[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Steigerung des Dampfmassenstroms einer Hochdruck-Dampfturbine
eines Dampfkraftwerks, insbesondere eines Dampfkraftwerks mit Zwischenüberhitzung,
während einer Hochfahr-Phase des Dampfkraftwerks, insbesondere auch während eines
Leerlaufs des Dampfkraftwerks.
[0002] Beim Starten bzw. Hochfahren eines fossil gefeuerten Kraftwerkes wird zunächst der
Kessel des Kraftwerks auf Mindestlast gefahren (meist 30 bis 40%). Der während dieser
Hochfahr-Phase erzeugte Frischdampf wird hierbei im (so genannten) Bypassbetrieb üblicherweise
zunächst an der Dampfturbine vorbeigeleitet. Bei Anlagen mit Zwischenüberhitzung wird
der Frischdampf hierbei über eine Hochdruck-Umleitstation geführt, auf ein niedrigeres
Temperaturniveau abgespritzt und dann in den kalten Strang der Zwischenüberhitzung
geleitet. Der Dampf, der den heißen Strang der Zwischenüberhitzung verlässt, wird
über eine Mitteldruck-Umleitstation geführt und nach Kühlung mittels Einspritzwasser
in den Kondensator geleitet. Durch ein hohes Druckniveau in der Zwischenüberhitzung
(üblicherweise ca. 20-30 bar) ist dabei ist eine effektive Kühlung der mit Rauchgas
beaufschlagten Zwischenüberhitzerrohre gewährleistet.
[0003] Wird aus diesem oben beschriebenen Bypassbetrieb heraus eine Hochdruck-Turbine des
Dampfkraftwerks auf Nenndrehzahl beschleunigt, so führt der hohe Druck in dem kalten
Strang der Zwischenüberhitzung am Austritt der Hochdruck-Turbine zu Temperaturen,
die insbesondere beim Heiß- bzw. Warmstart deutlich höher liegen als im Nennlastbetrieb.
Ursache hierfür ist geringer Temperaturabbau bzw. Ventilation in der Hochdruck-Turbine
bei kleinen Massenströmen. Eine Steigerung dieses Leerlaufmassenstroms ist aufgrund
der Drehzahlregelung nicht möglich, da der Turbinen-Generator-Strang noch keine Leistung
an das Netz abgeben kann. Die Turbine erzeugt in dieser Phase nur die Verlustleistung
von Lagern und Generator, die je nach Anlagengröße üblicherweise im Bereich von 2
bis 5 MW liegt. Erst nach der Synchronisation mit dem Netz kann diese Leistung gesteigert
werden.
[0004] Die so vor der Synchronisation entstehenden hohen Temperaturen machen es erforderlich,
dass der Abdampfbereich der Hochdruckturbine und die Leitung des kalten Strangs der
Zwischenüberhitzung so ausgelegt werden müssen, dass sie den erhöhten Temperaturen
standhalten, insbesondere auch den beim An- und Abfahren stark wechselnden Temperaturen.
Dies ist gegenwärtig durch Verwendung von relativ kostengünstigen Werkstoffen bei
der Auslegung der Turbine und der Leitung des kalten Strangs der Zwischenüberhitzung
möglich. Um jedoch beim Heißstart in zukünftigen Anlagen gegenwärtig übliche Frischdampftemperaturen
von ca. 565°C mit einer einhergehenden Hochdruck-Abdampftemperatur von ca. maximal
500°C auf maximal ca. 700°C mit zeitweise einhergehenden Abdampftemperaturen von ca.
580°C bis 600°C zu erhöhen, ist es erforderlich, auch im Hochdruck-Abdampfbereich
und an dem kalten Strang der Zwischenüberhitzung deutlich teurere Werkstoffe, insbesondere
10%-Cr-Stahl zu verwenden.
[0005] Andere bekannte Lösungen verfolgen das Ziel einer geeigneten Kühlung. So wurden beispielsweise
in der Vergangenheit auch so genannte Anfahrleitungen eingesetzt, die den Hochdruck-Abdampfraum
zum Anfahren direkt mit dem Kondensator verbinden. Hierbei wird die Expansionslinie
verlängert und die Ventilation in der Hochdruckturbine verhindert, indem man den Hochdruck-Abdampfdruck
beim Anfahren und Leerlauf-Fahrten reduziert. Hierfür ist jedoch eine zusätzliche,
relativ große Leitung und eine Wasserabspritzung erforderlich. Ferner ist es bekannt,
andere Anfahrkonzepte zu verfolgen. So ist es beispielsweise bekannt, Rauchgas über
Kesselklappen an Zwischenüberhitzerrohren vorbeizuführen. Diese müssen somit nicht
gekühlt werden und ein Anfahren der Dampfturbine gegen sehr niedrige Drücke des kalten
Strangs der Zwischenüberhitzung wird möglich. Bei einem anderen bekannten Anfahrkonzept
läuft die Hochdruck-Turbine zunächst evakuiert mit und wird erst nach Synchronisierung
mit dem Netz zugeschaltet.
