[0001] Die Erfindung betrifft eine Kaltgasspritzpistole, insbesondere eine Kaltgasspritzpistole,
die ein Spritzen mit höheren Gastemperaturen ermöglicht.
[0002] Beim Kaltgasspritzen oder dem kinetischen Spritzen werden Partikel von 1 µm bis 250
µm in einem Gasstrom auf Geschwindigkeiten von 200 m/s bis 1600 m/s beschleunigt,
ohne dabei an- oder aufzuschmelzen, und auf die zu beschichtende Fläche, das Substrat,
gespritzt. Erst beim Aufprall auf das Substrat steigt durch plastische Verformung
unter sehr hohen Dehnraten die Temperatur an den kollidierenden Grenzflächen und führt
zu Verschweißungen des Partikelwerkstoffs mit dem Substrat sowie untereinander. Dazu
muss jedoch eine Mindestaufprallgeschwindigkeit überschritten werden, die so genannte
kritische Geschwindigkeit. Der Mechanismus und die Qualität der Verschweißung ist
mit dem Explosivschweißen vergleichbar und hängt auch von der Temperatur der Partikel
im Moment ihres Aufpralls ab. Man muss daher dafür sorgen, dass die Partikel eine
ausreichend hohe Geschwindigkeit und Temperatur beim Aufprall haben. Hierzu werden
die Partikel in einer Kaltgasspritzpistole, die eine Mischkammer und eine Düse aufweist,
in der Mischkammer einem heißen Trägergas zugemischt, durch dieses erwärmt und beschleunigt
sowie über die Düse weiter beschleunigt und mit dem Gasstrom aus der Kaltgasspritzpistole
verspritzt. Bei vorgegebener Düsengeometrie ist es deshalb oft erforderlich, mit dem
anlagentechnisch möglichen maximalen Gasdruck und möglichst hoher Gastemperatur zu
arbeiten.
[0003] Dabei zeigt sich, dass es oberhalb einer von dem Werkstoff der Partikel abhängigen
Gastemperatur zu Anlagerungen an der Innenwand der Düse kommt. Beim Spritzen von Aluminium
liegt z.B. die maximal mögliche Gastemperatur im Bereich von 150 bis 300 °C. Durch
diese Anlagerungen wird die Gasströmung in der Düse gestört und es wird die Funktionsfähigkeit
der Kaltgasspritzpistole bis hin zum Verstopfen der Düse beeinträchtigt.
[0004] Bekannt sind solche Spritzpistolen für das thermische Spritzen z.B. aus der
US 6,623,796 B1. In dieser ist eine Spritzpistole mit einer Lavaldüse beschrieben, bestehend aus
einem Eingangskonus und einem Ausgangskonus, die an einem Düsenhals aneinander stoßen.
Der Lavaldüse wird Luft unter hohem Druck über einen Lufterhitzer und eine Mischkammer
zugeführt, in der ein Luft-Partikelgemisch zugemischt wird. Die Partikel werden durch
die Lavaldüse als Überschalldüse beschleunigt und durch die im Lufterhitzer erhitzte
Luft erwärmt, ohne, dass sie schmelzen.
[0005] Es ist daher Aufgabe der Erfindung, eine Kaltgasspritzpistole, zur Verfügung zu stellen,
die mit Gas unter beliebig hohen Temperaturen und unter hohen Drücken betrieben werden
kann und bei der keine Materialanlagerungen des Partikelmaterials in der Düse auftreten.
[0006] Diese Aufgabe wird durch eine Kaltgasspritzpistole mit den Merkmalen des unabhängigen
Anspruchs 1 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen der Kaltgasspritzpistole werden durch
die Unteransprüche angegeben.
