[0001] Die Erfindung beschreibt ein dreidimensional geformtes Bauteil aus einer Stahlplatine
zur Panzerung eines Fahrzeugs.
[0002] Fahrzeuge werden derzeit gegen Beschuss mit Bauteilen aus Stahl gepanzert (ballistischer
Schutz), indem zunächst eine spezielle Panzerstahlsorte ausgewählt wird. Panzerstähle
sind niedrig legierte Vergütungsstähle mit einer hohen Härte.
[0003] Aus der
EP 1 052 296 B1 ist beispielsweise eine Stahllegierung für einen Panzerstahl bekannt, die sich durch
einen niedrigen Kohlenstoffgehalt und durch den Karbonitridbildner Vanadium auszeichnet.
Die Legierung setzt sich in Masseprozent ausgedrückt zusammen aus 0,15 bis 0,2 % C,
0,1 bis 0,5 % Si, 0,7 bis 1,7 % Mn, < 0,02 % P, < 0,005 % S, < 0,01 % N, 0,009 bis
0,1 % Al, 0,5 bis 1,0 % Cr, 0,2 bis 0,7 % Mo, 1,0 bis 2,5 % Ni und 0,05 bis 0,25 %
V, Rest Eisen einschließlich unvermeidbarer Verunreinigungen, wobei sie zusätzlich
bis 0,005 % Bor enthalten kann. Die Legierung verfügt über eine Streckgrenze von über
1100 N/mm
2 und eine Mindestzugfestigkeit von 1250 N/mm
2. Ihre Bruchdehnung liegt bei mehr als 10 %. Bekannte ballistische Stähle sind ARMOX
500 T, 560 T und 600 T von SSAB oder SECURE 400, 450, 500 und 600 von Thyssen Krupp
Stahl.
[0004] In Abhängigkeit von der Vergütung des Stahls lässt sich entweder eine hohe Festigkeit
des Stahls auf Kosten der Duktilität oder eine zum Energieverzehr hinreichende Duktilität
bei allerdings verringerter Härte einstellen. Müssen Werkstücke aus Panzerstahlblechen
verformt, insbesondere gebogen werden, so werden relativ aufwändige Biegeverfahren
und Biegewerkzeuge benötigt. Dennoch lassen sich herkömmliche Panzerstahlbleche nur
bedingt und mit geringfügigen Formänderungen spanlos bearbeiten, insbesondere biegen
(bis max. 4°), ohne zu brechen bzw. Oberflächenrisse zu zeigen. Aufgrund dieser Probleme
wird eine Panzerung in der Regel aus vielen kleinen Stücken aufgebaut, die miteinander
verschweißt werden, um eine komplexe Form abzubilden. Beim Schweißen der Panzerstahlwerkstoffe
sinkt die Härte im Bereich der Wärmeeinflusszone stark ab. Um dennoch den Schutz gegen
Geschosse durch die Panzerung zu gewährleisten, werden zum Beispiel weitere Panzerstahlplatten
im Bereich der Schweißnähte überlappend angeordnet. Alternativ werden die Schweißnähte
beispielsweise rückseitig mit Aramidlayern hinterlegt. Der Einbau einer von außen
nicht sichtbaren Panzerung ist daher insgesamt bauraumintensiv. Durch den Verlust
an Bauraum kann es zu Einschränkungen wichtiger Funktionalitäten des Fahrzeugs kommen,
wenn diese nicht mehr untergebracht werden können. Ein Beispiel hierfür ist bei zivilen
Fahrzeugen der Einbau von Seiten- und Kopfairbags.
