt wird und das nach seiner Bearbeitung eine mittlere
Dicke aufweist, zu vereinfachen. Ein solches beispielsweise geschmiedetes Halbzeug
größerer Dicke wird nach dem Schritt des Warmumformens zerspanend vorbearbeitet. Die
Vorbearbeitung ist so ausgelegt, dass das dann im Zuge der Warmbehandlung abzuschreckende
Halbzeug eine solche, zur Herstellung des Fertigteils ohnehin notwendige Dickenreduzierung
erfährt, dass das vorbearbeitete Halbzeug ohne Durchführen eines ansonsten für größere
Dicken notwendigen Kaltumformschrittes einer Warmbehandlung mit mildem Abschrecken
(Glykol-Wasser-Gemisch) unterzogen werden kann.
[0014] Mit der erfindungsgemäßen Legierung können somit Halbzeuge mit einer mittleren Dicke
durch Glykol-Wassergemische milde abgeschreckt werden, während bei Halbzeugen größerer
Dicke ein solches mildes Abschrecken aufgrund der erforderlichen Mindestabkühlgeschwindigkeit
nicht mehr zweckmäßig ist, so dass diese in Wasser abgeschreckt werden. Infolge dessen
werden diese Halbzeuge anschließend einer Kaltumformung unterworfen, etwa einem Stauchen
oder Recken um 1 - 5 %.
[0015] Die erzielten vorgenannten Eigenschaften des aus dieser Legierung hergestellten Halbzeuges
sind unerwartet, da entgegen der sich aus dem Stand der Technik ergebenden Vorgaben
der Kupfergehalt deutlich geringer ist als dieses bei vorbekannten hochfesten Aluminiumlegierungen
der Fall war. Gemäß einem bevorzugten Ausführungsbeispiel beträgt der Kupfergehalt
nur 0,8 - 1,1 Gew.-%. Damit beträgt der Kupfergehalt lediglich etwa 50% des bevorzugten
Kupfergehaltes der aus WO 02/052053 A1 bekannten Aluminiumlegierungen. Dass dennoch
sehr hohe Festigkeitswerte erzielt werden, ist überraschend. Es wird angenommen, dass
diese Eigenschaften in der ausgeglichenen Zusammenstellung der Legierungsbestandteile
begründet sind, wozu auch die relativ hohen Zinkgehalte und der daran angepasste Magnesiumgehalt
zu zählen sind. In der ausgewogenen Zusammenstellung der nur in engen Grenzen zugelassenen
Legierungselemente ist vorgesehen, dass die Summe der Elemente Magnesium, Kupfer und
Zink mindestens 9 Gew.-% beträgt. Es hat sich gezeigt, dass die gewünschten Festigkeitseigenschaften
nur dann erreicht werden können, wenn die Elemente Magnesium, Kupfer und Zink in der
Summe mehr als 9 Gew.-% aufweisen. Dieses Merkmal der Legierung ist ein Maß dafür,
dass die mit der Legierung hergestellten Produkte die gewünschten Festigkeitseigenschaften
aufweisen. Dieses Regulativ bestimmt gleichfalls die Aushärtbarkeit der mit der Legierung
hergestellten Halbzeuge.
[0016] Besonders hohe statische und dynamische Festigkeitseigenschaften und eine besondere
Abschreckunempflindlichkeit bei gleichzeitig hoher Bruchzähigkeit erhält man, wenn
der Kupfergehalt 0,8 - 1,1 Gew.-% und der Magnesiumgehalt 1,6 - 1,8 Gew.-% beträgt.
Dieses entspricht einem Zink : Magnesium-Verhältnis von 4,4 - 5,2. Damit liegt der
Kupfergehalt deutlich unter der maximalen Löslichkeit für Kupfer in Gegenwart des
vorgenannten Magnesiumgehaltes. Dieses hat zur Folge, dass der Anteil an unlöslichen,
kupferhaltigen Phasen auch unter Berücksichtigung der übrigen Legierungs- und Begleitelemente
sehr gering ist. Dieses hat unmittelbar eine Verbesserung der dynamischen Eigenschaften
und der Bruchzähigkeit zur Folge.
