[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Bearbeitung der Enden eines längsnahtgeschweißten
Rohres aus Stahl mit einer dreidimensionalen Kontur der Enden in mehreren Schnittebenen
mit den Verfahrensschritten Platine schneiden, Rohrprofil formen, längsnahtschweißen
oder Endlosrohr aus einem Band formen, längsnahtschweißen und ablängen,
[0002] Die Herstellung von längsnahtgeschweißten Rohren gehört zum Stand der Technik. So
wird in der
DD 276 043 A1 aufgezeigt, wie dünnwandige Rohre aus ebenen Blechzuschnitten mit möglichst geringer
Abweichung des Querschnitts von der Kreisform hergestellt werden. Es gehört ebenfalls
zum allgemeinen Stand der Technik längsnahtgeschweißte Rohre im Endlosverfahren herzustellen
und dann Fixlängen von dem Endlosrohr abzulängen. So offenbart beispielsweise die
DE 9116427 U1 ein geschweißtes Hohlprofil aus einem einzigen rollgeformten Metallband, wobei der
Hohlkörper durch Hochfrequenzschweißen zueinander gerichteter Verbindungsränder geschlossen
ist.
[0003] Vielfach ist es notwendig, Rohrkörper mit Anschlussbauteilen zu verbinden. Zum Beispiel
besteht der Querträger einer Verbundlenkerachse, das sogenannte Torsionsprofil häufig
aus einem umgeformten Rohr, welches an den Rohrenden mit jeweils einem Längslenker
verbunden werden muss. Beispielhaft zeigt die
DE 102 07 151 C1 eine Verbundlenkerachse, umfassend zwei aus je einer Unterschale und einer Oberschale
zusammengesetzte Längslenker sowie einen mit den Längslenkern verbundenen Querträger.
Ein wesentliches Merkmal der erfindungsgemäßen Verbundlenkerachse ist die Gestaltung
der Übergangsbereiche von dem Querträger auf die Längslenker. Dazu weist der Querträger
endseitig Hohlstutzen mit ovalen Querschnitten auf. Diese Hohlstutzen können zusammen
mit dem restlichen Längenbereich des Querträgers in einem einmaligen Pressenzug mechanisch
umgeformt sein. Als Ausgangsgegenstand wird ein Rohr eingesetzt. Dabei ist es von
Vorteil, dass die Stirnflächen der Hohlstutzen in einer einfachen geraden Sägeoperation
beschnitten werden können. In der
DE 102 07 151 befindet sich das ovale Rohrende des Querträgers daher innerhalb nur einer Schnittebene.
Anders offenbart es die
DE 297 20 207 U1. Bei der dort beschriebenen Verbundlenkerachse besitzen die Enden des Torsionsprofils
eine auf die Kontur der rohrförmigen Längslenker angepasste Konfiguration und laufen
mit ihren hier liegenden endseitigen Scheitelbereichen auf der Oberseite der Längslenker
aus. Folglich befindet sich die dreidimensionale Kontur der Enden des Torsionsprofils
in mehreren Schnittebenen.
[0004] Darüber hinaus werden meist aus Gründen des Leichtbaus vielfach gehärtete Stähle
eingesetzt. So offenbart die
DE 199 41 993 C1 die Herstellung eines biegesteifen, torsionsweichen Rohrprofils als Querträger für
eine Verbundlenkerhinterachse eines Personenkraftwagens aus einem Vergütungsstahl,
welches unter Sicherstellung torsionssteifer Endabschnitte zunächst im mittleren Längenabschnitt
durch eine U-förmige Kaltverformung torsionsweich gestaltet worden ist. Anschließend
wird das derart gestaltete Rohrprofil in den Übergangsabschnitten bei einem Temperaturniveau
von etwa 940° C geglüht. Dann wird es mit einer oberhalb des AC3- Punktes liegenden
Temperatur in Wasser gehärtet und anschließend mit einer Temperatur von etwa 280°
C über einen Zeitraum von ca. 20 Minuten angelassen.
[0005] Wird an den Rohrenden eine dreidimensionale Anschlusskontur in mehreren Schnittebenen
wie in der
DE 297 20 207 U1 offenbart benötigt, wird diese üblicherweise mit Hilfe eines mechanischen Beschnittwerkzeugs
eingebracht. Bei gehärteten Stählen stößt der mechanische Beschnitt jedoch an seine
Grenzen. Teilweise ist das zu beschneidende Material härter als die Beschnittwerkzeuge.