[0005] Eine besondere Problemstellung bilden Radien. In Radien oder Biegungen zeigt der
ballistische Schutz ein im Vergleich zu ebenen Flächen abweichendes Verhalten. Bei
gleichbleibender Blechstärke kommt es aufgrund der geometrischen Form zu einer Schwächung
gegen Beschuss. Beispielsweise kann es zu Durchschüssen oder Rissen kommen. In den
Radien ist die Blechstärke daher zu gering und deswegen unterdimensioniert. Folglich
werden Panzerungen in Radien oder Biegungen extra verstärkt. Dies kann beispielsweise
durch sogenannte Backings geschehen. Backings sind aus metallischen oder nichtmetallischen
Werkstoffen aufgebaute, im Regelfall durch Kleben aufgebrachte Verstärkungen. Die
Unsicherheit der zuverlässigen adhesiven Wirkung des Klebstoffes insbesondere unter
Zeiteinwirkung, das Auftreten von Bauteilkorrosion und die passgenaue Fixierung der
Backings sind problematisch. Hinzu kommen Werkzeugkosten zur Herstellung der Backings.
Alternativ kann die Wandstärke des gesamten Panzerungsteils homogen auf die zu erzielende
Schutzwirkung in den Radien ausgelegt werden, um Durchschüsse oder Risse zu vermeiden.
Dadurch ist das Formbauteil in den ebenen Flächen jedoch für die zu erzielende Schutzwirkung
zu dick und damit überdimensioniert und insgesamt zu schwer und zu teuer.
[0006] Aus der
DE 24 52 486 C2 ist ein Verfahren zum Pressformen und Härten eines Stahlblechs mit geringer Materialdicke
und guter Maßhaltigkeit bekannt, bei dem ein Stahlblech aus einem borlegierten Stahl
in weniger als 5 Sekunden in die endgültige Form zwischen zwei indirekt gekühlten
Werkzeugen unter wesentlicher Formveränderung gepresst wird und unter Verbleib in
der Presse einer Schnellkühlung so unterzogen wird, dass ein martensitisches und/
oder bainitisches feinkörniges Gefüge erzielt wird. Dieses Verfahren hat sich zum
Herstellen hochfester, relativ dünner Bauteile mit komplexer Formgebung und hoher
Maßhaltigkeit für Struktur- und Sicherheitsteile wie A- und B-Säulen oder Stoßfänger
in der zivilen Fahrzeugindustrie bewährt. Hierbei werden jedoch typischerweise Bleche
mit Dicken von 3 mm oder weniger geformt und Stähle mit einem geringen Kohlenstoffgehalt
eingesetzt. Die Untersuchung dieser Stähle hinsichtlich ihrer ballistischen Eigenschaften
ergab ein deutlich schlechteres Verhalten im Vergleich zu konventionell am Markt verfügbaren
Panzerstählen. Insbesondere müssen deutlich größere Wanddicken verwendet werden. Außerdem
wird das Problem der Über- oder Unterdimensionierung nicht gelöst.
[0007] Die
DE 10 2005 014 298 A1 offenbart ein Verfahren zum Panzern eines Fahrzeugs mit einem Bauteil aus gehärtetem
Stahl, wobei zur Herstellung des Bauteils zunächst eine Platine aus ungehärtetem Panzerstahl
mit einer Blechdicke von 4 bis 15 mm bereitgestellt wird, das Bauteil vor der Endformgebung
auf eine Temperatur über den AC
3 Punkt der Legierung erhitzt wird, das über AC
3 erhitzte Bauteil in einem Pressenwerkzeug in die Endform gebracht und gleichzeitig
unter Verbleib in dem Pressenwerkzeug gehärtet wird (Warmformen und Presshärten) und
das Bauteil ohne einen weiteren Umformschritt in das Fahrzeug zur Panzerung eingebaut
wird. Desweiteren offenbart die
DE 10 2005 014 298 A1 ein Verfahren, bei dem eine Stahllegierung eingesetzt wird, die sich ausgedrückt
in Gewichtsprozent zusammensetzt aus 0,2 bis 0,4 % Kohlenstoff; 0,3 bis 0,8 % Silizium;
1,0 bis 2,5 % Mangan; max. 0,02 % Phosphor; max. 0,02 % Schwefel; max. 0,05 % Aluminium;
max. 2 % Kupfer; 0,1 bis 0,5 % Chrom; max. 2 % Nickel; 0,1 bis 1 % Molybdän; 0,001
bis 0,01 % Bor; 0,01 bis 1 % Wolfram; max. 0,05 % Stickstoff; Rest Eisen und erschmelzungsbedingte
Verunreinigungen. Sowohl die Art der Formgebung als auch die offenbarte Legierungszusammensetzung
haben sich als vorteilhaft für Panzerungsbauteile erwiesen. Allerdings bleibt auch
hier das Problem der Über- oder Unterdimensionierung in der Blechstärke.
