[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Sichtschutzscheibe aus Glaskeramik für Kamine
oder Kaminöfen. Prinzipiell kann die Sichtschutzscheibe auch aus einem Glas mit niedriger
Wärmedehnung, insbesondere aus Borosilikatglas, bestehen, sofern die Temperatur im
Feuerraum nicht zu hoch ist.
[0002] Kamine oder Kaminöfen, die sich gerade im häuslichen Bereich immer größerer Beliebtheit
erfreuen, weisen typischerweise eine Sichtschutzscheibe auf, die mit der Tür zum Brennraum
gekoppelt ist. Die Sichtschutzscheibe besteht in bekannter Weise überwiegend aus einer
farblosen Glaskeramik. Ein dafür geeignetes Glaskeramikmaterial ist beispielsweise
unter der Marke ROBAX® im Handel. Aber auch ein Borosilikatglas, welches unter der
Marke BOROFLOAT® im Handel ist, ist dafür geeignet.
[0003] Dabei besteht die Möglichkeit, entweder die Sichtschutzscheibe in einem Türrahmen,
z.B. in einen metallischen Türrahmen einzubauen, oder die Sichtschutzscheibe ohne
Rahmen direkt als Tür zum Verschließen des Brennraumes zu nutzen.
[0004] Sichtschutzscheiben aus Glas bzw. Glaskeramik, die in der Regel einteilig ausgeführt
sind, können eine unterschiedliche Konfiguration haben. Folgende geometrische einteilige
Ausführungsformen von Glas bzw. Glaskeramik-Kaminsichtscheiben sind bekannt:
- Flach
- Rund
- Winklig
- Mehrfach winklig
- Mehrfach winklig und rund
- Mehrdimensional verformt.
[0005] Das Ausgangsmaterial bei einer Glaskeramik-Sichtschutzscheibe ist jeweils eine ebene
Glasscheibe in verschiedenen Dicken von 2 bis 10 mm, die mit bekannten Prozessen verformt
und dann keramisiert wird.
[0006] Dekore können auf der Innen- und Außenseite der Sichtschutzscheibe aufgebracht sein.
Weiterhin kann die Sichtschutzscheibe mit funktionellen und designerischen Beschichtungen
(einseitig oder beidseitig) versehen sein. Für die Montage der Scheibe in rahmenloser
Form und für Schrauben- oder Wellendurchführungen (z.B. Türgriff, ...), sind entsprechende
Bohrungen in der Glas- bzw. Glaskeramik-Sichtschutzscheibe vorgesehen.
[0007] Sichtscheiben, die in einem vorzugsweise aus Stahl bestehenden Türrahmen eingebaut
sind, werden durch hitzebeständiges Dichtungsmaterial vom Kontakt mit dem Stahl abgehalten.
Die Fig. 4 zeigt eine derartige Konstruktion nach dem Stand der Technik. Die Sichtscheibe
1 ist in einem Türrahmen gehaltert, der aus einem äußeren Metallrahmen 3 und einem
inneren Metallrahmen 5 besteht, die über eine Schraubverbindung 6 miteinander verbunden
sind. Die Sichtscheibe liegt dabei über eine äußere Abdichtung 2 an dem äußeren Metallrahmen
3 und eine innere Abdichtung 4 an dem inneren Metallrahmen 5 an.
[0008] Die unterschiedlichen Temperatur/Zeitbelastungen durch das Feuer im Brennraum wirken
auf die verschiedenen Materialien wie Stahl oder Glaskeramik ein. Durch den unterschiedlichen
Ausdehnungskoeffizienten der verschiedenen Materialien kommt es dabei zu Verwindungen
und/oder zu einem Verzug des Türrahmens, was zu einem erhöhten Bruchrisiko der Sichtscheibe
führt.
[0009] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, bei einer bestehenden Türrahmenkonstruktion
der Glas- oder Glaskeramik-Sichtscheibe eines Kamins oder Kaminofens das Bruchrisiko
der Glaskeramik-Scheibe durch Reduzierung von Verwindungskräften des Türrahmens auf
die Glaskeramikscheibe zu reduzieren. Es soll möglich sein, dass die Türrahmenkonstruktion
beibehalten werden kann und ggf. nur das hitzebeständige Dichtungsmaterial ausgetauscht
werden muss. Bei einer rahmenlosen Glaskeramik-Sichtscheibe soll insbesondere deren
Gewicht reduziert werden.
