[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Berechnen des Durchmessers einer
Warenbahnwicklung auf einer Rolle sowie ein Wickelsteuerungssystem. Weiterhin betrifft
die vorliegende Erfindung ein Computerprogramm sowie ein Computerprogrammprodukt.
[0002] Obwohl nachfolgend hauptsächlich auf Druckmaschinen und deren Rollenwechsler sowie
Steuerungen bezug genommen wird, ist die Erfindung nicht darauf beschränkt, sondern
vielmehr bei allen Arten von bahnverarbeitenden Maschinen verwendbar, bei denen der
Durchmesser einer Warenbahnwicklung bestimmt werden soll. Die Erfindung ist aber insbesondere
bei Druckmaschinen wie z.B. Zeitungsdruckmaschinen, Akzidenzdruckmaschinen, Tiefdruckmaschinen
Verpackungsdruckmaschinen oder Wertpapierdruckmaschinen sowie bei Verarbeitungsmaschinen
wie z.B. Beutelmaschinen, Briefumschlagsmaschinen oder Verpackungsmaschinen einsatzbar.
Die Warenbahn kann aus Papier, Stoff, Pappe, Kunststoff, Metall, Gummi, in Folienform
usw. ausgebildet sein.
Stand der Technik
[0003] Die vorliegende Erfindung ist insbesondere zur Bestimmung des Durchmessers von Warenbahnwicklungen
auf Rollenträgern bzw. Rollenwechslern einsetzbar. Ein Rollenwechsler weist üblicherweise
zumindest zwei um eine Schwenkachse schwenkbare Schwenkarme auf, die jeweils eine
Rolle zum Auf- oder Abwickeln einer Warenbahn tragen. Üblicherweise sind die Schwenkarme
mittels eines elektrischen Antriebs frei um die Schwenkachse schwenkbar, um einen
fliegenden Rollenwechsel bei voller Produktionsgeschwindigkeit zu ermöglichen. Bei
der Verarbeitung steht eine der Rollen über die Warenbahn in Verbindung mit der Maschine,
wobei die Warenbahn entweder dem Outfeed der Maschine entnommen und auf die Rolle
aufgewickelt oder von der Rolle abgewickelt und dem Infeed der Maschine zugeführt
wird. Die Rolle wird ebenfalls von einem Antrieb, üblicherweise einem Zentrumsantrieb,
Umfangsantrieb o.ä., angetrieben.
[0004] Der Durchmesser der aufgewickelten Warenbahn auf der Rolle ändert sich während des
Wickelvorgangs ständig und wird von einer Wickelsteuerung beispielsweise mittels des
Geschwindigkeitsverhältnisses zwischen der Wickelgeschwindigkeit und der Warenbahntransportgeschwindigkeit
bestimmt. Die Warenbahntransportgeschwindigkeit wird an einer Referenzachse, insbesondere
einer Bahntransportachse, abgenommen, wobei die Referenzachse eine Referenz zur Transportgeschwindigkeit
der Warenbahn definiert. Die Referenzachse kann dabei auch eine simulierte bzw. emulierte
Achse sein (sog. virtuelle Achse). Der Durchmesser der Wicklung ist proportional zum
Verhältnis der beiden genannten Geschwindigkeiten. Die Wickelsteuerung steuert den
Wickelvorgang sowie den Rollenwechselvorgang. Während des Rollenwechselvorgangs wird
der Schwenkarm mit der momentan im Produktionsablauf befindlichen Wicklung von der
Bahnbearbeitungsmaschine weggeschwenkt und der Schwenkarm mit der Ersatzrolle an die
Bahnbearbeitungsmaschine hingeschwenkt. Die Schwenkbewegung des Schwenkarmes beeinflusst
jedoch die Auf- oder Abwickelgeschwindigkeit, d.h. die Rotationsgeschwindigkeit der
Rolle, da die Rolle eine Verlängerung oder Verkürzung der Warenbahnlänge durch eine
Ab- bzw. Aufwickelbewegung kompensieren muss. Diese Kompensationsbewegung führt zu
einer effektiven Auf- bzw. Abwickelgeschwindigkeit (Rotationsgeschwindigkeit), die
nicht mehr proportional zum Durchmesser der Wicklung ist. Die Bestimmung des Durchmessers
ist daher während der Schwenkbewegung fehlerhaft, wobei der Fehler um so größer ist,
je kleiner die Warenbahntransportgeschwindigkeit, je größer die Schwenkgeschwindigkeit
oder je länger der Schwenkarm ist.