[0007] Kühlt man die Außenseite der Düse durch ein Kühlmittel, so dass die Temperatur der
Innenwand der Düse verringert ist, dann lässt sich die Temperatur des Gases z.B. bei
Partikeln aus Aluminium um 50 bis 150 °C, mit Wasserkühlung sogar um 300°C erhöhen,
ohne dass es zu Anlagerungen an der Innenwand der Düse kommt. Durch die höhere Gastemperatur
erhalten auch die Partikel eine höhere Temperatur, wodurch ihre Verformungsfähigkeit
beim Aufprall auf das Substrat begünstigt wird, d.h. die zum Haften erforderliche
kritische Geschwindigkeit verringert wird. Das Phänomen der Anlagerung von Partikeln
an der Innenwand der Düse und die dadurch bedingte Begrenzung der maximal nutzbaren
Gastemperatur ist bei allen metallischen Werkstoffen als Partikel festzustellen. Eine
Düsenkühlung wirkt sich daher insbesondere bei vielen metallischen Spritzwerkstoffen
günstig aus, wie etwa bei Stahl, Titan, Nickel, Kupfer, Zinn und Zink, vor allem ergeben
sich erhebliche Vorteile bei Aluminium. Durch die erfindungsgemäße Kaltgasspritzpistole
können auch Partikel aus Werkstoffen verspritzt werden, die höhere Gastemperaturen,
etwa bis 1000°C erfordern, um gute Schichteigenschaften durch die Steigerung der Partikelgeschwindigkeit
und der Partikeltemperatur zu erreichen.
[0008] In vorteilhafter Ausführung ist die Düse eine Lavaldüse, die aus einem konvergierenden
Abschnitt, einem Düsenhals und einem divergierenden Abschnitt besteht.
[0009] In einer Lavaldüse kann das Gas im Bereich des Düsenhalses auf Überschallgeschwindigkeit
beschleunigt werden. Da die Schallgeschwindigkeit mit der Temperatur steigt, sind
durch die höhere Temperatur somit bei einer Lavaldüse die beim Durchströmen erreichbaren
Gasgeschwindigkeiten höher und damit auch die Geschwindigkeit der Partikel. Da höhere
Geschwindigkeiten möglich sind, können gröbere Partikel mit Partikelgrößen von bis
zu 100 µm, ja von bis zu 250 µm auf die zur Haftung erforderliche kritische Geschwindigkeit
beschleunigt werden. Auch die Gefahr von Materialanlagerungen an der Innenwand der
Lavaldüse verringert sich durch die Kühlung der Düse, was wiederum die Verwendung
von gröberen Pulvern unterstützt. Diese gröberen Partikel oder Pulver sind kostengünstiger
und lassen sich zudem besser herstellen und gleichmäßiger fördern. Überdies besitzen
Schichten, die mit gröberen Partikeln gespritzt und dennoch dicht sind, eine höhere
Haftfestigkeit auf dem Substrat und höhere Festigkeit im Hinblick auf die Bindung
der Partikel untereinander als Schichten, die mit feineren Partikeln gespritzt wurden.
[0010] In günstiger Ausführungsform kann der Bereich des Düsenhalses stärker gekühlt sein
und das Kühlmittel die Lavaldüse im Bereich des konvergierenden Abschnitts zuströmend
axial bis zu einem Düsenaustritt am divergierenden Abschnitt umströmen.
[0011] Eine stärkere Kühlung ist im Bereich des engsten Querschnittes der Düse und in Strömungsrichtung
kurz dahinter vorteilhaft, da hier die Partikelbeschleunigung und die Partikeltemperaturen
am höchsten sind und draus resultierend die Gefahr von Anlagerungen. Es ist daher
vorteilhaft, das kalte Kühlmittel im rückwärtigen, konvergierenden Bereich in einen
die Düse umgebenden Kühlraum einströmen und im Bereich des Düsenaustritts am Ende
des divergierenden Abschnitts ausströmen zu lassen.
[0012] Die Düse kann von dem Kühlmittel umströmte Kühlrippen aufweisen und von dem Kühlmittel
radial, axial oder spiralförmig umströmt werden.
[0013] Durch entsprechend geformten Kühlrippen kann eine bessere Wärmeabfuhr und gezielte
Führung sowie gleichmäßige Verteilung des Kühlmittels erreicht werden.
[0014] In günstiger Ausführungsform ist das Kühlmittel ein Gas, insbesondere Druckluft.
Alternativ kann das Kühlmittel Wasser sein.