[0010] Die Lösung dieser Aufgabe gelingt bei einer Sichtschutzscheibe aus Glas mit niedriger
Wärmedehnung oder Glaskeramik für Kamine oder Kaminöfen gemäß der Erfindung dadurch,
dass ihre Dicke im Randbereich zumindest partiell kleiner als die Scheibendicke im
Innenbereich ist.
[0011] Bei einer bestehenden Türrahmenkonstruktion, z.B. derjenigen nach Fig. 4, kommt es
daher durch die erfindungsgemäße Maßnahme, wie die Fig. 3 zeigt, zu einer Geometrieänderung
der Sichtscheibe 1 im Kontaktbereich des Türrahmens 3, 5 des Kaminofens. Durch die
Verringerung der Dicke der Sichtscheibe im Randbereich wird in der Einbausituation
eines vorhandenen Türrahmens mehr Platz für mehr Dichtungsmaterial 2, 4 geschaffen,
wodurch ein vergrößertes Spiel zwischen Sichtscheibe und Türrahmen besteht, was das
Problem der unterschiedlichen Ausdehnungskoeffizienten entschärft.
[0012] Zweckmäßig wird diese Maßnahme durch einen umlaufenden Facettenschliff der Schichtscheibe
am Rande der Sichtscheibe erreicht.
[0013] Weiterhin wird durch die Verringerung der Randdicke der Sichtscheibe die Wärmeleitung
im Randbereich quer zur Sichtscheibe reduziert, da die Scheibe in diesem Bereich dünner
ist und somit der Querschnitt der Sichtscheibe reduziert wird. Durch diesen Effekt
wird die Temperatur des Türrahmens verringert.
[0014] Um diesen Effekt zu erzielen, ist für den Facettenschliff eine gewisse Facettenbreite
W
F und Restkantendicke t
F notwendig. Diese Werte liegen in folgenden Bereichen:
[0015] Die Standarddicken bei Glaskeramik-Sichtschutzscheiben sind dabei 3, 4 und 5 mm.
[0016] Glaskeramikplatten mit einem umlaufenden Facettenschliff sind an sich bekannt (
DE 196 49 767 A1). Im bekannten Fall handelt es sich jedoch um Glaskeramik-Kochflächen, deren ästhetisches
Design durch den Facettenschliff allein verbessert werden soll, und die nicht die
thermischen Randbelastungen wie Kaminsichtscheiben aufweisen, um deren Minderung es
im Fall der Erfindung geht. Es ist auch durch die
DE 103 44 439 B3 bekannt geworden, wie derartige facettierte Glaskeramik-Kochflächen zweckmäßig hergestellt
werden.
[0017] Durch die
EP 0 496 243 B1 ist eine Ofentür mit Sichtschutzscheibe für eine Mikrowellengerätschaft bekannt geworden,
die einen Kunststoffrahmen mit nach außen bündig eingesetzter transparenter Polycarbonat-Scheibe,
welche dazu nach dem Rand hin verjüngt ausgebildet ist, besitzt. Die kritischen, insbesondere
thermischen Randbelastungen wie bei Glas- oder Glaskeramikscheiben von Kamin- bzw.
Kaminofentüren im Fall der Erfindung treten bei der bekannten Ofentür nicht auf.
[0018] Durch die Verringerung der Dicke der Sichtscheibe im Randbereich ist es mit Vorteil
auch möglich, die Türrahmenkonstruktion wesentlich filigraner/dünner auszuführen.
Dies kann zur Gewichtsreduzierung beitragen.
Die Oberfläche der Facette ist in geschliffenem und poliertem Zustand einsetzbar.
Glaskeramikplatten mit einem umlaufenden Facettenschliff sind an sich. Die Oberfläche
der Facette ist in geschliffenem und poliertem Zustand einsetzbar.
[0019] Eine Facette kann grundsätzlich an jeder der Sichtschutzscheiben mit den eingangs
genannten geometrischen Ausführungsformen und an jeder denkbaren Kante angebracht
werden (flach und verformt). Die Erfindung macht sich mit besonderem Vorteil bemerkbar,
wenn die Facette an einer ebenen Scheibe angebracht ist. Die Fig. 1 zeigt eine derartige
Ausführungsform mit einer flachen Glas- oder Glaskeramikscheibe 1, die entsprechend
der Fig. 3 in einem Rahmen 3 eingefasst ist und eine umlaufende Facette 1' aufweist.
