[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben eines drehzahlregelbaren Kreiselpumpenaggregats
mit dem im Oberbegriff des Anspruchs 1 angegebenen Merkmalen.
[0002] Die Kennlinie einer Pumpe gibt das Verhalten der Pumpe in Abhängigkeit der Betriebsverhältnisse
an. Bei modernen drehzahlregelbaren Kreiselpumpenaggregaten kann die wirksame Pumpenkennlinie
in weiten Bereichen durch Veränderung der Drehzahl variiert werden. Allerdings weist
eine Kreiselpumpe aufgrund der gegebenen mechanisch/ hydraulischen Gegebenheiten zu
jeder Drehzahl eine bestimmte Pumpenkennlinie (Drosselkurve) auf, welche die Förderhöhe
in Abhängigkeit der Fördermenge angibt. Dabei gibt es Pumpenkennlinien, bei denen
die Förderhöhe mit zunehmender Fördermenge abnimmt und die als stabil bezeichnet werden.
Gibt es hingegen Bereiche, in denen die Förderhöhe mit größer werdender Fördermenge
zunimmt, so spricht man von einer instabilen Pumpenkennlinie bzw. Drosselkurve, was
insbesondere in Verbindung mit einer flachen Rohrnetzkennlinie dazu führen kann, dass
sich kein eindeutiger Schnittpunkt zwischen Rohrnetzkennlinie und Pumpenkennlinie
ergibt sondern typischerweise zwei Schnittpunkte. Dann jedoch kann der sich einstellenden
Betriebspunkt sprunghaft ändern, was zu Schwingungen im System führen kann und höchst
unerwünscht ist, da der sich einstellende Betriebspunkt nicht vorhersehbar ist. Andererseits
jedoch haben Kreiselpumpen mit instabiler Pumpenkennlinie häufig einen besonders guten
Wirkungsgrad, weshalb man dies bisher notgedrungen in Kauf nahm bzw. dafür Sorge getragen
hat, dass die Pumpe nach Möglichkeit nicht in diesem instabilen Bereich arbeitete.
[0003] Vor diesem Hintergrund liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum
Betreiben eines drehzahlregelbaren Kreiselpumpenaggregats mit instabiler Pumpenkennlinie
zu schaffen, dass die vorgenannten Nachteile vermeidet und insbesondere sicherstellt,
dass stets nur ein Schnittpunkt zwischen Pumpenkennlinie und Anlagenkennlinie gegeben
ist.
[0004] Diese Aufgabe wird gemäß der Erfindung durch die in Anspruch 1 angegebenen Merkmale
gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen dieses Verfahrens sind in den Unteransprüchen
der nachfolgenden Beschreibung und in der Zeichnung angegeben.
[0005] Erfindungsgemäß wird das drehzahlregelbare Kreiselpumpenaggregat mit instabiler Pumpenkennlinie
so betrieben, dass die wirksame Pumpenkennlinie zu niedrigeren Förderhöhen hin durch
Drehzahlerhöhung so weit angehoben wird, dass sich stets nur ein Schnittpunkt mit
der aktuellen Rohrnetzkennlinie ergibt. Grundgedanke der vorliegenden Erfindung ist
es somit, nur dann, wenn nämlich einerseits die Anlagenkennlinie relativ flach ist
und die Pumpe im Bereich kleiner Fördermengen betrieben werden soll, die Pumpenkennlinie
durch Drehzahlerhöhung so anzuheben, dass auch in diesem Bereich sichergestellt ist,
dass nur ein eindeutiger Schnittpunkt mit der Anlagenkennlinie also der Rohrnetzkennlinie
des Systems, in dem die Kreiselpumpe fördert, gegeben ist.
[0006] Dieses erfindungsgemäße Verfahren ist besonders vorteilhaft, da es ermöglicht, Kreiselpumpenaggregate
mit instabiler Pumpenkennlinie ggf. auch in dem an sich instabilen Förderbereich der
Kennlinie stabil zu fahren.
[0007] Das Anheben der Drehzahl zu niedrigen Fördermengen hin, kann gemäß einer Weiterbildung
der Erfindung vorteilhaft durch eine Steuerung (open loop) erfolgen, welche die Leistungsaufnahme
des Pumpenaggregats zu geringen Förderhöhen hin anhebt.
[0008] Alternativ kann gemäß der Erfindung auch eine Steuerung vorgesehen sein, welche die
Drehzahl des Pumpenaggregats zu geringen Förderhöhen hin anhebt. Eine solche gezielte
Anhebung der Drehzahl ist zwar steuerungstechnisch aufwändiger als die Steuerung der
Leistungsaufnahme, ermöglicht jedoch eine relativ genaue Abstimmung auf die aktuellen
Anlagenanforderungen.
[0009] Besonders vorteilhaft ist es, eine vorzugsweise untergeordnete Regelung (closed loop)
vorzusehen, welche die Leistungsaufnahme des Pumpenaggregats zu geringen Förderhöhen
hin konstant regelt. Eine solche Regelung ist einfach zu realisieren und reicht in
der Regel aus um das eingangs dargelegte Problem der instabilen Pumpenkennlinie zu
vermeiden.
