[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Reinigen eines laufenden Bandes, insbesondere
eines umlaufenden Trockensiebes einer Papier- oder Kartonmaschine.
[0002] Vorrichtungen zum Reinigen von Bändern sind in großer Zahl bekannt geworden. Siehe
beispielsweise
DE 94 17 875 U1. Hierbei ist eine Rohrleitung quer zum Sieb angeordnet. Die Rohrleitung weist einen
Anschluss an ein Druckmedium auf. Sie weist ferner mehrere Düsen auf, die an die Rohrleitung
angeschlossen und gegen das Sieb hin gerichtet sind, um ein Druckmedium, vor allem
Wasser, auf das Sieb zu spritzen und somit dieses zu reinigen.
[0003] DE 42 33 910 A1 beschreibt eine Vorrichtung zum Reinigen einer laufenden Filzbahn in einer Papiermaschine.
Die Vorrichtung weist eine Düse auf, die ebenfalls ein unter Druck stehendes Medium
auf die Filzbahn aufbläst. Das Medium ist feuchte Warmluft. Es wird auf der gegenüberliegenden
Seite abgezogen.
[0004] Moderne Verpackungspapiere enthalten Nichtfasermaterialien, z. B. Latex, die zum
Verkleben neigen und die sich beim Papierherstellungsprozess an das Trockensieb anlagern.
Die Anlagerung findet zunächst nur örtlich begrenzt und in minimalem Umfange statt.
Eine minimale und örtlich begrenzte Verschmutzung ist jedoch Keim für weiteren Schmutz,
der sich an den Keim anlagert, so dass eine Kumulierung von Schmutz zu einer großflächigen
Verunreinigung führen kann. Bei solchen verklebenden Verunreinigungen spricht man
von Stickies.
[0005] Stickies können sich jederzeit an jeder beliebigen Stelle des Trockensiebes anlagern.
Dabei lassen sich Ort und Zeit nicht vorhersehen. Stickies führen dazu, dass die zu
entwässernde Papierbahn an den Stellen der Schmutzablagerung in geringerem Maße getrocknet
wird, als an völlig schmutzfreien Bereichen. Bei entsprechender Verschmutzung findet
überhaupt keine Entwässerung mehr statt. In jedem Falle führt die Anlagerung von mehr
oder minder großflächigen Verschmutzungen zur Qualitätseinbußen der zu erzeugenden
Faserstoffbahn, das heißt Papierbahn oder Kartonbahn, oder sogar zu einem Abriss der
Bahn, vor allem an Stellen, an welchen die Bahn ohne Unterstützung von einer Baugruppe
an eine andere überführt wird.
[0006] Während das Reinigen von Sieben, Filzen oder anderen umlaufenden Bändern bei nicht-verklebenden
Verunreinigungen lösbar ist, ist das Entfernen der genannten Stickies sehr problematisch.
Die sonst übliche Spritzreinigung mit Spritzdüsen - Nadeldüsen oder Flachstrahldüsen
- versagt bei klebenden Verunreinigungen, die am Sieb anhaften. Eine vollständige
Entfernung wird hiermit meist nicht erzielt.
[0007] Die Anwendung von Schabern führt zwar zu bessern Ergebnissen. Sie ist jedoch problematisch,
weil nämlich ein Verschleiß am zu reinigenden Band zwangsläufig stattfindet.
[0008] Auch eine Bürstvorrichtung, beispielweise mit Kunststoff- oder Stahlborsten, kann
anhaftende Stickies nicht restlos entfernen.
[0009] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Reinigungsvorrichtung anzugeben, durch
welche klebende Verunreinigungen, sogenannte Stickies, effizient und vollständig von
einem laufenden Band, insbesondere von einem Siebband wie einem umlaufenden Trockensieb
einer Papiermaschine, entfernt werden können, bei möglichst schonender Behandlung
des Bandes. Dabei soll der Verschleiß sowohl des Bandes als auch der Reinigungsvorrichtung
minimiert werden. Außerdem soll die Reinigungsvorrichtung sowohl in der Anschaffung
als auch im Betrieb möglichst kostengünstig sein.
[0010] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale von Anspruch 1 gelöst.
[0011] Demgemäß umfasst die erfindungsgemäße Reinigungsvorrichtung eine Schabereinrichtung
mit einer Schaberklinge. Die Schaberklinge erstreckt sich quer zur Bandlaufrichtung.