[0006] Insgesamt betrachtet sind die oben beschriebenen Kühllösungen und Anfahrkonzepte
als auch die Einbeziehung Hitze resistenter Materialien recht aufwendig und kostenintensiv,
so dass Bedarf an verbesserten Lösungen zur Reduzierung der vor Netzsynchronisation
auftretenden hohen Temperaturen besteht.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren anzugeben, mit dem die sich
vor Netzsynchronisation während einer Hochfahr-Phase eines Dampfkraftwerks einstellenden
hohen Temperaturen ohne großen Aufwand und möglichst kostengünstig reduziert werden
können.
[0008] Diese Aufgabe ist erfindungsgemäß mit dem eingangs genannten Verfahren zur Steigerung
des Dampfmassenstroms einer Hochdruck-Dampfturbine eines Dampfkraftwerks, das insbesondere
eine Zwischenüberhitzung aufweist, während einer Hochfahr-Phase, und insbesondere
während eines Leerlaufs des Dampfkraftwerks gelöst, bei dem einem Generator des Dampfkraftwerks
vor einer Synchronisation mit einem Stromversorgungsnetz wenigstens ein elektrischer
Verbraucher zugeschaltet wird.
[0009] Mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens wird die Leerlaufleistung auf der elektrischen
Seite künstlich erhöht, einhergehend mit einer entsprechenden Erhöhung des Dampfmassenstroms
bereits vor einer Synchronisation mit einem Stromversorgungsnetz. So kann erfindungsgemäß
insbesondere die Hochdruckturbine eines Dampfkraftwerks mit einem erhöhten Dampfmassenstrom
mehr Leistung erzeugen, derart, dass der Generator bereits frühzeitig erregt und dem
Generator noch vor der Netzsynchronisierung elektrische Verbraucher zugeschaltet werden.
Diese elektrisch erzeugte Leistung wird an elektrische Verbraucher, vorzugsweise in
Form von Widerständen, abgegeben, die entsprechend gekühlt werden müssen. Der mit
dem erfindungsgemäßen Verfahren einhergehende erhöhte Dampfmassenstrom bereits vor
Netzsynchronisierung bewirkt, dass insbesondere die Hochdruckturbine im Leerlauf weniger
ventiliert und daher der Abdampfbereich und die Leitung des kalten Strangs der Zwischenüberhitzung
auch bei sehr hohen Frischdampftemperaturen mit kostengünstigeren Werkstoffen ausgelegt
werden können, insbesondere weil die Temperaturunterschiede zwischen Leerlauf und
Nennlastbetrieb nicht mehr so stark ausgeprägt sind.
[0010] Bei einer vorteilhaften Weiterbildung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist der elektrische
Verbraucher, vorzugsweise in Form eines elektrischen Widerstands, in einem Speisewasserbehälter
des Dampfkraftwerks angeordnet, um den elektrischen Verbraucher zu kühlen. Dies ist
insofern von Vorteil als hier das relativ kalt einströmende Kondensat auf Sattdampftemperatur
zum dem für die Entgasung benötigten Druck von üblicherweise 5 bis 10 bar aufgewärmt
werden muss. So muss nicht übermäßig viel Dampfmassenstrom aus dem kalten Strang der
Zwischenüberhitzung entnommen werden und es steht ein größerer Massenstrom zur Kühlung
der Zwischenüberhitzerrohre zur Verfügung. Die hiermit einhergehende Energie kann
genutzt werden, so dass letztlich eine Brennstoffeinsparung erzielt werden kann.
[0011] Bei einer weiteren vorteilhaften Weiterbildung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist
der elektrische Verbraucher in einem Kondensatsammelbehälter eines Kondensators des
Dampfkraftwerks angeordnet. Die Anordnung der elektrischen Verbraucher im Kondensatsammelbehälter
des Kondensators (Hotwell) hat keinen Einfluss auf die Wärmeleistung des Kondensators,
da der Massenstrom über eine entsprechende Mitteldruck-Umleitstation entsprechend
sinkt. Alternativ kann eine Kühlung des elektrischen Verbrauchers auch durch Anordnung
des elektrischen Verbrauchers im Kühlwasser des Dampfkraftwerks erzielt werden, wobei
zur Kühlung sowohl Hauptkühlwasser als auch Nebenkühlwasser verwendet werden kann.
