[0001] Die Erfindung betrifft eine Bodenschicht für sportliche Aktivitäten, insbesondere
eine Tretschicht für Reitplätze.
[0002] Der klassische Reitplatz besteht beispielsweise aus einem dreischichtigen Gebilde:
der Tragschicht oder Basisschicht, der Trennschicht und der Tretschicht, wobei die
Trennschicht die Vermischung von Tragschicht und darüber liegender Tretschicht verhindert.
Hydrologisch muss die Basisschicht sowohl Wasser aufnehmen wie auch abführen können.
Die Tretschicht darf weiterhin auch nicht zu viele Fein- und Schlämmteile enthalten,
um die darunter liegende Trennschicht nicht zu verstopfen.
[0003] Die Tretschicht muss neben obigen noch weitere chemische und physikalische Eigenschaften
erfüllen.
[0004] Die Tretschicht soll fest und doch elastisch sein, um beispielsweise den Pferdehufen
Halt zu geben, ohne die Fesseln zu belasten.
Das bedeutet, dass die Bodenschicht eine gewisse Kohäsion und Elastizität aufweisen
muss.
[0005] Die Hufe der Pferde dürfen beim Laufen und insbesondere beim Springen nicht zu tief
in den Boden eindringen und andererseits darf der Boden nicht zu hart sein, sondern
er muss trotz Festigkeit etwas nachgeben. Alle diese Anforderungen sollten auch bei
den unterschiedlichsten Witterungsbedingungen erfüllt werden.
Im Sommer besteht bei Außenanlagen die Gefahr der Austrocknung. Die Kohäsion des Sandbodens
lässt nach und als Folge hiervon dringen die Pferdehufe zu tief in die Bodenschicht
ein und damit verbunden ist das lästige Auftreten von Staub. Als eine Folge hiervon
sind Pferd und Reiter im Sommer von einer Staubwolke umgeben.
[0006] Im Winter hingegen, bei Frost, wird das Wasser innerhalb der Bodenschicht gefrieren
und die ganze Tretschicht kann infolge der Vereisung steinhart werden.
Weiterhin sollte die Tretschicht ein homogenes Gebilde darstellen.
[0007] Die idealen physikalischen und chemischen Eigenschaften können zwar durch die Auswahl
der entsprechenden Sandsorten, bedeutet der Kornform und der chemischen Zusammensetzung,
beispielsweise durch die Zugabe von bestimmten Tonarten zu den Sandsorten beeinflusst
werden, jedoch sind dieser Einflussnahme allein durch diese Auswahl Grenzen gesetzt.
[0008] Um die Eigenschaften von Bodenschichten zu verbessern, insbesondere um ideale Bodenschichten
für den Reitsport zu erhalten, werden beim Stand der Technik den Bodenschichten entsprechende
Zusätze beigegeben.
[0009] Nach dem Stand der Technik werden diesen Schichten zur Auflockerung und zur Verbesserung
der weiteren physikalischen und chemischen Eigenschaften insbesondere Holzspäne, Hartholzschnipsel,
Kork, Reispelzen oder auch Kokosfasern zugesetzt.
[0010] Diese Zusätze weisen keine besonderen physikalischen Festigkeiten auf und unterliegen
insbesondere dem Prozess der Verwitterung und des Verschleißes und sie sind besonders
anfällig für chemische Umsetzungsprozesse, die noch zusätzlich von den Ausscheidungen
der Pferde beschleunigt werden. Derartige Bodenschichten müssen innerhalb von nur
kurzen Zeitabständen erneuert werden.
[0011] Dieses ist teuer und arbeitsintensiv.
[0012] Die
DE 35 24 854 A1 schlägt aus diesem Grund vor, die Hobelspäne der Tretschicht mit einem Konservierungsmittel
zu imprägnieren. Das Konservierungsmittel enthält neben Bohr und Alkohol eine wässrige
Polymerdispersion.
[0013] Entsprechend der
DE 38 43 974 C2 wird der Tretschicht aus Sand ein Schnitzelmaterial beigemengt, das zumindest teilweise
aus Schnitzeln eines zerkleinerten flächigen Textilverbundstoffes besteht mit einer
Länge und Breite im Bereich zwischen 25 bis 75 mm. Und entsprechend dem britischen
Patent Nr.
2184765 B werden einer Sandmischung für die Bodenschicht einer Sportanlage oder Reitanlage,
um diese wetterbeständig zu machen und gegen Verrottung zu schützen, längliche synthetische
Fasern beigemengt.