[0017] Zur weiteren Festigkeitssteigerung der Legierung kann ein Silberzusatz vorteilhaft
sein. Aus wirtschaftlichen Gründen wird man den Gehalt auf 0,2 - 0,7%, insbesondere
auf 0,20 - 0,40 Gew.-% begrenzen.
[0018] Der Mangangehalt der Legierung wurde auf maximal 0,5 Gew.-% beschränkt. Mangan scheidet
sich in Al-Zn-Cu-Mg-Legierungen bei der Homogenisierung der Stranggussbarren in Form
von fein verteilten Manganaluminiden aus, die außerdem noch einen Teil des in der
Legierung als Verunreinigung vorhandenen Eisens enthalten können. Diese Manganaluminide
sind hilfreich bei der Rektristallisationskontrolle des Gefüges bei der Warmbehandlung
des umgeformten Halbzeuges. Erfahrungsgemäß sinkt mit steigendem Mangangehalt die
Durchhärtbarkeit einer Al-Zn-Cu-Mg-Legierung. Aus diesem Grunde ist der Mangangehalt
begrenzt.
[0019] Ausgeglichen wird die reduzierte Wirkung des Mangans hinsichtlich der Gefügekontrolle
durch einen Zirkonzusatz. Dieser beträgt gemäß einem bevorzugten Ausführungsbeispiel
0,14 - 0,20 Gew.-%. Zirkon scheidet sich ebenfalls bei der Homogenisierung der Stranggussbarren
in Form von Zirkonaluminiden aus dem Gefüge aus. Diese Aluminide sind in der Regel
feindisperser ausgebildet als die Manganaluminide. Deshalb sind sie besonders hilfreich
im Hinblick auf die Rekristallisationskontrolle. Die gebildeten Zirkonaluminide werden
nicht durch die vorgesehene Warmbehandlung vergröbert und sind in den gewählten Temperaturbereichen
im Gegensatz zu Manganaluminiden stabil. Aus diesem Grunde ist Zirkon notwendiger
Bestandteil der Legierung.
[0020] Das in der Legierung enthaltene Titan dient vornehmlich der Kornfeinung beim Stranggießen.
Bevorzugt werden 0,03 - 0,1 Gew.-% Titan, insbesondere 0,03 - 0,06 Gew.-% Titan zulegiert.
[0021] Die gewünschten Eigenschaften werden erreicht, wenn die angegebenen Legierungsbestandteile
anteilsmäßig in dem angegebenen Bereich eingesetzt werden. Mit einer Legierung, bei
der eines oder mehrere Legierungsbestandteile einen Anteil aufweisen, der außerhalb
des angegebenen Bereiches liegt, können Halbzeuge nicht mehr mit den geforderten Eigenschaften
hergestellt werden.
[0022] Hergestellt werden die Halbzeuge aus dieser Legierung mit folgenden Schritten:
- Gießen von Barren aus der Legierung;
- Homogenisierung der gegossenen Barren bei einer Temperatur, die möglichst dicht unter
Anschmelztemperatur der Legierung liegt für eine Aufheiz- und Haltezeit, die ausreichend
ist, eine möglichst gleichmäßige und feine Verteilung der Legierungselemente im Gussgefüge
zu erreichen, bevorzugt bei 460 - 490°C;
- Warmumformen der homogenisierten Barren durch Schmieden, Strangpressen und/oder Walzen
im Temperaturbereich von 350 - 440°C;
- Lösungsglühen des warmumgeformten Halbzeuges bei Temperaturen, die hoch genug sind,
um die für die Aushärtung notwendigen Legierungselemente gleichmäßig im Gefüge verteilt
in Lösung zu bringen, bevorzugt bei 465 - 500°C;
- Abschrecken der lösungsgeglühten Halbzeuge in Wasser mit einer Temperatur zwischen
Raumtemperatur und 100°C oder in einem Wasser-Glykol-Gemisch oder in einem Salzgemisch
mit Temperaturen zwischen 100°C und 170°C; und
- Warmaushärten des abgeschreckten Halbzeuges einstufig oder mehrstufig, wobei Aufheizraten,
Haltezeiten und Temperaturen auf die Optimierung der Eigenschaften eingestellt werden.