[0008] Auch die
DE 10 2004 006 093 B3 beschreibt ein Verfahren zur Herstellung eines dreidimensional geformten Panzerungsbauteils
für Fahrzeugkarosserien durch Herstellen von Blechformteilen aus härtbarem Stahl unter
thermischer Vorbehandlung dieser Stahlplatinen, wobei die Aufheizgeschwindigkeit und
-temperatur wenigstens bis zum Erreichen des legierungsgehaltsabhängigen austenitischen
oder teilaustenitischen Zustands gewählt werden, und darauf folgender Pressformgebung
und gegebenenfalls anschließender Härte- bzw. Wärmebehandlung der geformten Panzerungsbauteile.
Erfindungsgemäß wird das Warmumformen und das Abschreckhärten der Stahlplatinen in
einem Arbeitsgang durchgeführt, die austenitisierte Stahlplatine innerhalb einer Zeit
von maximal 90 Sekunden mittels Presswerkzeug umgeformt und das umgeformte Bauteil
in vollflächigem Kontakt mit dem Presswerkzeug gehalten. Die Abkühlung des umgeformten
Bauteils erfolgt im geschlossenen Presswerkzeug und zwar mit einer Abkühlgeschwindigkeit,
die wenigstens der materialspezifischen kritischen Abkühlgeschwindigkeit entspricht.
Was die Über- oder Unterdimensionierung in der Blechstärke betrifft, gilt das bereits
zuvor gesagte. Das Problem wird nicht gelöst.
[0009] Die
DE 102 46 164 A1 beschreibt das Warmumformen von Platinen, die aus einem flexibel gewalzten Band entnommen
sind. Bei einem Verfahren zum Herstellen von Strukturbauteilen mit über ihren Verlauf
unterschiedlicher Wandstärke durch Bereitstellen eines Metallbands, welches durch
ein Verfahren zum flexiblen Walzen eines Metallbands so hergestellt ist, dass über
die Länge des Metallbandes Bandabschnitte mit unterschiedlicher, den jeweiligen Belastungen
des Bauteils angepasster Banddicke erzielt wurden, und Zuschneiden von Platinen aus
dem Metallband wird vorgeschlagen, die so hergestellten Platinen in einem Warmformprozess
zu der Endform der Strukturbauteile umzuformen und mit dem letzten Umformvorgang im
Werkzeug zu härten. Diese Schrift bezieht sich jedoch nicht auf die spezielle Problematik
von Panzerungsbauteilen.
[0010] Die
DE 100 49 660 B4 beschreibt das Warmformen eines Patchworkbleches, und zwar ein Verfahren zum Herstellen
eines räumlich geformten, aus einem Basisblech und aus wenigstens einem kleineren,
lokal angeordneten Verstärkungsblech bestehenden Strukturbauteils, bei dem das Basisblech
des Strukturteils im Flachzustand oder in einem unvollständig umgeformten Vorformungszustand
mit einem Verstärkungsblech an der für die spätere Verstärkungsstelle vorbestimmten
Stelle verbunden und die Teile des gepatchten Verbundblechs anschließend mittels eines
öffen- und schließbaren Umformwerkzeugs in einer Umformpresse gemeinsam umgeformt
werden. Das gepatchte Verbundblech wird vor dem gemeinsamen Umformen auf eine oberhalb
der Umformtemperatur des Werkstoffs liegende Temperatur erwärmt, im Warmzustand in
die gewünschte Form umgeformt und anschließend unter mechanischer Fixierung des gewünschten
Umformzustandes in dem geschlossen gehaltenen Umformwerkzeug oder einem anschließenden
Fixierwerkzeug abgekühlt. Diese Schrift bezieht sich ebenfalls nicht auf die spezielle
Problematik von Panzerungsbauteilen.