[0014] Die Länge der synthetischen Fasern liegt bevorzugt in einem Bereich zwischen 25 bis
75 mm.
Synthetische Fasern allein stellen jedoch hinsichtlich der Kohäsion und hinsichtlich
der Wasseraufnahme des Sandes ein Problem dar.
[0015] Entsprechend der
EP-A-0314622 sind der Bodenschicht deshalb zusätzlich zu den Synthetikfasern auch natürliche Hartfasern,
wie Kokos- oder Hanffasern, als Zusatzstoff beigemengt, um so die Trittfestigkeit
und die Wasseraufnahmekapazität zu erhöhen.
[0016] Ebenfalls sowohl synthetische Fasern als auch Naturfasern sind der Bodenoberfläche
zur Nutzung für Sport und ähnliche Zwecke nach der
EP 0775 237 B1 zugesetzt.
Gemäß dieser Schrift wird ein Material verwendet, welches aus Sand, Holzspänen und/oder
zerkleinertem geotextilen Material und Natur- oder Synthetikfasern besteht.
[0017] Zu beachten ist jedoch, dass diese Tretschichten, die verschiedene Materialien enthalten,
im Laufe der Benutzungszeiten auch in ihren physikalischen und chemischen Eigenschaften
variieren, da alle Materialzusätze einer unterschiedlichen Verschleißzeit und Verrottung
unterworfen sind.
[0018] Wasserdurchlässigkeit, Elastizität oder Festigkeit, Homogenität, Kohäsion und andere
chemische und physikalische Eigenschaften variieren mit der Zeit derartig, dass konstant
gute Eigenschaften bei herkömmlichen Tretschichten nur für eine kurze Zeitdauer garantiert
werden können.
[0019] Ausgehend von diesem Stand der Technik ist es nun Aufgabe der vorliegenden Erfindung,
eine Bodenschicht für sportliche Aktivitäten, insbesondere für den Reitsport zur Verfügung
zu stellen, die sich durch bessere physikalische und chemische Eigenschaften auszeichnet
und wobei diese während einer längeren Zeitspanne konstant bleiben.
[0020] Gelöst wird diese Aufgabe mit einer Bodenschicht für sportliche Aktivitäten, insbesondere
Tretschicht für Reitplätze, umfassend einen ausgewählten Sand und einen beigemischten
Zusatzstoff, die dadurch gekennzeichnet ist, dass der Zusatzstoff aus Bambusfasern
und/oder aus aus Bambusfasern hergestelltem geotextilen Schnitzelmaterial besteht.
[0021] Bei einem bevorzugten Ausführungsbeispiel wird der Bodenschicht der Zusatzstoff im
Bereich von 0,5 bis 3 Gew.% zugesetzt.
Es hat sich durch Versuche hinsichtlich der Festigkeit, insbesondere hinsichtlich
der Scherfestigkeit herausgestellt, dass die Zugabe von Bambusfasern und/oder geotextilem
Schnitzelmaterial aus Bambusfasern in diesem Gewichtsverhältnis sich besonders günstig
auf die Eigenschaft der Tretschicht auswirkt.
Das aus Bambusfasern hergestellte geotextile Material kann sowohl ein Gewebe, Gewirke,
ein Vliesstoff, Verbundstoff oder Dergleichen sein.
[0022] Die Länge der Bambusfasern oder der Schnitzel sollte bevorzugt im Bereich zwischen
10 und 40 mm liegen und der Durchmesser im Bereich zwischen 0,5 und 2 mm.
[0023] Weitere Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0024] Somit stellt die erfindungsgemäße Bodenschicht eine homogene, umweltfreundliche Allwetterbodenschicht
dar, deren einzelne, der Sandmischung zugesetzte Bestandteile, nicht unterschiedlichen
Verrottungs- beziehungsweise Witterungsprozessen unterliegen.
[0025] Der der Bodenschicht zugesetzte Zusatzstoff zeichnet sich im Gegensatz zu Holz, Textilien
und Synthetischen Fasern durch spezielle chemische und physikalische Eigenschaften
aus.
[0026] Bambus ist ein nachwachsender Rohstoff und ein extrem leichter, widerstandsfähiger
und elastischer Baustoff. Bambushalme verkieseln und verholzen
an ihrer Außenschicht. In Folge dieses starken Kieselsäuregehalts ist der Bambus extrem
widerstandsfähig gegenüber Verrottung und Verwitterung. Aus diesem
Sachverhalt resultiert eine größere Dichte und damit verbunden eine andere Regulierung
des Wasserhaushalts als bei den üblicherweise verwendeten Naturmaterialien.
