[0001] Die Erfindung betrifft eine Dampfturbine mit einem Innengehäuse und einer drehbar
gelagerten Turbinenwelle.
[0002] Unter einer Dampfturbine im Sinne der vorliegenden Anmeldung wird jede Turbine oder
Teilturbine verstanden, die von einem Arbeitsmedium in Form von Dampf durchströmt
wird. Im Unterschied dazu werden Gasturbinen mit Gas und/oder Luft als Arbeitsmedium
durchströmt, das jedoch völlig anderen Temperatur- und Druckbedingungen unterliegt
als der Dampf bei einer Dampfturbine. Im Gegensatz zu Gasturbinen weist bei Dampfturbinen
z. B das einer Teilturbine zuströmende Arbeitsmedium mit der höchsten Temperatur gleichzeitig
den höchsten Druck auf. Eine Dampfturbine umfasst üblicherweise eine mit Schaufeln
besetzte drehbar gelagerte Turbinenwelle, die innerhalb eines Innengehäuses angeordnet
ist. Bei Durchströmung des vom Innengehäuse gebildeten Innenraums des Strömungsraums
mit erhitztem und unter Druck stehendem Dampf wird die Turbinenwelle über die Schaufel
durch den Dampf in Drehung versetzt.
[0003] Die Schaufeln der Turbinenwelle werden auch als Laufschaufeln bezeichnet. Am Innengehäuse
sind darüber hinaus üblicherweise Leitschaufeln aufgehängt, welche in die Zwischenräume
der Laufschaufeln greifen. Das Innengehäuse kann man auch als Gehäusemantel bezeichnen.
Eine Leitschaufel ist üblicherweise an einer ersten Stelle entlang einer Innenseite
des Dampfturbinengehäuses gehalten. Dabei ist sie üblicherweise Teil eines Leitschaufelkranzes,
welcher eine Anzahl von Leitschaufeln umfasst, die entlang eines Innenumfangs des
Innengehäuses angeordnet sind. Dabei weist jede Leitschaufel mit ihrem Schaufelblatt
radial nach innen.
[0004] Dampfturbinen oder Dampfteilturbinen können in Hochdruck-, Mitteldruck- oder Niederdruck-Teilturbinen
eingeteilt werden. Die Eingangstemperaturen und Eingangsdrücke bei Hochdruck-Teilturbinen
können 600°C bzw. 300 bar betragen.
[0005] Es sind eingehäusige Dampfturbinen bekannt, die eine Kombination aus einer Hochdruck-
und einer Mitteldruckdampfturbine darstellen. Diese Dampfturbinen sind gekennzeichnet
durch ein gemeinsames Gehäuse und eine gemeinsame Turbinenwelle und werden auch als
Kompakt-Teilturbinen bezeichnet.
[0006] Bei Dampfturbinen für höhere Dampfzustände wird üblicherweise ein Material aus hochchromhaltigem
Werkstoff eingesetzt. Der hochchromhaltige Werkstoff ist üblicherweise ein Chromstahl
mit 9 bis 12 Gew.% Chromanteil. Bisher wurde als Material für das Innengehäuse der
gleiche Werkstoff eingesetzt, der auch für die Turbinenwelle eingesetzt wird. Dies
wurde mit notwendigerweise gleichen Wärmeausdehnungskoeffizienten für die Welle und
das Gehäuse begründet. Der Einsatz des hochchrbmhaltigen Werkstoffes für die Turbinenwelle
und das Innengehäuse führt zu kostenintensiven Ausführungsformen einer Dampfturbine.
[0007] Eine Dampfturbine gemäß dem Stand der Technik ist aus
EP 0 759 499 bekannt. Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine Dampfturbine, mit einem
Innengehäuse und einer drehbar gelagerten Turbinenwelle anzugeben, die fertigungsorientiert
einfacher ausgeführt werden kann.
[0008] Die Aufgabe wird gelöst durch eine Dampfturbine gemäß Anspruch 1, mit einem Innengehäuse
und einer drehbar gelagerten Turbinenwelle, wobei das Innengehäuse und die Turbinenwelle
aus unterschiedlichen Materialien hergestellt sind, wobei das Innengehäuse aus einem
Material mit geringer Warmfestigkeit hergestellt ist, als das Material, aus dem die
Turbinenwelle hergestellt ist, wobei die Turbinenwelle aus einem Chromstahl mit 9
bis 12 Gew.% Chrom und das Innengehäuse aus einem Chromgestell mit 1 bis 2 Gew.% Chrom
hergestellt ist.