[0011] Die
DE 10 2004 054 795 B4 offenbart ein Verfahren zur Herstellung von Fahrzeugbauteilen, indem mindestens ein
Blech auf Basis eines borlegierten Vergütungs- oder Einsatzstahls mit mindestens einem
Blech etwa gleicher Werkstoffgüte oder aus einem anderen Stahlwerkstoff durch Schweißen
und/ oder Löten verbunden und dieser Materialverbund mindestens einem Umformvorgang
unterworfen wird, wobei der Materialverbund warm umgeformt und zumindest das borlegierte
Blech bei geschlossenen Werkzeughälften einer in situ Presshärtung unterzogen wird.
Auch diese Schrift bezieht sich nicht auf die spezielle Problematik von Panzerungsbauteilen.
[0012] Die
DE 697 07 066 T2 offenbart eine warmgeformte B- Säule mit einem speziell eingestellten Härteverteilungsverlauf,
der sich in etwa bogenförmig über die B- Säule erstreckt, wobei die höchsten Härtewerte
sich in der Mitte der B- Säule befinden.
[0013] Ausgehend von diesem Stand der Technik ist es Aufgabe der Erfindung, ein dreidimensional
geformtes Panzerungsbauteil aufzuzeigen, dass verbesserte ballistische Eigenschaften
aufweist.
[0014] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst, indem
ein dreidimensional geformtes Bauteil zur Panzerung eines Fahrzeugs eingesetzt wird,
bei dem die Ausgangsstahlplatine in einen Bereich mit verminderter und in einen Bereich
mit erhöhter Wandstärke unterteilt ist. Das Bauteil ist dabei so ausgelegt, dass der
Bereich mit erhöhter Wandstärke im Bereich eines Biegewinkels oder Radius des dreidimensionalen
Bauteils liegt. Alternativ oder zusätzlich kann in einem Bereich des Bauteils, der
nach dem Einbau in das Fahrzeug ausschließlich in einem Winkel ungleich 90° von einem
Geschoss getroffen wird, die Wandstärke vermindert sein, weil in diesem Fall durch
das schräge Auftreffen auf das Panzerungsbauteil mehr Weg durch die Wand des Bauteils
zur Verfügung steht, bevor das Geschoss das Bauteil durchschlägt. Ebenso kann die
Wandstärke in einem Bereich des dreidimensional geformten Bauteils vermindert sein,
der nach dem Einbau in das Fahrzeug von einem anderen Bauteil überdeckt wird.
[0015] In einer Ausführungsform wird die Stahlplatine durch ein partielles Walzen in einen
Bereich mit verminderter und in einen Bereich mit erhöhter Wandstärke unterteilt.
Alternativ wird die Stahlplatine durch ein Fügen von verschiedenen Stahlblechen mit
unterschiedlichen Wanddicken in einen Bereich mit verminderter und in einen Bereich
mit erhöhter Wandstärke unterteilt. In einer weiteren Ausführungsform ist die Stahlplatine
durch ein Fügen von verschiedenen Stahlblechen mit unterschiedlichen Legierungsbestandteilen
in einen Bereich mit verminderter und in einen Bereich mit erhöhter Wandstärke unterteilt.
In einer weiteren Alternative ist die Stahlplatine durch eine spanende Bearbeitung
in einen Bereich mit verminderter und in einen Bereich mit erhöhter Wandstärke unterteilt.
[0016] Besonders vorteilhaft ist das Bauteil warmgeformt und pressgehärtet, weil sich so
eine größere maßgenaue Formgebung erzielen lässt als bei kalt geformten Bauteilen.
Bei relativ niedrigen Sicherheitsanforderungen und damit verbundenen relativ geringen
Blechstärken wie beispielsweise bei der Panzerung eines Fahrzeugs gegen Pistolenschüsse
ist jedoch auch ein Kaltformen der maßgeschneiderten Platine möglich. Entscheidend
ist jeweils, dass die bereits in der Platine vorliegende erhöhte Wandstärke während
des Formprozesses so in das Umformwerkzeug eingelegt wird, dass die erhöhte Blechstärke
im endgeformten Bauteil im Bereich der Radien und Biegewinkel liegt und/ oder die
Bereiche mit verminderter Wandstärke in den geringer belasteten Bereichen liegen.