Außerdem ist der mechanische Beschnitt kostenintensiv, da für dieses Verfahren aufwändiges
und teures Werkzeug notwendig ist. Er lohnt sich daher erst ab einer gewissen Stückzahl.
Der mechanische Beschnitt ist auch nur bedingt präzise, so dass die Kontur oftmals
nachgearbeitet werden muss, was ebenfalls kostenintensiv und überdies auch langwierig
ist. Auch ist das Einrichten des Werkzeugs für die jeweiligen Anforderungen an die
Endkontur relativ aufwändig.
[0006] Gehärtete hochfeste Stähle werden aufgrund ihrer Festigkeitswerte oft mit Laser-oder
Plasmaschneidverfahren beschnitten. Beim Plasmaschneiden schwankt die Qualität des
Beschnitts und ist insgesamt eher schlecht, der Schneidprozess bedarf deshalb aufwändiger
Qualitätskontrollen und produziert relativ viel Ausschuss. Laserschneiden verursacht
noch höhere Unterhalts- und Betriebskosten als Plasmaschneiden. Beiden Trennverfahren
ist gemeinsam, dass sie zu Spritzern und festhaftendem Abbrand auf dem Rohrprofil
führen können.
[0007] Die
DE 196 04 368 C2 zeigt ein Verfahren zur Herstellung eines Rohres mit einem gegenüber einem mittleren
Rohrdurchmesser erweiterten Durchmesser am Rohrende auf. Erfindungsgemäß wird zunächst
eine Platine bereitgestellt, welche über einen rechteckigen Basisbereich verfügt,
an den mindestens ein demgegenüber konfigurativ abweichender Gestaltungsabschnitt
einstückig angegliedert ist. Die Platine ist die längengetreue Abwicklung der äußeren
Umfangsfläche des herzustellenden Rohrs einschließlich etwaiger über den Umfang des
Rohrs als Laschen oder ähnlichem abstehenden Flächen. Im nächsten Schritt wird die
Platine zu einem hohlzylindrischen Körper geformt. Dabei erfolgt eine rohrförmige
Umformung des Basisbereichs und des Gestaltungsabschnitts in einem Gesenk in mehreren
Teilschritten. Die Längskanten des Basisbereichs liegen dann exakt aneinander an,
während die Platine im Umformabschnitt aufgewickelt ist mit teilweise überlappenden
Bereichen. Hieran schließt sich die Endformgebung des Gestaltungsabschnitts an, beispielsweise
ein Aufweiten über einen von innen angreifenden Dorn. Soll eine vom Umfang des Rohres
abstehende Lasche gebildet werden, braucht der Gestaltungsabschnitt lediglich in die
entsprechende Stellung gerichtet werden.
[0008] Ausgehend von diesem Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde,
ein Verfahren zur Endenbearbeitung eines längsnahtgeschweißten Rohres mit einer dreidimensionalen
Kontur der Enden aufzuzeigen, das gegenüber den bekannten Fertigungsverfahren maßgenauer
und einfacher ist.
[0009] Diese Aufgabe löst die Erfindung mit den Merkmalen des Anspruchs 1. Demnach wird
erfindungsgemäß entweder die dreidimensionale Kontur der Enden mit Aufmass bereits
in den abgewickelten Platinenschnitt eingebracht oder die dreidimensionale Kontur
der Enden wird mit Aufmass über ein mechanisches Beschnittwerkzeug in das längsnahtgeschweißte
Rohr eingebracht. Für die Endenbearbeitung werden die Enden des Rohres erwärmt und
mittels eines Formdorns maßgetreu auf Länge und Kontur gestaucht. Vorteil dieses Verfahrens
ist die maßgetreue Reproduzierbarkeit der Rohrenden. Der Beschnitt der Enden in der
Platine mit Aufmaß oder der Beschnitt am längsnahtgeschweißten Rohr mit Aufmaß kann
zunächst mit einer gewissen Toleranz erfolgen, weil das Ende des Rohres maßgetreu
durch das Stauchen wird. Daher können auch qualitativ geringwertigere Beschnittverfahren
eingesetzt werden. Außerdem liegen die Beschnittzeitpunkte vor einem eventuellen Härteprozess,
so dass auf ein Laser- oder Plasmaschneiden von gehärtetem Stahl verzichtet werden
kann. Durch den Wegfall des Plasma- und Laserschneidens werden Spritzer auf dem Rohrprofil
und Abbrand vermieden. Das Erwärmen der Rohrenden ist notwendig, damit die Umformkräfte
beim Stauchen geringer ausfallen und das Material besser fließt. Für die Endenerwärmung
bietet sich insbesondere eine induktive Erwärmung an. Mittels eines Induktors kann
das Rohrende gezielt erwärmt werden, ohne unnötige Energie in andere Bereiche des
Rohres einzubringen. Eine bevorzugte Variante eröffnet sich, wenn das Rohr aus einer
härtbaren Stahlsorte besteht und ohnehin gehärtet werden soll. In diesem Fall muss
das gesamte Rohr auf eine Temperatur über den AC
3- Punkt der Legierung erwärmt werden, wird eventuell im warmen Zustand zusätzlich
noch umgeformt und in ein Umform- und/ oder Härtewerkzeug eingelegt. In der Regel
erfolgt eine solche einheitliche Erwärmung des Rohres in einem Durchlaufofen. Es kann
aber auch jedes andere gewünschte Erwärmungsverfahren wie induktives oder konduktives
Erwärmen eingesetzt werden. Da dabei auch die Rohrenden erwärmt werden, bietet es
sich an, das Stauchen der Rohrenden in dem Umform- und/ oder Härtewerkzeug vorzunehmen.
