[0001] Die Erindung betrifft einen gattungsgemässen Eisen (Fe) aufweisenden Träger von relativ
zueinander über eine Lauffläche bewegten Teilen eines Hydraulikzylinder, insbesondere
Kolbenstange, mit einer elektrochemisch aufgebrachten Aussenschicht aus Chrom (Cr).
[0002] Bei solchen bekannten Bauteilen aus Stahl z.B. Kolbenstangen für Hydraulikzylinder,
wird die Aussenschicht in einer Dicke von ca. 30 µm als mechanisch verschleissfeste
Hartchromschicht (nicht hingegen dekorative Glanzchromschichten als Weichchrom von
ca. 0,3 bis 0,9 µm wie z.B. in der
JP-7278845,
JP-8100273 offenbart) aufgebracht. Aufgrunddessen haben sich diese bekannten Mechanik-Bauteile
bewährt und sind ausreichend korrosionsbeständig sowie abriebfest.
[0003] Allerdings weisen die solchermassen abgeschiedenen Chromschichten Zugeigenspannungen
auf, durch die Risse in der Chromschicht entstehen können, wodurch der Schutz gegen
Korrosion drastisch verringert wird.
[0004] Üblicherweise wird dieser bei den gattungsgemässen Hydraulikzylindern durch doppeltes
Verchromen, oder bei gattungsfremden Bauteilen (
DE-40 09 914-C2) durch vorheriges Vernickeln (
JP10-251870) verstärkt.
[0005] Die relativ dicke Aussenschicht aus Chrom ist dabei nur mit einer grossen Menge an
Chrom und demgemäss mit entsprechend hoher Energie elektochemisch aufzubringen, was
sich in einem vergleichsweise hohen Preis niederschlägt, obgleich für diese bekannten
Mechanik-Bauteile nach dem Salz-Sprüh-Test (SST) nur eine Standzeit von 96 h garantiert
wird.
[0006] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein billiger herstellbares Bauteil
eines Hydraulikzylinders mit besserer Korrosionsfestigkeit bei gleichzeitig hoher
Abriebfestigkeit bereitzustellen.
[0007] Diese Aufgabe wird bei einem gattungsgemässen Bauteil nach dem Oberbegriff des Hauptanspruchs,
erfindungsgemäss durch dessen kennzeichnende Merkmale, also dadurch gelöst, dass im
Bereich der Lauffläche an den Träger eine elektrochemisch aufgebrachte Zwischenschicht
aus Nickel-Phosphor (NiP) angrenzt und dass direkt über dieser Zwischenschicht die
Aussenschicht angeordnet ist.
[0008] Das Teil bzw. Bauteil des Hydraulikzylinders nach der Erfindung hat überraschenderweise
eine gegenüber dem gattungsgemässen Stand der Technik zehn Mal grössere Standzeit
von über 900 h nach dem SST, obgleich es mit nur einer ca. 10 bis 12 µm dicken Aussenschicht
aus Hartchrom auskommt. Obgleich der Wirkmechanismus nicht bekannt ist, lässt sich
aus der hohen Standzeit auf eine absolut dichte Zwischenschicht von typischerweise
etwa derselben Dicke wie die Aussenschicht sowie auf eine innigste atomare Verbindung
dieser mit der Zwischeschicht aus NiP schliessen. Möglicherweise wirkt die Zwischenschicht
aus NiP auch einebnend. Infolge der vergleichsweise dünnen Aussenschicht kann das
erfindungsgemässe Bauteil entsprechend kostengünstig hergestellt werden, denn die
Kosten für die Zwischenschicht schlagen nur gering zu Buche.
[0009] Es sind zwar gattungsfremde Giessformen mit einer Schicht aus NiP bekannt (
JP-61249647-A). Diese bis zu 100 µm dicke Schicht weist aber einerseits darin als pulverförmige
Partikel mit einer Grösse von bis zu 10µm dispergiertes Aluminiumoxid (Al
2O
3) auf, das die einebnende Wirkung der Schicht verhindert und die Potentialverhälnisse
stört, andererseits Bereiche auf, die nur über eine weiter Schicht mit dem Träger
verbunden sind. Ausserdem ist die Aussenschicht aus Chrom mit einer Dicke grösser
als 0,05 mm sehr aufwendig.