[0005] Insbesondere bei kleinen Wicklungsdurchmessern führt die Schwenkbewegung zu einer
großen Fehlberechnung. Dies ist bei Abwickelvorgängen besonders problematisch, da
hier der Rollenwechsel üblicherweise bei sehr geringen Durchmessern stattfindet. Dem
sich aus den genannten Gründen ergebenden relativ großen Fehler bei der Durchmesserberechnung
wird üblicherweise durch eine ausreichende Reserve des verbleibenden Materials auf
der Rolle begegnet. Das Material wird somit nicht optimal ausgenutzt.
[0006] Zur Vermeidung der angesprochenen Probleme ist es bekannt, die Durchmesserberechnung
während einer Schwenkbewegung zu stoppen. Demnach steht für die Zeit der Schwenkbewegung
kein aktueller Durchmesserwert zur Verfügung, was insbesondere bei kleinem Wicklungsdurchmesser
nachteilig ist.
[0007] Ebenso ist es bekannt, die Vorgabe einer Korrekturgeschwindigkeit durch eine der
Wickelsteuerung überlagerte Steuerung bzw. überlagerte Instanz durchzuführen. Dies
ist mit mehreren Problemen verbunden, da zahlreiche Größen bzw. Parameter, die zur
Ermittlung der Korrekturgeschwindigkeit notwendig sind, an die überlagerte Steuerung
übertragen werden müssen bzw. von dieser bestimmt werden müssen.
[0008] Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, die Berechnung des Durchmessers
während einer Schwenkbewegung zu verbessern.
[0009] Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren zum Berechnen des Durchmessers einer
Warenbahnwicklung auf einer Rolle, ein Wickelsteuerungssystem, ein Computerprogramm
sowie ein Computerprogrammprodukt mit den Merkmalen der unabhängigen Patentansprüche.
Vorteilhafte Weiterbildungen sind Gegenstand der Unteransprüche sowie der nachfolgenden
Beschreibung.
[0010] Erfindungsgemäß wird der Durchmesser einer Warenbahnwicklung auf einer Rolle berechnet.
Die Rolle wird von einem um eine Schwenkachse schwenkbaren Schwenkarm getragen, wobei
die Rolle mit einer veränderlichen Wickelgeschwindigkeit rotiert, wobei die Warenbahn
von der Rolle abgewickelt und einer Warenbahnmaschine zugeführt oder einer Warenbahnmaschine
entnommen und auf die Rolle aufgewickelt wird. Die Rolle und der Schwenkarm sind insbesondere
Teil eines Rollenwechslers mit Zentrumswickler, Umfangswickler o.ä. Die Wickelgeschwindigkeit
wird in Abhängigkeit von der Bahntransportgeschwindigkeit eingestellt, um den Gleichlauf
der Wickelbewegung mit der Warenbahnbewegung zu gewährleisten. Die Berechnung des
Durchmessers der Warenbahnwicklung auf der Rolle wird in einem Wickelsteuerungssystem
durchgeführt, wobei eine Änderung der Wickelgeschwindigkeit auftritt, wenn der die
Rolle tragende Schwenkarm während der Wickelbewegung um seine Schwenkachse geschwenkt
wird. Ein Korrekturwert zur Korrektur der Änderung der Wickelgeschwindigkeit wird
in die Berechnung des Durchmessers der Warenbahnwicklung einbezogen, wobei der Korrekturwert
innerhalb des Wickelsteuerungssystems bestimmt wird.
[0011] Die Erfindung betrifft weiterhin ein entsprechendes Wickelsteuerungssystem, das dazu
ausgestaltet ist, den Durchmesser und den Korrekturwert zu bestimmen und bei der Berechnung
des Durchmessers entsprechend zu berücksichtigen.
Vorteile der Erfindung
[0012] Erfindungsgemäß wird ein Korrekturwert ermittelt, der insbesondere zur Korrektur
des Geschwindigkeits- oder Winkelstellungsverhältnisses von Wickelachse und Referenzachse
herangezogen wird, um während der Schwenkbewegung eine korrekte Durchmesserbestimmung
zu gewährleisten. Der Korrekturwert wird als Vorsteuerung bzw. Aufschaltung für das
Wickelsteuerungssystem verwendet. Erfindungsgemäß wird der Korrekturwert von demselben
Wickelsteuerungssystem ermittelt und vorgegeben, das auch die Durchmesserberechnung
durchführt und vorzugsweise die Bewegung der Schwenkachse steuert. Die Bestimmung
des Durchmessers der Wicklung wird verbessert, insbesondere bei niedrigen Maschinengeschwindigkeiten
und hoher Schwenkgeschwindigkeit. Eine Unterbrechung der Durchmesserermittlung während
des Schwenkvorgangs kann vorteilhaft unterbleiben.
