[0001] Die Erfindung beschreibt ein Verfahren zum Panzern eines Fahrzeugs mit einem Bauteil
aus gehärtetem Stahl sowie ein gehärtetes Bauteil aus Stahl mit einer Wanddicke von
4 bis 15 mm zur Panzerung eines Fahrzeugs.
[0002] Fahrzeuge werden derzeit gegen Beschuss mit Bauteilen aus Stahl gepanzert (ballistischer
Schutz), indem zunächst eine spezielle Panzerstahlsorte ausgewählt wird. Panzerstähle
sind niedrig legierte Vergütungsstähle mit einer hohen Härte.
[0003] Aus der
EP 1 052 296 B1 ist beispielsweise eine Stahllegierung für einen Panzerstahl bekannt, die sich durch
einen niedrigen Kohlenstoffgehalt und durch den Karbonitridbildner Vanadium auszeichnet.
Die Legierung setzt sich in Masseprozent ausgedrückt zusammen aus 0,15 bis 0,2 % C,
0,1 bis 0,5 % Si, 0,7 bis 1,7 % Mn, < 0,02 % P, < 0,005 % S, < 0,01 % N, 0,009 bis
0,1 % Al, 0,5 bis 1,0 % Cr, 0,2 bis 0,7 % Mo, 1,0 bis 2,5 % Ni und 0,05 bis 0,25 %
V, Rest Eisen einschließlich unvermeidbarer Verunreinigungen, wobei sie zusätzlich
bis 0,005 % Bor enthalten kann. Die Legierung verfügt über eine Streckgrenze von über
1100 N/mm
2 und eine Mindestzugfestigkeit von 1250 N/mm
2. Ihre Bruchdehnung liegt bei mehr als 10 %. Bekannte ballistische Stähle sind ARMOX
500 T, 560 T und 600 T von SSAB oder SECURE 400, 450, 500 und 600 von Thyssen Krupp
Stahl.
[0004] In Abhängigkeit von der Vergütung des Stahls lässt sich entweder eine hohe Festigkeit
des Stahls auf Kosten der Duktilität oder eine zum Energieverzehr hinreichende Duktilität
bei allerdings verringerter Härte einstellen. Müssen Werkstücke aus Panzerstahlblechen
verformt, insbesondere gebogen werden, so werden relativ aufwändige Biegeverfahren
und Biegewerkzeuge benötigt. Dennoch lassen sich herkömmliche Panzerstahlbleche nur
bedingt und mit geringfügigen Formänderungen spanlos bearbeiten, insbesondere biegen
(bis max. 4°), ohne zu brechen bzw. Oberflächenrisse zu zeigen. Aufgrund dieser Probleme
wird eine Panzerung in der Regel aus vielen kleinen Stücken aufgebaut, die miteinander
verschweißt werden, um eine komplexe Form abzubilden. Beim Schweißen der Panzerstahlwerkstoffe
sinkt die Härte im Bereich der Wärmeeinflusszone stark ab. Um dennoch den Schutz gegen
Geschosse durch die Panzerung zu gewährleisten, werden zum Beispiel weitere Panzerstahlplatten
im Bereich der Schweißnähte überlappend angeordnet. Alternativ werden die Schweißnähte
beispielsweise rückseitig mit Aramidlayern hinterlegt. Der Einbau einer von außen
nicht sichtbaren Panzerung ist daher insgesamt bauraumintensiv. Durch den Verlust
an Bauraum kann es zu Einschränkungen wichtiger Funktionalitäten des Fahrzeugs kommen,
wenn diese nicht mehr untergebracht werden können. Ein Beispiel hierfür ist bei zivilen
Fahrzeugen der Einbau von Seiten- und Kopfairbags.
