[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine wässrige Reaktionslösung und ein Verfahren
zur Passivierung von Zink- und Zinklegierungen sowie eine Verwendung einer Verbindung,
ausgewählt aus der Gruppe, umfassend Nicotinsäure, deren Salze und deren Derivate,
zur Erzeugung farbiger Passivierungsschichten auf Zink- und Zinklegierungen.
[0002] Metallische Werkstoffe, insbesondere Eisen und Stahl, werden verzinkt oder verkadmet,
um sie vor korrosiven Umwelteinflüssen zu schützen. Der Korrosionsschutz des Zinks
beruht darauf, dass es noch unedler ist als das Grundmetall und deshalb den korrosiven
Angriff zunächst ausschließlich auf sich zieht, es fungiert als Opferschicht. Das
Grundmetall des betreffenden verzinkten Bauteils bleibt unversehrt, solange es noch
durchgehend mit Zink bedeckt ist, und die mechanische Funktionalität bleibt über längere
Zeiträume erhalten als bei unverzinkten Teilen. Dicke Zinkschichten gewähren natürlich
einen höheren Korrosionsschutz als dünne Schichten - der korrosive Abtrag von dicken
Schichten dauert eben länger.
[0003] Der korrosive Angriff auf die Zinkschicht ihrerseits kann durch das Aufbringen einer
Chromatierung stark verzögert werden, und somit wird auch die Grundmetallkorrosion
noch weiter hinausgezogen als durch eine Verzinkung alleine. Der Korrosionsschutz
durch das Schichtsystem Zink/Chromatierung ist erheblich besser als derjenige, der
durch eine nur gleich dicke Zinkschicht gewährt wird. Ferner wird durch eine Chromatierung
auch die optische Beeinträchtigung eines Bauteils durch Umwelteinflüsse hinausgezogen
- auch die Korrosionsprodukte von Zink, der so genannte Weißrost, wirken sich störend
auf das Aussehen eines Bauteils aus.
[0004] Die Vorteile einer aufgebrachten Chromatierung sind so groß, dass fast jede galvanisch
verzinkte Oberfläche zusätzlich auch chromatiert wird. Der Stand der Technik kennt
vier nach ihren Farben benannte Chromatierungen, die jeweils durch Behandeln (Tauchen,
Spritzen, Rollen) einer verzinkten Oberflache mit der entsprechenden wässrigen Chromatierungslösung
aufgebracht werden. Ferner sind Gelb- und Grünchromatierungen für Aluminium bekannt,
die auf analoge Weise hergestellt werden. Es handelt sich jedenfalls um unterschiedlich
dicke Schichten aus im Wesentlichen amorphem Zink/Chromoxid (bzw. Aluminium/Chromoxid)
mit unstöchiometrischer Zusammensetzung, einem gewissen Wassergehalt und eingebauten
Fremdionen. Bekannt und nach DIN 50960 Teil 1 in Verfahrensgruppen eingeteilt sind:
1) Farblos- und Blauchromatierungen, Gruppen A und B:
[0005] Die Blauchromatierungsschicht ist bis zu 80 nm dick, schwach blau in der Eigenfarbe
und weist je nach Schichtdicke eine durch Lichtbrechung erzeugte goldene, rötliche,
bläuliche, grünliche oder gelbe Irisierfarbe auf. Sehr dünne Chromatschichten fast
ohne Eigenfarbe werden als Farbloschromatierungen (Gruppe A) eingestuft. Die Chromatierungslösung
kann in beiden Fällen sowohl aus sechswertigen als auch aus dreiwertigen Chromaten
sowie Gemischen aus beiden, ferner aus Leitsalzen und Mineralsäuren bestehen. Es gibt
fluoridhaltige und fluoridfreie Varianten. Die Chromatierungslösungen werden bei Raumtemperatur
angewendet. Der Korrosionsschutz von unverletzten Blauchromatierungen (Gruppe B) beläuft
sich auf 10 - 40 h im Salzsprühschrank nach DIN 50021 SS bis zum ersten Auftreten
von Korrosionsprodukten. Die Mindestforderung für die Verfahrensgruppen A und B nach
DIN 50961 Kapitel 10 Tabelle 3 beträgt 8 h für Trommelware und 16 h für Gestellware.