[0013] Die Korrektur ist insbesondere derart durchführbar, dass der Korrekturwert zur entsprechenden
Größe der Wickelachse, d.h. Rotationsgeschwindigkeit oder Winkelstellung, hinzugezogen
(addiert bzw. subtrahiert) wird. Zur Durchmesserberechnung wird anschließend der Quotient
aus korrigierter Wickelachsengröße und der entsprechenden Referenzachsengröße verwendet.
Es versteht sich, dass ebenso eine Korrektur der Referenzachsengröße mittels des Korrekturwerts
möglich ist.
[0014] Bei der Ermittlung der Korrekturgeschwindigkeit sind Größen notwendig, die typischerweise
in dem Wickelsteuerungssystem intern vorliegen oder einfach ermittelt werden können.
Weiter vorteilhaft an der Kombination von Schwenksteuerung, Wickelsteuerung, Durchmesserbestimmung
und Korrekturwertbestimmung ist die damit verbundene Einsparung von Datenübertragung
an übergeordnete Instanzen sowie die einfachere Ausgestaltung dieser Instanzen.
[0015] Es ist besonders zweckmäßig, wenn der Korrekturwert zur Vorsteuerung der Wickelgeschwindigkeit
der die Wicklung tragenden Rolle verwendet wird. Während eines Schwenkvorgangs muss
prinzipiell der Rollenantrieb eine Drehbewegung ausführen, um die Verlängerung oder
Verkürzung der Warenbahn auszugleichen. Diese Drehbewegung wird nun auch als Vorsteuerung
der Bewegung des Rollenantriebs auf die Position bzw. die Sollgeschwindigkeit des
Rollenantriebs aufgeschaltet. Hierdurch wird erreicht, dass - je nach Ausgestaltung
des Rollenwechslers - ein ggf. vorhandener Tänzer in der Ruhelage verweilt oder keine
Bewegung ausführt bzw. dass bei nicht vorhandenem Tänzer der Bahnspannungsregler keine
Stellbewegung ausführen muss. Damit wird der Nachteil des Standes der Technik behoben,
dass die Tänzerlage bei einer Schwenkbewegung nicht konstant bleibt und erst durch
eine auftretende Regelabweichung im Tänzerlageregler ausgeglichen wird.
[0016] Es ist vorteilhaft, wenn eine Korrekturgeschwindigkeit ω
K als Korrekturwert bestimmt wird und die Berechnung des Durchmessers D der Warenbahnwicklung
auf Grundlage der Wickelgeschwindigkeit ω und der Bahntransportgeschwindigkeit durchgeführt
wird. Die Korrekturgeschwindigkeit ω
K liefert einen positiven oder negativen Korrekturwert für die Wickelgeschwindigkeit
ω oder die Bahntransportgeschwindigkeit. Die Bahntransportgeschwindigkeit zu einem
Zeitpunkt t
0 lässt sich beispielsweise als Produkt r
R·ω
R(t
0) des Radius r
R und der Umdrehungsgeschwindigkeit ω
R(t
0) einer Referenzachse R bestimmen, beispielsweise einer Bahntransportachse des Bahneinzugs.
Der unkorrigierte Durchmesser D(t
0) der Wicklung auf der Rolle zum Zeitpunkt t
0 bestimmt sich somit auf einfache Weise zu D(t
0) = 2r
R·ω
R(t
0)/ω(t
0) und mit Berücksichtigung der Korrekturgeschwindigkeit insbesondere zu D(t
0) = 2r
R·ω
R(t
0)/(ω(t
0)+ω
k(t
0)).
