[0001] Die Erfindung betrifft ein Fenster- und/oder Fassadensystem, mit einer Füllung zum
Verschließen einer Öffnung in einem Gebäude, die durch Gebäudeteile oder damit verbundene
Rahmenelemente begrenzt ist, wobei die Füllung einen Hauptteil und mindestens zwei
sich daran jeweils nach außen erstreckende Ränder aufweist, mit denen sich die Füllung
an den Gebäudeteilen und/oder den Rahmenelementen abstützt.
[0002] Fenstersysteme werden unterschieden nach feststehenden Fenstern (Festfeld) und nach
Dreh- und/oder Kippfenstern. Feststehende Fenster weisen lediglich einen eine Glasscheibe
aufnehmenden Blendrahmen auf, der mit der Laibung einer Bauwerksöffnung fest verbunden
ist. Ein Dreh- und/oder Kippfenster weist neben einem Blendrahmen, der in der Laibung
fest verankert ist, zusätzlich einen Flügelrahmen auf. Die Glasscheibe wird von dem
Flügelrahmen eingefasst, der wiederum mit dem Blendrahmen dreh- und/oder kippbar gelagert
ist.
[0003] Fassaden bestehen aus Pfosten und Riegeln, die ebenfalls mit einer Füllung aus Glas
oder zum Beispiel Paneelen ausgeführt sind. In einzelnen Fällen sind auch Einsetzrahmen
mit Fensterflügeln möglich.
[0004] Aus der
europäischen Patentschrift EP 1 223 288 B1 ist ein Fensterbeziehungsweise ein Türsystem mit zwei Glasscheiben bekannt, bei dem
die eine Glasscheibe die andere Glasscheibe zumindest an einer Seite um einen Überstand
überragt. Kann der Flügelrahmen nach innen geöffnet werden, überragt die innere Glasscheibe
die äußere Glasscheibe und kann der Flügelrahmen nach außen geöffnet werden, überragt
die äußere Glasscheibe die innere Glasscheibe. Dabei wird eine Versiegelung unterhalb
eines die beiden Glasscheiben trennenden Abstandhalters aufgebracht, die die Breite
des Zwischenraums der Scheiben teilweise überschreitet, so dass die Stirnfläche der
kleineren Glasscheibe von der Versiegelung teilweise überdeckt wird. Das soll zu einer
deutlich besseren Wärmedämmung führen.
[0005] Nachteil dieses Fenster- oder Türsystems bei der Variante, bei dem der Glasflügel
nach innen geöffnet wird, ist eine geringere Einbruchsicherheit durch ein fehlendes
inneres Befestigungselement für die Scheiben zum Innenraum hin. Beispielsweise kann
ein gewaltsamer Stoß, beziehungsweise eine Folge von gewaltsamen Stößen, im Randbereich
des Fensters zum Lösen oder zur Zerstörung der Verbindung führen, wodurch die gesamte
Verbundglasscheibe aus dem Rahmen entfernt werden kann und der Zugang zum Innenbereich
freigegeben ist. Für den Fall einer explosionsbedingten Druckentwicklung, für die
das bekannte Fenster jedoch nicht konzipiert ist, kann dieses Fenstersystem abhängig
von dem schwächsten Glied auf zwei Arten versagen. Zum Einen kann bei Versagen des
Klebers die gesamte Glaseinheit aus dem Rahmen gesprengt werden und im Innenraum befindliche
Personen gefährden. Zum Anderen kann bei Versagen der Glasscheiben die Glaseinheit
als solche zerbersten und im Innenraum befindliche Personen werden durch Glas- oder
Rahmensplitter gefährdet. Durch im Inneren des Gebäudes auftretende Explosionen können
infolge nach außen abgängiger Glasscheiben Personen gefährdet werden, die sich im
äußeren Umfeld des Gebäudes befinden.