[0010] Zweckmäßig für die vorgenannte Steuerung/Regelung ist es, dass sie, wenn sie als
untergeordnete Regelung oder Steuerung erfolgt, so schnell erfolgt, dass bei abfallender
Fördermenge die sich normalerweise ergebenden instabilen Zustände der Pumpe gar nicht
erst erreicht werden. Dies kann dadurch gewährleistet werden, dass die untergeordnete
schnelle Steuerung/Regelung so ausgelegt ist, dass sie schneller als die Trägheit
der geförderten Flüssigkeitssäule ist. Dann ist sichergestellt, dass die Anhebung
der Drehzahl stets erfolgt, bevor die Fördermenge so weit abgefallen ist, dass sich
ein instabiler Betriebszustand ergeben könnte.
[0011] Da die erforderliche Geschwindigkeit der Regelung abhängig von der Massenträgheit
der geförderten Flüssigkeitssäule ist, wird die Geschwindigkeit der Regelung im Einzelfall
hierauf abzustimmen sein. In der Praxis hat sich jedoch erwiesen, dass es für nahezu
alle Anwendungsfälle ausreicht, wenn die untergeordnete schnelle Steuerung/Regelung
eine Zeitkonstante bzw. Regelzeitkonstante von weniger als einer Sekunde vorzugsweise
unter 300 ms aufweist. Letzt genannte Zeitkonstante genügt schon bei vergleichsweise
geringen Rohrlängen um das vorgenannte Problem sicher zu beherrschen und ist zudem
steuerungs/regelungstechnisch mit vergleichsweise geringen technischen Aufwand realisierbar.
[0012] Die Erfindung ist nachfolgend anhand von in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispielen
näher erläutert. Es zeigen
- Figur 1
- zwei Rohrnetzkennlinien mit einer instabilen Pumpenkennlinie und die sich dabei ergebenden
Betriebspunkte,
- Figur 2
- einen Hydraulikschaltplan einer Anlage, bei der sich die in Figur 1 dargestellten
Betriebszustände einstellen,
- Figur 3
- eine instabile Pumpenkennlinie sowie die Anhebung dieser Pumpenkennlinie im instabilen
Bereich,
- Figur 4
- eine Anhebung gemäß Figur 3 mit anderen Steuerungsverfahren.
[0013] Anhand von Figur 2 ist eine Fördersituation dargestellt, welche zunächst einmal die
Problematik einer instabilen Pumpenkennlinie anhand eines praktischen Beispiels erläutern
soll. Eine Kreiselpumpe 1 fördert aus einem Vorratstank 2 eine Flüssigkeit über eine
Leitung 3 unter Zwischenschaltung eines Rückschlagventils 4 und eines Absperrventils
5 in einem Behälter 6. Zu Beginn des Fördervorgangs ist ein Höhenunterschied Hg1 zu
überwinden, welcher im Wesentlichen der Höhendifferenz zwischen der Flüssigkeitsoberfläche
0 des vergleichsweise großen und damit hinsichtlich der Pegelschwankung im Wesentlichen
als konstant anzusehenden Vorratstanks 2 zur Flüssigkeitsoberfläche 7 des vergleichsweise
kleinen Behälters 6 entspricht, den es zu füllen gilt. Bei geöffnetem Ventil 5 fördert
die Kreiselpumpe 1 - hierbei handelt es sich um eine drehzahlregelbare Kreiselpumpe
mit instabiler Pumpenkennlinie - mit großer Fördermenge Q bis zu einer Förderhöhe
Hg 1. Das Ventil 5 wird dabei mit zunehmendem Erreichen des Niveau 7 geschlossen,
wodurch die Fördermenge langsam abnimmt. Diese Betriebspunkte sind in dem Diagramm
gemäß Figur 1 mit a bzw. b gekennzeichnet.
[0014] Durch langsames Schließen des Ventils 5 ändert sich die Rohrnetzkennlinie von Ra
auf Rb usw., es stellen sich dann entsprechend Betriebspunkte c, d, e, f, g, h und
i ein, je weiter das Ventil 5 geschlossen wird. Aufgrund sinkenden Flüssigkeitsspiegels
vom Niveau 7 auf das Niveau 8 ist beim nachfolgendem Öffnen des Ventils 5 die dann
zu überwindende Förderhöhe Hg2 deutlich geringer als vorher, weshalb sich die Fördermenge
dann entweder schlagartig erhöht, oder nahezu versiegt da, wie die Figur 1 zeigt,
die Pumpenkennlinie 9 zumindest mit der Rohrnetzkennlinie Rb zwei Schnittpunkte hat
und es nicht vorhersehbar ist, welche der beiden Betriebspunkte sich einstellt.
[0015] Ein solches Verhalten ist im hohen Maße unerwünscht, wenn ein stetiger und stabiler
Betrieb in einem Fördermengenbereich erreicht werden soll, der hier sozusagen übersprungen
wird. Ein solcher Betriebszustand kann beispielsweise auch beim Fördern von Wasser
in einen Dampfkessel (Kesselspeiseanwendung) bei gleichzeitiger Nutzung von Abwärme
zur Erwärmung des Speisewassers auftreten.