[0010] Es sind auch aussenstromlos, d.h. nicht elektrochemisch abgeschiedene Zwischenschichten
als Verschleiss- und Korrosionsschutz, auch chemisch Nickel (cNi) genannt, bekannt
(z.B.
US-3,577,276); diese lassen sich jedoch wegen der schlechten atomaren Bindung zwischen cNi und
dem elektrochemisch aufgebrachtem Hartchrom und der daraus resultierende schlechten
Schichthaftung bei der Erfindung nicht als Zwischenschicht einsetzen, ganz abgesehen
von weiteren Nachteilen wie geringe Abscheiderate, teure Badinstandhaltung, grosser
Einfluss der Badqualität, denn Verunreinigungen im Bad werden mit abgeschieden und
verschlechtern die Schichtqualität, aufwändige Vorbehandlung und hohe hohe Prozesstemperaturen.
Es kommt erschwerend hinzu, dass die zu beschichtende Oberfläche ein positiveres elektrochemisches
Potential als Nickel aufweisen muss.
[0011] Zur Herstellung der erfindungsgemässen Bauteile kommen nur ausschliesslich elektrochemisch
abgeschiedene Zwischenschichten aus NiP in Betracht. Solche Beschichtungsverfahren
für NiP-Legierungen wurden zuletzt in den 70-er Jahren beschrieben, haben sich Schichten
aus NiP kommerziell zunächst jedoch nicht durchgesetzt. Erst heute sind Elektrolyte
zur elektrochemischen Abscheidung von Schichten aus NiP bekannt (
Galvanotechnik 4/2005; Seite 818 - 822; Eugen G. Leuze Verlag), der auch efindungsgemäss Einsatz finden kann.
[0012] Jedoch bereitet die Übereinanderanordnung zweier elektrochemisch abgeschiedener Schichten
Probleme. So sind z.B. auch praktische Schwierigkeiten bei der elektrochemischen Hartverchromung
von hochlegierten Stählen bekannt, die in den ungünstigen Potentialverhältnissen begründet
liegen. Zur Erzielung einer atomaren Verbindung der Zwischenschicht mit der Aussenschicht
aus Chrom, vorzugsweise Hartchromschicht muss erfahrungsgemäss diese ein höheres Potential
als die zu verchromende Zwischenschicht aufweisen. Das ist z.B. bei der als Glanznickelbeschichtung
mit einer dünnen Deckschicht aus Chrom (Weichverchromung) auf Ni z.B. bei Badarmaturen
bekannten Uebereinanderordnungen aus elektrolytisch abgeschiedenem Nickel (Ni, nicht
NiP) und elektrolytisch abgeschiedenem Chrom, nicht jedoch bei der Zwischenschicht
nach der Erfindung aus NiP der Fall.
[0013] Die Erfindung betrifft auch ein bekanntes gattungsgemässes Verfahren zur Herstellung
eines Eisen (Fe) als Träger aufweisenden (Bau-)Teils von relativ zueinander über eine
Lauffläche bewegten Teilen eines Hydraulikzylinder, insbesondere Kolbenstange, mit
einer Aussenschicht aus Chrom (Cr), wobei dieses kathodisch in einem Cr im Elektrolyten
aufweisenden Verchromungsbad elektrochemisch abgeschieden wird.
[0014] Dieses gattungsgemässe Verfahren nach dem Oberbegriff des Hauptanspruchs kennzeichnet
sich erfindungsgemäss durch dessen kennzeichnende Merkmale, also dadurch aus, dass
zunächst auf der das Eisen (Fe) aufweisende Träger elektrochemisch in einem ersten
Bad mit einem Ni und P aufweisenden Elektrolyten eine Zwischenschicht aus NiP abgeschieden
wird und dass das Bauteil anschliessend in das Verchromungsbad verbracht wird, in
welchem es vorzugsweise kathodisch während eines ersten Zeitintervalls mit mit geringer
ersten Stromdichte und in zumindest einem weiteren vorletzten Zeitintervall mit einer
demgegenüber grösseren vorletzten Stromdichte mit dem sich abscheidenden Cr beschichtet
wird.