[0005] Aus der
DE 103 06 063 A1 ist ein Verfahren zum Bearbeiten von Panzerstahl bekannt, bei dem jedes Werkstück
aus Panzerstahl bei einer Temperatur oberhalb des Curie-Punkts für eine vorgegebene
Durchwärmzeit weichgeglüht wird, um ein austenitisches Gefüge zu erhalten. Anschließend
wird das Werkstück mit einer kontrollierten Abkühlgeschwindigkeit oberhalb der die
Bildung von martensitischem Gefüge begünstigenden kritischen Abkühlgeschwindigkeit
abgekühlt und das dann weiche Werkstück bearbeitet. Danach wird das bearbeitete Werkstück
auf eine Temperatur oberhalb des Curie-Punkts gebracht und dann zum Wiederherstellen
seiner Härte abgeschreckt. Problematisch ist an dieser Methode, der durch das Erwärmen
und Härten nach dem Bearbeiten auftretende Verzug des Bauteils. Eine genaue Maßhaltigkeit
ist jedoch beim Einbau eines solchen Bauteils aus Panzerstahl in ein Fahrzeug entscheidend.
[0006] Aus der
DE 24 52 486 C2 ist ein Verfahren zum Pressformen und Härten eines Stahlblechs mit geringer Materialdicke
und guter Maßhaltigkeit bekannt, bei dem ein Stahlblech aus einem borlegierten Stahl
in weniger als 5 Sekunden in die endgültige Form zwischen zwei indirekt gekühlten
Werkzeugen unter wesentlicher Formveränderung gepresst wird und unter Verbleib in
der Presse einer Schnellkühlung so unterzogen wird, dass ein martensitisches und/
oder bainitisches feinkörniges Gefüge erzielt wird. Diese Verfahren hat sich zum Herstellen
hochfester, relativ dünner Bauteile mit komplexer Formgebung und hoher Maßhaltigkeit
für Struktur- und Sicherheitsteile wie A- und B-Säulen oder Stoßfänger in der zivilen
Fahrzeugindustrie bewährt. Hierbei werden jedoch typischerweise Bleche mit Dicken
von 3 mm oder weniger geformt und Stähle mit einem geringen Kohlenstoffgehalt eingesetzt.
Die Untersuchung dieser Stähle hinsichtlich ihrer ballistischen Eigenschaften ergab
ein deutlich schlechteres Verhalten im Vergleich zu konventionell am Markt verfügbaren
Panzerstählen. Insbesondere müssen deutlich größere Wanddicken verwendet werden.
[0007] Die
DE 197 43 802 C2 beschreibt ein Verfahren zur Herstellung eines metallischen Formbauteils für Kraftfahrzeugkomponenten
mit Bereichen höherer Duktilität. Hierbei wird eine Platine bereitgestellt aus einer
Stahllegierung, die in Gewichtsprozent ausgedrückt aus Kohlenstoff (C) 0,18 % bis
0,3 %; Silizium (Si) 0,1 % bis 0,7 %; Mangan (Mn) 1,0 % bis 2,5 %; Phosphor (P) maximal
0,025 %; Chrom (Cr) 0,1 % bis 0,8 %; Molybdän (Mo) 0,1 % bis 0,5 %; Schwefel (S) maximal
0,01 %; Titan (Ti) 0,02 % bis 0,05 %; Bor (B) 0,002 % bis 0,005 %; Aluminium (AL)
0,01 % bis 0,06 % und Rest Eisen einschließlich erschmelzungsbedingter Verunreinigungen
besteht. Die genannte Legierung eignet sich hervorragend zum Warmformen und Härten.
Für Panzerungszwecke müsste allerdings die Blechdicke so stark gewählt werden, dass
der Einsatz der Legierung aus Gewichtsgründen weniger interessant ist.
[0008] Die
EP 1 335 036 A1 beschreibt ein Verfahren zur Herstellung eines durch Aluminium gegen Korrosion geschützten
Strukturbauteils mittels Stückbeschichtung und Warmformen. Ziel ist es, die Kaltumformung
der Aluminiumschicht zu vermeiden.
[0009] Die
DE 102 08 216 C1 beschreibt ein Verfahren zum Herstellen eines partiell gehärteten Bauteils, indem
Bereiche des Bauteils nach einer Austenitisierung solange isotherm gehalten werden,
bis eine Umwandlung in Ferrit oder Perlit stattfindet und die Bereiche beim anschließenden
Härtevorgang nicht mehr in Martensit aushärten.
[0010] Die
DE 102 46 164 A1 beschreibt das Warmumformen von Platinen, die aus einem flexibel gewalzten Band entnommen
sind.