Vorteil ist, dass die Erwärmung auf eine Temperatur über den AC
3- Punkt der Legierung zugleich zum Stauchen der Rohrenden genutzt werden kann. Eine
zusätzliche Nacherwärmung der Rohrenden ist unnötig. Außerdem wird das Rohr im Härtewerkzeug
einschließlich der maßgetreuen Enden einheitlich gehärtet.
[0010] Falls die Integration des Stauchvorgangs in den Umform- und/ oder Härteprozess in
einem bestimmten Anforderungsfall zu aufwändig ist, werden die Rohrenden nach dem
Umform- und/ oder Härteprozess partiell nacherwärmt. Durch den erheblichen Wärmeeintrag,
der nötig ist, um die Umformkräfte gering zu halten, werden die durch die Härtung
eingestellten Festigkeitswerte am Rohrende aufgehoben. Speziell im Anwendungsfall
Verbundlenkerachse, bei dem das zwischen den Längslenkern befindliche Torsionsprofil
gehärtet worden ist, ist eine Festigkeitsreduzierung an den Rohrenden jedoch unschädlich.
Zum einen werden die erhöhten Festigkeitswerte mehr in der Mitte des Torsionsprofils
benötigt als an den Enden. Zum anderen wird durch den Stauchvorgang an den Enden das
Material aufgedickt und dadurch in der Wandstärke erhöht. Dies gleicht den Festigkeitsverlust
zumindest teilweise wieder aus. Ohnehin wird das Torsionsprofil in der Regel schweißtechnisch
mit den Längslenkern verbunden, so dass sowieso ein erhöhter Wärmeeintrag an den Rohrenden
stattfindet. Von daher ist die Materialaufdickung durch das Stauchen in jedem Fall
vorteilhaft. Die mehr oder weniger stark umgeformten Enden des Torsionsprofils werden
stirnseitig am Außenumfang der Längslenker festgelegt. Da die Längslenker ebenfalls
aus Rohren oder aus dreidimensional geformten Pressschalen bestehen, müssen die Stirnseiten
des Torsionsprofils diese dreidimensionale Geometrie abbilden. Die Stirnseiten des
Torsionsprofils werden daher entsprechend mit Aufmaß in der Platine oder insbesondere
dann, wenn als Ausgangsmaterial ein von einem Endlosrohr abgelängtes Rohr eingesetzt
wurde, nach dem Längsnahtschweißen, aber vor einem Härteprozess beschnitten und entweder
in Verbindung mit einem Härteprozess oder aber nach einer partiellen Erwärmung der
Stirnseiten über einen Formdorn maßgetreu auf Länge und Kontur gestaucht.
