[0001] Die Erfindung richtet sich auf eine Wendeanordnung für eine Bogendruckmaschine zur
Wendung eines Bogens mittels einer Wendetrommel, beispielsweise für das Bedrucken
der Bogenrückseite im Widerdruck in einem nachfolgenden Druck- oder Lackwerk.
[0002] Zur Bewerkstelligung der Bogenwendung wird üblicherweise der im Schöndruck bedruckte
Bogen auf eine Speichertrommel geführt und von dieser durch eine Wendetrommel abgezogen.
Der Abzug des Bogens von der Speichertrommel kann durch seitens der Wendetrommel vorgesehene
Zangengreifer, oder mit Wider- und Schöndruckgreifern unter Abgriff der Bogenhinterkante
des auf der Speichertrommel aufliegenden Bogens erfolgen (Hinterkantenwendung). Die
Speichertrommel kann derart geteilt ausgebildet sein, dass durch diese unterschiedlichen
Bogenlängen Rechnung getragen werden kann. Die Speichertrommel kann ferner mit Drehsaugern
ausgestattet sein, zum Spannen des Bogens.
[0003] Aus
DE 43 36 047 A1 ist eine Bogenwendevorrichtung mit einer Wendetrommel zur Durchführung einer Hinterkantenwendung
bekannt, wobei die Wendetrommel mit Abnahmesaugern versehen ist, zur Abnahme der Bogenhinterkante
von einem Druckzylinder und zur Einführung der Bogenhinterkante in einen Greifer-Greifbereich.
Die Ausbildung der Wendetrommel als formatadaptive Struktur, sowie die ggf. erforderliche
Ansteuerung der Greifer als unter die Mantelfläche der Wendetrommel absenkbare Organe,
sowie der hierbei erforderliche Bogenhinterkantenabgriff durch Abnahmesauger erweist
sich als vorrichtungstechnisch aufwendig.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Wendeanordnung für eine Bogendruckmaschine
zu schaffen durch welche eine Bogenwendung in vorrichtungstechnisch vorteilhafter
Weise bewerkstelligt werden kann und die sich als solche auch unter maschinendynamischen
Gesichtspunkten als vorteilhaft erweist.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch eine Wendeanordnung für eine Bogendruckmaschine
mit einem Druckzylinder, einer Wendetrommel, und seitens der Wendetrommel vorgesehenen
Wendegreifern zum Ergreifen einer Bogenhinterkante eines über den Druckzylinder zulaufenden
Bogens, wobei der Druckzylinder und die Wendetrommel im Wendebetrieb derart aufeinander
abgestimmt sind, dass die seitens der Wendetrommel vorgesehenen Wendegreifer in einen
in dem Druckzylinder ausgebildeten Greiferkanal eintauchen können, zum Ergreifen eines
den Greiferkanal abschnittsweise überlappenden Hinterkantenbereiches des Bogens.
[0006] Dadurch wird es auf vorteilhafte Weise möglich bei Verarbeitung von Bogen maximaler
Formatlänge einen Abgriff der Bogenhinterkante durch Hintergriff des Bogens innerhalb
des druckzylinderseitigen Greiferkanals zu bewerkstelligen. Die erfindungsgemäße Wendeanordnung
eignet sich damit insbesondere für die Verarbeitung relativ biegesteifer Bedruckstoffe
wie beispielsweise Karton. Die erfindungsgemäße Wendeanordnung eignet sich weiterhin
auch in besonderem Maße für die Erstellung von Großformat- insbesondere Plakatdrucken.
[0007] Besondere Vorteile bietet die erfindungsgemäße Wendeanordnung bei der Aufbringung
von zur Schöndruckseite spielgelbildlichen, durchlichtdeckungsgleichen Aufdrucken
auf der Widerdruckseite von Plakaten die als solche von hinten beleuchtet werden.