[0015] Durch diese Massnahmen wird zunächst elektrochemisch die Zwischenschicht aus NiP
erzeugt. Danach wird dann das Mechanik-Bauteil direkt -nass in nass- in das Verchromungsbad
zur Vermeidung von aufwendig wieder zu beseitigender Passivschichten (
DE-2854403-C2) überführt. Ueberraschenderweise wird es durch das Einwirken mit verschiedenen, vorzugsweise
stufenweise ansteigenden Stromdichten in mehreren aufeinanderfolgenden Zeitintervallen
möglich, die Aussenschicht aus Chrom atomar mit der Zwischenschicht aus NiP innigst
ohne eine weitere, zur Reduzierung des Potentials diendende, haftungsvermittelnde
Zusatzschicht, zu verbinden, obwohl die Schicht als NiP ein höheres Potential als
Chrom aufweist.
[0016] Es ist zwar das Beschichten einer Giesform als gattungsfremdes Verfahren mit einer
elektrochemisch abgeschiedenen Zwischenschicht aus NiP bekannt (
JP-54124831-A); diese ist aber relativ dick im Bereich von 30 µm, ganz abgesehen davon, dass die
Aussenschicht im Bereich von 10 µm bis 0.5 mm bemessen sein soll.
[0017] Erfindungsgemäss ist es aber auch möglich, das Bauteil nach einer Lagerung also trocken
in nass mit der Aussenschicht aus Chrom zu beschichten, wozu es zweckmässig ist, das
Mechanik-Bauteil vor dem Verchromen vorzubehandeln.
[0018] So wird das Bauteil erfindungsgemäss nach dem nach dem Entfetten durchgeführten Spülen
mit Wasser und vor dem Verbringen in das Verchromungsbad unter Anschliessen an die
Anode zwecks (Re)Aktivierung für kurze Zeit einem gesonderten Bad ausgesetzt.
[0019] Insgesamt ist mit dem erfindungsgemässen Verfahren nicht nur eine billigere Herstellung
des Mechanik-Bauteils möglich; es wird infolge der besseren Prozessstabilität auch
einfacher und problemloser zu steuern werden.
[0020] Weitere zweckmässige Ausgestaltungen und Weiterbildungen sind in den Unteransprüchen
gekennzeichnet.
1. Einen Eisen (Fe) aufweisenden Träger von relativ zueinander über eine Lauffläche bewegten
Teilen eines Hydraulikzylinder, insbesondere Kolbenstange, mit einer elektrochemisch
aufgebrachten Aussenschicht aus Chrom (Cr), dadurch gekennzeichnet, dass an dem Träger im Bereich der Lauffläche eine elektrochemisch aufgebrachte Zwischenschicht
aus Nickel-Phosphor (NiP) angrenzend anliegt und dass direkt über dieser Zwischenschicht
die Aussenschicht angeordnet ist.
2. Hydraulikzylinder nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Zwischenschicht eine Dicke von 5µm bis 30µm, vorzugsweise 7µm bis 20µm, bevorzugt
9µm bis 15µm und vorteilhafterweise 10µm bis 12µm aufweist.
3. Hydraulikzylinder nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Aussenschicht eine Dicke von 5µm bis 30µm, vorzugsweise 7µm bis 20µm, bevorzugt
9µm bis 15µm und vorteilhafterweise 10µm bis 12µm aufweist.
4. Verfahren zur Herstellung eines Eisen (Fe) als Träger aufweisenden Teils von relativ
zueinander über eine Lauffläche bewegten Teilen eines Hydraulikzylinder, insbesondere
Kolbenstange, mit einer Aussenschicht aus Chrom (Cr), wobei dieses kathodisch in einem
Cr im Elektrolyten aufweisenden Verchromungsbad elektrochemisch abgeschieden wird,
dadurch gekennzeichnet, dass zunächst auf dem Träger elektrochemisch in einem ersten Bad mit einem Nickel (Ni)
und Phosphor (P) aufweisenden Elektrolyten eine Zwischenschicht aus NiP kathodisch
abgeschieden wird, dass das Teil anschliessend in das Verchromungsbad verbracht wird
und dass das Bauteil entweder mit ständig ansteigender elektrischer Stromdichte oder
während eines ersten Zeitintervalls mit geringer ersten Stromdichte und in zumindest
einem weiteren vorletzten Zeitintervall mit einer demgegenüber grösseren vorletzten
Stromdichte mit dem sich elektrochemisch abscheidenden Cr beschichtet wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Stromdichte bei 5 A/dm2 liegt.
6. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die vorletzte Stromdichte bei 20 A/dm2 liegt.
7. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass das erste Zeitintervall 300 s dauert.
8. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass das vorletzte Zeitintervall 120 s dauert.
9. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass das sich an das vorletzte Zeitintervall anschliessende letzte Zeitintervall mit einer
Stromdichte von 50 A/dm2 bis zu der gewünschten abgeschiedenen Dicke der Aussenschicht aus Cr bemessen wird.
10. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen dem ersten und dem vorletzen Zeitintervall zwei sich anschliessende, weitere
Zeitintervalle vorgesehen werden.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die zwei weiteren Zeitintervalle 180 bzw. 120 s lang bemessen werden.
12. Verfahren nach Anspruch 10 oder 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Stromdichten in den zwei weiteren Zeitintervallen mit 10 bzw. 15 A/dm2 eingestellt werden.
13. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Bauteil nach dem Beschichten mit dem NiP und vor dem Hartverchromen entfettet
wird.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass das Bauteil das dem Beschichten mit dem NiP und vor dem Hartverchromen bei Ultraschall
entfettet wird.
15. Verfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass das Bauteil nach dem Beschichten mit dem NiP und vor dem Hartverchromen unter Ultraschall
in einer alkalischen Lösung entfettet wird.
16. Verfahren nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, dass das Bauteil nach dem Beschichten mit dem NiP und vor dem Hartverchromen unter Ultraschall
in einer Na-Hydroxid-Lösung alkalisch entfettet wird.
17. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass das Bauteil nach dem alkalischen Entfetten als Kathode geschaltet kathodisch entfettet
wird.
18. Verfahren nach Anspruch 17, dadurch gekennzeichnet, dass das kathodische Entfetten in einer Na-Hydroxid-Lösung bei einer Stromdichte von ca.
12 A/dm2 stattfindet.
19. Verfahren nach Anspruch 18, dadurch gekennzeichnet, dass das kathodische Entfetten in einer vorzugsweise zehnprozentigen Na-Hydroxid-Lösung
bei einer Stromdichte von ca. 12 A/dm2 für 180 s stattfindet.
20. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Bauteil nach dem kathodischen Entfetten mit Wasser gespült wird.
21. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Bauteil nach dem Spülen mit Wasser und vor dem Verbringen in das Verchromungsbad
unter Anschliessen an die Anode zwecks Aktivierung einem gesonderten Bad ausgesetzt
wird.
22. Verfahren nach Anspruch 21, dadurch gekennzeichnet, dass das gesonderte Bad einen schwachen Chromelektrolyten aufweist.
23. Verfahren nach Anspruch 22, dadurch gekennzeichnet, dasss der schwache Chromelektrolyt 140 bis 190, vorzugsweise 150 bis 180 g/l Cr aufweist.
24. Verfahren nach Anspruch 22 oder 23, dadurch gekennzeichnet, dass das Bauteil in dem gesonderten Bad einer Stromdichte von 20 A/dm2 ausgesetzt wird.
25. Verfahren nach Anspruch 24, dadurch gekennzeichnet, dass das Bauteil in dem gesonderten Bad einer Stromdichte von 20 A/dm2 für ca 15 s ausgesetzt wird.
26. Verfahren nach Anspruch 22, dadurch gekennzeichnet, dass das gesonderte Bad Sulfationen (SO4--) in einer Konzentration von 1 bis 2, vorzugsweise 1,6 % aufweist.
27. Verfahren nach Anspruch 22, dadurch gekennzeichnet, dass das gesonderten Bad eine Temperatur von 50 bis 60, vorzugsweise 55°C aufweist.
28. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Bauteil nach dem gesonderten Bad dem Verchromungsbad ausgesetzt wird.
29. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Verchromungsbad 250 bis 350, vorzugsweise 280 bis 320 g/l Cr aufweist.
30. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Verchromungsbad Sulfationen (SO4--) in einer Konzentration von 1,5 bis 2,5 vorzugsweise 1,9 % aufweist.
31. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Verchromungsbad eine Temperatur von 50 bis 70, vorzugsweise 55°C aufweist.
32. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass das ersten Bad eine Temperatur von 50 bis 74, vorzugsweise 55°C aufweist.