Sie ist quer zur Bandlaufrichtung in zwei oder mehrere Abschnitte unterteilt. Die
Schabereinrichtung weist eine Anstelleinrichtung zum selektiven Anstellen einzelner
Abschnitte gegen das Band auf. Es ist eine Schalteinrichtung vorgesehen, die das Anstellen
und Anfahren von einzelnen Abschnitten gegen das Band beziehungsweise vom Band steuert.
[0012] Damit wird folgendes erreicht: Die Reinigungsvorrichtung, die auf dem Prinzip mechanischer
Einwirkung arbeitet, wirkt nicht oder nicht notwendigerweise auf das Band in seiner
Gesamtbreite ein, und auch nicht notwendigerweise ständig. Vielmehr können einzelne
Längenabschnitte der Reinigungsvorrichtung gegen das Band angestellt sein und reinigen,
andere aber nicht. Stattdessen können auch sämtliche Abschnitte der Reinigungseinrichtung
gleichzeitig im Einsatz sein.
[0013] Dieses örtlich und zeitlich selektive Arbeiten der Reinigungsvorrichtung hat zur
Folge, dass die Einwirkungsdauer der Reinigungsvorrichtung auf das zu reinigende Band
minimiert wird. Damit wird auch ein etwa auftretender Verschleiß des Bandes oder der
Reinigungsvorrichtung oder dieser beiden verringert.
[0014] Auch kann ein Sensor vorgesehen sein, der - fest installiert oder über das Band traversierend
- dessen Verschmutzungszustand fortlaufend oder in Zeitabständen erfasst. Der Sensor
kann mit der Schaltvorrichtung zusammenwirken, um das Anstellen und Abfahren von einzelnen
Abschnitten der Reinigungsvorrichtung zu steuern.
[0015] Auch können die Abschnitte durch ein Zeitschaltwerk aktiviert werden. Dies kann beispielsweise
mittels eines Zufallsgenerators vorgenommen werden, so dass einzelne Längenabschnitte
von Zeit zu Zeit gegen das Band angestellt und nach einer bestimmten Zeitspanne wieder
abgefahren werden.
[0016] Die Reinigungsvorrichtung wird im Allgemeinen eine Aufnahmeeinrichtung zum Aufnehmen
der abgeschabten Partikel aufweisen. Dabei kann es sich um eine Auffangrinne handeln,
die der Schabereinrichtung zugeordnet ist beziehungsweise deren Abschnitten. Die Auffangrinne
wird sich im Allgemeinen über die Länge eines Abschnittes erstrecken. Die Klinge kann
während ihrer Arbeit, das heißt in angestelltem Zustand, gegen das Band geneigt sein,
so dass sie mit dem ablaufenden Band einen spitzen Winkel bildet. Aber auch ein stumpfer
Winkel ist denkbar. Je nach Anordnung und Neigung der Klinge kann die Rinne - in Laufrichtung
des Bandes gesehen - vor der Klinge oder nach dieser angeordnet sein. Es ist zum Beispiel
denkbar, dass die abgeschabten Schmutzpartikel an der Klinge hochwandern, und sodann
über die Klingen-Oberkante hinweg in eine Rinne fallen. Des Weiteren ist eine Absaugung
der abgeschaberten Schmutzpartikel denkbar.
[0017] Die Gestalt und das Material der Klinge können von entscheidender Bedeutung sein.
So kommt beispielsweise eine Klinge aus relativ weichem Material in Betracht. Sie
kann in ihrem bandfernen Bereich weicher als im bandnahen Bereich sein. So kommt eine
gummiartige Elastizität und Nachgiebigkeit im bandfernen Bereich in Betracht, während
der bandnahe Bereich verstärkt ist, beispielsweise durch Glasfasern.
[0018] Die genannten Abschnitte müssen nicht unbedingt gegeneinander versetzt sein, in Bandlaufrichtung
gesehen. Sie können auch miteinander fluchten.
[0019] Die Anstelleinrichtung kann derart gestaltet sein, dass sie allein die jeweilige
Schaberklinge gegen das zu reinigende Band anstellt und auch wieder abfährt, oder
aber dass sie einen bestimmten Abschnitt der Schabereinrichtung anstellt und abfährt.
Zahlreiche mechanische Konstruktionen sind denkbar, beispielsweise eine Exzenterkonstruktion,
bei welcher durch Verdrehen eines Exzenterelementes ein Anstellen des Abschnittes
oder der Klinge erfolgt. Auch eine Nockenwelle ist denkbar, die sich parallel zur
Schabereinrichtung beziehungsweise zu einem Abschnitt erstreckt und die mit Nocken
versehen ist. Dabei kann die Konstruktion derart gestaltet sein, dass beim Umlauf
der Nockenwelle ein oder mehrere Nocken den Abschnitt beziehungsweise die Schaberklinge
entgegen der Kraft einer Rückstellfeder gegen das zu reinigende Band verschieben.