[0017] Ebenso vorteilhaft wird eine Korrekturwinkelstellung Φ
K als Korrekturwert bestimmt und die Berechnung des Durchmessers D der Warenbahnwicklung
auf Grundlage einer Winkelstellung Φ der Rolle und einer Winkelstellung Φ
R einer Bahntransportachse bzw. Referenzachse durchgeführt. Die Korrekturwinkelstellung
Φ
K liefert einen positiven oder negativen. Korrekturwert für die Winkelstellung Φ der
Rolle oder die Winkelstellung Φ
R der Referenzachse. Die Berechnung des Durchmessers kann beispielsweise immer dann
erfolgen, wenn die Winkelstellung Φ der Rolle (oder die Winkelstellung Φ
R der Referenzachse) einen vorbestimmten Wert, bspw. 360°, erreicht hat. Zu diesem
Zeitpunkt T wird dann die Winkelstellung Φ
R(T) der Rolle ermittelt. Der unkorrigierte Durchmesser D(T) der Wicklung auf der Rolle
zum Zeitpunkt T bestimmt sich somit auf einfache Weise zu D(T) = 2r
R·Φ
R(T)/Φ und mit Berücksichtigung der Korrekturwinkelstellung insbesondere zu D(T) =
2r
R·Φ
R(T)/(Φ+Φ
K). Der Unterschied zwischen der Verwendung von Winkelstellungen und der Verwendung
von Geschwindigkeiten besteht darin, dass bei der Verwendung von Geschwindigkeiten
bei einer stehenden Maschine eine Division von im wesentlichen 0/0 durchzuführen,
wäre, wohingegen bei der Verwendung von Winkelstellungen nur dann eine Durchmesserberechnung
durchgeführt wird, wenn eine der betrachteten Winkelstellungen gewisse Grenzwerte
überschreitet. Hierdurch wird eine Division von 0/0 verhindert.
[0018] Es ist zweckmäßig, wenn der Korrekturwert in Abhängigkeit von einer Länge sowie einer
Schwenkgeschwindigkeit des Schwenkarms innerhalb des Wickelsteuerungssystems bestimmt
wird. Die Korrekturgeschwindigkeit hängt insbesondere von (konstanten) Geometriedaten,
d.h. der Schwenkarmlänge, dem Abstand der Schwenkachse von der die Warenbahn aufnehmenden/ausgebenden
Maschinenachse, sowie von aktuellen Prozessdaten (aktuelle Istwerte) wie aktuelle
Winkelstellung des Schwenkarms, aktueller Durchmesser der Wicklung, aktuelle Schwenkgeschwindigkeit
ab. Besonders vorteilhaft an der Erfindung ist, dass die genannten aktuellen Prozessdaten
bereits innerhalb des Wickelsteuerungssystems zur Verfügung stehen, was die Berechnung
des Korrekturwerts ohne aufwendige Datenübertragung ermöglicht.
[0019] Der Korrekturwert kann als Funktion von Drehgeschwindigkeit des Schwenkarms, lageabhängiger
Schwenkarm-Kennlinie bzw. Stützpunktkennlinie und/oder Summe aus Radius der Wicklung
und Schwenkarmlänge berechnet werden. Vorteilhaft werden alle genannten Faktoren verwendet.
In die lageabhängige Schwenkarm-Kennlinie gehen die geometrischen Verhältnisse, die
sich je nach Lage des Schwenkarms ergeben, ein.
[0020] In bevorzugter Ausgestaltung beinhaltet die Stützpunktkennlinie eine Umdrehung des
Schwenkarms, d.h. 0° bis 360°. Es bietet sich jedoch bei gewissen Ausgestaltungen
an, nur einen Teil der gesamten Umdrehung zu hinterlegen, da bei einem Rollenwechsler
üblicherweise die aktive Rolle nur in einem Unterbereich der gesamten Umdrehung geschwenkt
wird, da die sich außerhalb dieses Bereiches befindliche Rolle nicht-aktiv ist, d.h.
keine Wicklung durchführt. Die Stützpunktkennlinie kann mit Hilfe einer Messfahrt
ermittelt werden, wobei an mehreren Winkelpositionen des Schwenkarms anhand der Wickelgeschwindigkeit
der Rolle und der Schwenkgeschwindigkeit der entsprechende Tabellenwert ermittelt
wird. Ebenso ist eine Bestimmung anhand der bekannten geometrischen Ausgestaltung
möglich. Es bietet sich an, die Stützpunktkennlinie auf wenige Stützpunkte zu reduzieren,
zwischen denen auf geeignete Weise zu interpolieren ist.
[0021] Punkte außerhalb der Stützpunktkennlinie werden auf geeignete Weise extrapoliert.
[0022] Neben der Verwendung einer Stützpunktkennlinie wird die Bestimmung eines geometrieabhängigen,
berechneten Faktors vorgeschlagen. Dieser kann anhand der bekannten geometrischen
Ausgestaltung des Rollenwechslers und der Bahnmaschine berechnet werden, wobei insbesondere
eine Berechnung innerhalb des Wickelsteuerungssystem erfolgen kann. Die geometrischen
Parameter können beispielsweise während der Inbetriebnahme oder während der Produktion
in das Wickelsteuerungssystem eingebracht werden. Alternativ ist denkbar, eine Näherungsformel
zu verwenden. Beispielsweise kann bei Abwickelvorgängen der aktuelle Durchmesser bei
der Verwendung der Schwenkarmlänge vernachlässigt werden.