[0011] Die
DE 103 07 184 B3 beschreibt das Vorformen und Endformen einer Platine aus der Vorformwärme heraus
ohne Zwischenerwärmen.
[0013] Die
DE 197 23 655 A1 beschreibt das Warmformen eines Stahlblechproduktes, wobei der Stahl in den Bereichen,
in denen er bearbeitet werden soll, durch Einsätze oder Ausnehmungen im Werkzeug im
Flussstahlbereich gehalten wird.
[0014] Die
DE 100 16 798 A1 offenbart eine Panzerung für Sicherheitskraftfahrzeuge, wobei das erfindungsgemäße
Element aus warmgewalztem verschleißfesten austenitischen Manganstahl besteht, der
keine randentkohlte Schicht aufweist und bei Kaltumformung stark aufhärtend ist. Verfahrensgemäß
wird die beim Warmwalzen entstandene randentkohlte Schicht beidseitig durch Abtragen
entfernt oder die Einstellung dieser Schicht durch Einsatz von Schutzgas vermieden.
[0015] Die
US 5, 458, 704 A zeigt einen warmgewalzten Panzerstahl, der 0,25 bis 0,32 % C; 0,05 bis 0,75 % Si;
0,10 bis 1,50 % Mn; 0,90 bis 2,00 % Cr; 0,10 bis 0,70 % Mo; 1,20 bis 4,50 % Ni; 0,01
bis 0,08 % Al; max 0,015 % P; max 0,005 % S; max 0,012 % N; Rest Eisen und erschmelzungsbedingte
Verunreinigungen enthält. Dieser Stahl ist vorgesehen für Panzerungen mit einer Wanddicke
von 50 mm und mehr.
[0016] Die
DE 200 14 361 U1 beschreibt eine einteilige warmgeformte B-Säule mit einem hochfesten oberen Teil
und einem dazu relativ duktilen Fuß. Bei der Herstellung werden entweder Teile des
Fusses im Ofen gegen die Austenitisierung isoliert oder vor dem Härten ohne Erreichen
der kritischen Abkühlgeschwindigkeit abgekühlt.
[0017] Die
DE 697 07 066 T2 offenbart eine warmgeformte B- Säule mit einem speziell eingestellten Härteverteilungsverlauf,
der sich in etwa bogenförmig über die B- Säule erstreckt, wobei die höchsten Härtewerte
sich in der Mitte der B- Säule befinden.
[0018] Ausgehend von diesem Stand der Technik ist es Aufgabe der Erfindung, die Formgebungsgrenzen
ballistischer Stähle zu erweitern, um eine Panzerung herzustellen, die dem Fahrzeuginnenraum
besser angepasst ist.
[0019] Diese Aufgabe wird verfahrensmäßig durch den Anspruch 1 und gegenständlich durch
den Anspruch 4 gelöst. Zum Herstellen einer Panzerung wird ein Verfahren vorgeschlagen,
bei dem zunächst eine Platine aus ungehärtetem Panzerstahl mit einer Blechdicke von
4 bis 15 mm bereitgestellt wird und das Bauteil vor der Endformgebung auf eine Temperatur
über den AC
3 Punkt der Legierung erhitzt wird. Dann wird das über AC
3 erhitzte Bauteil in einem Pressenwerkzeug in die Endform gebracht und gleichzeitig
unter Verbleib in dem Pressenwerkzeug gehärtet. Das Bauteil wird ohne einen weiteren
Umformschritt in das Fahrzeug zur Panzerung eingebaut. Mit Umformschritt ist hier
die aktive Formgebung durch beispielsweise Tiefziehen, Biegen oder Prägen gemeint.
Ein randseitiges Beschneiden oder ein Trennen von mehreren endgeformten Bauteilen
kann auch nach dem Härten noch durchgeführt werden.