[0023] Besonders bevorzugt ist ein Verfahren, bei dem das Warmaushärten des abgeschreckten
Halbzeuges zweistufig erfolgt, wobei in der ersten Stufe das Halbzeug auf eine Temperatur
von mehr als 100°C erwärmt und für mehr als acht Stunden auf dieser Temperatur gehalten
wird und in der zweiten Stufe auf mehr als 130°C erwärmt und für mehr als fünf Stunden
erwärmt wird. Diese beiden Schritte können unmittelbar im Anschluss nacheinander durchgeführt
werden. Ohne Nachteile hinsichtlich der gewünschten Eigenschaften des Halbzeuges in
Kauf zu nehmen, kann das mit der ersten Stufe behandelte Halbzeug auch Abkühlen und
die zweite Stufe des Warmaushärtens zu einem späteren Zeitpunkt vorgenommen werden.
[0024] Bei größeren Dicken kann es notwendig sein, dass trotz der Abschreckunempfindlichkeit
der Legierung das Halbzeug zum Reduzieren der beim Abschrecken entstandenen Eigenspannungen
einem Kaltumformschritt nach dem Schritt des Abschreckens unterworfen werden muß.
Zweckmäßigerweise erfolgt dieses durch Stauchen oder Recken des Halbzeuges um typischerweise
1 - 5 %.
BEISPIELE:
[0025] Zum Erstellen von Probestücken zum Durchführen der notwendigen Festigkeitsuntersuchungen
wurden zwei typische Legierungszusammensetzungen der beanspruchten Aluminiumlegierung
eingesetzt. Die beiden Legierungen Z1, Z2 wiesen folgende Zusammensetzung auf:
|
Si |
Fe |
Cu |
Mn |
Mg |
Cr |
Zn |
Ti |
Zr |
Ti + Zr |
Legierung Z1 |
0,005 |
0,005 |
0,95 |
0,39 |
1,70 |
0,002 |
8,35 |
0,035 |
0,12 |
0,155 |
Legierung Z2 |
0,04 |
0,07 |
0,90 |
0,004 |
1,65 |
0,001 |
8,50 |
0,025 |
0,12 |
0,145 |
[0026] Die Legierungen Z1, Z2 wurden im industriellen Maßstab zu Stranggussblöcken mit einem
Durchmesser von 370 mm vergossen. Die Stranggussblöcke wurden zum Ausgleich der erstarrungsbedingten
Kristallseigerungen homogenisiert. Die Blöcke wurden zweistufig in einem Temperaturbereich
von 465 °C - 485 °C homogenisiert und abgekühlt.
Beispiel 1:
[0027] Nach dem Abdrehen der Gusshaut der auf diese Weise hergestellten Blöcke wurden die
homogenisierten Blöcke auf 370°C vorgewärmt und zu Freiformschmiedestücken mit einer
Dicke von 250 mm und zu einer Breite von 500 mm mehrfach umgeformt.
[0028] Anschließend wurden die Freiformschmiedestücke aus Legierung Z1 und Z2 mindestens
4 Stunden bei 485°C lösungsgeglüht, in Wasser von Raumtemperatur abgeschreckt und
anschließend zwischen 100°C und 160°C warm ausgehärtet, wobei das Warmaushärten zweistufig
vorgenommen worden ist. In der ersten Stufe wurde das Halbzeug auf mehr als 100°C
erwärmt und auf dieser Temperatur für mehr als acht Stunden gehalten. Die im Anschluss
an die erste Stufe durchgeführte zweite Stufe erfolgte bei einer Temperatur von mehr
als 130°C für mehr als fünf Stunden.