[0008] Die Übernahme des Bogens durch die Wendetrommel kann unter permanentem Greiferschluss
erfolgen. Gegenüber der bekannten Dreitrommelwendung besteht der Vorteil, dass die
farbführende Seite des Bogens vor der Übergabe keinen Kontakt mit Bogenleitelementen
hat. Dadurch vermindert sich die Gefahr des Abschmierens. Es ist möglich, die Bogendruckmaschine
so zu konfigurieren, dass diese im Wendebetrieb auf die Verarbeitung eines standardisierten
Großformats ausgelegt ist. Insbesondere bei der Verarbeitung von Standardformaten
ist das erfindungsgemäße Wendekonzeptes besonders vorteilhaft anwendbar.
[0009] Die Abwicklung der erfindungsgemäßen Bogenwendung erfolgt unter Verarbeitung von
Bogen maximaler Formatlänge, d.h. Bogen die bei Auflage auf dem zugeordneten Druckzylinder
einen hinreichenden Überstand des Hinterkantenbereiches in den Greiferkanal bieten.
Der Druckzylinder fungiert hierbei als Speichertrommel, wobei das Bogenende (Greiferweis)
in den Greiferkanal hineinragt. Hinsichtlich der Formatbreite besteht unter der Voraussetzung
einer hinreichenden Erfassung des Bogens durch die Greifer, im wesentlichen die gleiche
Gestaltungsfreiheit wie im Schöndruckbetrieb.
[0010] Gemäß einer besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist die Wendetrommel
derart ausgestaltet, dass diese wahlweise auch als Transfertrommel zur Bogenweitedeitung
ohne Bogenwendung konfigurierbar ist. Die entsprechende Druckmaschine kann hierbei
als Schöndruckmaschine ohne Formateinschränkung betrieben werden.
[0011] Vorzugsweise sind die Wendegreifer als Zangengreifer ausgebildet und derart positioniert,
dass diese den in den druckzylinderseitigen Greiferkanal hineinragenden Hinterkantenabschnitt
des Bogens in dessen Greiferweißbereich der Hinterkante ergreifen. Es ist auch möglich,
die Wendegreifer ats Wider- und Schöndruckgreifer (innere Übergabe) zu gestalten.
[0012] Der Druckzylinder ist vorzugsweise als wenigstens doppelt großer Zylinder ausgebildet.
Die Wendetrommel kann als einfach große Trommel oder vorzugsweise ebenfalls als doppelt
große Trommel ausgebildet sein. Es ist möglich, die Wendetrommel mit Saugern auszustatten
zur Unterstützung des Abgriffs des in den Greiferkanal hineinhängenden Bogenendabschnittes
des Druckzylinders beim Betrieb der Druckmaschine unter Bogenwendung.
[0013] Vorzugsweise ist auch der Druckzylinder mit Halteorganen, insbesondere Saugern ausgestattet,
wobei diese Sauger insbesondere derart ausgebildet sein können, dass durch diese eine
Straffung des Bogens herbeiführbar ist.
[0014] Durch die Beschränkung der Option des Wendebetriebs auf die Verarbeitung von Bogen
maximaler Formatlänge wird es möglich, auf bislang erforderliche Einstellungen der
Wendetrommel zu verzichten und zur Abwicklung des Wendebetries lediglich eine Umstellung
der Greiferansteuerung vorzunehmen. In apparativer sowie in betriebstechnischer Hinsicht
ergeben sich hierdurch Vorteile. Insbesondere können stabilere Bauteile Verwendung
finden und der Anteil an beweglichen Komponenten kann reduziert werden. Sowohl für
den Schöndruckbetrieb als auch für den bei Verarbeitung von Bogen maximaler Formatlänge
möglichen Widerdruckbetrieb ergeben sich damit auch unter maschinendynamischen Gesichtspunkten
Vorteile.