[0020] Zu beachten sind die gegenüber dem Warmformen von dünnen Blechen deutlich längeren
Aufheizzeiten. Dabei wird das Grundgefüge des Werkstücks oberhalb der AC
3 Temperatur austenitisiert. Die austenitisierte Stahlplatine wird in einem Werkzeug,
das gekühlt oder ungekühlt sein kann, geformt. Während des Umformprozesses wird die
erwärmte Stahlplatine durch den Wärmeabfluss in das Werkzeug derart gekühlt, dass
es zur Martensit- Bainitbildung kommt. Dadurch wird der Stahl gehärtet. Um zu einer
vollständigen Durchhärtung zu kommen, muss die Platine auf eine Temperatur über AC
3 erhitzt werden. Wird die Platine weniger stark erwärmt, findet nur eine teilweise
Gefügeumwandlung und damit auch nur eine teilweise Härtung statt. Je nach Anwendungsfall
kann auch die reduzierte Härte den Anforderungen an die Panzerung genügen. Entscheidend
sind die während der Formgebungsschritte im ungehärteten Zustand der Platine deutlich
erweiterten Formgebungsgrenzen und die maßgenaue, weil verzugfreie Endformgebung und
Härtung im Werkzeug.
[0021] Zwar sind die Warmformung und das Härten im Werkzeug wie eingangs erwähnt bekannt,
es gibt allerdings keine Erfahrungen mit ballistischen Stählen und den damit verbundenen
Blechdicken bis zu 15 mm. Die Tiefzieheigenschaften und Formgebungsgrenzen sind in
der Anwendung dieses Verfahrens unbekannt. Ebenfalls ist unbekannt, bis zu welchen
Blechdicken eine Durchhärtung ballistischer Stähle möglich ist.
[0022] In umfangreichen, dieser Erfindung zugrundeliegenden Untersuchungen sind speziell
entwickelte Panzerstahlbleche bis 8 mm Wanddicke, vorzugsweise mit 5 bis 6 mm Wanddicke
oberhalb AC
3 austenitisiert, warm umgeformt und im Werkzeug gehärtet worden. Mit diesem Prozess
ist es möglich, hochfeste Panzerelemente mit höchsten Genauigkeiten herzustellen.
Durch die an die Fahrzeuginnenkontur angepasste Form ist es möglich gewichtssparend
zu bauen. Gleichzeitig wird die Zahl der Schweißnähte um ein Vielfaches reduziert,
so dass auch die zusätzlichen Schutzmaßnahmen entsprechend reduziert werden können.
Durch die bessere Bauraumausnutzung können Funktionselemente wie zum Beispiel Seiten-
und Kopfairbags eingebaut werden.
[0023] Um den Panzerstahl zu vergüten, kann er nach dem Härten angelassen werden.
[0024] Gegenständlich können so Panzerungen hergestellt werden, die der Endkontur der zu
panzernden Fahrzeugstelle entsprechen und erst mit Erreichen der Endkontur verzugfrei
gehärtet worden sind. Dabei lassen sich vor allem auch Biegewinkel > 4° problemlos
einstellen. Während des Tiefziehens und/ oder Biegens sind Biegewinkel bis zu 90°
realisierbar. Es können sogar Strukturbauteile selbst aus Panzerstahl hergestellt
werden, wodurch bei diesen Strukturteilen wie beispielsweise einer B-Säule oder auch
einer komplett tiefgezogenen Tür keine zusätzliche Panzerung nötig ist. Es besteht
daher die Möglichkeit, viele kleine miteinander verschweißte Einzelteile durch ein
einzelnes Bauteil zu ersetzen. Dies verringert die Zahl der Schweißnähte und das damit
verbundene Sicherheitsrisiko sowie den Aufwand, das Sicherheitsrisiko wiederum zu
minimieren. Das einzelne Bauteil zeichnet sich durch eine hohe Genauigkeit aus, aufgrund
derer es sich problemlos mit anderen Komponenten im Fahrzeug fügen lässt.
[0025] Das Verfahren der Warmformgebung mit Härten im Werkzeug führt aber nur dann zu den
gewünschten ballistischen Eigenschaften, wenn die fertigen Bauteile deutlich höhere
Härten als bei den bisher verwendeten konventionellen Stählen aufweisen. Das bedeutet,
der Stahl muß generell vergütbar sein und gleichzeitig über ein hohes Maß an Durchhärtbarkeit
verfügen. Es war daher ein Material zu entwickeln, das einerseits über eine ausgezeichnete
Durchhärtbarkeit wie konventionelle Warmformstähle verfügt, und andererseits eine
hohe Härte im Endzustand wie konventionelle ballistische Stähle aufweist.