Durch den erfindungsgemäßen Einsatz einer maßgeschneiderten Platine entfallen die
Werkzeugkosten für das dreidimensionale Backing. Die erfindungsgemäße Lösung ist ballistisch
sicherer als die Verklebung eines Backings, weil der Klebstoff eliminiert ist und
mangels Spalten die Korrosionsgefahr entfällt. Außerdem ist das Bauteilgewicht gegenüber
herkömmlichen Lösungen geringer.
[0017] Es können so Panzerungen hergestellt werden, die der Endkontur der zu panzernden
Fahrzeugstelle entsprechen und eine unterschiedliche auf die jeweilige Geometrie des
Fahrzeugbauteils abgestimmte Wandstärke aufweisen. Dabei lassen sich vor allem auch
Biegewinkel > 4° problemlos einstellen. Während des Tiefziehens und/ oder Biegens
sind Biegewinkel bis zu 90° realisierbar. Es können sogar Strukturbauteile selbst
aus Panzerstahl hergestellt werden, wodurch bei diesen Strukturteilen wie beispielsweise
einer B-Säule oder auch einer komplett tiefgezogenen Tür keine zusätzliche Panzerung
nötig ist. Es besteht daher die Möglichkeit, viele kleine miteinander verschweißte
Einzelteile auch im Bereich von Radien und Biegewinkeln durch ein einzelnes Bauteil
zu ersetzen. Dies verringert die Zahl der Schweißnähte und das damit verbundene Sicherheitsrisiko
sowie den Aufwand, das Sicherheitsrisiko wiederum zu minimieren. Das einzelne Bauteil
zeichnet sich durch eine hohe Genauigkeit und ein optimiertes Gewicht aus. Es lässt
sich problemlos mit anderen Komponenten im Fahrzeug fügen.
[0018] Das erfindungsgemäße sicherheits- und gewichtsoptimierte Bauteil aus einer maßgeschneiderten
Platine ist gedacht für die Panzerung von Kraftfahrzeugen wie zum Beispiel gepanzerte
Personenkraftwagen, insbesondere indem reguläre Karosseriebauteile durch gepanzerte
Karosseriebauteile ersetzt werden. Die Erfindung ist hierauf jedoch nicht beschränkt.
Auch beispielsweise Schützenpanzer und militärische Transportfahrzeuge können mit
Blechdicken um die 12 mm problemlos erfindungsgemäß gepanzert werden. Bei Kampfpanzern
wie dem Leopard können ebenfalls sicherheits- und gewichtsoptimierte Bauteile aus
einer maßgeschneiderten Platine im Sinne der Erfindung zum Einsatz kommen. Üblicherweise
werden diese Bauteile wegen der großen Wandstärken dann aber eher nur Teil einer Panzerung
sein und nicht die gesamte Panzerung darstellen.
[0019] Nachfolgend ist die Erfindung anhand der Figuren näher beschrieben. Es zeigen
Figur 1 eine gefügte maßgeschneiderte Platine (1),
Figur 2 eine durch spanende Bearbeitung maßgeschneiderte Platine (2),
Figur 3 eine gepatchte maßgeschneiderte Platine (3),
Figur 4 ein erfindungsgemäßes Panzerungsbauteil (4) und
Figur 5 ein weiteres erfindungsgemäßes Panzerungsbauteil (5)
Figur 6 einen Querschnitt durch eine gepanzerte B-Säule 6.