2) Gelbchromatierungen, Gruppe C:
[0006] Die Gelbchromatierungsschicht ist etwa 0,25 - 1 µm dick, goldgelb gefärbt und häufig
stark rotgrün irisierend. Die Chromatierungslösung besteht im Wesentlichen aus in
Wasser gelösten sechswertigen Chromaten, Leitsalzen und Mineralsäuren. Die gelbe Farbe
rührt von dem signifikanten Anteil (80 - 220 mg/m
2) sechswertigen Chroms her, das neben dem bei der Schichtbildungsreaktion durch Reduktion
erzeugten dreiwertigen Chrom, eingebaut wird. Die Chromatierungslösungen werden bei
Raumtemperatur angewendet. Der Korrosionsschutz von unverletzten Gelbchromatierungen
beläuft sich auf 100 - 200 h im Salzsprühschrank nach DIN 50021 SS bis zum ersten
Auftreten von Korrosionsprodukten. Die Mindestforderung für die Verfahrensgruppe C
nach DIN 50961 Kapitel 10 Tabelle 3 beträgt 72 h für Trommelware und 96 h für Gestellware.
3) Olivchromatierungen, Gruppe D:
[0007] Die typische Olivchromatierungsschicht ist bis zu 1,5 µm dick, deckend olivgrün bis
olivbraun. Die Chromatierungslösung besteht im Wesentlichen aus in Wasser gelösten
sechswertigen Chromaten, Leitsalzen und Mineralsäuren, insbesondere Phosphaten bzw.
Phosphorsäure, und kann auch Formiate enthalten. In die Schicht werden erhebliche
Mengen von Chrom(VI) (300 - 400 mg/m
2) eingelagert. Die Chromatierungslösungen werden bei Raumtemperatur angewendet. Der
Korrosionsschutz von unverletzten Olivchromatierungen beläuft sich auf 200 - 400 h
im Salzsprühschrank nach DIN 50021 SS bis zum ersten Auftreten von Korrosionsprodukten.
Die Mindestforderung für die Verfahrensgruppe D nach DIN 50961 Kapitel 10 Tabelle
3 beträgt 72 h für Trommelware und 120 h für Gestellware.
4) Schwarzchromatierungen, Gruppe F:
[0008] Die Schwarzchromatierungsschicht ist im Grunde eine Gelb- oder Olivchromatierung,
in die kolloidales Silber als Pigment eingelagert ist. Die Chromatierungslösungen
haben in etwa die gleiche Zusammensetzung wie Gelb- oder Olivchromatierungen und enthalten
zusätzlich Silberionen. Auf Zinklegierungsschichten wie Zn/Fe, Zn/Ni oder Zn/Co lagert
sich bei geeigneter Zusammensetzung der Chromatierungslösung Eisen-, Nickel- oder
Cobaltoxid als Schwarzpigment in die Chromatschicht ein, so dass in diesen Fällen
Silber nicht erforderlich ist. In die Chromatschichten werden erhebliche Mengen Chrom(VI)
eingebaut, und zwar je nach dem, ob eine Gelb- oder eine Olivchromatierung die Basis
darstellt, zwischen 80 und 400 mg/m
2. Die Chromatierungslösungen werden bei Raumtemperatur angewendet. Der Korrosionsschutz
von unverletzten Schwarzchromatierungen auf Zink beläuft sich auf 50 - 150 h im Salzsprühschrank
nach DIN 50021 SS bis zum ersten Auftreten von Korrosionsprodukten. Die Mindestforderung
für die Verfahrensgruppe F nach DIN 50961 Kapitel 10 Tabelle 3 beträgt 24 h für Trommelware
und 48 h für Gestellware. Schwarzchromatierungen auf Zinklegierungen liegen erheblich
oberhalb der genannten Werte.
5) Grünchromatierungen für Aluminium, Gruppe E:
[0009] Nach dem Stand der Technik lassen sich dicke Chromatschichten mit hohem Korrosionsschutz
> 100 h im Salzsprühschrank nach DIN 50021 SS bzw. ASTM B 117-73 bis zum Auftreten
von ersten Korrosionsprodukten nach DIN 50961 (Juni 1987) Kapitel 10, insbesondere
Kapitel 10.2.1.2, ohne Versiegelung und weitere besondere Nachbehandlung (DIN 50961,
Kapitel 9) nur durch Behandlung mit gelösten ausgesprochen giftigen Chrom(VI)-Verbindungen
herstellen. Dementsprechend enthalten die Chromatschichten mit den genannten Anforderungen
an den Korrosionsschutz noch diese ausgesprochen giftigen und karzinogenen Chrom(VI)-Verbindungen,
die zudem nicht vollständig in der Schicht immobilisert sind. Die Chomatierung mit
Chrom(VI)-Verbindungen ist hinsichtlich des Arbeitsschutzes problematisch. Der Gebrauch
von verzinkten und mit Chrom(VI)-Verbindungen hergestellten Chromatierungen, wie z.B.
die weit verbreiteten Gelbchromatierungen z.B. auf Schrauben, stellt ein Gefährdungspotential
der Bevölkerung dar und erhöht das allgemeine Krebsrisiko.