[0029] Den warmausgehärteten Freiformschmiedestücken wurden Zugproben entnommen, an denen
die Festigkeitseigenschaften der Raumtemperatur in den Probenlagen "lang" (L), "lang-quer"
(LT) und "kurz-quer" (ST) ermittelt wurden. Die durchschnittlichen Festigkeitseigenschaften
der Legierung Z1 und Z2 für eine Dicke von 250 mm bei Wasserabschreckung ist in der
nachfolgenden Tabelle wiedergegeben:

[0030] Die Ergebnisse lassen erkennen, dass die R
p02 und R
m-Werte für alle drei Belastungsrichtungen nahezu identisch sind und für die Streckgrenze
(R
p02) über 490 MPa und Zugfestigkeit über 520 MPa liegen. Die A
5-Werte sind für die L-Richtung am höchsten und erreichen für die beiden Querrichtungen
mindestens 4% Bruchdehnung (A
5). An Kompakt-Zug-Proben (W = 50 mm) aus den gleichen Freiformschmiedestücken wurde
die Bruchzähigkeit K
IC in den Probenlagen L-T und T-L nach ASTM - E 399 ermittelt. Die K
IC-Werte sind nachfolgend wiedergegeben:

[0031] An Rundproben wurde für die LT- und die ST-Lage die Spannungs-Riss-Korrosionsbeständigkeit
gemäß ASTM G47 (Wechseltauchversuch) ermittelt. Die Ergebnisse sind nachfolgend für
die Legierung Z1 wiedergegeben:

[0032] Für beide Prüfrichtungen ergeben sich bei einer Spannung von 320 MPa Lebensdauern
von mehr als 30 Tagen. In typischen Spezifikationen für hochfeste Al-Legierungen,
wie beispielsweise zu AA 7050 werden diese Lebensdauern bei Mindestspannungen von
240 MPa gefordert. Dieses bedeutet, dass die neue Legierung trotz deutlich höherer
Festigkeit verglichen mit der Legierung AA 7050 gleichzeitig eine Spannungsrisskorrosionsbeständigkeit
aufweist, die deutlich über dem Mindestwert für AA 7050 liegt.
[0033] Analog wurden Schmiedestücke mit den gleichen Parametern aus der Legierung Z1 hergestellt.
Zusätzlich wurden die Schmiedestücke nach dem Lösungsglühen und der Abschreckung in
die kurze Querrichtung (ST) zur Verminderung der Abschreckeingenspannungen kaltgestaucht.
Nach der anschließenden Aushärtung, die entsprechend der vorgenannten Parameter zweistufig
durchgeführt worden ist, wurden die Festigkeitseigenschaften bei Raumtemperatur in
den Probenlagen "lang" (L), "lang-quer" (LT) und "kurz-quer" (ST) ermittelt. Die Ergebnisse
sind in der nachfolgenden Tabelle für die Legierung Z1 aufgeführt:

[0034] Die Ergebnisse lassen erkennen, dass die R
p02- und R
m-Werte für alle drei Belastungsrichtungen niedriger liegen und der niedrigste Wert
für die kurze Querrichtung (ST) gefunden wurde. Die A
5-Werte sind für die L-Richtung am höchsten und erreichen für die beiden Querrichtungen
mindestens 6% Bruchdehnung (A
5). Durch eine Verkürzung der zweiten Aushärtungsstufe lässt sich der Festigkeitsabfall
reduzieren. An Kompakt-Zug-Proben (W = 50 mm) aus den gleichen Freiformschmiedestücken
wurde die Bruchzähigkeit K
IC in den Probenlagen L-T und T-L nach ASTM-E 399 ermittelt. Die K
IC-Werte sind in der nachfolgenden Tabelle wiedergegeben:

Beispiel 2:
[0035] In einer weiteren Untersuchungsreihe wurden Freiformschmiedestücke mit einer Dicke
von 150 mm und einer Breite von 500 mm aus Legierung Z1 hergestellt und entsprechend
dem vorbeschriebenen Beispiel nach dem Lösungsglühen in Wasser bzw. in einem Wasser-Glykol-Gemisch
mit ca. 20% bzw. ca. 40% abgeschreckt und wie vorbeschrieben warmausgelagert. Ein
Schmiedestück wurde zusätzlich nach dem Abschrecken in Wasser kaltgestaucht. An Zugproben,
die den Schmiedestücken in den Richtungen "lang" (L), "lang-quer" (LT) und "kurz-quer"
(ST) entnommen wurden, wurde der Einfluss der unterschiedlichen Abkühlmedien dargestellt.