[0011] Das erfindungsgemäße Verfahren führt zu geringeren Investkosten als das mechanischen
Beschnittverfahren oder ein Plasma- oder Laserschneiden am gehärteten Rohr. Auch die
laufenden Kosten sind geringer, weil die aufwändigen und kostenintensiven Qualitätskontrollen
und der Ausschuss nach dem bisherigen Endenbeschnitt reduziert werden. Die wohl lohnendste
Variante liegt in der Kurzrohrfertigung, also in der Fertigung eines lasergeschweißten
Rohres aus einer Platine, wobei bereits beim Platinenschnitt die Endenkontur mit wenigen
mm Aufmaß, beispielsweise 1 bis 2 mm, jeweils stirnseitig ausgestanzt wird, weil die
Kurzrohrfertigung am nächsten an der Endkontur ist und ein zusätzliches Beschneiden
des bereits längsnahtgeschweißten Rohres wegfällt. Insbesondere wenn das Rohr im weiteren
Herstellungsverfahren gehärtet wird, kann über den Stauchvorgang im erwärmten Zustand
eine maßgetreue Endengeometrie des Rohres sichergestellt werden, die ein problemloses
Verbinden mit einem Anschlussbauteil garantiert.
[0012] Nachfolgend ist die Erfindung anhand des Ausführungsbeispiels Kurzrohrfertigung mit
Hilfe der Figuren näher beschrieben.
- Figur 1
- zeigt schematisch die Herstellung eines Rohrprofils (2) aus einer Platine (1) nach
dem Stand der Technik.
- Figur 2
- zeigt Teilschritte des erfindungsgemäßen Verfahrens.
[0013] Figur 1 zeigt beispielhaft und schematisch einen aus dem Stand der Technik bekannten
Prozess zur Herstellung eines längsnahtgeschweißten Rohres aus einer Platine. Aus
einer rechteckig geschnittenen Platine (1) wird ein Rohr (2) geformt und mittels einer
Schweißnaht (3) entlang der Stoßkante (3) zu einem Rohrprofil (2) geschlossen. Das
Rohr (2) weist danach eine zylindrische Form auf. Die Enden (4) sind gerade geschnitten
und liegen jeweils innerhalb nur einer Schnittebene.
[0014] Figur 2 zeigt beispielhaft und schematisch Teilschritte des erfindungsgemäßen Verfahrens.
Demnach wird bereits in die Platine (10) an den Stirnseiten (5) ein Beschnitt (6)
eingebracht. Dadurch entsteht nach dem Einrollen ein Rohrprofil (20) mit entsprechend
geformten dreidimensionalen Konturen (7) in mehreren Schnittebenen im Bereich der
Rohrenden (7). Die Rohrenden (7) sind bereits nach dem Längsnahtschweißen der Stoßkante
(3) mit einem Aufmaß endkonturnah vorgeschnitten. Erfindungsgemäß werden die Rohrenden
(7) in einem weiteren nicht dargestellten Teilschritt später nur noch erwärmt und
mittels eines Formdorns maßgetreu auf Länge und Kontur gestaucht.
1. Verfahren zur Bearbeitung der Enden (7) eines längsnahtgeschweißten Rohres (20) aus
Stahl mit einer dreidimensionalen Kontur (7) der Enden (7) in mehreren Schnittebenen
mit den Verfahrensschritten
- Platine (10) schneiden, Rohrprofil (20) formen, längsnahtschweißen oder
- Endlosrohr aus einem Band formen, längsnahtschweißen, ablängen,
gekennzeichnet durch,
die weiteren Verfahrensschritte
- Einbringen der dreidimensionalen Kontur (7) der Enden (7) mit Aufmass bereits in
den abgewickelten Platinenschnitt (6) oder
- Einbringen der dreidimensionalen Kontur (7) der Enden (7) mit Aufmass über ein mechanisches
Beschnittwerkzeug in das längsnahtgeschweißte Rohr (2) und
- Erwärmen der Enden (7) des Rohres (20) und
- Stauchen der Enden (7) mittels eines Formdorns maßgetreu auf Länge und Kontur.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
gekennzeichnet durch,
- induktives Erwärmen der Enden (7) des Rohres (20).
3. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
gekennzeichnet durch,
- Erwärmen des gesamten Rohres (20) aus einer härtbaren Stahllegierung auf eine Temperatur
über den AC3- Punkt der Legierung und
- Stauchen der Enden (7) des Rohres (20) mittels eines Formdorns maßgetreu auf Länge
und Kontur in einem Umform- und/ oder Härtewerkzeug und
- Härten des Rohrprofils (20) in dem Werkzeug.
4. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass es sich bei dem Profil (20) um ein Torsionsprofil für eine Verbundlenkerachse eines
Kraftfahrzeugs handelt mit dem zusätzlichen Verfahrenschritt
- Umformen des Rohres zu einem Torsionsprofil vor oder zeitgleich mit dem Stauchen
der erwärmten Enden des Rohres auf Länge und Kontur.