[0020] Auch ist eine durchgehende Nockenwelle für eine Mehrzahl oder sämtliche Abschnitte
einer Schabereinrichtung denkbar. Dabei ist pro Abschnitt wenigstens ein Nocken vorgesehen,
und die Nocken der einzelnen Abschnitte sind in Umfangsrichtung gegeneinander versetzt.
Hierdurch wird ein zeitversetztes Beaufschlagen und damit Anstellen des Abschnittes
beziehungsweise der Schaberklinge bewirkt.
[0021] Es ist besonders vorteilhaft, eine erfindungsgemäße Reinigungsvorrichtung bei einer
Papiermaschine gleich zu Beginn der ersten Trockengruppe vorzusehen.
[0022] Die Erfindung ist anhand der Zeichnungen näher erläutert. Darin ist im Einzelnen
folgendes dargestellt:
- Figur 1
- zeigt in einer Seitenansicht den Anfang einer Trockengruppe einer Papiermaschine,
- Figur 2
- zeigt in schematischer Darstellung eine Schabereinrichtung gemäß der Erfindung,
- Figur 3
- zeigt in Draufsicht eine auf ein Trockensieb einer Papiermaschine einwirkende Schabereinrichtung
mit drei Abschnitten,
- Figur 4
- zeigt in perspektivischer Ansicht eine weitere erfindungsgemäße Schabereinrichtung.
[0023] Die in Figur 1 partiell gezeigte Trockengruppe umfasst ein Trockensieb 1. Dieses
umschlingt eine Mehrzahl von Trockenzylindern 2, 3, 4 und so weiter. Diese sind üblicherweise
dampfbeheizt. Das Trockensieb 1 umschlingt weiterhin - abwechselnd zwischen zwei Trockenzylindern
- eine Saugwalze 5, 6 und so weiter. Eine Saugkammer 7, 8 befindet sich im Zwischenraum
zwischen zwei einander benachbarten Trockenzylindern und einer Saugwalze, beispielsweise
zwischen den Trockenzylindern 2, 3 und der Saugwalze 5.
[0024] Das Trockensieb 1 umschlingt ferner eine Mehrzahl von Leitwalzen, beispielsweise
die Leitwalzen 10, 11, 12. Leitwalze 10 ist eine Abnahmewalze. Sie übernimmt die noch
feuchte Papierbahn von einer hier nicht dargestellten Pressenpartie.
[0025] Die Trockenpartie weist ferner eine größere Anzahl von Schabern auf. Siehe beispielsweise
Schaber 13.
[0026] Der Pfeil zeigt, wo sich eine erfindungsgemäße Reinigungsvorrichtung 14 befindet.
Der Aufbau der Reinigungsvorrichtung 14 ist schematisch in Figur 2 dargestellt.
[0027] Die Reinigungsvorrichtung 14 weist eine Klinge 15 und einen Klingenhalter 16 auf.
Klinge 15 und Klingenhalter 16 sind Bestandteil der gesamten Schabereinrichtung 14.
Weitere, hier nicht dargestellte Bauteile der Schabereinrichtung 14 sind eine Halterung
zum Tragen und Führen des Klingenhalters 16 mit Klinge 15, ferner eine Anstelleinrichtung
zum Anstellen der Klinge 15 mit Klingenhalter 16 gegen das Trockensieb 1.
[0028] Die Klinge 15 besteht im dargestellten Ausführungsbeispiel im bandnahen Bereich 15'
aus einem faserverstärkten Kunststoffmaterial und im bandfernen Bereich 15" einem
gummielastischen Material.
[0029] Figur 3 veranschaulicht eine Schabereinrichtung mit einer Schaberklinge, die drei
Abschnitte 14, 24, 34 umfasst. Wie man sieht, sind die Abschnitte - in Laufrichtung
bzw. Machine Direction (MD) des Trockensiebes 1 - hintereinander angeordnet. Dabei
handelt es sich um drei Abschnitte. Jeder Abschnitt überdeckt nur einen Teil der Breite
des Trockensiebes 1 in Querrichtung bzw. Cross Direction (CD). Dabei kann eine gewisse
Überlappung der Abschnitte vorgesehen werden.