[0006] Fassadensysteme weisen gegenüber Fenstersystemen sowohl in ihrem Aufbau als auch
bei ihrer Montage große Unterschiede auf. Fassadenelemente werden typischer Weise
nicht in Rahmen gefasst. Sie werden von außen an dem Bauwerk montiert und an Gebäudeteilen,
wie beispielsweise Stützen oder Trägern, befestigt.
[0007] Die
europäische Patentschrift 1 167 647 A1 offenbart eine Fassadenverkleidung, bestehend aus mehreren die Fassadenelemente bildenden
lsolierglasscheiben wobei eine der Bauwerksseite abgewandte äußere Scheibe mit ihren
Randbereichen umlaufend eine innere Scheibe überragt, was eine optisch ansprechendere
Gestaltung der Fassade bewirkt. Die Scheiben werden nicht von einem Rahmen eingefasst.
An den Randbereichen der lsollerglasscheiben ist ein gemeinsames Halteteil angeordnet
beziehungsweise festgeklebt, das mit einem dem Bauwerk zugehörigen Bauteil, wie zum
Beispiel einem Pfosten oder einem Riegel, fest verbunden wird und somit das zentrale
Teil der Haltekonstruktion zwischen Bauwerk und Fassade bildet. Die Fassadenelemente
können als feststehende Elemente und als nach außen öffenbare Elemente ausgebildet
werden.
[0008] Im Falle einer explosionsbedingten Druckentwicklung, die auch in dieser Schrift nicht
thematisiert ist, zerspringen auch hier die Glasscheiben unkontrolliert, was eine
Gefahr für im Umfeld befindliche Personen darstellt.
Aufgabe
[0009] Ausgehend von diesem Stand der Technik ist es Aufgabe der vorliegenden Erfindung,
ein Fenster- und/oder Fassadensystem bereit zu stellen, das sich bei einer Einwirkung
einer insbesondere explosionsbedingten Druckwelle kontrolliert verformt und/oder verlagert,
keinen Splitterflug in das Innere des Gebäudes verursacht, und somit keine Verletzungsgefahr
für Personen darstellt.
Lösung
[0010] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass die sich nach außen erstreckenden
Ränder der Füllung derart ausgebildet sind, dass sie infolge einer insbesondere explosionsbedingten
Druckwelle derart gegenüber dem Hauptteil der Füllung verformt werden oder von diesem
abbrechen, dass der Hauptteil der Füllung im Wesentlichen intakt bleibt und insgesamt
in Ausbreitungsrichtung der Druckwelle verlagerbar ist und dass eine Halteeinrichtung
vorhanden ist, die die Verlagerung des Hauptteils der Füllung nach Bildung eines Druckentlastungsquerschnitts
zwischen dem Innenbereich und dem Außenbereich des Gebäudes begrenzt.
[0011] Im Normalzustand dienen die Ränder zu einer sicheren Abstützung beziehungsweise Befestigung
der Füllung in einem Rahmenelement oder an einem Gebäudeteil. Die Ränder überragen
den eigentlichen Öffnungsquerschnitt der Gebäudeteile beziehungsweise der Rahmenelemente,
was hinsichtlich der Einbruchsicherung einen Vorteil schafft. Bei einer Krafteinwirkung
von außen auf die Füllung kann diese nicht ohne Weiteres aus ihrer Einbettung gestoßen
werden.
[0012] Die Ränder der Füllung zeichnen sich dadurch aus, dass sie bei einer Einwirkung,
beispielsweise durch eine explosionsbedingte Druckwelle, abbrechen oder sich gegenüber
dem Hauptteil der Füllung derart verformen, so dass eine Beweglichkeit der Füllung
in Ausbreitungsrichtung der Druckwelle sicher gestellt ist, wobei die Ränder, je nach
Ausführung, an dem Hauptteil der Füllung verbleiben oder von diesem abgetrennt sind.