[0020] In Figur 1 ist schematisch eine Platine (1) dargestellt. Diese Platine (1) besteht
aus drei unterschiedlichen Bereichen (1 a, 1 b, 1 c). Die Bereiche (1 a) und (1 c)
besitzen eine geringere Wandstärke als Bereich (1 b), die Wandstärke im Bereich (1
c) ist wiederum geringer als die Wandstärke im Bereich (1 a). Die Platine (1) ist
aus drei verschiedenen Platinen, die sich jeweils in ihrer Dicke unterscheiden, mittels
Laserschweißnaht gefügt worden. Alternativ kann die Platine auch aus drei verschiedenen
Platinen mit unterschiedlichen Legierungsgehalten hergestellt sein. So lassen sich
unterschiedliche Härten und damit auch unterschiedliche Wandstärken einstellen. Dieser
Effekt kann durch ein Presshärten in Verbindung mit einem Warmformverfahren noch verstärkt
werden. Neben dem Laserschweißen können auch andere Schweißverfahren eingesetzt werden.
[0021] Figur 2 zeigt eine einteilige dickenreduzierte Platine (2). Die Platine (2) ist durch
einen spanenden Abtrag in den Bereichen (2 a) und (2 c) mit geringerer Wandstärke
als im Bereich (2 b) ausgestattet. Alternativ kann die Platine auch durch ein partielles
Abwalzen oder durch ein Zug- Druckumformen oder ein Stauchen in der Dicke reduziert
sein.
[0022] In Figur 3 ist eine Patchwork Platine (3) dargestellt. Auf ein Grundblech (3 a) mit
einer vorgegebenen Wandstärke wird ein Verstärkungsblech (3 b) befestigt. Das Verstärkungsblech
(3 b) wird mit dem Grundblech (3 a) verlötet oder verschweißt. Die Patchworkplatine
(3) wird im ebenen Zustand hergestellt. Anschließend werden sowohl Grundblech (3 a)
als auch Verstärkungsblech (3 b) gemeinsam zu einem Bauteil umgeformt, wobei die größte
Wandstärke dann im Bereich (3b) liegt.
[0023] Figur (4) zeigt exemplarisch einen Schnitt durch ein Formbauteil (4). Das Formbauteil
(4) besitzt im Bereich (20 b) einen durch Formvorgänge hergestellten Radius (20 b).
Um diesen Radius (20 b) genauso gut gegen Beschuss zu schützen wie die ebenen Flächen
(20 a) und (20 c), ist der Radius (20 b) in der Wandstärke erhöht worden, indem die
Wanddicke erhöht wurde. Als Ausgangsmaterial ist eine einteilige Platine genommen
worden, die durch spanenden Abtrag, durch partielles Walzen oder anderweitig bereits
in Bereiche mit erhöhter (20 b) und in Bereiche mit geringerer Wandstärke (20 a) und
(20 c) eingeteilt war. Das Bauteil (4) ist so in Bezug auf Beschussfestigkeit und
Gewicht optimiert. Außerdem ist es einfacher und prozesssicher herzustellen.
[0024] Figur 5 zeigt ein erfindungsgemäßes Panzerungsbauteil (5), welches aus einer mehrteiligen,
geschweißten oder gelöteten Platine hergestellt wurde, welche über Bereiche (10 a)
und (10 c) mit geringerer Wandstärke und über einen Bereich (10 b) mit erhöhter Wandstärke
verfügt. Im Bereich (10 b) befinden sich mehrere Radien oder Biegewinkel. Die Bereiche
(10 a) und (10 c) stellen ebene Flächen dar, deswegen fällt die Wandstärke in den
ebenen Bereichen (10 a) und (10 c) geringer aus als im Bereich (10 b), der aufgrund
der Radien in der Wandstärke verdickt ist, um einen ebenso guten Schutz gegen Beschuss
zu bieten wie die ebenen Bereiche (10 a) und (10 c). Nicht dargestellt ist die Variante,
dass das Bauteil (5) nicht durch Wanddickenunterschiede, sondern durch eine mehrteilige
Platine, die über unterschiedliche Legierungsgehalte verfügt, in den Radien durch
eine andere Legierungszusammensetzung in der Wandstärke erhöht ist.