[0027] Um die Widerstandsfähigkeit des Zusatzstoffes noch zusätzlich zu erhöhen, ist es
auch noch möglich, diesen zu imprägnieren, beispielsweise durch natürliche Verfahrensweisen
wie durch Räuchern, beispielsweise mit dem eigenen Harz, durch Wässern, Kochen usw.
oder durch Anstriche, beispielsweise aus Kalk, Oil oder Borax. Es besteht auch noch
die Möglichkeit, den Zusatzstoff mit üblichen Imprägnierungen, wie Firnis, Kerosin,
DDT, BHC,
[0028] PCP usw. zu versehen, was aber für die vorliegende Erfindung aus ökologischen Gründen
nicht vorgesehen ist.
[0029] Die Fasern des Bambus sind axial ausgerichtet und hoch elastisch.
[0030] Mechanisch-technologische Eigenschaften von unterschiedlichen Bambusarten im Vergleich
zu anderen Holzarten in kN/cm
2:
[0031] E-Modul Druckfestigkeit Zugfestigkeit Biegefestigkeit Scherfestigkeit
Bambus |
2.000 |
6.2-9.3 |
14.8-38.4 |
7.6-27,6 |
1.98 |
|
|
|
|
|
|
Eiche |
1.300 |
6.50 |
9.00 |
10.00 |
1.10 |
Kiefer |
1.200 |
5.50 |
10.40 |
10.00 |
1.00 |
(Literatur: Mechanische Eigenschaften von Bambus Referat von Christoph Tönges RWTH,
Aachen 27. 10. 2002).
[0032] Stahl ST 37 besitzt vergleichsweise eine Zugfestigkeit von 37kN/cm
2.
[0033] Des Weiteren besitzt Bambus nicht nur die extreme Zugfestigkeit, sondern das Bruchverhalten
des Bambus unterscheidet sich ebenso von dem des Holzes. Bei Brechen des Bambus entsteht
kein spontaner Bruch wie beim Holz, sondern die auftretenden Risse werden sofort in
Faserrichtung abgelenkt.
[0034] Erfindungsgemäß wird eine Bodenschicht für sportliche Aktivitäten, insbesondere für
den Reitsport zur Verfügung gestellt, durch die die Zugabe von kostenintensiven Synthetikfasern
substituiert wird.
[0035] Der Zusatzstoff aus reinen Bambusfasern und/oder aus Schnitzelmaterial, welches aus
Bambusfasern hergestellt ist, kann entweder der Tretschicht direkt beigemengt werden
oder in eine bereits vorhandene Tretschicht eingestreut werden.
[0036] Es hat sich weiterhin in der Praxis als besonders vorteilhaft erwiesen, bei der erfindungsgemäße
Bodenschicht für die Bambusfasern selbst oder das aus Bambusfasern hergestellte Schnitzelmaterial,
ein Längengewicht zwischen 1 und 40 dtex zu verwenden.
1. Bodenschicht für sportliche Aktivitäten, insbesondere Tretschicht für Reitplätze,
umfassend einen ausgewählten Sand und einen beigemischten Zusatzstoff,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Zusatzstoff aus Bambusfasern und/oder aus aus Bambusfasern hergestelltem geotextilen
Schnitzelmaterial besteht.
2. Bodenschicht für sportliche Aktivitäten nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Zusatzstoff 0,5 bis 3 Gew.% der gesamten Bodenschicht beträgt.
3. Bodenschicht für sportliche Aktivitäten nach einem der Ansprüche 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Zusatzstoff eine Länge von 10 bis 30 mm aufweist.
4. Bodenschicht für sportliche Aktivitäten nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Zusatzstoff einen Durchmesser von 0,5 bis 2 mm aufweist.
5. Bodenschicht für sportliche Aktivitäten nach einem der vorhergehenden Ansprüche 1
bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Zusatzstoff zusätzlich gegen Verrottung imprägniert ist.
6. Bodenschicht für sportliche Aktivitäten nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass als Imprägnierungsmittel natürliche Stoffe wie Kreide, Rauch verwendet werden.
7. Bodenschicht für sportliche Aktivitäten nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, dass die Imprägnierung durch Naturverfahren wie
Wasserauswaschungen, Räuchern und Ähnliches erfolgt.
8. Bodenschicht für sportliche Aktivitäten nach einem der vorhergehenden Ansprüche 1
bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Längengewicht des Zusatzstoffes zwischen 1 und 40 dtex beträgt.