Obwohl die Füllung prinzipbedingt größer ist als die Öffnung im Bauwerk, kann im Explosionsfall
durch die erfindungsgemäße Eigenschaft der Ränder eine kontrollierte Verlagerung der
Füllung erreicht werden. Bei der Variante des Systems, bei dem die Ränder vom Hauptteil
der Füllung abbrechen, erfolgt dieses Abbrechen an der Stelle des Übergangs von dem
Hauptteil der Füllung in die Ränder und die abgebrochenen Ränder verbleiben in ihrer
Einbettung, wodurch ein Splitterflug weitestgehend verhindert wird.
[0013] Entscheidend ist, dass die nach Entfernung oder Verformung der Ränder gewährleistete
Beweglichkeit des Hauptteils der Füllung durch eine Halteeinrichtung begrenzt wird.
Somit wird verhindert, dass die Füllung des Systems lose umher fliegt und eine Gefahr
für im Inneren oder im Außenbereich des Gebäudes befindliche Personen darstellt. Weiterhin
ist wesentlich, dass der Hauptteil der Füllung zusammenhängend bleibt, wodurch ein
Splitterflug vermieden wird. Dies wird insbesondere durch eine Verbundglasscheibe
auf der dem Gebäudeinneren zugewandten Seite der Füllung gewährleistet.
[0014] Bei einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung sind die Ränder um den Hauptteil
der Füllung umlaufend angeordnet. So kann beispielsweise eine umlaufende Dämmung oder
Isolierung angebracht werden, die die bauphysikalischen Eigenschaften des Systems
verbessert. Weiterhin wird eine stabilere Lagerung des Systems im Normalzustand erreicht,
da die Gesamtlänge der Abstützung entsprechend groß ist.
[0015] Die Halteeinrichtung zur Begrenzung des Druckentlastungsquerschnitts kann mindestens
ein gebäudefest angeordnetes Halteelement aufweisen. Beispielsweise kann ein Anschlag
an einem Gebäudeteil angebracht sein, der die Bewegung der Füllung nach einer gewissen
Strecke unterbindet. Im Fall einer insbesondere explosionsbedingten Druckwelle wird
der Hauptteil der Füllung nach Verformung oder Abbrechen der Ränder in Ausbreitungsrichtung
der Druckwelle bewegt, bis er an das Halteelement angelangt, auf das dann Druck-,
Biege- und/oder Scherkräfte wirken.
[0016] Bei einer weiteren Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung kann die Halteeinrichtung
als ein den Hauptteil der Füllung mit einem Gebäudeteil verbindendes Zugmittel, insbesondere
ein Seil oder ein Gurt, ausgebildet sein. Hier wird die Halteeinrichtung ausschließlich
auf Zug beansprucht.
[0017] Vorteilhafter Weise ist die Füllung aus mehreren Schichten oder Scheiben zusammen
gesetzt, und zwar aus einer äußeren Schicht, insbesondere einer Verglasung, und einer
inneren Schicht, insbesondere einer Verbundverglasung, die durch einen gasgefüllten
Zwischenraum von der äußeren Verglasung getrennt ist. Die Ränder werden jeweils nur
von einer der Schichten ausgebildet. Durch den schichtartigen Aufbau der Füllung ist
die Ausbildung eines Luftzwischenraums möglich, um die Isoliereigerischaften zu verbessern.
Durch die Ausbildung als Verbundglasscheibe wird ein Zersplittern des Hauptteils der
Füllung verhindert.
[0018] Eine Möglichkeit der Ränderausbildung sieht vor, dass die Ränder bei einer insbesondere
explosionsbedingten Druckwelle dadurch bedingt abbrechen, dass die die Ränder bildende
Verglasung eine sehr geringe Dicke aufweist, insbesondere aus einem Einscheibenglas
besteht. Dabei muss gewährleistet sein, dass diese äußere Verglasung im Fall einer
Explosion im Umfeld das schwächste Glied des Systems ist, beziehungsweise dass der
Übergang von dem Hauptteil der Füllung in die Ränder am meisten beansprucht wird.