[0015] Wenn das heiße Gas zum Beschleunigen der Partikel Druckluft ist, so steht auch oft
kalte Druckluft für Kühlzwecke zur Verfügung. Weiter steht Druckluft generell in vielen
Werkstätten zur Verfügung und ermöglicht einen einfachen Aufbau, da nach dem Kühlvorgang
die Druckluft in die Umgebung abgeblasen werden kann und keine Rückführung des Kühlmittels
erfordert. Wasser ist meist auch gut verfügbar und hat eine erheblich stärkere Kühlwirkung
als Gase.
[0016] Die Düse kann zumindest zum Teil aus gehärtetem Material bestehen, insbesondere Hartmetall
oder gehärtetem Stahl.
[0017] Vorteilhaft kann als Kühlmittel die Umgebungsluft dienen.
[0018] Wenn an der Düse Kühlrippen angebracht sind, ist eine bereits ausreichende Kühlung
schon durch die Konvektion der Umgebungsluft zu erreichen. Vor allem in Spritzkabinen
besteht durch die Absauganlagen auch eine Luftströmung, die zu einer stärkeren Kühlwirkung
der Kühlrippen führt.
[0019] Bei Gastemperaturen oberhalb von 600°C für WCCo (Wolfram-Carbid-Kobalt) bzw. 500°C
bei gehärtetem Stahl ermöglicht eine Düsenkühlung, dass die Düse aus gehärtetem Material
besteht, da ansonsten das Material seine Festigkeit verlieren würde. Bei der erfindungsgemäßen
Kaltgasspritzpistole wird dadurch die Beständigkeit gegen Erosion stark verbessert,
da die durch das Gas beschleunigten Partikel sehr abrasiv wirken und gehärtete Materialien
dem länger stand halten.
[0020] Ein vorteilhaftes Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Kaltgasspritzpistole
wird anhand der beigefügten Zeichnungen näher erläutert. Dabei zeigt
Fig. 1 schematisch im Detailquerschnitt eine Düse einer erfindungsgemäßen Kaltgasspritzpistole
und
Fig. 2 schematisch im Querschnitt eine erfindungsgemäße Kaltgasspritzpistole.
[0021] Die Fig. 1 zeigt schematisch im Detailquerschnitt eine Düse einer erfindungsgemäßen
Kaltgasspritzpistole in Form einer Lavaldüse 8. Diese besteht aus einem konvergierenden
Abschnitt 7, einem Düsenhals 9 und einem divergierenden Abschnitt 10. Die Lavaldüse
8 ist von einem Kühlmantel 12 umgeben, der von einem Kühlmittel, hier Druckluft, in
der durch den Pfeil angedeuteten Richtung durchströmt wird. Dadurch wird der Bereich
des konvergierenden Abschnitts 7 und des Düsenhalses 9 von der zunächst noch kalten
Druckluft und somit stärker gekühlt. Dabei wird die Lavaldüse 8 von einem Gas mit
Partikeln in derselben durch den Pfeil angegebenen Richtung durchströmt.
[0022] Fig. 2 zeigt schematisch im Querschnitt eine erfindungsgemäße Kaltgasspritzpistole
mit der Lavaldüse 8, einem Druckbehälter 1, der auf seiner Innenseite eine Isolierung
2 aufweist. Im Inneren des Druckbehälters 1 ist ein Heizelement 3 angeordnet, hier
in Form eines Filamentheizers, der aus einer Vielzahl von elektrischen Heizdrähten
besteht. Das aufzuheizende Gas wird dem Druckbehälter 1 über eine Gaszuleitung 4 zugeführt.
In dem vorliegenden Beispiel ist der Druckbehälter 1 ein rotationssymmetrischer Körper.
Ein Gasaustritt 5 leitet das aufgeheizte oder weiter aufgeheizte Gas in eine Mischkammer
6, in der ein Partikelrohr 11 Partikel zuführen kann. Dabei ist die Mündung des Partikelrohrs
11 mit dem sich bildenden Gasstrom ausgerichtet.