[0009] Der Erfindung liegt die Erkenntnis zugrunde, dass der Einsatz von gleichen hochchromhaltigen
Werkstoffen sowohl für die Turbinenwelle als auch für das Innengehäuse nicht notwendig
ist. Es wurde überraschenderweise festgestellt, dass die Wärmeausdehnung für hohe
Dampfzustände bei den eingesetzten Massen für die Turbinenwelle und des Innengehäuses
geringer sind als eine vorgegebene Toleranzgrenze.
[0010] Bisher wurde bei der Fertigung von Strömungsmaschinen, insbesondere Dampfturbinen,
gleichartige Werkstoffe für die Turbinenwelle als auch für das Innengehäuse eingesetzt.
Um eine Dampfturbine schnell zu fertigen, müssen die Materialien für das Innengehäuse
und für die Turbinenwelle zeitnah verfügbar sind. Durch den erfindungsgemäßen Vorschlag,
unterschiedliche Materialien für das Innengehäuse und die Turbinenwelle einzusetzen
ist es möglich, eine Dampfturbine fertigungsorientiert einfacher auszubilden.
[0011] Durch den Einsatz von einem Material für das Innengehäuse mit geringerer Warmfestigkeit
als das Material für die Turbinenwelle ist es möglich, eine Dampfturbine kostengünstiger
auszubilden, da Material mit hoher Warmfestigkeit üblicherweise teurer ist als Material
mit geringerer Warmfestigkeit.
[0012] Darüber hinaus wird die Möglichkeit geschaffen, für das Innengehäuse ein Material
einzusetzen, das gegenüber dem Material, das für die Turbinenwelle eingesetzt wird,
eine geringere Warmfestigkeit besitzt. Außerdem kann das Material, das für das Innengehäuse
eingesetzt wird, eine höhere mechanische Festigkeit besitzen.
Mit Warmfestigkeit wird eine zulässige Spannungsbeanspruchung bei hohen Temperaturen
verstanden.
[0013] Ein Chromstahl mit 9 bis 12 Gew.% Chrom besitzt eine hohe Warmfestigkeit, die besonders
beim Einsatz für Turbinenwellen bei hohen Dampfzuständen notwendig ist. Ein Chromstahl
mit 1 bis 2 Gew.% Chrom besitzt zwar eine geringere Warmfestigkeit als der Chromstahl
mit 9 bis 12 Gew.% Chrom, dafür aber eine höhere, mechanische Festigkeit. Daher ist
ein Chromstahl mit 1 bis 2 Gew.% Chrom sehr gut in Umgebungen mit geringeren thermischen
Belastungen geeignet. Insbesondere ist dieser Chromstahl für Innengehäuse in Dampfturbinen
mit hohen Dampfzuständen geeignet.
[0014] Das Innengehäuse und die Turbinenwelle weisen zumindest teilweise Bereiche auf, die
zum Einsatz bei Temperaturen über 550°C ausgebildet sind.
[0015] Der Einsatz von verschiedenen Materialien für das Innengehäuse und für die Turbinenwelle
ist besonders geeignet in Dampfturbinen, Hochdruck-Teilturbinen, Mitteldruck-Teilturbinen,
kombinierten Hochdruck- und Mitteldruck-Teilturbinen oder kombinierten Mitteldruck-
und Niederdruck-Teilturbinen. Ebenso können die verschiedenen Materialien in Pumpen,
Verdichtern, Gasturbinen oder Kompressoren eingesetzt werden.
[0016] Ausführungsbeispiele der Erfindung werden nachfolgend unter Bezugnahme auf die Zeichnung
näher beschrieben. Dabei haben mit denselben Bezugszeichen versehene Komponenten die
gleiche Funktionsweise.
[0017] Die einzige Zeichnungsfigur zeigt im Einzelnen:
ein Schnittbild durch eine Kompakt-Teilturbine.
[0018] In der Figur ist ein Schnittbild einer Kompakt-Dampfturbine 1 dargestellt. Die Kompakt-Dampfturbine
1 weist ein Außengehäuse 2 auf, in dem eine Turbinenwelle 3 um eine Rotationsachse
4 drehbar gelagert ist. Die Kompakt-Dampfturbine 1 weist ein Innengehäuse 5 mit einem
Hochdruckteil 6 und einem Mitteldruckteil 7 auf. Im Hochdruckteil 6 sind verschiedene
Leitschaufeln 8 angebracht.
[0019] Im Mitteldruckteil 7 ist ebenso eine Anzahl von Leitschaufeln 9 angebracht. Die Turbinenwelle
3 ist mittels Lagern 10, 11 drehbar gelagert. Das Innengehäuse 5 ist mit dem Außengehäuse
2 verbunden.
[0020] Die Dampfturbine 1 weist einen Hochdruckabschnitt 12 und einen Mitteldruckabschnitt
13 auf. Im Hochdruckabschnitt 12 sind Laufschaufeln 14 angebracht. Im Mitteldruckabschnitt
13 sind ebenso Laufschaufeln 15 angebracht.