[0019] Eine weitere Möglichkeit der Ränderausbildung sieht vor, eine Sollbruchstelle im
Übergangsbereich von dem Hauptteil der Füllung zu den Rändern vorzusehen, wodurch
bei einer insbesondere explosionsbedingten Druckwelle das Abbrechen der Ränder hervorgerufen
wird.
[0020] Eine Ausführungsform der vorliegenden Erfindung sieht als Füllung des Systems ein
Wandpaneel vor, dessen Ränder aus einem plastisch verformbaren Material, insbesondere
aus Blech, bestehen.
[0021] Nach einer Ausgestaltung der Erfindung werden die Ränder zwischen einem Gebäudeteil
oder Rahmenelement einerseits und einem Befestigungsmittel andererseits eingespannt.
Der Kraftfluss erfolgt auf direktem Weg von dem Befestigungsmittel über die Ränder
in das Gebäudeteil oder in das Rahmenelement, das heißt die Kraftübertragung erfolgt
ausschließlich durch die Ränder. Die übrigen Schichten der Füllung liegen außerhalb
des Kraftflusses. Die Einspannkräfte können somit sehr hoch gewählt werden, so dass
auch eine gute Einbruchhemmung erzielbar ist, insbesondere wenn die Dicke der die
Ränder bildenden Schicht nicht allzu gering ist. Dabei stellt die Abstimmung der einbruch-
und sprengwirkungshemmenden Eigenschaften kein ernstes Problem dar, weil die bei Explosionen
wirksamen Druckkräfte typischerweise sehr hoch und die die Ränder bildende Schicht
daher ohne Probleme eine gewisse Dicke aufweisen darf, woraus sich wiederum eine hinreichende
Einbruchhemmung ergibt, da die hierzu erforderlichen Kräfte bei einer derartigen Schichtdicke
bereits ohne Zerstörung aufnehmbar sind.
[0022] Im Gegensatz dazu kann das erfindungsgemäße Fenster- oder Fassadensystem auch so
ausgeführt werden, dass die Füllung einerseits mit ihren Rändern an einem Gebäudeteil
oder Rahmenelement abgestützt ist und andererseits von einem Befestigungsmittel gehalten
ist, das an der der Druckwelle zugewandten Schicht angreift. Dabei kann die Anordnung
der Befestigungsmittel, insbesondere durch das Vorsehen einer zusätzlichen kraftübertragenden
Leiste zwischen Rändern und Befestigungsmittel, derart erfolgen, dass der Kraftfluss
auch auf dem direkten Weg von dem Befestigungsmittel über die kraftübertragende Leiste
in die Ränder und von dort in das Gebäudeteil oder das Rahmenelement eingeleitet wird.
Bei fehlender kraftübertragender Leiste zwischen dem Befestigungsmittel und den Rändern
erfolgt bedingt durch eine versetzte Lage von Befestigungsmittel und Rändern die Krafteintragung
in das Gebäudeteil oder das Rahmenelement auf dem indirekten Weg über das Befestigungsmittel
in den Hauptteil der Füllung und von dort über die Ränder in das Gebäudeteil.
[0023] Schließlich ist vorteilhaft, wenn der Hauptteil der Füllung zumindest auf der dem
Gebäudeinneren zugewandten Seite eine Verbundglasscheibe aufweist, die durch ihre
Eigenschaft einen Splitterflug in das Innere des Gebäudes vermeidet, selbst wenn die
der Angriffsseite zugewandte Scheibe zerbrechen sollte.
Ausführungsbeispiel
[0024] Die Erfindung wird nachfolgend anhand von fünf Ausführungsbeispielen erläutert.