[0012] Die Erfindung betrifft ferner ein Dampfkraftwerk, mit dem das erfindungsgemäße Verfahren
durchführbar ist, mit einem Generator, einer Hochdruck-Dampfturbine und wenigstens
einem elektrischen Verbraucher, der während einer Hochfahr-Phase des Dampfkraftwerks
dem Generator zugeschaltet werden kann, um vor einer Synchronisation des Generators
mit einem Stromversorgungsnetz einen Dampfmassenstrom der Hochdruck-Dampfturbine zu
erhöhen. Der elektrische Verbraucher ist bevorzugt in einem Speisewasserbehälter des
Dampfkraftwerks, in einem Kondensatorsammelbehälter eines Kondensators des Dampfkraftwerks
oder im Kühlwasser des Dampfkraftwerks angeordnet.
[0013] Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Dampfkraftwerks
anhand der beigefügten Zeichnung näher erläutert, wobei Fig. 1 den Aufbau eines erfindungsgemäßen
Dampfkraftwerks zeigt.
[0014] Fig. 1 zeigt schematisch den Aufbau eines erfindungsgemäßen Dampfkraftwerks 10. Das
Dampfkraftwerk 10 umfasst unter anderem einen Kessel 12, eine Hochdruck-Turbine 14,
eine Mitteldruck-Turbine 16, eine Niederdruck-Turbine 18, einen Generator 20, einem
Kondensator 22 mit Sammelbehälter 24, einen Speisewasserbehälter 26 mit Entgaser,
Frischdampfleitungen 28 und eine Stützleitung 30.
[0015] Beim Starten bzw. Hochfahren des Dampfkraftwerks 10 wird der Kessel 12 zunächst auf
Mindestlast gefahren (meist 30-40%), wobei der erzeugte Dampf üblicherweise zunächst
an der Hochdruck-Turbine 14 vorbeigeleitet wird (Bypassbetrieb). Der Bypassbetrieb
wird hierbei durch Schließen des im Dampf-Einströmbereich der Hochdruck-Turbine 14
angeordneten Schnellschlussventils 32 bzw. Regelventils 34 realisiert, wobei der Frischdampf
über eine Hochdruck-Umleitstation 36 geführt, auf ein niedrigeres Temperaturniveau
abgespritzt und dann einer Zwischenüberhitzung 38 zugeführt wird, und zwar zunächst
dem kalten Strang 40 der Zwischenüberhitzung. Der Dampf, der den heißen Strang 42
der ZÜ verlässt, wird über eine Mitteldruck-Umleitstation 44 geführt und nach Kühlung
mittels Einspritzwasser in den Kondensator 22 geleitet. Durch ein hohes Druckniveau
in der Zwischenüberhitzung 38 (üblicherweise ca. 20-30 bar) ist dabei eine effektive
Kühlung der mit Rauchgas beaufschlagten Zwischenüberhitzerrohre gewährleistet.
[0016] Wird nun aus diesem Bypassbetrieb heraus nach Öffnung des Schnellschlussventils 32
bzw. Regelventils 34 die Hochdruck-Turbine 14 auf Nenndrehzahl beschleunigt, so führt
der hohe Druck im kalten Strang 40 der Zwischenüberhitzung am Austritt der Hochdruck-Turbine
14 zu Temperaturen, welche insbesondere bei Heiß- bzw. Warmstart deutlich höher liegen
als im Nennlastbetrieb. Der Grund dafür ist geringer Temperaturabbau bzw. Ventilation
in der Hochdruck-Turbine 14 bei kleinen Dampf-Massenströmen. Eine Steigerung dieses
Leerlaufmassenstroms ist aufgrund der Drehzahlregelung nicht möglich, da der Turbinen-Generator-Strang
noch keine Leistung an das Netz abgeben kann. Erst nach der Synchronisation mit dem
Netz kann die Leistung und damit der Massenstrom gesteigert werden, wobei jedoch die
Temperaturdifferenzen zwischen dem Dampf und den Bauteilen der Turbinen nicht zu groß
werden dürfen. Für den Abdampfbereich der Hochdruck-Turbine 14 und den kalten Strang
40 der Zwischenüberhitzung bedeutet dies, dass sie stark erhöhten und stark wechselnden
Temperaturen ausgesetzt werden, die unter Umständen den Einsatz teurer Werkstoffe
zur Auslegung des Abdampfbereichs der Hochdruck-Turbine 14 und des kalten Strangs
40 der Zwischenüberhitzung erfordern.