[0010] Deshalb sind im Stand der Technik Passivierungsverfahren beschrieben, bei denen auf
die Verwendung von Chrom(VI)-Verbindungen ganz oder teilweise verzichtet wird.
[0011] US-Patent 4,384,902 beschreibt insbesondere mit den Beispielen 1, 2, 4 und 5 Passivierungsschichten,
die den Anforderungen im Salzsprühtest genügen. Es handelt sich dabei in allen Fällen
um eine Cer-haltige Schicht, die eine durch das Cer(IV)-lon hervorgehobene gelbliche
Färbung aufweist. Die Beispiele enthalten in der Badlösung nur Cer(III) sowie Wasserstoffperoxid
als Oxidationsmittel. In der Beschreibung ist diskutiert, dass Wasserstoffperoxid
im Sauren zwar kein Oxidationsmittel für Ce(III) darstellt, dass der pH-Wert an der
Oberfläche während der Abscheidung jedoch so weit ansteigt, dass eine ausreichende
Menge Ce(IV) entstehen kann. Die gelbliche Farbe, die mit der beschriebenen Badzusammensetzung
erreicht worden ist, deutet in der Tat darauf hin, dass eine Oxidation stattgefunden
hat, allerdings nur eine Oxidation von Cer(III) zu Cer(IV). Vierwertiges Cer ist ein
noch stärkeres Oxidationsmittel als sechswertiges Chrom, weshalb Ce(IV) aus Cr(III)
das zu vermeidende Cr(VI) erzeugen wird. Cr(VI) hat eine sehr starke gelbe Farbe und
ist als Korrosionsschutzmittel bekannt. Die in dem
US-Patent 4,384,902 beschriebene Schicht ist somit nicht frei von sechswertigem Chrom.
[0012] US-Patent 4,359,348 beschreibt ebenfalls Passivierungsschichten, die den oben genannten Anforderungen
im Salzsprühtest genügen. Auch hier handelt es sich in allen Fällen um eine Cer-haltige
Schicht, die eine durch das Cer(IV)-lon hervorgehobene gelbliche Färbung aufweist.
Dieses Dokument geht daher nicht über
US-Patent 4,384,902 hinaus.
[0013] Ferner offenbart
GB-A-2 097 024 die Behandlung von Metalloberflächen zur Verbesserung des Korrosionsschutzes auf
Zink und Zinklegierungsoberflächen mit einer wässrigen sauren Lösung, die ein Oxidationsmittel
und wenigstens ein Metall, ausgewählt aus der Gruppe, bestehend aus Eisen, Kobalt,
Nickel, Molybdän, Mangan, Aluminium, Lanthan, Lanthaniden-Mischungen oder Cerionen
oder Mischungen davon und insbesondere Eisen- und Kobaltionen, enthält. Ferner offenbart
GB-A-2 097 024 die Verwendung von dreiwertigen Chromionen und Eisenionen in Kombination mit einem
zusätzlichen Metall, ausgewählt aus der Gruppe, bestehend aus den oben genannten Ionen
oder Cerionen, jedoch werden hauptsächlich Kombinationen von Chrom(III) in Kombination
mit einem Oxidationsmittel und Cer- oder Lanthanionen beschrieben.