[0025] Es zeigen
- Figur 1
- einen Horizontalschnitt eines Flügelfensters mit einem ersten Ausführungsbeispiel
einer Randbefestigung und einer Halteeinrichtung,
- Figur 2
- einen Horizontalschnitt eines Festfeldes mit der Randbefestigung und der Halteeinrichtung
nach Figur 1,
- Figur 3
- einen Horizontalschnitt eines Fassadensystems mit Glasfüllungen in einem ersten Ausführungsbeispiel
einer Halteeinrichtung,
- Figur 4
- wie Figur 3, jedoch mit einem zweiten Ausführungsbeispiel der Rückhalteeinrichtung,
und
- Figur 5
- einen Horizontalschnitt eines Fassadensystems mit Wandpaneelen mit zwei weiteren Ausführungsbeispielen
einer Halteeinrichtung.
[0026] Figur 1 zeigt als Beispiel für ein erfindungsgemäßes Fenstersystem 100 ein in eine
Öffnung 300 eingebautes Flügelfenster in einem Horizontalschnitt. Der Blendrahmen
120 ist fest mit der Laibung 200 verbunden und die Füllung 110 wird von einem dreh-
und kippbar gelagerten Flügelrahmen 121 eingefasst. Die Füllung 110 besteht aus mehreren
Schichten und weist als äußere Schicht 114-1 ein Einscheibenglas, zum Beispiel aus
Floatglas, auf. Die innere Schicht 114-2 besteht aus einer Verbundverglasung aus drei
miteinander verklebten Einzelscheiben. Die Verbundverglasung ist durch Abstandhalter
112 von der äußeren Schicht 114-1 getrennt. Die Füllung 110 ist durch ein Vorlegeband
150 und eine Anpressdichtung 162 gegenüber dem Flügelrahmen 121 abgedichtet. Es ist
ein Normalzustand dargestellt, in dem die umlaufenden Ränder 113 zur Befestigung der
Füllung 110 herangezogen werden. Die Ränder 113 werden durch ein Befestigungsmittel,
bestehend aus einem Anpressprofil 161, der Anpressdichtung 162, einer Anpressschraube
163 und einem Adapterprofil 164 fest eingespannt, insbesondere von der Innenseite
her gegen einen freien Schenkel 122 an den Flügelrahmen 121 gepresst. Eine nachgebende
Gummi-Glasdichtung 155 sitzt von innen auf der Füllung 110 auf, allerdings schränkt
diese nicht die benötigte Bewegungsfreiheit des Hauptteils 111 der Füllung 110 bei
einer auftretenden Druckwelle D ein, da sie in diesem Fall nachgibt oder abspringt.
[0027] Bei einer explosionsartigen Druckwelle D brechen die Ränder 113 an der Stelle des
Übergangs von dem Hauptteil 111 der Füllung 110 in die Ränder 113 ab, wobei die abgebrochenen
Ränder 113 weiterhin in der Anpresseinheit gehalten werden und ein Splitterflug weitestgehend
verhindert wird. Der Hauptteil 111 der Füllung 110 bleibt weitestgehend als Einheit
verbunden und kann sich in Ausbreitungsrichtung der Druckwelle D bewegen.
[0028] Um ein unkontrolliertes Umherfliegen des aus der Öffnung 300 heraus gesprengten Hauptteils
111 der Füllung 110 nach Einwirkung einer Druckwelle D zu verhindern, weist das erfindungsgemäße
Fenstersystem eine Halteeinrichtung 130 auf. In Figur 1 ist ein Seil 132 oder Gurt
als erstes Ausführungsbeispiel dieser Halteeinrichtung 130 dargestellt. Das Seil 132
oder der Gurt kann auf verschiedene Weisen geführt sein. Das Seil 132 umspannt die
Füllung 110 entlang ihres Umfangs und ist in einer am Rand der Füllung 110 ausgebildeten
Nut 131 geführt. Die durch die zurückspringenden Abstandhalter 112 gebildete Nut 131
ist mit einer Versiegelungsmasse 151 verfüllt, die das Seil 132 fest mit der Füllung
110 verbindet. In jedem Fall ist das Seil 132 beziehungsweise sind seine freien Enden
fest mit dem Gebäudeteil 400, beziehungsweise zum Beispiel der Nase, verbunden.