[0021] Frischdampf mit Temperaturen von über 550°C und einem Druck von über 250 bar strömt
in einen Einströmbereich 16. Der Frischdampf durchströmt die einzelnen Leitschaufeln
8 und Laufschaufeln 14 im Hochdruckteil 12 und wird hierbei entspannt und abgekühlt.
Zumindest in diesem Bereich sollte das Innengehäuse 5 und die Turbinenwelle 3 für
Temperaturen über 550°C ausgebildet sein. Hierbei wird die thermische Energie des
Frischdampfes in Rotationsenergie der Turbinenwelle 3 umgewandelt. Die Turbinenwelle
3 wird dadurch in eine um die Rotationsachse 4 dargestellte Richtung in Drehung versetzt.
[0022] Nach der Durchströmung des Hochdruckteils strömt der Dampf aus einem Ausströmbereich
17 in einen nicht näher dargestellten Zwischenüberhitzer und wird dort auf eine höhere
Temperatur und auf einen höheren Druck gebracht. Dieser erhitzte Dampf strömt anschließend
über nicht näher dargestellte Leitungen in einen Mitteldruckeinströmbereich 18 in
die Kompakt-Dampfturbine 1 ein. Der im Zwischenüberhitzer erhitzte Dampf strömt hierbei
an den Laufschaufeln 15 und Leitschaufeln 9 vorbei und wird hierdurch entspannt und
abgekühlt. Die Umwandlung der inneren Energie des zwischenüberhitzten Dampfes in eine
kinetische Energie bewirkt eine Rotation der Turbinenwelle 3. Der im Mitteldruckteil
7 ausströmende und entspannte Dampf strömt aus einem Ausströmbereich 19 aus der Kompakt-Dampfturbine
1. Dieser ausströmende und entspannte Dampf kann in nicht näher dargestellten Niederdruck-Teilturbinen
eingesetzt werden.
[0023] Die Turbinenwelle 3 ist in einem Lagerbereich 23 mit dem Außengehäuse 5 gelagert.
Die Laufschaufeln 14, 15 sind nicht näher dargestellt. Der Frischdampf trifft zunächst
auf den mittleren Bereich 16 der Turbinenwelle 3 und entspannt sich im Hochdruckteil
6. Der Frischdampf kühlt sich hierbei ab. Nach dem Zwischenüberhitzer strömt der aus
dem Hochdruckteil entspannte Dampf mit einer hohen Temperatur wieder in den mittleren
Bereich 20. Der zwischenüberhitzte Dampf strömt zunächst an der Stelle des Mitteldruck-Einströmbereichs
18 auf die Turbinenwelle 3 und entspannt sich und kühlt sich in Richtung des Mitteldruckteils
7 ab. Der im Mitteldruckteil 7 entspannte und abgekühlte Dampf strömt dann anschließend
aus der Kompakt-Teilturbine 1. Die Turbinenwelle 3 weist ein hochwarmfestes Material
auf. Das hochwarmfeste Material ist ein Chromstahl mit 9 bis 12 Gew.% Chromanteil.
Das Innengehäuse 5 wird aus einem unterschiedlichen Material hergestellt. Insbesondere
wird das Innengehäuse 5 aus einem Material mit geringerer Warmfestigkeit hergestellt
als das Material aus dem die Turbinenwelle 3 hergestellt ist.
[0024] Das Innengehäuse wird insbesondere aus einem Chromstahl mit 1 bis 2 Gew.% Chrom hergestellt.
[0025] Unterschiedliche Materialien können für die Turbinenwelle 3 und für das Innengehäuse
5 in Hochdruck-Teilturbinen, in Mitteldruck-Teilturbinen, kombinierten Hochdruck-
und Mitteldruck-Teilturbinen oder kombinierten Mitteldruck- und Niederdruck-Teilturbinen,
Pumpen, Verdichtern, Gasturbinen oder Kompressoren eingesetzt werden.
1. Dampfturbine (1), die für Frischdampftemperaturen über 550°C geeignet ist, mit einem
Innengehäuse (5) und einer drehbar gelagerten Turbinenwelle (3),
wobei
das Innengehäuse (5) und die Turbinenwelle (3) aus unterschiedlichen Materialien hergestellt
sind,
wobei das Innengehäuse (5) aus einem Material mit geringerer Warmfestigkeit hergestellt
ist, als das Material, aus dem die Turbinenwelle (3) hergestellt ist,
wobei die Turbinenwelle (3) aus einem Chromstahl mit 9 bis 12 Gew. % Chrom hergestellt
ist, dadurch gekennzeichnet, dass das Innengehäuse (5) aus einem Chromstahl mit 1 bis 2 Gew.% Chrom hergestellt ist.