[0026] Die Durchhärtbarkeit kann mit Elementen wie z.B. Mangan, Molybdän und Chrom verbessert
werden. Eine hohe Härte läßt sich z.B. mit den Elementen Kohlenstoff, Silizium und
Wolfram einstellen. Speziell Wolfram bildet sehr harte Karbide und erhöht die Zugfestigkeit,
Streckgrenze und Zähigkeit.
[0027] Als besonders vorteilhaft hat sich daher eine Stahllegierung für einen Panzerstahl
herausgestellt, die in Gewichtsprozent ausgedrückt eine Zusammensetzung aufweist von
- 0,2 bis 0,4 %
- Kohlenstoff
- 0,3 bis 0,8 %
- Silizium
- 1,0 bis 2,5 %
- Mangan
- max. 0,02 %
- Phosphor
- max. 0,02 %
- Schwefel
- max. 0,05 %
- Aluminium
- max. 2 %
- Kupfer
- 0,1 bis 0,5 %
- Chrom
- max. 2 %
- Nickel
- 0,1 bis 1 %
- Molybdän
- 0,001 bis 0,01 %
- Bor
- 0,01 bis 1 %
- Wolfram
- max. 0,05 %
- Stickstoff
[0028] Rest Eisen und erschmelzungsbedingte Verunreinigungen. Die Stahllegierung besitzt
eine Härte von bis zu 580 HV30.
[0029] In einer besonders geeigneten Variante liegen die einzelnen Werte bei C = 0,29 bis
0,31 %, Si = 0,4 bis 0,65 %, Mn = 1,5 bis 1,6 %, P = 0,012 bis 0,016 %, S = 0,0008
bis 0,0017 %, Al = 0,02 bis 0,03 %, Cu = max. 1,05 %, Cr = 0,25 bis 0,265 %, Ni =
max. 1,05 %, Mo = 0,4 bis 0,5 %, B = 0,002 bis 0,003 %, W = 0,01 bis 0,35 % und N
= 0,01 bis 0,015 %, Rest Eisen und erschmelzungsbedingte Verunreinigungen. Die Werte
von Kupfer und Nickel können im angegebenen Rahmen schwanken. In einer bevorzugten
Ausführungsform stehen beide Werte jedoch im Verhältnis 1 : 1.
[0030] Die erfindungsgemäße Stahllegierung eignet sich durch ihre Formbarkeit im weichen
Zustand und ihr Abkühlverhalten für ein gegebenenfalls kaltes Vorformen sowie die
Warmformung verbunden mit einer Härtung im Werkzeug und erreicht zugleich die für
eine Panzerung erwünschten hohen Härtegrade.
[0031] Zum einen ist die erfindungsgemäße Stahllegierung gedacht für die Panzerung von Kraftfahrzeuge
wie zum Beispiel gepanzerte Personenkraftwagen, insbesondere indem reguläre Karosseriebauteile
durch gepanzerte Karosseriebauteile ersetzt werden. Die Erfindung ist hierauf jedoch
nicht beschränkt. Auch beispielsweise Schützenpanzer und insbesondere militärische
Transportfahrzeuge können mit Blechdicken um die 12 mm problemlos erfindungsgemäß
gepanzert werden. Bei Kampfpanzern wie dem Leopard können ebenfalls Warmformteile
aus der erfindungsgemäßen Stahllegierung zum Einsatz kommen. Üblicherweise werden
diese Warmformteile wegen der großen Wandstärken dann aber eher nur Teil einer Panzerung
sein und nicht die gesamte Panzerung darstellen.
[0032] Nachfolgend ist das erfindungsgemäße Panzerbauteil anhand der einzigen Figur näher
beschrieben. Die Figur zeigt ein warmgeformtes und gehärtetes Bauteil 1 aus einer
Panzerstahlplatine. Die Platine weist eine Legierungszusammensetzung von C = 0,29
bis 0,31 %, Si = 0,4 bis 0,65 %, Mn = 1,5 bis 1,6 %, P = 0,012 bis 0,016 %, S = 0,0008
bis 0,0017 %, Al = 0,02 bis 0,03 %, Cu = max. 1,05 %, Cr= 0,25 bis 0,265 %, Ni = max.