[0014] DE 196 15 664 A1 beschreibt ein Verfahren, Chrom(VI)-freie Passivierungsschichten mit größerer Schichtdicke
und höherem Korrosionsschutz zu erzeugen. Dabei werden der Reaktionslösung organische
Chelatliganden, insbesondere Dicarbonsäuren, Tricarbonsäuren und Hydroxycarbonsäuren,
wie etwa Oxalsäure, Malonsäure, Bernsteinsäure, Glutarsäure, Adipinsäure, Pimelinsäure,
Korksäure, Azelainsäure, Sebazinsäure, Maleinsäure, Phthalsäure, Terephthalsäure,
Ascorbinsäure, Apfelsäure, Weinsäure, oder Zitronensäure, zugesetzt. Diese Chelatliganden
bilden kinetisch wenig stabile Komplexe mit Chrom(III), aus denen dieses rasch freigesetzt
und mit hoher Reaktionsgeschwindigkeit in die wachsende ZnCrO-Schicht eingelagert
wird. Als zusätzlicher Katalysator werden Metallionen wie etwa zweiwertige Cobaltionen
in Form löslicher Salze zugegeben, die die Reaktionsgeschwindigkeit und das Dickenwachstum
der Chromatschicht steigern sollen. Die derart erzeugten Passivierungsschichten sind
Chrom(VI)-frei und erlauben einen Korrosionsschutz von bis zu über 100 h, der etwa
dem einer herkömmlichen Gelbchromatierung entspricht. Die so erzeugten Chromatschichten
weisen eine grünliche, rot-grün irisierende Farbe auf. Ein alternatives, in
DE 41 35 524 A1 beschriebenes Verfahren der Passivierung, das auf einem Chrom(III)-Oxalatkomplex
basiert, liefert wiederum einen blauen Passivierungsfilm.
[0015] DE 103 05 449 A1 beschreibt ein Stoffgemisch und ein Verfahren zur Erzeugung farbiger Passivierungsschichten,
welche jeweils auf einer Kombination einer Chrom(III)-lonen enthaltenen Reaktionslösung
mit einem Chinolinfarbstoff basieren. Nachteilig ist hier die mangelnde Beständigkeit
des Chinolinfarbstoffes sowohl in der Reaktionslösung als auch in der Passivierungsschicht.
Unter anderem ist dies auf die mangelnde UV-Beständigkeit solcher Verbindungen zurückzuführen.
[0016] Die oben genannten Beispiele zeigen, dass Chrom(III)- Passivierungen nach wie vor
nur begrenzte Anwendungsmöglichkeiten erlauben. Neben dem bei Blauchromatierungen
meist schwachen Korrosionsschutz und dem Risiko von Chrom(VI)-Rückständen sind insbesondere
die begrenzten Möglichkeiten der mit Chrom(III)-Passivierungen erreichbaren Farbgebung
von Nachteil. Die durch Chrom(III)-Passivierung erzeugten Farben beschränken sich
im Wesentlichen auf blaue und grünliche Chromatschichten, während Gelbchromatierungen
auf Chrom(III)-Basis keine einheitliche und kräftige Gelbfärbung erlauben, sondern
zu hellen, deutlich irisierenden oder ins bläuliche bzw. grünliche gehenden Beschichtungen
führen.
[0017] Daher wurden wiederholt Versuche unternommen, gelbe Passivierungsschichten zu erzeugen,
die nur einen geringen Chrom(VI)-Anteil aufweisen oder frei von Chrom(VI) sind. Die
intensiv gelbe Färbung bei herkömmlichen Gelbchromatierungen wird durch Chrom(VI)
selbst hervorgerufen.
[0018] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Lösung sowie ein
Verfahren zur Herstellung von Chrom(III)-haltigen und Chrom(VI)-freien gelben Passivierungsschichten
bereitzustellen, die farbintensiv und langzeitstabil sind.
[0019] Diese Aufgabe wird gelöst durch die wässrige Reaktionslösung gemäß Anspruch 1, durch
das Verfahren zur Passivierung von Oberflächen aus Zink- und Zinklegierungen aufweisenden
Werkstücken nach Anspruch 13 sowie durch die Verwendung einer Verbindung, ausgewählt
aus der Gruppe, umfassend Nicotinsäure, deren Salze und deren Derivate, zur Erzeugung
farbiger Passivierungsschichten auf Zink- und Zinklegierungen nach Anspruch 18. Bevorzugte
Ausführungsformen der Erfindung sind in den Unteransprüchen gegeben.
[0020] Die Erfindung ist insbesondere geeignet zur Erzeugung gelber, weitgehend Chrom(VI)-freier
Passivierungsschichten auf Zink und Zinklegierungen. Der Effekt der Gelbpassivierung
wird gemäß der vorliegenden Erfindung durch eine wässrige Reaktionslösung erreicht,
die Chrom(III)-lonen, mindestens eine Säure sowie mindestens eine heteroaromatische
Verbindung, ausgewählt aus der Gruppe, umfassend Nicotinsäure, deren Salze und deren
Derivate, erreicht. Durch den Zusatz der heteroaromatischen Verbindungen werden stabile
chemische Zusammensetzungen zur Passivierung von Zink und Zinklegierungen erhalten.