[0016] Um diesen unerwünschten Betriebszustand zu vermeiden wird die wirksame Pumpenkennlinie
9 zu fallenden Fördermengen hin soweit angehoben, dass sich statt des in Figur 3 mit
9 gekennzeichneten Verlaufs ein Verlauf 9' ergibt, bei dem sichergestellt ist, dass
stets nur ein Schnittpunkt mit der Rohrnetzkennlinie gegeben ist. Bei der Darstellung
nach Figur 3 ist zum Vergleich die Rohrnetzkennlinie Rb eingezeichnet, die nahezu
horizontal und daher für diesen Anwendungsfall besonders kritisch ist. Die Rohrnetzkennlinie
Rb als solche kann in an sich bekannter Weise erfasst werden, sodass in der Steuerung
oder Regelung der Pumpe die sich einstellenden Rohrnetzkennlinien abgelegt und entsprechende
Drehzahlanhebungen nur in diesem kritischen Bereich erfolgen können, wie dies anhand
von Figur 3 dargestellt ist.
[0017] Für die Anhebung der Drehzahl zu abfallenden Fördermengen hin ist es pumpenseitig
erforderlich, die Fördermenge - auch Förderstrom genannt - zu erfassen. Dies kann
entweder durch geeignete Sensorik durch direkte Messung, oder aber bevorzugt durch
indirekte Messung anhand der elektrischen Größen des die Pumpe antreibenden Elektromotors
erfolgen. So kann durch Messung der elektrischen Leistungsaufnahme des Motors die
Fördermenge der Pumpe zumindest im Bereich der Instabilität der Pumpenkennlinie erfasst
werden, wenn, was typischerweise der Fall ist, die Leistungsaufnahme mit dem Förderstrom
streng monoton steigt oder fällt.
[0018] Anhand von Figur 4 ist dargestellt, wie sich die Leistungsaufnahme des die Pumpe
antreibenden Motors P in Abhängigkeit der Fördermenge (des Förderstromes) Q verändert.
Besonders günstig ist es daher mit fallender Fördermenge die Leistungsaufnahme der
Pumpe konstant zu regeln, wie dies in Figur 4 anhand des Kurventeils 10' dargestellt
ist. Die Leistungsaufnahme konstant zu regeln ist technisch in einfacher Weise realisierbar
und bewirkt den anhand von Figur 3 beschriebenen Effekt, dass die Pumpenkennlinie
9 im Bereich kleiner werdender Fördermengen Q angehoben wird.
[0019] Die Erhöhung der Drehzahl bei fallender Fördermenge Q bzw. die entsprechende Absenkung
der Drehzahl bei steigender Fördermenge Q erfolgt dabei stets so schnell, dass die
Massenträgheit der im Rohrsystem befindlichen und von der Pumpe geförderten Flüssigkeit
so groß ist, dass die Anhebung der Drehzahl erfolgt ist, bevor sich ein instabiler
Betriebspunkt K überhaupt einstellen kann. Bei wenigen Metern Leitungslänge genügen
hier Zeitkonstanten bzw. Regelzeitkonstanten von 300 ms, üblicherweise reichen jedoch
Zeitkonstanten bzw. Regelzeitkonstanten, die kleiner als eine Sekunde sind, aus.
Bezugszeichenliste
[0020]
- 0
- Flüssigkeitsniveau im Tank 2
- 1
- Kreiselpumpe
- 2
- Vorratstank
- 3
- Leitung
- 4
- Rückschlagventil
- 5
- Absperrventil
- 6
- Behälter
- 7
- Niveau 1
- 8
- Niveau 2
- 9
- Pumpenkennlinie
- 10
- Leistungskennlinie
- 9'
- angehobene Pumpenkennlinie
- 10'
- etwa konstante Leistung
- Hg1
- Förderhöhe
- Hg2
- Förderhöhe
1. Verfahren zum Betreiben eines drehzahlregelbaren Kreiselpumpenaggregats mit instabiler
Pumpenkennlinie, dadurch gekennzeichnet, dass die wirksame Pumpenkennlinie zu niedrigen Fördermengen hin durch Drehzahlerhöhung
soweit angehoben wird, dass sich nur ein Schnittpunkt mit der aktuellen Rohrnetzkennlinie
ergibt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass eine Steuerung (open loop) vorgesehen ist, welche die Leistungsaufnahme des Pumpenaggregats
zu geringen Fördermengen hin anhebt.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine Steuerung vorgesehen ist, welche die Drehzahl des Pumpenaggregats zu geringen
Fördermengen hin anhebt.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine vorzugsweise untergeordnete Regelung vorgesehen ist, welche die Leistungsaufnahme
des Pumpenaggregats zu geringen Fördermengen hin konstant regelt.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die vorzugsweise untergeordnete Steuerung/Regelung so ausgelegt ist, dass sie schneller
als die Trägheit der geförderten Flüssigkeitssäule ist.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuerung/Regelung eine Zeitkonstante/Regelzeitkonstante von weniger als einer
Sekunde, vorzugsweise unter 300 ms aufweist.