[0023] Die Stützpunktkennlinie sowie der berechnete Faktor können innerhalb des Wickelsteuerungssystems
hinterlegt sein, dort berechnet werden oder von einer überlagerten Instanz vorgegeben
werden.
[0024] Die Erfindung betrifft zudem ein Computerprogramm mit Programmcodemitteln, um alle
Schritte zur Berechnung des Durchmessers sowie des Korrekturwerts gemäß einem erfindungsgemäßen
Verfahren durchzuführen, wenn das Computerprogramm auf einem Computer oder einer entsprechenden
Recheneinheit, insbesondere in einem erfindungsgemäßen Wickelsteuerungssystem, ausgeführt
wird.
[0025] Das erfindungsgemäß vorgesehene Computerprogrammprodukt mit Programmcodemitteln,
die auf einem computerlesbaren Datenträger gespeichert sind, ist zum Durchführen aller
Schritte zur Berechnung des Durchmessers sowie des Korrekturwerts gemäß einem erfindungsgemäßen
Verfahren ausgebildet, wenn das Computerprogramm auf einem Computer oder einer entsprechenden
Recheneinheit, insbesondere in einem erfindungsgemäßen Wickelsteuerungssystem, ausgeführt
wird. Geeignete Datenträger sind insbesondere Disketten, Festplatten, Flash-Speicher,
EEPROMs, CD-ROMs, DVDs u.a.m. Auch ein Download eines Programms über Computernetze
(Internet, Intranet usw.) ist möglich.
[0026] Weitere Vorteile und Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus der Beschreibung
und der beiliegenden Zeichnung.
[0027] Es versteht sich, dass die vorstehend genannten und die nachstehend noch zu erläuternden
Merkmale nicht nur in der jeweils angegebenen Kombination; sondern auch in anderen
Kombinationen oder in Alleinstellung verwendbar sind, ohne den Rahmen der vorliegenden
Erfindung zu verlassen.
[0028] Die Erfindung ist anhand von Ausführungsbeispielen in der Zeichnung schematisch dargestellt
und wird im folgenden unter Bezugnahme auf die Zeichnung ausführlich beschrieben.
Figurenbeschreibung
[0029]
- Figur 1
- zeigt eine schematische Darstellung eines Rollenwechslers zur Verwendung mit einer
bevorzugten Ausführungsform der Erfindung sowie ein Beispiel eines erfindungsgemäßen
Wickelsteuerungssystem; und
- Figur 2
- zeigt eine Ausgestaltung einer Stützpunktkennlinie.
[0030] In Figur 1 ist ein Rollenwechsler für eine Warenbahnmaschine schematisch dargestellt
und insgesamt mit 100 bezeichnet. Der Rollenwechsler weist einen Standfuß 101 auf,
an dem ein erster, um eine Schwenkachse A schwenkbarer Schwenkarm 110 sowie ein zweiter,
um die Schwenkachse A schwenkbarer Schwenkarm 120 befestigt sind. Der erste Schwenkarm
110 weist an seinem dem Ständer abgewandten Ende eine rotierbare, antreibbare Rolle
111 auf, die eine Wicklung 112 einer Warenbahn 113 trägt. Der Rollenwechsler wird
von einer bevorzugten Ausgestaltung eines erfindungsgemäßen Wickelsteuerungssystem
150 gesteuert, das Mittel zum Steuern einer Wickelbewegung der Rollen 111 und 121,
Mittel zum Steuern der Schwenkbewegung der Schwenkarme 110 und 120, Mittel zum Berechnen
des Durchmessers D der Warenbahnwicklungen 112 und 122 auf den Rollen 111 bzw. 121
und Mittel zum Bestimmen eines Korrekturwerts zur Korrektur der Änderung der Wickelgeschwindigkeit
in Reaktion auf eine Schwenkbewegung der die Rollen 111, 121 tragenden Schwenkarme
110 bzw. 120 aufweist.
[0031] Die Warenbahn 113 wird bei der dargestellten Ausgestaltung von der Rolle 111 abgewickelt
und über eine erste Umlenkrolle 130, eine bewegbare Tänzerrolle 131 sowie eine zweite
Umlenkrolle 132 einem Einzugswerk bzw. Infeed einer Warenbahnmaschine zugeführt. Die
auf- und abbewegbare, bspw. mit Druckluft beaufschlagbare Tänzerrolle 131 dient zur
Regelung der Antriebsgeschwindigkeit der Rolle 111.