Als bevorzugte heteroaromatische Verbindung wird Nicotinsäure verwendet. Statt der
freien Säure können auch ihre Salze, insbesondere das Natrium- oder Kaliumsalz, eingesetzt
werden. Dies erleichtert die Auflösung der Säure in wässrigen Lösungen.
[0021] Vorteilhafte Konzentrationen der heteroaromatischen Säuren hängen stark von der gewünschten
Farbintensität der Gelbpassivierung ab und können im allgemeinem bei mindestens 0,5
g/l liegen. Die obere Konzentrationsgrenze kann 40 g/l, vorzugsweise 30 g/l, betragen.
Eine bevorzugte Konzentration der heteroaromatischen Verbindungen liegt bei mindestens
10 g/l, weiter bevorzugt bei mindestens 15 g/l. Die Konzentration dieser Verbindungen
liegt vorzugsweise bei höchstens 20 g/l. Allgemein gilt, dass die Gelbfärbung umso
intensiver ist je höher der Gehalt der Nicotinsäure gewählt wird. Bei einer Konzentration
von über 20 g/l Nicotinsäure wird jedoch kaum noch eine Zunahme der Farbintensität
beobachtet. Sofern die vorgenannten Konzentrationsgrenzen in mol/l umgerechnet werden,
gelten diese auch für die Salze der Nicotinsäure und für deren Derivate.
[0022] Die gelbe Farbe ist unter anderem deshalb von großem praktischem Nutzen, da sie in
der Verarbeitung von Massenteilen, beispielsweise in der Automobilindustrie, zur Unterscheidung
von Werkstücken dient. Beispielsweise können durch gezielte Einfärbung mit der erfindungsgemäßen
Zusammensetzung rechts- und linkshändige Bauteile zuverlässig und einfach unterschieden
werden. Dies erhöht die Prozesssicherheit enorm, insbesondere bei der Verarbeitung
sehr ähnlicher Bauteile in großen Stückzahlen.
[0023] Die erfindungsgemäße Schicht ist jedoch ohne Oxidationsmittel hergestellt und daher
frei von sechswertigem Chrom. Mit derartigen Schichten versehene Werkstücke weisen
eine sehr hohe Korrosionsbeständigkeit auf, die mit derjenigen von mit einer Gelbchromatierung
versehenen verzinkten Oberflächen vergleichbar oder sogar besser als diese ist.
[0024] Der zur Durchführung verwendete pH-Wert der Reaktionslösung kann beispielsweise mindestens
etwa 1,5 betragen, vorzugsweise mindestens etwa 1,8. Die obere pH-Grenze kann bei
3,0, vorzugsweise bei 2,2, liegen. Dabei kann der gewünschte pH-Wert durch Zugabe
von Wasserstoffionen, d.h. durch Zugabe der mindestens einen Säure, vorzugsweise Salpetersäure
oder einer anderen Mineral- oder Carbonsäure, erzeugt und anschließend mit Natronlauge
exakt eingestellt werden.
[0025] Die Konzentration der gelösten Chrom(III)-lonen kann mindestens 0,2 g/l, vorzugsweise
mindestens 1 g/l, betragen. Sie kann in einem Bereich bis maximal 30 g/l, vorzugsweise
bis maximal 5 g/l, liegen. Grundsätzlich können die Chrom(III)-Verbindungen auch in
einer Konzentration bis zur Sättigungsgrenze in der Reaktionslösung enthalten sein.
Als Quelle für die Chrom(III)-lonen kann Chromchlorid (CrCl
3), Chromnitrat (Cr(NO
3)
3), Chromsulfat (Cr
2(SO
4)
3) oder ein anderes wasserlösliches Chrom(III)-Salz verwendet werden.
[0026] Als Katalysatoren können 2- bis 6-wertige Metallionen mindestens eines Elements,
wie von Aluminium, Cobalt, Nickel, Eisen, Gallium, Indium, den Lanthaniden, Zirkonium,
Scandium, Titan, Vanadium, Chrom, Mangan, Kupfer, Zink, Yttrium, Niob, Molybdän, Hafnium,
Tantal und Wolfram, in der Reaktionslösung enthalten sein. Diese Metallionen können
der Reaktionslösung als lösliche Salze zugegeben werden, vorzugsweise als Nitrate,
Sulfate oder Halogenide. In einer bevorzugten Ausführungsform sind Cobalt(II)-lonen
in einer Konzentration von mindestens etwa 0,1 g/l enthalten. Deren Konzentration
kann vorzugsweise bis zu 5 g/l reichen. Dabei stellen wasserhaltige oder wasserfreie
Cobaltnitrate (Co(NO
3)
2), Cobaltsulfate (CoSO
4) oder Cobaltchlorid (CoCl
2) Beispiele für geeignete Cobalt(II)-Quellen dar.