Die durchschnittlichen Festigkeitseigenschaften der Legierung Z1 für eine Dicke von
150 mm für unterschiedliche Abkühlbehandlungen sind nachfolgend wiedergegeben:

[0036] Die Ergebnisse zeigen, dass eine Verminderung der Abkühlgeschwindigkeit durch Glykolzusätze
kaum einen Einfluss auf die Festigkeitswerte der Legierung hat. Die Duktilität nimmt
nur minimal mit sinkender Abkühlgeschwindigkeit bzw. steigendem Glykolgehalt ab.
[0037] An Kompakt-Zug-Proben (W = 50 mm) aus den gleichen Freiformschmiedestücken wurde
die Bruchzähigkeit K
IC in den Probenlagen L-T und T-L nach ASTM-E 399 ermittelt. Die K
IC-Werte sind in nachfolgender Tabelle enthalten:

[0038] Für die L-T Lage ist keine eindeutige Abhängigkeit von der Abkühlgeschwindigkeit
erkennbar, für die T-L Lage ist dagegen ein Trend zu leicht niedrigeren Werten mit
abnehmender Abkühlgeschwindigkeit zu sehen.
Beispiel 3:
[0039] Zur Ermittlung der Festigkeitseigenschaften wurde in noch einem weiteren Beispiel
die Legierung Z1 analog zu dem ersten Beispiel vergossen und Blöcke für das Strangpressen
hergestellt.
[0040] Nach dem Abdrehen der Gusshaut wurden die homogenisierten Blöcke auf über 370°C vorgewärmt
und zu Strangpressprofilen mit einem Rechteckquerschnitt von einer Dicke von 40 mm
und zu einer breite von 100 mm verpresst.
[0041] Anschließend wurden die Profile mindestens 4 Stunden bei 485°C lösungsgeglüht, in
Wasser von Raumtemperatur abgeschreckt und anschließend zwischen 100°C und 160°C warm
in zwei Stufen (erste Stufe: >100°C, >8h; zweite Stufe: >130°C, >5h) ausgehärtet.