[0029] Figur 2 zeigt einen Horizontalschnitt durch ein Fenstersystem 100 mit einem Festfeld.
Abgesehen von dem Fehlen eines Flügelrahmens stimmen die wesentlichen Bestandteile
aus Figur 1 überein. Als Abstandhalter 112-1 werden hier U-Profile verwendet, die
mit einer Versiegelungsmasse 151 ausgefüllt werden und in dem das umlaufende Seil
134 der Halteeinrichtung 130 geführt ist.
[0030] In Figur 3 ist ein Fassadensystem 100-1 dargestellt, das von außen an ein Gebäudeteil
400, beispielsweise eine Stütze aus einem Aluminiumprofil, angebracht ist. Das Gebäudeteil
400 ist mit einer Nase 401 ausgestattet, die als Anschlag für die Füllungen 110 dient
und diese voneinander trennt. Zum Innenbereich I des Gebäudes ist ein Dichtungsprofil
152 zwischen den Rändern 113 der Füllung 110 und dem Gebäudeteil 400 angeordnet. Das
Befestigungsmittel 160-1, das von außen auf die Füllung 110 geschraubt wird, besteht
aus einer Halteleiste 165 und einer darauf angebrachten Abdeckleiste 166. Die Halteleiste
165 ist mittels Schrauben, die nur durch ihre Mittellinie angedeutet sind, mit der
Nase 401 verbunden. Die Abdeckleiste 166 wird nach der Montage auf die Halteleiste
165 aufgeklipst. Der Zwischenraum zwischen Befestigungsmittel 160-1 und Füllung 110
wird wiederum mit einem Dichtungsprofil 154 geschlossen. Zur Vermeidung von Kältebrücken
ist der Zwischenraum von Befestigungsmittel 160-1 und der Nase 401 des Gebäudeteils
400 mit einem Isolierprofil 156 ausgefüllt. Der Kraftfluss K
d von dem Befestigungsmittel 160-1 auf das Gebäudeteil 400 erfolgt direkt über eine
kraftübertragende Leiste 140 und die Ränder 113. Zur Vermeidung einer Kältebrücke,
sowie einer Spannungsspizten erzeugenden direkten Anlage, ist hier ein elastisches
Abdichtungsprofil 153 zwischen der Leiste 140 und den Rändern 113 vorgesehen.
[0031] Die mehrschichtig aufgebaute Füllung 110 besteht aus einer inneren Schicht 114-2
aus Floatglas und einer äußeren Schicht 114-1 aus Verbundglas, die wieder durch einen
Abstandhalter 112 von der inneren Verglasung getrennt wird. Bei dieser erfindungsgemäßen
Ausführungsform werden die Ränder 113 von der inneren Schicht 114-2 ausgebildet. Bei
einer insbesondere explosionsbedingten Druckwelle D in Pfeilrichtung brechen auch
hier die Ränder 113 der Füllung 110 ab und gestatten eine Verlagerung des Hauptteils
111 der Füllung 110 bis dass der von der Halteeinrichtung 130 ermöglichte Druckentlastungsquerschnitt
erreicht ist. Die Halteeinrichtung 130 ist wieder als Seil 132 ausgebildet, das in
einer mit Versiegelungsmasse 151 ausgefüllten Nut 131 geführt wird.
[0032] Figur 4 zeigt im Wesentlichen ein übereinstimmendes Fassadensystem 100-1 wie Figur
3, allerdings mit dem Unterschied, dass der Abstandhalter 112-1 wie in Figur 2 aus
einem mit Versiegelungsmasse 151 ausgefüllten U-Profil besteht.