[0030] Fluchten die Abschnitte miteinander, so können sie eine bauliche Einheit miteinander
bilden, außer ihren Klingen. Die Klingen sind physisch getrennt voneinander.
[0031] Es kann auch eine Traversiervorrichtung vorgesehen werden, mit der die Abschnitte
quer zur Bandlaufrichtung (also in CD-Richtung) um wenige mm oder cm hin- und herbewegt
werden.
[0032] Die Figur 4 zeigt eine erfindungsgemäße Schabereinrichtung 35 mit einer Schaberklinge
36, die mehrere quer zur Laufrichtung L einer Papiermaschinenbespannung 37 hintereinander
angeordnete Abschnitte 36', 36" und 36'" umfasst. Die einzelnen Abschnitte 36'bis
36'" sind an einer Drehachse 38 an einem feststehenden Teil 39 der Schabereinrichtung
35 schwenkbar gelagert und unabhängig voneinander mittels einer eine Nockenwelle umfassenden
Anstelleinrichtung 40 gegen die Bespannung 37 bzw. Band 1 anstellbar und von dieser
wegfahrbar. In der Darstellung der Figur 4 ist der Abschnitt 36' an die Bespannung
37 angestellt, wobei die beiden Abschnitte 36" und 36'" von der Bespannung 37 weggefahren
sind.
Dabei entspricht der Abstand zwischen den einzelnen Nocken dem mittleren Abstand zwischen
den einzelnen Abschnitten. Die Abschnitte 36', ... 36'" usw. können auch fingerartig
ausgebildet sein.
Die Abschnitte bzw. die Finger werden mittels der Nocken mit fließendem Übergang in
das Sieb bzw. das Band 1 bzw. 37 gedrückt.
[0033] Anstelle der Nockenwelle könnte die Anstelleinrichtung 40 auch eine Förderspindel
oder eine Förderschnecke umfassen.
1. Vorrichtung zum Reinigen eines Trockensiebes (1) einer Papiermaschine oder eines anderen
laufenden Bandes
- mit einer Schabereinrichtung, die eine Schaberklinge (15) umfasst
- die Schaberklinge (15, 36) erstreckt sich quer zur Bandlaufrichtung
- die Schaberklinge (15, 36) ist quer zur Bandlaufrichtung in zwei oder mehrere Abschnitte
(14, 24, 34, 36', 36", 36'") unterteilt
- es ist eine Einrichtung vorgesehen, mit welcher die einzelnen Abschnitte der Schaberklinge
(15, 36) unabhängig voneinander gegen das Band (1) angestellt werden können.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass eine Schaltvorrichtung vorgesehen ist, die das Anstellen und Abfahren von einzelnen
Abschnitten (14, 24, 34, 36', 36", 36"') steuert.
3. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass ein Sensor vorgesehen ist, der den Verschmutzungszustand des Siebes bzw. Bandes (1)
erfasst und der mit der Schaltvorrichtung in Wirkverbindung steht.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet, dass die Schaltvorrichtung ein Zeitschaltwerk ist.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass dem einzelnen Abschnitt (14, 24, 34, 36', 36", 36"') eine Auffangrinne zum Auffangen
von abgeschabten Schmutzpartikeln zugeordnet ist.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, dass die Abschnitte (14, 24, 34, 36', 36", 36"') miteinander fluchten.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6,
gekennzeichnet durch die folgenden Merkmale:
- den Abschnitten (14, 24, 34, 36', 36", 36"') ist eine Nockenwelle zugeordnet, die
parallel zu den Abschnitten verläuft
- jedem Abschnitt ist wenigstens ein Nocken zugeordnet, der den betreffenden Abschnitt
im Sinne eines Anstellens gegen das zu reinigende Sieb bzw. Band (1) beaufschlagt
- die Nocken der einzelnen Abschnitte (14, 24, 34, 36', 36", 36"') sind in Drehrichtung
der Nockenwelle versetzt angeordnet.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, dass die Abschnitte (14, 24, 34, 36', 36", 36"') in Bandlaufrichtung gegeneinander versetzt
angeordnet sind.
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet, dass die Schaberklinge (15) wenigstens in ihrem dem Sieb bzw. Band (1) nahen Bereich aus
einem gummielastischen Material besteht.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet, dass eine Einrichtung zum Traversieren der Abschnitte (14, 24, 34, 36', 36", 36"') quer
zur Bandlaufrichtung (L, MD) vorgesehen ist.