[0032] Bei dem abgebildeten Tänzerwickler wird die Bahnspannung über eine im Tänzer 131
eingeprägte Kraft aufgebracht, ein überlagerter Tänzerlageregler sorgt dafür, dass
der Tänzer 131 innerhalb seiner mechanischen Grenzen bleibt. Messgröße des Tänzerlagereglers
ist die Position des Tänzers, Stellgröße des Tänzerlagereglers ist dabei eine additive
Position/Geschwindigkeit des Rollenantriebs. Daneben existieren tänzerlose Systeme,
bei denen die Bahnspannung über das Drehmoment des Rollenantriebs eingeprägt wird.
Hier sorgt eine überlagerte Kraftregelung für die Regelung der Bahnspannung. Messgröße
hierbei ist die Bahnspannung, z.B. mittels einer Kraftmessdose, Stellgröße ist das
Drehmoment bzw. eine Momentenbegrenzung des Rollenantriebs.
[0033] Die Länge des ersten Schwenkarms 110 von der Schwenkachse A zum Mittelpunkt der Rolle
111 ist mit L bezeichnet. Der aktuelle Durchmesser der Wicklung 112 ist mit D bezeichnet.
Bei der gezeigten Stellung entspricht der Durchmesser D der Wicklung 112 dem Verhältnis
aus Durchmesser mal Rotationsgeschwindigkeit der Umlenkrolle 130 zu Wickelgeschwindigkeit
der Rolle 111. Die Länge der Warenbahn 113 zwischen der Wicklung 112 und der ersten
Umlenkrolle 130 ist mit 1 bezeichnet. Zur Darstellung der geometrischen Gegebenheiten
ist in Figur 1 ein Koordinatensystem hinterlegt, dessen Ursprung sich in der Schwenkachse
A befindet. Der Winkel des Schwenkarms 110 zur x-Achse des Koordinatensystems ist
mit ϕ bezeichnet.
[0034] Der zweite Schwenkarm 120 entspricht in seiner mechanischen Ausgestaltung dem ersten
Schwenkarm 110 und trägt auf einer Rolle 121 eine Wicklung 122, die für einen fliegenden
Rollenwechsel vorgesehen ist. Zur Durchführung des fliegenden Rollenwechsels werden
der erste Schwenkarm 110 und der zweite Schwenkarm 120 so lange gegen den Uhrzeigersinn
verschwenkt, bis die zweite Wicklung 122 mit der Warenbahn 113 in Wirkverbindung gerät,
woraufhin durch geeignete, nicht gezeigte Schnittvorrichtungen die Warenbahn 113 von
der Wicklung 112 getrennt und mit der Wicklung 122 verbunden wird.
[0035] Bei der soeben beschriebenen Schwenkbewegung verlängert sich die mit 1 bezeichnete
Länge der Warenbahn 113 von der Wicklung 112 bis zur ersten Umlenkrolle 130. Diese
Längenänderung muss durch eine erhöhte Wickelgeschwindigkeit bzw. Drehgeschwindigkeit
der Rolle 111 kompensiert werden, um die Tänzerrolle in ihrer Lage zu halten. In der
Folge ist das oben beschriebene Verhältnis der Transportgeschwindigkeit der Warenbahn
zur Rotationsgeschwindigkeit bzw. Wickelgeschwindigkeit der Rolle 111 nicht mehr proportional
zum aktuellen Durchmesser D der Wicklung 112. Zur Korrektur der Abweichung wird ein
Korrekturwert bei der Durchmesserberechnung verwendet, der die von der Schwenkbewegung
hervorgerufene Änderung der Wickelgeschwindigkeit bei der Durchmesserberechnung berücksichtigt.
Wie weiter oben beschrieben, kann diese Berücksichtigung beispielsweise durch Berücksichtigung
bei der Rotationsgeschwindigkeit oder durch Berücksichtigung bei der Winkelstellung
erfolgen.
[0036] In Figur 2 ist in einem Diagramm 200 eine Ausgestaltung einer Stützpunktkennlinie
201 abgebildet, die anhand der in Figur 1 abgebildeten geometrischen Verhältnisse
berechnet wurde. Die Stützpunktkennlinie ist eine der bevorzugten Möglichkeiten, mit
der ein Korrekturwert zur Korrektur der Änderung der Wickelgeschwindigkeit bestimmt
werden kann. Es sei bemerkt, dass statt eines Entnehmens eines Wertes aus einer Stützpunktkennlinie
ebenso der Korrekturwert direkt in dem Wickelsteuerungssystem berechnet werden kann.