[0027] Weiterhin kann die chemische Zusammensetzung mindestens ein säurestabiles wasserlösliches
Silikat enthalten, um die passivierenden Eigenschaften zu verbessern und der Passivierungsschicht
eine höhere Härte zu verleihen. Die Konzentration beträgt bevorzugt mindestens 0,5
g/l. Die obere Konzentrationsgrenze liegt vorzugsweise bei 10 g/l. Diese Konzentrationswerte
beziehen sich jeweils auf SiO
2. Verwendbare Silikate können sowohl anorganisch als auch organisch sein, sofern sie
in der Reaktionslösung löslich sind. Organische Silikate sind wegen deren stabilisierender
Eigenschaft hinsichtlich der Badstandzeit vorzuziehen. Verwendbare anorganische Silikate
können säurestabile kolloidale Lösungen von Siliziumdioxid sein. Organische Silikate
können ebenfalls eingesetzt werden. Derartige Silikate können insbesondere Tetramethylammoniumsilikat,
Phenyltrimethylammoniumsilikat, -disilikat und -trisilikat sowie Benzyltrimethylammoniumsilikat
und -disilikat sein. Geeignet sind organische Silikate mit der allgemeinen chemischen
Formel ROR':xSiO
2:yH
2O, wobei R ein quarternäres Ammoniumradikal ist, das mit vier organischen Resten substituiert
ist, die ausgewählt sind aus der Gruppe, umfassend Alkyl-, Alkylen-, Alkanol-, Aryl-,
Aralkyl-Reste und deren Mischungen, wobei R' entweder R oder Wasserstoff ist und wobei
x=1-3 und y=0-15. Derartige organische Silikate können mit üblichen chemischen Methoden
synthetisiert werden. Beispielsweise sind Synthesemethoden von Merrill und Spencer,
"Some Quaternary Ammonium Silicates", Journal of Physical and Colloid Chemistry, 55,
187 (1951) sowie in
US-Patent 3,993,548 beschrieben.
[0028] Als weitere Komponenten bzw. Leitionen kann die Reaktionslösung Halogenide, insbesondere
Chlorid und Fluorid, Sulfationen, Nitrationen, Phosphorsäure, Phosphorsäureester oder
Phosphationen, Silikationen, Kieselsäuren, Aminosäuren, Amine und Tenside enthalten.
Geeignete Tenside sind beispielsweise aliphatische Fluorcarbonsulfonate, wie etwa
die Produkte Fluorad® von 3M Comp., US, etwa Fluorad FC 98. Zusätzlich können Komplexbildner
für Chrom(III)-lonen, wie Malonsäure und Oxalsäure, vorhanden sein.
[0029] Mit der erfindungsgemäßen Reaktionslösung können vorzugsweise Werkstücke mit Oberflächen
aus Zink- oder Zinklegierungen mit einer Passivierungsschicht versehen werden. Dabei
sind sowohl Werkstücke passivierbar, die mit einem durch alkalische cyanidische oder
durch saure nicht-cyanidische elektrolytische Zinkabscheidung erzeugten Zinküberzug
versehen sind, als auch Werkstücke, die mittels einer Schmelze verzinkt sind oder
die überhaupt aus Zink oder aus einer Zinklegierung bestehen. Zinklegierungen an den
Werkstückoberflächen können beispielsweise Zn/Fe-, Zn/Ni- und Zn/Co-Legierungen sein.
Weiterhin können mit der Reaktionslösung auch Werkstücke in erfindungsgemäßer Weise
behandelt werden, an denen zusätzlich zu den Zink- oder Zinklegierungsoberflächen
auch Oberflächen frei liegen, die nicht aus Zink oder einer Zinklegierung bestehen,
beispielsweise Eisen enthaltende Oberflächen wie Stahloberflächen. Diese weiteren
Oberflächen können zusammen mit den Zink- oder Zinklegierungsoberflächen passiviert
werden. Grundsätzlich besteht auch die Möglichkeit, dass die erfindungsgemäße Reaktionslösung
auch zur Passierung von Aluminium-, Aluminiumlegierungsoberflächen sowie Oberflächen,
die aus Cadmium bestehen, zu verwenden.