[0015] Weitere Einzelheiten und Merkmale der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
Beschreibung in Verbindung mit der Zeichnung. Es zeigt:
- Figur 1
- eine Schema-Darstellung zur Veranschaulichung einer bei Verarbeitung von Bogen maximaler
Formatlänge unmittelbar mit dem Druckzylinder als Speichertrommel verwirklichten erfindungsgemäßen
Wendeanordnung für eine Bogendruckmaschine;
- Figur 2
- eine Detaildarstellung zur Erläuterung des Bogenabgriffs durch die Wendetrommel im
Bereich des Greiferkanals des vorgelagerten Druckzylinders.
[0016] Die in Figur 1 dargestellte Wendeanordnung für eine Bogendruckmaschine umfasst einen
Druckzylinder 1 und eine mit diesem zusammenwirkende Wendetrommel 2. Der Druckzylinder
1 und die Wendetrommel 2 sind bei diesem Ausführungsbeispiel jeweils als doppelt große
Zylinder bzw. Trommel ausgebildet. Der Druckzylinder 1 ist mit Druckzylindergreifern
1a, 1b versehen, durch welche der von einem hier lediglich skizzenhaft und dargestellten
Anleger AL aufgegriffene Bogen 5" jeweils ergriffen und während des Bedruckens desselben
durch den hier lediglich beispielhaft dargestellten Gummizylinder GZ, gehalten wird.
Die Druckzylindergreifer 1a, 1b sind jeweils in einander diametral gegenüberliegenden
Greiferkanälen 4a, 4b angeordnet.
[0017] Die, wie bereits angegeben, als doppelt große Trommel ausgeführte Wendetrommel 2
umfasst Wendegreifer 2a, 2b zum Aufgreifen des Hinterkantenbereiches eines Bogens
5 maximaler Formatlänge welcher mit seiner Hinterkante in den jeweiligen Greiferkanal
4a, 4b zumindest abschnittsweise hineinragt.
[0018] Der Druckzylinder 1 und die Wendetrommel 2 sind derart aufeinander abgestimmt, dass
die seitens der Wendetrommel 2 vorgesehenen Wendegreifer 2a bzw. 2b phasenweise in
den seitens des Druckzylinders 1 ausgebildeten Greiferkanal 4a, 4b eintauchen können
zum Ergreifen des in den Greiferkanal 4a, 4b hineinragenden Hinterkantenbereiches
des Bogens 5.
[0019] Durch die hier gezeigte Wendeanordnung wird es möglich, bei der Verarbeitung von
Bogen maximaler Formatlänge eine Bogenwendung durch eine ansonsten im Schöndruckbetrieb
als Transfertrommel wirksame Trommel vorzunehmen. Bei der unter der Bedingung der
Verarbeitung maximaler Formatlängen als Wendetrommel einsetzbaren Trommel handelt
es sich vorzugsweise um eine auf den Schöndruckbetrieb ausgelegte, im Widerdruckbetrieb
nicht-formatvariable Trommel.
[0020] Wie aus Figur 2 hervorgeht, sind die Greifer 2a, 2b als Schön + Widerdruckgreifer
oder als Zangengreifer ausgebildet und ermöglichen insoweit ein "Umkippen" des Hinterkantenbereiches
des Bogens und nachfolgendes Schleppen desselben. Es ist möglich, den Druckzylinder
1 mit Halteorganen 7, insbesondere Saugern, auszustatten, die als solche den in den
Greiferkanal 4a bzw. 4b hineinragenden Endabschnitt des Bogens 5 definiert halten
und gegebenenfalls den Bogen 5 definiert straffen.
[0021] Die erfindungsgemäße Wendeanordnung kann in vorteilhafter Weise durch Modifikation
eines Transferters als unmittelbar mit dem Druckzylinder 1 zusammenarbeitende Wendetrommel
realisiert werden. Die mit einer derartigen Wendetrommel bestückte Maschine kann wahlweise
als Schöndruck- und als Perfekting-Maschine betrieben werden. Hierzu ist sie mit wenigstens
einer, oder gegebenenfalls auch mehreren erfindungsgemäß mit dem jeweiligen Druckzylinder
unmittelbar zusammenwirkenden umstellbaren Wendetrommeln ausgestattet. Die erfindungsgemäßen
Wendetrommeln können unter weitgehendem Rückgriff auf übliche Druckwerkkomponenten
realisiert werden. Die erfindungsgemäße Maschine hat im Schöndruck keine Formateinschränkungen.