[0042] Den warmausgehärteten Strangpressprofilen wurden Zugproben entnommen, an denen die
Festigkeitseigenschaften bei Raumtemperatur in den Probenlagen "lang" (L), "lang-quer"
(LT) und "kurz-quer" (ST) ermittelt wurden. Die durchschnittlichen Festigkeitseigenschaften
der Legierung Z1 für ein stranggepreßtes Rechteckprofil (40 x 100 mm) bei Wasserabkühlung
mit nachfolgendem Recken sind in nachfolgender Tabelle wiedergegeben:

[0043] Die Resultate lassen erkennen, dass die R
p02- und R
m-Werte mit Werten von 600 MPa bzw. 609 MPa in der L-Richtung am höchsten und in der
ST-Richtung am niedrigsten liegen, mit Werten von 505 MPa und 561 MPa. Die A
5-Werte sind für die L-Richtung am höchsten und erreichen für die beiden Querrichtungen
mindestens 7% Bruchdehnung (A
5). An Kompakt-Zug-Proben (W = 50 mm) aus den gleichen Freiformschmiedestücken wurde
die Bruchzähigkeit K
IC in den Probenlagen L-T und T-L nach ASTM-E 399 ermittelt. Die durchschnittlichen
bruchmechanischen Eigenschaften der Legierung Z1 und Z2 für eine Dicke von 250 mm
bei Wasserabschreckung sind in nachfolgender Tabelle enthalten:

[0044] Figur 1 zeigt ein Diagramm zum Darstellen des Festigkeitsverhaltens verschiedener AA 7xxx-Legierungen
in Abhängigkeit von der mittleren Abkühlgeschwindigkeit während des Abschreckens von
der Lösungsglühtemperatur. Deutlich erkennbar ist in dieser Darstellung, dass der
Festigkeitsverlust bei Einsatz der beanspruchten Aluminiumlegierung auch bei niedrigen
Abkühlgeschwindigkeiten erheblich geringer ist als bei den Vergleichslegierungen AA
7075, AA 7010 und AA 7050.
[0045] Die im Rahmen der Beschreibung der Erfindung ermittelten Festigkeitswerte der mit
der beanspruchten Legierung hergestellten Produkte/Halbzeuge sind insbesondere hinsichtlich
der Spannungs-Riss-Korrosionsbeständigkeit gegenüber Produkten vorbekannter Legierungen
erheblich verbessert, was ein Ergebnis darstellt, das in der sich darstellenden Form
nicht vorhersehbar war. Interessant sind die dargestellten Ergebnisse auch dahingehend,
dass die beschriebenen Festigkeitswerte sich insbesondere bei nur zweistufig durchgeführtem
Warmaushärten darstellen lassen.
1. Abschreckunempflindliche Aluminiumlegierung zur Herstellung hochfester, eigenspannungsarmer
Schmiedestücke und hochfester Strangpress- und Walzprodukte bestehend aus:
― 7,0 - 10,5 Gew.-% Zink,
― 1,0 - 2,5 Gew.-% Magnesium,
― 0,1 - 1,15 Gew.-% Kupfer
― 0,06 - 0,25 Gew.-% Zirkon,
― 0,02 - 0,15 Gew.-% Titan,
― max. 0,5 Gew.-% Mangan,
― max. 0,6 Gew.-% Silber,
― max. 0,10 Gew.-% Silizium
― max. 0,10 Gew.-% Eisen,
― max. 0,04 Gew.-% Chrom
― sowie fakultativ eines oder mehrere Elemente der Gruppe Hafnium, Scandium, Strontium
und/oder Vanadium mit einem summarischen Gehalt von max. 1,0 Gew.-%
― nebst sonstigen Verunreinigungen mit Anteilen von max. 0,05 Gew.-% pro Element und
einem Gesamtanteil von max. 0,15 Gew.-%,
― Rest: Aluminium,
― wobei die Summe der Legierungselemente Zink und Magnesium und Kupfer mindestens
9 Gew.-% beträgt.
2. Aluminiumlegierung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Zink : Magnesium-Verhältnis der Legierung zwischen 4,4 und 5,3 beträgt.
3. Aluminiumlegierung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Legierung 1,6 - 1,8 Gew.-% Magnesium und 0,8 - 1,1 Gew.-% Kupfer enthält.
4. Aluminiumlegierung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Aluminiumlegierung 0,8 - 1,1 Gew.-% Kupfer und 0,3 - 0,5 Gew.-% Mangan enthält.
5. Aluminiumlegierung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Aluminiumlegierung 0,8 - 1,1 Gew.-% Kupfer und max. 0,03 Gew.-% Mangan enthält.