[0030] Das Passivierungsverfahren umfasst das In-Kontakt-Bringen der Oberflächen aus Zink-
oder Zinklegierungen aufweisenden Werkstücke mit der Reaktionslösung. Die Reaktion
erfolgt bevorzugt ab einer Mindestbadtemperatur von ca. 10°C. Die obere Badtemperatur
kann beispielsweise 80°C betragen. Besonders bevorzugte Badtemperaturen liegen im
Bereich von 30°C bis 50°C.
[0031] Die Werkstücke können mit der Reaktionslösung bevorzugt durch Tauchen in Kontakt
gebracht werden, d.h. die Werkstücke werden in die in einem Behälter befindliche Reaktionslösung
eingetaucht. Hierzu können die Werkstücke entweder an Gestellen gehalten werden und
mit den Gestellen in die Reaktionslösung eintauchen oder sich in einer Trommel oder
auf einer Horde befinden und mit der Trommel oder der Horde in die Reaktionslösung
eintauchen. In einer alternativen Verfahrensweise werden die Werkstücke auch durch
Spritztauchen mit der Reaktionslösung in Kontakt gebracht. In einer weiteren Verfahrensweise
werden die Werkstücke auch durch Sprühen mit der Reaktionslösung in Kontakt gebracht.
Ferner können die Werkstücken auch mit der Reaktionslösung beschwallt werden, etwa
mittels einer Düse, aus der ein Schwall der Reaktionslösung austritt. Eine noch andere
Behandlungsweise besteht darin, die Reaktionslösung durch Pinseln, Rollen oder eine
andere Auftragstechnik auf die Werkstückoberflächen aufzubringen. Die Behandlung kann
in herkömmlichen Anlagen stattfinden, in denen die Werkstücke chargenweise behandelt
werden, oder in Durchlaufanlagen, durch die die Werkstücke kontinuierlich hindurchgeführt
und dabei behandelt werden.
[0032] Werden die Werkstücke durch Tauchen in der Reaktionslösung behandelt, kann die Behandlungszeit
in einem Bereich von 20 bis 200 s liegen; in einer bevorzugten Ausführungsform liegt
sie in einem Bereich von etwa 30 s bis etwa 90 s. Je nach der Technik, mit der die
Werkstücke mit der Reaktionslösung in Kontakt gebracht werden, können auch längere
oder kürzere Behandlungszeiten erforderlich werden.
[0033] Zur Durchführung der erfindungsgemäßen Passivierung werden die Werkstücke vor dem
In-Kontakt-Bringen mit der Reaktionslösung gegebenenfalls zunächst gereinigt. Dies
kann allerdings dann entfallen, wenn die Werkstücke unmittelbar nach dem elektrolytischen
Verzinken und anschließenden Abspülen der Verzinkungslösung mit der Reaktionslösung
in Kontakt gebracht werden. Nach Abschluss des erfindungsgemäßen Passivierungsverfahrens
werden die Werkstücke vorzugsweise getrocknet, beispielsweise mit warmer Luft. Zusätzlich
können die Werkstücke vor dem Trocknen auch gespült werden, um überschüssige Reaktionslösung
von der Oberfläche zu entfernen.
[0034] Die nachstehenden Beispiele dienen zur näheren Erläuterung der Erfindung:
Beispiel 1:
[0035] Es wurde eine Reaktionslösung mit folgender Zusammensetzung hergestellt:
2 g/l Cr(III) als Chromnitrat
1,5 g/l Ammoniumhydrogenfluorid
1 ml/l Salpetersäure (konz.)
10 g/l Nicotinsäure als Natriumsalz
in Wasser
[0036] Der pH-Wert der Reaktionslösung wurde mit Salpetersäure oder Natronlauge auf pH 2,0
eingestellt. Die Lösung wurde auf 45°C erwärmt. Verzinkte Teile wurden an einem Gestell
gehalten für 60 Sekunden in die Reaktionslösung eingetaucht, anschließend abgespült
und getrocknet. Die resultierende Passivierungsschicht wies eine einheitliche gelb-grün
irisierende Farbgebung auf. Ihre Korrosionsbeständigkeit nach DIN 50021 SS wurde zu
ca. 72 h bis zum ersten Auftreten von Weißkorrosion bestimmt.
Beispiel 2:
[0037] Der Versuch gemäß der Beschreibung von Beispiel 1 wurde wiederholt, wobei der Lösung
zusätzlich 0,5 g/l Cobalt(II)-Nitrat zugesetzt wurden. Die Korrosionsbeständigkeit
der Schicht nach DIN 50021 SS wurde zu 96 h bis zum Auftreten von Weißkorrosionen
bestimmt.