[0037] In dem Diagramm 200 ist eine Änderung Δl der Länge 1 auf einer y-Achse 203 gegen
den Schwenkwinkel ϕ auf einer x-Achse 202 aufgetragen. Die Darstellung entspricht
einer Drehung des Schwenkarms 110 gegen den Uhrzeigersinn um die Schwenkachse A. Jeder
Stützpunkt entspricht der Längenänderung der Länge 1 bei einer Verschwenkung um 1°.
Als zugrundeliegende Geometrie wird eine Schwenkarmlänge L = 2,0 m, ein aktueller
Durchmesser D = 0,5 m, eine (x/y)-Position der ersten Umlenkrolle 130 von (2,0/2,0)
verwendet. Mit diesen Werten ändert sich beispielsweise die Länge 1 bei einer Verschwenkung
von 120° zu 121° um Δl = 0,0346 m, was dem Stützpunkt (120°/0,0346) entnehmbar ist
und einer Verlängerung der Warenbahn um 0,0346 m entspricht. Negative Werte entsprechen
einer Verkürzung der Warenbahn. Die Änderung der Länge 1, die von der Verschiebung
des Tangentialpunktes an der Wicklung 112 hervorgerufen wird, wird bei dieser Betrachtung
vernachlässigt. Es versteht sich, dass bei einer genaueren Korrektur auch diese Verschiebung
berücksichtigt werden kann. Ebenso wird bei der abgebildeten Stützpunktkennlinie ein
konstanter Durchmesser verwendet. Dies bietet sich immer dann an, wenn der Durchmesser
der Wicklung klein gegenüber der Schwenkarmlänge ist, somit insbesondere bei den beschriebenen
Abwickelvorgängen.
[0038] Zur Bestimmung des Korrekturwerts bei einem Schwenkvorgang sind alle Werte der zwischen
dem Startwinkel des Schwenkvorgangs und dem Endwinkel des Schwenkvorgangs zusammenzufassen.
Aus dieser Zusammenfassung ergibt sich die gesamte Längenänderung der Warenbahn zwischen
der Rolle 111 und der ersten Umlenkrolle 130. Die der Kennlinie entnommenen oder bevorzugterweise
online berechneten Werte werden nun zur Korrektur der Durchmesserberechnung verwendet.
Bei der Korrektur mittels einer Korrekturwinkelstellung ϕ
k als Korrekturwert wird die bestimmte Längenänderung Δl über den aktuellen Durchmesser
der Wicklung in die Korrekturwinkelstellung ϕ
k umgerechnet. Dieser Anteil wird dann der tatsächlich ermittelten Winkelstellung hinzugefügt,
wie es bereits weiter oben beschrieben wurde. Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausgestaltung
der Erfindung werden die Korrekturwerte zur Vorsteuerung des Antriebs der Rolle 111
verwendet, um eine Bewegung der Tänzerrolle 131 zu vermeiden.
[0039] Es versteht sich, dass in den dargestellten Figuren nur beispielhafte Ausführungsformen
der Erfindung dargestellt ist. Daneben ist jede andere Ausführungsform denkbar, ohne
den Rahmen dieser Erfindung zu verlassen.