[0023] Das Gas durchströmt den Druckbehälter 1 und die mit diesem linear ausgerichtete Mischkammer
6 und Lavaldüse 8 wie durch die Pfeile angezeigt, wobei es sich gleichmäßig über den
Querschnitt des Heizelements 3 verteilt. Durch die innen angebrachte Isolierung 2
wird erreicht, dass nur wenige Wärmeenergie die Wand des Druckbehälters 1 und der
Mischammer 6 erreicht. Da der Druckbehälters 1 und die Mischammer 6 an die Umgebung
zugleich Wärme abgeben, stellt sich beim Druckbehälter 1 und der Mischammer 6 eine
erheblich niedrigere Temperatur ein, als das erhitzte Gas hat. Der Druckbehälter 1
und die Mischammer 6 können daher relativ dünnwandig und leicht gebaut sein. In der
Mischkammer 6 werden dem erhitzten Gas über das Partikelrohr 11 die zu verspritzenden
Partikel beigemischt. Dies erfolgt, indem über einen Trägergasstrom die Partikel durch
das Partikelrohr befördert werden. Auf der Strecke zwischen Partikelinjektion und
engstem Querschnitt der Lavaldüse, dem Düsenhals 9 werden die Partikel aufgeheizt.
Anstelle der in Fig. 2 gezeigten langen Mischkammer 6 kann auch eine kurze Mischkammer
und ein verlängerte konvergierender Abschnitt 7 verwendet werden, da auch bei einem
verlängertem konvergierendem Abschnitt 7 die Strecke zwischen Partikelinjektion und
Düsenhals lang genug ist, die Partikel ausreichend zu erwärmen. In dem divergierenden
Abschnitt 10 der Lavaldüse 8 wird das expandierende Gas auf Geschwindigkeiten oberhalb
der Schallgeschwindigkeit beschleunigt. Die Partikel werden in dieser Überschallströmung
stark beschleunigt und erreichen Geschwindigkeiten zwischen 200 und 1500 m/s.
[0024] Durch den von Druckluft durchströmten Kühlmantel 12 bleibt die Oberflächentemperatur
des konvergierenden Abschnitts 7, des Düsenhalses 9 und des divergierenden Abschnitts
10 der Lavaldüse 8 in einem niedrigeren Bereich, so dass wesentlich höhere Gastemperaturen
verwendet werden können, die sich vorteilhaft auf die Qualität der Beschichtung auswirken.
Insbesondere können auch Gastemperaturen oberhalb von 600°C und gegen abrasiven Verschleiß
beständigere Materialien für die Lavaldüse 8 verwendet werden.
Bezugszeichenliste
[0025]
- 1
- Druckbehälter
- 2
- Isolierung
- 3
- Heizelement
- 4
- Gaszuleitung
- 5
- Gasaustritt
- 6
- Mischkammer
- 7
- konvergierender Abschnitt
- 8
- Lavaldüse
- 9
- Düsenhals
- 10
- divergierender Abschnitt
- 11
- Partikelrohr
- 12
- Kühlmantel
1. Kaltgasspritzpistole zum Verspritzen von Partikeln in einem heißen Gasstrom mit einer
Mischkammer (6), in der Partikel dem Gas durch eine Partikelzuführung (11) zugeführt
werden können und einer Düse, dadurch gekennzeichnet, dass die Düse außen durch ein Kühlmittel gekühlt wird.
2. Kaltgasspritzpistole nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Düse eine Lavaldüse (8) ist, die aus einem konvergierenden Abschnitt (7), einem
Düsenhals (9) und einem divergierenden Abschnitt (10) besteht.
3. Kaltgasspritzpistole nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Bereich des Düsenhalses (9) stärker gekühlt ist.
4. Kaltgasspritzpistole nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Kühlmittel die Lavaldüse (8) im Bereich des konvergierenden Abschnitts (7) zuströmend
bis zu einem Düsenaustritt am divergierenden Abschnitt (10) axial umströmt.
5. Kaltgasspritzpistole nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Düse von dem Kühlmittel umströmte Kühlrippen auf weist.
6. Kaltgasspritzpistole nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Düse von dem Kühlmittel radial oder spiralförmig um strömt wird.
7. Kaltgasspritzpistole nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Kühlmittel ein Gas, insbesondere Druckluft ist.
8. Kaltgasspritzpistole nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Kühlmittel Wasser ist.
9. Kaltgasspritzpistole nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass als Kühlmittel die Umgebungsluft dient.
10. Kaltgasspritzpistole nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Düse zumindest zum Teil aus gehärtetem Material besteht, insbesondere Hartmetall
oder gehärtetem Stahl.