1,05 %, Mo = 0,4 bis 0,5 %, B = 0,002 bis 0,003 %, W = 0,01 bis 0,35 % und N = 0,01
bis 0,015 %, Rest Eisen und erschmelzungsbedingte Verunreinigungen auf. Das Bauteil
1 verfügt über eine Blechdicke 2 von 6,0 mm. Das Bauteil 1 weist an den Stellen 3
bis 6 hohe Umformgrade auf. Es ist an den Stellen 3, 5 und 6 mit einem Winkel > 45°
gebogen. An der Stelle 4 ist ein spitzer Winkel α ausgeformt, zudem läuft die untere
Begrenzungslinie 4a schräg zu. Das Bauteil 1 ist trotz der hohen Umformgrade einteilig
ausgeführt und weist keine Schweißnaht auf. Die erforderliche Härte für den ballistischen
Schutz ist an allen Stellen, auch in den umgeformten Bereichen 3, 4, 5, 6 gegeben.
Das Bauteil 1 ist mit der Endformgebung im Werkzeug gehärtet worden. Es ist daher
maßgenau.
1. Verfahren zum Panzern eines Fahrzeugs mit einem Bauteil aus gehärtetem Stahl,
wobei zur Herstellung des Bauteils zunächst eine Platine aus ungehärtetem Panzerstahl
mit einer Blechdicke von 4 bis 15 mm bereitgestellt wird,
wobei das Bauteil vor der Endformgebung auf eine Temperatur über den AC
3 Punkt der Legierung erhitzt wird,
wobei das über AC
3 erhitzte Bauteil in einem Pressenwerkzeug in die Endform gebracht und gleichzeitig
unter Verbleib in dem Pressenwerkzeug gehärtet wird und wobei das Bauteil ohne einen
weiteren Umformschritt in das Fahrzeug zur Panzerung eingebaut wird,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Stahllegierung eingesetzt wird, die sich ausgedrückt in Gewichtsprozent zusammensetzt
aus
0,2 bis 0,4 % Kohlenstoff
0,3 bis 0,8 % Silizium
1,0 bis 2,5 % Mangan
max. 0,02 % Phosphor
max. 0,02 % Schwefel
max. 0,05 % Aluminium
max. 2 % Kupfer
0,1 bis 0,5 % Chrom
max. 2 % Nickel
0,1 bis 1 % Molybdän
0,001 bis 0,01 % Bor
0,01 bis 1 % Wolfram
max. 0,05 % Stickstoff
Rest Eisen und erschmelzungsbedingte Verunreinigungen.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Bauteil nach dem Härteprozess angelassen wird.
3. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Verhältnis von Kupfer zu Nickel 1 zu 1 ist.
4. Gehärtetes Bauteil aus Stahl mit einer Wanddicke von 4 bis 15 mm zur Panzerung eines
Fahrzeugs,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Bauteil der Endkontur der zu panzernden Fahrzeugstelle entspricht und erst mit
Erreichen der Endkontur verzugfrei gehärtet worden ist und dass das Bauteil aus einer
Stahllegierung besteht, die sich in Gewichtsprozent ausgedrückt zusammensetzt aus
0,2 bis 0,4 % Kohlenstoff
0,3 bis 0,8 % Silizium
1,0 bis 2,5 % Mangan
max. 0,02 % Phosphor
max. 0,02 % Schwefel
max. 0,05 % Aluminium
max. 2 % Kupfer
0,1 bis 0,5 % Chrom
max. 2 % Nickel
0,1 bis 1 % Molybdän
0,001 bis 0,01 % Bor
0,01 bis 1 % Wolfram
max. 0,05 % Stickstoff
Rest Eisen und erschmelzungsbedingte Verunreinigungen.
5. Bauteil nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Bauteil ein Teil der Strukturbauteile der Fahrzeugkarosserie selbst ist.
6. Bauteil nach einem der Ansprüche 4 und 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Bauteil geformte Bereiche mit einem Biegewinkel > 4° aufweist.
7. Bauteil nach einem der Ansprüche 4 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Verhältnis von Kupfer zu Nickel 1 zu 1 ist.