[0033] In Figur 5 ist ein Fassadensystem 100-1 bestehend aus einem Wand paneel im Horizontalschnitt
dargestellt. Die Befestigung des Wandpaneels erfolgt mit dem selben Befestigungsmittel
160-1 wie in den Figuren 3 und 4. Zwischen dem Befestigungsmittel 160-1 und den Rändern
113 ist formschlüssig eine Wärmedämmung 157 angeordnet, die nicht zu einer Kraftübertragung
herangezogen werden kann, wodurch der Kraftfluss K
i von dem Befestigungsmittel 160-1 indirekt in das Gebäudeteil 400 eingeleitet wird
und zwar von dem Befestigungsmittel 160-1 über den Hauptteil 111 der Füllung 110 in
die Ränder 113 und schließlich in das Gebäudeteil 400.
[0034] Das Wandpaneel weist als innere Schicht 114-2 ein inneres Deckblech auf, aus dem
die Ränder 113 ausgebildet sind, die sich bei erhöhter Druckbelastung, beispielsweise
infolge einer Explosion, verbiegen, um dem Hauptteil 111 der Füllung 110 eine Verlagerung
an dem Gebäudeteil 400 vorbei zu ermöglichen.
[0035] Diese Verlagerung kann auf die selbe Art wie in den vorgenannten Figuren mit Hilfe
eines Seils 132 begrenzt werden. Figur 5 zeigt eine weitere Möglichkeit für die Ausbildung
einer Halteeinrichtung 133 und zwar durch die Ausbildung der Halteeinrichtung 133
als auf einer Seite der Füllung 110 in vertikaler Schwenkachse angeordneter gelenkig
gelagerter Bolzen. Bei einer insbesondere explosionsbedingten Druckwelle D schwenkt
nach Verformung der Ränder 113 auf den nicht durch Bolzen gelagerten Seiten der Füllung
der Hauptteil 111 der Füllung 110 nach Art eines Drehflügels um diese Schwenkachse
auf. Falls gewünscht, kann der maximale Schwenkungswinkel durch geeignete Begrenzungsmittel
beschränkt werden.
Bezugszeichenliste:
[0036]
- 100
- Fenstersystem
- 100-1
- Fassadensystem
- 110
- Füllung
- 111
- Hauptteil
- 112
- Abstandhalter
- 112-1
- Abstandhalter
- 113
- Ränder
- 114-1
- äußere Schicht
- 114-2
- innere Schicht
- 120
- Blendrahmen
- 121
- Flügelrahmen
- 122
- Schenkel
- 130
- Halteeinrichtung
- 131
- Nut
- 132
- Seil
- 133
- Halteeinrichtung
- 140
- Leiste
- 150
- Vorlegeband
- 151
- Versiegelungsmasse
- 152
- Dichtungsprofil
- 153
- Abdichtungsprofil
- 154
- Dichtungsprofil
- 155
- nachgebende Gummi-Glasdichtung
- 156
- Isolierprofil
- 157
- Wärmedämmung
- 160
- Befestigungsmittel
- 160-1
- Befestigungsmittel
- 161
- Anpressprofil
- 162
- Anpressdichtung
- 163
- Anpressschraube
- 164
- Adapterprofil
- 165
- Halte-Leiste
- 166
- Abdeckleiste
- 200
- Laibung
- 300
- Öffnung
- 400
- Gebäudeteil
- 401
- Nase
- D
- Druckwelle
- A
- Außenbereich
- I
- Innenbereich
- Kd
- direkter Kraftfluss
- Kl
- indirekter Kraftfluss
1. Fenster- und/oder Fassadensystem (100, 100-1), mit einer Füllung (110) zum Verschließen
einer Öffnung (300) in einem Gebäude, die durch Gebäudeteile (400) oder damit verbundene
Rahmenelemente begrenzt ist, wobei die Füllung (110) einen Hauptteil (111) und mindestens
zwei sich daran jeweils nach außen erstreckende Ränder (113) aufweist, mit denen sich
die Füllung (110) an den Gebäudeteilen (400) und/oder den Rahmenelementen abstützt,
dadurch gekennzeichnet, dass die Ränder (113) derart ausgebildet sind, dass sie infolge einer insbesondere explosionsbedingten
Druckwelle (D) derart gegenüber dem Hauptteil (111) der Füllung (110) verformt werden
oder von diesem abbrechen, dass der Hauptteil (111) der Füllung (110) im Wesentlichen
intakt bleibt und insgesamt in Ausbreitungsrichtung der Druckwelle (D) verlagerbar
ist und dass eine Halteeinrichtung (130, 133) vorhanden ist, die die Verlagerung des
Hauptteils (111) der Füllung (110) nach Bildung eines Druckentlastungsquerschnitts
zwischen dem Innenbereich (I) und dem Außenbereich (A) des Gebäudes begrenzt.