[0020] Die Sichtschutzscheibe kann aber auch verformt sein. Für die Umformung können verschiedene
Prozesse angewendet werden, wie z.B. Biegen oder Schwerkraftsenken. Gebogene Sichtscheiben
können einfach, d.h. einmal um 90° oder mehrfach, beispielsweise um zweimal 90° abgewinkelt
sein, d.h. sie weisen ebene Flächen auf, die über einen kleinen Radius, z.B. ca. 5
mm, abgewinkelt sind.
In Fig. 2 ist eine derartige beidseitig um 90° abgewinkelte Sichtschutzscheibe, die
auch in den abgewinkelten Flächen 1 a, 1 b facettiert ist, dargestellt.
[0021] Auch mehrere Biegungen mit verschiedenen Biegewinkeln sind verstellbar.
[0022] Auch in verschiedenen Radien rundverformte Sichtscheiben (z.B. Zylinder- oder Kegelausschnitt)
können mit einer Randfacettierung versehen werden, ebenso mehrdimensional verformte
Scheiben (z.B. Ausschnitt aus einer Kugelkalotte) sowie Scheiben, die in Kombination
rund und winklig verformt sind.
[0023] Die Facettierung erfolgt vorzugsweise bereits im Vorläuferglas, auch Grünglas genannt.
Bei verformten Sichtschutzscheiben wird danach die Scheibe umgeformt und anschließend
keramisiert. Das Keramisieren kann durch entsprechende Temperatur/Zeitprogramme bis
zum Entstehen von Hochquarz-Mischkristallen oder bis zum Entstehen von Keatitmischkristallen,
welche der Sichtschutzscheibe eine transluzente (milchige) Anmutung verleihen, erfolgen.
[0024] Die Sichtscheibe kann im Bereich der Facette dekoriert oder undekoriert hergestellt
werden. Weitere Facetten in der Sichtscheibe sind an jeder Stelle als Designelement
denkbar.
[0025] Durch die Mehrfachbrechung des Lichtes mittels der Facettenkante erhöht sich die
Brillanz der Flammen im Brennraum und erinnert an die Lichtspiele eines Diamanten
im Licht.
[0026] Es ist auch eine rahmenlose Ausführung der Sichtscheibe denkbar. Dies bedeutet, dass
die Sichtscheibe komplett sichtbar ist. Durch das Anbringen der Facette vermittelt
die Sichtscheibe einen edlen optischen Eindruck durch die Kante selbst. Neben dem
designerischen Effekt bringt die Dickenreduzierung am Rand den Vorteil, dass die seitliche
Stoßgefahr und somit die Bruchgefahr aufgrund reduzierter Angriffsfläche verringert
wird.
Figurenkurzbeschreibung:
[0027] Es zeigen:
- Fig. 1
- eine facettierte, in einem Rahmen gehalterte ebene Sichtschutzscheibe,
- Fig. 2
- eine Sichtschutzscheibe nach Fig. 1, die beidseitig um 90° abgewinkelt ist,
- Fig. 3
- in einer querschnittlichen Ansicht die abgedichtete Halterung der Sichtschutzscheibe
im Rahmen und,
- Fig. 4
- in einer Darstellung entsprechend Fig. 3 die Halterung einer bekannten, nicht facettierten
Sichtschutzscheibe in dem Rahmen.
1. Sichtschutzscheibe aus Glas mit niedriger Wärmedehnung oder Glaskeramik für Kamine
oder Kaminöfen, dadurch gekennzeichnet, dass ihre Dicke im Randbereich zumindest partiell kleiner als die Scheibendicke im Innenbereich
ist.
2. Sichtschutzscheibe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Dicke im Randbereich umlaufend über den gesamten Rand kleiner als die Scheibendicke
im Innenbereich ist.
3. Sichtschutzscheibe nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass sie einen sich facettenartig in der Dicke verjüngenden Randbereich aufweist.
4. Sichtschutzscheibe nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass sie in einem Türrahmen eingebaut ist.
5. Sichtschutzscheibe nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Türrahmen als metallischer Türrahmen ausgebildet ist.
6. Sichtschutzscheibe nach einem der Ansprüche 3 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Breite des Türrahmens der Breite der Facette angepasst ist.
7. Sichtschutzscheibe nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass sie rahmenlos als Tür ausgebildet ist.
8. Sichtschutzscheibe nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass sie flach ausgebildet ist.
9. Sichtschutzscheibe nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass sie an mindestens einer Seite abgewinkelt ist.
10. Sichtschutzscheibe nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß sie rundverformt oder mehrdimensional verformt ausgebildet ist.