Bezugszeichen
[0040]
- 100
- Rollenwechsler
- 101
- Standfuß
- 110, 120
- Schwenkarm
- 111, 121
- Rolle
- 112, 122
- Wicklung
- 113
- Warenbahn
- 130, 132
- Umlenkrolle
- 131
- Tänzerrolle
- A
- Schwenkachse
- 200
- Diagramm
- 201
- Stützpunktkennlinie
- 202
- x-Achse [°]
- 203
- y-Achse [Δl]
1. Verfahren zum Berechnen des Durchmessers (D) einer Warenbahnwicklung (112, 122) auf
einer Rolle (111, 121),
wobei die Rolle (111, 121) von einem um eine Schwenkachse (A) schwenkbaren Schwenkarm
(110, 120) getragen wird,
wobei die Rolle (111, 121) mit einer veränderlichen Wickelgeschwindigkeit rotiert,
wobei die Warenbahn (113) von der Rolle (111, 121) abgewickelt und einer Warenbahnmaschine
zugeführt oder einer Warenbahnmaschine entnommen und auf die Rolle (111, 121) aufgewickelt
wird,
wobei die Wickelgeschwindigkeit in Abhängigkeit von der Bahntransportgeschwindigkeit
eingestellt wird,
wobei die Berechnung des Durchmessers (D) der Warenbahnwicklung (112, 122) in einem
Wickelsteuerungssystem (150) durchgeführt wird,
wobei eine Änderung der Wickelgeschwindigkeit auftritt, wenn der die Rolle (111, 121)
tragende Schwenkarm (110, 120) während der Wickelbewegung um seine Schwenkachse (A)
geschwenkt wird,
wobei ein Korrekturwert zur Korrektur der Änderung der Wickelgeschwindigkeit in die
Berechnung des Durchmessers (D) der Warenbahnwicklung (112, 122) einbezogen wird,
wobei der Korrekturwert innerhalb des Wickelsteuerungssystems (150) bestimmt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei der Korrekturwert zur Vorsteuerung der Wickelgeschwindigkeit
der Rolle (111, 121) verwendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, wobei eine Korrekturgeschwindigkeit als Korrekturwert
bestimmt wird und die Berechnung des Durchmessers (D) der Warenbahnwicklung (112,
122) auf Grundlage der Wickelgeschwindigkeit und der Bahntransportgeschwindigkeit
durchgeführt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, wobei eine Korrekturwinkelstellung als Korrekturwert
bestimmt wird und die Berechnung des Durchmessers (D) der Warenbahnwicklung (112,
122) auf Grundlage einer Winkelstellung der Rolle (111, 121) und einer Winkelstellung
einer Referenzachse durchgeführt wird.
5. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei der Korrekturwert in Abhängigkeit
von einer Länge (L) sowie einer Schwenkgeschwindigkeit des Schwenkarms (110, 120)
bestimmt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, wobei der Korrekturwert in Abhängigkeit von der Länge (L)
des Schwenkarms (110, 120) sowie dem aktuellen Durchmesser (D) bestimmt wird.
7. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei der Korrekturwert in Abhängigkeit
von einer geometrieabhängigen, hinterlegten Stützpunktkennlinie (201) bestimmt wird.
8. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei der Korrekturwert in Abhängigkeit
von einem geometrieabhängigen, berechneten Faktor bestimmt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 7, wobei die hinterlegte Stützpunktkennlinie (201) mit Hilfe
einer expliziten Messfahrt anhand von Messpunkten ermittelt oder aus der Kenntnis
der geometrischen Anordnung berechnet wird, wobei zwischen den Stützpunkten interpoliert
wird bzw. außerhalb der Stützpunkte extrapoliert wird.
10. Verfahren nach Anspruch 8, wobei der geometrieabhängige, berechnete Faktor analytisch
ermittelt wird.
11. Wickelsteuerungssystem mit
Mitteln zum Steuern einer Wickelbewegung einer Rolle (111, 121), wobei die Rolle (111,
121) mit einer veränderlichen Wickelgeschwindigkeit rotierbar ist, wobei eine Warenbahn
(113) von der Rolle (111, 121) abwickelbar und einer Warenbahnmaschine zuführbar oder
einer Warenbahnmaschine entnehmbar und auf die Rolle (111, 121) aufwickelbar ist,
Mitteln zum Steuern der Schwenkbewegung eines Schwenkarms (110, 120), wobei die Rolle
(111, 121) von dem um eine Schwenkachse (A) schwenkbaren Schwenkarm (110, 120) tragbar
ist,
Mitteln zum Berechnen des Durchmessers (D) der Warenbahnwicklung (112, 122) auf der
Rolle (111, 121), und
Mitteln zum Bestimmen eines Korrekturwerts zur Korrektur der Änderung der Wickelgeschwindigkeit
in Reaktion auf eine Schwenkbewegung des die Rolle (111, 121) tragenden Schwenkarms
(110, 120).
12. Computerprogramm mit Programmcodemitteln, um alle Schritte zum Bestimmen des Durchmessers
(D) und des Korrekturwerts eines Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 10 durchzuführen,
wenn das Computerprogramm auf einem Computer oder einer entsprechenden Recheneinheit,
insbesondere einem Wickelsteuerungssystem (150) nach Anspruch 11, ausgeführt wird.
13. Computerprogrammprodukt mit Programmcodemitteln, die auf einem computerlesbaren Datenträger
gespeichert sind, um alle Schritte zum Bestimmen des Durchmessers (D) und des Korrekturwerts
eines Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 10 durchzuführen, wenn das Computerprogramm
auf einem Computer oder einer entsprechenden Recheneinheit, insbesondere einem Wickelsteuerungssystem
(150) nach Anspruch 11, ausgeführt wird.