Der Wiederdruckbetrieb wird bei Verarbeitung eines bestimmten Bogenformates, insbesondere
im Bogenformat maximaler Bogenlänge möglich. Der Druckzylinder übernimmt im Rahmen
des Wiederdruckbetriebes der Druckmaschine die Funktion einer Speichertrommel, wobei
das Bogenende des Bedruckstoffes in den jeweiligen Greiferkanal hineinragt.
[0022] Auf Grundlage des erfindungsgemäßen Ansatzes wird es möglich, den Bedruckstoff in
permanentem Greiferschluss zu führen. Die Einschränkung der Verfügbarkeit der Wendefunktion
auf ein bestimmtes Papierformat, insbesondere das von der Maschine durch deren Druckzylinder
bestimmte, bewältigbare Maximalformat ist in vielen Anwendungsfällen unkritisch und
wird durch den relativ einfachen und robusten Aufbau der Wendeanordnung kompensiert.
Bezugszeichenliste
[0023]
- 1
- Druckzylinder
- 1 a
- Druckzylindergreifer
- 1 b
- Druckzylindergreifer
- 2
- Wendetrommel
- 2a
- Wendegreifer
- 2b
- Wendegreifer
- 4a
- Greiferkanal
- 4b
- Greiferkanal
- 5
- Bogen
- 5'
- Bogen
- 5"
- Bogen
- 7
- Halteorgan
- AL
- Anleger
- GZ
- Gummizylinder
1. Wendeanordnung für eine Bogendruckmaschine mit:
- einem Druckzylinder (1),
- einer Wendetrommel (2), und
- seitens der Wendetrommel (2) vorgesehenen Wendegreifern (2a, 2b) zum Ergreifen einer
Bogenhinterkante eines über den Druckzylinder (1) zulaufenden Bogens (5),
- wobei der Druckzylinder (1) und die Wendetrommel (2) derart aufeinander abgestimmt
sind, dass die seitens der Wendetrommel (2) vorgesehenen Wendegreifer (2a, 2b) in
einen in dem Druckzylinder (1) ausgebildeten Greiferkanal (4a, 4b) eintauchen können,
zum Ergreifen eines den Greiferkanal (4a, 4b) abschnittsweise überlappenden Hinterkantenbereiches
des Bogens (5).
2. Wendeanordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Abwicklung der Bogenwendung unter Verarbeitung von Bogen (5) mit hinsichtlich
des Druckzylinders (1) maximaler Formatlänge erfolgt.
3. Wendeanordnung nach Anspruch 1, oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Wendegreifer (2a, 2b) als Zangengreifer ausgebildet sind.
4. Wendeanordnung nach wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Wendegreifer (2a, 2b) derart ausgebildet sind, dass diese den Bogen (5) im Greiferweisbereich
der Hinterkante ergreifen.
5. Wendeanordnung nach wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Druckzylinder (1) als doppelt- oder dreifachgroßer Druckzylinder (1) ausgebildet
ist.
6. Wendeanordnung nach wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Wendetrommel (2) als einfachgroße Trommel ausgebildet ist.
7. Wendeanordnung nach wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Wendetrommel (2) als mehrfachgroße Trommel ausgebildet ist.
8. Wendeanordnung nach wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Wendetrommel (2) mit Halteorganen, insbesondere Saugern ausgestattet ist.
9. Wendeanordnung nach wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass der Druckzylinder (1) mit Halteorganen (7), insbesondere Saugern ausgestattet ist.
10. Wendeanordnung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass die druckzylinderseitigen Halteorgane (7), insbesondere Sauger derart bewegbar angeordnet
sind, dass durch diese eine Bogenstraffung herbeiführbar ist.