[0017] Um insbesondere auf den Einsatz teurer Hitze resistenter Werkstoffe verzichten zu
können, ist erfindungsgemäß wenigstens ein elektrischer Verbraucher in Form eines
elektrischen Widerstands 46 an den Generator 20 zuschaltbar gekoppelt (vgl. punktierte
Linien in Figur 1). Der Widerstand 46 bzw. die Widerstände 46 können zu ihrer Kühlung
erfindungsgemäß im Speisewasserbehälter 26, im Kondensatsammelbehälter 24 oder im
Kühlwasser angeordnet sein. Wird erfindungsgemäß vor Synchronisation des Generators
20 mit einem Stromversorgungsnetz der Generator 20 frühzeitig erregt, so kann einer
oder können mehrere der elektrischen Widerstände 46 zugeschaltet werden. So wird bereits
vor Synchronisierung die Leerlaufleistung auf der elektrischen Seite künstlich erhöht,
einhergehend mit einer entsprechenden Erhöhung des Dampfmassenstroms. Dies hat den
Vorteil, dass insbesondere in der Hochdruck-Turbine 14 die Expansionslinie im Leerlauf
verlängert wird bzw. der Dampf weniger ventiliert und daher der Abdampfbereich und
die Leitung des kalten Strangs 40 der Zwischenüberhitzung auch bei sehr hohen Frischdampftemperaturen
mit kostengünstigen Werkstoffen ausgelegt werden können, insbesondere weil die Temperaturunterschiede
zwischen Leerlauf und Nennlastbetrieb nicht mehr so stark ausgeprägt sind.
[0018] Bei Anordnung der elektrischen Widerstände 46 im Speisewasserbehälter 26 werden die
Rohre der Zwischenüberhitzung 38 schon stärker gekühlt, da weniger Dampf aus dem kalten
Strang 40 der Zwischenüberhitzung über die Stützleitung 30 auf den Speisewasserbehälter
26 gezogen werden muss, um eine Entgasung sicherzustellen.
[0019] Der im Leerlauf nun höhere Massenstrom durch die Hochdruck-Turbine 14 führt zu einem
stärkeren Abbau der Enthalpie und somit zu niedrigeren Hochdruck-Abdampftemperaturen.
Beispielsweise würde eine Erhöhung der Leerlaufleistung von 5 auf 15 MW (Annahme:
Frischdampf-Temperatur 700°C, Druck im kalten Strang 40 der Zwischenüberhitzung 20
bar) eine Reduzierung der Hochdruck-Abdampftemperatur von 580°C auf 510°C bewirken.
1. Verfahren zur Steigerung des Dampfmassenstroms einer Hochdruck-Dampfturbine (14) eines
Dampfkraftwerks (10) während einer Hochfahr-Phase des Dampfkraftwerks (10), bei dem
einem Generator (20) des Dampfkraftwerks (10) vor einer Synchronisation mit einem
Stromversorgungsnetz wenigstens ein elektrischer Verbraucher (46) zugeschaltet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
der elektrische Verbraucher (46) in einem Speisewasserbehälter (26) des Dampfkraftwerks
(10) angeordnet ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
der elektrische Verbraucher (46) in einem Kondensatsammelbehälter (24) eines Kondensators
(22) des Dampfkraftwerks (10) angeordnet ist.
4. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
der elektrische Verbraucher (46) im Kühlwasser des Dampfkraftwerks (10) angeordnet
ist.
5. Dampfkraftwerk (10),
mit einem Generator (20),
einer Hochdruck-Dampfturbine (14) und
wenigstens einem elektrischen Verbraucher (46),
der während einer Hochfahr-Phase des Dampfkraftwerks (10) dem Generator (20) zugeschaltet
werden kann, um vor einer Synchronisation des Generators (20) mit einem Stromversorgungsnetz
einen Dampfmassenstrom der Hochdruck-Dampfturbine (14) zu erhöhen.
6. Dampfkraftwerk nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, dass
der elektrische Verbraucher (46) in einem Speisewasserbehälter (26) des Dampfkraftwerks
(10) angeordnet ist.
7. Dampfkraftwerk nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, dass
der elektrische Verbraucher (46) in einem Kondensatsammelbehälter (24) eines Kondensators
(22) des Dampfkraftwerks (10) angeordnet ist.
8. Dampfkraftwerk nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, dass
der elektrische Verbraucher (46) im Kühlwasser des Dampfkraftwerks (10) angeordnet
ist.