6. Aluminiumlegierung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Aluminiumlegierung 0,2 - 0,3 Gew.-% Kupfer und 0,25 - 0,40 Gew.-% Silber enthält.
7. Aluminiumlegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Aluminiumlegierung 0,10 - 0,15 Gew.-% Titan enthält.
8. Aluminiumlegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Aluminiumlegierung 0,001 - 0,03 Gew.-% Bor enthält.
9. Aluminiumlegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Legierung max. 0,30 Gew.-% Scandium und max. 0,2 Gew.-% Vanadium oder Hafnium
oder Cer enthält.
10. Aluminiumlegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass der Eisen- und Siliziumgehalt jeweils max. 0,08 Gew.-% beträgt.
11. Verfahren zum Herstellen eines hochfesten, eigenspannungsarmen Halbzeuges bis zu größeren
Dicken aus einer Aluminiumlegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 10 mit folgenden
Schritten:
- Warmumformen der homogenisierten Barren durch Schmieden, Strangpressen und/oder
Walzen im Temperaturbereich von 350
- 440°C;
- Lösungsglühen des warmumgeformten Halbzeuges bei Temperaturen, die hoch genug sind,
um die für die Aushärtung notwendigen Legierungselemente gleichmäßig im Gefüge verteilt
in Lösung zu bringen, bevorzugt bei 465 - 500°C;
- Abschrecken der lösungsgeglühten Halbzeuge in Wasser, in einem Wasser-Glykol-Gemisch
oder in einem Salzgemisch mit Temperaturen zwischen 100°C und 170°C;
- Kaltumformen des abgeschreckten Halbzeuges zur Reduzierung der bei der Abschreckung
in dem Abschreckmedium entstandenen Eigenspannungen; und
- Warmaushärten des abgeschreckten Halbzeuges einstufig oder mehrstufig, wobei Aufheizraten,
Haltezeiten und Temperaturen auf die Optimierung der geforderten Werkstoffeigenschaften
eingestellt werden.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass der Schritt des Kaltumformens durch Stauchen oder Recken des Halbzeuges durchgeführt
wird.
13. Verfahren nach Anspruch 11 oder 12, dadurch gekennzeichnet, dass die Kaltumformrate 1 - 5 % beträgt.
14. Verfahren zum Herstellen eines hochfesten, eigenspannungsarmen Halbzeuges mittlerer
Dicke aus einer Aluminiumlegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 10 mit folgenden
Schritten:
- Warmumformen der homogenisierten Barren durch Schmieden, Strangpressen und/oder
Walzen im Temperaturbereich von 350 - 440 °C;
- Lösungsglühen des warmumgeformten Halbzeuges bei Temperaturen, die hoch genug sind,
um die für die Aushärtung notwendigen Legierungselemente gleichmäßig im Gefüge verteilt
in Lösung zu bringen, bevorzugt bei 465 - 500°C;
- Abschrecken der lösungsgeglühten Halbzeuge in Wasser, in einem Wasser-Glykol-Gemisch
oder in einem Salzgemisch mit Temperaturen zwischen 100°C und 170°C; und
- Warmaushärten des abgeschreckten Halbzeuges einstufig oder mehrstufig, wobei Aufheizraten,
Haltezeiten und Temperaturen auf die Optimierung der geforderten Werkstoffeigenschaften
eingestellt werden.
15. Verfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass nach dem Schritt der Warmumformung ein Halbzeug größerer Dicke vorliegt, das vor
der nachfolgenden Warmbehandlung im Wege einer Vorzerspanung zerspanend bearbeitet
wird, um durch die zerspanende Bearbeitung die Dicke des Halbzeuges soweit zu reduzieren,
dass dieses vorbearbeitete Halbzeug eine mittlere Dicke aufweist und die anschließende
Warmbehandlung den für Halbzeuge mittlerer Dicke entsprechenden Erfordernissen durchgeführt
wird.