[0025] Figur 6 stellt einen Querschnitt durch eine B- Säule (6) dar. Die hutförmige B- Säule
(6) verfügt über einen Mittelsteg (8), zwei seitliche Wangen (7) und zwei Flansche
(9). Die B- Säule (6) ist zwischen der Fahrer- und gegebenenfalls einer Beifahrertür
so eingebaut, dass der Mittelsteg (6) nach außen zeigt. Mittelsteg (6) und die Flansche
(9) verlaufen in etwa in einer Ebene, die sich parallel zur Karosserieverkleidung
erstreckt. Der Mittelsteg (6) und die Flansche (9) liegen daher direkt in einer möglichen
Schusslinie und werden häufig im rechten Winkel von einem Geschoss getroffen. Trifft
das Geschoss rechtwinklig auf, nimmt es den direkten und kürzesten Weg durch die Wand
des Panzerungsbauteils. Deswegen ist die Wandstärke t
1 im Mittelsteg (8) und den Flanschen (9) der B- Säule (6) auf diesen größten Belastungsfall
ausgelegt. In die seitlichen Wangen (7) der B- Säule (6) schlägt ein Geschoss grundsätzlich
in einem spitzen Winkel ein, weil die Wangen außerhalb der direkten Schusslinie liegen.
Durch das Auftreffen im spitzen Winkel steht mehr Weg zur Verfügung, den das Geschoss
beim Durchschlagen der B- Säule (6) passieren muss, deswegen kann die Wandstärke t
2 im Bereich der seitlichen Wangen (7) gegenüber der Wandstärke t
1 im Mittelsteg (8) und den Flanschen (9) vermindert sein. Gleiches gilt, wenn Bereiche
des Panzerungsbauteils von anderen Einbauteilen überdeckt und so zusätzlich gesichert
sind oder wenn Geschosse grundsätzlich durch angrenzende Bauteile von der direkten
Schusslinie abgelenkt werden.
1. Dreidimensional geformtes Bauteil (4, 5, 6) aus einer Stahlplatine zur Panzerung eines
Fahrzeugs,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Stahlplatine (1, 2, 3) in einen Bereich mit verminderter (2 a, 2 c) und in einen
Bereich mit erhöhter Wandstärke (2 b) unterteilt ist.
2. Dreidimensional geformtes Bauteil (4, 5, 6) nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Bereich mit erhöhter Wandstärke im Bereich eines Biegewinkels oder Radius (10
b, 20 b) des dreidimensional geformten Bauteils liegt.
3. Dreidimensional geformtes Bauteil (6) nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Bereich mit verminderter Wandstärke (7) in einem Bereich des in das Fahrzeug
eingebauten dreidimensional geformten Bauteils (6) liegt, der ausschließlich in einem
Winkel ungleich 90° von einem Geschoss getroffen wird.
4. Dreidimensional geformtes Bauteil (4, 5, 6) nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Bereich mit verminderter Wandstärke in einem Bereich des in das Fahrzeug eingebauten
dreidimensional geformten Bauteils (4, 5, 6) liegt, der von einem anderen Bauteil
überdeckt wird.
5. Bauteil (4) nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Stahlplatine (2) durch ein partielles Walzen in einen Bereich mit verminderter
(2 a, 2 c) und in einen Bereich mit erhöhter Wandstärke (2 b) unterteilt ist
6. Bauteil (5) nach einem der vorangegangenen Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Stahlplatine (1) durch ein Fügen von verschiedenen Stahlblechen mit unterschiedlichen
Wanddicken in einen Bereich mit verminderter (1 a, 1 c) und in einen Bereich mit erhöhter
Wandstärke (1 b) unterteilt ist.
7. Bauteil (4) nach einem der vorangegangenen Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Stahlplatine (2) durch eine spanende Bearbeitung in einen Bereich mit verminderter
(2 a, 2 c) und in einen Bereich mit erhöhter Wandstärke (2 b) unterteilt ist.
8. Bauteil nach einem der vorangegangenen Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Stahlplatine durch ein Fügen von verschiedenen Stahlblechen mit unterschiedlichen
Legierungsbestandteilen in einen Bereich mit verminderter und in einen Bereich mit
erhöhter Wandstärke unterteilt ist.
9. Bauteil (4, 5, 6) nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Bauteil (4, 5, 6) warmgeformt und pressgehärtet ist.