Beispiel 3:
[0038] Der Versuch gemäß der Beschreibung von Beispiel 1 wurde wiederholt, wobei die Zusammensetzung
wie folgt verändert wurde:
3 g/l Cr(III) als Chromnitrat
2 g/l Natriumfluorid
1 ml/l Salpetersäure (konz.)
1 g/l Malonsäure
5 g/l Nicotinsäure als Natriumsalz
in Wasser
[0039] Die resultierende Passivierungsschicht wies eine einheitliche gelb-grün irisierende
Farbgebung auf. Ihre Korrosionsbeständigkeit nach DIN 50021 SS wurde zu ca. 96h bis
zum ersten Auftreten von Weißkorrosion bestimmt.
1. Wässrige Reaktionslösung zur Passivierung von Zink- und Zinklegierungen, enthaltend
dreiwertige Chromionen sowie mindestens eine Säure,
dadurch gekennzeichnet, dass die Reaktionslösung mindestens eine Verbindung, ausgewählt aus der Gruppe, umfassend
Nicotinsäure, deren Salze und deren Derivate, enthält.
2. Wässrige Reaktionslösung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Salz der Nicotinsäure das Natriumsalz ist.
3. Wässrige Reaktionslösung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass Nicotinsäure in einer Konzentration von 0,5 - 30 g/l enthalten ist.
4. Wässrige Reaktionslösung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass Nicotinsäure in einer Konzentration von 10 - 20 g/l enthalten ist.
5. Wässrige Reaktionslösung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die dreiwertigen Chromionen in einer Konzentration von 0,2 - 30 g/l enthalten sind.
6. Wässrige Reaktionslösung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die dreiwertigen Chromionen in einer Konzentration von 1 - 5 g/l enthalten sind.
7. Wässrige Reaktionslösung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass 2 - 6-wertige Metallionen von mindestens einem Element, ausgewählt aus der Gruppe,
umfassend Al, Co, Ni, Fe, Ga, In, Lanthanide, Zr, Sc, Ti, V, Cr, Mn, Cu, Zn, Y, Nb,
Mo, Hf, Ta und W, enthalten sind.
8. Wässrige Reaktionslösung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass Cobalt(II)-lonen in einer Konzentration von etwa 0,1 bis etwa 5 g/l enthalten sind.
9. Wässrige Reaktionslösung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die mindestens eine Säure ausgewählt ist aus der Gruppe, umfassend Salpetersäure,
Salzsäure und Schwefelsäure.
10. Wässrige Reaktionslösung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens ein säurestabiles wasserlösliches Silikat enthalten ist.
11. Wässrige Reaktionslösung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens eine Halogenidionenquelle enthalten ist.
12. Wässrige Reaktionslösung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens eine Fluoridionenquelle enthalten ist.
13. Verfahren zur Passivierung von Oberflächen aus Zink- und Zinklegierungen aufweisenden
Werkstücken, umfassend In-Kontakt-Bringen der Werkstücke mit einer wässrigen Reaktionslösung,
die dreiwertige Chromionen sowie mindestens eine Säure enthält,
dadurch gekennzeichnet, dass die Reaktionslösung mindestens eine Verbindung, ausgewählt aus der Gruppe, umfassend
Nicotinsäure, deren Salze und deren Derivate, enthält.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass die Werkstücke mit der wässrigen Reaktionslösung bei einer Reaktionstemperatur von
etwa 10°C bis etwa 80°C in Kontakt gebracht werden.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 13 und 14, dadurch gekennzeichnet, dass die Werkstücke mit der wässrigen Reaktionslösung bei einer Reaktionstemperatur von
etwa 30°C bis etwa 50°C in Kontakt gebracht werden.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 13 - 15, dadurch gekennzeichnet, dass die Werkstücke durch Tauchen mit der wässrigen Reaktionslösung während einer Tauchzeit
von etwa 20 Sekunden bis etwa 200 Sekunden in Kontakt gebracht werden.
17. Verfahren nach einem der Ansprüche 13 - 15, dadurch gekennzeichnet, dass die Werkstücke durch Tauchen mit der wässrigen Reaktionslösung während einer Tauchzeit
von etwa 30 bis etwa 90 Sekunden in Kontakt gebracht werden.
18. Verwendung einer Verbindung, ausgewählt aus der Gruppe, umfassend Nicotinsäure, deren
Salze und deren Derivate, zur Erzeugung farbiger Passivierungsschichten auf Zink-
und Zinklegierungen.