2. Fenster- und oder Fassadensystem (100, 100-1) nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass die Ränder (113) um den Hauptteil (111) der Füllung (110) umlaufend angeordnet sind.
3. Fenster- und oder Fassadensystem (100, 100-1) nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass die Halteeinrichtung (130, 133) mindestens ein gebäudefest angeordnetes Halteelement
aufweist, insbesondere ein an einem Gebäudeteil (400) angebrachter Anschlag ist.
4. Fenster- und oder Fassadensystem (100, 100-1) nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass die Halteeinrichtung (130, 133) ein den Hauptteil (111) der Füllung (110) mit einem
Gebäudeteil (400) verbindendes Zugmittel, insbesondere ein Seil (132) oder ein Gurt,
ist.
5. Fenster- und oder Fassadensystem (100, 100-1) nach einem der vorigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass das die Füllung (110) aus mehreren Schichten oder Scheiben zusammen gesetzt ist,
und zwar aus einer äußeren Schicht (114-1), insbesondere einer Verglasung, und einer
inneren Schicht (114-2), insbesondere einer Verbundverglasung, die durch einen gasgefüllten
Zwischenraum von der äußeren Verglasung getrennt ist und dass die Ränder (113) jeweils
nur von einer der Schichten (114-1, 114-2) ausgebildet sind.
6. Fenster- und oder Fassadensystem (100,100-1) nach einem der vorigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Ränder (113) bei einer insbesondere explosionsbedingten Druckwelle (D) dadurch bedingt abbrechen, dass die die Ränder (113) bildende Verglasung eine sehr geringe
Dicke aufweist, insbesondere aus einem Einscheibenglas besteht.
7. Fenster- und oder Fassadensystem (100, 100-1) nach einem der vorigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass das Abbrechen der Ränder (113) bei einer insbesondere explosionsbedingten Druckwelle
(D) durch eine Sollbruchstelle im Übergangsbereich von dem Hauptteil (111) der Füllung
(110) und den Rändern (113) hervorgerufen wird.
8. Fenster- und oder Fassadensystem (100, 100-1) nach einem der vorigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Füllung (110) ein Wandpaneel ist, dessen Ränder aus einem plastisch verformbaren
Material, insbesondere aus Blech, bestehen.
9. Fenster- und oder Fassadensystem (100, 100-1) nach einem der vorigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Ränder (113) zwischen einem Gebäudeteil (400) oder Rahmenelement einerseits und
einem Befestigungsmittel (160) andererseits eingespannt sind.
10. Fenster- und oder Fassadensystem (100, 100-1) nach einem der vorigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Füllung (110) einerseits mit ihren Rändern (113) an einem Gebäudeteil (400) oder
Rahmenelement abgestützt ist und andererseits von einem Befestigungsmittel (160, 160-1)
gehalten ist, das an der der Druckwelle (D) zugewandten Schicht (114-1, 114-2) angreift.
11. Fenster- und oder Fassadensystem (100, 100-1) nach einem der vorigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass der Hauptteil (111) zumindest auf der dem Gebäudeinneren (I) zugewandten Seite eine
Verbundglasscheibe aufweist.